Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 13
 

Am Nachmittag war dann die große Geburtstagsfeier bei Helga und Bernd im Garten.

Mami danke! Das ist ja sooo toll! Darf ich das heute mit Opa ausprobieren?“, rief Sina begeistert auf, als sie Lisas Geschenk auspackte.

Natürlich mein Spatz. Deswegen hab ich’s dir ja geschenkt“, sagte Lisa lächelnd und erwiderte die Umarmung. Sina machte sich nichts aus Puppen und Schminkkästchen wie schon manche von ihren Freundinnen. Lisa hatte ihr einen kleinen Chemiebaukasten gekauft. Sina wühlte mit ihrem Opa schon so oft im Garten herum, so konnte sie noch mehr lernen. Und Bernd würde bestimmt auch seine Freunde daran haben…

 

Während Bernd schon interessiert die Gebrauchsanweisung durchlas, machte Sina das Geschenk von Oma und Opa Plenske auf. Helga hatte ihr wieder einen Pullover gestrickt, das Muster durfte sich Sina selbst aussuchen. Dieses Mal war es ein weißer Pullover mit einem lila farbigen Schmetterling geworden. Sina bestand auf ihren Geburtstagspulli- obwohl sie ihn jetzt im Sommer noch gar nicht anziehen konnte.

Danke Omi! Der ist soooo schön geworden!“, freute sich Sina begeistert und gab Helga ein Küsschen. Bernd hatte dazu einen Gutschein gelegt. Auf dem Tonpapier in Schmetterlingsform (Helga hatte gezeichnet, Bernd ausgeschnitten) war in Bernds krakeliger Schrift zu lesen:

 

Gutschein für das Mini- Schnattchen: Schmetterlingsausstellungs- Besuch mit anschließender Eisschlacht

 

Schmetterlingsausstellung?“, las Sina ungläubig und schaute Bernd gespannt an. „Gehst du da mit mir hin?“

Na sicher Mini- Schnattchen. Da gibt’s die unterschiedlichsten Schmetterlingsarten“, lachte Bernd und erwiderte die stürmische Umarmung seiner Enkelin. Sina strahlte zu Lisa.

Mami guck mal! Opi geht mit mir da hin! Und danach gibt’s Eis! Und von Omi hab ich den schönen Pulli!“ Bernd und Helga sahen sich gerührt an und Lisa betrachtete die drei liebevoll.

 

Mit Grauen dachte sie an die unpersönliche Geburtstagskarte und dem Scheck über 100 €, die Helen und Logan, Kellys Eltern und damit Sinas „leibliche“ Großeltern, der Kleinen geschickt hatten.

Sina hatte sich telefonisch schon artig bei ihrer Großmutter bedankt. Auch Lisa hatte kurz mit Helen telefoniert. Die wichtigsten Fragen, wie es Sina in der Schule und gesundheitlich ging, reichten aus für ein kurzes Gespräch. Wie immer danach, dachte Lisa an Kelly.

 

Deine Eltern sind ganz besondere Menschen Lisa“, hatte Kelly, mittlerweile im 6 Monat, gesagt, während sie nachdenklich in ihrem Glas Orangensaft rührte.

Sie sind ein bisschen anhänglich, ich weiß…“, hatte Lisa erwidert und war rot geworden. Helga hatte sich wieder mal als perfekte Glucke präsentiert, indem sie Lisa und Kelly zig Tupperdosen mit Essen und guten Ratschlägen eingepackt hatte. Für Kelly gab es noch mehr Ratschläge gegen die Rückenschmerzen. Die Kleine ärgerte Kelly schon gerne- bei der letzten Untersuchung hatte Kelly erfahren, dass sie eine Tochter erwartete.

Nein, das meine ich nicht. Sie lieben dich und zeigen dir das, wo sie nur können. Du hast wirklich Glück, solch tolle Eltern zu bekommen. Ich hoffe, ich bin später auch so…“, hatte Kelly nachdenklich gesagt und sanft über ihren Bauch gestreichelt.

 

Erst sehr viel später verstand Lisa, was Kelly damit gemeint hatte. Die Mc Doughs hatten Kelly alles gegeben, was mit Geld zu bekommen war. Aber dennoch fehlte es Kelly an vielem. Liebe, offene Zuneigung. Für ihren Vater stand die Arbeit an erster Stelle und ihre Mutter hatte viel zu viel mit offiziellen Treffen mit ihren so genannten Freundinnen zu tun. Etikette, gutes Benehmen und das Ansehen der Familie waren ihnen das Wichtigste. Kelly passte nicht in diese Welt. Als sie begann, nicht mehr mitzuspielen, begannen die Probleme. Ein einfaches „ich hab dich lieb“ gab es nicht… Auch für ihre Enkeltochter konnten sie sich nicht anders zeigen.

