Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 052
 

KAPITEL 52  – Frauenpower 

 

Mariella versuchte sich an einem kleinen Lächeln „ Ok – packen wir den Tag auf Lisa- Art an...“

„Ne – lieber auf Mariella-Art – schließlich warst Du es Damals, die mich aufgepäppelt hat.“

Mariella schlug energisch die Bettdecke zurück und packte mit gekonntem Griff den Rollstuhl.

„Mariella – hast Du hier irgendwo Papier und Stift?“

„In der Ecke – das kleine Schränkchen... wozu?“

„Wir machen eine Kampfliste!“

„Eine was?“

„Eine Liste, was angegangen werden muss – also

1.      Hausdrache

2.      Lisbeth

3.      Lift

4.      Schwimmbad

5.      ....“

sie warf einen drohenden Blick auf Mariellas Nachthemd „...Deine Nachtwäsche!“

Jetzt lachte Mariella wirklich – sie setzte fort: “…

6.      einen kleineren Rollstuhl für Im-Haus

7.      Verführung meines Ehemanns...“

Die letzten Worte ließen Lisa aufseufzen. Mariellas scharfer Blick traf nun Lisa „Und was hat dieser tiefe Seufzer zu bedeuten? Alles klar zwischen meinem Bruderherz und Dir?“

„Das ist eine andere Geschichte ... Heute geht es nur um Dich.“

Mariella setzte an den Rollstuhl Richtung Bad zu lenken und winkte Lisa mit sich „Ne ne Süße – wenn meine Probleme, dann auch Deine. Ist Richie doch zu sehr Macho?“

„Ach was – nein. Richard ist wunderbar und na ja – auch ein Macho – aber das macht nichts – nein, das Problem bin ich...“

„Wieso denn das?“

Lisa ging vor und öffnete die Badtür. „Über Kuscheln und Küssen komme ich nicht hinaus...“

Sie waren im Bad angelangt und Mariella zögerte „Soll ich lieber Frau Lehmann rufen?“

Lisa grinste „Du sagt, was zu tun ist und ich versuche mein Bestes.“

Mariella legte ihre Hand auf die Lisas „Keine Angst – ich hab Glück im Unglück gehabt – wenn schon gelähmt, dann so wie ich es bin. Ich gehe jetzt nicht in die Einzelheiten – aber Du musst mich weder abhalten, noch mir den Hintern wischen.“ Sie warf einen säuerliche Blick Richtung Dusche „...und wenn ich den Plastik Rolli bekommen hätte, den ich gerne wollte, könnte ich sogar alleine duschen!“

„Lass raten – viel zu gefährlich?“

Mariella antwortete gekünstelt „Mariella, nein, Du könntest stürzen und Dich verletzten – Du hast doch Frau Lehmann...“

Lisa verschwand aus dem Bad und kehrte einen Moment später mit einem Lederstuhl mit Armlehnen zurück „Ok- der überlebt die Dusche wahrscheinlich nicht, der kommt dann...“

„...mit auf die Liste...“ ergänzte Mariella beinahe fröhlich.

Lisa war erstaunt, wie beweglich und geschickt Mariella war. Sie brauchten nicht lange und Mariella saß anzogen und ausgehbereit da.

„Was zuerst?“ fragte Lisa. „Frau Lehmann?“

„Ja – den Drachen zuerst. Wir gehen jetzt zu Lisbeth.“

Mariella lag richtig – Frau Lehmann war gerade dabei, den Säugling neu zu wickeln.

„Danke Frau Lehmann – ich mache das zuende.“

„Nicht nötig Frau Majellchen – ich mach das schon.“

Lisa gab ein würgendes Geräusch angesichts dieser Verunglimpfung des Namens von sich.

Doch Mariella schien das gar nicht aufzufallen und Frau Lehmann fuhr fort „Sehen Sie – wie neu die Kleine. Wollen Sie nach unten?“

„Ja“, sagte Mariella kleinlaut und was dann folgte, ließ Lisa der Mund offen stehen.

