Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 29
 

Kapitel 29

Verwirrt sah David Lisa nach und begriff instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Lisas Gesichtsausdruck und ihre auf einmal so abwehrende Haltung hatten ihn erschreckt. Er wollte ihr nach, wurde jedoch von Mariella zurückgehalten, die ihn verblüfft ansah. „Wo willst Du denn jetzt hin, Kowalski wartet. Also komm schon“, meinte sie ein wenig genervt und deutete zu dem Mann, der lässig an Lisa’s Schreibtisch lehnte. David rang kurz mit sich, dann schüttelte er das ungute Gefühl ab und drehte sich seinem Gast zu, nur um sofort wieder stehen zu bleiben. „Was will denn der Vogel hier?“ entfuhr es ihm verblüfft. Er fasste nach Mariellas Arm und zog sie zurück. „Das ist Kowalski?“ fragte er zur Sicherheit und verzog angewiderte den Mund. „Ja, sicher. Das ist Kowalski“, stellte Mariella klar und ging mit einem bezaubernden Lächeln auf Rokko zu.

David folgte langsam und warf noch einmal einen Blick in die Richtung, in die Lisa verschwunden war. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte, aber zumindest glaubte er zu verstehen, was Lisa so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. ‚Na super, der Kerl glaubt, dass ich Lisa mit meiner Eifersucht das Leben zur Hölle mache. Kein Wunder, dass sich Lisa lieber aus der Schusslinie entfernt’, dachte er müde und baute sich vor Kowalski auf, der ihn zurückhalten musterte. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich sie noch einmal wiedersehe“, meinte David kühl und reichte Rokko die Hand, die dieser fest drückte. Verwirrt sah Mariella zwischen den beiden Männern hin und her und zauberte ein verbindliches Lächeln auf ihre Lippen. „Fein, wenn sich die Herren schon kennen, dann wird es sicher eine nette Unterhaltung“, flötete sie und hakte sich bei Rokko unter, um ihn in Davids Büro zu ziehen. David folgte den beiden und nahm im letzten Moment wahr, dass Richard aus seinem Büro kam und kurz mit Sabrina sprach. Er ließ die Türe offen und hoffte, dass sich sein Bruder beeilen würde. Kowalski war ihm von Grund auf unsympathisch und er wollte ihn so schnell wie möglich los werden. Richard trat ein und schloss die Türe hinter sich. „von Brahmberg“, stellte er sich knapp vor und musterte Rokko, der mit seinen quietschgelben Schuhen, dem braunen Pullover und den knallig grünen Hosen nicht unbedingt einen seriösen Eindruck machte. „Schön sie kennen zu lernen. Mir wurde gesagt, dass sie ein Genie für die PR suchen, und hier bin ich“, begann Rokko von sich überzeugt und sah Mariella tief in die Augen.

„Wir brauchen eine Vertretung, die während der Abwesenheit von Frau von Brahmberg den Laden am Laufen hält und nicht völlig auf den Kopf stellt“, meinte Richard und lehnte sich ein wenig vor. „Ihre Frau macht eine Auszeit? Ich hoffe, es ist ein schöner Grund“, kam es prompt von Rokko, der Richard erwartungsvoll ansah. Ein bösartiges Lächeln nistete sich um dessen Mund ein und er schüttelte den Kopf. „Frau von Brahmberg wird mit ihrem Freund ein halbes Jahr in die Staaten gehen, dann aber weiter bei Kerima arbeiten“, antwortete Richard spöttisch und beobachtete Rokkos Reaktion. Dieser zuckte kurz zusammen und sah gespannt von Mariella zu Richard. „Es macht kein gutes Bild, wenn sich jemand als PR-Chef bewirbt und sich vorab nicht über seine zukünftigen Arbeitgeber informiert“, meinte Richard trocken und lächelte ein wenig. „Meine Schwester schätzt ihre Fähigkeiten sehr hoch ein, aber sie werden mich noch überzeugen müssen.“ Rokko schluckte hart, dann sah er David an, der bisher nichts gesagt hatte. „Und welche Rolle spielen sie in diesem Gespräch?“ fragte er ihn direkt und musterte den schweigsamen Mann. „Die des interessierten Zuhörers, Herr Kowalski. Seien sie froh, dass sie mit meinem Bruder sprechen. Ich bin nicht sehr gut darin, Privates und Berufliches zu trennen“, meinte David gelangweilt und ignorierte die erstaunten Blicke, die ihm Mariella und Richard zuwarfen.

David lehnte sich in seinem Sessel zurück und sein Blick wanderte wieder zu Lisas Platz. Erleichtert atmete er auf, als sie sich endlich wieder auf ihren Platz setzte. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, wo sie steckte und wie es ihr ging. Er war beruhigt, dass sie zumindest wieder da war, doch dann hielt ihn nichts mehr in seinem Sessel. „Entschuldigen Sie mich eine Sekunde, aber ich muss noch eine Kleinigkeit regeln“, murmelte er und verließ nach einem kurzen Blick zu Richard das Büro.

