Kapitel 30
Mit Schwung betrat David sein Büro und setzte sich schweigend. Mit nur geringem Interesse verfolgte er das Gespräch und musterte Kowalski, der sich mit einem siegessicheren Lächeln zurückgelehnt hatte und – wie David fand – recht arrogante Antworten gab. Den Fragen nach war auch Richard nicht ganz zufrieden mit dem Auftreten des PR-Profis und so dauerte es nicht lange, bis David sich vernehmlich räusperte. „Nun, ich denke wir können das Gespräch langsam beenden. Sie haben wirklich ausgezeichnete Qualifikationen und jede Firma müsste froh sein, wenn sie für sie arbeiten.“ Ein selbstgefälliges Lächeln huschte über Rokkos Gesicht und er sah David gespannt an. „Wir melden uns morgen bei Ihnen, Herr Kowalski. Danke für ihre Zeit.“ Verwirrt von dem raschen Abschied stand Rokko auf und funkelte David böse an. „Das klingt nicht danach, als ob sie die Absicht hätten, mich anzustellen“, meinte er leise und sah zu Mariella, die David erschrocken ansah. „Sie werden verstehen, dass sich eine Firma wie Kerima einige BewerberInnen ansieht, bevor sie so einen wichtigen Posten besetzt“, meinte David unverbindlich und öffnete die Türe seines Büros. „Es war ein spannendes Gespräch“, bedankte sich nun Richard relativ kühl und verabschiedete sich mit einem festen Handschlag. David nickte Kowalski nur zu während Mariella’s Gesicht langsam die Farbe einer reifen Tomate annahm. Sie hatte Kowalski den Job mehr oder minder versprochen und war jetzt in einer sehr unangenehmen Lage. „Ich bringe sie noch zum Lift“, säuselte sie und rannte ihn fast um, als er vor Lisa stehen blieb und diese durchdringend ansehen. „Warum bleiben Sie bei so einem Menschen? Das verstehe ich nicht“, flüsterte er ihr zu und strich sanft über ihre Wange. „Wenn sie mal genug von ihm haben, rufen sie mich an. Ich gehe mal davon aus, dass Herr Seidel nicht daran denkt mich anzustellen. Das finde ich sehr schade, es wäre sicher nett gewesen“, brummte er und zwinkerte Lisa zu, bevor er sich von Mariella zum Lift begleiten ließ.
„Was bitte war das jetzt?“ fragte Richard irritiert und blickte auf Lisa, dann wieder auf Rokko. Lisa verdrehte die Augen und seufzte leise. „Anbaggerversuch Nummer 4 oder 5. Der ist echt super. Er weiß genau, dass mein Freund mir die Hölle auf Erden bereitet, weil er nicht will, dass ich mit anderen Männern spreche, dann liefert er so eine Abschiedsszene. Der hat sie doch nicht alle.“ Lisa war zu wütend, um lange zu überlegen und erst Mariellas verdutztes Gesicht machte ihr klar, was sie gerade gesagt hatte. David hatte die Szene gelassen beobachtet und sah nun ebenfalls zu Mariella. „Das zum Thema hohe soziale Kompetenz. Der Mann ist ein egozentrisches, selbstverliebtes Weichei – vielleicht gut in seinem Job, aber menschlich?“ Er machte eine eindeutige Bewegung mit dem Finger in die Mundhöhle, dann deutete er auf sein Büro. „Kommt mal mit“, lud er sie ein und schloss die Türe hinter Richard, der als Letzter das Büro betrat. „Richard – wie schätzt Du Kowalski ein?“ „Hm, schwierig. Er ist fachlich sicher kompetent, obwohl ... er hat den Hang den anderen seinen Willen aufzudrücken, das könnte auf Dauer zu Problemen führen. Menschlich kann ich nichts sagen, außer dass er mich ein wenig mit seinem Gehabe nervt.“ Mariella blitzte David wütend an und schüttelte den Kopf. „Was ist denn in Euch gefahren? Der Mann ist ein Glücksgriff“, pfauchte sie David an, der jedoch nur den Kopf schüttelte. „Der Mann kommt mir nicht in die Firma – Punkt.“ Mariella begann zu schmollen und Richard musste sich sehr zurückhalten, um nicht loszuprusten. Er wandte sich an David und sah ihn mit einem ganz leichten Lächeln an. „Sag mal ... was ich jetzt nicht ganz verstanden habe – was hat Lisa damit gemeint, dass ihr Mann eifersüchtig sei und Rokko das genau wüsste?“