Helga und Bernd dagegen liebten die Kleine über alles und konnten dies auch ausdrücken. Für die beiden war Sina ihr „richtiges“ Enkelkind. Sie hatten nicht viel Geld und doch bemühten sie sich immer Sina eine Freude zu bereiten. Und an Sinas strahlenden Augen konnte jeder erkennen, dass es Helga und Bernd gelungen war.

Später rief auch Georg Herner an. Er hatte Sina einen wunderschönen Mantel und eine kleine Tüte Spekulatius- Kekse, Sinas Lieblingsweihnachtsschleckerei, schicken lassen. Die aktuellen Maße von Sina hatte Lisa ihm vor zwei Wochen durchgegeben. Wie er um diese Jahreszeit an Spekulatiuskekse kam, verriet er nie. Lisa hatte ihn schon geneckt, dass er selbst jeden Sommer backen würde, aber nicht mal das hatte Georg zum reden gebracht. Tatsache war: Sina freute sich sehr darüber, aber noch mehr über den Anruf von „Onkel Georg“. Der brummige Georg wurde bei der Kleinen richtig zahm und brachte Sina immer zum Lachen.

Auch Lisa unterhielt sich eine Weile mit Georg. Auch wenn die Arbeit mit David jetzt viel besser lief- Lisa vermisste ihren ehemaligen Chef sehr. Georg war ihr seit ihrer Kindheit immer eine große Hilfe gewesen. Die beiden verabschiedeten sich herzlich.

Dann klingelte es im Minuten- takt. Sinas Freundinnen aus der Schule waren gekommen. Bernd und Jürgen kümmerten sich um die „Wilden Hühner“. Lisa saß mit Yvonne und Helga am Gartentisch. Sie beobachteten die beiden Männer, wie sie mit den Mädchen um ein kleines Planschbecken standen. Allerdings war das Becken nicht mit Wasser gefüllt- sondern mit Erde. Das Spiel „Regenwürmer suchen“, war eine Bernd- Plenske- Kreation und dem Gekreische nach, machte es den Mädchen unheimlichen Spaß. Lisa seufzte leise auf. Sie sah sich schon 9 Wühlmäuse im Badezimmer von Erde befreien. Aber ihre Sorge war umsonst, Jürgen und Bernd zogen den Mädchen alte Hemden an, die ruhig schmutzig werden durften. Handschuhe gab es nicht. Das würde das „Naturfeeling“ zerstören.

Und Yvonnchen, erzähl mal, hast du einen Freund?“, fragte Helga betont beiläufig und reichte ihr dabei eine Tasse Kaffee.

Zurzeit nicht Helga, aber ich hab einen interessanten Mann beim Arbeiten kennen gelernt. Bisschen steif, aber das wird schon noch“, kicherte Yvonne.

Lisa versteifte sich auch. Sie wusste schon, was jetzt auf sie zukam und begann schnell die Teller zusammen zu räumen. Vielleicht war ja eine Flucht in die Küche noch möglich…

Siehst du Mäuschen. Warum machst du es denn nicht wie Yvonne? Warum gehst du denn niemals aus? Bei deinem Aussehen müssen die Männer dir doch nachlaufen! Du musst wieder offener werden“, sagte Helga und man konnte neben Unverständnis aber vor allem Sorge heraus hören. Lisa verkniff sich einen Seufzer und schloss die Augen.

Wow, das Top ist toll. Das würde dir sicher total gut stehen, probier das doch mal!“

Sie waren in der Stadt bummeln gewesen. Sina, bereits 1 Jahr alt, schlief selig im Kinderwagen, während Kelly begeistert ein blaues Top hochhielt und Lisa entgegenstreckte.

Ne, lass mal“, hatte sie abgewunken.

Sag mir warum.“ Ernst hatte Kelly sie angeschaut.

Sowas steht mir nicht…“, hatte sie gemurmelt und auf den Boden geschaut.

Sagt wer?“

Lisa hatte nicht geantwortet, wurde aber ganz fest an den Schultern gepackt und geschüttelt.

