Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 31
 

Kapitel 31

„Ich will endlich nach Hause!“ Genervt schleuderte Richard die Mappe mit den Besprechungsunterlagen auf Davids Schreibtisch und ließ sich in den großen Ledersessel fallen. Erstaunt sah David ihn an und konnte das Grinsen nicht verkneifen. „Was ist denn mit Dir los? Arbeitsallergie oder hat Dir Sabrina an ihrem letzten Arbeitstag als Assistentin noch den letzten Nerv geraubt?“ Richard schüttelte den Kopf und zog hörbar die Luft ein. „Sabrina ist seit Deinem Anpfiff brav wie ein Lämmchen. Nicht dass das was an ihrer Arbeitsleistung ändern würde – aber zumindest geht sie mir nicht auf den Keks und ab Montag hab ich ja Tina wieder.“ David nickte verständnisvoll und für Sekunden verengten sich seine Augen boshaft. „Lass das bloß nicht ihren Freund hören, der ist ein wenig zu groß und zu breit gebaut.“ Richard angelte nach seinem Kaffee und sah David nachdenklich an. „Stimmt. Daniel sieht aus wie ein Preisboxer, aber er ist völlig harmlos“, meinte er verschmitzt und spielte mit der Tasse.

„Was ist dann los? Du wirkst schon die ganze Woche angespannt.“ Fragend musterte David seinen Bruder und legte die Akte in der er blätterte zur Seite. „Hör auf den Hobbypsychologen zu spielen, David. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur müde und freu mich auf das Wochenende“, giftete Richard ihn an. „Entschuldigung, hab ja nur gefragt“, pfauchte dieser zurück und sah erstaunt auf, als Lisa eintrat. „Habt ihr noch was zu tun für mich? Sonst mach ich jetzt Feierabend.“ Richard schüttelte den Kopf und schenke Lisa ein breites Lächeln. Auch David verneinte, streckte aber seine Hand nach Lisa aus. „Ich finde es höchst ungerecht, dass Du nie Zeit für mich hast“, quengelte er und grinste, als Lisa sich neben ihn stellte und liebevoll ansah. „Armer David, bist Du gar nicht gewöhnt, dass Frauen Dir was abschlagen“, flötete sie und zwinkerte ihn zu. Schlagartig wurde David ernst und schüttelte den Kopf. „So war das nicht gemeint. Aber Mittwoch warst Du mit Jürgen im Kino, am Donnerstag hast Du Deine Eltern besucht und heute ist Mädelabend. Und der verknallte Typ muss sich damit zufrieden geben, dass Du ihn hin und wieder in seinem Büro küsst, weil Du nicht willst, dass sich die Belegschaft das Maul zerreißt.“ Lisa strich ihm sanft über die Wange und küsste seine Nasenspitze. „Ich habe sicher ein wenig Zeit, wenn ich auf Yvonne warte. Da werde ich Dich bedauern ... und ... falls das hilft .... am Wochenende hast Du absoluten Vorrang.“

David zwinkerte ihr zu. „Das hilft ... aber das ist noch so lange bis dorthin“, jammerte er und sah Lisa mit seinem Dackelblick an. Diese drehte sich zu Richard und sah diesen gespielt verzweifelt an. „Der Typ nervt, kann ich ihn noch umtauschen?“ überlegte sie laut und schmollte, als Richard den Kopf schüttelte. „Da war kein Umtauschrecht drauf. Wir sind froh, dass wir ihn los sind“, kam es schelmisch zurück. Lisa seufzte gequält auf und sah David tief in die Augen. „Ich bin dann so um 11 Uhr bei Dir. Agnes kommt gegen 12 Uhr, dann machen wir die Salate.“ David nickte nur, zog Lisas Kopf zu sich und küsste sie sehnsüchtig. „Viel Spaß mit Yvonne und dass ihr Euch ja von den bösen Jungs fernhaltet“, ermahnte er sie und grinste, als ihn Lisa – schon an der Türe – die Zunge herausstreckte.

