Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 21
 

Eine Stunde später holte Helga Sina wieder ab. Die Kleine hatte ganz still am Catering gesessen und gemalt. Alexa hatte aus dem Atelier einige Buntstifte und von ihrem Schreibtisch Papier geholt. Sie war auch sofort in die Kleine verliebt gewesen- wie so ziemlich jeder, der kurz mit Sina gesprochen hatte. Lisa konnte beruhigt weiterarbeiten, während Agnes auf das Mädchen achtete.

Gehetzt kam dann Helga.

Entschuldige bitte Lisa, aber es ging nicht anders. Jürgen war beim Großhändler, Yvonne hab ich nicht erreichen können und ich wollte so schnell es geht zu Bernd.“

Kein Problem Mama. Was ist denn jetzt mit Papa?“, fragte Lisa und sah ihre Mutter besorgt an. Helga, noch ganz außer Atem, lächelte ihre Tochter beruhigend an.

Keine Sorgen Mäuschen, es ist zum Glück nur eine Verstauchung. Dein Vater ist von der Leiter gefallen. Er ist zwei Wochen krankgeschrieben aber es geht ihm gut. Allerdings soll er nächste Woche zum Rundum Check kommen. Das sag ich ihm ja schon seit Jahren, aber du kennst ja deinen Vater!“

Lisa, jetzt wieder beruhigt, lächelte nachsichtig. „Ja- typisch Papa.“

Helga sah sich suchend um. „Ich nehm Sina jetzt wieder mit, ja?“

Sina, die Helga neben Lisa gesehen hatte, war herbeigelaufen.

Omi, Mami wie geht’s Opi?“, fragte sie sofort nach.

In Ordnung Mama… Ich komm heute Abend dann bei euch vorbei“, sagte Lisa zu Helga und ging dann in die Hocke, um sich von Sina zu verabschieden. „Opi geht’s wieder gut. Und du Maus, sei schön brav, und geh mit Omi mit. Wir zwei sehen uns dann heute Abend, ja?“

Kannst du nicht gleich mitkommen?“, fragte Sina bettelnd. Sie hatte ihre Arme um Lisas Hals gelegt und sah sie mit ihren großen Augen an. „Du arbeitest immer so lange… Und hier sind doch so viele! Das reicht doch…“

Ach Süße…“, lächelte Lisa. „Ich muss jetzt weiterarbeiten…Heute Abend spielen wir noch was vorm Schlafen gehen, okay?“ Sina legte den Kopf schief und nickte dann zustimmend.

Tschüß Mami“, sagte sie und gab Lisa einen Kuss. Helga reichte Sina ihre Hand und so gingen die beiden zum Aufzug. Lächelnd winkte Lisa ihrer Mutter und Sina hinterher. Sie bemerkte David, der von seinem Büro aus, die Verabschiedung mitverfolgt hatte, nicht.

Nachdenklich saß Lisa dann an ihrem Schreibtisch. Davids Idee Sina für Pferde zu begeistern war geschickt, das musste sie ihm lassen. Sie beschloss Alexa nach dem Kerima Award zu fragen.

Beinahe enttäuscht hatte sie festgestellt, dass David die Wahrheit gesagt hatte. Wegen des Events musste einer der Geschäftsführer nach dem Rechten sehen und da das Gestüt Herrn Seidel sen. gehörte, machte dies meist David.

Zusammen mit seiner Assistentin“, wie Alexa ihr bestätigt hatte. Lisa seufzte auf.

Mach dir doch nicht so nen Kopf“, hatte Alexa gemeint. „Sina freut sich riesig, das Gestüt ist wirklich schön.“

 

Als David sich am Freitag von ihr verabschiedete, hielt sie ihn noch kurz auf.

Entschuldigen Sie David, Sie müssen mir bitte noch die Adresse des Gestüts geben.“

Ich hol Sie und ihre Tochter doch ab, wie besprochen“, sagte er charmant, doch ohne Erfolg. Lisa schüttelte den Kopf.

