Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 31
 

Zufrieden verließen die Vorstandsmitglieder den Konferenzsaal. Friedrich hatte versucht Augenkontakt zu einem von seinen Söhne zu gewinnen, doch keiner von beiden hatte reagiert.

Umso überraschter war er gewesen, als David und Richard nur ein Konzept vorlegten. Ein gemeinsames. Der Vorstand war einstimmig überzeugt und gab den Beiden ein Jahr Zeit, um sich zu beweisen.

Richard und David waren nur offiziell Geschäftsführer von ‚Kerima Moda’.

Lisa und Alexa standen im Foyer nebeneinander und warteten aufgeregt. Es war überraschend wenig Arbeit gewesen, aus den zwei Konzepten ein gemeinsames zu erstellen. Beide Assistentinnen waren überrascht von der Idee gewesen, aber noch mehr von dem ruhigen Ton zwischen ihren Chefs. Und David und Lisa waren zusätzlich erstaunt gewesen, dass Richard und Alexa sich mittlerweile duzten.

Alexa hatte Lisa später erzählt, dass Richard ihre Hilfe bei der Präsentation gebraucht hatte. Dabei hatte er ihr auch von der „Familiensache“ erzählt. Warum sie Lisa nicht einfach die ganze Wahrheit sagte, wusste Alexa selbst nicht. Aber außer Max und Yvonne wusste niemand von Richards Ausraster und dabei sollte es auch bleiben.

Beide Frauen sahen auf, als Friedrich Seidel an ihnen vorbei ging. Er war in ein Gespräch mit einem Vorstandsmitglied vertieft und ging zum Aufzug. Auf Lauras Rat hin wollte er Richard und David noch Zeit lassen. Auch wenn es ihm schwer fiel, er musste warten.

Alexa und Lisa warfen sich einen Blick zu. Dann aber entdeckten sie David und Richard, die als letzte aus dem Saal gekommen waren.

David nickte den beiden lächelnd zu und deutete mit dem Daumen nach oben. Die beiden Frauen seufzten erleichtert auf und gingen auf David und Richard zu.

„Das hätten wir“, meinte David ruhig.

„Wir müssen morgen mit der Bank einen Termin ausmachen…“

„… und uns mit Hugo zusammensetzen. Die Stoffe müssen dringend bestellt werden“, beendete David Richards Satz. Der nickte zustimmend und sah ihn dann fragend an.

„Du Hugo, ich Bank?“

„Gut und danach Bericht bei dir im Büro?“

„In Ordnung. Und versuch Hugo von den teuersten Stoffen mal abzulenken.“

Lisa kam sich vor wie bei einem Tennisspiel. Sie und Alexa hatten immer denjenigen angesehen, der gesprochen hatte und da David und Richard die Sätze des jeweils anderen sofort beendet hatten, war der Blick sehr schnell gewandert.

Die Männer gingen auseinander, Lisa und Alexa blieben stehen.

„Also… Die beiden gehen alleine zu Terminen, bei denen etwas entschieden werden muss…“ begann Alexa langsam.

„Und machen jetzt schon einen Termin aus, um sich gegenseitig von dem ERGEBNIS zu berichten“, sagte Lisa genauso langsam. Ungläubig sahen sie sich an.

Bevor sie jedoch weiter sprechen konnten, wurden sie von David und Richard gerufen.

 

Nach der Arbeit schaute Lisa wieder mal bei Jürgen vorbei.

„Welch Glanz in meiner Hütte. Die Plenske“, begrüßte er sie spöttisch. „Wie geht’s, mittlerweile verheiratet?“

„Blödfisch.“

„Ja, ja zum beschimpfen bin ich immer noch gut genug“, spottete er weiter, reichte ihr aber eine Tasse Kaffee.

„Bei uns war die Hölle los in der Firma. Aber der Krieg zwischen David und Richard scheint jetzt vorbei zu sein“, sagte Lisa mit einem zufriedenen Lächeln.

