Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 5
 

Müde schloss er die Türe hinter sich. Die Schlüssel warf er wie immer auf die kleine Kommode, die direkt neben der Tür stand. Im Vorbeilaufen schaltete er die Anlage an. Wie immer, wenn er von einem Treffen mit einer seiner Gespielinnen heimkam, führte ihn sein erster Weg unter die Dusche.

Er genoss das kühle Wasser, er fühlte sich wieder frisch und wach. In Jogginghose und schwarzen T-Shirt führte ihn sein Weg in die große, offene Küche, die nur selten von ihm genutzt wurde. Er lebte alleine, seit er aus der Villa seiner Eltern ausgezogen war, was sollte er da groß kochen? Frauen nahm er nie mit nachhause. Dies war sein Reich. David öffnete den Kühlschrank, nahm sich ein Bier und ließ sich auf die Couch fallen.


Der Nachmittag war noch recht aufregend gewesen. Tatjana, eines der aktuellen Lieblingsmodels von Hugo Haas, dem Chefdesigner von ‚Kerima’, hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie gerne mit ihm allein sein würde. David war ihr in ihr Hotel gefolgt. Der Sex mit ihr war gigantisch- deshalb war ihm auch viel zu spät eingefallen, dass er einen Termin mit Herrn Blum, einem wichtigen Stofflieferanten gehabt hätte.

Ein Anruf bei Alexa, Richards Assistentin, hatte ihm aber bestätigt, was er eh schon vermutet hatte. Richard hatte sich bereits um das Problem gekümmert… Der zuverlässige Richard.

David hatte sich dann lieber um einen anderen Termin gekümmert. Dort war auch alles gut verlaufen.


Nachdenklich nahm er einen großen Schluck. Eigentlich sollten Richard und er Partner sein. Davids Vater, Friedrich, hatte sie beide zu Geschäftsführer auf Probe benannt. Er wolle sich aus dem Geschäftsleben langsam zurückziehen. Richard und David wurde ein Jahr Zeit gegeben, um sich ein zu arbeiten. In wenigen Monaten müssten sie sich dem Vorstand stellen und dann würde eine Entscheidung fällen, wer von beiden als Geschäftsführer eingesetzt werden würde.


Auch wenn David es ungern zugab, in gewisser Weise wusste er, dass er ersetzbar war. Durch Richard. Der war von ‚Kerima’ und der Arbeit besessen. Egal welcher Vorschlag von David kam, Richard hatte etwas daran auszusetzen. Also warum erst großartig anstrengen? Im Moment war sein Leben wirklich in Ordnung. Der Name Seidel öffnete ihm viele Türen und sein Aussehen ermöglichte so manches mehr. Über fehlende Gesellschaft musste er sich jedenfalls noch nie beklagen. Er nahm mal die eine, mal die andere zu offiziellen Veranstaltungen mit. Genauso oft wechselte er seine Dates. Auf eine feste Beziehung verzichtete er nur zu gerne. Seit Mariella ihn vor zwei Jahren verlassen hatte, genoss er sein Singleleben. Richard dagegen erschien auf Veranstaltungen entweder mit Frau Berger, seiner langjährigen Assistentin oder alleine. Mit wem er sich sonst traf wusste David nicht – und es interessierte ihn auch nicht.


Richard und David. Wie Feuer und Wasser sagten viele. Es krachte oft zwischen ihnen. Dabei hatten sie sich als Kinder sehr gut verstanden… David musste immer den Kopf schütteln, wenn er an die Vergangenheit dachte.


Ihr Verhältnis begann sich zu verändern, als sie mit 16 auf verschiedene Internate geschickt wurden. David nach Frankreich und Richard nach England.

