Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 10
 

Die nächsten Tage im Büro verliefen recht ähnlich. Mit Alexas Hilfe hatte Lisa endlich alle Programme durchschaut und so konnte sie viel schneller arbeiten. Mit ihrem System kam sie gut voran, der Schrank vor Davids Büro begann sich merklich zu ändern.

Die Zusammenarbeit jedoch mit David hatte sich nicht verändert. Er sagte ihr zwar „Guten Tag“ und „Auf wieder sehen“, doch mehr kam auch nicht. David erledigte viele Kundentermine und so war er die meiste Zeit außer Haus. Er war es gewohnt alleine zu arbeiten. Seine letzten Assistentinnen waren ihm keine große Hilfe gewesen und warum sollte es anders mit Frau Plenske sein? Aber David war ehrlich: Der Hauptgrund war, dass er nicht gewillt war sich einfach so mit „Richards Wahl“, wie er Lisa im Geheimen nannte, auseinander zu setzen. So arbeitete er auch lieber von zuhause aus, als im Büro.

Mit Richard kam es deswegen zu einer lautstarken Diskussion.

Kannst du mir mal verraten, wo du dich ständig aufhältst??“, motzte er David an. „Frau Berger vernachlässigt ihre eigene Arbeit, weil sie DEINER Assistentin Sachen erklären muss. Das wäre DEINE Aufgabe!“

1. Wo ich meine Arbeit erledige kann dir völlig egal sein. Die Hauptsache ist, dass sie erledigt wird und 2. DU hast Frau Plenske eingestellt. Sie ist doch deiner Meinung perfekt geeignet für den Job. Wenn du ihr was erklären musst, tu dir keinen Zwang an. Ich erledige MEINE Aufgaben wie du siehst“, meinte David bissig und warf ihm einige Mappen auf den Tisch. Verträge mit neuen Kunden, wie Richard erkennen konnte. Ohne ein weiteres Wort ging David aus Richards Büro.

 

Lisa saß nicht an ihrem Tisch und so ging er unbemerkt in sein Büro. Überrascht bemerkte er eine Liste auf seinem Tisch. Lisa hatte ihm Name und Telefonnummern einiger Kunden hingelegt, die dringend zurück gerufen werden müssten. Das ‚Dringend’ hatte sie bei einigen Namen unterstrichen. Zudem war eine weitere Liste mit Termin- Änderungen dabei. Nachdenklich schaute David aus seiner Tür, doch der Platz an Lisas Schreibtisch war leer.

David griff nach dem Telefon und erledigte die Anrufe. Ein Blick in seinen Terminkalender ließ ihn leise fluchen. Er hatte den Termin mit einem Kunden ganz vergessen. David stand auf und durchsuchte seine Schränke, doch dort wurde er nicht fündig. Angelika, die damalige Assistentin hatte es zumindest geschafft, seine Notizen abzuheften, da war er sich sicher. Immer genervter wühlte er einen Ordner nach dem anderen durch.

Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?“, schreckte ihn da Lisas Stimme auf.

Sie war sich gerade eine Tasse Kaffee holen, als sie David vor dem Regal hatte stehen sehen. Er nahm einen Ordner nach dem anderen heraus und suchte scheinbar etwas.

Er sah wirklich verdammt gut aus, in seinem dunklen Anzug und diesem blauen Hemd. Doch Davids permanente unzuverlässige Art schreckte sie mehr als nur ab. Gutes Aussehen war eben nicht alles…

Gärtner. Ich brauche meine Notizen vom letzten Treffen. Um halb vier hab ich den Termin“, sagte er ohne aufzublicken.

Ähm.. nein um halb drei“, widersprach Lisa. „Herr Gärtner hatte gestern angerufen, ich hatte Ihnen eine Notiz hinterlassen.“

Na dann um halb drei. Trotzdem, meine Unterlagen?“, genervt sah er auf.

Lisa ging wortlos an ihm vorbei, schnappte sich den ersten Ordner, schlug im Index nach und griff dann nach einem nummerierten Ordner. Innerhalb von 15 Sekunden hatte David eine Mappe vor sich.

Ihre Notizen. Ich hab mir erlaubt sie abzutippen und die Zahlen vom letzten Auftrag herauszusuchen. Das sind die zwei Rechenbeispiele. Mehr als das zweite Beispiel sollten aber nicht angeboten werden, da sonst ein Verlust droht“, sagte Lisa. Sie sah dabei nur auf die Unterlagen und bemerkte so nicht den überraschten Blick von David.

