Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 29
 

Müde warf David den Schlüssel auf die Kommode. Es war elf Uhr abends und doch war er direkt aus der Firma gekommen. Max hatte versucht ihn Stunden vorher noch auf einen Drink zu überreden, aber David hatte abgesagt. Er wollte mit der Arbeit vorankommen. Jetzt warf er sich direkt aufs Bett.

 

Auch er hatte die Tage genutzt, um an seiner Präsentation zu arbeiten. Seine andere Termine erledigte David gewissenhaft und Dank Lisas Hilfe war das auch kein sonderliches Problem. Lisa-

Sie war überhaupt seine größte Hilfe. Sie fragte ihn nicht, wie es ihm ging- und er war ihr sehr dankbar dafür- schien sich aber um alles um ihn herum zu kümmern. Zweimal am Tag brachte sie ihm- ungefragt im übrigen- etwas von Catering und sie konnte richtig energisch werden, wenn er nicht aufaß. Erst hatte er geglaubt sich zu verhören, als sie gedroht hatte, Termine für ihn abzusagen, wenn er sich nicht die Zeit für Pausen nahm. ‚Da kommt wohl das Mama- Gen bei ihr heraus“, hatte er gedacht und das erste Mal seit Tagen ehrlich gelächelt.

 

 

Ihm ging es nicht besonders gut, was ihm wohl auch anzusehen war. Aber er konnte nicht darüber reden. Mit niemanden. Mit seiner Mutter hatte er einige Male kurz telefoniert, allerdings weigerte er sich über seinen Vater zu sprechen. Max hatte er auch nur zur Antwort gegeben, dass er Zeit benötige. Eine Auszeit. Wenn Richard sie sich nicht genommen hätte, wäre wohl David nicht ins Büro gegangen. Arbeit lenkte ihn ab. Auf andere Ablenkungsmethoden hatte er keine Lust. Anrufe seiner früheren Gespielinnen beantwortete er alle gleich: Keine Zeit…

 

 

David stand wieder auf und schaute aus dem Fenster. Ja, er mit der Arbeit kam er gut voran. Aber immer öfter schlich sich die Frage nach dem Warum in seinem Kopf. In gewisser Weise kam ihm das alles jetzt nur noch lächerlich vor. Was nutze es, Geschäftsführer zu sein? Sein ganzes Leben war auf den Kopf gestellt. Dabei hatte sich „nur“ eine Tatsache geändert. Sein schlimmster Rivale war sein Bruder. Und doch verspürte er keinen richtigen Groll auf Richard. Seine Wut richtete sich gegen Friedrich…

 

 

Ende der Woche erschien aber genau der in der Firma. Lisa hatte Davids Notizen vor sich und versuchte sein Schema in eine ordentliche Power Point Präsentation zu verarbeiten. David hatte kreative Vorschläge- nur an der Umsetzung haperte es etwas. Eine Aufgabe für Lisa also. Sie war so vertieft, dass sie Friedrich erst bemerkte, als er vor ihrem Tisch stand.

Guten Tag“, sagte er. „Ist mein Sohn da?“

Guten Tag Herr Seidel. Ja er ist da.“ Sie sah kurz auf das Telefon. Das kleine Lämpchen leuchtete nicht. „Sie können reingehen, er telefoniert gerade nicht.“ Etwas beunruhigt folgte Lisas Blick Friedrich, der jetzt an die Tür klopfte und dann hineinging. David hatte nicht mehr mit ihr über das Thema gesprochen. Sie hatte das Gefühl, dass er Zeit brauche, um das Alles zu verarbeiten und so versuchte sie ihm zu helfen so gut sie konnte.

 

Hallo David“, begrüßte Friedrich ihn ruhig. David sah überrascht auf, wandte dann aber den Blick von seinem Vater wieder ab.

Was willst du?“, fragte er dann knapp.

Mit dir reden... Deine Mutter ist heute Morgen wieder nachhause gekommen.“

Du hast sie ja schnell wieder rum bekommen“, erwiderte David trocken. Er hatte damit gerechnet. Der Seitensprung seines Vaters lag gute 30 Jahre zurück und soweit er das beurteilen konnte, führten seine Eltern eine glückliche Beziehung. ‚Aber da wusste Laura auch nichts von dem Seitensprung’, grummelte es in ihm.

Meinst du nicht, du bist der Falsche, um mir Vorhaltungen zu machen? Soweit ich mich erinnere hast du Mariella mehr als einmal betrogen.“

Ich habe ihr jedenfalls kein Kind verschwiegen“, muckte David auf.

