Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 01
 

Vorwegbemerkung: Ich bin weder Arzt noch Therapeut… daher habe ich versucht, alle notwendigen Informationen aus dem Internet zu ziehen. Sollten mir dabei Fehler oder Ungenauigkeiten passiert sein, so bitte ich dies im Vorfeld zu entschuldigen. Medizin- und Psychologiestudium nur wegen FF erschien mir denn doch etwas zu aufwändig…

Trotzdem wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Mitleiden mit meinen diesmal arg gebeutelten FF-Figuren…

 

KAPITEL 1    Mädchen am Fenster

 

Sie saß am Fenster, das Nachthemd an, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen. Sie starrte hinaus auf die dunkeln Straßen des kleinen Dörfchens Göberitz und sah doch nicht wirklich hin.
Was ist passiert, Lisa Plenske? Fragte sie sich selber. Wie konnte es soweit kommen? Sie lehnte die Stirn an die Glasscheibe und im Mondlicht waren deutlich die Tränenspuren zu sehen, die ihre Bahnen über ihr Gesicht gezogen hatten.
Vor ein paar Wochen noch hatte ihr die ganze Welt gehört. Jetzt gab es nur noch Trümmer. Und was blieb? Eine fünfundzwanzigjährige Jungfrau, die immer noch bei ihren Eltern wohnte und keinerlei Perspektive mehr für die Zukunft hatte. Reiß Dich zusammen Lisa – ermahnte sie sich selbst. Da musst Du jetzt durch. Aber sie wollte da nicht durch, sie wollte...

Die Tür ging auf und das besorgte Gesicht ihrer Mutter erschien im Türrahmen „Lisalein, komm doch runter – ich habe Abendbrot gemacht. Setz Dich doch zu uns. Es gibt auch Deinen Lieblingstee.“
Helga Plenke´s Gesicht, so offen und ehrlich, wie es nun einmal war, verriet die tiefe Sorge um ihre Tochter.
Doch Lisa, ohne sich groß zu regen, sagte nur „Danke Mama. Aber ich möchte nichts.“
“Gut Liebes...“ Helga zögerte noch die Tür wieder zu schließen, aber die Haltung ihrer Tochter verbot es sie in die Arme zu nehmen oder sich ihr auch nur zu nähern. „Mäuschen – vielleicht solltest Du den netten Herrn Kowalski anrufen, der freut sich bestimmt...“
“Mama! Wie oft soll ich es Dir denn noch sagen! Ich rufe Rokko Kowalski nicht an. Was soll ich ihm denn auch sagen? Hallo Rokko – hast Du nicht mal wieder Lust Lückenbüßer zu spielen?“
“Lisa. Lisa – ich hab es doch gleich gesagt, der Rokko, der wäre der Richtige für Dich gewesen...“
“Mama – bitte. Es ist gut. Ich werde ihn nicht anrufen. Und Du auch nicht. Bitte – lass mich alleine.“

Helga zog die Tür wieder zu und ging.

Doch Lisa war nicht überrascht, als kurze Zeit später wieder Schritte auf der Treppe zu hören waren. Nun war es ihr Vater, der hereinsah „Hey Schnattchen  - ist ja ganz dunkel hier im Zimmer! Ich mach erst mal Licht.“

„Nein Papa. Bitte kein Licht – ich mag es so.“

„Oh.“ Bernd Plenkse, grobschlächtig und unbeholfen und noch sehr viel gutmütiger als seine Frau stand in der Tür und drehte seine Daumen gegeneinander „Mann – ich könnt dem ollen Seidel ein paar Knochen brechen! Dich so unglücklich zu machen.“

Lisa seufzte „Bitte Papa, ich möchte nicht darüber reden. Bitte, lass mich allein.“

Wie zuvor seine Frau ließ auch er seine Tochter zögernd alleine. Er wünschte, sie wäre noch sein kleines Mädchen und er könnte sie auf den Schoß nehmen, ihr eine schöne Geschichte erzählen und alles wäre wieder gut. Aber die junge Frau, die da oben saß, konnte man so nicht mehr trösten. Leider nicht. Bernd schüttelte trüb seinen Kopf, begegnete am Fußende der Treppe seiner Frau, die ihm erwartungsvoll entgegen sah und zog sie in die Arme „Da muss unsere Kleene wohl alleine durch, fürchte ich.“ Helga umfasste das, was sie von ihrem Mann zufassen bekam – er war eine Menge Mann - und nickte an seiner Schulter.

 

Derweil saß Lisa immer noch an ihrem Platz, mit den Gedanken schon längst nicht mehr bei ihren Eltern. Wie hatte das eigentlich alles begonnen? Und wie hatte es so schief gehen können?

David. Ach David. Ich liebe Dich so sehr. Warum liebst Du mich nicht genauso?

