Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 013
 

KAPITEL 13 – Entdeckung mit Folgen

 

Richard wurde operiert und dann für einige Tage in ein künstliches Koma gelegt. Laut Nathan war die Operation glatt verlaufen, so glatt, wie sie hatte nur laufen können. Nathan hatte Lisa versprochen sie anzurufen, wenn sie Richard aufwachen lassen würden. Für diese OP war er aus dem Gefängnis herausgebracht worden und in einem regulären Krankenhaus.

Lisa checkte immer wieder ungeduldig ihr Handy – doch da war keine SMS, kein entgangener Anruf..

Endlich rief Nathan an „Zwei gute Nachrichten Lisa. Das Ergebnis des Tumors ist da – er war gutartig. Und sie lassen ihn jetzt bald aufwachen. Wenn Du nach wie vor vorhast dabei zu sein, solltest Du Dich auf den Weg machen.“

„Ich fahre sofort los.“

„Lisa – wir wissen nicht, wie es ihm gehen wird, vielleicht wäre es besser..“

„Ich sagte, ich fahre sofort los!“ Lisa legte auf und presste die Hände auf ihre Wangen. Lisa Plenske – in was bist du da reingeraten? Aber selbst, wenn sie wollte – sie konnte nun nicht mehr zurück. Sie hatte ihr Wort gegeben.

Auf dem Weg zur Klinik drehten sich ihre Gedanken wie ein Mühlrad. Was, wenn er geistig was abbekommen hatte oder nicht reden konnte oder... Sie atmete tief durch. In ein paar Stunden würde sie es wissen. Als sie aus dem Auto stieg, war ihr kurz schwindelig. Sie umklammerte die noch geöffnete Tür und holte mehrfach tief Luft. Blöder Kreislauf in letzter Zeit!

Ok – so war es schon besser. Und jetzt hältst du gefälligst durch – eine Plenkse ist doch nicht feige!

Nathan erwartete sie auf dem Korridor „Du bist tatsächlich gekommen..“

„Hab ich doch gesagt.“

„Ja – aber – na auch egal.“ Er nickte dem Polizisten zu, der vor einer der Türen saß und öffnete diese für Lisa. Sie gingen gemeinsam hinein. Eine Schwester schickte sich gerade an das Zimmer zu verlassen. „Sie sind das, die hier warten möchte?“ Lisa nickte. „Wenn etwas ist, drücken Sie einfach auf den Knopf hier.“ Sie lächelte Lisa zu und verließ den Raum.

„Soll ich mit Dir hier warten?“ fragte Nathan.

„Nein danke – ich hab es versprochen.“

Dann war sie allein. Na ja – natürlich nicht ganz allein. Zum ersten Mal traute sie sich Richard anzusehen. Bis auf den Kopfverband sah er eigentlich aus wie immer. Und eine Infusion tropfte erneut in ihn hinein. Aber dass sie hier einen Schwerkranken vor sich hatte – danach sah es irgendwie nicht aus. Lisa zog sich einen Stuhl heran und das Warten begann.

Sie verlor jedes Zeitgefühl. Ihre Uhr hatte sie zuhause vergessen und das Handy ausgeschaltet. So konnte sie unmöglich sagen, wie lange sie hier schon saß. Ab und an kam eine Schwester herein oder ein Arzt. Sie waren jeweils sehr freundlich zu Lisa, sahen nach Richard und gingen wieder.

Zwischendurch stand Lisa auch auf, ging ein paar Schritte oder blickte eine kurze Weile aus dem Fenster. Sie konnte von hier aus auf den Parkplatz sehen und es war seltsam tröstlich, dass da unten breit und bullig ihr Wagen stand, jederzeit bereit sie von hier wegzubringen, wenn sie es wollte.

 

Ein seltsames Geräusch ließ sie herumfahren. Er lag ruhig da, doch seine Lider waren fest zusammengepresst. Sie ging rasch zurück. „Richard?“ In diesem Moment gab es kein Herr von Bramberg – nicht jetzt.

Es schien für ihn unendlich anstrengend zu sein, die Lider zu bewegen. Doch endlich flackerten diese und er öffnete die Augen. Lisa hatte sich über ihn gebeugt und sie hätte ihn auch gerne angefasst - seine Hand gehalten oder dergleichen – aber das ging nicht – sie konnte es nicht.

Ihre Blicke trafen sich und Erkennen flackerte in seinem Blick. „Ist es vorbei?“ seine Stimme klang seltsam krächzend. Wohl von dem Beatmungsschlauch, nahm Lisa an.

