Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 28
 

David warf einen letzten Blick auf seine Aktentasche. „Lisa? Ich bin jetzt mit Krehler verabredet. Danach werde ich von daheim weiterarbeiten. Wenn du möchtest, kannst du dann heute auch früher gehen. Sina freut sich bestimmt, wenn du sie früher abholen kannst.“

Oh… in Ordnung, dankeschön“, sagte sie. ‚Er sieht gefasst aus, ob er wohl schon mit Richard gesprochen hat?’, dachte sie und die Sorge stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn David lächelte leicht.

Mach dir keine Gedanken. Wir sehen uns morgen. Ciau Lisa“, verabschiedete er sich und Lisa blieb nichts anderes übrig, als ihm besorgt hinterher zu schauen. David hatte den ganzen Tag in seinem Büro verbracht und außer den drei Tassen Kaffee, die Lisa ihm auf seinen Wunsch hin gebracht hatte nichts zu sich genommen. Da er ordentlich vorgearbeitet hatte, war auch Lisa sehr beschäftigt gewesen, so dass sie es nicht einmal geschafft hatte, Alexa anzurufen.

Aber das lässt sich ja schnell ändern“, murmelte sie und griff nach dem Telefonhörer.

Berger?“

Alexa hi. Hier ist Lisa. Wie geht’s dir denn?“

Hi Lisa! Mir geht’s besser. Hatte nen kleinen Unfall in der Tiki. Hat Max schon erzählt oder?“

Herr Peterson hat nur gemeint, dass du dich für eine Woche krankgemeldet hast. Was ist überhaupt passiert?“

Du musst mal mitkommen. Max, also Herr Peterson ist wirklich nett“, versuchte Alexa abzulenken.

Ich werd bei Gelegenheit mal wieder mitkommen, aber lenk jetzt nicht ab. Was ist überhaupt passiert? Erkältet klingst du jedenfalls nicht!“

Also gut, damit du Ruhe gibst. Ich bin gegen den Tresen in der Tiki geknallt und hab jetzt nen kaputten Rücken. Der Arzt meint aber, dass das in paar Tagen wieder gegessen ist. Also hab ich jetzt ne Woche Heimurlaub. Gibt Schlimmeres.“

Meine Güte du machst Sachen! Wie ist das denn passiert?“, fragte Lisa total entsetzt.

War ein Unfall. Klingt wirklich schlimmer als es ist“, winkte Alexa ab. Bevor Lisa weiter nachhacken konnte, sagte sie: „Du sei mir nicht böse, aber ich werd mich jetzt wieder schlafen legen.“

Klar ruh dich aus. Soll ich bei dir vorbeikommen? Brauchst du irgendwas?“

Das ist lieb Lisa, aber ich bin versorgt. Wir sehen uns nächste Woche und ich ruf dich in paar Tagen an, okay?“

Okay, aber wenn du was brauchst, dann bitte melde dich! Ciau“.

Ciau“, verabschiedete sich Alexa und legte dann auf.

 

Lisa war etwas beruhigter. Alexa ging es also soweit gut. Nachdenklich sah sie in Richtung Richards Büro. Er war den ganzen Tag nicht im Büro gewesen. Sie kannte Richard so gut wie gar nicht und konnte deshalb auch nicht einschätzen, wie er auf die Nachricht reagiert hatte. ‚David kennst du aber auch nicht richtig gut… Und trotzdem ist er zu dir gekommen’, dachte sie und ein kleines Lächeln konnte sie nicht unterdrücken…

 

Am Abend hatte Alexa sich auf die Couch geschlichen. Richard, mittlerweile in Jeans und Shirt arbeitete am Esstisch, mit dem Rücken zur Couch und so hatte er nichts von Alexas heimlichen Wanderung bemerkt. So zuckte er auch überrascht zusammen, als plötzlich der Fernseher los ging.

Was zum…“, begann er, als er ein Kichern vernahm. Er sah zur Couch und da lag sie mit einem frechen Grinsen.

Stör ich beim Arbeiten?“, fragte sie unschuldig.

In Anbetracht deiner Unvernunft aus dem Bett zu gehen, nehme ich an, dass es dir schon wieder besser geht?“, meinte er nur und klappte seinen Laptop zu.

Hmmja“, schmatze Alexa zufrieden, nachdem sie sich eine Weile hin und her gedreht hatte. Sie war dank Tablette komplett schmerzfrei und genoss das Gefühl. Richard sah ihr belustigt zu. „Fertig?“, fragte er dann.

Oh- willst du auch fernsehen?“, fragte sie und setze sich auf.

Wenn ich dich nicht störe?“

Ach was. Setz dich hin“, meinte sie und klopfte einladend neben sich. Im Fernsehen lief eine Komödie. Richard setzte sich und legte seine Beine auf den kleinen Tisch vor der Couch ab. Er seufzte leise auf. Die Mappe für die Vorstandssitzung war fertig, doch das zufriedene Gefühl blieb aus.

Alexa setze sich unruhig wieder um. Sitzen tat nach einer Weile doch weh. Aber Hinlegen konnte sie sich nicht, da ja auch Richard auf der Couch Platz beanspruchte.

Ist dir der Film zu langweilig oder deine eigene Couch nicht bequem genug?“, fragte er. Er hatte Alexas Treiben eine Weile zugeschaut. Sie sah ihn zerknirscht an.

Sitzen tut nach ner Weile doch bisschen weh“, gab sie zu. Er langte nach einem Kissen, legte es sich auf den Schoß.

