Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 022
 

KAPITEL 22 -  Years goes by

 

Mariella und David hatten ihre Handys ausgeschaltet gehabt, da sie in der Oper gewesen waren. Jürgen meldete sich auch – Sabrina war tatsächlich wieder in Berlin – kreuzunglücklich und ohne Job. Lisa konnte sich den Mund fusselig reden – Jürgen nahm sie bei sich auf und – Lisa war sich sicher – hoffte auf mehr. Sabrina war derzeit wohl wirklich dankbar für Jürgens Hilfe, aber Lisa glaubte nicht an eine Wandlung oder Läuterung von Sabrinas Charakter! Doch Jürgen war erwachsen und musste selber wissen, was er tat.

Lisa feierte mit den Seidels zusammen Weihnachten. Und wider Erwarten war es ein sehr schönes Beisammensein – bis auf einen Zusammenstoß... Natürlich waren David, Mariella und David´s kleine Schwester Kim bei der Feier auch dabei. Letztere sah Lisa bass erstaunt an „Meine Güte Frau Plenske – hab sie ja kaum erkannt. Keine Brille, keine Zahnspange und Figur haben Sie ja plötzlich auch! Jetzt nur noch richtiges Make up und Kleidung statt der Sachen, die Sie tragen – dann wären sie wirklich zum Menschen geworden!“

„Kim!“ Laura war schockiert „Wie benimmst Du Dich denn? Entschuldige Dich sofort bei Lisa!“

Doch Lisa hob die Hand „Ist schon in Ordnung Laura. Ich nehm es als Kompliment. Ja – Brille und Zahnspange sind fort. Letztere seit ein paar Wochen – die Zähne sind jetzt soweit. Und wenn ich mal Rat in Sachen Styling brauche, so werde ich mich vertrauensvoll an Laura oder Mariella wenden!“

Lisa war über sich selbst erstaunt, wie gut sie kontern konnte.

Doch Kim war noch nicht fertig „So schlagfertig? Na – kein Wunder – gibt der liebe Richie Dir Unterricht, wie man das macht, dass man sich wie ein Biest aufführt?“

„Kim – es reicht!“ Donnerte Friedrich „Dies ist Weihnachten und  Frau Plenske ist unser Gast – also zügele Deine böse Zunge!“

Daraufhin schmollte Kim, war aber ruhig.

Später am Abend setzte sich Lisa zu Mariella, die gerade Matty auf den Schoß genommen hatte. Mariella sprach, ohne den Blick von dem Kind abzuwenden „Es liegt an mir, weißt Du? Ich war beim Arzt und lass mich auch schon mit Hormonen behandeln... aber die Aussichten sind nicht allzu gut.“

„Ach Mariella“, Lisa legte den Arm um die Freundin, blickte ebenfalls auf Matty und sagte dann leise „Aber Liebes – Du weißt hoffentlich, dass Du da ein Kind auf dem Knien hast, von einem Mann, der als zeugungsunfähig galt oder?“

Mariella warf ihr einen überraschten Blick zu und versuchte ein Grinsen „Scheint also in der Familie zu liegen, meinst Du?“

„Ja – und man soll die Hoffnung nie aufgeben!“ Sie blickte zu David, der in seinem dunklen Anzug heute umwerfender denn je aussah „wäre doch ein Jammer, wenn solche Gene nicht weitergegeben werden würden!“

„Lisa!“ Mariella sah nun doch richtig grinsend an „Das war ja fast frivol!“

 

Lisa fuhr auf Drängen aller Seidels erst nach Neujahr wieder heim. Und so lieb sie auch alle hatte, war sie doch froh, wieder ihre eigenen vier Wände um sich zu haben.

Die Wochen und Monate vergingen, das Haus war so gut wie eingerichtet, der Nutzgarten wuchs und gedieh und Kater Tiger lebte wie die Made im Speck und setzte noch ein bisschen mehr an. Was Lisa aber jeden Tag aufs Neue erfreute war Mattys Entwicklung. Er war für sie jeden Tag ein neues kleines Wunder – und die Entwicklung, die man beinahe täglich sehen konnte, war faszinierend. Sie hatte sich angewöhnt eine Art Tagebuch über ihn zu schreiben und ab und an druckte sie die Neuerungen aus und schickte sie an Richard.