Frau Lehmann trug erst Mariella die Stufen herunter – wie ein Kleinkind! – dann setzte sie sie in einem Sessel ab, holte den Rollstuhl und hob anschließend ihre Schutzbefohlene hinein.

Lisa fragte mit fassungslosem Gesichtsausdruck „und Abends?“

„Macht das auch Frau Lehmann oder David, manchmal auch Friedrich.“

Lisa knirschte inzwischen fast mit den Zähnen. Sie nickte Mariella ermutigend zu.

Diese holte tief Luft „Frau Lehmann – wir müssen mal was zwischen uns klarstellen.“

„Ja Frau Majellchen?“

„Mein Name ist Seidel. Soweit ich weiß, geht der Nachname nicht verloren, wenn man gelähmt wird!“

Mariella lenkte den Rolli etwas rückwärts, um besser in das Gesicht ihrer Pflegerin sehen zu können.

„Frau Lehmann – ich habe mich die letzten Wochen zu sehr gehen lassen – damit ist jetzt Schluss. Das ändert sich mit dem heutigen Tag!“

„Aber Frau Maj... Seidel – ich versorg Sie doch gerne, das macht mir überhaupt nichts aus.“

Frau Lehmann sah nun ganz unglücklich drein.

„Ich bin Ihnen auch sehr dankbar, wie Sie mich in der Anfangszeit unterstützt haben – aber entweder Sie helfen mir nun selbstständig zu werden – oder wir müssen uns leider trennen...“

„Aber, es liegt nicht in Ihrer Macht...“

„Oh doch! Sie sind für mich eingestellt worden – ich kann Sie auch entlassen.“

„Das werden wir ja noch sehen  - Herr Seidel wird wollen, dass ich bleibe!“

„Herr Seidel wird sich nach meinen Wünschen richten!“

Lisa räusperte sich „Soll ich schon mal beginnen die Koffer der Dame zu packen?“

„Wagen Sie es nicht!“ Frau Lehmann lief puterrot an.

„Ich wage noch viel mehr“, Lisa trat vor sie hin „Sie sollten sich was schämen! Ihre Position so auszunutzen! Sie sind bei einer so lieben Familie angestellt – warum schikanieren Sie meine Freundin so?“

„Ich schikaniere doch nicht! Ich will doch nur helfen, ihr alles abnehmen, sie umsorgen, ihr das Leben leichter machen.“ Inzwischen liefen dicke Tränen Frau Lehmanns Wangen hinab.

Lisa hakte in Gedanken bereits Punkt 1 und 2 auf der Liste ab. Es dauerte zwar noch eine Weile, aber dann wollten die beiden Frauen es noch einmal miteinander versuchen.

Mariella wirkte erhitzt, aber beinahe fröhlich. Sie schob den Rolli ins Wohnzimmer und kam mit einer dünnen Mappe wieder „Hier Lisa – hier ist das Angebot für den Lift...“

Mariella telefonierte mit der Firma und der Übermut packte sie „Wenn der Lift bis heute Abend einsetzbar ist – zahle ich Ihnen den doppelten Betrag ihres Angebotes... sie kommen in ein paar Minuten? Wunderbar!“ Sie legte auf „Frau Lehmann übernehmen sie die Handwerker?“

„Natürlich, gerne.“

Mariella drehte den Rollstuhl mit Schwung zu Lisa um „und nun?“

„Gehen wir einkaufen... Meinst Du wir kriegen Dich in meine Auto?“

„Das ist nun wirklich kein Problem. Und der Rolli lässt sich zusammenklappen.“

Zwei Stunden später saßen sich die beiden in einem kleinen jugoslawischen Restaurant gegenüber. Sie hatten viel Spaß gehabt und vor allem in der Dessous- und Nachtwäscheabteilung kräftig zugeschlagen. Mariella hatte auch Lisa zu dem einen oder anderen Teil geraten.