„Sie haben die OP hinter sich – der Tumor ist fort. Und er war gutartig“ Lisa bemühte sich langsam und deutlich zu sprechen.

„Sprechen Sie nicht so mit mir – mein Verstand scheint intakt zu sein.“

„Und ihre Stimme klingt nach einer durchzechten Nacht...“

„Sehr witzig.“

Er drehte unendlich mühsam den Kopf „Danke, dass Sie Wort gehalten haben.“ Er runzelte die Stirn und verkrampfte sich.

„Richard? Was ist?“

„Doch nicht alles so gut gelaufen. Meine ganze linke Seite ist wie taub. Weder Hand noch Fuß wollen mir gehorchen. Rechts geht´s.“ 

„Ich hole jetzt einen Arzt.“

Er schloss die Augen und sie ging hinaus und suchte den behandelnden Arzt. Sie berichtete kurz, was vorgefallen war und er ließ sie auf dem Flur warten.

Es schien Lisa eine Ewigkeit, bis er wieder herauskam. Lisa stand auf und sah den Arzt unsicher an.

„Er ist halbseitig gelähmt. Derzeit wenigstens. Die Zeit wird zeigen, ob das so bleibt.“

„Darf ich noch einmal zu ihm?“

Der Arzt schüttelte den Kopf „Er möchte Niemanden sehen.“

 

Lisa ging langsam zu ihrem Auto, setzte sich hinein, fuhr aber nicht los. Er hatte die OP überstanden und er war bei klarem Verstand – aber teilweise gelähmt. Das musste nicht so bleiben. Aber es konnte.

Lisa wusste selbst nicht wieso, aber die Tränen waren stärker als sie. Sie kreuzte die Arme über dem Lenkrad und legte ihre Stirn darauf.

Lisa – hör auf jetzt. Was bist Du in letzter Zeit nahe am Wasser gebaut!

In Lisa´s Kopf begann es zu arbeiten. Konnte das sein? Der Hunger, der schlechte Kreislauf, die Weinerlichkeit…. Aber sie hatte ihre Tage doch bekommen! Und ihr war auch nie morgens schlecht!

Nun – das war jedenfalls etwas, was sie nachprüfen konnte. Zudem würde sie das etwas ablenken, von dem Mann, der da oben alleine war und der nicht fähig sein würde in nächster Zeit aus eigener Kraft sich selbst zu versorgen. Für einen Richard von Bramberg würde das wahrscheinlich ganz furchtbar sein.

Lisa wischte sich energisch die Tränen ab. Sicherlich bist du nicht schwanger, dumme Plenske. Aber das wirst Du gleich wissen! Lisa fuhr zur nächsten Apotheke, nahm all ihren Mut zusammen und kaufte einen Schwangerschaftstest. Eigentlich bescheuert und völlig unsinnig. Woher sollte sie auch schwanger sein? Eigentlich wusste sie ja schon, dass sie es nicht war!

Glücklicherweise war Jürgen noch im Kiosk und sie hatte die kleine Wohnung für sich alleine. Das wäre ganz schön blamabel, wenn Jürgen sie dabei erwischen würde…
Sie las sich die Beilage durch und ging ins Bad. Sie legte den Test weg. Sie setzte sich auf das Klo und starrte anklagend auf die Packung. Sie führte den Test durch. Unsinnigerweise natürlich! Drei Minuten sollte sie warten, dann sollte sich der Streifen blau verfärben, wenn eine Schwangerschaft bestünde.

Lisa – bist du doof? Das ist doch zu bescheuert was du hier tust. Am besten das Ding in den Ascheimer schmeißen und gar nicht hingucken… Anderseits bist du natürlich beruhigter, wenn der blöde Streifen sich nicht verfärbt. Ok – die Zeit ist um. Vorsichtig näherte sich Lisa dem unschuldig daliegenden länglichen Streifen. Der musste ja nicht-schwanger anzeigen. Lisa rang nach Luft: Blau, eindeutig blau! Wie das?!? Der Kerl war doch zeugungsunfähig oder was? Lisa sank zu Boden und lehnt mit dem Rücken gegen das WC.

Schwanger! Von Richard!

Konnten solche Tests nicht auch spinnen? Hatte sie was falsch gemacht? Sie angelte im Sitzen nach der Packungsbeilage und las noch einmal. Wenn das stimmte, was das stand, war sie mit ziemlicher Sicherheit… Sie nahm den Test noch einmal in die Hand, starrte auf die blaue Farbe – die blieb! Der Test sagte eindeutig – Lisa, Du bist SCHWANGER!