Nach ihrem Abschluss kehrten beide erst einmal nach Berlin zurück. David kam mit Mariella, Richards Schwester zusammen und blieb in Berlin, während Richard, auf Wunsch seines Vaters Claus nach Frankfurt ging, um bei einem Geschäftsfreund ein Praktikum zu machen, bevor er in den Staaten sein Studium beginnen sollte. Während David in Berlin studierte, schon bei ‚Kerima’ jobbte, beendete Richard sein Studium in den USA und blieb – für alle überraschend in Frankfurt. Er wolle dort seinen deutschen Abschluss machen und in der Firma des Geschäftsfreundes seines Vaters erste Erfahrungen sammeln. Claus war einverstanden und so blieb Richard in Frankfurt. Nach dem Tod seines Vaters kehrte Richard nach Berlin zurück und begann, wie David bei ‚Kerima’ zu arbeiten. Es kam wiederholt zu Streitereien über die Arbeitsweise des jeweils anderen. Als Richard dann von einem Seitensprung von David erfuhr, war es endgültig vorbei…


Dennoch, Richard hatte heute wieder einmal die Firma gerettet. Hugo, der Chefdesigner war sehr penibel, wenn es um die Stoffe für seine Kreationen ging. Und seit seine Frau Britta nicht mehr bei ‚Kerima’, sondern im Theater arbeitete, war es wieder Davids Aufgabe, das sensible Genie zu beruhigen. Es sich mit Blum zu verscherzen wäre eine Katastrophe gewesen. Mit einem genervten Seufzer stand David auf, stellte sich ans Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit.

Aber dafür war Super- Richie ja wieder da. Auf den perfekten Richard von Brahmberg…“, murmelte David, hob die Flasche wie zum Toast und trank einen großen Schluck.



Auch Richard war endlich nachhause gekommen. Er sprang schnell unter die Dusche. Auf Gel verzichtete er zuhause und so standen seine Haare in alle Richtungen ab. In seiner schwarzen Jogginghose und dem weißen Shirt stand er barfuss in der Küche und machte sich ein Sandwich. Nebenbei hörte er den Anrufbeantwortet ab. Eine Nachricht von Mariella- von ihm liebevoll Ella genannt. Lars und ihr ginge es gut, sie wolle sich nur mal melden. „Und wehe du sitzt wieder das ganze Wochenende in deinem Büro!“, hatte sie noch liebevoll geschimpft.


Richard lächelte. So war es schon immer gewesen. Seine jüngere Schwester mutierte gerne zu seinem persönlichen Aufpasser. Mit dem Teller und einer Flasche Bier setzte er sich auf seine Couch. Während er aß, las er sich noch eine Kalkulation durch. Er hatte sich so über David aufgeregt, dass er nicht aufgepasst hatte und einen Zahlendreher rein geschrieben hatte. Er war so wütend gewesen, dass er das falsche Ergebnis noch nicht einmal bemerkt hatte. Alexa hatte ihn darauf hingewiesen. Dafür durfte sie sich auch erstmal einen bissigen Kommentar anhören- aber sie hatte recht gehabt. Es hatte ewig gedauert, den Fehler wieder zu finden. Alles wegen David!


David. Warum er sich so über David aufregte, verwunderte Richard oft selbst. Früher hatte er gedacht, es sei nur wegen Mariella gewesen. Jetzt waren die beiden getrennt- hatten sich aber freundschaftlich verabschiedet. Das konnte er David nicht mehr ankreiden. Überhaupt: Er sollte sich freuen. David manövrierte sich selbst ins Aus. So wie Dinge im Moment standen, hatte David keine Chance gegen ihn bei der Wahl für den Geschäftsführer. Woher kam nur immer dieser Beigeschmack? Ihre Väter hatten es anders gemacht. Claus und Friedrich waren Freunde, Partner gewesen. Sie hatten alles gemeinsam entschieden. Niemand hatte gegen die beiden eine Chance. Ein Team, gleichberechtigte Partner.

David und er dagegen bekämpften sich, wo es nur ging. Aber wenn David auch nur auf sein Vergnügen schaute! Kein Wunder, dass es immer wieder Streit gab. Für jede Entscheidung, die von ihnen gemeinsam gemacht werden musste, wurde mindestens ein Tag eingeplant, denn es musste alles doppelt nachgeprüft werden. Das würde sich wohl erst ändern, wenn nur noch einer von beiden das Sagen hatte…


Mit einem Seufzer schlug Richard die Mappe zu. Diese Kalkulation war nun in Ordnung.

Er stand auf, stellte sich an Fenster und sah hinaus. Warum war nur alles so kompliziert?

 

 
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