Er sich Richard zu, der ihn fasziniert beobachtete. „Dich hat es aber ziemlich erwischt“, stellte dieser lakonisch fest und nippte am Kaffee. David errötete leicht und fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. „Hat es ... es ist ganz anders mit ihr. Sie versteht mich, kann mit mir umgehen, mag meine Späße und sie ... sie ist einfach toll. Ich weiß, dass ich sie eigentlich gar nicht verdient habe, so bescheuert wie ich mich aufgeführt habe.“ Ernst sah er seinen Bruder an. „Dieser Start von 0 auf 100 macht mir ein wenig Angst. Es fühlt sich so an, als wenn wir schon seit Ewigkeiten ein Paare wären und doch ist alles neu und aufregend.“ David zuckte die Schultern und wurde verlegen. „Entschuldige, ich wollte Dich nicht zulabern, aber ... da Lisa das mit uns noch nicht an die große Glocke hängen will ... es ist nur so, dass ich gerne hätte, dass alle es wissen.“

Richard nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich, aber Du musst auch Lisa verstehen. Für sie ist es nicht so einfach wie für Dich. Sie ist es nicht gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen und die kurze Zeit, die ihr miteinander verbracht habt, reicht für sie noch nicht aus. Sie denkt halt viel nach und auch wenn sie sich gefühlsmäßig schon 100%ig für Dich entschieden hat ... der Kopf grübeln noch.“ „Ich weiß“, kam es leise von David, der nach seinem Kugelschreiber griff und damit eine Melodie auf dem Tisch trommelte.“ Mit einem kleinen Seufzer griff David nach den von Richard so ‚liebevoll’ auf den Tisch gepfefferten Unterlagen. „Das Gespräch mit Marsters liegt mir auch ein wenig im Magen. Dieser Fracer ist ein gerissener Hund. Er kann extrem gut Deutsch, verhandelt aber nur in Englisch. Er ist charmant und für einen Engländer sehr zugänglich – da ist Vorsicht geboten. Außerdem ist er nur die 2. Garde, nächste Woche kommen die Chefs, das wird sicher interessant.“ Richard nickte und sah David zu, der in den Unterlagen blätterte. „Die Stevensen-Gruppe ist bekannt dafür, dass ihre Sub-Unternehmen beinhart verhandeln – hab ich jetzt schon von einigen Seiten gehört. Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht über den Tisch ziehen“, stellte David fest und legte die Akte weg. „Gut, dass Du Deinen Abflug auf Freitag verschoben hast, alleine würde ich ihnen nicht so gerne gegenübertreten“, meinte Richard nachdenklich und erhob sich. „Ich sag Dir was. Mich freut es einfach nicht mehr – ich geh jetzt Bier und Getränke fürs Grillen einkaufen, dann mach’ ich wenigstens was Sinnvolles. Brauchst Du sonst noch was?“

David überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, müsste alles da sein. Um die Salate und Soßen kümmern sich Lisa und Agens. Würstel und Fleisch sind bestellt, Brot bringt Jürgen mit. Du die Getränke und Yvonne die Servietten und das Deko-Zeug.“ Auch David begann zusammen zu packen. „Ich geh auch – ich muss noch die Holzkohle und Anzünder etc. von Lars holen.“ Er griff nach seiner Tasche und lächelte. „Ich bin einfach nervös. Es ist die Vor-Hauseinweihung, aber andererseits - Lisas engste Freunde werden da sein und meine, das ist irgendwie aufregend.“ „So lange Du die Villa nicht abfackelst, wird es schon gut gehen. Jürgen kennst Du ja vom Kiosk, Yvonne ist eine ziemlich überspannte, aber witzige Frau, die das Herz am rechten Fleck hat und wenn Du Max ordentlich ins Gewissen redest, dann steht einem lustigen Tag nichts im Wege.“

