Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 22
 

Kapitel 22

 

„Guten Morgen Kleines“, wurde Lisa am nächsten Morgen von Richard begrüßt, der sich bemühte, die Espressomaschine im Catering in Betrieb zu nehmen. „Agnes hat sich krank gemeldet und das Ding bock“, murrte er vernehmlich und schlug mit der flachen Hand dagegen. Lisas war schon seit einiger Zeit munter und extrem gut gelaunt. Der Abend mit David war schön gewesen und trotz der Schmetterlinge im Bauch war es ihr gelungen sofort einzuschlafen. Sie hatte geträumt, wusste jedoch nicht mehr was genau. Aber es musste ein sehr harmonischer und schöner Traum gewesen sein, zumindest war sie genau mit diesem Gefühl aufgewacht. Es war noch recht früh und nur wenige Angestellte waren bereits in der Firma, so lag eine besondere Ruhe über dem großen Raum, die Lisa genoss.

 

Lisa begutachtete die Maschine, dann begann sie zu kichern. „Das Ding lässt sich wohl nicht aufdrehen?“ fragte sie so unschuldig wie möglich und ihre Augen blitzten vor Vergnügung. „Genau, das Mistding weigert sich“, grummelte Richard und sah so verzweifelt aus, dass Lisa ihm zart über die Wange strich. „Weißt Du, der Automat hat ein ganz einzigartiges Geheimnis .... er arbeitet um einiges besser, wenn er eingesteckt ist“, lachte Lisa auf und zog das Kabel hinter der Maschine hervor. Richards Augen wurden immer größer und seine Augen begannen zu blitzen. Lisa war nicht sicher was jetzt passieren würde, aber schon nach Sekunden erklang Richards tiefes Lachen. „Wenn wir Dich nicht hätten“, flüsterte er ihr ins Ohr und sah sich kurz um. Da sie ganz alleine waren, hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen und strich ihr zärtlich eine Locke hinter das Ohr. „Könntest Du dann bitte dieses Mistding in Betrieb nehmen. Ich möchte munter sein, wenn Sabrina kommt.“

 

Mit einem schelmischen Grinsen nahm Lisa die Maschine in Betrieb und reichte Richard kurz darauf seinen Kaffee. Während sie ihren herunterließ musterte sie ihn ernst. „Ich würde davon ausgehen, dass Sabrina heute ein wenig später, oder vielleicht gar nicht kommt“, meinte sie vergnügt und nippte an dem heißen Getränk. „Wieso sollte sie nicht kommen?“ wunderte sich Richard und machte es sich auf einem Hocker bequem. „Wir haben sie gestern noch in der Tikki-Bar getroffen. Sie war schon ziemlich angetrunken und hat uns zugelabert, wie böse Du bist und dass Du sie eiskalt abserviert hast – und ..... sie hat David angebaggert und ihm in Aussicht gestellt, dass sie ihn auf jede nur erdenkliche Art und Weise zufrieden stellen könnte.“ Richards Gesichtszügen war nicht zu entnehmen, was genau er dachte, doch dann entschied er sich für ein breites Grinsen. „Ich schwöre Dir, ich hab ihr von Anfang an gesagt, dass ich nur mit ihr ins Bett will. Also, ich hab sie nicht ausgenutzt“, begann er sich zu verteidigen, verstummte aber, als Lisa die Hand auf seine legte. „Hey, Du musst mir das nicht erklären. Außerdem wissen wir alle, wie Sabrina ist. Die sieht nur das was sie will. Ach ja, sie hat mich übrigens ausgefragt, ob Du in London eine Frau getroffen hast, weil Du jetzt so komisch bist.“ Erschrocken sah er auf. „Bin ich das?“ Lisa wiegte den Kopf ein wenig. „Du bist ruhiger, hast diese Woche keinen einzigen Tobsuchtsanfall wegen David bekommen und selbst die Mädels aus der Buchhaltung hast Du nicht zu Tode erschreckt, weil Du alles mit komplizierten und sarkastischen Fragen genüsslich auseinandergepflückt hast. Mit einem Wort? Du bist ein bisschen anders.“ „In Ordnung, das kann ich ändern“, schmunzelte Richard und sah Lisa genauer an.

