Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kap 20
 

Lisa hatte am Abend noch länger über Davids Spruch nachgedacht. Ich bin stur. Und dazu sein Lächeln… Was das wohl bedeuten würde? Dennoch, sie blieb dabei. Ein Date mit David Seidel war ein Ding der Unmöglichkeit. Auch wenn sie zugeben musste, dass ihr gutaussehender Chef mit dem warmen braunen Augen sie nicht kalt ließ. Aber dennoch. Sie war nun lange genug bei ‚Kerima’, um einiges über ihre Chef zu wissen. Die letzten Jahre waren ständig Assistentinnen geflogen, weil sie sich auf ein Tête a tête mit David eingelassen hatten. Zudem hatte ihr Georg auch immer wieder eingeschärft, dass Geschäftliches und Privates stets getrennt werden müsse. Das war dann auch zu ihrer Ausrede geworden, wenn sie von einem Geschäftspartner eingeladen worden war. Falls das nichts geholfen hatte, hatte sie Sina ins Spiel gebracht und damit war das Thema Ausgehen erledigt gewesen. Nein, eine feste Beziehung stand nicht zur Debatte und für eine flüchtige Geschichte würde sie keinesfalls ihren Job riskieren. Und sie bezweifelte, dass David auch mehr als Spaß von ihr wollte…

Das restliche Wochenende kam sie aber nicht lange zum Weitergrübeln. Sina hielt sie ordentlich auf Trapp. Da Sina noch ihren Verband tragen musste, konnte sie nicht wie geplant zum Schwimmunterricht, was die Kleine wahnsinnig ärgerte.

Am Montag war Lisa nervös in die Arbeit gegangen. Doch ihre Sorge war umsonst gewesen. David hatte sie nur freundlich gegrüßt und mit ihr den Tagesablauf durchgesprochen. Den restlichen Tag hatte sie ihn kaum zu Gesicht bekommen, da er bei Geschäftsterminen war.

Er wiederum hatte sich auch gefragt, warum er unbedingt mit Lisa ausgehen wollte. Als Assistentin war sie ein Glücksgriff und er wollte sie auf keinen Fall verlieren. Andererseits hatte sie mit ihrem energischen ‚Nein’ sein Interesse nur geschürt. Und er hatte bisher noch jede Frau rum bekommen, für die er sich interessiert hatte. Warum sollte das jetzt anders sein? Lisa sah wirklich sehr hübsch aus und sie war klug. Eine Mischung, der er noch nicht oft begegnet war. Bei Mariella war das natürlich der Fall gewesen… Aber irgendetwas fehlte wohl doch- warum sonst war er ihr dauernd fremdgegangen? ‚Das war ja wohl nicht die Schuld von Mariella sondern deine eigene’, motze ihn seine innere Stimme an. Er verbot sich selbst weitere Gedanken an die Vergangenheit zu verschwenden. Nein, er würde Lisa schon noch zu einem Date überreden können, daran bestand kein Zweifel. Was danach passieren würde- darum würde er sich später kümmern.

Er ließ sich damit Zeit. Am Mittwoch hatte Lisa einen schönen Blumenstrauß auf ihrem Tisch gefunden. David hatte sie beobachtet, wie sie vorsichtig über eine Blüte strich.

Haben Sie Lust auf ein Abendessen? Die Blumen sollten als kleine Bestechung dienen“, hatte er lächelnd gesagt. Sie hatte ihn erst überrascht angesehen und dann freundlich abgelehnt.

Ich verbringe den Abend lieber mit meiner Tochter. Ich sehe sie ja unter der Woche nur abends.“

David hatte nur gelächelt. „Vielleicht haben Sie ja am Wochenende Zeit…“


Es war Donnerstag und Lisas Mittagspause hatte gerade begonnen. Sie wartete am Catering auf Alexa, die noch ein Dokument beenden wollte. Agnes, die gute Seele von Kerima, hatte ihr einen leckeren Salat hingestellt.

Mami- Li!“, hörte sie da Sinas Stimme.

Sina? Was machst du denn hier?“, fragte Lisa überrascht und sah sich irritiert um. Wo war ihre Mutter? Die Kleine sollte nach der Schule bei ihren Großeltern sein.

