Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  SF Symphonie
 
Noch einmal las Richard die sms und drückte dann auf senden. Es ging auf Mitternacht zu und war schon recht kühl. Er knotete den Gürtel seines Ledermantels zu und ging entschlossen weiter in den kleinen Park hinein, weiter weg von dem Haus, in dem Lisa wohnte. Er biss die Zähne zusammen, doch der Schmerz in seiner Brust ließ sich kaum ignorieren. Und doch...es ging nicht anders.

"Lisa, es tut mir leid, aber das mit uns beiden funktioniert nicht...."


Die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben stapfte Richard durch den Park. Er hoffte, seine Gedanken würden sich während des Spazierganges etwas klären, doch jetzt sah es leider noch überhaupt nicht danach aus.

Er mußte daran denken, was noch vor wenigen Stunden in Lisas Wohnung passiert war. Ein Stich fuhr durch Richards Herz. Er wußte noch genau, wie es sich anfühlte, eng an Lisa geschmiegt neben ihr zu liegen, ihre zarte Haut zu spüren, sie zu riechen, sie zu küssen, sie zu lieben. Und genau dieser Schmerz war es, dem er entgehen wollte.

Richard von Brahmberg hatte noch nie einen Menschen an sich herangelassen. Er hatte stets die Oberhand behalten, Distanz gewahrt, Menschen manipuliert und gelenkt. Aber Lisa....Lisa beherrschte ihn. Nachts träumte er von ihr, tagsüber sehnte er sich nach ihr, wenn sie ihn küsste, schwanden ihm die Sinne und wenn er sie liebte, vergass er alles. Richard zog die Schultern hoch. Es war ihm unheimlich, welche 'Macht' Lisa über ihn hatte.

Das war ihm von anfang an nicht recht gewesen und doch hatte er der Versuchung nicht wiederstehen können, immer noch einen Schritt weiter zu gehen, sich doch auf sie einzulassen.

Wo willst du hin, ich kann dich kaum noch sehn
Unsere Eitelkeit stellt sich jetzt in den Weg
Wollten wir nicht alles wagen, ham wir uns vielleicht verraten
Ich hab geglaubt wir könnten echt alles ertragen.

Es fing leise an zu nieseln und Richard klappte den Kragen seines Mantels hoch. Je weiter er in den Park hinein ging, um so spärlicher wurde die Beleuchtung. Kaum jemand begegnete ihm, nur ab und zu kam ihm jemand mit einem Hund entgegen. Die Leute sahen ihn nur kurz verschreckt an und machten dann, dass sie schnell an ihm vorbeikamen. Richard konnte sich denken, dass er gerade ziemlich grimmig dreinschaute.

Symphonie
Und jetzt wird es still um uns
Denn wir stehn hier im Regen
haben uns nichts mehr zu geben
Und es ist besser wenn du gehst

Denn es ist Zeit
Sich einzugestehn, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden
Denn wenn es regnet
Ist es besser aufzugeben

Er könnte jetzt in Lisas kleinen, aber gemütlichen Wohnung neben ihr im Bett liegen....die Sehnsucht schnürte Richard den Hals zu und für einen Moment war er tatsächlich versucht, umzudrehen und zu ihr zurückzugehen. Aber sicherlich hatte sie die sms schon gelesen und außerdem: Das war doch genau das, was er nicht wollte. Er wollte nicht von seinen Gefühlen beherrscht werden. Er wollte die absolute Selbstkontrolle, wollte alles im Griff haben. Er konnte und wollte sein Befinden und seine Laune nicht davon abhängig machen, wie es mit Lisa gerade lief. Obwohl es die meiste Zeit wunderschön gewesen war...


Das Piepen, das das Eingehen einer sms meldete, hatte Lisa geweckt. Ihre kleine Nachttischlampe brannte und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich erinnerte, was vor kurzem hier in diesem Bett passiert war. Sie hatte sich umgedreht, in der Erwartung, Richard neben sich liegen zu sehen, doch das Bett war leer. Enttäuscht hielt Lisa in der Bewegung inne. "Richard...?" rief sie fragend. Vielleicht war er im Bad. Lisa lauschte, erhielt jedoch keine Antwort.

Sie stand auf, klaubte ihre Bluse vom Boden auf, zog diese über und klopfte an die Badtür. "Richard?" Keine Antwort. Lisa öffnete die Tür einen Spalt, doch der Raum war dunkel. Auch im Rest der Wohnung keine Spur von Richard. Seine Kleider, die vorhin noch in ihrem Schlafzimmer verstreut den Boden dekoriert hatten, waren weg.

Ein ungutes Gefühl beschlich Lisa, als sie zum Bett zurückging und ihr Handy von ihrem Nachttisch nahm, um die sms aufzurufen.

"Lisa, es tut mir leid, aber das mit uns beiden funktioniert nicht...."

Lisas Hand begann zu zittern und ohne hinzusehen ließ sie sich auf das Bett sinken. Sie verstand gar nichts mehr....Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich daran erinnerte, wie Richard sie eben noch zärtlich geliebt hatte, wie sein schwerer Atem ihr Ohr gestreift hatte. "Lisa...." hatte er immer wieder geflüstert und damit Schauer über ihren gesamten Körper gejagt.

'Vielleicht bin ich ja auch nur unendlich naiv....' dachte Lisa verstört. Sie hatte geglaubt, dass sie nach dieser Nacht endgültig ein Paar werden würden. Und jetzt....war alles schon vorbei, bevor es richtig angefangen hatte....? Lisa schüttelte den Kopf. Sie verstand das alles nicht.

