Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 39
 

Kapitel 39

„Lisa!“ Richards ein wenig genervte Stimme drang nur langsam in ihr Bewusstsein und ließ sie heiß erröten. Um Entschuldigung heischend sah sie auf und räusperte sich, als sie wahrnahm, wie intensiv Richard sie ansah. „Tschuldigung, ich hab nachgedacht.“ „Ja, das hab ich gemerkt, trotzdem wäre es schön, wenn Du Dich mal auf den Vertrag konzentrieren könntest.“ „Ja, ist ja gut“, fuhr sie ihn an und schüttelte den Kopf, als Richard erstaunt die Augenbraue hob. „Lisa, ich weiß, dass Du David vermisst, aber wir müssen Kerima trotzdem am Laufen halten. Auch wenn Dein Herzblatt mal nicht da ist und Du ihn nur alle 2-3 Stunden am Telefon hast oder ein E-Mail von ihm bekommst“, neckte er sie gutmütig und stich ihr sanft über die Wange.

Ihr genervtes ‚Ja, ich schon gut’ ließ ihn auflachen. „O.k., das wird nichts. Also wir machen jetzt Pause, Du erzählst mir, was los ist und dann machen wir den Vertrag fertig.“ Ohne auf Lisas Protest zu hören zog er sie vom Sessel und schob sie in Richtung Catering.
„Zwei Espresso, Agnes.
Und bitte schnell. Lisa ist heute ein wenig abwesend und ich muss sie munter bekommen. Erstaunt drehte er sich um, als Lisa unwillig schnaubte. „Kein Espresso. Heiße Schokolade für mich.“ „Ähm ja, also dann Heiße Schokolade für die Dame“, wunderte er sich und musterte Lisa eindringlich. Sie war blass und wirkte völlig abwesend. „Schatz, was ist denn los mit Dir?“ erkundigte er sich so leise, dass nur sie es hörte. Er sah, dass sie mit sich kämpfte und dann den Kopf schüttelte. „Nichts, ich bin nur müde, mir ist irgendwie komisch vom Magen her und ich vermisse David.“

„Was Du nicht sagst.“ Richard drehte sich bei den letzten Worten zu Agnes um und verdrehte die Augen. Diese lachte die beiden gutmütig an. „Wo die Liebe hinfällt“, zwinkerte sie Richard zu und stellte den Espresso und die Heiße Schokolade auf den Tresen. „Ich hab David versprochen auf Dich aufzupassen und wenn er mitbekommt, wie unglücklich Du eine Woche nach seiner Abreise aussiehst, dann wird er mir den Krieg erklären.“ Richard wollte Lisa aufmuntern, aber irgendwie wollte es ihm heute einfach nicht gelingen. Gedankenverloren nippte sie an ihrem extrem heißen Getränk und schien gar nicht zu merken, dass sie sich die Zunge verbrannte. Langsam machte sich Richard nun doch Sorgen. Sie sah wirklich nicht gut aus und er beschloss, sie nach der Fertigstellung des Vertragsentwurfs nach Hause zu schicken.

Tina hatte sich einen Tag frei genommen und so war Richard auf Lisa angewiesen. „Kommst Du?“ Fragend sah er Lisa an, die müde nickte. „Wenn wir damit fertig schicke ich Dich nach Hause. So bist Du mir auch keine große Hilfe und ich muss doch schauen, dass zumindest eine meiner Lieblingsassistentinnen gesund und munter ist.“ Seit Tina ihm Mitte der letzten Woche von ihrer Schwangerschaft unterrichtet hatte war er ein wenig verunsichert. Die Aussicht, eventuell wieder Sabrina als Ersatz zu beschäftigen hatte ihn in Verzweiflung gestürzt, wie Tina Lisa lachend berichtet hatte. Dass Tina nun auch noch ihren Freund heiraten wollte und tatsächlich laut darüber nachdachte, eine längere Babypause einzulegen hatte Richard geschockt, aber er hatte es geschafft ihr herzlich zu gratulieren und wenn er ehrlich war, freute er sich tatsächlich mit seiner Assistentin, dass sie ihr Glück gefunden hatte. Und daran zweifelte er keinen Moment, wenn er in ihr strahlendes Gesicht sah.

