Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 024
 

KAPITEL 24 – Vater und Sohn

 

Lisa starrte Richard an, als wäre er nun wirklich nicht mehr bei Verstand „Hast Du sie noch alle? Ich soll Dich einsperren? Was ist das – Gefängniskoller?“

Er schüttelte energisch den Kopf „Ich sagte schon – ich traue mir nicht. Also entweder schütze ich Dich nachts vor mir – oder ich gehe jetzt!“

Lisa´s und sein Blick prallten aufeinander. Das war kein Scherz von ihm! „Du willst wirklich, dass ich Dich wegschließe?!“

„Ja – ich würde Matty Morgen wirklich gerne kennenlernen…“

„Also gut“, Lisa zögerte noch „Richtig kommt mir das nicht vor! Wie gut, das ich auch für das Gästezimmer Toilette und Waschbecken habe einbauen lassen…“

Er grinste schon wieder. So viel lachen und lächeln hatte sie ihn wohl noch nie gesehen, wie am heutigen Abend.

Während Lisa abräumte, sah Richard noch einmal nach den Ponys. „Alles klar, die haben noch Heu und sind rundum versorgt!“

Lisa zog den Schlüssel der Tür des Gästezimmer, der innen steckte, ab, Richard ging hinein, wünschte ihr „Gute Nacht“ und Lisa schloss die Tür ab und nahm den Schlüssel an sich. Das war definitiv das Seltsamste, was sie in letzter Zeit getan hatte! Ihn einzusperren wie ein Tier!

Diesen Abend lag Lisa noch lange wach und ließ den Abend Revue passieren. Nun war Richard bei ihr im Haus, schlief in ihrem Gästezimmer und würde Morgen seinen Sohn kennenlernen. Na - auf das Treffen war sie aber ziemlich gespannt!

 

Um halb acht klopfte Lisa an der Tür des Gästezimmers und schloss auf.

Richard kam kurze Zeit später in die Küche und half den Tisch zu decken und Frühstück zu machen.

„Ich hab leider keinen Kaffee – muss mal wieder welchen besorgen…“

„Macht doch nichts…“

„Ich war schon bei den Tieren – Merrylegs scheint es gut zu gehen – aber ich habe sie im Stall gelassen. Niklas – mein Nachbar – kommt gleich und kann dann noch mal nach ihr sehen. Er bringt auch Matty mit.“

Sie saßen noch beim Frühstück und Richard unterzog sie gerade einem lockeren Frage und Antwort Spiel über den Hof, die Tiere und das Land, als die Haustür aufgerissen wurde und erst der Kater, dann Lisa´s Sohn und als letzter Niklas hereinplatzten.

Lisa stand rasch auf und hob ihren Sohn schwungvoll hoch, der sich ihr entgegen warf „Du bist ja schon wieder größer und schwerer geworden!“

Sie drehte sich mit ihm auf dem Arm im Kreis „Aber Mama! So lange war ich nicht weg!“

„Na ja – in Deinem Alter zählt jeder Tag!“

„Ne echt?“ Mattias sah seine Mutter prüfend an „Du verkackeierst mich doch!“

„Matty – was ist denn das für ein Wort!?“

Er umarmte sie und lachte „Mama – ich muss Dir unbedingt von den Delphinen erzählen.“

„Ja Schatz – später..“

„Können wir auch einen haben?!“

„Einen Delphin??“

„Büdde Mama!“

Lisa begann etwas verzweifelt zu lachen „Schatz – der kann hier nicht leben – der braucht Salzwasser!“

„Das hab ich auch schon versucht, ihm zu erklären“, warf Niklas ein „Daraufhin wollte er mir in meinen Karpfenteich Salz schütten!“

„Hat er…?“

„Nein – ich war schneller!“ 

„Aua!“ japste Lisa auf und sah nach unten. Tiger hatte seine Kralle ganz vorsichtig in Lisas Unterschenkel gesenkt und sah jetzt blinzelnd zu ihr auf. „Bist Du jeck?“

„Jeck? Mama – was heißt jeck?“

„DAS ist kein Wort, das Du Dir merken musst!“ Sprachs und ließ Matty zu Boden gleiten.

Niklas lachte „So ist der den ganzen lieben langen Tag! Lisa – ich sag es ungerne – aber Dein Sohn ist ein Klugscheißer!“

Während Lisa den Kater abfütterte, ließ Matty sich das Wort auf der Zunge zergehen „Ist das was Gutes?“

„Ja.“

„Nein!“

Jetzt erst bemerkte Mattias den fremden Mann in der Küche seiner Mutter. Richard und Niklas begrüßten sich und Lisa fragte „Tee?“

„Ja – gerne.“ Und Niklas ließ sich am Tisch nieder.

Mattias umrundete den Tisch und baute sich vor Richard auf.

Niklas schnappte nach Luft „Na – da sieht man mal wieder was das mit dem Apfel und dem Stamm auf sich hat!“

Matty visierte Niklas an „Onkel Niklas?“

„Ähem – ich meine, ich wollte sagen… Lisa – nun sag Du doch was dazu!“

Mattias wandte den Blick wieder Richard zu und musterte ihn eingehend. Zwei grüne Augenpaare begegneten sich.

