Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 015
 

KAPITEL 15    Reha der ungewöhnlichen Art

 

Lisa sah ihn an. Hatte er wirklich zugestimmt?

„Gut“ – sie beugte sich vor „dann verspreche ich Dir auch etwas. Ich werde – solange Du noch hier im Krankenhaus bist – bei Deiner Reha anwesend sein und Dich so trietzen, bis Du alles gibt´s, was Du hast.“

„Was?“ Er sah sie erst erstaunt an, dann begann er zu grinsen „Das kann interessant werden.“

„Du glaubst gar nicht, wie interessant!“

„Ist das Deine Art der Rache an mir? Mir zuzusehen, wie ich mich abquäle?“

„Vielleicht ein bisschen. Aber mehr noch will ich sehen, dass Du Dein Versprechen hältst.“ Sie holte zum entscheidenden Schlag aus „Und ich kann nur solange kommen, wie ich noch hinter das Lenkrad passe.“ Mit diesen Worten holte sie das Ultraschallbild aus ihrer Handtasche und reichte es ihm.

Er ergriff es mit der rechten und sah das Bild lange an „Herzlichen Glückwunsch – und wer ist der Vater?“

Du – Du Esel!“

„Nun – das ist unmöglich. Und das weißt Du.“

„Ja – das dachte ich auch – aber dort“ sie deutete auf das Bild „ist der Gegenbeweis.“

Seine Stimme war gefährlich leise „Willst Du mir ein Kind unterschieben?“

„Jetzt reicht´s!“ Lisa sprang wieder auf „Es kann nur von Dir sein – da gibt es keine andere Möglichkeit – geht das in Deinen verdammten Dickschädel hinein?“

Er sah sie lange an „Das fällt mir schwer zu glauben.“

„Lassen wir einen Vaterschaftstest machen, wenn Du willst. Aber glaub mir – ich war noch viel überraschter als Du. Schließlich hat Sabrina überall rumgetönt, dass Du zeugungsunfähig bist!“

Seine Brauen zogen sich rasch zusammen „Gesetzt den Fall, ich glaube Dir... das hieße, Du willst ein Kind von mir bekommen?“

„Es ist ein Junge.“ Sie knallte ihm diesen Satz geradezu an den Kopf „Und ja - ich will das Kind bekommen. Verdammt Richard. Der Kleine hat schon Hände und Füße und er bewegt sich – das ist schon ein ganz kleiner Mensch!“

„Lisa! – Du bist harter Tobak – sogar für mich. Immer geradeaus, immer direkt und immer schnell entschlossen.“

Lisa rieb sich die Arme etwas unsicher – was wollte er jetzt damit sagen?

Sie ging Richtung Tür.

„Du willst gehen?“

„Nein – ich hole jetzt Nathan herein. Der dürfte mittlerweile auf dem Flur eingeschlafen sein.“

„Dazu waren wir zu laut.“

Lisa ging hinaus, schloss die Tür und ließ sich auf einen Sitz neben Nathan niedersinken. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

„Du hast es geschafft oder?“

„Geh rein, bevor er es sich anders überlegt und frag ihn, ob er einen Vaterschaftstest will.“

„Einen was?“

„Geh rein – Du hast richtig gehört und ich erinnere Dich an Deine ärztliche Schweigepflicht.“

Lisa blieb sitzen, wo sie war. Sie war vollkommen ausgelaugt. Gespräche mit Richard schienen immer an ihren Kräften zu zehren. Dabei war er eigentlich gar nicht in einer starken Position...

Sie saß immer noch so da, als Nathan wieder herauskam. Er setzte sich wieder neben sie.

„Du bist wirklich schwanger?“

Lisa öffnete ihre Handtasche und nahm den Mutterpass heraus.

„Darf ich mir den kopieren?“

„Tu Dir keinen Zwang an.“

Kurze Zeit später reichte er ihr das Schriftstück zurück. 

„Wenn es Dich beruhigt, Richard ist auch ziemlich fertig. Ich schenkt Euch nichts was?“

„Seh lieber zu, dass ihr noch heute mit den Behandlungen beginnt.“

„Heute noch?“

„Möglichst jetzt. Dann kann ich danach nach hause.“

Nathan begann zu lachen „Ich hab es eben für einen Scherz gehalten, dass Richard sagte, Du wollest dabei sein...“

Auch um Lisa´s Mund spielte jetzt ein leises Lächeln „Was meinst Du, wie der sich zusammenreißt, wenn ich zugucke?“

Nathan schüttelte leicht verwirrt den Kopf „Komm Amazone – wir trinken jetzt was in der grottenschlechten Caféteria hier und dann darfst Du zusehen, wie Richard gequält wird.“

Sie taten so, wie von Nathan vorgeschlagen und der heiße Tee tat Lisa´s Lebensgeistern gut.

Danach gingen sie wieder zu Richard und Lisa zog sich auf den Fensterplatz zurück. Halb rechnete sie damit, dass er Einwände gegen ihre Anwesenheit erheben würde, aber er sagte nichts.