Bei ihm selbst sah es im Moment nicht so rosig aus. Sarah war nach ihrer Aussprache wieder nach London zurückgekehrt und außer einem kurzem Anruf hatte er nichts mehr von ihr gehört. Lange waren sie an diesem denkwürdigen Abend noch zusammengesessen und Richard hatte viel über seinen Sohn erfahren. Laut Sarahs Erzählungen war ihm der Junge sehr ähnlich. Die gleichen Interessen, die selbe sture und oft herrische Art. Auch seine Augenfarbe hatte Philipp geerbt und Sarah hatte zugegeben, dass ein bettelnder Blick aus den großen grün-grauen Augen ihres Sohnes sie jedes Mal dazu brachte Dingen zuzustimmen, die sie eigentlich ablehnte. Erst spät in der Nacht war Sarah in ihr Hotel zurückgekehrt und hatte Richard versprochen, sich zu überlegen wie sie jetzt weiter vorgehen wollte. Einerseits war es ihr wichtig, dass Richard seinen Sohn kennen lernen konnte, andererseits war sie unsicher, wie sie Philipp beibringen sollte, dass Charles Stevensen nicht sein leiblicher Vater war. Philipp war noch sehr jung und auch sehr sensibel und Sarah befürchtete, dass diese Tatsache den Jungen überfordern könnte.

Richard konnte diese Zweifel verstehen und hatte Sarah mehrmals versichert, dass er sie nicht drängen würde. Er hatte so lange auf seinen Sohn verzichten müssen, also kam es nicht auf einige Wochen an, hatte er ihr gesagt und sie in die Arme genommen. Sarah hatte sich nicht gewehrt und so waren sie einige Zeit engumschlungen und schweigend auf der Couch gesessen, bevor sich Sarah von ihm gelöst und sich ein Taxi gerufen hatte. Seit ihrem Anruf wartete er nun mehr oder minder geduldig auf ein Lebenszeichen und erwischte sich immer öfters dabei, ihre Nummer zu wählen, oder ein E-Mail an sie zu formulieren, das er dann sofort wieder löschte. Er hatte versprochen, sie nicht zu bedrängen und wollte unbedingt Wort halten, auch wenn es ihm schwer fiel.

Lisa seufzte und zog einige Blätter Papier aus dem Drucker. „Ist das jetzt in Ordnung für Dich?“ motzte sie leise und verdrehte sie Augen. Sie kannte sich selbst nicht wieder. Seit einigen Tagen war sie gereizt und extrem unausgeglichen. ‚Dir fehlt der Sex’, hatte Jürgen ihr heute Morgen lachend an den Kopf geworfen und war in Deckung gegangen, als Lisa knallrot wurde und ihm eine ganze Menge Schimpfwörter an den Kopf geschmissen hatte. ‚Das kann doch nicht sein, dass ich so bescheuert reagiere, nur weil David mir fehlt’, überlegte sie und beobachtete Richard, der konzentriert die neuen Passagen im Vertrag durchsah.

‚Vielleicht hat Richard Recht’, überlegte sie weiter und sah auf die Uhr. Sie hatte am späteren Nachmittag einen Termin beim Frauenarzt und es war schon sehr verlockend, sich vorher noch zu Hause ein wenig hinzulegen. Sie fühlte sich einfach kaputt und verspannt und ... einsam. Wie sie nur ungern zugab.

Der letzte Abend vor Davids Abreise war einfach traumhaft gewesen. Er hatte sie mit einer Auswahl an italienischen Spezialitäten überrascht und sie waren lange und eng aneinander geschmiegt im Garten gesessen, hatten über Gott und die Welt geredet und Lisa war es vorgekommen, als ob sie schon seit Ewigkeiten zusammen waren. Vorsichtig hatte David versucht, Informationen über Sarah und Richard aus Lisa herauszukitzeln, was ihm aber nicht so recht gelungen war. Lisa war extrem loyal, wie David erkennen musste und er hatte deshalb seinerseits erzählt, was er wusste. Lisa hatte nur genickt und ihn sanft geküsst. „Ich hoffe sehr, dass die beiden einen Weg finden. Es wäre für Deinen Bruder sehr wichtig, die Sache mit Philipp zu klären und ... so wie es aussieht sind da noch einige Dinge mit Sarah zu klären“, hatte Lisa ihm geantwortet und dann das Thema gewechselt.

Wie schon in den Nächten davor hatten sie auch in dieser Nacht nicht viel Schlaf gefunden. Sie hatten sich leidenschaftlich und heftig geliebt, lange einfach nur im Arm gehalten, geredet, sich wieder geliebt und waren erst im Morgengrauen eingeschlafen.