Dr. Till hatte wohl doch Recht mit der Auflage, dass du liegen bleiben sollst.“ Sie sah ihn wieder mit diesem geschockten Blick an, den er in den vergangenen 48 h schon so oft gesehen hatte.

Ich schubs dich auch nicht von der Couch, versprochen“, sagte er und hob zwei Finger zum Schwur.

Okay…“, lachte Alexa verlegen und legte ihren Kopf auf das Kissen. Schon nach kurzer Zeit entspannte sie sich. Schweigsam sahen sie sich den Film an. Alexa sah aber kaum hin, sie dachte über Richard nach. So kannte sie ihn nicht- und so hatte sie sich ihn auch nie vorgestellt. Richard kümmerte sich rührend um sie. Und nicht nur das- er scherzte, neckte sie. Das warme Gefühl in ihrem Bauch verstärkte sich von Minute zu Minute mehr. Und doch- auch wenn er lächelte- das Lächeln erreichte seine Augen nicht immer. Genau das verwirrte Alexa aber am meisten. Dieser seltsame Ausdruck in seinen Augen. War es Trauer? Gleichgültigkeit? Es war schwer zu sagen bei Richard, der so gut wie nie Gefühle zeigte.

 

Ich glaube, ich schulde dir eine Erklärung“, kam plötzlich von Richard. Alexa wollte sich aufsetzen, aber er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du sollst doch liegen bleiben“, schimpfte er sofort.

Bist du immer so bestimmend?“, motzte sie zurück. Er lachte leise auf, aber es klang nicht fröhlich.

Bestimmend? Ich wusste immer was ich wollte… Eines Tages meinen…“, er stockte kurz, „Vater in der Firma ablösen… Er starb, als ich 21 Jahre alt war… Der Plan hatte sich nicht geändert. Ich wollte das Lebenswerk von Claus von Brahmberg weiterführen… Da planst du dein ganzes Leben auf der Tatsache auf, dass du der Sohn eines Mannes bist und dann zerstört ein Satz dein ganzes Leben…“

Gedankenverloren hatte er sanft über Alexas Schulter gestreichelt. Sie war ganz ruhig geblieben, versuchte das Gehörte zu verstehen.

Richard atmete tief ein und sprach dann weiter. „Claus ist nicht mein leiblicher Vater- Friedrich Seidel ist es…“

 

Was?“ Alexa setzte sich geschockt hin. Sie sah Richard ins Gesicht, versuchte etwas seinem Gesicht zu lesen. Aber sein Blick verriet nichts mehr. Verletztheit, Trauer, Wut, doch da war… Nichts. Er begegnete ihrem Blick ganz ruhig, ganz gelassen. Es war, als würde er die Geschichte eines anderen erzählen. Nur seine Stimme verriet ihn. Sie klang seltsam brüchig, als würde sie ihm nicht gehorchen wollen.

 

Ich war… geschockt. Wütend. Nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich wollte das alles betäuben. Deswegen war ich in der Bar und hab soviel getrunken. Ich weiß, dass Alkohol die schlechteste Ausrede ist, die es gibt…“

Ich glaube dir, dass du dich nicht erinnerst. Du hättest mir nicht absichtlich wehgetan“, unterbrach ihn Alexa ernst.

 

Was macht dich da so sicher?“, fragte er ernst. „Ich kann mir mein Verhalten nicht erklären. Das hätte nicht passieren dürfen… Den Titel ‚Chef des Jahres’ verdien ich auch nicht gerade, das weiß ich, aber ich habe komplett die Kontrolle über mich verloren. Das hätte einfach nicht passieren dürfen.“

Nein… Aber du machst es doch wieder gut“, sagte sie ruhig. Auf seinen Blick hin, lächelte sie sanft. „Pflegedienst, Omelette, Schokocroissant, eine Wagenladung Schokolade… Ich glaube der einzige Grund weswegen ich mich beschweren werde, sind 5 kg Zunahme.“

Er sah sie ungläubig an, musste dann aber doch lachen. „Ich werd dich durch den Park jagen, wenn du wieder gesund bist. Apropos Pflegedienst. Die Salbe muss noch drauf.“

Sie spürte intuitiv, dass er nicht mehr weiter über Friedrich reden wollte, deswegen seufzte sie betont laut auf. „Wenn’s unbedingt sein muss…“ Richard warf ihr einen Seitenblick zu. Leise aber dennoch deutlich zu verstehen murmelte er: „Frechdachs.“

 

Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Alexa ging es von Tag zu Tag besser, allerdings auch nur, solange sie sich an die Anweisung hielt und wirklich liegen blieb. Allerdings wurde ihr schnell langweilig und sie wollte Richard bei den Unterlagen helfen.

Mit Richard kabbelte sie sich deswegen öfter. Nicht selten wurden beide richtig laut. Sie war froh, dass sich der „alte Richard“ ab und zu zeigte. Und doch wirkte auch er entspannter. Auch wenn sie ihn ab und zu gedankenverloren vor sich hin starrend beobachten konnte, die meiste Zeit arbeitete er konzentriert oder kümmerte sich um seinen „Pflegefall“, wie er sie oft scherzend bezeichnete. Sie einigten sich schließlich auf einen Kompromiss. Alexa durfte ein wenig helfen, musste allerdings auf dem Sofa liegen bleiben. Und nicht selten hatte sie das Kopfkissen, das Richard benutzte auf ihrem Schoß, während sie da saß…

 

 
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