Prolog
Immer wieder sah David wie sich die Aufzugstüren schlossen, immer wieder hatte er ihren verletzten Blick vor Augen. Was würde er dafür geben wenn sie sich jetzt wieder öffnen würden und sie wieder hinaustrat. Er würde sie auf Händen tragen, das alles aufklären, es war doch gar nicht so gemeint gewesen. Er seufzte auf, es war eine typische David Seidel Aktion gewesen, er hatte die Worte schon bereut, da waren sie noch nicht ganz über seine Lippen, aber es war schon zu spät. Sie hatte in der Türe gestanden, einige Akten im Arm und ihn entgeistert angesehen. Er schüttelte den Kopf um die Szene aus seinem Kopf zu vertreiben, es gelang ihm nicht. Das was er zu Max damals gesagt hatte war nichts weiter als, als, ja als was? Als blödes Machogetue unter Männern? Nein das war es nicht gewesen, dann hätte er sich vielleicht erklären können. Nein er war wieder auf ihren Gefühlen herumgetrampelt und das mit Absicht. Oder? Nein als Absicht wollte er das nicht bezeichnen, es war nicht seine Absicht gewesen sie zu verletzten, er hatte doch nur mit Max ein paar Späße unter Männern gemacht. Sie war einfach zur falschen Zeit in seinem Büro aufgetaucht, das war alles. Wütend schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch, was versuchte er sich da einzureden, von wegen falscher Moment. Der Moment hatte damit überhaupt nichts zu tun, er hatte es vermasselt. Er hatte sie verloren, er atmete schwer ein und aus, dann ergriff er den Locher und warf ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
Daraufhin dauerte es nicht lange und Max trat in sein Büro, er sah den nun kaputten Locher auf dem Boden und das kleine Loch in der Wand.
„ Sag mal, spinnst du jetzt total? Mir erzählst du, du hättest sie nur geküsst weil sie dir Leid getan hätte und du dich von den trüben Gedanken an Mariella ablenken wolltest und nun sitzt du hier rum wie sieben Tage Regenwetter.“
„Du hast keine Ahnung Max,“ fuhr er ihn an, „ Ich habe das nicht so gemeint, ich...ich weiß auch nicht warum ich das gesagt habe, aber ich habe es nicht so gemeint. Ich bereue nichts von dem was zwischen Lisa und mir war, im Gegenteil, ich möchte es nie wieder missen.“
„Na der Satz hätte dir mal ein bisschen eher einfallen müssen.“
„ Das weiß ich selber Max, wenn du nur vorbeigekommen bist um altkluge Ratschläge zu verteilen dann kannst du wieder abhauen!“
„ Eigentlich wollte ich dir sagen, das Yvonne nicht weiß wo Lisa hin ist, sie weiß nur das sie nicht mehr in Göberitz wohnt.“
David sah auf, er hatte nicht erwartet das Yvonne ihm mitteilte wo Lisa war, selbst wenn sie es wusste. Die Tatsache das sie allerdings aus Göberitz weggezogen war traf ihn wie ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht.
„ David?“ fragte Max, der bemerkte das dieser mit seinen Gedanken ganz woanders war.
„ Was? Ja, ähm danke für die Mühe Max.“
„ David,“ er wartete bis sein Freund ihn ansah, „ Vergiss sie, sie ist gegangen, niemand hat sie dazu gedrängt.“
„Max?“
„ Ja?“
„ Raus!“
Völlig überrascht sah er seinen Freund an, David meinte das ernst , er wusste das es nun besser war wenn er sich zurückzog. Er stand auf und verließ das Büro.
David hingegen starrte wieder an die Wand, sie war weggezogen. Wie konnte sie das nur tun? Ohne ihm eine Chance zu geben sich zu erklären? Doch wenn er ehrlich zu sich war dann hatte er gar keine Chance verdient gehabt. Trotzdem verstand er nicht so ganz warum sie deswegen direkt Kerima verließ. Sie war die Chefin, sie hätte ihm ohne weiteres seine Kompetenzen entziehen können, ihm ein kleines eingeschränktes Aufgabengebiet zuweisen können, so das sie so gut wie nicht mehr miteinander arbeiten mussten. Doch sie hatte einen anderen Weg gewählt und er wusste auch warum. Kerima war ein Familienunternehmen, sein Familienunternehmen, von seinem Vater aufgebaut. Auch wenn sie die Mehrheit an Aktien hielt, sie würde sich nie rausnehmen ihn ebenfalls zu entmachten. Dann ging sie lieber selber. Eine Woche war es nun her, natürlich hatte er mehrfach versucht sie zu Hause zu erreichen, er war sogar nach Göberitz raus gefahren um persönlich mit ihr zu sprechen um vor ihr auf die Knie zu fallen und sie um Vergebung zu bitten. Doch Bernd Plenske hatte ihn ziemlich unsanft abgewimmelt und David wollte sich nicht auch noch mit ihrem Vater anlegen. So war er geschlagen wieder zurück in seine Wohnung gefahren. Und nun? Nun war sie weg, einfach so, das passte irgendwie nicht zu ihr, außer sie hatte schon....Nein unterbrach er seine eigenen Gedanken, nein sie war bestimmt noch hier, sie war nicht wirklich weggegangen.
Ein klopfen an seiner Türe ließ ihn wieder in die Welt von Kerima zurückkehren.
„Herein!“ rief er und sah hoffnungsvoll zur Türe.
Es war Jürgen der den Kopf in das Büro steckte, genau der letzte den David jetzt sehen wollte, er ahnte irgendwie das Jürgen keine guten Nachrichten hatte. Ängstlich sah er auf den Ordner in dessen Hand.
„ Hallo David,“ sagte Jürgen.
„ Jürgen, was...was führt dich hier her?“
„ Das hier,“ er deutete auf den Aktenordner in seiner Hand, „ Das sind alle wichtigen B.Style unterlagen und die Übergabe Bescheiningung.“
„ Übergabe Bescheinigung? Was für eine...“ er hielt mitten im Satz inne als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel .
„ Du bist wieder Hauptanteilseigner deiner Firma David und Geschäftsführer von B.Style.“
„ Dann ist es also wahr?“ er klang resigniert.
„ Denk nicht zu viel darüber nach David, Lisa tut es auch nicht.“ Jürgen wusste wenn David wirkliche ehrliche Gefühle für Lisa hatte würden ihn diese Worte treffen und vielleicht konnte er so Lisa davon überzeugen zurück zu kehren.
Kapitel 1
Lisa saß in ihrem neuen Büro, in einer neuen Firma, weit weg von Berlin und Kerima und David. Weit weg von Göberitz und ihren Eltern. Ihre Eltern, was hatten sie für einen Aufstand gemacht als sie ihnen ihren Entschluss mitgeteilt hatte, dadurch hatte festgestanden das sie ausziehen würde, ihre neue Anstellung war nicht in Berlin oder Göberitz, sie war noch nicht mal annähernd in der Nähe. Sie blickte aus dem Fenster, früher sah sie dann den Potsdamer Platz, heute sah sie auf den Rhein. Leicht schüttelte sie den Kopf, die Aussicht war auf jeden fall tausendmal besser als in Berlin, die Leute hingegen. Sie dachte mit Hugo, Max, Sabrina, Richard und wie sie alle hießen hätte sie schon einiges mitgemacht, da lag sie wohl falsch. Hier in Düsseldorf war die Modebranche genauso oberflächlich wie anfangs bei Kerima. Trotzdem hatte man ihr den Job der Geschäftsführerin gegeben, aufgrund ihre Qualifizierung und nicht wegen ihres Aussehens. Obwohl, sie hatte sich verändert, ein bisschen zumindestens, ihre alte Brille hatte sie wenn auch ein wenig traurig durch eine neue, modische ersetzt und auch die Zahnspange war sie losgeworden. Viel länger hätte sie es damit eh nicht mehr ausgehalten. Doch sonst war sie immer noch die alte Lisa Plenske. Nein nicht ganz, seit sie hier war hatte sie keinen Moment mehr mit Gedanken an David verschwendet, dafür hatte sie auch viel zu viel zu tun. Ihr neuer Chefdesigner hatte noch mehr Macken wie Hugo, soweit das möglich war, aber er hatte Talent, sehr viel Talent sogar, weswegen sie sich hütete ihn zu vergraulen. Sie wandte einige Tricks an, mit denen sie auch Hugo immer wieder besänftigen konnte und siehe da, es funktionierte. Künstler tickten doch irgendwie alle gleich. Sonst war nicht vieles anders als bei Kerima, der Personalchef war der Perfektionist in Person, seine Sekretärin zwar glücklich verheiratet, aber doch irgendwie einsam, die Catering Chefin auch hier die Mutter der Kompanie. Zuerst dachte Lisa sie hätte ein Dejavue, doch mit der Zeit stellte sie fest das vieles zwar ähnlich aber nicht gleich war.