Es ist nett, dass Sina mitkommen darf“, erwiderte sie, „aber ich möchte lieber mit eigenem Auto fahren. Also die Adresse?“ David seufzte leise auf. Lisa nahm ihm seine Aktion also doch noch übel. Er hatte gehofft, dass sich das legen würde, aber er war auch nicht gewillt, alleine zum Gestüt zu fahren. David nahm sich einen Stift und schrieb auf Lisas Block die Adresse auf.

Wir treffen uns dann um halb zwei dort. Bis morgen Lisa.“ Zufrieden nickte Lisa.

Danke“, sie lächelte. Er lachte leise auf, schüttelte leicht den Kopf und machte sich dann auf den Weg. Lisa meinte ein „so was von stur“ – herausgehört zu haben.

 

Lisa hatte sich das Auto ihrer Eltern ausgeliehen. Das Gestüt begeisterte Sina sofort. Sie durfte einer Reitstunde zu schauen. Lena, eine der Pferdepflegerinnen in Ausbildung, versprach auf das Mädchen aufzupassen, während David mit Lisa eine Runde ging.

Er hatte Wort gehalten und die beiden kümmerten sich ums Geschäftliche. Nach einer Stunde waren sie fertig und gingen zurück zu Sina in die Reithalle, die immer noch begeistert den Reitern zuschaute. David lächelte als er Sina beobachtete. Er und Richard waren damals genauso gewesen.

Sina hast du Lust dir den Hof anzusehen?“, fragte er dann.

Uhi jaaa!“

Lisa folgte den Beiden. David erklärte Sina alles sehr geduldig. Wo das Futter aufbewahrt wurde, wo die Reitschuldpferde waren. Lisa entspannte sich etwas. Es freute sie zu sehen, wie liebevoll David sich um Sina kümmerte, auf ihre Fragen einging.

Und ihm scheint es auch zu gefallen’, dachte sie überrascht. Sie hatte ihren Chef selten so entspannt schon erlebt. Er trug wie sie Jeans und hatte sein weißes Hemd an den Ärmel hochgekrempelt. ‚Der Mann schaut einfach verboten gut aus’, kam es Lisa in den Sinn.

Wie sieht’s aus Lisa? Wollen Sie mal reiten?“, fragte David und riss sie so aus ihren Gedanken.

Ich dachte wir sind hier, um den ‚Kerima Award’ vorzubereiten“, erwiderte Lisa kühl. Sie war immer noch böse, so überredet worden zu sein und hatte nicht vor, es David einfach zu machen.

Da kannst du so gut aussehen wie du willst’ grummelte es in ihr. Sina allerdings so fröhlich und aufgeregt zu sehen, milderte ihre Wut.

Mami, Lena sagt, ich darf beim Putzen mitmachen, darf ich?“ Sie sah so begeistert aus, Lisa wollte ihr die Freude nicht kaputt machen und nickte schließlich.

Sicher, aber bleib bitte immer in der Nähe und pass auf deinen Arm auf, ja?“

Keine Sorge, ich kümmere mich um Sina“, versprach Lena lächelnd.

Also für Sina ist gesorgt. Sina, du sagst Lena bitte immer Bescheid, wenn du dir was ansehen willst und bleibst immer in Sichtweite ja?“, meinte David zufrieden und wandte sich dann mit einem Lächeln Lisa zu. Sina nickte eifrig und Lisa ließ sich überreden mit David mitzugehen.

Darf ich vorstellen- Maiglöckchen. Sie ist eine unserer bravsten Stuten und ein hervorragendes Reitschulpferd“, er zwinkerte Lisa zu. Lisas kratzige Antworten hatten ihn nicht im Mindesten die Laune verdorben. Wohlwollend hatte er Lisas Outfit betrachtet. Zu ihrer Jeans trug sie eine hellblaue Bluse, die ihre Augen wundervoll betonten. Ihm war klar gewesen, dass seine „Überredungsmethode“ nicht unbedingt Pluspunkte bei seiner Assistentin eingebracht hatte, aber er hatte sich nun mal etwas vorgenommen.