Lisa begann „Matty, Schatz – das ist Richard von Bramberg.“

Der Junge reagierte schnell „Mama hat gesagt, dass mein Vater Richard heißt.“

Richard suchte Lisa´s Blick und diese nickte leicht.

„Das ist richtig.“

„Du heißt genau wie mein Vater.“

„Jepp.“

Mattias verdaute das und sah ihn dann schräg von unten an, mit einem Gesicht, wie ein kleiner Kobold „Bist Du mein Vater?“

Richard nickte „Ja – ich bin Dein Vater.“

Wiederum wurde Richard eingehend gemustert. Seine Mundwinkel zuckten zwar, aber er hielt dieser Inquisition bewunderungswürdig stand.

„Schenkst Du mir einen Delphin?“

Er brach in Gelächter aus „Nein – garantiert nicht!“

„Schade…“ Matty schenkte seinem Vater ein gut geübtes Engelslächeln „Dann ein Kaninchen?“

„Ein Kaninchen statt eines Delphins?“

„Die waren gestern auch ganz niedlich.“

Mattias´  Hände legten sich zutraulich auf die Knie seines Vaters „Nur ein ganz kleines?“

„Vergiss es – mit der Tour kommst Du bei mir nicht durch!“

Wenn Richard jetzt mit Tränen oder Trotz gerechnet hatte, wurde er eines besseren belehrt. Wohl zogen sich der Mund kurz nach unten, doch nicht für lange „Ist das Dein Auto da draußen?“

„Ja…Und ?“

„Ist aber nicht das neueste Modell!“

Niklas stöhnte auf und vergrub das Gesicht in den Armen „Und heute fragt er mich, was ich für Kühe habe. Ich sage Milchkühe. Daraufhin will er von mir die Rassen wissen. Und zehn Minuten später erzählt er unserem Pfarrer was von Schwarzbunten und Jerseys und Galloways!“

Richard nickte seinem Sohn zu „Du bist definitiv ein Klugscheißer!“

Matty strahlte ihn an „Gibt es dafür ein Kaninchen?“

Richard sah seinen Sohn mit einer Art fasziniertem Entsetzen an.

Lisa rettete beide Männer „Matty, Liebling – zeig doch Onkel Niklas mal die Merrylegs. Er soll sie sich angucken.“

Matty ließ Richards Knie los, ging zu Niklas, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich.

Es war still, als beide die Küche verlassen hatten, dann sagte Lisa leise „Ist wahrscheinlich meine Schuld… Ich beschäftige mich halt viel mit ihm…“

Doch dann sah sie erstaunt auf, als Richard sein lang unterdrücktes Gelächter endlich freiließ. Er lehnte sich im Stuhl zurück und lachte nach Herzenslust.

Als er sich endlich gefasst hatte, wischte er sich die Lachtränen aus den Augen „Himmel Lisa – ich dachte immer, meine Mutter hätte übertrieben, wenn sie berichtete, wie eklig vorlaut ich früher war! Heute glaube ich, sie hat noch untertrieben!“

„Du warst ähnlich?“

„Ich denke schon!“

Sie tauschten ein Lächeln, wurden jedoch von Mattias unterbrochen, der in die Küche gerast kam „Onkel Nick sagt, Du sollst mal kommen!“

Diesmal war es seine Mutter, die Matty an der Hand ergriff und mit sich zog. Richard schloss sich Ihnen an.

Niklas kniete im Stroh, neben der auf den ersten Moment putzmunter aussehenden Merrylegs.

„Niklas?“ fragte Lisa etwas ängstlich.

Niklas offenes, leicht rundes Gesicht wandte sich ihr besorgt zu „Wahrscheinlich wäre es einem Tierarzt gar nicht aufgefallen – aber ich bin Jäger! Lisa – ich verwette meine beste Kuh – die Merry ist angeschossen worden!“

„Sind Sie sich sicher?“ Richard´s Stimme war überraschend ruhig.

„Nicht 100%tig. Aber ich kenne Schusswunden – und die hier sieht mächtig nach einem Streifschuss aus!“

„Kein Wunder, dass das arme Ding in den Graben gesprungen ist“, meinte Lisa leise.

Sie zog Matty ab sich heran und umschlang ihn mit den Armen. Da war sie wieder, die dunkle Wolke, die seit Jahren über ihr schwebte…

Vorfälle, kaum zu erklären, nicht beweisbar und doch…

Der Selbstmordversuch von Sophie, doch diese schwor sie sollte umgebracht werden…

Der Selbstmord von Sabrina, die doch so gar nicht der Typ für so was war…

Der Sprung eines erfahrenen Ponys in den Graben – vielleicht in blinder Panik hineingerast?

Lisa suchte Richard´s Blick, doch der guckte in tiefem Nachdenken die kleine Stute an. Bitte – Richard soll damit nichts zu tun haben! Bitte! Wieso hätte er Merrylegs auch retten sollen, wenn er sie vorher in den Graben gejagt hatte?

Und bei den anderen beiden Fällen war Richard noch im Gefängnis gewesen.

Richard wandte den Blick und sah sie nun direkt an – aus seinem Gesicht war (mal wieder) keinerlei Reaktion abzulesen. 

 

 
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