Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 08
 

KAPITEL 8 – Geldregen für B-Style

 

Mariella fuhr Lisa heim. Unterwegs, als sie über Land fuhren, sah Lisa einen kleinen Imbiss. „Oh – magst Du da kurz anhalten? Gönnen wir uns ein Eis und setzen und ein bisschen an den See?“

Mariella nickte und lenkte den Wagen auf den unbefestigten Parkplatz. Sie kauften sich ein Eis und schlenderten am See – der eher ein Tümpel war – entlang.

Lisa hob das Gesicht der Sonne entgegen und schloss die Augen. “Alles klar Kleine?“

„So mag ich es am liebsten. Ruhig und mit viel Natur.“

„Du – wenn es mit Deinen Eltern nicht geht, kannst Du jederzeit zu David und mir ziehen...“

Lisa lachte „Fein, so als drittes Rad am Wagen. Danke – aber Jürgen hat mir auch schon angeboten, dass ich bei ihm wohnen kann. Nur“ sie hob etwas die Schultern „das ich noch gar nicht weiß, was ich eigentlich will. Ist schon komisch – ich kann David zum ersten Mal nachfühlen, was in ihm vorging, als er nach der Entführung wieder in sein Leben zurück sollte. Ich war echt ein Trampel!“

Mariella trat näher zu ihr und legte ihr den Arm um die Taille „Lisa – wir haben nicht darüber geredet, aber ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich an David und Dich denke...“

„Lass gut sein, bitte. David hat sich entschieden. Und ganz ehrlich – ich wäre ihm jetzt ja auch eine schöne Ehefrau! Nicht anfassen! Nicht zu laut! Keine hektischen Bewegungen bitte!“

„Ach Lisa.“ Mariella drückte sie leicht. „Ich wünschte, ich hätte eine Lösung für unsere Situation. Mit Dir würde ich ihn sogar teilen.“

Lisa ließ den Kopf gegen den von ihrer Freundin sinken und kicherte leicht „Armer David – das wollen wir ihm lieber nicht zumuten... Mariella – ich weiß, es ist völlig abstrus, dass wir uns so gut verstehen, aber ich bin so froh darüber!“

„Ich auch.“

 

Schweren Herzens und voll der unguten Ahnungen ließ Mariella Lisa bei ihren Eltern zurück. Die Plenskes waren wirklich herzensgute Leute, aber sie verstanden derzeit nicht im mindesten Lisa´s Situation. Sie sah im Rückspiegel noch lange der winkenden Lisa zu, wie sie immer kleiner und kleiner wurde und widerstand dem Drang, das Auto zu wenden und Lisa wieder mitzunehmen.

 

Lisa ließ die Hand sinken und ging ins Haus „Ich gehe auspacken“, rief sie ihren Eltern zu und rannte fast die Treppe rauf in ihr Zimmer. Hier hatte sich nichts verändert. Lisa stand wie verloren in dem kleinen Raum und hatte das Gefühl, sie müsse ersticken. Sie brauchte Luft und mehr Platz!

Sie öffnete weit das Fenster und begann ihren Koffer auszupacken.

Als Helga heraufrief, dass das Abendessen fertig sei, ging sie langsam wieder herunter.

Es wurde schlimmer als gedacht. Bernd und Helga unterhielten sich wie immer lauter als andere Leute – wohl auch um den Fernseher zu übertönen, der nebenan munter weiterlief.

Bernds derbe Späßchen, Helgas liebevoll-besorgte Art.... es schnürte Lisa die Kehle zu, sie bekam kaum noch Luft. Was war bloß mit ihr los? Dies waren doch ihre Eltern, dies war ihr Heim.

„Gibt gleich einen super Krimi Schnattchen – da kuscheln wir uns alle auf´n Sofa zusammen und kieken uns das an, nech?“

Allein schon der Gedanke an dieses Abendprogramm jagte Lisa einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Sie half ihrer Mutter noch beim Tisch abdecken und spülen („Hast ja kaum was gegessen, Kind. Bist viel zu dünn geworden!“) und schlich sich dann raus in ihren Mini-Garten. Hier war es ruhig, die Luft roch wunderbar und die Sterne blinkten ihr zu. Sie setzte sich auf ihre alte Kinderschaukel und endlich konnte sie sich entspannen. Sie hatte das Gefühl heute ein unmögliches Tagespensum absolviert zu haben und die Müdigkeit kroch langsam ihre Glieder hoch. Sie saß wohl schon sehr lange draußen, denn nun hörte sie ihren Vater rufen „Schnattchen – komm endlich rein – was sollen denn die Nachbarn denken?“

Lisa ging rein und huschte rasch an ihrem Vater vorbei, bevor der sie weiter belästigen konnte. Belästigen – Himmel Lisa - Du redest von Deinem Vater!