Auf dem Weg zu Lars und Mariella lächelte David fröhlich vor sich hin. Die Woche hatte sich wohl ganz anders gestaltete, als er es erhofft hatte, aber trotzdem war er mehr als zufrieden. Lisa hatte ihn jeden Morgen ganz brav ‚bei Laune’ gehalten und dieses Morgenritual wollte er auf keinen Fall mehr missen. Ihre Küsse wurden immer intensiver und fordernder und Lisa zu berühren löste in ihm eine fast nicht mehr zu beherrschende Sehnsucht aus. Lisa jedoch reagierte relativ gelassen und er fragte sich, ob dies nur Show war, oder reiner Selbstschutz. Richard und Mariella hatten am Mittwoch nur einen Blick auf die beiden Verliebten werfen müssen, um zu sehen, dass sie wirklich ein Paar waren. Obwohl sie es vermieden, sich zu nahe zu kommen spürte man förmlich das Knistern das immer in der Luft lag, wenn sie sich zufällig berührten. Max beäugte die Entwicklung sehr skeptisch, wagte aber nach Davids mehrmaligen Zurechtweisungen keine anzüglichen Meldungen.

Die Idee zum Grillen war David gekommen, der einigen Freunden seine Wohnung zeigen wollte und gemeinsam mit Lisa überlegt hatte, was sie den Leuten anbieten konnten. Brote fand David zu wenig, richtig zu kochen fand Lisa zu aufwendig, deshalb hatten sie sich nach kurzer Beratschlagung für ein Grillfest entschieden. Der große gemauerte Grill lud dazu ein, ein großes Feuer zu machen. Die Gartenmöbel vom Vormieter waren ebenfalls noch da, also würde auch kein Platzmangel entstehen. Statt Geschirr und Gläser hatten sie sich schnell auf Pappteller und Plastikbecher geeinigt und auch die ‚Gästeliste’ war schnell erstellt. Neben Richard, Mariella, Lars, Max und Marc hatte er auch Jürgen und Yvonne eingeladen, ebenso wie Agnes. Mehr Leute sollten es Davids Ansicht nicht sein, da sonst die Gemütlichkeit verloren ging. Lisa war dies nur Recht, da sie sich noch etwas unsicher fühlte und der kleine Kreis von besten Freunden eine entspannte Atmosphäre garantierte.


Am nächsten Vormittag tigerte David immer unruhiger durch die Wohnung. Es war fast 11 Uhr und er war mehr als neugierig was Lisa zu der neuen Inneneinrichtung sagen würde. ‚Den Architekten wird der Schlag treffen’, dachte David zum wiederholten Male, trotzdem sah er sich stolz im provisorisch eingerichteten Wohnzimmer um. Er hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und entschieden, sofort und gleich umzuziehen. Die dafür notwenigen Einrichtungsgegenstände hatte er im berühmten schwedischen Möbelhaus gekauft und war noch immer schwer beeindruckt, wie viel Geld man für nützliche, aber vor allem ungeplante Dinge ausgeben konnte.

Das Herzstück des riesigen Wohnzimmers bildete ein beigefarbener Teppich auf dem eine apfelgrüne Couch mit passendem Hocker und ein heller, rechteckiger Couchtisch standen. Auf dem TV-Wagen stand der neu erworbene – nicht allzu große Flachbildschirm mit dazugehörigem DVD-Player. Die kleine Hifi-Anlage hatte Platz auf einem eilig montierten Regal gefunden, ebenso wie einige der von David übersiedelten CDs. Eine Stehlampe komplettierte diesen Bereich und es sah einfach einladend aus – wie David fand. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers stand ein heller, quadratischer Tisch mit zwei passenden Sesseln, die den Essbereich darstellten.

David hatte jedoch auch Bettzeug, Handtücher sowie einige kleine Möbel für das Bad und vor allem Geschirr erstanden. Eine bunte Mischung an Tellern, Schüsseln, Gläsern und Besteck war in seinen Einkaufswagen gewandert und er hatte Mühe gehabt, alles in seinem Auto unterzubringen. Lediglich die Couch wurde geliefert und das war auch gut so.