Drei Monate war sie nun schon hier, drei Monate in denen sie sich eigentlich recht gut eingelebt hatte. Sie hatte sich eine Wohnung etwas ausserhalb von Düsseldorf genommen, ein Stadtmensch war sie ja noch nie gewesen. Dazu war es dort doch billiger als im Zentrum und die Bus und Bahnverbindungen waren sogar besser als von Göberitz nach Berlin. Die Firma hatte sie auch im Griff, schnell hatte man dort gemerkt das sie nicht wie die anderen Manager war, das sie lieber selber Überstunden schob, als alles über Tag nachzurechnen. Etwas, was bei der Belegschaft sehr gut ankam und ihre Mitarbeiter motivierte. Das einzige was ihr noch fehlte war eine gute Assistentin, neben der Arbeit stapelte sich nämlich auch die Post täglich auf ihrem Schreibtisch und sie war noch keinen Abend vor 22 Uhr aus der Firma gekommen.
Der Personalchef, Rolf Gerber, suchte auch schon einige Zeit nach einer geeigneten, doch bis jetzt war niemand in Frage gekommen, entweder waren sie nicht bereit auch mal Überstunden zu machen oder sie verlangten ein viel zu horrendes Gehalt für den Job. Lisa wusste genau wie viel sie bezahlen konnte und wie viel für den Job angebracht war. Immerhin hatte sie auch fast ein Jahr als Assistentin gearbeitet und das zu einem Hungerlohn.
Sie seufzte und versuchte sich wieder auf die Quartalszahlen zu konzentrieren, bevor ihre Gedanken zu weit nach Berlin abwanderten. Mit Jürgen und ihren Eltern telefonierte sie zwar oft aber nicht Täglich, dafür arbeitete sie zu viel, dabei verbat sie sich jedes Wort über Kerima, es war einfach Vergangenheit, mit der sie abgeschlossen hatte. Ihre Eltern verstanden das und erzählten von Göberitz und was sonst so alles passiert war, Helga erzählte oft von der Arbeit im Kiosk und Bernd wollte ihr immer Geschichten von den Seidels erzählen, doch da blockte sie dann doch immer wieder ab. Auch wenn sie wusste das ihr Vater enttäuscht war das er nicht von seiner Arbeit erzählen durfte, Lisa war die Gefahr zu groß das das Gespräch auf David kam. Sie wollte ihn vergessen und sie war auf dem besten Wege. Jürgen hatte am Anfang versucht sie wieder zur Rückkehr zu bewegen indem er ihr erzählte das David am Boden zerstört sei, doch sie konnte es nicht glauben. Ziemlich aufgebracht hatte sie ihm klargemacht das sie das Wort David nie wieder hören wolle und er hatte dann ziemlich Zähneknirschend klein bei gegeben. Lisa wusste ja das er sie vermisste, aber deswegen zu behaupten David wäre am Boden zerstört war dann doch zu viel des Guten.
Desweiteren wurde ein Tägliches Gespräch mit Yvonne in ihrem Terminplaner fest eingeplant. Ihre Freundin fand das sie die Richtige Entscheidung getroffen hatte und Unterstützte sie in ihrem Entschluss, nur eine Bedingung hatte sie gestellt dafür das sie Max nicht verriet wo genau sie hin war und das war etwas wozu Lisa nur allzu gerne bereit war. Ja sie fühlte sich sogar geehrt Patentante des Babys zu werden.
Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht, das Baby, lange würde es nicht mehr dauern, Yvonne war für Anfang Juni ausgerechnet und nun war es schon fast Mai.
„David du musst dich zusammenreißen. Du kannst doch nicht ewig so weitermachen, denk an die Firma.“ Versuchte Max seinen besten Freund wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen. Dieser saß zwar in seinem Büro, doch gearbeitet hatte er seit Monaten nicht mehr wirklich. Es war Max der alles für ihn übernahm, der die Überstunden schob und hoffte das David wenigstens für eine Unterschrift mal aus seiner Welt auftauchen würde. So konnte das nicht weiter gehen. Richard würde früher oder später die logischen Konsequenzen ziehen. Im Moment war David als Geschäftsführer wirklich nicht tragbar.
„Wo soll ich unterschreiben?“ kam es monoton zurück ohne das David seinen Sessel in Max Richtung drehte.
„Nirgendwo, ich wollte dir nur sagen, dass ich auch ein Privatleben habe. Wenn ich noch einmal Überstunden mache dann schmeißt Yvonne mich raus.“
„ Ach so, ja gut.“ Mehr bekam er nicht zu hören.
„ David! Seit drei Monaten hockst du hier rum und starrst Löcher in die Luft, oder besser gesagt in den Aufzug. Sie kommt nicht zurück akzeptiere das Endlich!“
„ Ich kann es nicht akzeptieren, verdammt ich will es auch gar nicht akzeptieren, wieso Max? Wieso ist sie gegangen? Ich..ich liebe sie doch...“ die letzten Worte waren so leise das Max sie fast nicht verstanden hätte. Das warf ja ein ganz neues Licht auf die Sache. Yvonne hatte zwar von Anfang an behauptet das es David erwischt hätte doch so richtig glauben wollte Max das nicht. Oder wollte er nur nicht glauben das seine Freundin recht hatte? Doch nun hatte David es selber gesagt, `Ich liebe sie´ hatte er gesagt. Das musste er sofort Yvonne und Jürgen erzählen, versuchten die beiden doch schon seit Monaten Lisa wieder nach Berlin zu locken. Immerhin hatte Yvonne sie dazu überreden können Patentante zu werden, was bedeutete zumindestens zur Taufe würde sie in Berlin sein. Danach war es Sonnenklar das David der zweite Pate werden würde. Yvonnes Augen hatten sogar richtig aufgeblitzt als Max ihr erzählte das für ihn David als Pate von Anfang an festgestanden hatte. Er hatte einen Spruch wie `Das fällt dir aber früh ein´ auf der Zunge liegen, doch er hielt sich zurück. So etwas würde David nur noch tiefer in seine Depression treiben anstatt ihn raus zu holen. Stattdessen seufzte max nur kurz auf und legte ihm dann die Hand auf die Schulter, er sagte nichts, Worte waren jetzt unangebracht. Ein Schluchzer entrann seiner Kehle und Max sah wie die Tränen über seine Wange liefen.
„ Du solltest nach Hause gehen David und endlich die Konsequenzen ziehen. Entweder du schließt dich ein und vergehst in Selbstmitleid und Depressionen oder du tust endlich was, niemand verschwindet spurlos.“
Mit diesen Worten ließ er einen verdutzen David zurück. `Niemand verschwindet Spurlos?´. Wusste Max vielleicht mehr als er zugab? Sollte er ihnen allen nochmal auf den Zahn fühlen? Jürgen vielleicht? Er wusste das dieser genauso unter Lisas plötzlichem Weggang litt wie er, aber er hatte doch bestimmt noch Kontakt zu ihr, genauso wie Yvonne und somit auch Max. Ob Lisa ihnen gesagt hatte sie sollten ihm nichts sagen? So musste es sein und er konnte es ihr auch nicht verübeln. Er lehnte den Kopf wieder gegen die Lehne seines Sessels. Einen Versuch konnte er ja noch wagen. Was konnte denn schon passieren?