 

„Sagst Du mir jetzt auch noch, warum Du heute ein bisschen über dem Boden schwebst und so ein ... süßes Lächeln auf den Lippen hast?“ Schon bei der Begrüßung war Richard aufgefallen, dass Lisas Augen verdächtig leuchteten und so hatte er nur 1+1 zusammen zählen müssen um auf das erschütternde Ergebnis zu kommen ... David hatte Lisa endgültig den Kopf verdreht. „Der Abend war einfach sehr nett, auch wenn Sabrina wie immer so was von daneben war. Wir hatten Spaß und das war es auch schon.“ Lisa sah Richard fest an, dann senkte sie jedoch die Augen. „Das war es auch schon? Und die kleinen rosaroten Herzen, die da in Deinen Augen herumschwirren sind heute rein zufällig mit der Post gekommen?“ neckte er sie und verschränkte seine Finger mit den ihren. „Keine Ahnung wovon Du sprichst“, nuschelte Lisa und nahm einen großen Schluck Kaffee. „Sicher, alles klar. Aber das finde ich dann später heraus ... Du bist mir heute vollkommen ausgeliefert“, meinte er lässig und zog rasch die Hand zurück, als das ‚Pling’ des Aufzugs ertönte.

 

Ein sehr ernster David betrat das Foyer und war in eine so intensive Unterhaltung mit Mariella vertieft, dass er weder Lisa noch Richard wahrnahm. Für seine Verhältnisse war er extrem früh dran und Mariella wirkte nervös und schuldbewusst. David umfasste Mariellas Ellenbogen und gemeinsam verschwanden sie in Davids Büro. Als die Bürotüre mit Nachdruck geschlossen wurde sahen sich Lisa und Richard erstaunt an.

 

„Oha, was ist denn jetzt passiert?“ meinte Richard erstaunt. Lisa hob nur die Schultern und schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, was da läuft. Na ja, ich kümmere mich wohl besser um die Post und die Mails. Wenn er so schaut, dann sollte alles reibungslos ablaufen ... und Richard, vergiss nicht. Es ist meine Wohnung und derjenige, der sich da ausliefert bist Du“, lächelte sie ihn an, dann entschwand sie zu ihrem Schreibtisch. Sein ‚Ist das eine Drohung’ ignorierte Lisa lächelnd, warf ihm jedoch eine Kusshand zu, bevor sie sich an die Arbeit machte.

 

Lisa sollte Recht behalten, Davids Laune war absolut im Keller und selbst ihr gegenüber vergriff er sich im Ton. Er entschuldigte sich wohl sofort wieder und erklärte ihr kurz, dass Mariella ihm am Morgen eröffnete hatte, dass sie eine Auszeit nehmen würde und ihn dies völlig aus der Bahn geworfen hatte. Aber bei allem Verständnis für Davis Laune hatte seine Unbeherrschtheit Lisa darin bestärkt, die rosa Herzen wieder einzupacken und gemeinsam mit den Schmetterlingen in einen ganz tiefen Winkel ihres Herzens zu verstecken. Als sich dann noch Marcella Bretane meldete und gurrend nach David fragte, war es zu viel für Lisa. Ihre ganzen Zweifel waren mit einem Schlag wieder da und sie starrte eine Weile auf ihren Bildschirm, ohne etwas wahrzunehmen. ‚Du hast doch gewusst wie er ist. Mensch, jetzt hör auf Dich wie eine dumme Göre zu verhalten. Es war nur ein Abend, ein netter Kuss und das mit dem Zeitverbringen war wohl eher so dahingesagt’, zweifelte sie und sah auf, als Richard sich an ihren Tisch lehnte. „Kann ich rein?“ „Wenn Du einen Helm hast, dann ist es kein Problem“, meinte Lisa und verdrehte die Augen. „So schlimm?“ „Schlimmer ... so war er seit Ewigkeiten nicht drauf“, meinte Lisa leise und seufzte auf.

 

„Wo ist denn Deine Assistentin?“ fragte sie scheinheilig und musste lächeln, als Richard spöttisch den Mund verzog. „Sie hat sich gemeldet und gemeint, sie hätte gestern was schlechtes gegessen. Sie kommt so gegen 13 Uhr, da David ihr anscheinend das Minigolfspielen nicht erlassen hat.“ Erstaunt sah Lisa ihn an. „In seinem Zustand geht er mit Sabrina zum Minigolf? Das sollten wir uns nicht entgehen lassen“, meinte sie trocken und streckte Richard die Zunge heraus, als dieser die Hand auf ihre Stirn legte. „Sie redet im Fieber“, kam es trocken von ihm während er den Kopf schüttelte. „Wenn Du dann damit fertig bist, mit Deinen Pfoten in Lisas Gesicht herumzutätscheln kannst Du gerne reinkommen. Deine Schwester hat mir den heutigen Tag schon so versaut, da kommt es auf Dich auch nicht mehr an“, giftete David Richard an und hielt seinem Bruder die Türe auf.