Die nächsten Tage waren sehr anstrengend für Lisa – und es wurde nicht besser. Sie holte ihr altes Fahrrad wieder aus dem Schuppen und radelte tagsüber viel durch die Umgebung von Göberitz. Manchmal hielt sie an und beobachtete eine Hühnerschar oder ein paar Kätzchen, die sich in der Sonne aalten. Sie kam auch in manchen Schwatz mit der einen oder andern Bäuerin. Lisa fühlte ihre körperliche Kraft zurückkehren.

Als Mariella und Jürgen aus Versehen zugleich bei ihr auftauchten, um sie zu besuchen, bummelten sie zu dritt durch die Gassen des Städtchens. „Wisst ihr“, sagte Lisa plötzlich „ich muss meine Einschränkungen, die ich derzeit habe, wie eine Behinderung sehen. Eine, die vielleicht langfristig besser wird, aber die ich jetzt akzeptieren muss!“

 

Als Lisa eines Morgens zum Frühstück herunterkam, hörte sie ihre Eltern reden.

„Mensch Bernd – nun lass ihr doch Zeit. Das wird schon wieder.“

„Aber Helga – die stellt sich vielleicht an. Hat die nicht mehr alle Tassen im Schrank? Die Nachbarn reden schon über sie, dass sie seltsam geworden ist.“

„Ich weiß – aber sie hat ja auch Schlimmes durchgemacht, oder?“

„Aber es muss doch mal gut sein! Zähne zusammenbeißen und durch! Die redet sich das doch alles ein. Waren bestimmt die Psychofuzzis in der Klinik, die sie da so gemacht haben.“

„Was sollen wir denn machen?“ fragte Helga ganz verzweifelt.

„Ich weeß nich Helga-Mäuschen. Vielleicht sollten wir sie mal zu unserem Hausarzt hier schaffen?“

Lisa stand wie vom Donner gerührt oben am Treppenabsatz. Schön, wie man sich auf die eigenen Eltern verlassen konnte! Sie begann etwas lauter die Treppe herunter zu kommen und Bernd und Helga fuhren auseinander.

„Lisalein – gut geschlafen?“

Seltsamer Weise war sie weniger wütend als verletzt durch das Verhalten ihrer Eltern. Doch bevor sie erwidern konnte, klingelte ihr Handy. „Ja – Lisa Plenske.“

„Friedrich Seidel hier – entschuldigen Sie die Störung. Aber bei B-Style ist etwas vorgefallen. Herr Decker und Sie müssten ganz dringend herkommen.“

„Sofort?“

„So schnell es nur geht.“

„Ich komme so schnell ich kann.“

Lisa legte auf und wählte gleich wieder Jürgens Nummer und dann die von Mariella. Dann wandte sie sich an ihre Eltern „Jürgen holt mich gleich ab. Es ist irgendetwas mit B-Style. Ich rufe an, wenn ich mehr weiß.“

„Aber Kind – das Frühstück!“ – rief Helga ihr hinterher, als Lisa die Treppen wieder empor rannte.

„Keine Zeit!“

Lisa zog sich rasch um. Seltsam – ihre Sachen schlabberten alle! Sie wählte eine Hose mit Gummibund und darüber eine lange Bluse. Da auch diese unmöglich saß, schlang sie einen schwarzen geflochtenen dünnen Schal darum. Sie stutzte kurz vor dem Spiegel. Lisa – bist Du das? So dünn, ohne Brille? Immer noch nicht gerade eine Schönheit, doch schon um etliche Oktaven besser.

Sie packte einen kleinen Koffer, falls sie bei Jürgen übernachten würde und ging wieder herunter.

„Fräulein – was soll denn der Koffer?“

„Ich übernachte vielleicht bei Jürgen.“

„Das kommt überhaupt nicht in Frage! Du bist heute Abend wieder zuhause!“

„Mama – ich bin 25!“

„Und krank – Du bist heute Abend wieder da – oder wir lassen Dich gar nicht gehen!“

„WAS?!“

Es läutete an der Haustür. Bernd öffnete und Lisa ging Richtung Ausgang.

„Lisa – bleib stehen!“

„Mama – ich bin kein Kind mehr – ich gehe jetzt.“
Bernd griff nach ihr.

Hände, die nach ihr griffen. Hände, die sie festhielten. ´Es tut mir so leid, Lisa`.

Sie würgte „Loslassen! LOSLASSEN!“ schrie sie und Bernd ließ sie komplett entsetzt los.

Sie stürmte an Bernd und Jürgen vorbei zum Auto.

Jürgen fasste sich als erster. „Hat mich gefreut. Bernd, Helga!“ Er zog rasch die Tür ins Schloss und nur Sekunden später fuhren sie schon los.

