Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Everytime KFF
 
Richard hielt sich versteckt und wartete ab. Durch das kleine Fenster sah er Helga und Bernd Plenske am Bett ihrer Tochter stehen. Beide weinten, Bernd hatte einen Arm um die Schultern seiner Frau gelegt, die die Hand ihrer Tochter hielt. Lisa bekam davon nichts mit – sie lag im Koma.

Richard biß die Zähne so fest zusammen, dass sich seine Kieferknochen deutlich abzeichneten. Kern, dieser hirnlose Idiot….

Eine Schwester betrat den Raum der Intensivstation, in dem Lisa lag und bat Lisas Eltern mitzukommen. Das war der Moment, auf den Richard gewartet hatte. Als die Plenskes und die Schwester außer Sicht waren, schlüpfte er in den Raum. Im Türrahmen zögerte er. Der Anblick, wie Lisa blass und regungslos in diesem Bett lag, künstlich beatmet, schmerzte ihn.

Doch dann riß er sich zusammen und ging langsam zu ihrem Bett, zu der Stelle, an der ihre Eltern eben noch gestanden hatten. Er sah in ihr Gesicht. Man hatte ihr die Brille abgenommen und ihre Haare umrahmten ihr Gesicht, das so friedlich und schön aussah – als würde sie bloß schlafen.

Richard schluckte und strich hauchzart über ihre Hand. Sie war kalt. Ohne darüber nachzudenken nahm er sie in seine beiden Hände, um sie zu wärmen, sie zu streicheln.

Notice me
And take my hand
So why are we
Strangers when
Our love is strong
Why carry on without me?

„Lisa….hörst du mich?“ Richard war erstaunt über sich selbst, wie dünn und tonlos seine Stimme klang. „Ich wollte das nicht….das musst du mir glauben. Ich wusste nicht, was er vor hatte.“


Richard war es heute gelungen, mittels einiger undurchsichtiger außerbörslicher Geschäfte Kerima zu übernehmen. Olaf Kern war offiziell der Assistent von Sophie, inoffiziell Richards Hilfe, der für ihn Lisa im Schach halten sollte. Richard hatte befürchtet, dass Lisa Lunte roch und ihm im letzten Moment einen Strich durch die Rechnung machte. Olaf Kern hatte ihn stets mit einem Lächeln auf den Lippen beruhigt – er hätte einen todsicheren Langzeitplan, der „die Plenske“ im rechten Moment aufhalten würde.

Ungläubig schüttelte Richard bei dem Gedanken an Olaf Kern langsam den Kopf. Sein Blick ruhte auf Lisa, die keinerlei Reaktion zeigte. Er hatte nie nachgefragt, was genau Kern plante, hatte sich einfach darauf verlassen, dass dieser wusste, was er tat.

„Wie konnte ich denn ahnen, dass er so eine Sch*** macht…“ flüsterte Richard selbstvorwürflich und sah Lisa um Verzeihung bittend an – eine Absolution, die sie ihm nicht erteilen konnte.


Genau in dem Moment, als Richard mit einem Blick auf die aktuellen Börsenkurse festgestellt hatte, dass er die erforderliche Mehrheit an Kerima-Aktien soeben erworben hatte, brach vor Davids Büro der Tumult los. Zuerst hatte er noch gedacht, es seien David und Max, die wegen der Übernahme tobten, doch dann sah er Hannah, Agnes und Sabrina an seinem Büro vorbeilaufen und irgendwer schrie etwas von Notarzt.

Verwirrt und besorgt hatte auch Richard sein Büro verlassen und hatte die anderen gesehen, wie sie um Lisa herum knieten, die ohnmächtig auf dem Boden neben ihrem Schreibtisch lag.

Im selben Moment war Kern mit einem selbstzufriedenen Grinsen neben ihn getreten. „Alles klappt perfekt.“ hatte dieser ihm zugeflüstert.

Richard, Böses ahnend, hatte ihn grob am Arm gepackt und in sein Büro geschubst. „Was haben sie getan!“ hatte er ihn angezischt, kaum, dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Richards Augen hatten förmlich Blitze versprüht, weshalb Kern ihn einigermaßen erstaunt angesehen hatte.

„Aber…ich sollte die Kleine doch ruhig stellen…“ „WAS HABEN SIE GETAN!“ Richards Gesicht war nunmehr wutverzerrt. Olaf Kern wich sicherheitshalber zwei, drei Schritte zurück. Richard sah aus, als würde er ihm am liebsten an die Gurgel gehen. „Ich hab ihr die letzten Wochen jeden Tag eine Briese hier von in den Kaffee gemischt.“

Richard hatte ihm das kleine Döschen aus der Hand gerissen, um einen Blick auf das Etikett zu werfen. „Sind sie wahnsinnig….!“ Seine Stimme war leise gewesen, aber an Bedrohlichkeit nicht zu übertreffen.


Richards Hand zitterte, als er sie ausstreckte, um mit den Fingerspitzen sanft über Lisas Wange zu streichen. Auch diese war erschreckend kalt.