 

„Wir wollen jetzt nicht gestört werden“, fuhr er Lisa an und zuckte im selben Moment zusammen. ‚Reiß Dich gefälligst zusammen, Du Idiot. Sie kann ja schließlich nichts dafür, dass Mariella eine Auszeit will um mit Lars nach Bosten zu gehen’, giftete er sich selbst an und trat einen Schritt auf Lisa zu. Sanft legte er ihr seine Hände auf die Schultern und beugte sich zu ihr. Für Sekunden berührte seine Stirn die ihre. „Es tut mir leid Lisa, ich bin heute unausstehlich, aber ich ... ich stehe einfach neben mir. Ist keine Entschuldigung, ich weiß ... trinken wir nach dem Gespräch mit Richard in Ruhe einen Kaffee? Ja? Bitte, nicht böse sein, aber es ... es ist heute so ein beschissener Tag. Dabei war er beim Aufstehen noch wunderschön.“ Er strich ihr sanft mit dem Zeigefinger über die Wange und sein Blick blieb auf ihren Lippen hängen, bevor er sie mit traurigen Augen anblickte. Er suchte in ihrem Gesicht nach Verständnis für seine Ausrutscher. „Du bist der Chef, was immer Du sagst“, kam es leise von Lisa, die ihm zunickte und sich dann wieder ihrem PC zuwandte. ‚So leicht geht das nicht, David. Auch wenn Du so drauf bist, ich bin nicht Dein Punchinball’, grummelte Lisa vor sich hin, konnte aber nicht verhindern, dass seine Berührungen sie erröten ließen.

 

„Ich bin ein Idiot“, flüsterte David ihr ins Ohr und da niemand auf sie achtete, hauchte er einen Kuss auf ihren Hals. ‚Ein ziemlich verliebter noch dazu’, dachte er schmunzelnd und seufzte auf. „Na denn, mal schauen, was der Rest der Familie von Brahmberg mit meinen Nerven macht“, scherzte er und schluckte, als sich Lisa zu seiner großen Erleichterung noch einmal umdrehte und ihm zuzwinkerte. „Jetzt geh endlich, lass ihn nicht warten“, raunte Lisa ihm zu und verdrehte die Augen, als sich Davids Bürotüre schloss. ‚Sehr konsequent Lisa’, höhnte ihre innere Stimme, doch Lisa lächelte nur leicht vor sich hin und fühlte sich wieder um einiges besser. David hatte sich entschuldigt – so zerknirscht hatte sie in der ganzen Zeit bei Kerima noch selten erlebt.

 

Das Gespräch mit Richard war nur kurz und in Anbetracht von Davids Laune relativ ruhig verlaufen. Immer wieder hatte er Lisas traurige Augen vor sich gesehen und sich gewünscht, so schnell wie möglich mit ihr einige Minuten alleine zu verbringen. Nach der Besprechung der Auftragslage hatte er Richard informiert, was seine Schwester vorhatte und ihm zwei Unterlagen in die Hand gedrückt. „Mariella hat sich wohl schon ziemliche Gedanken gemacht. Die beiden schlägt sie für ihre Vertretung vor. Carla Radnov kenne ich noch von früher. Sie war jetzt einige Zeit in Karenz und sucht den Neueinstieg. Sie ist völlig in Ordnung und würde wahrscheinlich Mariellas Arbeit in ihrem Sinne weiterführen bis sie wieder da ist. Aber dieser Kowalski, den Mariella vorschlägt – weißt Du mehr über ihn?“ Richard dachte kurz nach, dann zuckte er die Schultern. „Er hat einige ganz gute Kampagnen gefahren, ist aber wenig teamfähig und sehr egozentrisch. Ein Hugo der PR.“ David nickte. „Das ist auch mein Eindruck. Außerdem hält er sich verdächtig gerne im Hintergrund und lässt andere für sich die Außenvertretung übernehmen. Aber wir sollten ihm eine Chance geben und ihn persönlich kennen lernen. Ich werde Lisa bitten, mit Carla und Robert Kowalski für Montag oder Dienstag einen Termin auszumachen – falls sie Zeit haben. Dann schauen wir weiter.“