Lisa wandte ihren Blick von David ab. Sanft streichelte die das Pferd, das ganz ruhig dastand. Lisa fühlte sich sofort ruhiger, der Ärger über David war vergessen und sie blinzelte ihn frech an.

Und Sie meinen, Sie wären ein guter Lehrer?“

Er hob eine Augenbraue und meinte gespielt arrogant: „Einen besseren finden Sie auf dem ganzen Hof nicht!“

Das wollen wir doch mal sehen“, erwiderte sie genauso arrogant und sah sich suchend um.

Okay, okay. Ich werd’s Ihnen beweisen. Warten Sie kurz“, lachte er. Schnell waren Stiefel und ein Helm für Lisa gefunden. Er beobachte lächelnd, wie sanft Lisa das Pferd streichelte. Sie schien alles um sich herum zu vergessen, redete sanft auf das Pferd ein. Sie lächelte und sah so unbeschwert, ja glücklich aus. David hatte sie noch nie so entspannt gesehen. Er fand sie wunderschön…

David, alles in Ordnung?“, riss ihn da Lisas Stimme aus seinen Gedanken.

Ähm.. sicher“, stotterte er. Nach einem Räuspern hatte er seine Stimme aber wieder im Griff und kurze Zeit später saß Lisa das erste Mal in ihrem Leben auf einem Pferd.

David konzentrierte sich und gab ihr dann ruhige Anweisungen. Lisa fühlte sich wohl und das sah man ihr auch an.

Sie machen das wirklich gut“, lobte David nach einer halben Stunde.

Sie waren so auf das Pferd konzentriert, dass sie beide den Reiter auf dem schwarzen Hengst nicht bemerkten, der gerade vom Waldweg zurückkam.

 

Richard stieg zufrieden vom Pferd ab. Der Ausritt hatte ihm gut getan. Das Reiten verlangte seine ganze Konzentration und so hatte Richard endlich wieder etwas anderes im Kopf, als ‚Kerima’. Er hatte Cicero gerade geputzt und den Sattel in die Kammer gebracht.

Gerade wollte er aus dem Stall gehen, da bemerkte er ein Mädchen vor Ciceros Kammer. Es näherte sich langsam dem Tor. Der Hengst hatte die Ohren schon angelegt und scharrte unruhig mit den Hufen. Mit schnellen Schritten war er bei ihr und zog sie von dem Pferd weg. In dem Moment schlug Cicero mit einem Huf gegen das Tor. Sina schrie erschrocken auf.

Du kannst doch nicht einfach zu einem fremden Pferd“, herrschte er sie an, unterbrach sich aber sofort, als er sah, dass das Mädchen ihn völlig verschreckt ansah.

Ich wollte ihn nur mal streicheln- er ist so schön“, murmelte es schuldbewusst. Richard seufzte leise auf. Dann ging er in die Hocke, so dass er ihr direkt in die Augen sehen konnte.

Hör mal zu kleine Lady. Cicero ist fremde Menschen nicht gewöhnt. Sie machen ihm Angst und da kann es passieren, dass er nach ihnen schnappt oder nach ihnen ausschlägt, verstehst du? Deswegen ist er auch in diesem Stall und nicht in dem anderen“, erklärte er ihr ruhig.

Hmm…“, nickte Sina und sah ihn aufmerksam an.

Cicero ist ein Hengst und die sind sehr wild. Aber dafür ist er auch das schnellste Pferd hier. Aber kennst du Clarence schon?“

Nein“, schüttelte sie den Kopf.

Dann komm mal mit“, lächelte er. Die Kleine sah wirklich süß aus. Als einer der Hofhunde laut kläffte, zuckte Sina wieder zusammen. Erstaunt bemerkte er, wie Sina nach seiner Hand griff. Um sie zu beruhigen drückte er ihre Hand leicht.

Die Hunde bellen nur, tun aber nix. Was hast du denn mit deinem Arm gemacht?“, fragte er, um sie abzulenken.