„Lieselotte, Lieselotte – was wird das nur mit Dir?“

„Grässlicher Auftritt, was?“

„Seit wann richtest Du Dich denn nicht mehr danach, was Deine Eltern wollen?“

Lisa sah ihn mit großen Augen an – ja, seit wann eigentlich nicht? 

 

Bei Kerima herrschte heilloses Durcheinander. Sabrina Hofmann saß am Empfang und begrüßte Lisa mit den Worten „Dat jibts ja nich! Wo is denn Dein Kassending geblieben?“ Sie fasste sich „Äh – beide Seidels, der Petersen und die Bramberg erwarten Euch im Konferenzraum.“

„Lisa, Lisa warte!” Mariella kam gerade aus dem Aufzug. Lisa hätte vor Erleichterung fast geweint. Sie hatte Mariella gebeten mit dabei zu sein.

Zu dritt gingen sie zum Konferenzzimmer. Max Petersen, der Personalchef und David standen am Fenster und redeten leise miteinander, während Sophie von Bramberg und Friedrich Seidel bereits saßen.

„Mariella?“ fragte Friedrich etwas konsterniert „Willst Du zu David?“

„Nein“, antwortete Lisa für sie „Ich möchte, dass sie dabei ist.“

„Nun gut – wie Sie meinen. Bitte setzt Euch, setzten Sie sich doch alle.“

Nachdem sich alle gesetzt hatten, Lisa zwischen Mariella und Jürgen, vergewisserte Friedrich sich der Aufmerksamkeit aller und saß daumendrehend da, bis alle ruhig waren und ihm die volle Aufmerksamkeit schenkten.

„Bei der täglichen Kontrolle unserer Konten, hat Herr Petersen heute Morgen eine sehr erstaunliche Entdeckung gemacht! Auf dem Firmenkonto von B-Style, der Tochterfirma von Kerima sind Gestern Nacht genau zwei Millionen Euro eingezahlt worden. Der Verwendungszweck, der zur Transaktion gehört, lautet: Geld für D.S. – Anteil B-Style – mit Dank zurück.“

Ein Raunen ging durch alle und Lisa schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen „Zwei Millionen – genau der Anteil, den B-Style erbracht hat für die Lösegeldsumme von David?“

Friedrich nickte „Die Polizei ist bereits eingeschaltet – aber die Spur des Geldes verliert sich in schweizer Nummernkonten.“

Jürgens nüchterne Stimme klang ganz im Gegensatz zur allgemeinen Unruhe „Hat die Polizei das Geld beschlagnahmt oder kann darüber verfügt werden?“

„Die Polizei bat uns darum, das Geld für ein paar Tage nicht anzurühren. Aber bisher sieht alles ganz legal aus. Bis auf die Tatsache natürlich, dass es sich wahrscheinlich um einen Teil der Lösegeldsumme handelt.“

Sophie räusperte sich „Also ich habe auch zwei Millionen gegeben, aber auf meinem Konto ist nichts eingegangen.“

Max  meldete sich zu Wort „Bei Kerima auch nicht. Scheint so, als wolle sich da Jemand nur bei Frau Plenske entschuldigen – wer das wohl sein kann?“

Alle sahen jetzt Lisa an und Mariella fuhr auf „Was soll das denn jetzt heißen?“

„Na – Dein Bruder hat wohl allen Grund sich zu entschuldigen oder? Ist dabei nur so blöd fast zuzugeben, dass er mit David´s Entführung was zu tun hat...“

„Genau – und deshalb ist er so blöd und tut es jetzt und überweist mal eben aus seiner Zelle die Summe – so ein Schwachsinn!“

Max starrte Mariella an „Vielleicht hatte er ja Hilfe?“

„Schluss jetzt!“ David war aufgestanden und Lisa zuckte anhand seiner Lautstärke zusammen „Tut mir leid Lisa, wollte nicht laut werden. Mariella hat damit nichts zu tun – das verbitte ich mir!“

„Was hat das Geld jetzt für Auswirkungen auf Kerima und B-Style?“  Erstaunt drehten sich die Köpfe wieder zu Lisa „Ich meine – wenn die Polizei das Geld freigibt – gehört es dann zu B-Style?“

Friedrich nickte erneut.

„Nun – dann können wir hier vorerst nichts weiter tun. Ich bin die nächsten Tage bei Herrn Decker zu erreichen – und wenn B-Style das Geld zur Verfügung steht, werde ich mit Herrn Decker zusammen entscheiden, was weiter mit der Firma geschehen soll.“

„Verkaufen Sie sie mir.“ Sophie blickte Lisa seelenruhig an „Ich biete Ihnen zwei Millionen Euro.“

 

 
 
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