David’s Gesicht nahm eine etwas dünklere Farbe an, dann sah er verlegen von Richard zu Mariella. „Er hat Lisa vor einer Woche in einem Restaurant angebaggert und weil er sich nicht abschütteln hat lassen, hat sie ihm erzählt, dass ich hochgradig eifersüchtig bin und sie sicher zur Rede stellen werde. Er hat es dann noch einmal probiert, als ich raus bin um zu telefonieren. Und jetzt diese Abschiedsszene ... da hat Lisa wohl zu Recht Zweifel an seinem Verstand.“ Mariella’s Augen wurden immer größer, dann jedoch schüttelte sie den Kopf. „Gut, in Ordnung. Wann soll Carla anfangen?“ David sah sie erstaunt an und wunderte sich über den raschen Stimmungsumschwung. Mariella lächelte und sah ihren ehemaligen Verlobten durchdringend an. „Ich kann doch nicht zulassen, dass er Dir bei Lisa dazwischen funkt. Du tust Dir ja auch so schon schwer genug“, meinte sie schelmisch und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro. David drehte sich zu Richard, der ihn intensiv musterte. „Hättest Du anders gehandelt?“ fragte er unsicher und atmete erleichtert auf, als Richard den Kopf schüttelte. „An Deiner Stelle hätte ich ihn hochkant in den Lift gestellt und nicht einmal die Chance gegeben, zu reden. Brauchst Du mich jetzt bei Carla oder kann ich mich wieder um meinen Kram kümmern?“ David überlegte, doch dann schüttelte er den Kopf. „Wenn Du Zeit hast, kannst Du gerne bleiben“, bot er an doch Richard winkte ab und verschwand mit einem fröhlichen Pfeifen in Richtung Catering.
Zwei Stunden später hatte Kerima eine Vertretung für Mariella, die sich während des Gesprächs ausgesprochen fair und kooperativ verhalten hatte. Es hatte Spaß gemacht, den beiden Frauen beim Fachsimpeln zuzuhören und obwohl Carla eine länger Pause gemacht hatte, war sie top informiert. So unterschiedlich sie aussahen, so gleich tickten die beiden und dies wurde bei dem Gespräch immer deutlicher. Auch Mariellas Rückkehr stellte für Carla kein Problem dar. Kowalski war davon ausgegangen, dass er auch dann mit einer Vollzeitanstellung rechnen konnte, Carla war auch Teilzeit recht. Sie gab offen zu, dass sie eigentlich nicht arbeiten musste, da ihr Mann einen mehr als gut bezahlten Job hatte, sie es aber zu Hause nicht aushielt. Ihr fehlte die Arbeit und sie wollte wieder ihr Können unter Beweis stellen.
Als David müde aber zufrieden das Büro verließ, war Lisa bereits fertig und wartete auf ihn. „Fertig für Picknick Nr. 2?“ wollte er wissen und strahlte auf, als Lisa aufsprang und ihn anstrahlte. ‚Kein Vergleich zu der verzweifelten Lisa von vorhin’, dachte er beruhigt und musste sich beherrschen, nicht nach ihrer Hand zu greifen. Kurz hatte er am Nachmittag befürchtet, dass wieder etwas passiert war, da Lisa für längere Zeit nicht an ihrem Platz gesessen hatte, aber seine Besorgnis war wie weggeblasen, als er Carla verabschiedete und Lisa ihn mit einem breiten Lächeln angesehen hatte.
