Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 14
 

Am Montag hatte sie der Alltag wieder. Lisa und Jürgen hatten nachdem alle Kinder abgeholt waren, zusammen mit Bernd den Garten wieder aufgeräumt, während Yvonne in der Küche mit Helga das Geschirr abspülte. Sina war dafür verantwortlich die restlichen Regenwürmer wieder im Garten zu verteilen. Eine Aufgabe, die sie sehr ernst nahm.

Lisa hatte nicht mehr mit Helga über das Thema „Ausgehen“ gesprochen. Sie hatte die Einmischungen gründlich satt. Was kümmerte es Helga, dass Lisa nicht ausging?? Seit sie von Patrick getrennt war, hatte sie keine wirklichen Dates gehabt, aber Lisa vermisste das auch nicht. Sie würde Sina später keine Vorwürfe machen, wenn sie mit Ende 20 noch nicht verheiratet war.

Aber wenn Sina später nur traurig rumläuft, dann wäre ich auch unglücklich…’, gab Lisa in Gedanken zu. Sie seufzte auf. Wenigstens für Sina war die Feier ein voller Erfolg gewesen. Die Kleine hatte sich zig Mal bei ihr und ihren Großeltern für die schöne Party bedankt und das entschädigte Lisa für alles.


Die Arbeit verlangte dann aber ihre volle Aufmerksamkeit. David hatte ihr eine Liste auf den Tisch gelegt. Die Zusammenarbeit funktionierte viel besser.


Am Freitag besuchte sie Jürgen in ihrer Mittagspause.

Hi Lisa“, begrüßte Jürgen sie. „Hotdog?“

Ja, danke“, sagte Lisa.

Und was machen Bernd und Helga heute mit Sina?“, fragte er dann scheinheilig und reichte ihr eine Tasse Kaffee. Lisa warf ihm einen genervten Blick zu.

Das hat dir Yvonne doch bestimmt erzählt, oder?“, fragte sie leicht genervt.

Ja, aber ich würde es gerne von dir hören“, grinste er ihr entgegen.

Sie gehen erst ins Kino, Kung-Fu Panda ansehen, dann geht’s nachhause zum Spielabend, morgen früh lösen sie dann Sinas Geburtstagsgeschenk ein und fahren zur Schmetterlingsausstellung. Ich sehe Sina also erst Samstagabend…“

Folglich kannst du heute richtig lange durchmachen“, meinte Jürgen zufrieden und sah Lisa dann an. Sie erwiderte seinen Blick mit einer genervten Miene. „Mensch Lieselotte, das soll Spaß machen und nicht die Green Mile sein“, sagte er.

Jaaa… Ich mag’s halt nicht, dass alle denken ich sei ein Sozialfall, dem man helfen muss“, meckerte Lisa und zupfte kleine Stücke von dem Brötchen ab, die sie auf den Teller warf.

Bist du ja“, kommentierte Jürgen trocken und wich dem Brotkrümel aus, der nach ihm geworfen wurde. Als wäre nichts passiert sprach er gelassen weiter. „Im Ernst: Mach dich hübsch- ich meine noch hübscher als sonst- und amüsiert dich. Früher bist du doch auch oft aus gewesen.“

Lisa seufzte innerlich auf.

Früher. Mit Kelly war sie oft aus gewesen. Helga und Bernd spielten damals schon gerne Babysitter. Und auch als sie noch mit Patrick zusammen war, waren sie am Wochenende auf Parties gewesen oder hatten etwas mit Freunden unternommen. Patrick. An ihren Exfreund dachte Lisa nur noch sehr selten. Es war auch einige Zeit vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte…


Lisa, kommt mit nach Australien! Du und Sina… Wir können einen Neuanfang starten. Bitte Lisa, lass es uns versuchen“, hatte Patrick sie angefleht…

Sie waren fast 2,5 Jahre zusammen gewesen, als sich Patricks großer Traum erfüllt hatte. Die Zusage einer großen Baufirma aus Australien war gekommen. Für ein Jahr sollte er dort arbeiten. Er war so begeistert gewesen, sie hatte sich so sehr für ihn gefreut. Der Abschied von ihm war Lisa schwer gefallen, auch wenn er nur für kurze Dauer sein sollte. Sie wollte ihn für ein paar Monate besuchen. Georg hatte ihr den Urlaub sofort bewilligt. Aber dann bemerkte sie, dass es Kelly nicht gut ging, auch wenn diese es vor ihr versuchte zu verstecken. Kelly hatte öfters Kopfschmerzen, war oft müde und schwach, aber ihr Lächeln hatte sie nie verloren.

Mir geht es gut Lisa- fahr du nach Australien, besuch deinen Patrick und bring uns nen Koala mit“, hatte sie gelacht. Das komische Gefühl in Lisa ging nicht weg- aber sie wusste nicht warum…

Dann, eine Woche vor ihrem geplanten Abflug, hatte sie Kelly ohnmächtig im Bad gefunden. Die fast vierjährige Sina war zum Glück bei Helga und Bernd gewesen. Im Krankenhaus hatte Kelly ihr dann gestanden, dass sie bereits seit einigen Monaten von dem Gehirntumor wusste. Und, dass er unoperativ war. Lisa wollte das nicht glauben. Sie hatte Kelly verzweifelt, wütend angeschrieen, warum sie ihr das erst jetzt sage.