Das habe ich Laura auch nicht“, sagte Friedrich mit fester Stimme und sah David direkt in die Augen. „Ich wusste nicht, dass Sophie von mir schwanger war.“

 

Eine Weile starrten sie sich stumm an.

Ich weiß nicht, was du von mir erwartest“, erwiderte David schließlich. „Richard und ich machen uns hier das Leben schwer, wir kämpfen gegeneinander um die Stelle des Geschäftsführers, hören immer wieder, dass es hier um das Erbe unserer Väter geht und dann das! Mein schlimmster Konkurrent ist jetzt auf einmal mein Halbbruder! Ein Bruder, der übrigens die gesamte Sippschaft Seidel hasst- allen voran dich! Du wirst verstehen, dass ich gerade nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen bin.“

 

Ich erwarte nicht, dass du es gut heißt, das tue ich selbst nicht, das kannst du mir glauben. Aber das Ganze ist gut 30 Jahre her- meinst du nicht, dass es jetzt zu spät ist, mir Vorhaltungen zu machen?“

 

Und meinst du nicht, dass es zu früh ist, von deinen Söhnen zu erwarten, dass sie zu allem ‚in Ordnung, schwamm drüber’, sagen?“, erwiderte David wütend. Dann atmete er tief durch. Leise sprach er weiter. „Ich kann dir noch nicht mal genau sagen, warum ich so wütend auf dich bin. Aber die Tatsache, dass ich gegen meinen eigenen Bruder so verbissen gekämpft habe, nagt an mir… Dieses ganze Getue um den Geschäftsführerposten, das ganze Konkurrenzgehabe- Aber lass mich mal außen vor. Richard hat nicht nur erfahren, dass ein Typ, den er nicht leiden kann, sein Bruder ist. Er hat erfahren, dass einer der wichtigsten Menschen seines Lebens, Claus, gar nicht sein Vater ist… Ihn trifft das Ganze am meisten. Es ist zu früh, von uns zu erwarten, dass wir normal weitermachen…“

Ja… vielleicht“, sagte Friedrich nur und verließ dann Davids Büro. David seufzte auf und stütze seinen Kopf auf seine Hände.

 

Ist das zum Kotzen…“, murmelte er. Den Kopf auf seine Hände gelegt, schloss er die Augen. Er öffnete sie erst, als er eine warme Hand auf seiner Schulter spürte.

Ich kann jetzt nicht reden“, sagte er leise.

Das musst du auch nicht“, antwortete Lisa ebenso leise. „Ich wollte nur sehen, ob du was brauchst.“

David lächelte sie dankbar an und schüttelte dann den Kopf. „Zehn Minuten meine Ruhe, wäre schön…“, meinte er und seufzte auf, als das Telefon klingelte. Lisa nickte nur.

Ich regle das schon. Lass dir Zeit“, sagte sie und ging dann aus seinem Büro. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Sie vertröstete den Anrufer. Nachdenklich sah sie auf die Bürotür.

Ich würde ihm so gerne helfen’, dachte sie besorgt. Aber sie drehte sich wieder um und sah auf den Monitor ihres PCs. Wenn jemand wusste, dass man manche Dinge mit sich selbst ausmachen musste, dann war sie es. ‚Zeit heilt nicht alle Wunden. Aber mit der Zeit wurden die erträglicher…’

 

 

Friedrich war zu Richards Wohnung gefahren. Doch er klingelte vergeblich. Er wollte gerade wieder gehen, als Richard ihm entgegen kam. Der sah erstaunt auf, fasste sich schnell, ging ohne ein Wort an Friedrich vorbei und öffnete seine Tür. Alexa und er waren gerade eine Mappe durchgegangen und hatte einen Fehler bemerkt. Richard wollte schnell einige Unterlagen aus seiner Wohnung holen.

 

Hab ich ein Glück. Da komm ich nachhause und du bist da“, sagte Richard kalt. Seine Miene war undurchsichtig. „Brauchst du eine Unterschrift? Irgendeine Nachricht vom Vorstand, die mir mitgeteilt werden muss?“

Nein…“

Dann kannst du ja wieder verschwinden. Ich habe zu tun“, sagte Richard und ging in seine Wohnung. Er wollte die Türe schließen, doch Friedrich hinderte ihn daran.

Richard wir müssen reden. Bitte.“

Sehe ich aus wie ein Kummerkasten? Geh in die Kirche, wenn du beichten willst.“

Richard, ich bin schließlich dein Va…“, begann Friedrich, aber er wusste im gleichen Moment, dass er einen Fehler begangen hatte.

Wag es nicht!“, unterbrach ihn Richard auch schon wütend. Mit geballten Händen stand er vor ihm. Die grünen Augen funkelten so voller Zorn, dass Friedrich ihn geschockt ansah.

