Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 19
 

Eine Woche später war es dann soweit. Sina würde wieder mal bei ihren Großeltern übernachten. Lisas schlechtes Gewissen war schnell vergessen, als sie Sinas Erzählungen lauschte. Bernd wollte die Gartenmöbel streichen und Sina war natürlich Feuer und Flamme. Grund dafür war der Satz „wir streichen die Möbel“. Sina war also den Nachmittag und Abend voll beschäftigt, denn Lisa bezweifelte stark, dass es bei den Gartenmöbeln bleiben würde. Ihr selbst ging es auch wieder besser. Den Pappkarton hatte sie wieder in den Schrank verfrachtet und Gedanken über die Briefe sich verboten. Sina war wieder so fröhlich wie immer.

Nach der Arbeit ging Lisa gleich mit zu Alexa. Hannah, Hugos Auszubildende, kam wenig später nach. Von Hugo hatten Lisa und Alexa je eine große Tüte bekommen, in denen sich ihre Kostüme samt Zubehör befanden. Alexa wohnte direkt in Berlin und da sie sich später mit David und Richard vor dem Hotel treffen sollten, in dem das Event stattfinden würde, war es unsinnig nochmal nach Göberitz zu fahren.

Hannah half Lisa mit dem Kostüm. Alexa brauchte keine Hilfe mehr.

Ich war bisher dreimal dort, das erste Mal hättest du mal mein Gesicht sehen sollen, als Hugo mir das Kostüm gegeben hatte“, erzählte Alexa.

Das ist eines von Hugos Lieblings- Events. Jedes Jahr schneidert er neue Kostüme“, erklärte auch Hannah grinsend, während sie Lisas Locken hochsteckte. „Da kann er seine Phantasie richtig spielen lassen, sagt er immer.“ Sie sah kritisch in den Spiegel. „Natürlich würde er das viel gewählter ausdrücken. So… Fertig!“

Lisa sah etwas verstört in den Spiegel. So hatte sie sich noch nie angezogen!

Die Tunika schien jeden Moment auseinander zu fallen, so locker hing sie an Lisa herunter.

Das gehört so, ist doch schön luftig“, sagte Alexa amüsiert, als Lisa ihre Bedenken äußerte.

Keine Sorge, das ist eine Hugo Haas Creation, das hält“, bestätigte auch Hannah.

Irritiert sah Lisa wieder in den Spiegel und beäugte sich misstrauisch.

Nur zwei Strähnen hingen aus ihrer Frisur heraus, der Rest war kunstvoll festgesteckt. An den Handgelenken baumelten die großen, goldenen Armreifen, die ihnen Hugo noch mitgegeben hatte, und auch die Sandalen waren in Goldtönen. Auch Alexas dunkle Lockenpracht war jetzt festgesteckt. Sie trug statt der Armbänder große Ohrringe.

Und jetzt das i- Tüpfelchen. Wir sollen ja auch als Werbeschild fungieren“, erklärte Alexa und stellte sich hinter Lisa. Hannah machte das gleiche bei Alexa. Geschickt banden sie um die Taille einen „Gürtelersatz“. Eine dicke, goldfarbene Schnur. Ein großer Anhänger in Form eines „K“ für Kerima hing daran.

So… fertig. Das Taxi müsste unten stehen“, sagte Alexa nach einem Blick auf die Uhr.

Viel Spaß“, wünschte ihnen Hannah „…und macht wenn möglich ein Foto von den Chefs!“

 

Nur wenig später waren sie angekommen. Lisa staunte nicht schlecht, als sie die vielen verkleideten Personen sah, die in das Hotel gingen.

Wow…“, hörten sie da eine bekannte Stimme. Lisa und Alexa drehten sich um und sahen David der ebenfalls in römischer „Tracht“ vor ihnen stand und lächelnd auf sie zuging.

Sie sehen bezaubernd aus meine Damen- Aphrodite würde erblassen.“

Vielen Dank David“, lachte Alexa. Und auch Lisa musste bei dem Vergleich lachen.

Danke für das Kompliment Herr Seidel“.

David“, korrigierte er und verbeugte sich leicht vor ihnen. „Im alten Rom war der Vorname wichtig.“

David sah Lisa auffordernd an. Sie wurde rot- warum durfte er auch so gucken?

