Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 30
 

Am Montag zwang sich Richard ins Büro. Am liebsten wäre er noch länger weg geblieben, aber die Vorstandssitzungen war am nächsten Tag und für die musste noch einiges vorbereitet werden. Vom Aufzug ging er direkt zu seinem Büro, ohne nach links oder rechts zu blicken.

 

Überrascht sah er dort aber schon Alexa, die ebenfalls wieder an ihrem Platz saß.

Was machst du denn hier?“, fragte er verblüfft. Er hatte sie erst am Nachmittag hier erwartet.

Ich arbeite hier“, antwortete sie trocken, aber mit einem Lächeln reichte sie ihm eine Liste. „Das wären dann die Termine für heute“, erklärte sie. Er warf einen kurzen Blick darauf.

In Ordnung“, nickte er. „Das Meeting um zwölf kannst du allerdings absagen. Ich werde David die Daten per Mail schicken.“ Er ging zu seiner Tür und stoppte kurz davor. „Achso- Alexa?“

Sie blickte ihn fragend an. „Um elf hast du den Termin bei Christopher, also mach dich spätestens eine halbe Stunde vorher auf den Weg.“

Jawohl Sir“, murmelte sie leise, aber mit einem glücklichen Lächeln. Sie hatte schon befürchtet, dass Richard nach der Verabschiedung wieder total kühl ihr gegenüber sein würde, aber da hatte sie sich glücklicherweise getäuscht. Er blieb auch bei dem „Du“.

 

Hallo Alexa. Wie geht’s dir denn?“, schreckte sie eine Stimme aus ihren Gedanken.

Oh hallo Max“, sagte sie, als sie ihn erkannte. „Danke- mir geht’s wieder super.“

Das ist gut… Ist Richard schon da?“

Ja, er ist im Büro“, nickte sie.

 

Nach einem kurzem Klopfen ging Max auch schon in das Büro.

Hey“, meinte er.

Hi Max… Alles klar?“

Das wollte ich dich eigentlich fragen“, antwortete Max und sah Richard zu, wie er drei Ordner vor sich auf dem Tisch hatte.

Ich muss nur was zusammensuchen“, meinte Richard und sah dann kurz auf. „Gibt’s was Bestimmtes?“

Nein… Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Hab dich ja länger nicht mehr gesehen.“ Max sah Richard aufmerksam an.

Alles klar soweit. Ich muss nur wegen der Vorstandssitzung morgen einiges vorbereiten…“

Du willst das also wirklich durchziehen?“, fragte Max ernst.

Max. Es hat sich nichts geändert in Ordnung? Vergiss einfach was du mitbekommen hast.“

Richard…“

Sorry Max, aber ich hab jetzt echt keine Zeit.“ Richard drehte sich um, scheinbar nach Unterlagen suchend, aber Max verstand den stummen Rausschmiss. Beunruhigt ging er wieder in sein Büro. Wenigstens die Sache mit Alexa schien geklärt. Verwundert hatte er mitbekommen, wie Richard Alexa duzte. Und ihr ging es anscheinend wirklich wieder gut. Doch Max sorgte sich um andere. Er kam weder an David noch an Richard heran. Und Max bezweifelte sehr, dass sich die angespannte Situation zwischen seinen Freunden nach der Vorstandssitzung wirklich bessern würde.

 

 

David hatte von Max erfahren, dass Richard wieder da war. Er war sich unsicher, wie er sich Richard gegenüber verhalten sollte. Immer noch war nichts zwischen ihnen geklärt. Und wenn er ehrlich zu sich war, wusste er auch nicht, was er eigentlich wollte. Auf Maxens Frage, ob er die Vorstandssitzung wirklich wie geplant durchziehen wolle, hatte er zwar „Ja“ geantwortet, aber so sicher was er sich nicht. ‚Mittags ist erst mal das Meeting, dann seh ich weiter’, dachte er, als der Posteingang ein Memo von Richard anzeigte. Verwundert öffnete David es.

 

In Stichpunkten hatte Richard ihm die Daten für ein wichtiges Kundengespräch zusammengefasst. David las den letzten Absatz, stutze, las ihn erneut und haute dann erbost mit der Faust auf die Schreibtischplatte. ‚Okay- jetzt reicht’s!’, motzte es in ihm.

 

Treffen unnötig. Alexa bringt später die Unterlagen. Unterschrieben ihr wiedergeben.“

 

Wütend riss David seine Tür auf und raste fast in Alexa hinein, die gerade freudig von Lisa begrüßt worden war.

Huch David! Ich muss zu einem Termin, soll dir vorher aber die Unterlagen mitbringen.“

Danke“, er nahm ihr die Papiere ab. Schon im Gehen fragte er: „Ist er im Büro?“

Er telefoniert gerade“, erklärte Alexa verblüfft.

Nicht mehr lange“, erwiderte David sauer. Alexa und Lisa blickten ihm erschrocken nach. Alexa sah auf ihre Uhr. Wenn sie nicht zu spät kommen wollte, musste sie jetzt los.

