Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 37
 

Kapitel 37

„Mariella wird die Zeit nutzen um ihre Nachfolgerin einzuarbeiten und es wäre gut, wenn Du Dich auch um sie kümmern könntest.“ David wandte sich Richard zu, da dieser seit einiger Zeit keine richtigen Antworten mehr gab. Erstaunt sah er, dass sein Bruder kleine Kreise auf das Papier malte und mit seinen Gedanken anscheinend ganz weit weg war. „Ich hab vor Kerima zu verkaufen und außerdem werden Hugo und Agnes heiraten, als lass Dir mal einfallen, wie wir das feiern.“ Richards gebrummtes ‚In Ordnung’ ließ David herzlich auflachen. „Richard von Brahmberg, was ist denn mit Dir los? Du hörst absolut nichts von dem was ich sage.“ Das Lachen riss Richard aus seinen Überlegungen und er sah seinen Bruder schuldbewusst an. „Was hast Du gerade gesagt?“ erkundigte er sich vorsichtig und vermied es, David dabei anzusehen. „Viel Blödsinn um es charmant zu sagen, aber umgekehrte Frage. Welchen Punkt hast Du noch mitbekommen?“ neckte David ihn und grinste, als ihm klar wurde, dass Richard seit gut 15 Minuten in seine eigene Welt abgetaucht war.

„Was ist denn los mit Dir? Gibt es etwas was mich interessieren könnte, mich aber wahrscheinlich absolut nichts angeht?“ Nun war es an Richard, David anzugrinsen. „Schöne Formulierung. Ja es gibt etwas und ja, es geht Dich vorerst nichts an.“ David musterte ihn und versuchte einen Schuss ins Blaue. „Und es hat nicht zufällig was mit Sarah Stevensen zu tun?“ Richards Kopf ruckte hoch und er sah David völlig verwirr an. „Doch, also schon ... hat Lisa Dir was erzählt?“ David schüttelte den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Aber ich bin nicht blind. Da ist was zwischen Euch – fragt sich nur was und ... gut zu wissen, dass Lisa was weiß, vielleicht komme ich mit meiner sagenhaften Überredungskunst bei ihr zu Informationen.“ Er wackelte mit den Augenbrauen und Richard lachte trocken auf. „Lass die Kleine aus dem Spiel, sie würde das nicht mögen – loyal zu mir sein zu müssen und Dich anzulügen.“ „Wenn das so ist ... also raus mit der Sprache. Du kennst Sarah von früher, oder irre ich mich?“ Richard seufzte leise und hob die Schultern. „Die Kurzfassung, bevor Du mich hier wahnsinnig machst ist ganz einfach. Sarah und ich waren einmal ein Paar, sie hat mich verlassen, Stevensen geheiratet, ist jetzt Witwe und hat zwei Kinder. Ich hab nicht gewusst, dass sie zum Verhandlungsteam gehört – aber zum Schluss befürchtet und sie will mit mir privat reden.“

David überlegte kurz, wie weit er gehen durfte, dann jedoch entschied er sich, seine Neugierde zu befriedigen. „Sarah und Du? Das muss aber Ewigkeiten her sein.“ „Ist es auch. Wir waren während meiner Zeit in London unzertrennlich, aber dann – na ja, sie hat mich sitzen lassen und ich bin bald darauf nach Berlin zurückgekommen.“ „Grantig und so unwirsch, dass es niemand mit Dir ausgehalten hat“, ergänzte David und schüttelte sich, als er sich an den Richard von damals erinnerte. „Ja – und? Sie hat mir wehgetan, sehr weg getan. Ich hatte keinen Grund grinsend und frohlockend durch die Gegend zu ziehen.“ „Hm, na ja, wir konnten ja nichts dafür ... aber lassen wir das. Und sie will jetzt mit Dir reden? Gut Wetter machen oder was? Das Geschäft ist unter Dach und Fach und sonst? Sie ist eine schöne Frau und sicherlich heiß begehrt, was will sie denn von Dir?“