Claus mag nicht mein biologischer Vater gewesen sein, aber er war mein Vater. Nur er! Und ich verzichte auf irgendwelche Gespräche mit dir oder sonst wem aus deiner Sippe! Ihr Seidels sollt mich einfach in Ruhe lassen! Wenn es nicht um das Lebenswerk von Claus gehen würde, dann wäre ich weg. Aber ich kann nicht zulassen, dass ihr ‚Kerima’ runterwirtschaftet. Das und nur das ist der Grund, warum ich weiter arbeite. Bilde dir ja nicht ein, ich tue das für dich. Und jetzt hau ab!“

Richard, ich verstehe dich, aber“, versuchte Friedrich es erneut, aber Richard knallte ihm die Tür vor der Nase zu.

Richard atmete tief ein und aus, seine Hände immer noch zu Fäusten geballt. Wütend ging er in sein Arbeitszimmer.

 

Sein Blick fiel auf das Bild das auf dem Tisch stand. Es zeigte ihn mit Mariella und Claus. Glücklich und stolz sah Claus aus. Wütend fegte Richard es vom Tisch runter, er hörte das zerbrochene Glas klirren. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und atmete tief ein und aus. Er konnte nicht klar denken. In seinem Kopf schwirrten immer die gleichen Sätze. Sophies kreischende Stimme. Claus ist nicht sein Vater. Richard ist auch dein Sohn. Friedrichs geschockter Gesichtsausdruck. Davids NEIN. Lauras entsetztes Gesicht. Dieser widerliche Triumph in Sophies Gesicht ihrer Konkurrentin geschadet zu haben… Und dann Alexa. Vor Schmerzen aufschreiend. Sie hatte Angst vor dir!

Wenn das so weiterging würde er den Verstand verlieren. Richard griff nach dem Telefon

Nach wenigen Sekunden ertönte schon ihre Stimme.

Richard! Endlich, ich dachte schon du bist versunken! Ich hab dir zig Nachrichten auf dem AB hinterlassen! Ich hab eine wundervolle Nachricht! Aber sag schnell: Wie geht’s dir Bruderherz?“ Er blieb stumm, brachte keinen Ton heraus.

Richard, was ist los?“, fragte Mariella sofort.

Ella… ich bin nur dein Halbbruder…“, begann er stockend.

 

Mariella hatte ihm geschockt zugehört. „Ich glaub es nicht! Und Mutter hat kein ein Wort gesagt… Sie ist gestern hier angekommen, wohnt jetzt im Hotel. Sie wollte nicht hier schlafen. Na die kann sich auf was gefasst machen“, murmelte sie jetzt. Dann wurde sie energisch. „Richard von Brahmberg, DNA hin oder her, du bist mein Bruder und wenn du noch einmal so einen Stuss mit „Halb“ sagst, dann schwöre ich dir, verhau ich dich!“

Richard musste nun doch lächeln. „Und wie willste das machen? Stellst du dich auf eine Leiter um mich ins Gesicht zu treffen?“

Notfalls auch das, aber ich ziehe meine High Heels vor- du würdest dich wundern, wie schnell ich damit laufen kann“, erwiderte Mariella trocken.

Ella?“

Ja?“

Ich hab eine Frau verletzt.“

Verletzt?“, echote sie verblüfft. Dann sprach sie zögernd weiter. „Mutter?“

Nein- mit Sophie hab ich seit dem Abend nicht mehr gesprochen. Und ich hab es auch nicht vor“, sagte er mit einem müden Lachen. „Nein… Ich hab mich zugeschüttet und Alexa dann gepackt und von mir geschubst. Sie ist mit dem Rücken gegen den Tresen geknallt… Sie konnte sich kaum bewegen, als ich sie besucht habe.“

Du hast Alexa geschubst? Deine Assistentin?“

Ich weiß nicht mehr, was mit mir los ist… Ich hab noch nie so die Beherrschung über mich verloren…wenn Max nicht gewesen wäre….“

 

Mariella schwieg einen Moment. Dann sprach sie energisch weiter. „Du hast verdammten Unsinn gemacht und ich hoffe, dass Max dir deswegen auch kräftig den Kopf gewaschen hat! Ob Alkohol oder nicht, so die Beherrschung zu verlieren ist das Schlechteste was du hättest tun können. Geht’s Alexa wieder besser? Kümmerst du dich um sie?“

Ihr geht’s wieder ganz gut, und ja, ich kümmere mich um sie. Am Montag hat sie noch einen Termin bei Chris.“

Christopher war bei ihr? Das ist gut... Aber Richard… Du musst mit David und mit Friedrich reden.“

 

Friedrich war gerade da. Er hält sich hoffentlich in Zukunft an meinen Wunsch, mich in Ruhe zu lassen! Und David? Nein, warum auch…“

Weil David in der gleichen Situation ist wie du…“, erklärte Mariella sanft.