Sie kniff die Augen zusammen, `Konzentrier dich Lisa Plenske, sonst gibt das nie was mit den Zahlen.´ Erneut versuchte sie die Zahlen in eine Präsentations fähige Form zu bringen, damit nicht nur sie daraus schlau wurde, vergeblich.
Es hatte heute einfach keinen Sinn, es gab halt ab und an doch noch Tage in denen sie immer wieder mit ihren Gedanken in Berlin oder Göberitz war und heute war so ein Tag. Kopfschüttelnd packte sie zusammen und beschloss für heute Feierabend zu machen. Sie schnappte sich ihre Tasche, öffnete die Türe zu ihrem Büro und stieß mit jemanden zusammen.
„ Oh Entschuldigen sie,“ diese Stimme, warum kam ihr diese Stimme so bekannt vor? „ Ich habe nicht gesehen das sie das Büro verlassen wollten.“
Das klang doch verdächtig nach, aber nein sie klang ein wenig tiefer, männlicher, wenn das denn noch ginge, denn bis jetzt hatte sie seine Stimme immer für sehr männlich und erotisch gehalten. Sie sah ein Paar Hände das ihr aufhalf, diese Hände. Hörbar stieß sie die angehaltene Luft aus.
„ Ja danke also ich wollte eigentlich gerade....“ sie sah auf und erstarrte, „ David?!“
Kapitel 2
„Nein Sydney,“ grinsten sie zwei blaue Augenpaare an. Das konnte doch nicht wahr sein, da stand David Seidel vor ihr, die Statur, die Haare, die Gesichtszüge, die Hände, nur die Augen, sie waren anders. Lisa kniff die Augen zu, das musste eine Halluzination sein. Dieser Mann konnte nicht aussehen wie David, so etwas gab es nicht. Doch auch als sie sie wieder öffnete hatte er sich nicht verändert. „ Alles in Ordnung?“
„ Ja, ja alles in Ordnung. Ich habe sie nur verwechselt. Was kann ich für sie tun?“ sie versuchte sich nicht zu sehr auf ihr gegenüber zu konzentrieren.
„ Nun ja eigentlich eine ganze Menge,“ schon wieder dieses Grinsen, Lisa ging zurück zu ihrem Chefsessel und ließ sich hineinfallen.
„ Und das wäre Herr....?“
„London, Sydney London.“ mehr sagte er nicht, mehr musste er auch nicht sagen, Lisas Kopf schnellte hoch. Hatte er gerade wirklich London gesagt? `Das....das.....das bedeutet ja dann...dann das er...also er ist mein Chef?! Sydney London von London Exclusiv oder besser gesagt L.EX wie das Kürzel der Firma lautet.´
„ London? Sie, sie sind der Inhaber?!“ fragte sie dann doch erstaunt nach und schalt sich in Gedanken sofort dafür, natürlich war er der Inhaber der Firma. Sydney London war Hauptanteilseigner, das wusste jeder.
„ Ja, mir gehört der ganze Laden hier und der in Mailand, Paris, Barcelona, Porto, New York, Los Angeles, Sydney, London, Shanghai und Tokio.“ Lächelnd nahm er vor ihrem Schreibtisch platz.
„ Und...und was führt sie nach hier?“ stotterte sie.
„ Sie,“ antwortete er knapp.
„Ich? Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte sie nun leicht ängstlich. Warum war er wegen ihr hier? Hatte sie etwas falsch gemacht?
„ Doch es ist sogar alles in bester Ordnung. Die Umsatzzahlen für diese Zweigstelle sind die besten seit Jahren. Wie sie wissen konnten wir den Durchbruch auf dem Deutschen Markt bis jetzt nicht wirklich schaffen, doch das scheint sich nun geändert zu haben. Dank ihnen.“
„ Dank mir? Also das glaube ich nicht, ich arbeite doch erst seit Drei Monaten hier und in so kurzer Zeit....“
„ Stellen sie ihr Licht nicht unter den Scheffel. Diesen Erfolg habe ich ihnen zu verdanken. Frau Plenske ich habe ihnen den Job nicht ohne Grund gegeben, sie sind die Beste. Ich habe ihren Aufstieg bei Kerima und B.Style genau verfolgt, sie waren es, die das Unternehmen vor dem sicheren Ruin gerettet haben und genau deshalb wollte ich sie als Geschäftsführerin meiner Deutschen Zweigstelle haben.“
Lisa dachte sie habe sich verhört, er wusste was sie bei alles bei Kerima geleistet hatte? Das hieße ja er das er sie beobachtet haben musste und wahrscheinlich nicht nur er. Deswegen waren ihr die Jobangebote nur so zugeflogen als bekannt wurde das sie bei Kerima ausstieg. Allerdings hatte sie da schon bei L.EX unterschrieben gehabt. Nun passte das Puzzle zusammen, es war schon komisch gewesen das die Anzeige für den Posten eines Geschäftsführers im Göberitzer Stadtanzeiger erschienen war und das auch noch zum richtigen Zeitpunkt.
„ Und um mich bei ihnen zu bedanken wollte ich sie heute Abend zum Essen einladen. Ich würde sagen wir treffen uns um 19 Uhr 30 hier?“
Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch, er wollte mit ihr Essen gehen? Um sich zu bedanken? Bedanken wofür? Das sie ihren Job gut machte? Das war doch eine Selbstverständlichkeit, aber sie konnte diese Einladung wohl nicht ausschlagen.
„ Gerne, allerdings ist 19 Uhr 30 ein wenig früh. 20 Uhr würde mir besser passen, ich habe noch vieles zu erledigen heute.“ Sie versuchte sich auf seine Augen und nicht auf sein Gesicht zu konzentrieren. Diese Ähnlichkeit brachte sie mehr aus dem Konzept als sie für möglich gehalten hätte.
`Das ist nicht David Lisa, das ist dein Boss, er sieht ihm nur ein wenig ähnlich mehr nicht.´
„ Sicher, dann bis acht und machen sie sich keine Gedanken über die Kleidung. Ziehen sie sich einfach etwas an worin sie sich wohl fühlen.“ Zwinkerte er ihr zu und verließ dann ihr Büro.
Lisa ließ sich in ihrem Sessel zurückfallen, was ihr gerade wiederfahren war musste ein Traum sein. Oder bildete sie sich nur ein das Sydney London aussah wie David? Sie war von Rolf eingestellt worden, hatte den Inhaber vorher nie gesehen. War das alles vielleicht wieder einer ihrer Tagträume? Nein sie konnte sein After Shave immer noch riechen. Sie solle etwas anziehen worin sie sich wohlfühlte, aber sie konnte doch nicht in den Klamotten mit ihm essen gehen. Sie seufzte kurz und beschloss dann für heute Feierabend zu machen, dann konnte sie die Zeit nutzen um sich umzuziehen und dabei auch noch Überstunden abbauen.
In Berlin machte David sich ebenfalls auf den Weg, allerdings nicht nach Hause, sondern zu Jürgen. Bei ihm wollte er mit seinen Nachforschungen anfangen. `Niemand verschwindet spurlos´ hallte es wieder in seinem Kopf nach. Max hatte recht, irgendeine Spur musste sie doch hinterlassen haben. Schneller als gewöhnlich erreichte er den Kiosk, schwungvoll öffnete er die Türe und erstarrte. Nicht Jürgen stand hinter der Theke, es war Helga Plenske.
„ Ah, Herr Seidel.“ Sagte sie erstaunt, „ Was kann ich für sie tun?“
Doch David antwortet nicht, er starrte sie nur an. Gerade Helga Plenske musste jetzt Dienst im Kiosk haben. Sie konnte er doch schlecht über Lisa ausfragen. Sie würde ihn aus dem Kiosk schmeißen.
Helga besah sich David genauer, er sah schlecht aus, war unrasiert, die Frisur war vollkommen durcheinander und auch schon zu lang, er hatte leichte Ringe unter den Augen.
„ Geht es ihnen nicht gut?“ fragte sie deshalb.
„ Was? Nein alles in Ordnung.“ Fing er sich wieder, doch was sollte er jetzt machen? Ein Hotdog bestellen? Hunger hatte er keinen, seit Lisa gegangen war aß er nur noch unregelmäßig. Wenn er sich allerdings einen Jägermeister gönnen würde könnte das einen falschen Eindruck hinterlassen. „ Ein Hot Dog bitte.“ Entschied er sich dann doch für ersteres.
Während Helga das Hot Dog fertig machte beobachtete sie ihn unbemerkt. Irgendwie hatte er sich verändert, Yvonne hatte bei einem ihrer Besuche in Göberitz mal bemerkt das er sich wohl ziemlich zurückgezogen hatte, seine Wohnung nur noch zum Arbeiten verließ. Das er jetzt hier war hieß vielleicht das er sich langsam wieder fing. Sie brachte ihm den Hot Dog an den Stehtisch und wandte sich dann wieder Richtung Tresen ab.
„ Frau Plenske?“ fragte er leise.
Sie drehte sich wieder zu ihm rum, „ Ja?“
„ Ist Jürgen da?“
„Nein tut mir Leid, der ist gerade zum Großmarkt gefahren.“ Sie glaubte das seine Schultern noch ein Stück mehr absackten wenn das denn noch ginge, „ Soll ich ihm etwas ausrichten?“
„ Nein, danke.“ Er schüttelte den Kopf und starrte das Hot Dog an.
„ Stimmt mit dem Hot Dog was nicht?“
„Was? Nein, alles bestens.“ Er biss ein kleines Stück ab, doch Helga konnte er dadurch nicht täuschen. Allerdings hakte sie nicht weiter nach, sie dachte sich ihren Teil. So wie er sich hier gehen ließ schien ihn Lisas Weggang doch sehr getroffen zu haben. Doch als sie zum Tresen zurückkehrte schüttelte sie den Kopf, wer wusste schon welcher Frau er nun wieder das Herz gebrochen hatte. Das war immerhin David Seidel und dessen Ruf war allseits bekannt.
Lustlos kaute dieser auf dem Stück Hot Dog, wo sollte er denn dann anfangen? Hier konnte er nicht bleiben und auf Jürgen warten. Er warf einen zehn Euro Schein auf den Tisch und verschwand mit den Worten, „ Stimmt so,“ aus dem Kiosk. Doch weit sollte er nicht kommen, denn kaum hatte sich die Türe hinter ihm geschlossen lief er auch schon fast Yvonne um. Diese sah ihn nur Kopfschüttelnd an, von Max war sie über David bestens Informiert und sah sofort was ihr Verlobter damit meinte das David völlig neben der Spur sei. Kurzerhand drückte sie ihm ihre Einkaufstüten in die Hand und grinste ihn Frech an.
„ Gut das ich dich treffe, Max findet ja ich darf nicht mehr so schwer tragen.“
Völlig perplex sah er sie an, doch dann hellte sich seine Miene ein wenig auf, vielleicht konnte er ja aus Yvonne etwas herauskriegen und somit trug er ihr natürlich die Einkaufstüten hoch in die Wohnung.
Nervös saß Lisa schließlich am Abend Sydney in einem doch noblen Restaurante gegenüber. Obwohl sie sich in ihren Sachen wohl fühlte, kam sie sich wieder einmal fehl am Platze vor. Sydney schien das zu bemerken, denn er lächelte sie an und griff über den Tisch nach ihrer Hand.
„Frau Plenske,“ er erhob sein Glas Champagner und wieder erinnerte er in jeder Bewegung an David, „ Lassen sie uns anstoßen. Auf sie!“ Sie stießen an danach beugte er sich über den Tisch und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Nenn mich doch bitte Sydney oder Syd.“
„Lisa,“ erwiderte sie völlig überrumpelt. Sie konnte sich nicht dazu durchringen den Blick von ihm abzuwenden, es war als würde sie von ihm magisch angezogen. Zum Glück brachte der Kellner ihnen nun das Essen sonst hätte sie ihn wohl noch weiter angestarrt. So konnte sie sich auf ihren Teller konzentrieren. Schweigend aßen sie, doch für Lisa verging die Zeit des Essens viel zu schnell und sie lief Gefahr sich wieder in seinem Anblick zu verlieren.
„Also Lisa,“ begann er die Konversation nachdem der Kellner abgeräumt hatte, „ Da wir ja nun auf dem Deutschen Markt Fuß gefasst haben ist es an der Zeit das wir unsere Zweigstellen ausweiten. Was hälst du von Berlin als weiteren Standort?“
Lisa verschluckte sich fast an ihrem Kaffee, wie kam er denn jetzt ausgerechnet auf Berlin?
„ Öhm, nun ja Berlin ist...also eigentlich...sitzt da nicht zu viel Konkurrenz?“
Sydney verzog keine Miene, er hatte mit so einer Reaktion gerechnet, dieser Seidel hatte ganze Arbeit geleistet wenn sie nicht nach Hause zurück wollte. Allerdings wusste er auch das bei Kerima neuerdings gar nichts mehr lief und die einzige Konkurrenz war Kerima mit Hugo Haas.
„ Nein, so viel Konkurrenz nun auch wieder nicht und wie heißt es so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn wir uns in Berlin durchsetzten dann schaffen wir es überall in Deutschland.“
„ Wenn du meinst, Berlin als Hauptstadt hat schon seinen Reiz für jede Firma. Sachlich gesehen wäre es nur logisch einen weiteren Standort entweder dort oder in München zu positionieren.“
„ Also wärst du dabei wenn ich den Schritt nach Berlin wage?“ er wusste das diese Frage sie jetzt wohl überfahren würde, aber er hatte beschlossen alles auf eine Karte zu setzten.
Lisa dachte sie hätte sich verhört, hatte er gerade gefragt ob sie mit ihm nach Berlin ging? Im ersten Moment wusste sie nicht was sie darauf antworten sollte, sie konnte nicht zurück. Die Gefahr war zu groß David über den Weg zu laufen und wieder gedemütigt zu werden. Da war er wieder in ihren Gedanken, David. Sie hatte es fast geschafft ihn zu vergessen und nun? Nun sah sie ihn vor sich sitzen, Sydneys Augen wurden braun und als er weitersprach stockte ihr fast der Atem. Mit einem Male überkamen sie alle Gefühle wieder, die Liebe, die sie für David empfand und die Demütigung die sie durch ihn erfahren hatte. Sie konnte einfach nicht zurück, es ging nicht, sie musste mit ihrer Vergangenheit endlich abschließen. Seine Augen wurden wieder blau und sie bemerkte das er sie fragend ansah. Er erwartete eine Antwort und wie sollte sie ihm ein Nein erklären? Professionell und Beruflich gesehen sprach alles für Berlin. Er schien ihr soweit zu vertrauen mit ihm zusammen einen neuen Standort aufzubauen, sollte sie sich dadurch nicht geehrt fühlen? Ihre Gedanken überschlugen sich, sie sah David und Syd nebeneinander, sie sah David hämisch grinsen und Syd wie er sie liebevoll ansah. Sie hatte keine Gefühle für Syd und sie war sich eigentlich sicher das er sie nicht ausnutzen würde. Sollte sie es wagen? So würde sie ihre Eltern wiedersehen und sie könnte bei Yvonne und dem Baby sein wenn diese sie brauchten. Wenn sie wirklich mit der Vergangenheit abschließen wollte durfte sie nicht länger davonlaufen.
„ Ja,“ antwortete sie deshalb, „ ja ich wäre dabei.“
Kapitel 3
„ Hast du noch mal was von ihr gehört?“ fragte David so leise nachdem er die Tüten in der WG abgestellt hatte, das Yvonne es kaum verstand. Diese hatte sich schon gedacht das sie um diese Frage nicht drum herum kommen würde. Es musste einen Grund gehabt haben warum er im Kiosk gewesen war. Vielleicht kam er ja endlich mal aus seiner Depression raus, vielleicht würde er versuchen Lisa zu finden. Doch Yvonne hatte sich vorgenommen dicht zu halten, immerhin hatte sie es Lisa versprochen. Sie würde ihm nicht sagen wo sie war, aber das sie mit ihr gesprochen hatte konnte sie ihm sagen, sie hoffte nur das ihn das dann nicht weiter in die Depression, die er hatte trieb.