Lisa konnte ihn vor sich sehen. David Seidel. Gutaussehend, vermögend, ein Frauenheld und ein Luftigkuss. So hatte sie ihn kennen gelernt. Damals – war es erst eineinhalb Jahre her? Sie hatte bei der Firma Kerima Moda anfangen wollen, aber nur eine Stelle im Catering bekommen.

Als sie auf einer Firmenfeier mit serviert hatte, hatte sie ihn gesehen. Und nur noch ihn. Den ganzen Abend hatte sie ihn im Auge behalten, den jungen Firmenchef. Als er sich dann den Kopf anschlug und in den Pool kippte, hatte sie ihn wieder herausgezogen. So hatte das begonnen. Lisa hatte als seine Sekretärin angefangen und Monate damit zugebracht ihn von Ferne anzuhimmeln. Sie las ihm jeden Wunsch von den Augen ab, er war ihr Held, ihr Idol – ihr Märchenprinz. Aber weit von ihr entfernt, glücklich verlobt und viel zu gutaussehend und viel zu gut situiert, als dass ein Mädchen wie sie auch nur die kleinste Chance gehabt hätte.

Aber sie wurde seine Freundin, seine Vertraute. Lisa Plenske, die immer da war. Immer half, immer lieb war, immer zur Stelle. Seine Affären gegenüber seiner Verlobten zu decken, seine Arbeit zu machen, eine Scheinfirma zu leiten. Eine Scheinfirma, die dann zu einer Tochtergesellschaft von Kerima wurde und äußerst erfolgreich wurde und deren Haupteignerin sie war.

Oft, so oft hatte sie die Brosamen aufgepickt, die ihr David hingeschmissen hatte. Eine Umarmung, ein gemeinsames Minigolfspiel, ein Reitausflug. Doch David sah sie immer nur als das an, was sie war: Ein unscheinbares Mädchen vom Lande, zu mollig, schlecht gekleidet, wirre Frisur und dicke Brille. Definitiv nicht David Seidels Geschmack. Und doch war da etwas zwischen ihnen, wuchs sachte und kontinuierlich...

Als Rokko Kowalski auftauchte und Lisa umwarb, wachte David endlich auf und erkannte, was Lisa ihm bedeutete. Was hatte Rokko gesagt, als sie ihm zu verstehen gab, dass es für sie beide keine gemeinsame Zukunft geben würde? Du weißt, dass er Dir das Herz brechen kann? Oh ja – er konnte – und er tat es.

Ein Weinkrampf überkam Lisa und ihr eigenes abgehacktes Schluchzen klang grauenhaft in ihren eigenen Ohren. David! David – ich brauche Dich so, lass mich nicht alleine!

Sie hatte wirklich gedacht, dass David und sie – das es gehen konnte. Sie war so glücklich gewesen, er war so glücklich gewesen. Und dann wurde David entführt. Wochenlang wusste keiner, ob er noch lebte, ob es ihm gut ging. Zehn Millionen Euro waren als Lösegeld übergeben worden und nie wieder aufgetaucht. 10 Millionen, die jetzt bei Kerima und B-Style schmerzlich fehlten. Denn auch Lisa hatte aus ihrer Firma zwei Millionen herausgepresst – für ihn, für David.

Jürgen – Jürgen Decker, Lisa´s bester Freund – versuchte seitdem  B-Style wieder zu einer soliden Grundlage zu verhelfen. Auch Kerima hatte an den fehlenden Millionen zu knacken, zumal Friedrich Seidel – David´s Vater – auch sein Privatvermögen angegriffen hatte.

Die Lösegeldsumme war klug gewählt gewesen. Sie konnte gerade aufgebracht werden, aber mehr auch nicht. Aber genutzt hatte das Geld nichts. David war nicht frei gekommen.

Lisa hatte ihn gefunden. Sie erschauderte, als sie daran dachte, wie David nach der Entführung ausgesehen hatte. Sein Leben hatte an einem seidenen Faden gehangen. Aber er hatte es geschafft.

Lisa war darüber in eine Art Freudentaumel geraten. Er lebte! Ihre Zukunft konnte beginnen! Sie wollte für ihn stark sein, ihn unterstützen, jetzt würde alles gut werden! Sie würden heiraten, ein Familie gründen, Kerima und B-Style gemeinsam leiten. Die Welt schien wunderschön.

Doch David... Wieso hast Du das nicht gesehen Lisa Plenske? Sie schlug mit der Stirn gegen die Scheibe. David hatte sich verändert. Er wollte frei sein, seine eigenen Wege gehen – fort von Kerima, fort von Berlin. Lisa war diesem David gegenüber so hilflos gewesen. Sie hatte gedacht, er würde nur eine Phase durchmachen und dann wieder ´normal` werden.