Lisa“, sagte sie. Er lächelte und reichte beiden je einen Arm.

Wenn ihr mir die Ehre erweist- ich würde gerne mit den zwei schönsten Frauen des Abends herein gehen. Richard wartet drinnen.“

David“, hörten sie da auch Richards Stimme. Er nickte den beiden Frauen zur Begrüßung zu.

Richard hatte, wie David, einen Lorbeerkranz auf seinen Haaren- die er sich deshalb auch nicht so stark zurück gegelt hatte. Beide Männer sahen wirklich gut aus.

Lisas Nervosität legte sich schnell. Alexa und sie hatten einiges zu tun. Während David und Richard sich mit Geschäftskunden unterhielten mussten sie ab und an Notizen mitschreiben und Visitenkarten verteilen. Später erwischte David sogar noch Herrn Blum. Er unterhielt sich freundlich mit ihm und Blum schien auch nicht mehr sauer, wegen des verpatzten Termins zu sein. Obwohl seine Frau neben ihm stand, schwirrte sein Blick des Öfteren zu Lisa, wie auch David bemerkte. Komischerweise regte ihn Blums ‚Getue’ eher auf.

Nachdem er sich Blums wiederholte Lobeshymne auf dessen Urlaubsdomizil angehört hatte, verabschiedete er sich deshalb möglichst schnell. Lisa zog er sanft am Arm mit.

 

Dann war der geschäftliche Teil vorerst vorbei und die beiden Frauen gingen zum Buffet.

Endlich- ich sterbe vor Hunger“, stöhnte Alexa auf. Lisa sah sie spöttisch an. „So wie du redest, klingt das als hättest du seit Tagen nichts mehr gegessen.“

Lach du nur! Ich hätte mich fast an der Tischdeko bedient. Wie können die Schokolade nur zu Dekozwecken benutzen? Egal- ich für meinen Teil werde jetzt gleich etwas gegen meinen Hunger unternehmen“, erwiderte Alexa, und füllte sich zwei Teller. Einen mit herzhaften italienischen Köstlichkeiten, den anderen mit einer großen Portion Tiramisu. Lisa hatte sich mit einem Teller begnügt. Sie setzen sich an ihren Tisch.

David und Richard beobachteten derweil spöttisch am Buffet zwei sehr schlanke Frauen, die sich ihre Teller mit Karotten und anderem Grünzeug befüllten.

Kaninchenfutter“, murmelte David Richard zu.

Eher Ziegen. Passt besser“, erwiderte der trocken.

Als David dann als erster an den Tisch zurückkehrte, musste er über Alexas volle Teller lachen.

Na, da hatte wohl jemand mächtig Hunger?“

Auch du Brutus“, sagte Alexa und sah ihn böse an. Lisa lachte auf. David sah sie interessiert an. Es war das erste Mal, dass er sie so herzhaft lachen sah- und was er sah gefiel ihm äußerst gut.

 

Richard kam kurze Zeit später, er war von einem Geschäftsfreund aufgehalten worden. Auch er warf einen Blick auf Alexas Teller und sah sie spöttisch an.

Verkneif’s dir“, meinte David. Als dann die beiden Frauen von vorhin an ihrem Tisch vorbeigingen und mit einem gemischten Blick aus Entsetzen und Neid auf Alexa schauten, lachten Richard und David auf.

Lisa warf Alexa einen überraschten Blick zu. War es schon ein sehr seltener Augenblick, dass sich die Geschäftsführer nicht zankten- gemeinsam gelacht hatten die beiden in Lisas Anwesenheit noch nicht! Überhaupt bemerkte Lisa den relativ gelassenen Tonfall zwischen den Beiden. Man könnte fast meinen, dass die beiden sich gut verstanden! Alexa fiel dies kaum noch auf. Bei öffentlichen Auftritten sah sie David und Richard immer locker miteinander sprechen. Leider hielt dieser Umstand nie lange an.

Satt und zufrieden lehnte sich Alexa zurück. Richard warf ihr einen spöttischen Blick zu.

Satt?“, fragte er. Sie überlegte kurz, schielte dann auf seinen Platz. Sein Schokoladen- Dekoration war noch auf seinem Platz. Sie griff danach und biss in die Schokolade.