Ein sehr adrett gekleideter Herr etwas älteren Semesters trat an den Tisch „Frau Seidel? Wir hatten eben miteinander telefoniert..“

„Oh ja – Herr Keller? Das ist sehr schön, dass Sie so schnell Zeit für mich haben und herkommen konnten.“

Mariella brauchte keine zwanzig Minuten, um eine Menge Geld auszugeben. Sie bestellte einen kleineren Rolli, einen der sich besser falten ließ für unterwegs, Hilfeassesoirs fürs Bad und diverse Griffe und Halter u.a. für Schwimmbad und Toilette. Für das Schwimmbad orderte sie außerdem eine elektrische Einstiegshilfe. Herr Keller bedankte sich und entschwand hochzufrieden.

„Na – dem hast Du den Tag gerettet!“

Mariella lachte „Er mir auch – das war der Grundstein zur neuen Mariella.“

Lisa nippte nachdenklich an ihrem Zitronenwasser. „Blieben noch wer Dir beim Schwimmbad und ähnlichem hilft – und David..“

Mariella rührte in ihrem Mokkatässchen „Ich wünschte, ich hätte so eine Hilfe wie Euren Joshua – bei ihm fühlte ich mich nie als Last und es war mir auch nichts peinlich...“

„Frag ihn doch, ob er möchte. Eric bleibt bei uns. Joshua und Joseph haben schon durchklingen lassen diesen Job nicht auf ewig machen zu wollen...“

„Meinst Du wirklich? Warte – ich rufe David eben an. Oder – nein – ich rufe Joshua selbst an. Weißt Du Lisa – uns geht es finanziell wieder richtig gut. Die acht Millionen sind in Kims Zimmer aufgetaucht – sie hatte das Geld in Hutschachteln untergebracht...“

Mariella telefonierte mit Joshua – und an dem, was Lisa beim Gespräch mitbekam, war dieser recht angetan. Mariella dehnte das Angebot auch auf seinen Bruder aus.

„Mariella  - war das nicht ein bisschen unfair – ohne mit David zu sprechen?“

„Ja – wahrscheinlich sogar. Aber ich werde versuchen ihn milde zu stimmen...“ Mariella legte erneut ihre Hand auf die Lisas „Und bevor wir zum letzten Punkt auf meiner Liste kommen... Süße – was machen wir mit Deinem Problem?“

Lisa zuckte die Schultern „Vielleicht ist das eine Frage der Zeit... Conny meint, es kann auch sein, dass ich nie richtig mit einem Mann zusammen sein kann...“ Lisa senkte den Blick und kämpfte gegen die Tränen an „aber ich möchte Richard so gerne eine richtige Frau sein...“

„Und Richie – wie verhält er sich?“

„Wunderbar.  Er ist so rücksichtsvoll und sanft. Er merkt sofort, wenn er zu weit gegangen ist.“

Der Ober brachte das Essen und so schwiegen sie eine Weile. Mariella sah aus, als wäre sie meilenweit weg. Lisa hing auch ihren Gedanken nach, so dass sie ein wenig zusammenzuckte, als Mariella unvermittelt anfing zu sprechen. „Ich glaube, Du machst da einen Gedankenfehler...“

„Wie meinst Du das?“

„Denk mal dran, als Dich Niemand umarmen konnte...“

„Mariella! DAS werde ich nicht mit David üben!“

Ihr Gegenüber grinste „Nein Dummchen! Ich meine, es wurde erst besser, als Du die Initiative ergriffen hast.“

Lisa wurde rot, wie eine Tomate „Du meinst...“

Mariella nickte „Ja. – ich meine! – denkst Du Richie würde sich zu einer eher passiven Rolle bereit erklären?“

Lisas Wangenrot verstärkte sich noch „Ich ... er... Mariella – ich kann da so nicht drüber reden!“ Sie legte das Besteck ab und presste die Hände an die Wangen „Richard wird auf alles eingehen, was mir helfen könnte – aber Mariella – ähem – der Part des Mannes ist doch nicht zu ersetzen -.. ich meine...“ sie brach unzusammenhängend ab.