Während der Fahrt zur Villa hing Lisa ihren Gedanken nach. Richard hatte sie zu sich gebeten, da er Lisa noch ziemlich verwirrt in Richtung Toiletten hatte verschwinden sehen und jetzt wissen wollte, was passiert sei. Sie hatte ihm von der Begegnung mit Rokko erzählt und auch, wie peinlich ihr die ganze Sache war. Richard hatte zugehört, sie dann leicht an sich gezogen und ihr Kinn umfasst. „Gut, das habe ich verstanden und was hat Dich dann so aus der Bahn geworfen?“ Lisa war erschrocken, wie gut er sie mittlerweile kannte und nach einigem Herumgestottere hatte sie Davids Worte widerholt. Richard hatte zuerst gar nicht reagiert, sie dann jedoch sanft geküsst und sie fest angesehen. „Du bis meine Freundin und ganz sicher nicht das, was David mit diesem Ausdruck gemeint hat“, hatte er ihr versichert und ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen. „Er hat gesagt, dass er Dich in seinem Leben will – das wird auch unsere gemeinsame Nacht nicht ändern. Abgesehen davon, dass es ihn eigentlich nichts angeht“, hatte er sie aufgemuntert und dann aus dem Büro gescheucht. „Geh lieber, bevor er einen Suchtrupp losschickt“, hatte er gemeint und Lisa war ganz sicher, dass Richard Recht hatte.
„Du kannst auch im Auto essen, wobei ich den Garten vorziehen würde“, riss sie David aus den Gedanken. Lisa lachte verlegen auf und stieg aus. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie bereits da waren und auch nicht, dass David den Wagen geparkt und ihre Türe geöffnet hatte. „Ich habe nur vor mich hingeträumt“, meinte sie verlegen und sah David auffordernd an. „Was Du nicht sagst – und ich dachte schon Du ignorierst mich“, kam es frech zurück. David zog sie mit sich ins Wohnzimmer, hob sie hoch und drehte sich einige Male mit ihr. Langsam ließ er sie wieder auf den Boden gleiten und brummte genussvoll, als Lisas Körper seinen entlang glitt. „Hunger?“ fragte er und Lisa schloss die Augen um sich eine Antwort zu überlegen. Sie lächelte und zog Davids Kopf zu sich. „Auch ... aber vorher noch Gusto auf ganz was anderes.“ So herausfordernd kannte sie sich selbst nicht, aber sie wollte endlich wieder David’s Lippen spüren und dieser kam ihrer Einladung gerne nach. Als sich ihre Zungen trafen ging durch beide Körper ein leichter Ruck und Lisa sog scharf die Luft ein. David presste Lisa noch fester an sich und erkundete quälend langsam ihren Mund um schließlich wieder das Spiel mit ihrer Zunge aufzunehmen. Sie hatten das Gefühl Ewigkeiten so zu stehen und schließlich war es David, der sich von Lisa löste. „Wow, Kleines“, atmete er schwer und strich sanft über Lisas gerötete Wangen. Lisa schmiegte ihre Wange an seine Brust und lauschte seinem eindeutig beschleunigten Herzschlag. „Bekomme ich jetzt was zu essen?“, fragte sie leise und zog Davids Hemd nun ganz aus seiner Hose. „Wenn Du so weiter machst, dann ganz sicher nicht“, stöhnte David und fing Lisas Hände ein.
Gemeinsam plünderten sie den Kühlschrank und David schleppte das schwere Tablett in den Garten. Zu Lisas Verwunderung stellte er es erst mitten am Rasen ab. Mit schnellen Schritten ging er zum Geräteschuppen und holte eine riesige Decke, die er mit Schwung ausbreitet. Strahlend sah er Lisa an und streckte ihr die Hand entgegen. „Alles fertig, kannst schon kommen“, feixte er und klopfte auf den Platz neben sich. Lisa ließ sich das nicht zwei Mal sagen und landete halb auf David, der sie verliebt angrinste. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen könnte“, raunte er ihr zu und küsste sanft ihren Nacken. Lisa wollte ihn abwehren, doch als seine Zunge immer wieder sanft die Haut hinter ihren Ohren liebkoste, stöhnte sie leise auf und lehnte sich gegen Davids Brust. „Ich hab Hunger“, flüsterte sie und keuchte auf, als David die Liebkosungen intensivierte. „Kein Problem“, flüsterte er zurück und zog das Tablett so zu sich, dass er und Lisa ohne Problem die verschiedensten Appetithappen erreichen konnte.