Was denn? Schokolade geht immer- bessert meine Laune“, grinste sie. Innerlich beschimpfte sie sich, dieser Abend bedeutete mindestens zwei Joggingstunden extra, aber die Gesichter von Lisa, David und vorallem Richard werteten das wieder auf.

Ich werd’s mir merken“, sagte Richard trocken. Dann jedoch wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt. Er stöhnte hörbar auf, als sich ein älterer, gesetzter Mann zum Mikrophon bewegte. David folgte seinem Blick- und stöhnte ebenfalls auf. Beide wussten, was nun kommen würde.

 

Nochmals einen guten Abend meine Damen und Herren“, sagte Heinrich Leber und Lisa bemerkte überrascht die genervten Gesichtsausdrücke der beiden Chefs. Irgendwie sahen die beiden sich sehr ähnlich im Moment. Der Mann am Mikrophon hatte eine sehr monotone Stimme und Lisa hörte schon bald nicht mehr hin- so wie die meisten im Saal.

In alter Tradition bitte ich nun zum Tanz. Einen schönen Abend allerseits“, hörte Lisa da noch, bevor die Musik wieder begann.

Überrascht bemerkte Lisa, wie so ziemlich jeder im Saal aufstand.

Richard reichte Alexa eine Hand, die auch sofort mit ihm ging. David tat es ihm gleich und zog Lisa zur Tanzfläche.

Gehört zu diesem Event. Ein Pflichttanz für jeden“, erklärte David schmunzelnd, als er ihren wenig begeisterten Blick sah. Lisa nickte nur nervös. Wann hatte sie zum letzten Mal getanzt? Doch David machte es ihr leicht. Er begann auch sofort ein Gespräch, so dass Lisas Nervosität auch langsam nachließ.

Wie alt ist denn ihre Tochter, wenn ich fragen darf?“, fragte er und bemerkte lächelnd, wie sich der Ausdruck in Lisas Augen veränderte.

Sina ist acht“, sagte sie und lächelte.

Dann geht sie ja schon zur Schule?“

Ja in die zweite Klasse.“

Lisa war mit Georg schon auf einigen Geschäftsterminen gewesen. Später hatte er sie vor solchen Bällen allerdings bewahrt. Ihr waren die Abende mit Sina um einiges wichtiger gewesen.

In der Nähe tanzten Richard und Alexa.

Sie bemerkte wieder die zwei Frauen, die sie vorhin so ungläubig angestarrt hatten. Vorsichtig sah sie an sich herunter. Vielleicht war ja irgendeine Naht aufgegangen?

Alles noch da wo es hingehört. Ihr Appetit in Kombination mit ihrer Figur hat die zwei wohl etwas verwirrt“, erklärte Richard trocken.

Wie bitte?“ Verständnislos sah Alexa ihn an. Richard lachte leise auf.

Na ihrem Appetit nach müssten sie ungefähr das Doppelte wiegen.“

Muss eine Frau an Karotten und Sellerie knabbern, um das Klischee zu erfüllen? Schon mal was von Sport gehört?“, knurrte Alexa böse. So langsam fühlte sie sich von ihrem Chef mehr als nur auf den Arm genommen.

Hab ich allerdings“, antwortete Richard gelassen und grinste sie frech an. „Und ich finde es sehr angenehm eine Frau mit gesunden Appetit vor mir zu haben. Auch wenn Sie mich mit der Schokolade vorhin geschockt haben, ich gebe es zu.“

Alexa musste nun auch lachen. „Das war so beabsichtigt Chef“, erwiderte sie schmunzelnd und blickte ihm direkt in die Augen. Verwirrt bemerkte sie ein warmes Gefühl in sich aufsteigen, sie fühlte sich wie magisch angezogen von seinem Blick. Vielleicht war der Grund dafür, dass sie ihn selten so entspannt sah. Vielleicht weil er selten lächelte und scherzte. Vielleicht auch grundlos- aber dennoch: sie spürte dieses Gefühl in sich aufsteigen. Und auch Richard unterbrach den Blickkontakt erst als die Musik aufhörte.