Noch nie konnte ihm eine Assistentin so genaue Details nennen.

Ähm danke. Und Ihr … System ist schon fertig?“, fragte er und deutete unbestimmt auf das Regal.

Noch nicht ganz… Mir fehlen noch einige Unterlagen“, erklärte Lisa.

Okay… Danke Frau Plenske… Gute Arbeit“, lobte David und zwinkerte ihr zu.

Überrascht sah Lisa auf. Noch nie war David so freundlich zu ihr gewesen.

 

David saß extrem zufrieden in seinem Büro. Die Notizen waren perfekt. Bereits nach einmaligem Durchlesen war er für den Termin vorbereitet. Nach dem Termin würde also noch genug Zeit für eine nette Abwechslung bleiben. Zufrieden griff David nach seinem Handy.

Hallo Jessica, David hier. Hast du heute schon was vor? Nein? Wunderbar. Ich hol dich später ab… Ich mich auch Cherie“, sagte er und winkte Max herein, der in der Tür stand.

Cherie?“, wiederholte Max stirnrunzelnd.

Keine Panik. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, zwinkerte David ihm zu.

Na dann“, sagte Max. In der Hand hatte er einige Unterlagen. „Ich brauch da paar Unterschriften von dir. Wir müssten uns morgen mal mit Richard zusammensetzen, es geht um den Finnen- Auftrag. Ihr müsst endlich mal ein Okay geben, damit wir die Entwürfe nach Finnland schicken können.“

Sag das nicht mir, sondern dem Brahmzwerg“, murrte David und sah die Unterlagen durch, die Max ihm gegeben hatte. Max ersparte sich einen Kommentar. Seit der „Plenske- Aktion“, wie er Lisas Anstellung nannte, war die Stimmung zwischen den beiden Chefs noch angespannter. Er hatte nicht vor, sich weiter seine Nerven zu schädigen. Maxens neueste Taktik: Anspielungen überhören und das Thema wechseln.

Morgen um neun?“, fragte er nur.

Geht klar“, sagte David und reichte ihm die unterschriebenen Papiere.

Und bist immer noch sauer deswegen?“, fragte Max und deutete mit seiner Hand auf die Türe.

Du meinst, weil ihr mir einfach so ne Assistentin vor die Nase gestellt habt?“, fragte David bissig. „Ja, ich bin noch ‚sauer’! Aber man kann sagen was man will, sie macht ihre Arbeit gut…“

Ohho, das sind ja mal neue Töne“, grinste Max zufrieden. „Frau Plenskes Zeugnisse haben wirklich für sie gesprochen. Sie kennt sich auch gut mit Kalkulationen, Bilanzen und sämtlichen Dingen mit Zahlen aus.“

Ja, ja alles Bereiche, die nicht mein Glanzgebiet sind. Schon verstanden Petterson“, winkte David ab. Dann deutete er auf die Tür. „Haste nix zu tun?“

Nachdenklich folgte Davids Blick Max, der aus der Türe gegangen war. Ja, seine Assistentin leistete gute Arbeit und es war ja nicht ihre Schuld, dass er sich so hintergangen fühlte… Und warum sollte er den Umstand nicht nutzen, dass er endlich eine Assistentin hatte, die ihm auch wirklich Arbeit abnehmen konnte?

Er ging hinaus und sah Lisa, die wieder vor dem PC arbeitete.

Frau Plenske?“

Ja Herr Seidel?“

Wenn Sie dann mal kurz in mein Büro kommen könnten. Und nehmen Sie bitten den Terminkalender mit.“ Überrascht stand Lisa auf. David ließ ihr galant den Vortritt und etwas besorgt wartete Lisa ab.

Das ist wirkliche gute Arbeit“, lobte er und deutete auf die Mappe. „Wie sehen denn die nächsten Tage aus?“

Lisa sah auf ihre Unterlagen. Sie versuchte ruhig zu bleiben, nicht ihre Überraschung zu zeigen, war es doch das erste Mal, dass David sie wie seine „Assistentin“ behandelte. Schnell waren die Termine besprochen. Lisa würde die Unterlagen morgen auf den Schreibtisch legen.

Wunderbar, dann mache ich mich mal auf den Weg. Bis morgen Frau Plenske“, sagte David.

 

An diesem Abend ging Lisa das erste Mal mit einem Lächeln aus der Firma.

 

 
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