„Ja, ich habe noch mal etwas von ihr gehört.“ Antwortete sie in neutralem Ton.
„Und...und wo ist sie?“ er erhoffte sich keine Antwort auf die Frage, selbst wenn Yvonne es wusste, sie würde es ihm bestimmt nicht sagen.
„ Das kann ich dir nicht sagen David, tut mir Leid.“
Er nickte nur, schloss die Augen und atmete tief durch. Er hatte es geahnt, alle wussten wo Lisa hin war, alle außer er selber und er würde es nie erfahren, denn das Lisa sich bei ihm melden würde war ausgeschlossen. Diese Hoffnung hatte er schon nach einem Monat aufgegeben. Er hielt sich nach halt suchend an der Spüle fest, es war umsonst, er konnte sich noch so sehr bemühen, wenn Lisa nicht wollte das er sie fand dann hatte er keine Chance. Er spürte, wie etwas in ihm zerbrach, dabei war er es doch selber Schuld. Sein Atem wurde unregelmäßig, er öffnete die Augen doch er sah nur verschwommen, Tränen verschleierten seine Sicht. Er sah Yvonne mit leeren Augen an, ihre hochschwangere Silhouette und plötzlich stand Lisa an ihrer Stelle. Zitternd machte er einen Schritt auf sie zu, der Schmerz wurde unerträglich als er kurz wieder klar sah und Yvonne erkannte, dann fiel er bewusstlos zu Boden.
Erschrocken sprang Yvonne zuerst einen Schritt zurück nur um dann sofort zu ihm zu eilen. So gut es mit ihrem Bauch ging hockte sie sich neben ihn, er schien sich bei dem Sturz nicht allzu schwer verletzt zu haben, Blut konnte sie zumindestens keines sehen. Was sollte sie denn nun tun? Den Rettungswagen rufen? Sie alleine bekäme ihn bestimmt nicht in eins der WG Betten. Doch die Rettung kam in Form von Hannah, die neue Entwürfe für B.Style entwickeln wollte, die Türe herein.
„Gut das du da bist, hilf mir mal bitte.“ Stand sie mühsam wieder auf.
Hannah runzelte die Stirn als sie ihre Freundin vom Boden hochkommen sah, „ Sag mal was machst du denn da unten? Du sollst doch nicht.....“ brach sie mitten im Satz ab, als sie David dort liegen sah. „ Oh mein Gott was ist denn passiert?“
„ Er hat nach Lisa gefragt, aber ich konnte ihm nichts sagen, wie du weißt haben wir ihr versprochen ihm nichts zu sagen, damit sie ein neues Leben beginnen kann. Damit sie von ihm loskommt und als ich ihm sagte das ich ihm seine Frage nicht beantworten kann da ist er bumms umgekippt.“
Besorgt blickte Hannah auf ihren Chef hinab, das ihn Lisas Weggang getroffen hatte war nun nicht mehr zu leugnen außer er wäre wegen etwas anderem Umgekippt. Nun hockte sie sich zu ihm und besah ihn sich genauer, dann blickte sie wieder zu Yvonne hoch.
„ Ruf Max an er soll Mittag machen und sofort her kommen. Alleine krieg ich ihn nicht hoch.“ Vorsichtig drehte sie ihn von der Seite auf den Rücken. Yvonne war schon am Telefon und wählte die Durchwahl ihres Verlobten.
Erstaunt sah Richard wie ein aufgebrachter Max aus seinem Büro stürmte und i, nächsten Aufzug verschwand. Kopfschüttelnd ging er zu Agnes an den Tresen um sich einen neuen Kaffee zu holen. Er würde sich hüten Max durch unbedachte Äußerungen zu verärgern wenn er zurückkam, denn auch Richard hatte inzwischen mitbekommen das sein Bruder zwar körperlich, aber nicht geistig anwesend war und die ganze Arbeit von Max übernommen wurde. Solange es der Firma nicht schadete würde er es so weiterlaufen lassen, obwohl so wie David sich im Moment gab war er als Geschäftsführer nicht tragbar und Richard hatte es satt die zweite Geige zu spielen. Auf der anderen Seite manövrierte David sich selber ins Aus und das sollte ihm nur Recht sein, so musste er sich nicht die Hände schmutzig machen. Mit einem Lächeln bestellte er den Kaffee.
„Meine Güte David!“ rief Max als er in die WG stürmte und seinen Freund am Boden sah. Yvonne und Hannah hatten ihm in der Zwischenzeit ein Kissen unter den Kopf gelegt und saßen bei ihm.
„ Er ist einfach so umgekippt.“ Sagte Yvonne und zuckte mit den Schultern.
Doch darauf reagierte Max gar nicht, er ging neben David in die Hocke und hob ihn in eine sitzende Position, dann schlug er ihn leicht ins Gesicht. „ David? Komm schon David wach auf!“ er griff ihm unter die Arme, so dass Hannah die Beine fassen konnte um ihn auf sein und Yvonnes Bett zu tragen.
Lisa ließ sich nachdem sie noch einige Details über den neuen Standort besprochen hatten von Sydney nach Hause fahren. Besser gesagt er bestand darauf, da er die Öffentlichen Verkehrsmittel um diese Uhrzeit nicht mehr für sicher hielt. Vor ihrer Wohnung verabschiedete sie sich von ihm, wobei er ihr einen Gute Nacht Kuss auf die Stirn gab.
„ Du bist eine außergewöhnliche Frau Lisa Plenske.“ Hatte er dabei gemurmelt und sie danach angelächelt. Hätte sie sich nicht schon am Türgriff festgehalten, sie hätte danach greifen müssen. Sydney begann so langsam die gleiche Wirkung auf sie zu haben wie David. Als sie zur Türe hineingeschlüpft war schüttelte sie den Kopf, David, wer war schon David? Und vor allem wer brauchte schon einen David Seidel? Sie zumindestens nicht. Obwohl sie Müde war griff sie sich das Telefon und ging damit hinaus auf die Dachterrasse ihres Appartements. Die Nacht war einfach zu schön, die Sterne funkelten am Wolkenlosen Himmel und ein lauer Wind wehte in dieser Mainacht. Sie legte das Telefon auf den kleinen Beistelltisch neben ihrem Relaxstuhl und holte sich dann von drinnen noch eine Flasche Mineralwasser und eine leichte Wolldecke. Bevor sie Yvonnes Nummer wählte ließ sie den Blick auf die Sterne gewandt den Abend und die daraus resultierenden Ergebnisse Revue passieren. Sie würde nach Berlin zurückkehren, Syd wollte das sie ihm half eine neue Zweigstelle zu eröffnen, das war eine große Aufgabe, die da auf sie zukam und Überstunden waren Vorprogrammiert. Dann wieder bei ihren Eltern einzuziehen wäre wohl keine Gute Idee, sie kannte die Verbindung Berlin-Göberitz zu gut um zu wissen das ihr dann wieder einige Nächte im Büro bevorstanden und woher sollte sie wissen ob Syd in dieser Beziehung wie David war und auch andauernd Nächte im Büro verbrachte? Zudem wusste sie nicht wo genau in Berlin sich die neuen Büroräume befinden würden, wenn sie Pech hatte dann war Jürgens Kiosk für eine Mittagspause unerreichbar und fiel somit auch als eventuelle Übernachtungsmöglichkeit aus, zudem sie dort Gefahr lief auf David zu treffen etwas, was sie doch lieber vermeiden wollte. Das hieße dann das sie sich in Berlin eine Wohnung nehmen würde, denn zu alledem hatte sie sich daran gewöhnt nicht mehr bei ihren Eltern zu wohnen und dann plötzlich wieder zurück ins Nest zu gehen wo man sich doch nur Sorgen machen würde? Nein das wollte sie nicht, Yvonne und Hannah würden ihr bestimmt helfen eine passende Wohnung zu finden oder sie konnte bei Hannah unterkommen. Yvonne und Max würden doch Mitte Juni in ihre eigene Eigentumswohnung ziehen. Das war doch die Idee, schnell griff sie nach dem Telefon und wählte die ihr nur allzu bekannte Berliner Nummer.
Nur ungern hatte Max David, der gerade wieder aufgewacht war, wieder alleine gelassen, doch er musste zurück zu Kerima wenn Richard keinen Verdacht schöpfen sollte, er würde einfach sagen es wäre etwas mit Yvonne gewesen, als werdender Vater hatte er im Moment was Notfälle seiner Frau anging freie Hand. Jetzt schloss er endlich wieder die Türe zur WG auf, in der Hoffnung das David noch da war.Die Räume lagen in einem Halbdunkel und er sah eine Gestalt auf dem Sofa sitzen und aus dem Fenster starren. Das konnte nur David sein, langsam ging er auf ihn zu als das Telefon zu klingeln begann. Da er genau daneben stand nahm er den Höhrer hoch, die Nummer war ihm bekannt es war Lisa. Schnell hob er ab bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete und David ihre Stimme hörte.
„ Ja bitte?“ fragte er.
„ Hallo Max, Lisa hier,“ sprudelte diese auch sofort drauf los, „ Sind Yvonne und Hannah da? Ich habe gute Neuigkeiten, mach doch den Lautsprecher an.“
„ Ah hallo Frau Kuballa,“ erwiderte er wobei er den Namen Kuballa besonders betonte um Lisa klar zu machen das er nicht auf Lautsprecher schalten konnte da David da war. „ Ja Yvonne ist hier einen Moment bitte.“ Da er sie aber nirgends entdecken konnte wandte er sich Notgedrungen an David. „ Wo ist Yvonne?“ fragte er und berührte ihn leicht an der Schulter.
„Im Bad,“ kam die leise Antwort.
Lisa dachte sich verhört zu haben, warum nannte Max sie Frau Kuballa? Sie verstand nur Bahnhof bis sie eine weitere Stimme im Hintergrund vernahm. David.
Kapitel 4
Seit wann war David bei Yvonne in der WG? Bis jetzt war sie sich ziemlich sicher gewesen das sie dort unbeschwert anrufen konnte ohne das Gefahr bestand das ihre Freundin nicht frei Reden konnte. Bei Jürgen im Kiosk sah das ja anders aus, da konnte ja Gott und die Welt daneben stehen. Sie hörte wie Max anscheinend mit dem Telefon durch die Wohnung ging, dann ein klopfen.
„Yvonne?! Telefon für dich, Schatz!“ rief er dann.
„Wer ist es denn?“ kam es gedämpft durch die verschlossene Türe zurück.
„ Deine Mutter,“ erwiderte Max, wobei er Mutter wieder anders betonte als normal, doch David schien das nicht aufzufallen, er starrte schon wieder aus dem Fenster.
Er hörte das klicken als die Türe aufgeschlossen wurde und Yvonne mit Bademantel und Handtuchturban vor ihm stand.
„ Meine Mutter?! Und dafür holst du mich aus der Dusche?“
„Ja,“ drückte er ihr den Hörer in die Hand und formte dann das Wort Lisa mit den Lippen. Yvonnes Gesicht hellte sich auf und sie riss ihm fast den Hörer aus der Hand. Mit einem knall flog die Badezimmertüre wieder zu.
„ Hallo Mama,“ sagte Yvonne nur zur Sicherheit und fing dann an zu Lachen, „ Hey Lisa was gibt es?“
Derweil setzte Max sich zu seinem Besten Freund, das dieser wieder einmal nicht reagierte trieb nur noch mehr Sorgenfalten auf seine Stirn.
„ Wieder alles in Ordnung?“ begann er mit seinen Nachforschungen.
„ Ja mir geht´s wieder bestens.“ Immer noch sah David ihn nicht an, starrte hinaus in die Nacht.
„ Alles bestens nennst du das? Weißt du was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe? Wie ist das denn überhaupt passiert?“
„Nichts ist passiert, ich...ich...ach vergiss es...es ist nichts passiert das war nur...nur...ich hatte nichts gegessen....“ er stand auf und kramte unter dem Sofa nach seinen Schuhen.
„ Es ist wegen Lisa stimmt´s?“
Mitten in der Bewegung hielt David inne und hob langsam den Kopf um seinem besten Freund in die Augen sehen zu können. „ Du hast keine Ahnung Max!“ wurde seine Stimme mit jedem Wort lauter, jedoch auch brüchiger. „ Du hast keine Ahnung durch was für eine Hölle ich seit Monaten gehe! Ich liebe sie verdammt noch mal!“
„ Dann kämpfe um deine Liebe anstatt hier Trübsal zu blasen! Das habe ich dir heute schon einmal gesagt.“ Wurde nun auch Max laut.
„ Warum denkst du bin ich hier?“
„ Wir können dir nicht helfen David, wenn du sie wirklich liebst dann findest du sie auch alleine.“ Max wusste diese Worte waren hart, aber er kannte ihren Aufenthaltsort nicht und die anderen würden nun mal schweigen wie ein Grab.
„ Yvonne du wirst nicht glauben was passiert ist!“ begann Lisa sofort nachdem sie Yvonnes Stimme am Apparat vernahm, „ Ich soll zusammen mit dem Inhaber einen neuen Standort aufbauen, in Berlin Yvonne!“
„Wouah immer langsam, neuer Standort? In Berlin? Heißt das, das du zurückkommst?“
„ Ja genau, also wir eröffnen eine neue Zweigstelle in Berlin und ich soll jetzt dort Geschäftsführerin werden, deshalb rufe ich ja auch an. Ich brauche eine Wohnung.“
„Eine Wohnung? Und was ist mit deinen Eltern?“
„ Ach Yvonne, ich vermisse sie zwar, aber wieder zu Hause einziehen. Was soll Sydney denn dann von mir denken? Ich dachte, also du und Max ihr zieht doch in diese Eigentumswohnung und da wird doch dann das Zimmer in der WG frei und na ja ich dachte ich frage euch mal ob ich dann nicht vielleicht.....“
„ Du willst hier einziehen? Das is ja ne super Idee, du da fragen wir am besten direkt mal Hannah.“ Sie schlüpfte in ihre Flip Flops, schloss die Türe auf und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen als sie den Streit zwischen David und Max bemerkte. „ Ähm ich glaube Hannah ist nicht da.“ Sagte sie in den Hörer bevor sie die Türe wieder schloss.
„ Was macht David eigentlich bei euch?“ fragte Lisa nun doch neugierig.
„ Willst du das wirklich wissen?“ seufzte Yvonne, langsam bekam sie Kopfschmerzen von der ganzen Situation.
„ Ja ich habe beschlossen, da ich nun zurückkomme muss ich mich meiner Vergangenheit stellen, das heißt auch David.“
„ Moment mal du willst dich David stellen? Dann kann ich ihm ja auch das Telefon geben.“
„Nein! So meinte ich das nicht. Es ist nur so das...das ich...also hat er nach mir gefragt?“
„ Nach dir gefragt? Das willst du jetzt nicht wissen!“ gab Yvonne entrüstet zurück.
„Doch, hat er nun?“
„ Sorry Lisa aber das kann ich dir nicht sagen, das wäre nicht Fair.“
„ Wie nicht Fair? Warum wäre das nicht Fair?“
„ Weil es so ist, ich nehme an ich darf ihm auch nicht sagen das du wieder zurück kommst?“
„Nein, es reicht mir wenn ich ihn eventuell per Zufall auf der Straße sehe.“
„Gut dann sorry aber ich kann dir nicht sagen ob er nach dir gefragt hat.“ wurde Yvonnes Ton etwas härter, „ Ich werde mal sehen bn Hannah da ist.“ Sie öffnete die Türe wieder.
David und Max standen sich gegenüber, beide atmeten schwer und funkelten sich an. In Davids Augen glitzerten die Tränen, er hörte die Türe zum Badezimmer aufgehen und sah Yvonne in Bademantel, Handtuchturban und Flip Flops im Rahmen stehen. Er wusste sie telefonierte mit Lisa sonst hätte Max eben den Namen seiner zukünftigen Schwiegermutter nicht so betont. Auch Hannah war von dem Streit der beiden Männer aus ihrem Zimmer gelockt worden, sie warf fragende Blicke zu ihrer Mitbewohnerin hinüber. Doch diese zuckte nur mit den Schultern und hielt dann das Telefon hoch, wobei Hannah sah das die Sprechmuschel abgedeckt war.
„Ihr...ihr könnt mich alle mal.“ Brachte David hervor bevor ihm die Tränen über die Wange rannen und er fluchtartig die WG verließ.
„ David!“ rannte Max sofort hinterher, „ David jetzt warte doch!“
Yvonne und Hannah setzten sich nun an den Esstisch und starrten auf die immer noch offen stehende Wohnungstüre. Hannah fing sich als erste und deutete auf den Hörer.
„ Ist das Lisa?“
„ Was? Oh ja das ist Lisa, warte ich mach mal den Lautsprecher an.“
„Hallo?! Yvonne?! Bist du noch da? Was zum Teufel ist denn bei euch los?“ tönte da auch schon Lisas Stimme aus dem Hörer.
„ Hallo Lisa, ja wir sind noch da.“ Übernahm nun Hannah das Gespräch während Yvonne die Türe schloss.
„ Oh hey Hannah, hast du schon einen Nachmieter für Yvonne gefunden?“
„Öhm nee ehrlich gesagt hab ich auch noch nicht gesucht.“
„ Gut, ich brauche nämlich eine Wohnung oder ein Zimmer.“
„Zimmer? Hier? Heißt das...?“
„ Ja genau ich komme zurück, ich werde zusammen mit meinem Chef Sydney unsere neue Zweigstelle in Berlin aufbauen.“
„Sydney? Du meinst doch nicht Sydney London?“
„ Doch genau den meine ich.“
„ Wow, also ähm ja sicher kannst du das Zimmer haben sobald Yvonne und Max ausgezogen sind.“
„Echt? Super Hannah, ich freu mich schon so wieder zurück zu kommen. Ich melde mich morgen noch mal dann weiß ich mehr Details. Bis dann!“
„ Ja bis dann.“ Schaffte diese es gerade noch zusagen, da hatte Lisa schon aufgelegt. Hannah schüttelte nur den Kopf während Yvonne sich wütend schnaubend wieder zu ihr setzte.
Lisa hingegen ließ ihren Blick wieder zu den Sternen Hochwandern, sie dachte über das Telefonat nach. Was hatte David denn bei Yvonne und Hannah in der WG gemacht? Obwohl Max war ja schließlich auch da, und sie konnte ihm wohl schlecht verbieten bei seinem besten Freund zu sein. `Was auch immer´, sagte sie zu sich selbst und zuckte mir den Schultern, `David Seidel interessiert mich nicht mehr´ und doch hatte sie einen leichten Stich verspürt als sie seine Tränenerstickte Stimme dumpf durch den abgedeckten Hörer gehört hatte. So schnell wie sie gekommen waren schob sie die Gedanken an David beiseite. Da dachte sie doch lieber an Syd, er war ihm so ähnlich und doch war er anders. Sie konnte das nicht beschreiben, aber sie spürte das Syd und sie etwas verband, anders als damals zwischen David und ihr. Es war als wäre Syd das lange verschollene Gegenstück zu ihr, aber dachte sie das von David nicht auch? Ja allerdings war sie in David unsterblich verliebt gewesen, das war bei Syd schon anders. Sie liebte Syd nicht, er war nur ein Freund, wenn sie denn schon so weit waren. Auf der anderen Seite hatte er ihr das du angeboten. Sie sah Sydneys Gesicht vor ihrem inneren Auge, sie hörte Davids Stimme. „Ihr könnt mich alle mal!“
Sie schreckte aus dem Dämmerschlaf hoch in den sie nach dem Telefonat über ihre Gedanken gefallen war. Waren das wirklich Davids Worte gewesen? Aber seine Stimme hatte doch so voller Tränen geklungen, warum? Das letzte mal hatte sie ihn weinen sehen nach der Trennung von Mariella und das war gleichzeitig auch das erste mal gewesen. Auch wenn er ein emotionaler Typ war, er zeigte seine Gefühle normalerweise nicht jedem, sondern nur einem kleinen ausgewähltem Kreis. Sie wusste das wenn er sie offen zeigte dann war er vollkommen aus der Bahn geworfen worden. War das jetzt wieder der Fall? Doch was sollte ihn dermaßen neben die Spur bringen? Ihr Weggang bestimmt nicht, der war ja nun schon fast 4 Monate her. Sie beschloss wieder hineinzugehen, langsam zogen ein paar Wolken auf und es wurde frischer.
David hingegen lief durch das Regnerische Berlin, er wusste das Max ihm folgte doch es war ihm egal. Alles war ihm egal, Max und die anderen konnten ihm gestohlen bleiben. Zitternd schloss er die Haustür seines Wohnblocks auf, er schaffte es nicht die Türe wieder zu schließen bevor Max einen Fuß dazwischen hatte. Wütend drehte er sich um und ging einfach weiter, die Treppen hoch bis unter das Dach zu seiner Wohnung, er hatte keine Lust sich auch noch einen Aufzug mit seinem ehemals besten Freund zu teilen. Er schloss seine Wohnung auf und wartete bis Max eingetreten war, er würde ihn ja doch nicht los werden.
Kapitel 5
Auch in der Wohnung verfolgte Max seinen Freund auf Schritt und Tritt, doch diesem schien es egal zu sein. Nachdem er die Wohnung betreten hatte war David zuerst in die Küche gegangen, dort hatte er sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und sich dann im Wohnzimmer auf die Couch gesetzt. Gesprochen hatte er seitdem kein Wort mehr, er starrte einfach nur auf den Fernseher den er eingeschaltet hatte, Max sah das er sich nicht auf das Programm konzentrierte. Allerdings musste David auf ihn zukommen, er hatte weiß Gott genug versuche unternommen um ihn abzulenken, ihn auf andere Gedanken zu bringen und als das nicht klappte hatte er versucht mit ihm über die Situation zu reden, doch David blockte immer wieder ab.
„ Habe ich mich eben nicht klar genug ausgedrückt?“ fragte David plötzlich und sah Max direkt in die Augen.
„ Anscheinend nicht,“ gab Max zurück, „ Versteh doch einfach das ich mir Sorgen um dich mache.“
„ Ich brauche dein Mitleid nicht Max, ich brauche euer aller geheucheltes Mitleid nicht! Ihr habt Kontakt zu ihr, ihr wisst wo sie ist. Mit euch redet sie und ihr habt mir nichts gesagt, ihr wusstet das ich durch die Hölle ging mit jedem weiterem Tag an dem ich nichts von ihr hörte, an dem ihr angeblich nichts von ihr gehört habt. Ihr hättet mir ja wenigstens sagen können das es ihr gut geht!“
„ David, ich weiß wirklich nicht wo sie ist, du weißt ich hätte es dir gesagt oder dir einen Hinweis gegeben. Und die Anderen, sie haben Lisa versprochen nichts zu sagen...“
„ Einen Scheißdreck hättest du getan!“ brauste David erneut auf, Max erkannte das es nun keinen Sinn hatte vernünftig mit ihm zu reden. Er schüttelte den Kopf und stand dann auf, was David jetzt auch immer tun würde, er war alt genug um die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen.
„ So hätte ich das? Wenn das so ist dann gehe ich besser. Du kannst dich ja melden wenn du wieder einen klaren Kopf hast.“ Stand er auf und verließ die Wohnung noch bevor David reagieren konnte.