Richard lehnte sich zurück und starrte einen Weile auf die Wand hinter David. „Reden, mir erklären warum sie damals gegangen ist ... und ich hab da auch noch eine sehr konkrete Sache, die ich mit ihr klären muss.“ David hob fragend die Augenbraue. „So alte Beziehungssachen sollte man eher ruhen lassen – meinst Du nicht auch?“ „Normaler Weise ja, aber es gibt Dinge, die geklärt werden müssen.“ Richards scharfe Stimme ließ David aufhorchen und er sah seinen Bruder genauer an. Ein sehnsüchtiger und weicher Ausdruck hatte sich auf sein Gesicht geschlichen und plötzlich verstand David, worum es ging. „Philipp – es geht um dieses Kind, das vielleicht von Dir ist. Sag bloß, dass Sarah die dazugehörige Mutter ist.“

„Könnten wir Deine Anweisungen fertig besprechen? Ich werde um 17 Uhr abgeholt und Lisa wird sicher auch auf einen frühen Feierabend bestehen, schließlich fliegst Du morgen für 2 Wochen weg.“ „Lenk nicht ab, Richard. Sarah ist also Philipps Mutter und Du bist nicht sicher, ob er nicht vielleicht ein kleines Andenken ist, dass Du ihr mitgegeben hast“, stellte David nun sehr interessiert fest. Richard seufzte. „Ja, Philipp ist Sarahs Sohn und die Trennung damals war sehr kompliziert. Ich wusste es bis vor kurzem nicht, aber ich muss das klären, wenn sie schon durch mein Leben huscht. Aber reden wir darüber, wenn ich mehr weiß, das Spekulieren bringt nichts und macht mich nur nervös.“ David nickte zustimmend und in weniger als einer halben Stunde besprachen die beiden Männer noch Kerima-Angelegenheiten, die während Davids Abwesenheit zu berücksichtigen waren.

Richard streckte sich und sah verstohlen auf die Uhr. „Es ist knapp nach 16 Uhr, Du hast noch ein wenig Zeit“, informierte ihn David und legte sie Unterlagen zur Seite. „Ich mag nicht wegfliegen“, meinte er plötzlich und grinste seinen Bruder an, der den Kopf schüttelte. „Was Du nicht sagst – also heute schon den ganzen Tag sagst. Sei doch froh, 2 Wochen Freiheit, Du kannst machen was Du willst, mal wieder mit schönen Frauen ausgehen, ohne dass Dir jemand auf die Finger klopft. Die wenigen Termine die schon fixiert sind machst Du so nebenbei und sonst – Du hast diese Reisen bis jetzt doch auch genossen.“ David sah ihn nachdenklich an. „Bisher schon, aber jetzt – seit Lisa und ich ... also seit wir zusammen sind, da hab ich keine Lust auf solche Abenteuer.“ Richard musterte seinen Bruder genau und musste sich ein Lächeln verkneifen, als er Davids sehnsüchtigen Blick sah. „Kann ich verstehen. Wie läuft es denn so bei Euch?“ „Gut, sehr gut. Mit Lisa ist alles so leicht. Sie ist so süß, manchmal unsicher, aber es ist genau so wie ich mir eine Beziehung gewünscht habe. Kein Stress, keine Streitereien. Ich freue mich darauf nach Hause zu kommen, wir reden über so viele Dinge und finden immer irgendetwas worüber wir diskutieren können und ... ähm ja ... wir passen in jeder Hinsicht gut zusammen.“

„Hört sich nach schwer verliebt an.“ David nickte und blickte versonnen zur Türe, vor der Lisa saß. „Ich hab das noch nie so gefühlt, bisher ist es mir auf den Wecker gefallen, wenn Mariella was fehlte. Aber bei Lisa ist das anders. Ihr ist es gestern nicht so gut gegangen und ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was sie macht, ob es ihr besser geht, was los ist. Das ist neu für mich, aber es gehört wohl dazu.“ Fragend sah er seinen Bruder an, der zustimmend nickte. „Klar gehört das dazu. Nur heile Welt gibt es in einer Beziehung nicht – erst wenn es dem Partner nicht gut geht oder man dem anderen beistehen muss merkt man ob es wirklich passt. So und bevor ich mich jetzt zum Lehrmeister über Beziehungen aufspiele gehe ich mal.“ Er zwinkerte seinem Bruder zu und stand auf. Zögernd hielt er David die Hand hin. „Trotzdem viel Spaß, David. Lass mir die Leute grüßen und genieße die Zeit.“ Nach einem festen Händedruck verschwand Richard und David sah ihm nachdenklich nach.