Opi ist von der Leiter gefallen und hat dann ganz doll geschimpft. Und Omi ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren“, plapperte die Kleine drauflos.

Was??“, erschrocken sah Lisa sie an. Inka, die Lisa erst gar nicht bemerkt hatte, stand direkt hinter Sina.

Deine Mutter war hier und hat die Kleine vorbeigebracht, ich hab gesagt, dass ich sie zu dir bringe. Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast“, sagte Inka, mit diesem neugierigen Ton in der Stimme, der Lisa gehörig auf die Nerven fiel. Nicht umsonst, bemühte sie sich Inka aus dem Weg zu gehen. Aber da sie nun mal die Sekretärin von Herrn Petterson war, ging das nicht immer.

Was ist denn bitte passiert?“, fragte Lisa erschrocken.

Dein Vater hat sich wohl das Bein gebrochen, aber es geht ihm soweit gut“, meinte Inka.

Hektisch griff Lisa nach ihrem Handy. So langsam reichte es wirklich mit Unfällen in der Familie! Erst Sina und jetzt ihr Vater. Da spürte sie wie sich Sina an sie herangekuschelt hatte.

Du Mami, ich hab Hunger…“

Maus, entschuldige bitte“, sagte Lisa sofort und setzte Sina auf einen Stuhl neben sich. Agnes war von der kleinen „Maus“ hellauf begeistert und machte ihr sofort ein Sandwich fertig. Sina schmeckte die heiße Schokolade auch sehr gut. Artig bedankte sie sich und machte sich dann über das Sandwich her. Lisa versuchte derweil ihre Mutter zu erreichen, doch sie kam nur auf die Mailbox.

Lisa, kommst du mal bitte?“, rief Alexa da nach ihr.

Süße ich lass dich mal kurz alleine. Nicht weglaufen, okay?“

Ist gut Mami“, schmatze Sina.

Ich pass auf sie auf“, versprach Agnes und so machte sich Lisa schnell auf.

Was ist denn los?“, fragte Lisa, als sie bei Alexa war.

Irgendwas stimmt hier nicht! Da muss ein Fehler im Programm liegen, die Bilanz stimmt hier auf dem Papier- aber wenn ich das hier eingebe, kommt ein ganz anderes Ergebnis heraus“, jammerte Alexa verzweifelt. Lisa sah auf das Papier und dann auf den Monitor. Plötzlich kicherte sie los.

Was?“, knurrte Alexa. Ihre Laune befand sich auf dem absoluten Tiefpunkt. Richard hatte sie heute nur kurz zu Gesicht bekommen. Diese Zeit reichte aber aus, Alexa möglichst mies gelaunt anzumaulen. Er war jetzt auf einem Geschäftstermin und würde erst am späten Nachmittag wieder auftauchen.

Du hast bei der zweiten Seite einige Spalten vertauscht. Hier“, Lisa deutet auf die linke Spalte auf dem Monitor und dann auf die rechte Spalte auf dem Papier.

Wie hast du das denn geschafft?“, neckte Lisa sie und vertauschte dann schnell die Spalten. Nach wenigen Minuten war der Fehler behoben.

Danke Lisa!“, sagte Alexa erleichtert. Dann deutete sie zum Catering, um Lisa abzulenken. „Wer ist die Kleine neben David denn?“

Neben David?“, Lisa sah auf und wurde dann blass. „Das ist Sina. Meine Tochter“, antwortete Lisa hektisch. „Mein Vater hatte einen Unfall und meine Mutter hat Sina dann schnell hergebracht. Oh weh, hoffentlich ist David nicht sauer.“

Wird er schon nicht. Geh hin, ich komm nach, ich möchte deine Tochter doch gerne kennen lernen“, sagte Alexa und schickte Lisa dann wieder zurück. Alexa sah auf den Monitor und schüttelte gedankenverloren den Kopf. So etwas war ihr noch nie passiert.

David, der kurz bei Max gewesen war, wollte sich schnell eine Tasse Kaffee holen. Als er die Kleine entdeckte, überlegte er, zu wem das dunkelhaarige Mädchen denn gehören würde. Aber warum großartig den Kopf zerbrechen, wenn man leicht nachfragen konnte?