Ein Masseur – oder was es ein Physiotherapeut? -  kam und begann Richard linken Arm und linkes Bein erst zu massieren, dann zu bewegen und schließlich zu dehnen. Von Richard kam kein Wort und auch kein Laut. „Sie dürfen ruhig stöhnen oder mich anpöbeln, wenn es Ihnen hilft!“

Richard schüttelte nur den Kopf und hielt mit seinem Blick den ihren fest.

„Merken sie irgendeine Veränderung?“

„Schmerzen in den von Ihnen behandelten Bereichen.“

„Das ist gut!“

„Das wird Frau Plenske sicher freuen.“

Lisa war die letzte, die das Zimmer verließ. Seine angespannten Gesichtszüge ließen nur erahnen, wie es ihm ging. „Ich komme Morgen wieder.“

„Ich freu mich.“

War das jetzt ernst gemeint – oder war das Ironie?

 

Lisa hielt Wort. Die nächsten Tage war sie meist anwesend, wenn er seine Anwendungen bekam. Als Jürgen erfahren hatte, was sie tat, hatte er nur noch die Hände gehoben und den Kopf geschüttelt. ´Ich hoffe, Du weißt, was Du tust` – hatte er gesagt. Mehr nicht.

Richard war jetzt mit einer Verbissenheit bei der Sache, die sogar Lisa´s Erwartungen übertraf. Meist gab es pro Tag mehrere Anwendungen nacheinander. Die, wie am ersten Tag. Elektrotherapie, bei der die gelähmte Seite mit Strom stimuliert werden sollte, wobei Richard versuchen sollte, bestimmte Muskeln zu benutzen. Dann gab es das Laufband – allerdings hing er da in einer Art Tragenetz, so dass er nicht umkippen konnte. Das Lauftraining war am Härtesten - aber auch dabei kam von ihm nie auch nur ein Wort der Klage. 

Das Krankenhauspersonal hatte sich daran gewöhnt, dass sie meist dabei war und als Richard einmal verbissen weitermachen wollte, wandte sich der Therapeut an Lisa „Frau Plenske – sagen Sie ihm, das es jetzt genug ist!“

Lisa sagte brav „Richard – es reicht für heute.“

Das Funkeln in seinen Augen war fast wie in den Zeiten ihres Schlagabtausches bei Kerima „Ja – Mama!“ Aber er ließ sich wieder in den Rollstuhl verfrachten.

Lisa begleitete ihn meist noch zurück in sein Zimmer und sie wechselten noch ein paar Worte, aber selten Persönliches. Diesmal allerdings wartete Lisa bis sie alleine im Zimmer waren „Die nächsten beiden Tage komme ich nicht – ich sehe mir ein paar Immobilien an.“

Er nickte.

„Aber“ sie grinste „Mariella kommt stattdessen.“

„Lisa!“

„Ich finde, Du strengst Dich so herrlich an, wenn Dein Ehrgeiz geweckt ist!“

„Meine Schwester für Deine Zwecke einzuspannen!“

„Sie kommt gerne.“

 

Den nächsten Tag verbrachte Lisa zunächst damit ihre Navi zu programmieren und  entsprechend zu fahren. Sie war sehr froh, dass sie dem Rat des Autohändlers gefolgt war und das Gerät hatte einbauen lassen.

Die Schwestern Martens hatten gute Arbeit geleistet. Sie hatten auch angeboten Lisa zu begleiten, aber sie wollte den ersten Blich auf ihr potentielles neues Heim alleine machen.

Alleine… Ein Wort, das für sie zunehmend an Bedeutung gewann. Sich die Freiheit zu nehmen etwas alleine zu unternehmen, alleine auszusuchen, alleine zu entscheiden…

Als Lisa an der ersten Adresse aus dem Auto stieg, wusste sie sofort, dass es das nicht war. Die Bebauung war zu eng, das ganze Anwesen wirkte mehr zweckmäßig als heimelig. Nein – das war nicht das Nest, dass sie für sich und ihr Kind wollte. Lisa´s Hand legte sich wie von selbst auf ihren Bauch. Noch spürte sie ihn nicht, aber so lange würde das nicht mehr dauern. Immer noch wusste keiner außer den Ärzten und Richard Bescheid – aber sie musste es allen bald sagen.

Das Gute war – nun war es viel zu spät für eine Abtreibung. Damit konnte sie nun keiner mehr zutexten. Was wohl die Eltern sagen würden?

Lisa warf noch einen Blick auf das Gebäude vor ihr, dann stieg sie wieder ein und begann das Navi neu zu programmieren. Schade. Von der Lage her wäre es optimal gewesen. Nur 15 km von Göberitz entfernt und in einer guten Stunde konnte sie mit dem Auto in Berlin sein…

Es klopfte an der Scheibe. Lisa schreckte zusammen und starrte in das Gesicht eines…Pfarrers. Sie drehte die Scheibe herunter.