„Ja, das ist in Ordnung so.“ Richards Stimme riss Lisa aus ihren Gedanken und sie sah ihn erleichtert an. „Schickst Du das bitte den Anwälten, damit sie ihren Segen dazu geben und dann mach bitte Schluss für heute. Ruh Dich aus, wir sehen uns morgen.“ Lisa protestierte leise, machte das Mail fertig und wandte sich Richard zu. Dieser zog sie kommentarlos aus dem Sessel und sah sie durchdringend an. „Ich bin der Boss und ich sage Dir, dass Du jetzt nach Hause gehst“, flüsterte er ihr zu und funkelte sie belustig an, als sie errötete. Ihr gemurmeltes ‚Ja, Chef’ nahm er zur Kenntnis und drückte ihre Hände, die noch in seinen lagen. „Was ich Dich eigentlich schon fragen wollte. Bist Du im Moment in Deiner Wohnung oder in der Villa? Also nur, falls Du mir abhanden kommst, zusammenklappst oder ähnliches. Damit ich nicht so lange suchen muss.“ Lisa errötete noch mehr. „In meiner Wohnung, sehr zu Davids Missfallen. Wenn es nach ihm gehen würde, dann würde ich schon in der Villa wohnen. Aber mir ist es noch zu früh, das geht viel zu schnell“, murmelte Lisa und sah Richard betreten an. „Kann ich verstehen, Kleines. Aber so ist David nun einmal. Wenn er weiß was er will, dann ist die Umsetzung ein Kinderspiel. Aber zumindest finde ich es schön, dass er es so ernst meint.“ Lisa nickte und zuckte die Schultern. „Er war ziemlich grantig, als ich mich geweigert habe, während seiner Abwesenheit in der Villa zu bleiben. Du kennst ihn ja, er hat hunderte Argumente dafür, aber ich hab mich durchgesetzt. Na ja, jetzt sitze ich in meiner kleinen Wohnung und vermisse den Garten. Schön blöd.“

Richard lachte und zwinkerte ihr zu. „Dann geh in den Park. Ist auch grün und Du musst die Sessel nicht selber wegräumen“, riet er ihr mit einem breiten Grinsen. „Danke, wenn man Dich als Freund hat braucht man niemanden mehr, der einem das Leben schwer macht“, neckte sie ihn und begann ihre Sachen zusammen zu packen. „Wie wäre es, wenn ich morgen für uns koche? Du wirkst auch so, als ob Du Aufmunterung brauchen könntest“, fragte sie vorsichtig und sah Richard von der Seite an. „Hm, gute Idee. Mich nervt das Warten auf eine Nachricht von Sarah und langsam werde ich echt kribbelig. Kochen hört sich gut an, aber nur ...“ Er hüstelte leise und sah Lisa frech an. „Ja, ich weiß. Keine pink-roten Teller, ich hab auch andere“, erklärte sie und schnappte ihre Handtasche. „Wenn was ist, ich hab um 16 Uhr einen Arzttermin, aber jetzt gehe ich brav nach Hause und leg mich hin.“ „Gutes Mädchen und vergiss nicht David gegenüber zu erwähnen, dass ich mich gut um Dich kümmere, solltest Du ihn heute noch hören“, meinte er lässig und schlenderte zum Catering um sich einen weiteren Kaffee zu holen.

Seufzend saß Lisa bei ihrem Frauenarzt und wartete auf die Ergebnisse der Untersuchung. Sie mochte den kleinen, kugelrunden Mann mit den weißen immer ein wenig abstehenden Haaren. Zuerst hatte er sie gerügt, weil sie schon so lange nicht bei ihm gewesen war, aber im Laufe des Gesprächs war er wieder freundlicher geworden und hatte einige Untersuchungen angeordnet, bevor er entschied, welche Pille für Lisa geeignet war. Es war jetzt schon späterer Abend, aber Lisa hatte sich entschieden zu warten und war nun schon ein wenig angespannt. Wie versprochen war sie nach Hause gegangen, hatte aber nicht wirklich Ruhe finden können. Sie hatte versucht David zu erreichen, war aber nur auf seiner Mailbox gelandet und sich dann entschlossen, einen Bummel durch die Stadt zu machen, statt zu Hause auf den Arzttermin zu warten.

„So Frau Plenske, jetzt hab ich alles beieinander, was ich wissen wollte.“ Dr. Geiger nahm Platz und besah sich die Unterlagen im Computer. Ein leichtes Lächeln lege sich auf sein Gesicht und er sah Lisa forschend an. „Also prinzipiell spricht nichts dagegen, dass ich Ihnen die Pille verschreiben würde. Sie sind schlank, völlig gesund – also soweit ich aus den Befunden sehe, sie rauchen nicht und führen eine intakte Beziehung, wenn ich das richtig verstanden habe.“ Sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als Lisa ihn verständnislos ansah. „Und wo liegt dann das Problem?“ Lisa war nicht nach Rätselraten und langsam wollte sie einfach nur noch nach Hause. „Hm, na ja Problem würde ich es nicht nennen, aber ... sagen wir mal so. Es ist nicht mehr nötig, ihnen die Pille zu verschreiben, das wäre jetzt definitiv schon zu spät.“ Dr. Geiger mochte Lisa, die schon seit ihren Teenager-Tagen bei ihm Patientin war und sah sie schelmisch an. „Wie ... schon zu spät?“ Lisa wurde plötzlich heiß und ihre Hände umklammerten die Lehnen ihres Besucherstuhls. „Weil sie bereits schwanger sind Frau Plenkse. Herzliche Gratulation, sie bekommen ein Baby.“

 

(wird fortgesetzt....)

 
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