Außerdem hielt sie mit einer Digi-Cam (Richard Weihnachtsgeschenk) so viel fest, wie sie konnte. Das erste Sitzen, Krabbeln, der erste Stand am Tisch, die ersten Schritte an Hand, wobei Lisa führte und Jürgen knipste. Da sie zum ersten Mal Mama war und keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Kindern hatte, nahm sie Mattias Entwicklung so hin, wie sie halt kam. Sätze, wie die ihrer Nachbarin Bea „Was, der kann ja schon sitzen!“ oder „hat der eben tatsächlich schon Mama gesagt?“ hatte sie bislang nicht ernst genommen.

Bis der Kinderarzt ihr bestätigte, das Matty seiner Entwicklung immer voraus war – körperlich, wie psychisch. „Ist das schlimm?“ hatte Lisa gefragt und ihren Sohn besorgt betrachtet. Für sie war er einfach nur perfekt, ob nun früh oder Spätentwickler.

„Nein, kein Grund zur Besorgnis – aber sie sollten das im Auge behalten. Wenn die Entwicklung bei ihm weiter so geht, kann es sein – ich betone kann es sein, es muss nicht – dass ihr Kind hochbegabt wird. Dann sollte es frühzeitig gefördert werden.“

Lisa war sich gar nicht so sicher, ob sie ein hochbegabtes Kind für vorteilhaft fand. Er war doch einfach nur ihr Matty, ziemlich gesund, kräftig und robust. Ein ganz normaler kleiner Junge.

„Nun gucken Sie nicht so“, hatte der Arzt gesagt „andere Mütter würden vor Stolz platzen!“

Aber Lisa – gründlich, wie sie nun einmal ist, ging in den nächsten Buchladen und kaufte sich Bücher über die frühkindliche Entwicklung. Spät in der Nacht legte sie die Bücher weg. Gut der Arzt hatte Recht. Mit 12 Monaten bereits sehr sicher zu laufen war früh, aber nichts so Außergewöhnliches. Und da stand auch überall, dass jedes Kind anders sei und die Förderung durch die Bezugspersonen großen Einfluss auf die Entwicklung habe... Und das Matty bereits mit zwei mehr plapperte als andere Kinder mit drei oder vier war doch auch erklärlich – sie redete eben viel mit ihm, förderte ihn und korrigierte ihn wohl mehr als andere Mütter Zeit dafür fanden.

Lisa beschloss zwar ihren Sohn dahingehend etwas genauer im Auge zu behalten, hatte aber nicht vor, ihn früher in die Vorschule zu geben oder ihn bereits jetzt andernorts fördern zu lassen. Der Kleine sollte seine Kindheit genießen – die gab es nur einmal!

Alles in allem waren es ruhige Jahre. Lisa hatte sich im Dorf eingelebt und liebte ihr neues Zuhause. Matty und sie hatten Anschluss an die Dorfgemeinschaft und Lisa hatte – Dank David  – sogar eine neue kleine Aufgabe. Lisa stellte sich kleineren Firmen als Ideencoach via Internet zur Verfügung. Die Firmen berichteten von ihren Problemen. Lisa bekam Unterlagen und führte Telefongespräche und schlug dann Lösungsmaßnahmen vor, die sie dann teilweise auch mit umsetzte – allerdings nie vor Ort, diese Bedingung setzte immer gleich zu Anfang der Verhandlungen. Diese Arbeit war noch nicht besonders umfangreich, brachte ihr aber doch das eine oder andere Sümmchen. Jürgen hatte Lisa´s Tun als Selbständiges Geschäft unter dem Namen ´LiMar` (Elisabeth Maria) angemeldet. Und in den letzten Monaten waren sogar vermehrt Kunden hinzugekommen. Sie hatte Richard, David oder Friedrich im Verdacht, da die Werbetrommel zu rühren, aber alle drei behaupteten von gar nichts zu wissen...

Einen Punkt gab es allerdings, da hatte sich gar nichts geändert – Lisa mied nach wie vor den Kontakt zum männlichen Geschlecht. Sobald Jemand in der Dorfbevölkerung auch nur das leiseste Interesse an ihr zeigte, sah sie zu, dass sie Land gewann. Einzige Ausnahme hiervon bildete Niklas Reinhard – der Mann ihrer Nachbarin Bea – dem sie ihre Weiden verpachtet hatte. Niklas war ein blonder blauäugiger Hüne (So ein richtiges Mannsbild eben – meinte seine Frau), dem die Gutmütigkeit dermaßen aus jedem Zug seines Gesichtes sprang, dass Lisa in seiner Gegenwart nicht so verkrampft war.