Nach dem Tanz folgte David mit Lisa an der Hand sofort Richard und Alexa. Letztere nahm erst einmal einen großen Schluck Champagner. Richard unterhielt sich gleich mit einem Geschäftspartner.

Spät am Abend tanzten einige der Gäste ausgelassener.

Wahnsinnige Idioten“, schimpfte Richard leise, als einer der leicht angetrunkenen Gäste seinen Lorbeerkranz in die Menge schmiss.

Ausnahmsweise stimm ich dir zu“, sagte David. Gelangweilt trommelte er auf der Tischplatte.

Okay mir reicht’s“, sagte David, als er Blum in der Nähe ihres Tisches entdeckte. „Wenn Blum mir noch einmal die Story von seinem Landhäuschen in der Toskana erzählt, bring ich wen um. Ich fahr Lisa heim, kannst du Alexa mitnehmen?“

Richard nickte. „Liegt ja auf dem Weg“, meinte er knapp. „Ist das Ihnen Recht?“

Alexa wurde rot, nickte aber. „Natürlich… Danke“, antwortete sie.

Sie können mich an der S-Bahn rauslassen“, versuchte Lisa David zu überzeugen. Ihr war das schrecklich peinlich, dass er extra nach Göberitz rausfuhr.

Tut mir leid, aber in dem Aufzug lasse ich Sie bestimmt nicht alleine S- Bahn fahren. Ich hab doch schon mal gesagt, ich passe auf meine bezaubernde Assistentin auf“, erwiderte David lächelnd.

Lisa errötete leicht und murmelte ein Dankeschön. Die Fahrt über unterhielten sie sich über die nächste Woche. Durch das Romevent waren einige Termine mehr dazugekommen. Ein erfolgreicher Abend.

 

Kurze Zeit später hielt David vor Lisas Wohnung. Galant öffnete er ihr die Autotür.

Nochmal danke fürs heimfahren“, sagte Lisa lächelnd und wollte dann zur Haustür gehen, doch David hielt sie auf.

Lisa, gehen Sie mal mit mir aus?“, fragte er ohne groß nachzudenken. Er fand sie sehr hübsch und wollte sie näher kennen lernen.

Nein“, antwortete Lisa sofort geschockt.

Darf ich fragen, warum?“, lachte David. Lisas Antwort war wie aus der Pistole geschossen gekommen. Er hatte allerdings nicht das Gefühl gehabt, dass sie ihn so abstoßend gefunden hätte.

Weil Sie mein Chef sind Herr Seidel.“

David. Dabei bleibt es bitte. Heißt das, ich muss Sie feuern, damit Sie es sich anders überlegen?“, fragte er und bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck.

Erst sah ihn Lisa geschockt an. Dann konnte sie sich ein leises Kichern nicht verkneifen. David lächelte siegessicher. Ihm konnte einfach keine Frau widerstehen.

Entschuldigen Sie bitte. Aber ich befürchte, dass würde ihre Chancen eher verringern…“

Na wunderbar. Was schlagen Sie dann bitte vor?“ stöhnte David auf. Lisa biss sich auf die Unterlippe.

Herr Seidel,… David… mir liegt sehr viel an dem Job“, sagte sie schließlich zögernd. „Bitte lassen Sie uns nichts tun, was diesen gefährden würde. Ich weiß, dass in der Vergangenheit einige ihrer Assistentinnen deswegen ihren Job verloren haben...“

Einige Sekunden sah er sie verblüfft an. Lisa machte sich schon Sorgen, zu direkt gewesen zu sein, aber da lachte David los.

Sie sind wirklich direkt Lisa“, sagte er kopfschüttelnd, aber immer noch mit einem breiten Lächeln. „Das gefällt mir.“ Er nahm ihre Hand, verbeugte er sich galant vor ihr und gab ihr einen Handkuss. Dann lächelte er Lisa noch einmal zu. „Ich bin stur Lisa. Schlafen Sie gut.“ Er stieg in sein Auto, winkte ihr nochmal zu und fuhr dann los. Sprachlos blickte sie dem Auto hinterher.

Na wunderbar Lisa, und jetzt??’

 

 
  Seit dem 29.02.2008 waren schon 104358 Besucher (231943 Hits) auf dieser Seite!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden