Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Kapitel 2
 

Kapitel 2

Nach einem extrem anstrengenden Wochenende war Lisa absolut nicht nach Arbeit zumute, aber wer konnte es sich schon leisten, einfach blau zu machen? Seufzend sortierte sie Davids Reisebelege und schüttelte genervt den Kopf. ‚Dieser Mann ist das Chaos persönlich. Keiner schafft es so perfekt, halb zerrissene Rechnungen, beschriebene Belege und völlig zerknüllte Boardingpässe abzugeben. Nachdem sich die Personalverrechnung weigerte, sich mit den Abrechnungen zu beschäftigen, hatte Lisa diese ehrenvolle Arbeit geerbt. Sie konnte es den Damen der Abteilung nicht einmal verdenken. Die Papiere, die vor ihr lagen, waren keine Abrechnung, höchstens eine Absichtserklärung.

Während sie alles chronologisch ordnete schweiften ihre Gedanken wieder zurück zum Frühlingsball am vergangenen Freitag. Es kam ihr noch immer wie ein böser Traum vor, dass gerade sie endlich einmal etwas gewonnen hatte und dann gleich den Pferdefuß daran entdeckte. Richard von Brahmberg, der meistens schlecht gelaunte Halbbruder ihres Chefs. Seine Art machte Lisa wahnsinnig nervös. Sie zog die Schultern hoch und atmete tief durch. Gut, der von Brahmberg hatte auch keine Lust darauf, mit ihr ein Wochenende in London zu verbringen, aber alle guten Vorschläge, die sie in seltener Eintracht Friedrich unterbreitet hatten, wurden abgelehnt. Richards Vater hatte sie nur angesehen und den Kopf geschüttelt. „Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass ihr da jetzt zum Tauschen anfangt“, hatte er sie wie zwei Teenager zusammengestaucht und erbost den Kopf geschüttelt. „Wenn das alle machen, dann ist das Chaos perfekt. Das einzige, was ihr bei dieser Reise mitbestimmen könnt, ist das Reisedatum, sonst gar nichts“, hatte er ihnen erklärt und sich dann zu Mariella umgedreht, die sich angeregt mit David unterhielt.

„So meine Schöne, jetzt besprechen wir noch die letzten Details...“, hatte Lisa noch gehört, dann war Friedrich aus ihrem Blickfeld verschwunden. Langsam hatte sie sich zu Richard umgedreht und ihn skeptisch angesehen. „Er meint das ernst, oder?“ hatte sie ihn gefragt und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie ein leichtes Lächeln von ihm geerntet. „Schaut ganz so aus. Wir sollten uns vielleicht an den Gedanken gewöhnen und es so schnell wie möglich hinter uns bringen“, hatte er vorgeschlagen und sie abschätzend gemustert. „Ja, das ... also das besprechen wir dann am Montag“, hatte sie gestammelt und war so schnell wie möglich verschwunden. Das David sie noch gesucht hatte, hatte sie nicht mitbekommen, ebenso wenig wie Richards eindeutige Annäherungsversuche an Sabrina, die sich gerne darauf einließ und schon nach kurzer Zeit gemeinsam ihm den Ball verließ.

„Wenn sie dann fertig damit sind, Davids Unterlagen zu streicheln, könnten Sie mir vielleicht verraten, wo ich meinen Bruder finde.“ Richards zornige Stimme riss Lisa aus ihren Gedanken und sie schluckte nervös. „Er hat einen Termin mit Herrn Blum, sie wollten gemeinsam frühstücken“, antwortete sie automatisch und versuchte, sich so aufrecht wie möglich hinzusetzen. Leider fiel ihr dies relativ schwer, da sie einen wahnsinnigen Muskelkater vom Schleppen ihrer Umzugskartons hatte und sie nicht so genau wusste, welche Teile ihres Körpers nicht schmerzten.