Lisa- tut mir leid, ich muss los…“

Mach dir keine Sorgen, ich schau, dass es keine Leichen gibt“, versuchte Lisa zu scherzen, aber auch sie sah sehr besorgt David hinterher.

 

 

David klopfte kurz und riss die Tür auf. Richard hob überrascht eine Augenbraue, sprach aber ruhig am Telefon weiter.

Gut, dann hören wir uns morgen. Auf Wiederhören.“ Er legte auf und richtete seinen Blick auf die Unterlagen vor ihm. „Probleme beim Lesen? Soll Alexa in Zukunft die Memos vorlesen?“, fragte er ruhig, in seinem üblichen sarkastischen Ton.

 

Dein Memo interessiert keinen- Wenn du was von mir willst, wirst du mit mir reden müssen!“, blaffte David ihn an. Die Situation hatte ihn einfach überfordert. Es war schon schlimm genug, dass er nicht selbst wusste, wie er mit seinem Vater geschweige denn mit Richard umgehen sollte, aber Richards Memo hatte ihm den Rest gegeben. Über private Dinge konnte David auch nicht einfach so mit Richard reden, aber dass der sich weigerte nun auch im geschäftlichen Bereich mit ihm zu reden, brachte das Fass zum Überlaufen.

 

Ich habe dir nichts Weiteres zu sagen. Hast du die Papiere schon unterschrieben? Wenn nicht- Alexa hat bestimmt noch ein Exemplar da.“

Richard du kannst dir diese Papiere sonst wohin stecken!“

Wenn du nichts anderes zu tun hast, dann kümmere dich lieber um deine Präsentation. Dass der Termin morgen ist, hast du dir merken können?“ Richard sah David immer noch nicht an, blickte weiter stur auf die Papiere vor sich.

 

Weißt du eigentlich, wie egal mir mittlerweile dieser Posten ist?“, schimpfte David los. „Wenn’s dir damit besser geht, dann werd alleiniger Geschäftsführer!“ In dem Moment als er es ausgesprochen hatte, fühlte er sich viel ruhiger. „Ich trete freiwillig zurück! Ganz rausschmeißen wirst mich schon nicht. Meine Ideen sind gut und viele Kunden sind mich als Ansprechpartner gewöhnt. Von mir aus, sei DU der Chef! Aber hör endlich auf, diese Show abzuziehen! Du hast dir eine Auszeit genommen- das ist völlig in Ordnung, und ich war froh darum eine Woche nachdenken zu können. Aber ich werde nicht akzeptieren, dass du dich weigern willst, mit mir zu sprechen! Wenn du mich nicht als Bruder akzeptieren kannst- in Ordnung! Aber akzeptier mich wenigstens als deinen Geschäftspartner!“

 

Richard sah ihn nur stumm an. Aus seinem Gesicht konnte David, wie so oft, nichts lesen. Müde schloss er kurz die Augen.

Ich kann auch nichts dafür Richard“, sagte er leiser. „Wir sitzen beide im gleichen Boot. Ich bin genauso wütend… Aber so kann es auf keinen Fall weitergehen. Ich habe eingesehen, dass ich mich ändern muss und ich habe damit bereits angefangen. Außerdem werde ich nicht gegen meinen eigenen Bruder kämpfen. Wenn es dir damit besser geht, tut es mir Leid… Ich wünsche mir etwas anderes... Dem Vorstand erklär ich dann alles in der Sitzung… “

David nickte ihm noch mal zu und ging dann aus Richards Büro.

 

 

Richard saß starr da. Erinnerungen tauchten auf. Er sah sich selbst wütend, beinahe irre auf und ab laufen…

 

David wird auf keinen Fall die Firma bekommen! Das lass ich auf keinen Fall zu… In einem Jahr bin ich fertig mit dem Studium und dann…“

Was dann?“ hatte sie ihn fassungslos unterbrochen. Er hatte nicht auf sie geachtet, war weiter auf und ab gelaufen.

Dann werde ich komplett bei Kerima arbeiten. Friedrich darf es mir auf keinen Fall abschlagen, immerhin hatten mein Vater und er das schon so geplant. Nach ein paar Jahren dürfte ich dann als Geschäftsführer kandidieren. David darf das auf keinen Fall alleine machen. Ich lass nicht zu, dass die Seidels sich alles unter den Nagel reißen.“

Richard hörst du dich eigentlich selbst?“, hatte sie ihn geschockt gefragt. „Herr Seidel ist der beste Freund deines Vaters gewesen! Ich bin mir sicher, dass ihnen Freundschaft und Familie mehr bedeutet haben als diese Firma!! Und dir doch auch…“

Ach was! Die Firma war das Wichtigste für meinen Vater. Und gerade deshalb ist es meine Pflicht sein Werk nicht in fremde Hände fallen zu lassen! Ich lass das nicht zu…“

 

All die Jahre hatte er nur ein Ziel gehabt. Im Kampf um die Firma gegen David zu gewinnen. Aber war das wirklich das Ziel? Wollte er das wirklich? Oder kämpfte er nur noch wegen des Kampfes an sich und nicht für ein bestimmtes Ziel?