 

Richard lehnte sich zurück und betrachtete seinen Bruder, der angespannt und müde aussah. „Sag mal ehrlich, Du willst in Deinem Zustand wirklich mit Sabrina weggehen? Und das nach dem Zusammentreffen in der Tikki-Bar?“ Erstaunt sah David seinen Bruder an. „Du weißt, dass wir sie gestern getroffen haben?“ fragte David erstaunt und spielte mit seinem Kugelschreiber. Richard zog die Augenbraue hoch und stand auf. „Ja, sicher. Lisa hat es mir beim Kaffee erzählt und mich gewarnt, dass meine Assistentin eventuell später kommt bzw. dann eventuell nicht so gut drauf sein könnte. Zum Glück, denn Sabrina hat sich erst gegen 10 Uhr 30 gemeldet. Warum fragst Du?“ „Nur so, ich wundere mich nur ein bisschen, wie vertraut Lisa und Du miteinander umgeht. Das ist alles.“ Richard vermied es, seinen Bruder anzusehen während er zur Türe ging. „David? Bitte sei so nett und schrei Lisa nicht wieder an, ich brauche sie noch für einen Vertragsentwurf.“ Forschend sah David seinem Bruder nach, dann wandte er sich seinem PC zu und sah seine Mails durch. ‚Eifersüchtiger Depp’, schimpfte er sich selbst und musste über sein immer wieder aufwallendes Gefühl grinsen, das er bekam, wenn sich ein Mann Lisa näherte. ‚Zum Glück war Max heute nicht im Haus, denn der hätte es wohl ganz dicke abgekommen’, mutmaßte David und schloss kurz die Augen.

 

Schon nach wenigen Minuten hatte er seinen Schreibtisch geordnet und baute sich mit einem breiten Lächeln vor Lisas Schreibtisch auf. „Lisa? Hättest Du jetzt Zeit und Lust auf einen Kaffee?“ Davids bittende Stimme verursachte ihr Gänsehaut, aber sie hatte sich gegen seinen bittenden Blick gewappnet. „Nur kurz, Richard braucht noch was und Du hast mir genehmigt, dass ich schon um 15 Uhr weg kann.“ Ihr geschäftsmäßiger Ton ließ ihr zusammenfahren. „Kurz ist o.k. Ich muss mich dann sowieso für Sabrina einstimmen“, versuchte er zu scherzen und lächelte sie offen an. Obwohl sie es nicht wollte, huschte ein Grinsen über Lisas Gesicht. „Wie willst Du denn das anstellen?“ fragte sie interessiert. „Keine Ahnung, aber wenn ich Glück habe, redet sie heute sowieso nicht viel“, deutete David auf die blonde Frau, die gerade aus dem Lift stieg. Große Sonnenbrillen verdeckten ihre Augen und ihr zu aufrechter Gang machte klar, dass es ihr nicht so gut ging. Ohne nach links und rechts zu sehen ging sie an ihren Platz und ließ sich vorsichtig auf ihrem Sessel nieder. Lisa sah zu David und wie auf Kommando begannen die beiden zu lachen.

 

„Rache ist süß“, flüsterte David Lisa zu und drückte kurz ihre Hand. Verwirrt sah sie David nach, der mit raschen Schritten zu Sabrina ging und sich auf ihrem Schreibtisch lehnte. „Schön, dass Du da bist. Ich hab Dich schon richtig vermisst“, begrüßte er sie laut, was bei Sabrina ein schmerzverzerrtes Zusammenzucken auslöste. „Du hast mir gestern in der Bar ja einiges versprochen, bin schon gespannt, wie weit wir beiden Süßen heute kommen“, fuhr David fort und wandte den Kopf zu Lisa, die sich kichernd am Tresen festhielt. „David? Könntest Du ein klein wenig leiser sprechen?“ kam es gequält von Sabrina, die versuchte, den Kopf so weit zu heben, dass sie ihn ansehen konnte. „Wieso denn? Ist es Dir peinlich? Muss es nicht sein, ich hab mich über Dein Angebot sehr gefreut, wirklich ... sehr gefreut“, meinte David und sah Richard grinsend an, der mittlerweile in der Türe aufgetaucht war.