Ich bin vom Klettergerüst gefallen. Tut aber nicht mehr weh“, antwortete sie ihm ohne seine Hand los zulassen. Hand in Hand schlenderten sie einige Boxen weiter. Überrascht bemerkte Richard, dass ein warmer Wind durch die Boxen wehte. Eigentlich komisch, da alle Tore geschlossen waren.

 

Sehr gut“, lobte David. Lisa war gerade die letzten Meter galoppiert.

Das war toll! Dankeschön“, lachte Lisa und wollte absteigen. David wollte ihr helfen, aber Lisa bemerkte ihn nicht.

Durch den Schwung und Davids Ziehen landeten beide auf dem Boden. David war auf dem Rücken gelandet, Lisa lag mit dem Rücken auf ihm. Trotz des Schmerzes fühlte es sich verdammt gut an, sie ihm Arm zu haben. Doch David konnte diese nicht lange genießen, denn Lisa sprang sofort hoch.

Alles in Ordnung?“, fragte sie entsetzt und half David hoch. „Das tut mir Leid! David ich hab nicht gemerkt, dass du mir helfen wolltest! Hast du dir wehgetan?“ Besorgt sah sie an ihm herunter, führ mit den Händen über seine Arme. Als sie ihm dann wieder in sein Gesicht blickte, bemerkte sie, dass er lächelte. Lisa wurde es plötzlich ganz warm.

Scheinbar ist alles in Ordnung“, sagte sie langsam.

Du?“, wiederholte er immer noch lächelnd.

Du?“ Zweifelnd sah sie ihn an. War er vielleicht doch mit dem Kopf auf den Boden geknallt?

Du! Sie haben Du gesagt.“

Ähm… Tut mir leid…“, sagte Lisa und lief knallrot an.

Mir nicht. Lassen wir es doch dabei.“

Ähm… in Ordnung…“, Lisa drehte sich schnell um, um nach Sina zu sehen. Das Mädchen war aber verschwunden. Lena dagegen sah sie.

Sina…“, sagte Lisa besorgt und lenkte David so ab.

Das schwarz- weiß gescheckte Pony futterte gerade Heu.

Clarence, hier ist eine kleine Lady, die dich kennen lernen will“, lockte Richard.

Kleine Lady?“, wiederholte Sina.

Na du hast mir ja noch nicht deinen Namen verraten.“

Ich bin Sina. Und ich bin acht Jahre alt“, stellte Sina sich vor. „Und du?“

Sie sagte das in einem so ernsten Ton, dass Richard einfach lächeln musste. Die Kleine war wirklich süß. Sein Vater hatte ihn immer auf die Probe gestellt und er hatte das als Kind geliebt. Er war gespannt, ob die Kleine das ebenfalls mochte.

Hallo Sina, ich bin Richard und ich bin dreimal so alt wie du und noch 5 Jahre dazu“, sagte er deshalb.

Die Kleine legte den Kopf schief, was Richard an irgendwas erinnerte, aber bevor er weiter nachdenken konnte, rief sie triumphierend: „29!“

Sehr gut“, lächelte er und strich ihr über die dunklen Haare. In dem Moment lief Lena auf die beiden zu.

Sina! Hier bist du“, sagte sie erleichtert. „Oh hallo Richard“, begrüßte sie ihn dann ganz überrascht.

Hallo Lena“, nickte Richard ihr zu. Noch etwas, was hier so angenehm war. Niemand sprach ihn mit seinem Nachnamen an. Hier war er nur Richard.

Du kennst die Kleine?“, fragte er.

Nur flüchtig. Sina, deine Mama sucht dich schon überall. Warum bist du denn einfach weggegangen?“

In dem Moment hörten sie laute Stimmen.

SINA!!!“

Das ist meine Mami“, erklärte Sina und lief los. Richard ging hinterher, er nickte Lena schnell zu. Er wollte der Mutter der Kleinen schnell Bescheid geben.

Erstaunt sah er David neben der blonden Frau stehen, die Sina fest im Arm hielt.

Als er vor ihnen stand und Lisa erkannte, sagten beide total verblüfft: „Sie?“

 

 
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