„Ein Termin mit Blum? Warum weiß ich nichts davon?“ herrschte Richard sie an und Lisa schloss für Sekunden die Augen. „Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten, Herr von Brahmberg. Ich habe den Termin an ihre Assistentin weitergeleitet.“ Genervt schüttelte er den Kopf und sah zu Sabrina, die Tina, seine bewährte und sehr effiziente Assistentin während ihres Urlaubs vertrat. „Wahrscheinlich habe ich vergessen, den Termin einzutragen“, murmelte er und sah Lisa direkte an. Lisas Lippen zuckten verdächtig und Richard merkte, dass sie sich sehr bemühte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Ersticken Sie nicht daran Frau Plenkse“, meinte er leise und grinste sie unerwarteter Weise an. „Sie ist als Assistentin nicht geeignet, dafür hat sie andere Vorzüge“, meinte er noch und schlenderte langsam zu seinem Büro.

Sabrina sprang auf und wollte ihn umarmen, aber Richard wehrte sie ab. „Nicht im Büro und schon gar nicht hier, wo es alle sehen können“, herrschte er sie an und deutete auf einen Stapel Zettel mit Sabrinas Handschrift. „Was ist das?“ wollte er wissen und begann, die Zettel durchzublättern. „Deine Termine für heute“, antwortete Sabrina stolz und setzte sich hin. Aufreizend schlug sie die Beine übereinander und zeigte dabei viel nackte Haut. Richard zog einen der Zettel aus dem Stapel und hielt ihn Sabrina hin. „Was genau soll das heißen?“ Sabrina warf nur einen kurzen Blick auf die Notiz, dann nickte sie eifrig. „Die Planschkuh hat mir kurz vor dem Ball noch gesagt, dass es heute ein Frühstück um 8h30 im Wolfhardts mit Herrn Blum gibt.“ Richard sah sie durchdringend an. „Und wann hattest Du vor, mir das zu sagen?“ wollte er so freundlich wie möglich wissen. „Na, wenn Du kommst. Jetzt biste ja da und ich teile es Dir hiermit mit.“ „Super Sabrina. Kannst Du mir sagen, wie spät es ist?“ Verwirrt blickte ihn die blonde Frau an und verdrehte die Augen. „Mensch, Du gibst so viel Geld für Uhren aus, dann fragst Du mich, wie spät es ist? 9 Uhr 20.“ Gelangweilt drehte sie sich wieder ihrem PC zu. ‚Die ist wirklich so blöd, die tut nicht nur so’, stellte Richard erstaunt fest und schüttelte den Kopf. Als er sich umdrehte, sah er direkt in Lisas Augen, die die Szene mit einem Lächeln beobachtet hatte. Unwillkürlich begann Richard leise zu lachen und hob die Schultern. ‚Wenn ich das jemanden erzähle, das glaubt mir keiner’ grinste er in sich hinein und ging in sein Büro.

Der Tag war hektisch und wie so oft kamen David und Richard erst am späteren Nachmittag dazu, die Woche zu besprechen. Verwundert stellte Richard fest, dass die Plenske schon weg war und schaute auf die Uhr. David deutete die Geste richtig und winkte ihn ins Büro. „Es ist noch nicht so spät, aber Lisa hat sich frei genommen. Sie ist am Wochenende übersiedelt und braucht noch einiges für die Wohnung“, erklärte er Richard. Dieser zog die Augenbraue hoch und sah David interessiert an. „Du redest mit ihr über solche Dinge?“ wollte er verblüfft wissen und machte es sich in dem großen Sessel bequem. „Sicher, warum nicht. Wir arbeiten so viel miteinander, da unterhält man sich manchmal auch über private Dinge.“ Richard schüttelte nur den Kopf und schenkte sich einen Whiskey ein. „Wenn Du meinst“, kam es leise von ihm, dann beobachtete er, wie sich die braune Flüssigkeit im Glas verteilte.

„Ihr habt keinen Erfolg mit Eurer Aktion ‚Lassen wir doch jemanden anderen nach London fliegen’ gehabt, wenn ich Marielle richtig verstanden habe“, begann David das Gespräch und grinste, als Richard die Augen verdrehte. „Der sture alte Mann bringt mich noch zum Überschnappen. Er hat was von Teamgeist und Moral gefaselt und davon, dass Frau Plenske noch nie in London war und ich sicher einen guten Reiseführer abgeben werde. Wir haben jetzt beschlossen, es so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Morgen legen wir fest, wann genau wir fliegen und dann ... na was soll’s. London ist eine tolle Stadt, ich werde schon Spaß haben.“ Er nahm einen großen Schluck, dann sah er David fragend an, der seinen Bruder nur musterte. „Du hast nicht wirklich vor, Lisa irgendetwas zu zeigen, oder?“ fragte dieser und Richard schüttelte nur abwehrend den Kopf. „In London gibt es tausende, was sag ich, hunderttausende wunderschöne und begehrenswerte Frauen, warum sollte ich meine Zeit mit der Vogelscheuche verbringen?“ „Vielleicht, weil unser Vater Dir die Hölle heißmachen wird, wenn er draufkommt, dass Du Dich nicht gekümmert hast?“ neckte ihn David und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Und wenn schon, damit kann ich leben“, verkündete Richard, stellte das Glas ab und griff nach seinen Unterlagen. „Na denn, was steht diese Woche an?“

Am nächsten Morgen war Richard ungewöhnlich früh in der Firma. Nicht einmal Lisa war noch da, was äußerst selten vorkam. Er holte sich gerade Kaffee vom Catering, als sie vom Lift ausstieg und langsam zu ihrem Tisch ging. ‚Nicht gerade taufrisch’, schoss es Richard durch den Kopf. Er zuckte jedoch zusammen, als Lisa mit einem lauten Stöhnen auf ihren Sessel sank. Richard verstand nicht, was David an Lisa fand. Obwohl sein Bruder eher abwertend von ihr sprach und in Männergespräch heftig über sie lästerte, hatte Richard ihn schon vor längerer Zeit durchschaut. David mochte diese Frau und Richard fragte sich zum wiederholten Male warum. ‚An ihrem Äußeren kann es ja nicht liegen und an der grazilen Art sich zu bewegen wohl auch nicht’, spottete er in Gedanken, dann jedoch atmete er tief durch und befüllte einen Kaffeebecher. ‚Wenn ich ein schönes Wochenende in London haben möchte, dann sollte ich es mir wohl gut mit ihr stellen’, spornte er sich an und ging gezielt zu Lisas Schreibtisch. Erschrocken fuhr sie herum und verzog sofort das Gesicht. „So ein Mist, dieser Muskelkater bringt mich noch um“, stieß sie hervor und errötete heftig.

„Entschuldigen Sie, Herr von Brahmberg, das ist ... also es ist nur .... Was kann ich für Sie tun?“ fand sie wieder zu dem firmenmäßigen Umgang mit ihm zurück und sah ihn verlegen an. „Haben Sie endlich damit begonnen Sport zu machen um ein wenig abzunehmen?“ fragte er gehässig und hätte sich im selben Moment am liebsten die Zunge abgebissen. ‚Mensch, überleg doch, bevor Du redest. David hat Dir erzählt, dass sie übersiedelt. Wahrscheinlich waren die Kisten zu schwer’, grummelte er vor sich hin und stellte den Kaffee vor sie hin. „Für Sie“, meinte er und lehnte sich an den Schreibtisch. Lisas Gesicht glich nunmehr einer überreifen Tomate und sie hatte alle Mühe, ihre Wut zu unterdrücken. Sie wusste selbst, dass sie keine Traumfigur hatte, aber so eine unverschämte Ansage war nun doch zuviel.

Nach einigen Schrecksekunden sah sie Richard direkt an und deutete auf den Terminkalender in seiner Hand. „Wann wollen Sie fliegen?“ fragte sie so neutral wie möglich und sah ihn interessiert an. „Wenn es für Sie in Ordnung ist, dann bringen wir es gleich dieses Wochenende hinter uns. Je schneller wir nach London kommen, desto weniger kann mein Vater Dinge für uns arrangieren.“ Lisa überlegte kurz, dann nickte sie. „Gut, von mir aus. Sagen Sie es ihrem Vater, oder erwartet er jetzt ein gemeinsames Mail von uns?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ein wenig spöttisch klang, aber je länger sie über die Situation nachdachte, desto lustiger fand sie sie. Sie freute sich darauf, nach London zu kommen. Das erste Mal in ihrem Leben zu fliegen und all die Sehenswürdigkeiten in Natura zu erleben, die sie sich immer wieder in verschiedenen Reiseführern angesehen hatte. Richard war ihr Stimmungsumschwung nicht entgangen und er musterte sie erstaunt. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und sie wirkte wie weggetreten. „Ich denke es reicht, wenn ich ihn informiere“, meinte er scharf und stieß sich vom Schreibtisch ab.

Nervös sah Lisa ihn an und räusperte sich. „Herr von Brahmberg, um uns beiden das Leben leichter zu machen würde ich vorschlagen, dass wir einfach so tun, als ob die gemeinsame Reise o.k. für uns wäre. Ich erwarte nicht, dass wir in London etwas gemeinsam unternehmen. Es ist klar, dass sie mit mir nicht gesehen werden wollen und das ist ... also, ich habe ja einen Spiegel zu Hause und weiß, dass ich ihren Ansprüchen in keiner Weise gerecht werden kann. Aber könnten wir vielleicht so eine Art Waffenstillstand für diese Zeit schließen? Ich träume seit Jahren davon nach London zu kommen und ich hab’ noch nie etwas gewonnen. Jetzt ist beides eingetreten und ich würde es gerne genießen.“ Die Worte sprudelten nur so aus Lisa heraus. Sie knetete nervös ihre Hände, dann endlich hob sie den Blick und sah ihn fragend und bittend an. „Sie wollen einen Waffenstillstand? Ich wusste gar nicht, dass wir uns im Kriegszustand befinden“, meinte Richard erstaunt, musste jedoch zugeben, dass seine verbalen Attacken gegen Lisa natürlich alles andere als nett gewesen waren. „In Ordnung, wir fliegen gemeinsam, in London macht jeder was er will und wenn wir nach Hause kommen haben wir eine Story parat, die allen zeigt, dass wir tatsächlich Zeit miteinander verbracht haben“, stimmte er zu und hielt ihr die Hand hin. Lisa ergriff sie zögernd, dann schlug sie ein. „Abgemacht“, flüsterte sie und zog schnell die Hand zurück.

Richard verdrehte die Augen und ging zu seinem Büro. Innerlich grinste er vor sich hin. Lisas Ansprache hatte ihn beeindruckt. Er wusste, dass sie sich ein wenig vor ihm fürchtete und es musste sie wohl einiges an Überwindung gekosten haben, ihn so direkt anzusprechen. Vor Sabrina blieb er stehen und wartete, bis sie sich endlich eingerichtet hatte. Mit einem breiten Lächeln sah sie ihn an und richtete die Bluse, damit der Ausschnitt gut zur Geltung kam. „Wo ist die Post?“ wollte er wissen und atmete hörbar aus, als Sabrina sich verwirrt umsah. „Ich hab sie ... ah ja, da drüben liegt sie ja“, meinte sie gut gelaunt und lief zum Catering um den Stoß zu holen. „Mach es Dir doch einstweilen im Büro bequem, ich bring sie Dir gleich“, flötete sie. Richard schlug unbeherrscht die Türe hinter sich zu und ließ sich in den Sessel fallen. ‚Da hab’ ich mir ja was schönes eingebrockt’ überlegte er und langsam rasselte seine Laune in den Keller. Sabrina ging ihm gewaltig auf die Nerven. Dann aber begann er zu grinsen. Die Vorstellung, wie Sabrina beim Minigolf David zur Weißglut bringen würde, und das würde sie ohne Zweifel, besserte seine Laune schlagartig.

 
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