Sein Verhältnis zu Richard hatte sich in letzter Zeit deutlich verbessert und es war schön zu sehen, dass Richard mehr und mehr auftaute. Er beobachtete die Schatten vor seinem Büro und atmete tief durch, als Richard Lisa umarmte. ‚Gewöhn Dich dran, sie sind Freunde, das bleibt so’, murmelte seine innere Stimme und David verdrehte die Augen. So gerne er seinen Bruder hatte, diese Nähe zu Lisa war ihm ein wenig unheimlich. Er sah schnell seine E-Mails durch und kontrollierte seinen Aktenkoffer. Den ganzen Tag über hatte er Meetings mit Mitarbeiter gehabt und jetzt hatte er das Gefühl mit gutem Gewissen wegfliegen zu können. Leise öffnete er die Türe und beobachtete Lisa, die ebenfalls dabei war, ihren PC abzudrehen. ‚Mein Schatz hat es aber eilig nach Hause zu kommen’, grinste er in sich hinein und atmete tief durch. Auch er freute sich auf den langen Abend, an dem sie gemeinsam kochen wollten und dann einfach kuscheln – alles ohne große Planung und ohne Druck. ‚Hoffentlich hat sich ihr Magen wieder beruhigt. Am Morgen war Lisa ziemlich blass gewesen, hatte es aber mit ihrer Nervosität wegen seiner Abreise abgetan. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sich statt dem starken Kaffee bei Agnes Heiße Schokolade bestellt hatte, auch dies wurde unter ‚Schokolade als Nervennahrung’ abgetan. ‚Gut zu wissen, dass sie mit Schoki so leicht zu beruhigen ist’, spottete er liebevoll und musterte Lisas Figur, die durch die enge Jeans und das knappe T-Shirt gut zur Geltung kam. ‚Ein bisschen was kann sie durchaus vertragen. Sie hat schon wieder abgenommen’, stellte er erstaunt fest und schlich sich leise an Lisa heran.

„Hey mein Schatz! Können wir bald gehen?“ Lisa fuhr leicht zusammen, als sich David an sie lehnte, doch dann strahlte sie auf. „Ich bin fertig, von mir aus können wir sofort los“, antwortete sie vergnügt und sprang auf. David zog sie an sich und streichelte zärtlich ihren Rücken. „Dann ab nach Hause – die Küche und der Garten warten und ich hab Dir noch so viel zu erzählen“, murmelte er an ihrer Stirn, während sich Lisa eng an ihn schmiegte.

Als Richard 15 Minuten später das Büro verließ, war Ruhe im Stockwerk eingekehrt. Die letzten Tage waren für alle anstrengend gewesen und David hatte den Leuten Frühschluss verordnet. Selbst Tina war schon weg und ein Blick zum Catering zeigte ihm, dass auch Agnes bereits gegangen war.

„Na denn, auf in den Kampf“, murmelte er leise vor sich hin und straffte die Schultern, als er dem Ausgang zustrebte. Er sah Sarah schon von weiten, die unruhig hin und her ging. Sie hob den Kopf, als er einige Meter von ihr entfernt stehen blieb und sie musterte. „Hallo, schön dass Du kommst“, stieß sie hervor und rang sich ein Lächeln ab. Nichts war mehr von der kühlen Geschäftsfrau des vergangenen Tages übrig geblieben und auch die freche Art, die sie am vergangenen Abend gezeigt hatte, war abgefallen. Sarah wirkte so, wie damals, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gab und sie ihn deshalb verlassen würde - müde, nervös und extrem schuldbewusst.

„Hallo Sarah, wartest Du schon lange?“ Sie schüttelte den Kopf und schluckte hart. „Wo möchtest Du zu Abend essen?“ Sie flüchtete förmlich in eine sehr formale deutsche Sprache - so wie früher, wenn sie sich unsicher fühlte. „Wir fahren zu mir nach Hause - meine Haushaltshilfe hat eine Kleinigkeit vorbereitet. Außer es ist Dir unangenehm, dann können wir wieder ins Wolfhardts?“ Sarah schüttelte den Kopf und folgte Richard auf seine Bitte hin zum Wagen.