 

„David? Ich kann mich nicht mehr so wirklich erinnern, was gestern war, aber ich habe immense Kopfschmerzen und ... bitte, ein bisschen leiser.“ David nickte verständig und beugte sich zu Sabrina hinunter. „Bis später, ich freu mich schon“, raunte er ihr nicht gerade leise zu und ging zu Lisa zurück, die sich die Lachtränen aus den Augen wischte. „Schön, dass Du Dich auch noch hierher bequemst“, hörte er Richards zornige Stimme und für einen ganz kurzen Moment tat Sabrina ihm leid. Dann dachte er jedoch an alles, was sie Lisa schon an den Kopf geworfen hatte und zog einen Augenbraue hoch. „Ausgleichende Gerechtigkeit, heute bis Du mal wehrlos“, murmelte er vor sich hin und nahm seinen Kaffeebecher in Empfang. Lisa musterte ihn mit großen Augen, dann schüttelte sie tadeln den Kopf. „Es ist nicht wirklich nett, dass Du gerade heute so zu ihr bist. Aber .... es war mal schön zu sehen, dass Sabrina nicht das letzte Wort hat“, kicherte sie. David zwinkerte Lisa zu, dann wurde er wieder ernst. „Lisa, wegen vorhin. Es tut mir echt leid, dass ich so herumgezickt habe. Aber Mariella ist für mich so Bestandteil von Kerima, dass ich mir gar nicht vorstellen mag, sie nicht um mich zu haben. Aber zumindest hat sich die Bretane beruhigt. Sie hat mich nur wegen des Angebots angerufen, wollte kein Date, keine Süßholzraspeln – wenigstens das ist erledigt.“ Lisa nickte nur und versuchte, den Triumph, den sie bei diesen Worten spürte, nicht zu zeigen Sie überlegte kurz, dann sah sie David ernst an. „Ich weiß, dass Du Deine Launen nicht gut beherrschen kannst. Vielleicht solltest Du daran arbeiten, sonst verscherzt Du es Dir mal noch mit jemanden, der Dir was bedeutet“, murmelte sie leise, doch David hatte es sehr wohl gehört. Ohne ein Wort dirigierte er Lisa in sein Büro und schloss die Türe. Liebevoll sah er sie an und hob ihr Kinn ein wenig an. „Du bedeutest mir etwas“, murmelte er und sah sie fest an. „Könnten wir den Vormittag vergessen und einfach so tun, als ob nichts passiert wäre?“

 

Lisa zuckte die Schultern und sah ihn an. „Was wäre denn gewesen, wenn Du Mariella nicht getroffen hättest?“ fragte sie neugierig und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Willst Du das wirklich wissen?“ murmelte David, dessen Stimme auf einmal ganz rau war. „Ja – ich will das wirklich wissen“, gab Lisa zu und begann ganz leicht zu zittern. Seine Arme umschlangen sie noch fester und ganz langsam senkten sich seine Lippen auf die ihren. „Ich hätte dich wohl irgendwann ins Büro gebeten um Dich richtig zu begrüßen“, murmelte er an ihrem Mund. Seine gehauchten Küsse ließen Lisa kurz aufseufzte. Es fühlte sich so unendlich gut an, dass sie die Bodenhaftung verlor. „Ich hätte Dich an mich gezogen, mich gefreut, dass Du Dich an mich schmiegst und dann ...“ Er löste sich kurz von ihr und streichelte ihr über die Wange. „Dann hätte ich Dich geküsst und gehofft, dass Du mich dafür nicht ohrfeigst.“ Seine Lippen langen an Lisas rechter Schläfe und er konnte ihren Puls spüren, der verräterisch schnell war. „Eine schöne Vorstellung“, kam es leise von Lisa, die erwartungsvoll den Kopf hob und ihre Hand in seinem Haar vergrub. Langsam näherten sich ihre Lippen und David küsste Lisa auf den Mund. Die sachten Berührungen waren wunderschön, trotzdem verzichtete er darauf den Kuss zu intensivieren. „Das wäre ein tolles Morgenritual“, meinte er ein wenig atemlos und sah Lisa an, die ihn anstrahlte. „Das wäre machbar, dauert nicht lange und wenn es dem Chef zur guten Laune verhilft, dann opfere ich mich halt“, neckte Lisa ihn und schluckte verlegen. ‚Nicht so offensiv, Lisa. Wer weiß wie er das auffasst’, versuchte sie sich zu zügeln, merkte aber, dass David sie richtig anstrahlte. „Die Belegschaft wird Dir dankbar sein“, stimmte er ihr zu und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Und der Chef erst. Du wirst sehen, der ist ganz leicht zu handhaben, wenn er gleich am Morgen seinen Zärtlichkeiten bekommt“, brummte David und drückte Lisa einen weiteren zärtlichen Kuss auf die Lippen. Sie turtelten noch eine Weile herum und fanden es schwierig, sich voneinander zu lösen.