Und es verdichtet sich die Stille über uns
Ich versteh nich ein Wort mehr aus deinem Mund
Haben wir zu viel versucht
Warum konnten wir's nich ahnen
Es wird nicht leicht sein das alles einzusehn

Es war erst vor wenigen Wochen gewesen, als Lisa mit Yvonne und Hannah in der Tiki Bar gewesen war. Zu ihrer Überraschung hatte Richard an einem der Tische gesessen, allein und in einer eher dunklen Ecke der Bar. Die Frauen hatten ihn nicht weiter beachtet und ihren Spaß gehabt.

Irgendwann hatte Lisa jedoch Hannah und Yvonne aus den Augen verloren. Dann hatte sich auch noch dieser schmierige Typ an sie herangemacht, sie regelrecht bedrängt. Lisa hatte richtiggehend Angst bekommen, als plötzlich jemand den Typ am Kragen packte und ihn von Lisa weggezogen hatte. "Laß die Finger von meiner Freundin, klar!" Vollkommen überrascht hatten sowohl Lisa als auch der Typ Richard angesehen, aber zumindest hatte sich der Typ daraufhin eingeschüchtert getrollt. "Alles in Ordnung bei ihnen?" hatte Richard besorgt gefragt. Lisa konnte nur nicken und so hatte Richard sie an seinen Tisch geführt, um sie mit einem Drink wieder zu Sinnen zu bringen.

Da Hannah und Yvonne überhaupt nicht mehr auftauchten - vermutlich waren sie mit irgendeinem Typen abgezogen - war Lisa den Rest des Abends irgendwie bei Richard geblieben und am Ende hatte er sie sogar nach Hause gebracht. Lisa war über die Maßen überrascht gewesen, welch amüsante und angenehme Gesellschaft Richard gewesen war - ganz im Gegensatz zu seinem Auftreten bei Kerima, wo Lisa ihn insgeheim "Häuptling Schwarze Wolke" nannte.

Sie hatten sich den ganzen Abend gut unterhalten, viel gelacht aber auch tiefsinnigere Gespräch geführt. Lisa hatte sich wirklich wohlgefühlt und nicht einmal den Drang verspürt, gehen zu wollen.

Nach diesem Abend war alles anders geworden zwischen ihnen. Sie hatten sich auch bei Kerima immer öfter mehr oder weniger zufällig am Catering getroffen, dann ihre Mittagspausen miteinander verbracht oder sogar nach Feierabend noch zusammen etwas trinken gegangen. Es hatte immer mehr zwischen ihnen geknistert, bis es heute Abend dazu gekommen war, dass Lisa Richard mit zu sich nach Hause genommen hatte.

Mit Richard zu schlafen fühlte sich so richtig an...Lisa konnte noch das Kribbeln und das Begehren spüren, dass er in ihr ausgelöst hatte. In diesem Moment war sie sich sicher gewesen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Glücklich war sie eingeschlafen, in dem Glauben, dass sie nun ein Paar sein würden - und dann diese sms....

Lisa war am Boden zerstört...

Irgendwo sind wir gescheitert
Und so wie’s ist so geht’s nich weiter
Das Ende ist schon lang geschrieben
Und das war unsere

Mit Tränen in den Augen tippte Lisa ein Antwort, schickte sie ab und ließ sich zur Seite in ihr Bett fallen. Die Tränen begannen ihre Wangen hinabzulaufen, während Lisa die Beine dicht an ihren Körper zog und auf eine weitere sms wartete.

Richard...wieso...? Ich versteh das nicht...ich hab mich in dich verliebt!

Richard war stehengeblieben, um die sms zu lesen. Der Regen war inzwischen stärker geworden, doch das bemerkte er gar nicht. ich hab mich in dich verliebt....ich hab mich in dich verliebt...wie eine Platte, die hängengeblieben war, echote dieser Satz immer wieder in seinem Kopf. 'Es geht nicht...es geht einfach nicht....ich muß wieder die Kontrolle über mich gewinnen.' wiederholte seine innere Stimme wie ein Mantra.

Eine Weile starrte er unentschlossen auf das Display seines Handys. Dann entschloss er sich zu einer Lüge:

Tut mir leid, aber ich mich nicht in dich.

Richard schaltete das Handy aus und ging mit festen Schritten weiter. Zu Hause würde er erstmal eine ganze Flasche Whiskey leeren, dann ins Bett fallen und versuchen, das alles zu vergessen....

Denn es ist Zeit
Sich ein zu gestehen, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden
Denn wenn’s nur regnet
Ist es besser aufzugeben

Aufschluchzend ließ Lisa ihr Handy fallen. Es krachte auf den Boden, doch das war Lisa egal. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz zerrissen. Tut mir leid, aber ich mich nicht in dich. Lisa weinte hemmunglos, bis sie Kopfschmerzen bekam. Irgendwann erbarmte sich der Schlaf über Lisa und trug sie weg...

Richard knallte die Tür seines Appartments zu und steuerte sofort die Bar an, wo er sich ein großes Glas Whiskey eingoß und exte. Lisa....Lisa....Lisa....Er bekam sie einfach nicht aus seinem Kopf. Wütend ballte Richard die Hand zur Faust und schlug sie mehrmals gegen seine Schläfe, als könne er Lisa so aus seinen Gedanken rausprügeln. Dann goß er sich ein weiteres Glas ein und nahm es samt der Whiskeyflasche zur Couch. Er hoffte, dass er, wenn die Flasche leer war, den stechenden Schmerz in seiner Brust besiegt haben würde....

ENDE


Soncredit: Silbermond Symphonie
 
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