Lisa Plenske. Hör mir jetzt genau zu! Lass dir niemals einreden, dass du nicht etwas ganz besonderes bist! Lass dir von niemanden sagen, dass du etwas anders machen musst. Du bist schön. So wie du bist! Wenn du willst, dann heb deine Vorzüge noch hervor, aber du brauchst dich nicht total verändern.“

Schau mich doch mal an Kelly. Brille, Zahnspange, unmodische Klamotten…“, hatte sie bedrückt gesagt. Kelly hatte sie an der Hand gepackt und vor einen Spiegel gestellt.

Brille? Wir können dir sofort eine neue aussuchen oder Kontaktlinsen. Zahnspange? Brauchst du bestimmt nicht mehr. Klamotten?“ Sie hatte wieder das Top in die Hand genommen und Lisa entgegen gehalten. „Du musst nur zugreifen“, hatte Kelly dann gesagt. Lisa hatte sie zögernd angeschaut, dann aber nach dem Kleiderbügel gegriffen. Kelly hatte sie in den Arm genommen. „Du kannst alles schaffen was du willst Kleine! Und jetzt los!“

Einige Monate später hatte Lisa ihren ersten festen Freund kennen gelernt. Mit Patrick war sie 3 Jahre zusammen gewesen.

 

Ich kann nicht mitten in der Nacht unterwegs sein, ich habe ein sieben, nein seit heute achtjähriges Mädchen daheim”, sagte Lisa trocken.

Du weißt doch, wir würden gerne auf die kleine Maus aufpassen…“, versuchte es Helga erneut.

Danke Mama, mein Leben ist gut so wie es ist. Ich hab Sina, das reicht mir“, unterbrach Lisa sie.

Recht haste Schnattchen“, mischte sich Bernd ein. „Und nu is genug…“, sagte er mahnend in Helgas Richtung. Die funkelte ihn böse an.

Ich mein ja nur, Lisa ist jung, hübsch und verdammt klug. Es wäre doch schön, wenn sie nicht immer alleine sein würde und ihr Leben wieder genießt. Das Leben geht schließlich weiter…“, sie stockte. Lisa sah sie nur ernst an. Die anderen schwiegen bedrückt. Schließlich stand Lisa wortlos auf, nahm die Teller und ging in die Küche.

Musste dat sein?“, fragte Bernd leise.

Bernd du weißt genau, dass ich Lisa nicht verletzen wollte“, erwiderte Helga. „Aber seit Kellys Tod ist sie nicht mehr dieselbe. Sina gegenüber ist sie liebevoll, eine wundervolle Mutter. Aber ihr eigenes Glück bedeutet ihr nichts. Was hatte sie für Pläne früher!“, redete sich Helga in Rage. „Sie wollte ins Ausland, vielleicht sogar ihren Doktor machen. Sie hat gelacht, Pläne geschmiedet und war einfach glücklich! Auch mit Patrick. Du weißt, ich liebe Sina über alles und ich bin glücklich, dass sie jetzt bei Lisa ist, aber ich mache mir auch Sorgen um meine Tochter!“

Yvonne legte ihre Hand auf Helga ihre. „Helga ist ja gut“, versuchte sie Lisas Mutter zu beruhigen. „Lisa macht schon ihren Weg. Du musst ihr nur Zeit lassen, ja?“

Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig“, sagte Helga leise und schaute auf die spielende Meute, zu der sich mittlerweile auch Lisa gesellt hatte.

 

Nach einer weiteren Stunde, in der Lisa weiter Helga aus dem Weg ging, sprach Yvonne sie an.

Sag mal Lieschen, haste Lust nächsten Freitag in der Tiki vorbei zu schauen? Dann kannste dir dat Streifenhörnchen mal anschauen.“

Streifenhörnchen?“, wiederholte Lisa irritiert.

Ja, du weißt schon, dieser Typ, von dem ich erzählt habe“, lachte Yvonne. „Und bevor du nein sagst, deine Eltern passen auf Sina auf. Freitag gehen sie ins Kino und am nächsten Tag zur Käferausstellung.“

Schmetterlinge“, murrte Lisa.

Was?“

Schmetterlinge, keine Käfer“, war die trockene Antwort. Lisa seufzte. „Okay, aber nach einem Drink lasst ihr mich wieder für paar Monate in Ruhe.“

Zwei Wochen“, erwiderte Yvonne und grinste.

Lisa stöhnte laut auf.

Wer’s glaubt’, dachte sie böse, nickte dann aber. „Wir sehen uns Freitag“, murrte sie.

Ich freu mich! Du wirst sehen Süße, das wird richtig lustig“, lachte Yvonne, drückte Lisa ein Bussi auf die Wange und war im Haus verschwunden.

 

 
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