„Schön, schön. Und bei dir und der kleinen P- Maus alles in Ordnung? Hab dich ja ewig nicht mehr gesehen“, sagte er und warf ihr einen strafenden Blick zu.

„Hmm ja, alles in Ordnung. Sina geht’s gut“, antwortete Lisa und griff nach ihrem Handy, das sich aber selbst ausgeschaltet hatte. Genervt stöhnte Lisa auf. Dass sie dauernd vergaß den Akku aufzuladen!

Ich hab übrigens ne neue Handynummer. Hab den Vertrag gewechselt“, erklärte Jürgen. „Kannst sie dir gleich eintippen.“

Nö Akku ist leer“, sagte Lisa resigniert und winkte mit dem Handy.

Lieselotte, du bist jetzt schon vergesslich wie andere mit 90!“, neckte er sie. Jürgen kritzelte die Zahlen auf ein Stück Papier und reichte es Lisa. Die steckte es sich in den Geldbeutel.

Vergiss deine Tasche jetzt aber nicht in der S- Bahn“, meinte Jürgen trocken.

Blödfisch“, schimpfte Lisa wieder und streckte ihm die Zunge raus.

Zicke.“

Gemeiner Kerl.“

Beleidigtes Lieschen.“

Lisa öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Wie immer. Schimpfwörter sind einfach nicht dein Terrain Lisa“, lachte Jürgen.

Jürgen nahm nochmal einen Zettel, kritzelte wieder etwas darauf.

Gib mir mal deinen Geldbeutel.“

Lisa tat es verwundert und sah zu, wie Jürgen den vorherigen Zettel herausnahm und gegen den neuen austauschte. Neugierig wollte sie nachschauen, aber Jürgen verbot es ihr.

Erst später“, zwinkerte er ihr zu.

 

Die beiden tranken ihren Kaffee aus und Lisa verabschiedete sich dann wieder versöhnt.

In der S-Bahn erinnerte sie sich an den Zettel. Unter der Nummer hatte Jürgen ein Herz gezeichnet und daneben stand: Hab dich lieb Lieselotte, dein Blödfisch

Lisa lachte auf und sah aus dem Fenster.

Ich dich auch, Blödfisch“, sagte sie leise und kicherte.



Es war spät, als Richard seine Haustür öffnete. Er hatte noch lange im Büro gearbeitet. Auch David war nur eine Viertelstunde früher als er gegangen. Für beide war es ein merkwürdiges Gefühl gewesen, als David Richard Bescheid gegeben hatte. Nun waren sie beide offiziell Geschäftsführer. Ein Team. Zumindest offiziell. Was ihn eigentlich dazu bewogen hatte, einen Schritt auf David zuzugehen, wusste Richard sich selbst nicht zu beantworten. Vielleicht waren es Mariellas Worte gewesen.


Rede mit ihm (…) Weil David in der gleichen Situation ist wie du

Worte, die David auch gesagt hatte.

Wir sitzen beide im gleichen Boot…

Aber Richard hatte die Wahrheit gesagt. Er konnte nicht einfach alles vergessen. Zuviel stand zwischen ihm und David. Aber er würde sich bemühen, seine Wut auf Friedrich nicht auf David zu übertragen.

Geschäftspartner. Nicht mehr aber auch nicht weniger’, dachte er sich.

 

Auch David saß nachdenklich in seiner Wohnung, ließ den Tag Revue passieren… Natürlich hatte er die Versuche seines Vaters bemerkt, aber er konnte noch nicht mit ihm reden. Irgendwie hatte er das Gefühl Richard zu hintergehen, wenn er es täte.

Früher wäre genau das der Grund gewesen, warum du es getan hättest’, verspottete er sich selbst in Gedanken. Doch was früher undenkbar gewesen war, war jetzt das Normalste überhaupt. Er wollte sich mit Richard gut verstehen. Wenigstens auf beruflicher Ebene. Mehr war im Moment einfach nicht zu erwarten…

 

 
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