‚Lisa, wo bleibst Du denn?’, nörgelte er vor sich hin und starrte nervös in den Garten. Er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er die Wohnung ein bisschen wohnlicher gestaltet hatte und war mehr als gespannt, was Lisa sagen würde. Er fuhr herum, als es läutete. Mit wenigen Schritten war er bei der Türe und riss sie erwartungsvoll auf. Lisa sah ihn entgeistert an und schrie erschrocken auf, als er sie stürmisch hochhob und leidenschaftlich küsste. „Hey, das nenne ich mal eine Begrüßung“, murmelte sie an seinem Mund und verstummte, als David den Kuss noch einmal intensivierte. Langsam stellte er Lisa wieder auf ihre Beine und zog sie fest an sich. „Ich hab schon gedacht, Du kommst gar nicht mehr“, meinte er atemlos und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Sanft küsste er sie nochmals und ließ sie endlich eintreten. „Augen zu, mein Schatz. Ich habe eine kleine Überraschung für Dich“, befahl er und nahm Lisa bei der Hand, um sie mit sich ins Wohnzimmer zu ziehen. Willig folgte Lisa ihm und öffnete die Augen erst, als er es erlaubte.

Völlig baff sah sie sich um und schüttelte verwirrt den Kopf. „Das ist wunderschön“, stellte sie fest und strich sanft über den Stoff der Couch. „Es gefällt Dir wirklich?“ fragte David ein wenig verunsichert und strahlte auf, als Lisa heftig nickte. „Toll, so heimelig. Wieso hast Du denn nichts gesagt?“ „Weil ich Dich überraschen wollte. Komm mit, es gibt noch mehr zu bestaunen.“ Er umfasste ihre Hand und zog Lisa mit sich ins Bad. Auch hier sah es schon ein wenig wohnlicher aus und Lisa wurde schlagartig klar, dass David bereits eingezogen war. Am Waschbecken lag sein Rasierzeug und auf den kleinen Kästchen lagen dunkelblaue Handtücher und andere Dinge, die eindeutig David zuzuordnen waren. „Wow, Du bist also schon richtig eingezogen“, meinte sie und sah David fragend an. „Ja bin ich, ist alles nicht komplett und noch lange nicht so, wie ich es will ... aber für den Anfang reicht es.“ Er sah sie verschmitzt an und verschwand kurz im Nebenraum. Als er wiederkam räusperte er sich und sah Lisa durchdringend an. „Ich hoffe, die Farbe gefällt Dir ... und ... also es ist nur, für den Fall, dass Du mal hier bist ... was ja hoffentlich öfters der Fall sein wird ... da habe ich ... ich hab mir gedacht, Du brauchst doch auch einiges.“ Er ärgerte sich selbst darüber, dass er stotterte, aber Lisas Strahlen entschädigte ihn für sein Gestammel. Errötend sah sie auf das mit einer Masche zusammengebundene Paket, das zwei apfelgrüne Badetücher und Handtücher enthielt. Obenauf lag ein Zahnputzbecher und ein gelbes Quietschentchen.