Als Niklas nachfragte, was denn mit der kleinen Weide sei und den Nebengebäuden, vertraute Lisa ihm an, dass sie gerne ein paar Hühner hätte und vielleicht zwei Ponys oder Ziegen...

„Willst Du vielleicht die beiden alten Shettys von Beas Vater wieder herhaben? Die sind zwar schon ein paar Jährchen alt, aber fit. Sind sogar geritten und gefahren – aber meine Kinder haben kein Interesse an denen...“

„Shettys?“ fragte Lisa vorsichtig nach.

„Shetland Ponys – kleine robuste Dinger, werden steinalt. Bei mir stehen die nur rum.“

Nachdem Niklas ihr versprochen hatte ihr alles zu zeigen, was sie im Zusammenhang mit der Ponyhaltung lernen musste, zogen Merrylegs und Pumpkin wieder in ihr altes zuhause.

„Ha´m schon komische Namen, die Pferdchen – aber die hatten die schon, als meine Vater die kaufte.“

Lisa wurde in bisschen rot „äh also – als Black Beauty Leserin kann ich Dir sagen, das Merrylegs der kleine Freund von Black Beauty war und auch Pumpkin kommt mir irgendwie bekannt vor.“

Tags drauf kamen Niklas und Bea Morgens vorbei und schleppten Lisa und Matty mit zum Viehmarkt. Lisa kehrte wieder als stolze Besitzerin von einem Hahn und sieben Hennen, sowie (Niklas schüttelte nur verdattert den Kopf) zwei Hängebauchschweinedamen.

Der Hof begann zu leben und Lisa liebte ihre kleine Menagerie. Und wenn sie Morgens aus der Haustür trat und die Ponys weiden sah oder den Hahn hörte (so ein protziges Ding, dass Du da ausgesucht hast, hatte Niklas gemeckert) – dann fühlte sie sich wunderbar heimisch und entspannt.

Mit Niklas traf sie die Übereinkunft, dass er vorläufig die große Scheune mit nutzen könnte, wenn er dafür Morgens die Tiere versorgte – oder auch dann wenn sie in Berlin war.

 

Diese Idylle wurde nur selten durchbrochen. Sophies Beinahe-Tod war ein Stör-Faktor gewesen, der sie noch lange beschäftigte und ein weiterer kam einige Wochen nach Mattias zweitem Geburtstag hinzu.

Es war früher Abend, als das Telefon läutete.

„Sabrina Hofmann hier.“

„Oh – Sabrina.“ Lisa war nicht gerade begeistert, Jürgens Flamme in der Leitung zu haben.

„Hör mal zu Lisa Plenske – ich weiß, dass wir nicht  gerade grün miteinander sind – aber ich muss Sie unbedingt sprechen. Es ist wichtig – bitte globen Se mir!“

„Schon gut Sabrina – können wir nicht am Telefon....“

„Nein! Nur alleine.“

„Schon gut – ich will ohnehin Samstag nach Berlin – wir können uns dann treffen.“

„Danke. Frau Plenske – es ist wichtig. Wirklich. Ich hab so Angst!“

„Aber wovor denn?“

„Das kann ich so nich sagen. Es geht um Kerima. Mehr sag ich nich.“

Und mehr war auch nicht aus ihr raus zu bekommen.

Tags drauf saß Lisa gerade auf einer Decke in ihrem Obstgarten und beobachtete Matty, der versuchte Schmetterlinge zu fangen, als sie eine vertraute Gestalt durch den Garten auf sich zukommen sah.

„Jürgen!“ Lisa sprang auf und ging ihm entgegen. Seit er wieder mit Sabrina zusammen war, war ihr Kontakt zwar nicht abgebrochen, aber mehr auf Telefon und E-Mail konzentriert. Nun aber kam er rasch auf sie zu, riss sie in die Arme und heulte los, wie ein Schlosshund.

Lisa erstarrte. Verdammt Lisa – das ist Jürgen – Dein bester Freund! Sie überwand sich und schloss die Arme um ihn und streichelte seinen Rücken. „Hey Jürgen – was denn los?“

„Sabrina!“ würgte er hervor.

Lisa seufzte – war ja klar – wahrscheinlich hatte das Blondchen einen neuen Scheich gefunden und nun hatte der treue Jürgen seine Pflicht und Schuldigkeit getan...