Lisa begann hysterisch zu lachen, sie zitterte. Ein Lachen, das in ein Schluchzen überging. Sie ließ sich vorne überfallen und heulte – mitten auf dem Badezimmervorleger – was das Zeug hielt.

Lisa Plenske – schwanger von Richard von Bramberg! Welch ein Hohn, welch eine Ironie, welch eine Gemeinheit! Kein Kind vom Helden David, sondern eines von… von wem denn eigentlich? War er nun ein Verbrecher oder war er keiner? Hatte er David entführt oder nicht? War er verantwortlich für seine Tat, als er sie vergewaltigte oder war es die Krankheit? War diese Krankheit erblich?

Moment Lisa – Moment. Langsam versiegten die Tränen. Du machst dir Gedanken über die Erblichkeit. Gehören da nicht andere Überlegungen vorweg? Wie lange ist es her? Lisa begann zu rechnen. Himmel – sie war bereits in der 15. Woche! Das gab es doch nicht! Wieso hast du nichts gemerkt, dumme Kuh? Und irgendwo in ihr drin sagte eine kleine, aber beharrliche Stimme – aber du hast es doch gemerkt oder? Wolltest aber nicht hören, gell?

15. Woche – das hieß 4.Monat… Schwangerschaftsabbrüche – das wusste doch jeder waren nach den ersten drei Monaten mehr als schwierig. Wollte sie das denn? Oder wollte sie das Kind haben? Lisa setzte sich wieder auf. Was hatte Conny gesagt, sie solle immer gut überlegen, was sie wollte.

Willst du ein Baby, Lisa? Eine kleine Tochter oder einen Sohn? Willst du das wirklich? Oder willst Du, dass es weggemacht wird, falls es noch geht?

Instinktiv glitten Lisas Hände zu ihrem Bauch. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, hatte sie schon gemerkt, dass sie einen winzigen Bauch bekam und hatte es ihrem gesegneten Appetit zugeschoben.

Bist Du da Zwerg? Himmel Lisa – Du redest schon mit … es…

Ich möchte wissen, was es ist… Ich möchte … ich will das Baby haben!

Lisa stand mit etwas wackeligen Beinen auf. Sie musste Gewissheit haben. Sie sammelte alle Utensilien des Testes ein (fehlte noch, dass Jürgen den fand!), wusch sich das Gesicht lange mit kaltem Wasser und verließ das Bad.

Sie war so müde, plötzlich so furchtbar müde. In ihrem Zimmer schälte sie sich aus ihrer Hose und schlüpfte so unter die Bettdecke. Ein Baby – mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief sie ein.

 

„Lisa! Lisa! Alles klar bei Dir?“ Jürgen stand vor ihrem Bett und sah sie besorgt an. Er hatte sich nicht getraut sie anzufassen.

„Jürgen…“ Lisa sah ihn verwirrt an „Upps – ich muss eingeschlafen sein…“

„Du hast so tief geschlafen, dass ich es mit der Angst bekam!“

Lisa setzte sich immer noch reichlich verschlafen auf „Ich war so müde…“

„Hätt Dich ja auch schlafen lassen – aber ich habe uns Pizza mitgebracht und dacht …“

„Pizza!“ Mit einem Satz war Lisa aus dem Bett, schwankte kurz und instinktiv griff Jürgen zu und packte ihren Arm. Verwundert sah Lisa auf die Hand, die sie umklammerte und strahlte dann Jürgen an. „Ich bin nicht zusammengezuckt!“

Er grinste zurück und öffnete sehr zögerlich die Arme. Ebenso zögerlich begab sich Lisa hinein. Es ging. Es ging! Schon wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen.

„Lisa – alles klar?“

„Kümmere Dich nicht drum, ignorier die Heulerei einfach.“

Jürgen streichelte vorsichtig ihre Schulter „Komm – erst mal was essen, aber eine Hose könntest Du vorher noch anziehen...“

Sie machten es sich auf Jürgens Sofa vorm Fernseher gemütlich und mampften riesige Portionen Pizza. Lisa verstand nicht, wieso sie wenigstens mit Jürgen wieder fast normal umgehen konnte, aber es freute sie ungemein. Hast Du damit was zu tun, Zwerg? Wenn ja, sagt deine Mama Danke! Mama – sie würde eine Mama werden...