 

Irgendwann hatten sie es dann doch geschafft und Lisa war völlig verwirrt zu ihrem Schreibtisch zurückgekehrt. Jetzt versuchte sie verzweifelt, den Vertragsentwurf für Richard fertig zu stellen. Dies fiel ihr nicht gerade leicht, da ihre Gedanken immer wieder zu David wanderten, der sie so sanft geküsst und gestreichelt hatte. Nicht fordernd und leidenschaftlich, nur zart und sanft waren seine Gesten gewesen und hatten Lisa das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein. Sie riss sich zusammen und druckte den Entwurf aus, um damit zu Richard zu gehen. Im Büro konnte sie David erkennen der völlig ruhig bei seinem Schreibtisch saß und eine Unterlage studierte. Was Lisa nicht sehen konnte war das zufriedene und glückliche Lächeln, das seine Lippen umspielte.

 

Mit ihrem Ausdruck ging Lisa zu Richard, nicht ohne Sabrina lautstark zu begrüßen. Diese hatte sich dank jeder Menge Kaffee und Aspirin ein wenig erholt, war aber bei weitem nicht fähig, böse Meldungen zu machen. Grinsend schloss Lisa die Türe und reichte Richard das Papier. Er brachte einige Änderungen an, dann sah er auf die Uhr. „Es ist knapp vor 15 Uhr. Wir könnten dann eigentlich gehen, den Vertrag brauche ich am Montag gegen 10 Uhr, das geht sich locker aus“ stellte er fest und musterte Lisa, deren Wangen noch immer gerötet waren. „Oder willst Du tauschen – David kocht mit Dir und ich opfere mich und gehen mit Sabrina zum Minigolf.“ Erschrocken sah Lisa ihn an und schüttelte den Kopf. „So offensichtlich?“ kam es kläglich von ihr und Richard musste sich zurückhalten, um nicht laut aufzulachen. „Schon – wenn man Dich kennt. Gehen wir jetzt, oder willst Du David noch eine Runde anschmachten?“ Lisa verdrehte genervt die Augen. Sie schlug mit den Papieren nach ihm und drohte mit dem Zeigefinger. „Du bist so was von doof, das ist unbeschreiblich“, grinste sie Richard an und streckte ich durch. „Wir treffen uns am besten bei Dir in der Wohnung“, meinte Richard jetzt und deutete auf eine kleine Reisetasche, die er hinter dem Schreibtisch stehen hatte. „Ja, in Ordnung. Aber warum gehen wir nicht gemeinsam? Vor allem könnten wir dann gleich einkaufen“ Lisa war verwirrt, doch Richards Lächeln sagte ihr, dass er noch etwas plante. „Weil ich noch etwas besorgen muss und mich umziehen möchte, bevor wir losziehen“, kam es wie zur Bestätigung von Richard. Lisa nickte ergeben und zwinkerte ihm zu. „Dann also bei mir ... in einer halben Stunde?“

 

Lisa ging zurück und während sie den PC abdrehte, verabschiedete sich Richard von Sabrina, der er einen schönen Nachmittag mit David wünschte. Gequält sah sie ihn an und Lisa war sicher, dass sich Sabrina weit weg wünschte. Obwohl sich Lisa auf den Nachmittag mit Richard freute fiel es ihr schwer, sich von David zu verabschieden, so machte sie es so kurz und schmerzlos wie möglich. Sie steckte den Kopf durch die Türe und winkte ihm zu. „Ich gehe dann mal, Dein Date wartet bereits auf Dich. Viel Spaß und lass Dich nicht unterkriegen.“ Ihre spöttische Stimme ließ David auflachen. „Bekomme ich keinen Abschiedskuss?“ fragte er schüchtern, doch diesmal hielt es Lisa für besser, ein wenig Abstand zu wahren. Sie warf ihm einen Kusshand zu und strahlte ihn an. „Bis Montag, David. Ich freue mich schon auf unseren Abend.“ Bevor sie es sich anders überlegen konnte schloss sie die Türe, schnappte ihre Handtasche und machte sich auf den Weg nach Hause. Ihre Gedanken waren noch immer bei David und sie fragte sich, wie es möglich war, dass er solche Gefühle in ihr auslöste.