Hättest du mich einfach so fliegen lassen?? Verdammt Kelly, was hast du dir dabei gedacht?!“

Ich habe gehofft, dass die Symptome noch länger auf sich warten lassen…Es tut mir leid Lisa.“ Lisa hatte nicht weiter darüber diskutiert. Sie hatte Kelly angefleht weitere Diagnosen und Therapievorschläge einzuholen, aber Kelly hatte sie sanft angelächelt. „Lisa, Süße… Ich war bei drei Ärzten. Alles Spezialisten.. Ich habe noch Zeit und die will ich nutzen… Bitte akzeptier das.“ Lisa hatte es nicht akzeptiert. Sie hatte immer auf ein Wunder gehofft. Wollte Kelly unter gar keinen Umständen alleine lassen. Patrick wollte sofort zurückkommen, aber sie wollte seinen Job nicht gefährden.

Kelly hatte sich den Mund fusselig geredet, aber Lisa ließ sich nicht umstimmen. Sie sorgte dafür, dass Kelly mit Sina soviel gemeinsame Zeit wie nur möglich verbrachte- und suchte währenddessen im Internet nach weiteren Ärzten.

Nach Kellys Tod kam Patrick sofort zurück, um Lisa beizustehen, aber sie hatte sich komplett vor ihm verschlossen. Sie kümmerte sich liebevoll um Sina, regelte mit Hilfe des Anwalts Mr. Cole sämtliche Unterlagen, aber gegenüber anderen Menschen war sie nicht mehr wie früher. Ihre Eltern und Freunde versuchten alles, aber sie lehnte jede Hilfe ab. Was die anderen besonders schockte, war, dass sie Lisa niemals weinen sahen.

Patrick hatte um die Beziehung gekämpft. Er nahm lange Flugzeiten auf sich, meldete sich trotz Zeitverschiebung beinahe täglich. Lisa konnte nichts erwidern. Als Patrick dann wieder einmal zurückfliegen musste, stand er ernst vor ihr.

Lisa, kommt mit nach Australien! Du und Sina… Wir können einen Neuanfang starten. Noch ein Jahr und das Projekt ist für mich beendet. Dann könnten wir wieder zurück oder dort leben… Aber wir wären zusammen. Bitte Lisa, lass es uns versuchen“, hatte Patrick sie angefleht.

Patrick ich kann nicht! Ich muss hier bleiben, Kelly wollte, dass Sina in unserer… meiner Familie aufwächst.“

Und dazu gehöre ich nicht, oder?“, hatte er bitter gesagt.

Verdammt, was willst du hören?“, wütend sah sie auf ihn. „Mach mir keine Vorwürfe, weil ich mein Versprechen halten möchte! Wenn du keine Fernbeziehung willst, dann sag es, anstatt mir solche Vorwürfe zu machen!“

Er erwiderte ihren wütenden Blick nur traurig. „Nein“, sagte er und schüttelte langsam seinen Kopf. „Nicht ich will unsere Beziehung nicht mehr… Sei jetzt verdammt noch mal ehrlich. Du willst mich nicht mehr Lisa…“ Er hatte sich umgedreht und war aus dem Zimmer gegangen. Einen Tag später war er abgereist. Sie hatte ihn nicht aufgehalten.

 

Im Nachhinein wusste Lisa, dass er Recht gehabt hatte. Sie hatte die Beziehung aufgegeben. Nach einem Jahr hatte sie ihm einen Brief geschrieben und sich für ihr Verhalten entschuldigt. Sie hatte versucht ihm alles zu erklären, warum sie so gehandelt hatte, warum sie sich so verändert hatte, aber sie konnte es sich selbst kaum erklären. Den Brief hatte sie niemals abgeschickt. Durch Freunde hatte sie dann erfahren, dass Patrick ganz nach Australien ausgewandert und mittlerweile verlobt war. Sie gönnte es ihm von Herzen.

 

Lisa? Hey Lieselotte, träumst du schon wieder?“

Was?“ Aufgeschreckt sah sie Jürgen an. „ähm, nein… Tschuldige.“

Schau mal“, begann Jürgen vorsichtig. „So ein Mädels - Abend tut dir bestimmt gut. Und Sina freut sich riesig auf das Wochenende mit ihren Großeltern. Tu dir auch mal was Gutes. Okay?“ Lisa sah Jürgen eine Weile stumm an. Sah seine Besorgnis in seinen Augen. Sorgen ihretwegen. Ständig machten sich alle Sorgen um sie- und auch wenn Lisa es nicht gerne zugab, sie verstand manchmal sogar warum. Schließlich nickte sie ergeben.

Okay, okay… Ich werd mich aufbrezeln und Yvonnes Streifenhörnchen anschauen.“

Streifenhörnchen?“, wiederholte Jürgen verdutzt.

Frag lieber nicht…“ antwortete Lisa mit einem Augenrollen, legte aber ihre Hand auf seine.

         

 
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