 

Lisa wartete nervös an ihrem Schreibtisch. David ging ohne ein Wort an ihr vorbei und knallte seine Tür hinter sich zu.

Mehr als rausschmeißen kann er dich ja nicht’, versuchte sie sich anzufeuern und ging nach kurzem Anklopfen in sein Büro.

David?“ Sie sah ihn besorgt an. David hatte seinen Kopf auf die Hände gestützt. „Du kannst die Präsentationsmappen in den Reißwolf werfen. Ich brauch sie nicht mehr. Tut mir leid wegen der Extraarbeit…“

Lisa öffnete den Mund, aber David schüttelte leicht den Kopf. „Nein…bitte nicht jetzt.“ Sie nickte nur und ließ ihn alleine. Nachdenklich saß sie wieder an ihrem Schreibtisch, als sie eine Stimme aus ihren Gedanken riss.

Frau Plenske?“

 

 

 

David saß gefrustet an seinem Schreibtisch. Immer wieder ließ er ein kleines Spielzeugauto gegen seinen Laptop fahren. Was sollte er denn noch machen? Es tat ihm wirklich weh, dass er keinen Zugang zu Richard finden konnte. Warum auch immer. All die Jahre hatte er nur Abneigung Richard gegenüber verspürt, jetzt erinnerte er sich immer öfter an ihre gemeinsame Kindheit. Was war denn nur passiert?

 

Ist das deine fertige Mappe?“, ertönte da Richards Stimme.

Überrascht sah David auf. Richard stand in seinem Büro, in der Hand die Präsentationsmappe, die Lisa ihm gegeben hatte.

Wozu brauchst du die?“, fragte David und sah ihn verständnislos an.

Morgen ist die Besprechung beim Vorstand, also sag mir bitte, dass das Ding fertig ist“, grummelte Richard.

Ohne ein weiteres Wort griff David nach einem Ordner, der neben ihm lag und schob ihn zu Richard hin. Der nahm den Ordner und hielt David im Gegenzug eine dicke Mappe entgegen.

Was soll ich…“

Lesen“, unterbrach ihn Richard und vertiefte sich in Davids Unterlagen.

David versuchte sich auf die Zahlen und Diagramme zu konzentrieren, doch sein Blick schwirrte immer wieder zu Richard.

 

Also, so wie ich das sehe, habe ich die besseren Zahlen“, unterbrach Richard dann die Stille. „Deine Ideen scheinen aber einen wirklich besseren Absatz zu finden… Bei den Krediten konnte ich bessere Konditionen herausschlagen. Außerdem hab ich zwei Wege gefunden, an Kosten zu sparen. Damit müsste sogar deine Parfumidee zu bezahlen zu sein. Allerdings werde ich da erst vollständig zustimmen, wenn der Vorverkauf gut läuft. Von der Silverline können wir vielleicht zwei Modelle bei deiner Freshline unterbringen. Müssen eben sportlicher ausgearbeitet werden, aber das lassen wir Hugos Sorge sein. Wegen der Schuhe reden wir aber noch mal. Aber behalte mal die Nummer von diesem Lederfritzen. Vielleicht können wir den später nochmal kontaktieren. Ich würd sagen, wenn wir kombinieren und uns einen anderen Namen einfallen lassen, dann ist der Vorstand einstimmig überzeugt.“

 

Kombinieren“, wiederholte David verblüfft.

Ja.“

Zusammen“, sagte David und deutete erst auf Richard, dann auf sich. „Du und ich.“

Ja.“

Du… Du weißt schon, dass sich dann nichts ändert…“ Fassungslos sah David Richard an, versuchte die Worte zu verstehen. Richard dagegen saß völlig ruhig vor ihm.

Doch. Friedrich zieht sich komplett zurück und die alleinige Verantwortung für das nächste Jahr, die Kollektion und sämtliche Aufträge würden dann wir gemeinsam tragen.“

Wir. Gemeinsam“, wiederholte David monoton.

Sag mal bist du unter die Papageien gegangen??“, blaffte ihn jetzt Richard an. Doch David sah ihn immer noch überrascht an. Richard jedoch stand auf und hielt David die Hand entgegen.

Also. Einverstanden?“

David stand auf, und schlug ein. „Einverstanden!“ Wieder versuchte er in Richards Gesicht, seinen Augen, etwas zu lesen, doch Richard hatte seine Maske nicht abgenommen.

 

Richard ging zur Türe. Die Hand an der Klinke sprach er zu David, ohne sich umzudrehen.

Ich kann nicht einfach 30 Jahre vergessen. Friedrich ist in meinen Augen das Letzte. Aber ich versuche meine Wut nicht auf dich zu übertragen. Ist das in Ordnung für den Anfang?“

 

Das ist mehr als genug. Danke“, sagte David ehrlich. „Und Richard- ich bin ebenfalls sauer auf ihn.“

Um 16 Uhr im Konferenzraum. Bring Frau Plenske mit, dann arbeiten wir die Präsentation auf“, sagte Richard noch. Ohne sich umzudrehen ging er aus dem Büro

 

 
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