Ihre Gespräche waren nicht mehr so wie früher. David begann viel zu lesen, von der Bibel bis zu Freud und seltsamen Büchern, die sich mit der Wirklichkeit des Seins befassten und der Seele, die nie in Ketten gelegt werden kann. Ein fremder David hatte ihr gegenübergestanden. Der fröhlich-leichtsinnige liebenswerte Hans-Dampf-in-allen-Gassen war dahin.

Erneut liefen die Tränen in bereits ausgewaschenen Bahnen ihre Wangen hinab. Sie hätte versuchen sollen ihn zu verstehen. Was er mitgemacht hatte. Doch wirklich verstehen konnte sie es auch jetzt nicht. Wieso konnte er sich nicht einfach freuen, dass er wieder frei war, dass er gesund war, dass alles wieder so sein konnte wie früher? Warum musste er plötzlich alles, aber auch wirklich alles in Frage stellen?

Als Mariella dann nach Berlin kam, war Lisa Anfangs froh gewesen. Mariella von Bramberg war gekommen, einerseits um nach ihrem Ex-Verlobten zu sehen – denn sie hatte nach der Trennung von David ein gutes Verhältnis mit ihm bewahrt -  und andererseits um ihrem Bruder beizustehen, der unter dringendem Tatverdacht der Entführung verhaftet worden war.

Richard von Bramberg war David´s Halbbruder. David´s Aussagen hinsichtlich seiner Entführung hatten Richard schwer belastet. Er saß jetzt in Untersuchungshaft und Lisa rechnete eigentlich täglich damit, dass er verurteilt wurde. Eine Gänsehaut überzog Lisa´s Arme, wenn sie an Richard von Bramberg dachte. Illegitimer Sohn von David´s Vater und auch bei Kerima beschäftigt, das waren keine guten Voraussetzungen für Frieden zwischen den ungleichen Brüdern gewesen. Es hatte oft und öfter Streit zwischen ihnen gegeben und Lisa stand dann stets unverbrüchlich zu David. Sie war sich sicher, dass Richard auch mehrfach versucht hatte ihr zu schaden, doch beweisen konnte sie ihm nichts. Hatte er Damals anstelle ihrer Coktails zum Abnehmen dafür gesorgt, dass sie giftiges Zeug trank, das sie fast umgebracht hatte? Sie tendierte stark zu der Meinung, dass er dahinter steckte!

Dabei war er ein gutaussehender Kerl und Friedrich Seidel hatte seinen Sohn, von dem er Jahrzehnte nichts gewusst hatte, mit offenen Armen empfangen. Aber es gibt wohl Menschen, die können nicht glücklich und zufrieden sein. Richard ist ein Zerstörer hatte David gesagt, er muss unbedingt hinter Gittern bleiben, sonst ist keiner von uns mehr sicher.

Mariella hatte einen schweren Stand, als sie nach Berlin kam. Sie hing immer noch an David und sorgte sich um sein Wohlergehen, aber sie war auch die Schwester von Richard. Und sie war wohl auch die Einzige, die an seine Unschuld glaubte. Und es immer noch tat.

Mariella – wunderschön und furchtbar unglücklich, da sie sich gerade heftigst mit ihrem Lebensgefährten gestritten hatte. Die alten Gefühle zwischen ihr und David waren wieder aufgeflackert und brannten jetzt heller denn je. David sei jetzt erst der Mann, der er immer hätte sein sollen, hatte Mariella gemeint. Er sei sehr gereift durch seine furchtbaren Erfahrungen und so schrecklich das Gewesene auch sei – es hätte ihn zu einem besseren Menschen gemacht.

David und Mariella – das perfekte Paar.

Lisa lachte bitter auf. Beide hatten sich wortreich bei Lisa entschuldigt. Keiner von beiden hatte je damit gerechnet, dass da wieder etwas sein könnte. Mariella hatte geweint, als sie Lisa gestanden hatte, dass sie David lieben würde und David... seine wunderbaren Augen hatten sie angefleht ihn zu verstehen...

David. David. David. Es hatte immer nur ihn für sie gegeben. Und all das sollte Morgen vorbei sein. Sie hoffte immer noch auf ein Wunder. Ein Wunder, das nicht kommen würde. Morgen um drei würde Mariella von Bramberg Davids Frau. Vorher standesamtlich, dann in der Kirche.  

Und – jawohl Lisa Plenske – Du wirst Dir das ganz genau ansehen! Oh ja – sie musste mit eigenen Augen sehen, wie die beiden sich vermählen würden. Aus der Traum – wach auf Lisa – die Realität hat Dich wieder.

Unten läutete die Haustürklingel und sie konnte ihre Mutter hören und.... Nein – das bildete sie sich jetzt ein. David?

Geräusche auf der Treppe. Ihre Mutter öffnete die Tür, knipste den Lichtschalter an und säuselte „Lisalein – schau mal, wer da ist.“

Lisa blinzelte gegen das helle Licht und sah dann in die braunen Augen, die ihr soviel Kummer bereitet hatten. „David.“

„Hallo Lisa.“

 

 
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