Lisa konnte ihr Lachen nicht mehr unterdrücken und legte das Paket vorsichtig ab. Sie griff nach der Ente und sah David fragend an. „Das ist Dein völliger Ernst – oder?“ Er nickte ernsthaft und zog Lisa an sich. „Ja, ich hätte gerne, dass Du Dich hier wohl fühlst und ... also ... mein Quietschente teile ich eben nicht gerne“, flachste er und griff zu der knallroten und – wie Lisa fand – extrem hässlichen Ente, die bereits am Badewannenrand stand. „Spinner“, flüsterte Lisa, bevor sie seinen Kopf zu sich zog und ihn leidenschaftlich küsste. Ihre Zungen fanden sich und für einige Zeit tauchten sie in ihre eigene, ganz private Welt ab. Diesmal war es David, der sich von ihr löste und sie liebevoll ansah. „Ich würde Dir gerne noch etwas zeigen“, flüsterte er und zog Lisa aus dem Bad Richtung Schlafzimmer. Das Gästebett stand noch immer in der Mitte des Raumes, doch diesmal sah es tatsächlich aus wie ein Bett. Es gab Decken und Kissen und auf der Seite standen kleine Glastische. Eine kleine Kommode bot Platz für Davids Sachen, ebenso wie eine große Kleiderstange, wie sie bei Kerima verwendet wurde. „Nur für den Fall, dass Du mal zu müde bist um nach Hause zu fahren“, meinte David leise und umarmte Lisa von hinten. „Diesmal musst Du nicht frieren oder mit mir um die Decke kämpfen“, ergänzte er und legte sein Kinn auf ihre Schulter. Sprachlos schüttelte Lisa den Kopf und drehte ihren Kopf ein wenig, um ihn anzusehen. „Sieht sehr einladend aus“, war alles, was sie erwiderte bevor sie sich von ihm löste, ihn kurz küsste und sich auf den Weg in die Küche machte.

Auch hier blieb sie sprachlos stehen und sah auf die Massen von Geschirr, die sich auf der Anrichte stapelten. „Erwarten wir eine ganze Kompanie, oder nur die engsten Freunde?“ fragte sie spöttisch und quietschte auf, als David ihr sanft auf den Po klopfte. „Nicht so frech. Ich war einkaufen und hab mir gedacht, dass ja was kaputt gehen könnte und dann müssten wir unser Geschirr hergeben und das will ich nicht.“ Verwirrt sah Lisa ihn an. „Unser Geschirr?“ „Ja, das andere – also unser Geschirr. Das hier ist Partygeschirr. Bunt, billig, ersetzbar und stabil“, meinte er und stahl sich einen Kuss von ihren Lippen. „Das müssen wir jetzt noch alles waschen, bevor es losgeht“, seufzte Lisa auf und sah auf die Stöße von Tellern und Gläsern. „Müssen wir nicht. Das habe ich schon gemacht – der Spüli und ich sind schon die besten Freunde“, feixte David und sah sie stolz an. „Du machst Dich“, lobte Lisa ihn und griff nach den Salatschüsseln. „Das gefällt mir – so schön bunt“, grinste sie und griff nach einem pinkfarbigen Teller. „Den brauche ich dann noch“, meinte sie geheimnisvoll und schüttelte den Kopf als David nachfragte. „Wirst schon sehen“, lachte sie und lehnte sich an ihn. „Ist es eigentlich o.k., wenn man so glücklich ist?“ fragte sie leise und stöhnte leise auf, als Davids Lippen sich auf die ihren legten und er sie sanft küsste. Sein gemurmeltes ‚Ja’ war fast nicht zu hören, aber es war auch nicht so wichtig, das David ihr auf andere Weise zeigte, wie richtig es war, sich so zu fühlen.

Das Läuten der Türglocke riss die beiden aus ihren Zärtlichkeiten und sie brauchten einen Moment, um sich zu orientieren. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es knapp vor 12 Uhr war und David erwartete Agnes zu sehen, als er die Türe aufriss. Es war jedoch Richard, der schwer bepackt vor ihm stand und ihn angrinste. „Das Getränkelieferservice ist da“, meinte er fröhlich und drückte David eine Kiste mit Bier in die Hand. „Ähm ja, dann komm mal rein“, nuschelte dieser und folgte Richard, der mit Schwung das Wohnzimmer betrat. „Oha, da habe die Heinzelmännchen aber ganze Arbeit geleistet“, meinte er verwundert und sah David fragend an. „Sieht ganz so aus. Komm, wir stellen das mal in die Küche.“ Richard folgte David und stellte die Kisten mit den Getränken vorsichtig vor den großen Getränkekühlschrank. „Dekadent“, grummelte er und sah David von der Seite an. „Das war schon, hätte ich mir nie einbauen lassen“, meinte dieser kleinlaut und pfiff leise vor sich hin. „Nie und nimmer“, entgegnete Richard sarkastisch und richtete sich stöhnen auf.