 

Völlig in Gedanken stieg sie aus dem Lift und erstarrte, als sie zu ihrer Wohnungstür sah. „Richard?“ fragte sie ungläubig und musterte ihn verblüfft. Sie hatten sich in London oft darüber unterhalten, dass er in hellen Farben sanfter wirken würde und Lisa musste zugeben, dass ihr gefiel, was sie sah. Richard trug eine ausgewaschene, gebleichte Jeans und ein weißes T-Shirt. Die bei Kerima noch streng zurück gegelten Haare waren eindeutig noch feucht und völlig verwuschelt. Er lachte auf, als er Lisa Gesichtsausdruck sah. Seine Füße steckten in modischen hellen Sneakers und Lisa brauchte in wenig, um ihre Sprache wiederzufinden. „Ich hab mir gedacht ich mach das Experiment andersrum. Also, von elegant auf lässig. Gefällt es Dir?“ Lisa nickte nur und sperrte die Wohnung auf. „Du siehst echt gut aus“, murmelte sie und lachte laut auf, als sie den Aufdruck auf Richards Shirt sah. ‚Bin nicht nett, sehe nur so aus’, stand dort in großen verschlungenen Buchstaben. „Was denn ... ich bin wirklich nicht nett“, murmelte Richard und zog Lisa sanft an sich. „Und schon gar nicht zu kleinen, neugierigen und manchmal penetrant lieben Assistentinnen“, fügte er hinzu und versuchte, so böse wie möglich auszusehen. „Lass es Richard, die Masche zieht bei mir nicht mehr“, flachste sie und küsste ihn kurz auf die Wange. „Mach es Dir einstweilen bequem, ich ziehe mich nur schnell um, dann können wir los.“ Während sie ins Schlafzimmer huschte sah sich Richard um. Er fühlte sich in seinem Aufzug ein wenig ungewohnt, aber er hatte sich Lisas Anregung zu Herzen genommen. Immer wieder hatte sie ihn im Laufe der Woche daran erinnerte, dass es da noch einen anderen Richard gab, der locker und gelöst sein wollte und auch jedes Recht darauf hatte, mal ausgelebt zu werden. Und er hatte gefunden, dass heute ein guter Tag war, um das mal auszuprobieren.

 

Lisas Räuspern riss ihn aus den Gedanken und er grinste, als er sie sah. Sie hatte sich ebenfalls für ihre ausgeblichene Jeans entschieden und ein weißes T-Shirt angezogen. „So mein Freund, dann können wir. Wir brauchen Fleisch, Salat sowie Brot und Bier, oder Wein. Je nachdem was Du gerne hättest. Dann noch Knabberein, Schokolade, Eis und Campari, an den hab ich mich in London richtig gewöhnt.“ Erstaunt sah Richard Lisa an. „Ich dachte, wir machen Fondue?“ „Ja, schon. Aber der Abend ist lang – vielleicht brauchen wir dann später noch was zum Quatschen“, meinte Lisa gut gelaunt und drückte ihm den Einkaufskorb in die Hand. „Los jetzt, das ist das richtige Leben, da werden einem die Lebensmittel nicht ins Haus gebracht“, neckte sie ihn und schob ihn aus der Türe. Richard nickte nur und folgte ihr gehorsam zum Lift. Lisas Energie war heute extrem ansteckend und er freute sich auf den Abend mit ihr, obwohl er das Gefühl hatte, dass Lisa ihn nicht ganz ohne Hintergedanken eingeladen hatte. Er kannte sie mittlerweile ganz gut und war sicher, dass die junge Frau ihn ein wenig über die Vergangenheit ausquetschen wollte. ‚Soll sie es mal versuchen’, grinste er vor sich hin und sah Lisa erstaunt von der Seite an, als sie ihre Hand mit der seinen verschränkte. Diese Geste hätte er nicht erwartet, freute sich aber umso mehr darüber, dass die anscheinend größer werdende Nähe zwischen ihr und David nichts an ihrem Verhältnis zu ihm änderte.

 
 
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