Lisa wusste nicht mehr, wie lange sie auf dem Boden der Toilette gesessen hatte, bis sich ihre Nerven so weit beruhigt hatten, dass sie aufstehen konnte. Nur mühsam hatte sie sich aufgerappelt, das Gesicht gewaschen und war froh über das immer im Raum vorrätige Make-up gewesen, mit dem sie es – zumindest halbwegs – schaffte, die Spuren ihrer Tränen zu überschminken. Sie schämte sich in Grund und Boden, dass sie Rokko am vergangenen Montag so dreist angelogen hatte und ihn hier bei Kerima als Bewerber für den PR-Chefposten zu sehen, war ihr überaus peinlich. Sie konnte sich noch gut an Rokko’s bedauernden Blick erinnern, als sie ihm erzählt hatte, wie schwierig David war und der Gedanke, dass die beiden gerade ein Einstellungsgespräch führten, war nicht gerade gut für ihre Nerven. Sie hatte David zum Glück erzählt, was sie Rokko weisgemacht hatte, aber Lisa konnte sich vorstellen, dass die Situation für David mehr als unangenehm war. Seine Assistentin hatte sich als seine Frau ausgegeben und noch dazu Schauermärchen erzählt, David würde nicht begeistert sein und Lisa fürchtete sich ein wenig vor seiner Reaktion.

Doch mehr als alles andere waren es Davids Worte bezüglich Richards Exfreundinnen, die sie hart und völlig unerwartet getroffen hatten. Sie hatte vorgehabt David die Wahrheit über ihre Freundschaft mit Richard zu sagen und hatte mit Richard im Laufe des Vormittags auch darüber gesprochen. Er war nicht begeistert gewesen, hatte aber eingesehen, dass es irgendwann nur zu Missverständnissen führen konnte, wenn Lisa David nicht gleich am Anfang die Wahrheit sagte. Knurrend hatte Richard sie in die Arme gezogen und lange angesehen, bevor er genickt hatte. ‚Gut, o.k. Dann sag ihm, dass wir uns sehr gut verstehen und ich auch ein sehr netter Kerl sein kann, mit dem Du gerne Zeit verbringst. Aber Lisa, es geht ihm im Grunde überhaupt nichts an, dass wir miteinander geschlafen haben. Du hast ihn weder betrogen noch angelogen. Überleg Dir das gut. Er hat so viele Frauen gehabt, ist nie treu gewesen, aber wenn es um seine Partnerin geht, da hat er sehr enge Ansichten – Du weißt genau, wie tödlich beleidig er war, als Mariella ihn wegen Lars verlassen hat. Er misst da mit zweierlei Maß“, hatte Richard zu Bedenken gegeben und Lisa wieder ins Grübeln gebracht. Sie hatte ihm Recht gegeben und entschieden, dass sie es darauf ankommen lassen würde. ‚Gute Idee’ hatte Richard zugestimmt und sie sanft geküsst. ‚Du machst schon das Richtige und ich bestehe darauf, dass ich mir hin und wieder meine Streicheleinheiten holen darf’, hatte er sie aufgemuntert und dann sanft aus dem Büro geschmissen. ‚Und jetzt hau bloß ab, bevor ich es mir anders überlege“, hatte er gemurmelt und die Türe hinter ihr geschlossen.

Lisa hatte immer geglaubt, dass es kein Problem sein sollte, wenn man seinem Partner ehrlich gegenüber war, aber alleine der Gedanke an Davids Spruch bereitete ihr körperliche Übelkeit. ‚Du bist nicht Richards Bettgespielin, Du bist seine Freundin. Du hast mit ihm geschlafen, weil es eben gepasst hat und ihr Euch beide damit wohl gefühlt habt. Das ist was anderes, als das mit Sabrina und ihren vielen Vorgängerinnen. Die wollte er nur fürs Bett und hatte keine Interesse an mehr’, versuchte ihre innere Stimme den x-ten Tröstungsversuch, aber Lisa war zu verunsichert, um darauf zu hören. ‚Außerdem – nur Du und Richard wisst, was in London war, wer also sollte David bitteschön davon erzählen?’ erkundigte sich die Stimme wieder und Lisa musste zugeben, dass dies stimmte. Trotzdem blieb die Unsicherheit. ‚Du hast schlicht und einfach ein schlechtes Gewissen, obwohl dafür überhaupt kein Grund besteht’, dachte sie genervt und seufzte leise.