Mariella kicherte angesichts Lisas komplett verschämter Miene „Lisa – doch noch ein Lieschen... Ich gebe Dir jetzt keinen Unterricht darin... aber lass Deine Phantasie spielen. Es muss nicht immer gleich alles in dem einen Akt enden. Lern ihn kennen. Wenn Du kannst – bereite ihm Vergnügen. Frag ihn, was er gerne hat.“

In Lisas Augen blitzte ein Funke Neugier auf. Über diese Worte musste sie nachdenken...

Mariella presste die Hand vor den Mund und ihre Augen strömten über vor Lachen „Lisa – deine Miene – sämtliche Männer im Raum fragen sich schon, von was wir hier reden.“

Diesmal grinste Lisa zurück „Ok – Du hast mir reichlich Stoff zum Verarbeiten gegeben. Was machst Du jetzt mit Deinem Göttergatten?“

Mariella betrachtete einen Shrimp auf ihrer Gabel „Wir müssen noch zu einem Delikatessenladen...ich brauche Champagner, Kaviar und noch so einiges mehr...“

Lisa drückte ihre Hand und Marielle erwiderte „Lisa – ich bin so froh, dass Du gekommen bist!“ 

„Ich auch. Wir beide zusammen, Süße – Du weißt doch – wir bekommen alles hin...“  

  

Lisa fuhr Mariella wieder nach hause. Noch im Auto telefonierte Mariella mit David „Hey Schatz – ich bin´s. Kannst Du zusehen, dass Du nicht vor sieben zu hause bist? ... das verrate ich nicht. .. ich Dich auch... Ja – bis nachher!“

Als sie das Haus betraten, staunten sie nicht schlecht – der Lift war bereist installiert und Frau Lehmann wurde gerade mitsamt eines Wohnzimmersessels rauf und runtergefahren. Einer der Handwerker trat gleich auf Mariella zu „Technisch ok ist jetzt alles – wir müssen aber nochmal wiederkommen, um alles auch optisch richtig zu machen.“

„Kein Problem“, Mariella drückte ihm einen Schein in die Hand „Vielen Dank, dass Sie so rasch kommen konnten.“

Lisa betrachtete ihre Freundin liebevoll. Da war wieder Schwung und Energie und Tantendrang – so leicht würde sie sich nicht mehr gold verpacken und verwahren lassen. Lisa – das war ein gutes Tagewerk!

Als die Handwerker gegangen waren, bat Mariella Frau Lehman sich diesen Abend ganz um Lisbeth zu kümmern, was diese strahlend annahm und kurze Zeit später mit dem Baby auf dem Arm und einer Tasche an der Seite in ihre Räume verschwand.

„Danke, dass ich bleiben darf Frau Seidel und einen schönen Abend wünsche ich Ihnen.“

Lisa warf einen Blick auf die Uhr  „Ist schon nach halb sieben – wir müssen uns beeilen!“ Sie nahm sämtliche Einkäufe Mariellas und sah dann zu, wie diese zum ersten Mal den Lift betätigte. Lisa musste schlucken – Mariella sah so schön aus – warum nur hatte ihr das passieren müssen? Sie hoffte inständig, dass sie und David wieder einen Weg finden würden, um glücklich zu sein. Nichts ist unmöglich – das hatte sie in letzter Zeit gelernt.

Sie lud alle Einkäufe in Mariella Zimmer, flitzte noch einmal in die Küche und half Mariella schließlich alles in Szene zu setzen.

Lisa blieb in der Tür stehen und grinste ihrer Freundin zu „Du siehst vielleicht aus... Ich gehe jetzt. Hab Dich lieb. Telefonieren wir Morgen?“

Mariella winkte ihr zu und grinste zurück „Auf jeden Fall – ich bin aufgeregt, wie ein Backfisch. Drück mir die Daumen!“

Lisa reckte ihren nach oben und schloss leise die Tür. Sie war gerade auf halber Treppe, als das Schloss der Haustür umgedreht wurde.

Das konnte nur David sein...

 

 
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