Hm“, brummte er nur. „Was war eigentlich die wundervolle Nachricht?“

Du wirst Onkel, aber lenk nicht ab“, sagte Mariella, seinen trockenen Tonfall perfekt imitierend.

WAS??? Onkel?“

Jepp so nennt sich das, wenn deine Schwester ein Kind bekommt. Ich bin schwanger…“

Ella… Ich glaub’s nicht- das ist… großartig! Ich freu mich für euch!“, stotterte Richard.

Darf ich mir dann was wünschen?“

Er seufzte auf, sah das Gesicht seiner Schwester regelrecht vor sich, wie sie schelmisch lächelte. „Ist dafür nicht Lars verantwortlich?“

Darf ich?“, kam es nur lachend aus dem Telefon.

Was willst du Mariella van der Lohe?“

Dass du dich daran erinnerst, dass Papa dich geliebt hat. Du warst, bist und wirst immer sein Sohn bleiben. Und genauso bist du mein Bruderherz. Daran wird sich nie etwas ändern. Vergiss das bitte nicht. Ich weiß, du verstehst dich mit David nicht besonders, aber das liegt meiner Meinung nach nur an eurer Sturheit! Ihr seid euch viel ähnlicher als du vielleicht meinst... Red mit ihm.“

Pah!“, brachte er nur heraus. David und er sich ähnlich? Nie und nimmer!

Überleg’s dir du Sturkopf. Ruf mich bald wieder an! Bye“

Das brauch ich nicht. Ciau“, sagte er noch, lauschte noch eine Weile dem Tuten. Dann legte auch er auf.

 

Keine Minute später ertönte sein Handy. Er lächelte, wusste er doch genau, von wem diese SMS sein musste. Zu gut kannte er seine Schwester, sie musste immer das letzte Wort haben.

 

Sei kein sturer Bock. Und Richard: Mich wirst du nie mehr los, das ist eine Eigenart von kleinen Schwestern. Rede mit ihm. Ich hab dich lieb, deine Ella.

 

Ich dich auch“, murmelte er.

 

Er blieb noch eine Weile so sitzen, dann stand er auf. Das Bild legte er in die Schublade. Nachdem er die Unterlagen zusammengesucht hatte machte er sich wieder auf den Weg zu Alexa.

 

Als er zur Türe hereinkam- den Schlüssel hatte Alexa ihm wieder mitgegeben- roch er verblüfft Lasagne.

Hallo“, begrüßte sie ihn lächelnd. „Ich dachte, ich revanchiere mich mal für deine Kochkünste.“

Du sollst doch nicht so lange stehen“, schimpfte er schon los, aber sie hatte sich vor ihm aufgebaut, die Hände in die Taille gestützt.

Herr von Brahmberg, mir geht es wieder gut, am Montag komm ich auch wieder in die Arbeit und jetzt mach dich nützlich und deck den Tisch. Lasagne ist in fünf Minuten fertig.“

 

Dann drehte sie sich um und ging energisch zurück in die Küche.

Was hab ich eigentlich heute getan, dass mir sämtliche Frauen heute was befehlen wollen“, murmelte er belustigt.

 

 

Puh, das war lecker“, sagte er und schob den leeren Teller von sich.

Schön, dass es dir geschmeckt hat.“

Er sah sie eine Weile nachdenklich an. „Dir geht’s ja wieder gut… Dann werd ich mich mal wieder in meine Wohnung begeben und dich in Ruhe lassen…“

Oh… äh… klar… Und danke… Dass du dich um mich gekümmert hast“, stotterte Alexa. Natürlich wollte er lieber in seinem Bett schlafen, als auf ihrer Couch. Sie hatte die Zeit mit ihm aber sehr genossen- trotz der Schmerzen. Aber er hatte Recht, ihr ging es wieder gut, es gab keinen Grund, dass er weiter hier blieb.

Das war ja das Mindeste…“, erwiderte Richard. Er half ihr noch abräumen und sammelte er seine Sachen ein. „Dann… also, wenn du noch was brauchst“, begann er umständlich, als er an der Tür stand, aber sie schüttelte lächelnd den Kopf.

Danke, ich hab alles.“ Einem Impuls folgend stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab Richard einen Kuss auf die Wange.

Kurz meinte sie, ein Blitzen in seinen Augen entdecken zu könne, dann aber konnte sie wieder nichts aus seinem Blick lesen.

Dann bis Montag“, sagte er nur und verschwand.

 

     

 
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