„Grüß Gott – ich wollte sie nicht erschrecken. Haben Sie sich verfahren?“

„Nein, nein. Nicht verfahren. Ich wollte mir den Hof da angucken – aber der ist nicht das, was ich suche.“

„SIE wollen einen Bauernhof kaufen?“

„Ja – aber keinen bewirtschafteten. Etwas, wo ich mich wohl fühlen kann und eventuell ein paar Hühner und eine Katze halten kann – so was in der Art…“

„Hmh – haben Sie sich schon den Hof vom Gleitner angesehen?“

Lisa schüttelte verneinend den Kopf. „Wo ist denn der?“

„Soll ich es Ihnen zeigen? Sie müssten mich nur nachher wieder zu meinem Rad zurückbringen…“

Lisa nahm das Angebot an und der Pfarrer stieg ein.

„Konstantin Hermann, mein Name – aber die Leute sagen eh nur Herr Pfarrer.“

Er streckte ihr seine Hand entgegen.

Lisa sah darauf – das ist nur ein Pfarrer – Lisa – nimm diese blöde Hand „Entschuldigen Sie – ich habe ein Problem damit Menschen zu berühren. Bitte, es ist nicht gegen Sie…“

Sofort wurde die Hand zurückgezogen und braun gesprenkelte Augen sahen sie nachdenklich an „Kein Problem – jeder von uns hat seinen Packen zu tragen.“

Auf der Fahrt zum Hof erzählte der Pfarrer Lisa ein bisschen was über das Dorf und seine Schäfchen. Lisa kam sich ein bisschen in einen Heimatfilm zurückversetzt. Nach Anweisung fuhr sie in einen kleinen Feldweg hinein und hatte den ersten Blick auf – sie wusste es sofort – ihr neues Heim!

Das Haupthaus war weiß gekalkt und das Dach mit Reet. Es gab noch eine Scheune und drei kleine Nebengebäude – Viehställe nahm sie an.

„Steht das leer?“

„Ja – der Besitzer ist vor einem halben Jahr gestorben. Die Tiere sind alle weg – er hatte auch nicht mehr viele…Oh – das trifft sich gut! Bea!“ Er rief plötzlich so laut, dass Lisa erneut zusammenzuckte – aber eine Frau, die gerade eine fette Katze fütterte, sah hoch und kam ihnen entgegen.

„Tach Herr Pfarrer. Bin nur hier, um die olle Mieze zu füttern. Die denkt wohl immer noch, dass mein Vater wiederkommt…“

Sie sah Lisa fragend an. Lisa beeilte sich zu sagen „Ich interessiere mich für den Hof…“ 

Bea sah erst sehr erstaunt aus, doch dann begann sie zu strahlen. „Ich hab den Schlüssel dabei! Sie können alles angucken.“ Ihr Blick streifte Lisa „Wann kommt es denn?“

Lisa war verdutzt und guckte an sich herunter „Man sieht schon was? Bei den weiten Sachen?“

„Nur das geübte Auge. Und sie bewegen sich – na ja – schwanger eben.“

„Im Mai ist es soweit. Ich bin alleinstehend. Meinen Sie, das wäre hier ein Problem?“

„Wir sind zwar ein Dorf – aber auch hier hat die Neuzeit Einzug gehalten!“

Lisa blieb fast zwei Stunden. Sie war hin und weg. Die altmodische Einrichtung, die große Wohnküche. Sie liebte das Haus schon jetzt. Allerdings weniger schön fand sie die sanitären Einrichtungen, den Telefonanschluss und den alten Herd…

Lisa verblieb mit Bettina Reinhard  - so der Name der Katzenfütterin – so, dass Lisa ihr die Schwestern Martens auf den Hals hetzen durfte. Wegen der Verkaufsverhandlungen und Lisa hatte auch vor, die Renovierung in die Hände des fähigen Duo´s zu legen.

Bea strahlte sie an „Dann werden wir ja Nachbarn! Hab selbst vier Kinder – zum Spielen wird das Lütte genug haben!“

Lisa fuhr zurück und strahlte in sich hinein. Zwerg – hier wirst Du Dich wohl fühlen – und die Mama sich auch. Bei Jürgen angekommen, schnappte sich Lisa das Telefon und lud die Menschen, die ihr wichtig waren am zweiten Weihnachtstag ins Restaurant ein. Sie hatte das unverschämte Glück gehabt, dass eine Gruppe kurz zuvor abgesagt hatte – heute sollte einfach alles klappen.

Tags drauf besuchte sie das Maklerbüro erneut und besprach eingehend, was sie wie haben wollte. Da dieser Rundum-Service für die beiden nichts Neues war, konnte sich Lisa entspannt zurücklehnen und die ganze lästige Renovierung und Modernisierung den zweien überlassen. Außerdem wollte Lisa eine Alarmanlage, Gitter vor den Fenstern im Erdgeschoss (da gab es schon ganz dekorative) und einen Pavillon aus Holz im Garten.

Es war doch schön das Geld zu haben, um andere machen zu lassen. Das Baby sollte Ende Mai kommen – sobald es ihr nach der Geburt wieder gut ging wollte sie einziehen…

 

 
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