„Sie ist tot!“

„Was?“ In Lisa´s Kopf ratterte es los ´Ich hab so Angst` hatte sie gesagt und einen Tag später war sie tot? „Wie ist denn das passiert?“

Unter Schluchzern brachte er hervor „Sie sagen, sie hätte sich vor den Zug geworfen – aber das glaube ich nicht. Sie war doch nicht unglücklich. Sie war doch ganz zufrieden mit mir!“

Lisa begann zu zittern. Sabrina und Selbstmord – das passte doch gar nicht! So ein ichbezogenes naives Ding bringt sich doch nicht selber um! Und was hatte Sabrina ihr sagen wollen? Was war los bei Kerima?

„Jürgen – das tut  mir so leid. Das glaub ich auch nicht, dass sie das absichtlich gemacht hat!“

„Die Polizei sagt, es gibt Jugendliche, die machen einen Sport daraus, Leute zu schubsen – wenn sie es nicht selbst getan hat, war es vielleicht ein solcher. Oder sie ist gestolpert – die Polizei meint, wegen der hohen Absätze...“

„Aber die trägt... trug sie doch immer!“ Lisa rang mit sich, dann jedoch sagte sie „oder sie wurde umgebracht – mit voller Absicht.“

„Warum sollte Jemand Sabrina umbringen?“

„Sie wusste etwas über etwas bei Kerima – sie wollte sich Samstag mit mir treffen und darüber reden und sie hat gesagt, sie hätte Angst.“

Jürgen blieb ein paar Tage bei ihr und Lisa tat ihr Bestes, um ihn zu trösten. Die Nachforschungen der Polizei, ebenso wie die von Jürgen verliefen im Sande. Sabrinas Tod blieb ein Rätsel. Lisa schaffte es ein paar Tage später Richard an das Telefon zu bekommen.

„Hallo Richard  - Lisa hier.“

„Was ist passiert?“ fragte er sofort.

„Sabrina ist tot. Angeblich hat sie sich vor einen Zug geworfen.“

„Sabrina ist tot?“ Einen Augenblick war Stille „Und dann Selbstmord? Ne Lisa, das geht gar nicht. Eine Sabrina, wenn sie sich denn schon umgebracht hätte, dann nur so, dass ihr perfekter Body heil geblieben wäre. Und freiwillig aus dem Leben gehen passt so gar nicht zu ihr!“

„Das finde ich auch. Zudem hat sie mich Tags zuvor angerufen. Sie wollte sich unbedingt mit mir treffen und mir etwas im Zusammenhang mit Kerima sagen. Und sie hatte Angst. War sie zufällig in letzter Zeit bei Dir?“

„Weil sie Angst hatte, meinst Du?“

„Nein, Du Trottel – weil sie Hilfe suchte!“

„Nein – sie war nicht hier – aber ich glaube, sie wollte. Vor zwei Tagen war ein Eintrag für mich in der Besucherliste, aber es war Niemand gekommen...“

„Du meinst, das könnte Sabrina gewesen sein?“

„Wer weiß, ich versuch mal ob einer von Gefängnispersonal mit sich reden lässt...“

„Erst Sophie und jetzt Sabrina...“

Seine Stimme klang plötzlich rau „Lisa – bitte pass auf Dich auf. Irgendetwas geht da nicht mit rechten Dingen zu. Und lass David mal bei Kerima ein bisschen nachforschen, vielleicht bekommt der was raus...“

Doch auch David´s und Friedrich´s Nachforschungen erbrachten nichts. Sabrina´s Tod blieb eine weitere offene Frage in Lisa´s Leben. Eine, die ihr ziemlich zu schaffen machte. Sie hatte das Gefühl, dass ein Schatten über ihre heile Welt gefallen war. Da war Jemand, der Böses tat – und sie hoffte inständig, dass sie sich das nur einbildete.

Erfreuliches gab es an Mattys viertem Geburtstag. David und Mariella waren gekommen und Mariella strahlte sie schon an, als sie aus dem Auto stieg. Sobald es ging, zog sie Lisa beiseite „Lisa – stell  Dir vor – es hat endlich geklappt! Ich bin schwanger!“

„Oh Mariella! Das ist wunderbar!“ Lisa freute sich aufrichtig für die Freundin.

Später am Abend kam das Thema noch auf Richard. Mariella half Lisa gerade in der Küche und meinte beiläufig „Hast Du was von Richard gehört?“

„Nein – wieso?“

„Nun – er ist vor zwei Wochen entlassen worden…“

Lisa fuhr herum, das Messer vom Fleisch schneiden noch in der Hand „Er hat mir nichts davon geschrieben…“

„Er ist seitdem wie vom Erdboden verschluckt!“

 

 

 
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