Erleichtert öffnete Richard die Wohnungstüre und ließ Sarah eintreten. Die Fahrt über hatten sie sich über Masters und den Geschäftsabschluss unterhalten und jedes private Gespräch vermieden. Sarah sah sich erstaunt in der extrem kühl eingerichteten Wohnung um. „Gefällt es Dir nicht?“ Richard stand nahe bei ihr und beobachtete ihr Mienenspiel. „Etwas kühl, also die Farben und so … so nüchtern. Bist Du viel zu Hause?“ Richard sah sich um und lächelte spöttisch. „Für das bisschen was ich da bin, reicht es … und bisher hat sich noch keine Frau beschwert.“ Sarah zog eine Augenbraue hoch und musste unwillkürlich lächeln. „Die hatten Zeit, sich das Wohnzimmer anzusehen?“ fragte sie spontan und errötete leicht. „Manche schon, ich unterhalte mich gerne, bevor ich mit ihnen ins Bett gehe“, stellte er kühl fest und sah Sarah durchdringend an. „Entschuldige, es … das war nicht sehr nett von mir, aber die Berichte, die man über Dich findet legen nahe, dass Du ein sehr direkter Mann geworden bist.“

Richard zuckte die Schultern und deutete auf einen Durchgang ins Nebenzimmer. „Du kannst Dich einstweilen setzen, Trisha hat alles vorbereitet. Ich bin in einer Minute wieder da.“ Sarah schlenderte langsam ins Esszimmer und starrte aus dem Fenster. Sie war unglaublich nervös und wusste nicht so genau, wie sie Richard die ganze Wahrheit über ihr damaliges Verschwinden erklären sollte. Sie war noch so jung gewesen und hatte sich dem Wunsch ihrer Eltern gebeugt, was sie schon bald bitter bereut hatte. Ihr Mann hatte sie immer spüren lassen, dass ihre Beziehung ein reines Geschäft war und auch sie hatte nie einen richtigen Zugang zu ihm gefunden. Nicht einmal nach Nicolas Geburt hatte sich das Verhältnis gebessert. Charles war nur erbost gewesen, dass sie ihm keinen Sohn geschenkt hatte. Die kleine Nicola interessierte ihn absolut nicht und so hatte er bei seinem Tod keine extrem große Lücke in der kleinen Familie hinterlassen.

Sie fuhr herum, als Richard sie direkt ansprach. Da er knapp hinter ihr stand prallte sie gegen ihn und schluckte hektisch, als sich ihre Körper berührten. „Ich hab nur drei Fragen an Dich, wenn Du die beantwortet hast kannst Du von mir aus wieder gehen.“ Sarah nickte ergeben und sah ihn fest an. Sie hatte nicht erwartet, dass er nett zu ihr war, aber die Härte in seiner Stimme machte sie nervös. „Ich … also ich bin gekommen, weil wir reden müssen ... sollten. Also, weil ich Dir einiges erklären muss - es ist vielleicht … also es ist mit Sicherheit zu spät, das hätte ich schon vor Jahren machen sollen, aber ich konnte nicht. Richard, es tut mir so leid, ich konnte nicht früher. Es ist so viel passiert, aber als ich Dich in Kew Gardens gesehen habe, da … da war mir klar, dass ich Dir noch eine Erklärung schulde. Ich habe so gehofft, dass Du mir Gelegenheit zu einem Treffen gibst.“ Unvermittelt brach sie ab, als Richard ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie eindringlich musterte.

„Welche Fragen?“ hauchte sie und legte ihre Hände auf die seinen. Der Kuss war heftig, fordernd und Richards Zunge begehrte stürmisch Einlass in ihren Mund. Sarah stöhnte auf, als sich ihre Zungen trafen und selbstvergessen miteinander spielten. Sarahs Hände wanderten langsam nach unten und legten sich auf Richards Hüften, was er mit einem leisen Seufzer quittierte. Abrupt löste sich Richard von Sarah, die vor der Kälte in seinem Blick erschrak.

„An der sexuellen Anziehungskraft dürfte unsere Beziehung damals nicht gescheitert sein. Also, was war es dann? Geld, Macht, Beziehungen? Haben Dich Deine Eltern unter Druck gesetzt?“ Sarah atmete tief durch bevor sie zu einer Antwort ansetzte, was von Richard jedoch vereitelt wurde.

 

 

 
 
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