„Lisa? Lisa! Du träumst schon wieder! Dir scheint es besser zu gehen... Wie war es denn heute bei dem Bramberg?“

„Halb gut und halb schlecht. Gutartiger Tumor und keine geistige Beeinträchtigung – aber seine linke Seite ist gelähmt.“

„Och – das wird schon wieder – zumal bei dem Ekelpaket. Die fallen doch immer wieder auf die Füße.“

„Jürgen!“

„Na – ist doch wahr! Gibt doch heute so gute Reha – da kann der Kerl auf Staatskosten wieder fit werden – und genug Zeit hat er ja nun definitiv!“

„Meinst Du, da können die ihm wirklich helfen?“

Jürgen runzelte die Stirn und drohte ihr mit dem Finger „Lieselotte -  mit Dir geht mal wieder das Mitgefühl durch. Das ist ein Verbrecher! Der hat Dich arg zugerichtet!“

Lisa erwiderte seinen Blick mit einem kleinen Lächeln.

„Ich geb´s auf!“ Jürgen schüttelte den Kopf, stand auf und schaltete seine PC an „Sollen wir mal ein bisschen das I-Net durchforschen, was da heute möglich ist?“

Lisa kam rasch hinterher, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. Ihre Schultern berührten sich. Lisa machte auch das nichts aus. Jürgen rief eine Suchmaschine auf und begann zu suchen. Es war bereits früher Morgen, als die beiden ihren search beendeten.

„Danke Jürgen – ich bin so froh, dass du mein Freund bist.“

„Eh Lieselotte – mach mich ja nicht verlegen. Einverstanden mit dem, was Du da machst bin ich nämlich nicht!“

Lisa biss sich auf die Lippen. Jetzt würde sie ihm gewiss nicht erzählen, was sie noch für Neuigkeiten hatte...

 

Am nächsten Morgen rief Lisa in dem Krankenhaus an, wo sie aufgenommen worden war und fragte nach Dr.Vidras. Sie hatte Glück, die Ärztin hatte Frühschicht. Lisa fuhr gleich hin und hoffte, dass die Ärztin Zeit für sie hätte.

Dr. Vidras schien sich aufrichtig zu freuen Lisa zu sehen. „Lisa – Sie sehen gut aus!“

Lisa erwiderte das freundliche Begrüßungslächeln „Haben Sie einen Augenblick Zeit?“

„Für sie immer, was gibt es denn?“

Als Antwort hielt ihr Lisa den Teststreifen hin.

„Lisa!“ Dr. Vidras musterte Lisa scharf „wie geht es Ihnen damit?“

„Gut. Wirklich gut. Ich weiß nicht warum. Erst war ich Gestern geschockt, aber nun... Ich möchte den Zwerg bekommen. Ich wollte immer Kinder. Ich habe nur Angst, weil sein oder ihr Vater doch einen Tumor hatte...“

„Der Vater hatte einen Tumor? Und wieso wissen Sie das? Und überhaupt – ich glaube, Sie müssen mir erst einmal alles genau erzählen!“

Geschlagene drei Stunden später verließ Lisa wieder das Krankenhaus. Dr. Vidras hatte alles erfahren über Richard und den Werdegang seiner Krankheit. Sie konnte Lisa beruhigen – bislang lägen der Medizin keine Erkenntnisse vor, dass Gehirntumore erblich seien. Sie brachte Lisa außerdem in die Gynäkologie und dort wurde bestätigt, was Lisa bereits wusste. Sie war definitiv schwanger. Der erste Ultraschall wurde gemacht. Der Fötus war bereits 14 cm groß! Lisa betrachtete fasziniert den Monitor – das war ja schon ein kleiner Mensch! Mit Händen und Füßen, der sich bewegte und ... die Ärztin deutete auf eine Stelle am Bildschirm. „Sie wollten doch wissen, was es ist – DAS ist eindeutig!“

Außerdem wurde ihr Blut abgezapft und ein Mutterpass ausgestellt. Und da sie den Tag genau wusste, an dem das Kind gezeugt wurde, war die Errechnung des Geburtstermins keine Schwierigkeit. Ende Mai würde sie Mutter werden!

Dr. Vidras hatte für sie klargemacht, dass sie die weiteren Vorsorgetermine auch hier wahrnehmen konnte. Und die Frauenärztin, die sie untersucht hatte, konnte ihr versichern, dass soweit alles völlig in Ordnung war.

Ihr Leben änderte sich, so schien es, in atemberaubender Geschwindigkeit!

 

 
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