Eng aneinander geschmiegt genossen sie das Picknick. Immer wieder wurde das Essen durch mehr oder minder sanfte Küsse unterbrochen und schon bald befanden sich Lisa und David in ihrer ganz eigenen Welt. Als Lisa sich fester gegen ihn lehnte und einen weitern Happen anlehnte, drehte David ihr Gesicht zu sich und sah sie fragend an. „Schon satt?“ Lisa nickte und streichelte sanft seine Wangen, ihre Finger fuhren seine Gesichtszüge nach und fasziniert sah Lisa, dass David genussvoll die Augen schließ und sich ganz ihren Liebkosungen überließ. Sie lächelte, als sich seine Miene plötzlich änderte und er sie mit Schwung auf den Rücken drehte. Sanft, um ihr nicht weh zu tun, legte er sich halb auf sie und küsste ihre Augen, um langsam zu ihren Lippen zu gelangen. Er küsste sie jedoch nicht richtig, sondern hauchte nur ganz sanfte Küsse auf ihre Lippen, dann wanderte sein Mund weiter zu ihrem Hals. Lisa stöhnte leise auf und ihre Hände fuhren unruhig durch seine Haare. Mit einem leichten Lächeln hob er den Kopf und sah Lisa fragend an. „Bereit für mehr?“ wollte er wissen und streichelte ihre Taille. „Wir wollten reden“, flüsterte Lisa, doch David schüttelte vehement den Kopf. „Später, ich kann mich jetzt nicht konzentrieren“, raunte er ihr zu und beschäftigte sich mit den Knöpfen ihrer Bluse. Als er den Stoff zur Seite schob atmete er tief durch und strich mit den Fingern ganz langsam über ihre Haut. Vom Naben aufwärts liebkoste er sie und umschmeichelte quälend langsam Lisas Brüste. Diese hatte schon lange die Kontrolle über sich verloren und hob sich ihm auffordernd entgegen. „Das gefällt Dir, nicht war?“ murmelte David und nahm Lisas leises Stöhnen als Zustimmung. Mit sanften und gleichmäßigen Bewegungen umspielte David Lisas Brüste und wurde immer mutiger. Er massierte sie sanft, mal die eine, mal die andere, bis Lisa sich lustvoll unter ihm bewegte. Dann erst senkte er seine Lippen und liebkoste die Brustspitzen durch den Stoff hindurch, was ihn so sehr erregte, dass er fast zu atmen vergaß. Er setzte dieses Spiel noch eine Weile fort, dann schob er sich wieder nach oben und küsste Lisa hart und fordernd. Sie konnte seine Erregung an ihrer Hüfte fühlen und fuhr hielt seinen Kopf fest, während sich ihre Lippen aneinander festsaugten. Davids Hände lagen noch immer auf ihren Brüsten und sanft massierte er die Brustwarzen mit den Daumen.
„Wenn wir jetzt nicht sofort aufhören, dann wissen die Nachbarn relativ bald, dass ein neuer Mitbewohner eingezogen ist“, stöhnte David in ihren Mund und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Lisa’s Hände lösten sich von seinen Wangen und streichelten seinen Rücken, bis David gequält aufstöhnte. „Lisa, das macht es nicht wirklich besser“, grummelte er und begann zu lachen, als er ihren schuldbewussten Gesichtsausdruck sah. Doch auch das Lachen hatte seine Folgen und so löste sich David wiederstrebend von ihr und legte sich neben sie. Beide lagen nun am Rücken und sahen in die Sterne. „Wann bitte ist denn die Sonne untergegangen?“ wunderte sich Lisa und kicherte, als sie Davids leises Pfeifen hörte. „Dürfte schon eine Weile her sein – so kalt wie es bereits ist“, meinte er schuldbewusst und richtete sich auf. „Was hältst Du davon, wenn wir ins Haus gehen und dort weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben?“ Lisa drehte sich auf die Seite und sah ihn gebannt an. „Ins Haus ja – aber wir müssen reden. Bitte David, das ist wichtig für mich.“ David nickte ergeben und richtete sich vorsichtig auf. Seine Erregung hatte mittlerweile nachgelassen und er wagte es aufzustehen. So wie am Vortag räumten sie gemeinsam die Küche auf, packten die letzten Rest weg und gingen ins Wohnzimmer, das – so kahl und leer – auf keinen Fall zu einem Gespräch einlud. Lisa wollte jedoch nicht ins Schlafzimmer, da sie sich selbst nicht traute und so sah sie David fragend an, der sie schief angrinste.