„Ich dachte, es sei Kerima, um das ich David so beneidete, das ich ihm unbedingt abnehmen wollte.“ sagte er leise zu ihr. „Ich war so ein Idiot…“

„Was machst du hier…!?“ hörte er plötzlich die entsetzte Stimme seines Bruders hinter sich. Wie ertappt fuhr Richard herum. Noch bevor er etwas antworten konnte, war David mit schnellen Schritten bei ihm „Weg von Lisa, sofort! Hast du ihr was angetan? Schwester? Schwester!”

Besorgt beugte David sich über Lisa, ergriff ihre Hand und als sie sich nicht rührte, sah er zu Richard hinüber. „Hast du ihr noch was gegeben? Ich schwör dir, wenn du ihr was angetan hast…!“ Zitternd vor Wut sah David ihn an.

Richard, der normalerweise nie um eine Entgegnung verlegen war, stand lediglich mit offenem Mund vor Lisas Bett und sah David an. Eine Schwester eilte an ihm vorbei an Lisas Bett. „Ich hab nicht….gar nichts…“ brachte Richard schließlich über die Lippen.

„Raus!“ David schloß kurz die Augen, um nicht gänzlich auszurasten. „Verschwinde von hier, raus!“ schrie er ihn dann trotzdem an. Richard stand noch 1, 2 Sekunden unbeweglich da, sah David an, konnte nichts sagen. Dann sah er noch einmal zu Lisa hinüber, schluckte und trottete mit hängenden Schultern hinaus.

Durch das Fenster sah er David, der an Lisas Bett saß, ihre Hand hielt und leise mit ihr redete.

And everytime I try to fly
I fall without my wings
I feel so small
I guess I need you baby

~ *~* *~* ~* * ~ * ~* * ~

Zwei Wochen darauf.

Nach Luft schnappend erwachte Richard. Sein Herz raste, er war nass geschwitzt. Schon wieder dieser Alptraum….

Der Raum um ihn herum war dunkel, es war mitten in der Nacht. Richard atmete tief durch und entspannte sich langsam wieder.

Lisa….jede Nacht träumte er von ihr. Jede einzelne Nacht.

And everytime I see you in my dreams
I see your face, it's haunting me
I guess I need you baby

Richard drehte sich auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Olaf Kern saß längst in Untersuchungshaft. Die Polizei hatte auch Richard lange befragt, doch schließlich hatten sie ihm geglaubt, dass er mit Kerns Plänen in dieser Form nichts zu tun, ihn nicht dazu beauftragt hatte.

So hatte er wenigstens zu Lisas Beerdigung gehen können, auch, wenn er sich abseits und versteckt hatte halten müssen. Er wäre trotz allem dort ein unerwünschter Gast gewesen. Aus der Ferne hatte er beobachtet, wie Bernd und Jürgen Helga auf dem Weg zum Grab gestützt hatten, die immer wieder in Tränen ausgebrochen war.

Davids versteinertes Gesicht, Mariella an seinem Arm, die sich immer wieder die Tränen von den Wangen wischte.

Der mit Blumen geschmückte Sarg, der langsam in die Erde hinabgelassen wurde. Die Rede des Pfarrers, die er nur bruchstückweise hatte hören können. „Unsere Toten haben uns nicht verlassen. Sie schauen mit ihren Augen voller Liebe in unsere Augen voller Tränen.“


I make believe
That you are here
It's the only way
I see clear
What have I done
You seem to move on easy

Kerima, die Firma, die er unbedingt hatte haben wollen, war ihm nun wie ein Mühlstein am Hals. Nur zu gerne überließ er Sophie momentan die Führung. Wie hatte er nur so blind sein können…er hatte tatsächlich geglaubt, wenn ihm erst die Firma gehöre, wäre er am Ziel seiner Träume. War es nicht das, um was er David immer beneidet hatte? Macht zu haben, schalten und walten zu können, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen?

Wenn Richard jetzt zurückdachte, war ihm so klar, das es nicht Kerima war, was er wollte. Er hatte David um Lisa beneidet. Um Lisa, die so treu hinter ihm stand, sich für ihn in Stücke reißen ließ und ihn dabei ansah, als sei er ihre Welt, ihr Ein und Alles.

Er hatte immer geglaubt, eine Frau wie Lisa würde ihn nerven, eine wie Sabrina sei die Richtige für ihn - eine Frau, die wusste, wie sie wirkte, die wusste, was sie tun musste, um einen Mann zu verführen.

Jetzt konnte er seine eigenen Gedankengänge nicht mehr nachvollziehen. Durch seine Schuld war Lisa tot. Hätte er nicht seine Pläne zur Übernahme Kerimas verfolgt, hätte seine Mutter Olaf Kern nicht angeschleppt und all das wäre nicht passiert.

Zu spät….zu spät, um noch etwa zu bereuen.

I may have made it rain
Please forgive me
My weakness caused you pain
And this is my sorry

At night I pray
That soon your face
Will fade away 

ENDE

Song: Everytime / B. Spears
 
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