„Hey, mein Kleine. Was für ein schöner Anblick“, begrüßte Richard Lisa und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. Er wusste genau, dass er David damit ärgerte, aber nachdem Lisa ihm gesagt hatte, dass David damit kein Problem haben würde, wollte er mal austesten, wie tolerant David tatsächlich war. ‚Nicht sehr tolerant’, stellte Richard Sekunden später fest, als sich Davids Stirn in Falten legte und er Richard böse musterte. Er sagte wohl nichts, aber allein der Blick war dazu geeignet, einen Menschen erstarren zu lassen. Lisa bekam zum Glück nichts von dieser non-verbalen Kommunikation mit und fasste Richard an den Händen. „Hast Du das Wohnzimmer gesehen? Es ist toll, so gemütlich“, schwärmte sie und strahlte Richard an. Dieser erwiderte ihr Lächeln und strich ihr sanft über die Wange. „Ja, gefällt mir gut“, stimmte er zu und wandte sich zu David. Doch Lisa stoppte ihn ab und grinste auf einmal sehr anzüglich. „David hat auch Geschirr gekauft und stellt Dir vor, da ist etwas dabei, was Du ganz sicher mögen wirst“, feixte Lisa und hielt Richard das pinkfarbene Teller mit einem passenden Salatteller hin. Kurz erstarrte er, sah Lisa fassungslos an und brach in schallendes Gelächter aus.

David, der die Szene mit einem mehr als unguten Gefühl beobachtete fühlte auf einmal brennende Eifersucht und musste sich zurückhalten, um Lisa und Richard nicht anzuschnauzen. ‚Was zum Teufel hat es mit dem Geschirr auf sich?’ fragte er sich ungehalten und sah Lisa durchdringend an. Doch es war Richard, der seine nicht ausgesprochene Frage beantwortete. „Sei vorsichtig, wenn Dich Lisa zum Fondue einlädt. Das hat genau diese Farbe mit dunkelroten Blumenmuster. Nach ca. einer Stunde bist Du blind“, erklärte er und sah David entschuldigend an. Er hatte sehr wohl den Stimmungsumschwung gemerkt und wollte nicht, dass es zu Unstimmigkeiten kam. „Danke, dass ich hier jetzt auch ein pinkfarbenes Geschirr habe, aber ohne das Blumenmuster ist es nicht so wirklich mein Geschmack“, grinste er David an, der jetzt ebenfalls ein wenig lächelte. „Pink mit roten Muster?“ David schüttelte sich und lächelte ein wenig schief. Lisa sah von David zu Richard und wieder zurück. „Macht Euch nur lustig über mein Geschirr – aber ich muss ja kein Fondue für Euch machen“, meinte sie gespielt schnippisch und entschwand zur Türe, um sie für Agnes zu öffnen.

Ernst musterte Richard seinen Bruder an und räusperte sich. „David, tut mir Leid, aber das ist die Art wie Lisa und ich in Wirklichkeit miteinander umgehen. Ich hoffe, Du kannst das akzeptieren. Es ist wichtig für mich, dass ich sie als Freundin nicht verliere“, meinte er vorsichtig und sah David bittend an. Dieser atmete tief durch. „Es ist nur sehr ungewohnt. Ich erlebe Euch ja in der Firma und das hier, das ist schon was anderes ... auch wenn Lisa es mir gesagt hat. Keine Sorge Richard, ich werde lernen damit umgehen – versuche ich zumindest“, meinte er leise und nahm zwei Bier aus der Kiste. „Komm, wir verschwinden hier, bevor wir zu niedrigen Küchendiensten verdonnert werden“, zwinkerte er seinem Bruder zu, begrüßte Agnes mit einem Küsschen auf die Wange und schon waren die Brüder auf der Terrasse, wo sie es sich auf den Liegen gemütlich machten. „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“, murmelte David und prostete Richard zu, der mit seinen Gedanken plötzlich ganz weit weg schien.

 
 
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