Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 9
 

Jürgen packte das Schild „Geschlossen“ und hängte es draußen auf.

Jürgen, lass das. Du hast noch mindestens ne Stunde offen“, sagte Lisa und rieb sich über die Stirn. Jürgen beobachte diese Geste ernst. Energisch schüttelte er daraufhin den Kopf.

Nix da. Onkel Jürgen hat jetzt Sprechstunde. Du schaust aus, als müsstest du dringend reden. Einer muss ja auf dich aufpassen, wenn du das schon selbst nicht machst. Und jetzt hinsetzen!“, sagte er streng und deutete auf die kleine Bank, die in seinem Kiosk als Sitzgelegenheit diente.

Während Jürgen hinter dem Tresen hantierte, setzte sich Lisa wie von Jürgen befohlen hin. Gedankenverloren starrte sie vor sich hin. Aufpassen… hallte Jürgen Stimme in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen. Sie hörte eine andere Stimme…

 

Lisa… pass auf Hopie auf… versprich mir, dass du auf Sina aufpassen wirst…“ Ihre Stimme war schwach gewesen. Sie hatte nach Lisas Hand gegriffen und sie sanft gedrückt.

Kelly nein… Nein Kelly, du wirst das selbst machen. Komm schon, gib nicht auf, lass Sina und mich nicht alleine! Kelly bitte!“, hatte Lisa sie mit Tränen in den Augen angefleht.

Lisa versprich es mir…“

Lisa hatte nicht antworten können. Die Tränen liefen ihr die Wange herunter, sie hatte nur einen Gedanken im Kopf. Kelly durfte nicht aufgeben! Wenn sie ihr erstmal dieses Versprechen geben würde, dann könnte Kelly gehen…

Kelly hatte ihre Hand gehoben, Lisa auf die Wange gelegt.

Bitte Kleine… Versprich es mir…“ Sie hatte Lisa so bittend angesehen, Lisa hatte schließlich genickt.

Ich verspreche es dir! Aber geh nicht, bitte geh jetzt nicht, Kelly, Sina braucht ihre Mama! Und ich brauche dich auch!“, hatte sie ängstlich, verzweifelt geflüstert.

Sie hatte schon immer zwei Mamas... Ich hab euch beide so lieb…“, flüsterte Kelly und schloss müde, aber erleichtert die Augen. Am nächsten Morgen war sie nicht mehr aufgewacht

 

Lisa? Lieselotte hallo? Jemand zuhause“, Jürgen wedelte mit seiner Hand vor Lisas Gesicht.

Was?“, irritiert sah sie auf.

Lisa, was ist denn los?“, fragte er besorgt.

Nichts, ich bin einfach nur müde…“, winkte Lisa ab.

Lisa mal raus mit der Sprache“, verlangte Jürgen und hielt ihr eine Dose mit Keksen hin.

Was meinst du?“, fragte Lisa und schüttelte ablehnend den Kopf. Sie pustete in ihren Tee und stellte dann genervt den Becher hin. Ihre Brille war durch das Pusten total beschlagen. Jürgen schmunzelte leicht, aber er blickte sie weiterhin besorgt an.

Dein erster Arbeitstag war also ‚okay’“, fragte er mit bemüht normalen Ton.

Jepp“, nickte Lisa kurz und startete einen neuen Versuch, etwas Tee zu trinken.

Geht’s etwas genauer?“

Die Kollegen sind nett, Herr von Brahmberg hat mir alles am Anfang gezeigt, meinen eigentlich Chef Herrn Seidel hab ich 5 Minuten gesehen, dann hat der sich ne halbe Stunde in seinem Büro eingesperrt und ist dann zu einem Außertermin abgehauen. Ich hab angefangen alte Ordner in Ordnung zu bringen. Die Leute am Telefon konnte ich auch nicht richtig beraten, weil ich keine Ahnung habe wo sich Herr Seidel aufhält. Und bei dir?“, zählte Lisa betont gelassen auf.

Wow…“, sagte er. „Okay, ich glaube da hilft nur eines: Schokoriegel?“

Lisa musste lachen. „Du bist echt ein Blödfisch Jürgen!“, schimpfte sie, sah ihn aber belustigt an.


Jürgen öffnete den Mund, um nochmals nachzubohren. Doch er überlegte es sich anders. Lisa sah erschöpft, müde aus und er wollte sie schonen.

In einer Woche hat die kleine Maus doch Geburtstag. Was habt ihr denn schon geplant?“, lenkte Jürgen sie also ab. Sein Versuch ging auf. Lisa lächelte.

Nachmittags kommen 8 Schulfreunde von Sina und dann wird im Garten von meinen Eltern gefeiert. Papa hat schon wieder die unmöglichsten Spiele vorbereitet. Die Kinder sollen ihre Angst vor Schnecken und Regenwürmer verlieren.“

Ha, ha… Bernd hat’s doch bei Sina schon geschafft“, lachte Jürgen.

Ja. Und deswegen bringt sie mir auch sämtliches Getier aus dem Garten mit in die Wohnung. Du kommst auch schon mittags, gelle? Mama kocht und den Erwachsenen – Kuchen gibt’s auch schon. Die Kindertorte bringt Yvonne mit.“

Furchtbar süß und furchtbar pink nehme ich an?“, fragte Jürgen und verzog schon mal das Gesicht.

Wenn’s nach Yvonnes Geschmack geht, bestimmt“, lachte Lisa.

 

Nach einer Viertelstunde machte sich Lisa dann auch endlich auf den Heimweg. Das Gespräch mit Jürgen hatte gut getan. Der Gedanke an die zukünftige Arbeit mit ihrem eigentlichen Chef beunruhigte sie doch ein wenig. David Seidel hatte deutlich seine Meinung bezüglich der Wahl von Herrn von Brahmberg und Herrn Petterson klargemacht.

Und dann die Erinnerungen… In letzter Zeit erschien Kelly so häufig in ihren Gedanken und Lisa merkte wie angespannt sie war. Sie versuchte es so gut es ging zu verdrängen, aber es tat einfach nur weh… Als sie an der Turnhalle ankam und Sina ihr entgegen lief, vergaß sie aber alle Sorgen. Sie hatte eine wundervolle Familie und tolle Freunde. Wozu brauchte sie dann noch einen perfekten Chef? An Georg kam sowieso keiner heran!

 

 
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