Agnes magst du mich dieser reizenden jungen Dame denn nicht vorstellen.“

Sina sah interessiert zu dem großen Mann auf.

David, das hier ist Sina Plenske. Sina das ist David Seidel, der Chef von deiner Mama.“

Hallo Sina“, lächelte David. ‚Das ist Lisas Tochter? Na, die Kleine schaut wohl eher ihrem Vater ähnlich.’

Hallo“, sagte Sina keck und widmete sich dann wieder ihrem Sandwich.

Hallo David, entschuldigen Sie bitte, mein Vater hatte einen Unfall und meine Mutter hat Sina schnell hergebracht“, erklärte Lisa hastig. David hatte in der Früh gleich einen Termin gehabt und so hatten sie sich noch gar nicht gesehen.

Hallo erstmal“, erwiderte David lächelnd. „Wir haben uns schon bekannt gemacht“, sagte er und deutete auf Sina.

Tut mir wirklich leid, dass sie in der Firma ist, aber meine Mutter holt sie nach meiner Mittagspause sofort ab.“

Das ist kein Problem“, winkte David ab. „Achso, was ich Sie fragen wollte: Haben Sie am Samstag Zeit?“

Samstag?“ – Er würde sie doch nicht schon wieder zu einem Date überreden wollen??

Ich wollte Sie bitten, mich zum Gestüt zu begleiten.“

Gestüt?“, wiederholte Lisa jetzt doch überrascht.

Ja. Der Kerima Award ist bald wieder und ich soll nach dem Rechten sehen. Es würde auch nur zwei Stunden dauern und selbstverständlich bekommen Sie auch den Wochenendtarif bezahlt. Die nächsten Wochen sind total voll, aber der Besuch ist dringend.“

Tut mir Leid Herr Seidel, aber das Wochenende gehört meiner Tochter – und von Wochenendzeiten steht auch nichts in meinem Vertrag“, versuchte Lisa sich herauszureden.

David dagegen grinste nur und wandte sich dann an das Mädchen. „Sina, sag mal, magst du denn Pferde?“

Lisa warf ihn einem bitterbösen Blick zu. ‚Gerissen Seidel!’ meckerte es in ihr.

Pferde? Ja klar!“, antwortete Sina neugierig. „Aber Mami arbeitet am Wochenende nicht.“

Lisa hätte das Mädchen küssen können, aber David lächelte nur.

Deine Mama müsste nur bisschen arbeiten und du könntest solange ja mal reiten, wenn du das magst…“

Ich darf reiten?“, fragte Sina und sie war so begeistert, dass sie vergaß von dem Sandwich abzubeißen.

Wenn deine Mama es erlaubt“, wandte David sofort ein und warf jetzt einen vorsichtigen Blick auf Lisa. Er war einen Schritt zu weit gegangen, das wusste er, aber anders würde er Lisa nie überreden können, mit ihm etwas zu unternehmen. Und er hatte sich nun mal vorgenommen mit ihr auszugehen.

Mami- Li, darf ich? Bitte, bitte!“

Böse funkelte Lisa David an. Er nahm es gelassen hin. Wichtig war, dass Lisa Zeit mit ihm verbrachte. Gerne auch mit der kleinen hübschen Maus. Nur die Anrede wunderte ihn etwas.

Sina, ich weiß nicht…“, versuchte Lisa sich herauszureden, aber die Enttäuschung in Sinas Augen war immens…

„…, ob du mit deinem Arm am Samstag schon reiten darfst. Aber Pferde anschauen reicht notfalls aus, oder?“, beendete sie ihren Satz und schon war ihr die Kleine in den Arm gefallen.

David grinste in seinen Kaffee, den bösen Blick von Lisa und den amüsierten Blick von Agnes ignorierend.

Na wunderbar, Lisa ich hol Sie dann am Samstag ab…“

Nicht nötig, ich kann selbst mit dem Auto kommen“, unterbrach sie ihn kühl.

Das wäre gar nicht umweltschonend“, zwinkerte David ihr ungerührt zu. „Wir besprechen das später. Ciau Sina.“ Er zwinkerte Sina noch mal zu und ging dann mit einem breiten Lächeln in sein Büro zurück.

 

 
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