„Lias?“ Davids Stimme ließ sie herumfahren und ein Blick in seine tiefbraunen Augen zeigte ihr, dass er sehr wohl bemerkt hatte, dass es ihr nicht gut ging. „Bist Du wieder o.k.? Ich hab mir Sorgen gemacht, Du warst vorhin so komisch.“ Er zog sie aus dem Sessel und nahm sie sanft in die Arme. Lisa begann immer heftiger zu schlucken und zuckte mit den Schultern. „Nein, also ja ... es passt schon, aber das mit Kowalski ist mir so schrecklich peinlich“, stieß sie hervor und sah zu David auf, dessen Augen vergnügt funkelten. „Ich hab ihm erzählt, dass Du mein ausgesprochen eifersüchtiger Freund bist“, erinnere sie ihn und sah David verwundert an, als dieser lachte. „Ich bin doch auch Dein Freund“, stellte er lakonisch fest. „David! Mein Freund – also Partner – was auch immer. Er glaubt, dass wir zusammen sind“, erinnerte ihn Lisa gereizt und sah erstaunt, dass Davids Gesicht nun ernst wurde. „Was daran stimmt jetzt genau nicht?“ fragte er mit heiserer Stimme und strich sanft über Lisas Rücken.

Sie sah sich ängstlich im Foyer um und war froh, dass es so gut wie leer war. Die Gerüchte, wenn man sie so mit David sah, konnte sie sich gut vorstellen und sie versuchte, sich von David zu lösen. Dieser hielt sie jedoch sanft aber bestimmt fest. „Du bist mir wahnsinnig wichtig und Du bist sicher mehr als nur eine gute Freundin für mich ... vielleicht nicht meine Partnerin, aber ... aber vielleicht auf dem besten Weg dorthin?“ Lisa wurde heiß, als sie den bittenden Blick sah, mit dem David den ihren festhalten wollte. „Du meinst das wirklich ernst mit uns?“ fragte sie verstört nach und errötete heftig, als er sie strafend ansah. „Ja, mein Schatz, das tue ich. Und dies hier ist entschieden der unromantischte Ort um es Dir zu sagen und auch der bescheidenste Zeitpunkt. Aber ja – ich hätte gerne, dass Du zu meinem Leben gehörst und wir es miteinander versuchen.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie ganz sanft auf die Lippen. „Siehst Du, Du hast ihn nicht angelogen“, murmelte er und strich ihr über die Wange. „Ich kann auch sehr eifersüchtig sein, wenn ich das Gefühl habe, dass ein anderer Mann Dir zu nahe kommt – siehe Fracer. Also auch keine Lüge, nur ein bisschen übertrieben dargestellt“, fügte er hinzu und sah Lisa auffordernd an. „Jetzt wäre es an Dir was zu sagen“, forderte er Lisa liebevoll auf. Lisa war zu perplex um zu antworten, statt einer Antwort stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft. „Eine gute Antwort“, murmelte er an ihren Lippen und vertiefte den Kuss ein wenig.

Enttäuscht seufzte er auf, als Lisa ihn von sich schob und sein Gesicht mit ihren Händen umfasste. „Du solltest wieder zu der Besprechung gehen“, meinte sie heiser und ließ ihre Hände langsam noch unten wandern, bis sie auf seiner Brust lagen. „Lass uns heute Abend weiterreden“, brachte sie noch heraus bevor sie sich einige Tränen von den Wangen wischte. „Sag einfach ja. Du und ich – das passt einfach“, meinte David heiser und gab Lisa mit einem Seufzer frei. „Und jetzt gehe ich da rein und sage Kowalski, dass er sich zum Teufel scheren soll. Ich hab nicht vor, mir diesen eingebildeten Gockel in die Firma zu setzen und dabei zuzusehen, wie er den ganzen Tag um Dich herumschleicht. Da hätte ich doch einen ziemlichen Knall“, meinte er schelmisch, zwinkerte Lisa zu und ging beschwingt zurück in sein Büro, wo Rokko von Richard gerade einem harte Kreuzverhör unterzogen wurde.

Verwirrt, aber mit vor Freunde gerötete Wangen sah Lisa ihm nach und schluckte hektisch. ‚Er hat gesagt, dass er mich in seinem Leben will’, jubilierte sie und wandte sich selig grinsend ihrem PC zu. ‚Es wir alles gut, Du wirst sehen’, beruhigte sie sich und schimpfte sich eine dumme Pute, dass sie vorhin so überzogen auf seinen Worte reagiert hatte. ‚Wenn er mich wirklich lieb hat, dann kann er damit umgehen’, machte sie sich Mut und widerstand nur mit Mühe dem Impuls, näher an die Türe zu Davids Büro heranzurollen um vielleicht einen Teil des Gesprächs mitzubekommen. Kurz wallte das schlechte Gewissen in ihr hoch, dass David Kowalski wegen rein persönlicher Gründen ablehnen würde, aber dann fiel ihr ein, dass David schon mehre Male erwähnt hatte, dass diese Carla die bessere Besetzung für den Job war. ‚David ist ein guter Geschäftsmann. Er weiß was er tut’, überlegte sie und strich sanft über die Buchstaben ihrer Tastatur. Als sie den Kopf hob, musste sie über sich selber lachen. ‚Lisa liebt David’ stand dort geschrieben und sie atmete tief durch als sie sich vorsichtig umsah und dann mit zitternden Fingern ‚und David liebt Lisa’ ergänzte.

 
 
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