„Wir könnten den Campingtisch und zwei Klappstühle aus dem Schuppen holen. Ein paar Kerzen und die Blumen von gestern und es sieht sofort wohnlich aus.“ Lisa nickte schweigend und kümmerte sich um die Getränke, während David das Wohnzimmer einrichtete. Nach kurzer Zeit sah es tatsächlich gemütlich aus. Er hatte noch kleine Beistelltische aus Stahlrohr gefunden, auf denen nun die Kerzen und Blumen verteilt waren und am Tisch standen zwei Gläser, eine Flasche Rotwein und Knabberzeug. „Mit Dir Wohnung einrichten macht Spaß. Geht schnell und problemlos und ist zudem noch billig“, feixte er und wollte Lisa auf seine Schoß ziehen. Ihr abwehrender Blick ließ ihn innehalten. „Kein Kuscheln?“ maulte er und schob beleidigt die Unterlippe vor. Lisa musste bei diesem Anblick lachen, deutete jedoch auf die eindeutig schon sehr alten Klappstühle. „Ich bin nicht sicher, ob der Stoff uns beide aushält und was machen wir, wenn wir dann feststecken?“
Davids anzügliches Grinsen ließ sie erröten und sie verdrehte theatralisch die Augen. „Wir könnten auch um Hilfe rufen“, neckte sie ihn und setzte sich vorsichtig auf ihren Sessel. „Könnten wir ... aber wir könnten auch die Nähe genießen und das Beste daraus machen“, kam es leise von David der sie bewundernd ansah. Sie schwiegen eine Weile, bis David sein Glas erhob und Lisa zuprostete. „Es ist schön, dass Du mir eine Chance gibst. In der Zeit wie Du in London warst habe ich gedacht, dass ich alles verbockt hätte. Dieser Donnerstagnachmittag liegt mir noch immer schwer im Magen, aber er hat mir auch klar gemacht, wie sehr ich Dich mag und wie beschissen es sich anfühlt, wenn ich Dich enttäusche“, begann David leise und nahm einen Schluck Wein. „Unsere Telefonate an diesem Wochenende waren ziemlich schräg und ich hab nicht mehr daran geglaubt, dass Du noch mit mir reden würdest. Aber dann ... wie auch immer. Es fühlt sich toll an, wenn Du bei mir bist“, fügte er hinzu und sah Lisa eindringlich an.
Diese konnte den Blick nicht von ihm wenden und musste hart schlucken, als sein Teddybär-Blick sie mehr als unruhig machte. Forschend sah sie ihn eine Weile an, dann räusperte sie sich. „Du hast mir sehr oft weg getan und ich hoffe, Du verstehst, dass ich Dir nicht restlos vertraue – noch nicht. Bis vor 2 Wochen hast Du alles ins Bett geschleift, was Deinen Weg gekreuzt hat und zu glauben, dass sich das so schlagartig ändert fällt mir ziemlich schwer.“ Davids betroffenes Gesicht tat ihr weh, aber sie hatte beschlossen ehrlich zu sein. „Ich hab Dich sehr lieb und ich bin wahnsinnig gerne mit Dir zusammen ... aber ich weiß nicht ganz, ob Du Dir klar darüber bist, wie weh Du mir tun kannst.“ David sah sie ernst an, dann nickte er. „Das ist mir schon klar, aber ich werde alles versuchen, damit es funktioniert. Ich kann Dir nicht versprechen, dass ich nie wieder einer schönen Frau hinterher sehe oder vielleicht auch mal eine Frau umarme und sie im Überschwang der Gefühle küsse. Aber ich weiß, dass Du mich gnadenlos in die Wüste schicken würdest, wenn ich Dich betrüge ... und das möchte ich auf keinen Fall riskieren.“ David’s ehrlichen Worte berührten Lisa tief und sie schluckte hart. „Ich weiß, dass Du kein Heiliger bist und ich weiß, dass diese Bussi-Bussi-Gesellschaft zu Deinem Job gehört, aber ich könnte es nicht ertragen, wenn Du mit einer anderen Frau rummachst – richtig rummachst“, überlegte sie laut.
Lisa brauchte ein wenig, dann war es an ihr etwas zu regeln, was ihr schwer im Magen lag. „David, da gibt es etwas, was ich Dir noch dringen sagen muss. Du und Richard, ihr versteht Euch ganz gut als Geschäftsführer und ihr habt gelernt, Euch als Brüder zu respektieren, doch so richtig nahe seid ihr Euch bis jetzt nicht gekommen.“ David nickte und nippte an seinem Weinglas. „Ja – und?“ fragte er leise und atmete tief durch. Ihm war in durchaus aufgefallen wir freundschaftlich Lisa und Richard miteinander umgingen, aber er hatte nicht erwartete, dass dies heute ein Thema werden würde. „Richard und ich haben uns ins London sehr gut verstanden, es ... also wir sind Freunde geworden. Er vertraut mir und respektiert mich. Wir haben eine gute Zeit zusammen und ich finde nichts dabei, wenn er mich mal in den Arm nimmt oder so ... kannst Du das akzeptieren?“ Gespannt sah sie David an und war erstaunt, als er sie anlächelte. „Du willst mir damit sagen, dass ich mich darauf einstellen muss, dass ich Richard in Zukunft öfters privat sehe – so wie Jürgen und ähm ... Yvonne?“ Lisa nickte und sah David bittend an. „Er nimmt Dich in den Arm?“ fragte er jetzt ein wenig erstaunt und schüttelte den Kopf als Lisa nickte. „Sonst noch was?“ wollte er lauernd wissen und legte den Kopf schief. Lisas schuldbewusste Miene machte ihm klar, dass da noch mehr war. „Hin und wieder ein freundschaftlicher Kuss?“ setzte Lisa leise nach und zuckte sie Schultern. „Das hat sich so ergeben.“ David atmete tief durch, dann begann er zu grinsen. „Na super, dann ist es ja o.k., wenn ich hin und wieder ein Model küsse – gleiches Recht für alle“, feixte er, doch dann griff er nach Lisas Hand und drückte sie fest. „Richard hat sich bisher gegen zu viel Nähe gewehrt, vielleicht ist dies ein guter Anfang für eine bessere Beziehung“, meinte er nachdenklich und streichelte ihre Handfläche.
„Ich finde das ist genug für heute, oder ist noch was?“ wollte David wissen und sah Lisa bittend an. „Ich wollte mit Dir über meine Beziehungen sprechen“, begann Lisa vorsichtig, fuhr jedoch zusammen, als David heftig den Kopf schüttelte. „Oh nein, das will ich gar nicht wissen. Ich bin 30, Du 25. Wir haben beide ein Vorleben und glaub mir, Du willst definitiv nicht alles davon wissen und ... ich will mir gar nicht vorstellen, dass Du ... also dass es da andere Männer gegeben hat. Aber ich denke, wir belassen es dabei, dass es so ist.“ Lisa schluckte hart und kämpfte mit sich, doch dann siegte ihr gesunder Egoismus. ‚Er will es nicht wissen, also warum soll ich ihm dann erzählen, dass es nur einen Mann gegeben hat’, beruhigte sie sich und lächelte verschämt. „Na denn, auf eine schöne Zukunft“, prostete sie David zu, der sie liebevoll anstrahlte.
„Bleibst Du heute Nacht hier?“ fragte er ein wenig verlegen und nickte ergeben, als Lisa den Kopf schüttelte. „Heute nicht. Es war ein langer und heftiger Tag und Du weißt ja, wie ich bin. Ich muss mal wieder nachdenken.“ David küsste sie sanft und zog sie in die Arme. „Etwas, was ich ganz besonders an Dir liebe“, raunte er ihr ins Ohr und senkte seine Lippen auf ihren Mund, um sie sanft und zärtlich zu küssen.