„ Geh nur!“ schrie dieser ihm hinterher, „ Geh und lass mich einfach in Ruhe! Lasst mich einfach alle in Ruhe.“ Sank er auf das Sofa zurück, noch nie in seinem Leben war er sich so einsam vorgekommen, ohne Freunde, ohne Familie, ohne Halt. Er begann zu ahnen wie Richard sich sein ganzes Leben lang gefühlt haben musste, wie es war wenn man einfach abgestempelt wurde als nicht vertrauenswürdig. Vielleicht war es an der Zeit endlich noch einmal auf seinen Bruder zu zu gehen, was konnte schon passieren? Außer das er ihr rausschmiss? Mit einem großen Schluck trank er die Bierflasche leer, schnappte sich seine Schlüssel und machte sich auf den Weg.
Yvonne und Hannah hingegen diskutierten bei Max Rückkehr über Lisas Verhalten. Yvonne fand es nicht Fair das sie David im dunkeln tappen lassen sollten, aber Lisa immer schön die Informationen gaben, die sie haben wollte. Hannah sah das etwas anders und meinte David hätte es nicht anders verdient so wie er Lisa behandelt hätte.
„ Also das Lisa da endlich mal nen Schlussstrich gezogen hatte fand ich ja auch gut, aber das jetzt geht zu weit. Ich kann verstehen wenn sie nicht mit ihm reden will, aber ich werde nicht mehr für sie Lügen.“
„ Yvonne, du kennst doch Lisa wenn es um David geht. Er wird sie finden, er wird sie umschmeicheln und schwups hat er sie wieder da wo er sie haben will. Ich finde es gut das sie ihn jetzt dermaßen hängen lässt.“
„ Ja, am Anfang fand ich das ja auch, aber Hannah du hast ihn doch gesehen. Er ist uns sogar Umgekippt!“ begann sie wild mit den Armen zu Gestikulieren, „ Es reicht, ich werde sie nicht mehr decken. So etwas hat selbst David nicht verdient.“
„So hat er das nicht? Ich erinner dich mal daran warum Lisa gegangen ist.“ Begann Hannah, die Geschichte von Lisas Demütigung zu erzählen.
Sabrina staunte nicht schlecht als sie sah wer da vor der Türe stand, das David hier auftauchte war äußerst selten. Nein es war noch nie vorgekommen, völlig perplex ließ sie ihn eintreten.
„Richard ist im Wohnzimmer.“ Stotterte sie als er sich ohne ein Wort zu sagen an ihr vorbei drängte, ob sie da wohl wieder einen Fehler begangen hatte? So wie damals wo Sophie sich an ihr vorbeidrängte als Richard noch zum Jahresabschluss bei Kerima war? Leise schlich sie zurück, doch mit der sich ihr bietenden Szene hätte sie nie gerechnet.
David saß neben Richard auf der Couch, dieser hatte einen Arm um seinen Bruder gelegt und sie redeten, normal vernünftig, ohne Streit, ohne Laut zu werden. Gerade als sie sich leise in die Küche schleichen wollte sah Richard auf.
„ Bring uns einen Kaffee.“ Sagte er, sein Ton war freundlich, doch in seinen Augen sah sie das er sich nicht verändert hatte.
„ Ja sofort.“ Murmelte sie.
Richard hingegen wandte sich wieder seinem kleinen Bruder zu, das dieser zu ihm kam bedeutete das er wirklich verzweifelt sein musste. Zuerst hatte er seine Chance gesehen David dazu zu überreden das er ihm einen Teil seiner Anteile verkaufte, doch das war gar nicht nötig.
„ Und ich kann dich wirklich alleine lassen?“ fragte dieser.
„ Ja kannst du, im Moment läuft es doch auch.“
„ Im Moment macht Max alles, ich habe seit Lisa weg ist nicht mehr wirklich gearbeitet.“
Richard zog eine Braue hoch, seit drei Monaten badete Max das aus was David verbockte. Das rückte den Personalchef ja in ein ganz anderes Licht.
„ Warum bist du nicht schon früher gekommen und hast dir eine Auszeit genommen? Ich meine, warum quälst du dich selber indem du versucht hast einfach weiter zu machen?“
„ Ich habe jeden Tag gehofft das der Aufzug aufging und sie hinaustreten würde, ich wollte doch nur alles aufklären, es war doch gar nicht so gemeint. Ich bin so ein Idiot.“ Er schüttelte mit dem Kopf, als könnte er so die Tränen die wieder hochstiegen abschütteln, „ Wenn sie mir doch nur eine Chance gegeben hätte es zu erklären, nur eine einzige, aber sie ist einfach so gegangen. Einfach so und alle wissen sie wohin, alle und...und...“ er brach ab, es war doch verrückt, da saß er nun bei seinem verhassten großen Halbbruder und heulte sich aus. Was machte er hier? Aber Richard hörte ihm komischerweise zu, er hatte ihn noch kein mal unterbrochen, keinen abfälligen Kommentar, kein abfälliger Blick.
Sabrina kam gerade mit dem Kaffee aus der Küche, trotz des alles sagenden Blickes von Richard setzte sie sich in den Sessel.
„ Warum sagt mir denn keiner wo sie ist? Warum?“
„ Na die Planschke will doch nicht das sie es dir sagen.“ Mischte sich nun Sabrina mit ein, wofür sie sich einen bitterbösen Blick von Richard einfing. David sagte gar nichts dazu, was für Richard kein gutes Zeichen war. Sein Bruder war gerade dabei sich selber zu verlieren, auch wenn Richard es nie zugeben würde, er war froh das er in Friedrich Seidel einen neuen Vater und mit ihm eine neue Familie gefunden zu haben. Immer nur alleine und der Böse sein war auf Dauer ziemlich zermürbend. Nach Außen war er allerdings noch nicht wirklich bereit das zu zu geben.
„ Schön das du das weißt!“ fauchte er sie deswegen an, „ Dann könntest du ja versuchen etwas rauszufinden!“
„ Wie jetzt?“
„ Nein Morgen, natürlich jetzt!“
„ Schon gut, schon gut. Sagt doch wenn ihr alleine sein wollt.“ Stand sie auf und verließ die Wohnung.
„ Meinst du sie kann wirklich etwas rausfinden?“ kam es leise von David.
„ Sie ist immerhin noch mit Mariella befreundet und Mariella hat Kontakt zu der Azubine wegen B.Style. Und wenn Sabrina sich nicht vollkommen bescheuert anstellt dann müsste sie etwas rauskriegen.“
Erneut schwiegen sie, wenn sie jemand gesehen hätte, er oder sie hätte sich verwundert gefragt ob man den Träumte, fehlte nur noch Friedrich in der Mitte und das Familienbild wäre perfekt.
Lisa hingegen traf sich von nun an Täglich mit Sydney, sie hatten so viel zu planen und zu besprechen, das sie oft bis spät in die Nacht im Büro saßen. Jedes mal hatte er sie nach Hause gefahren, dabei musste er eigentlich in die komplett entgegengesetzte Richtung. Oft saßen sie dann noch eine Weile zusammen in seinem Wagen und redeten über Berlin bevor sie Ausstieg. So wie heute, in drei Wochen würde sie wieder zurück sein, auch wenn Yvonne und Max erst in 6 Wochen aus der WG ausziehen würden, das machte nichts. Drei Wochen konnte sie zur Not auch bei ihren Eltern unterkommen. Wie jede Nacht standen sie mit seinem BMW vor ihrer Türe, wie jeden Abend unterhielten sie sich über Berlin und doch war heute etwas anders, seine Augen schiene richtiggehend mit den Sternen um die Wette zu leuchten. Sie wurde von ihnen magisch angezogen, so etwas hatte sie noch nie erlebt, noch nicht einmal bei David. Wie von Geisterhand näherte sie sich seinem Gesicht und als ihre Lippen zart aufeinander stießen glaubte sie eine Sternschnuppe am Himmel zu erkennen. Leicht fordernd bahnte sich seine Zunge ihren Weg durch ihre Lippen hindurch, nur allzu bereitwillig öffnete sie sie ein Stück weiter und wagte dann auch ihrerseits einen Vorstoß. Plötzlich spürte sie seine Hand in ihrem Nacken, sie öffnete die Augen, keine Sekunde hatte sie bei dem Kuss an David gedacht. Früher hätte sie so etwas nur getan damit Davids Augen für sie Leuchteten, sie hatte gelitten, gekämpft und Kompromisse geschlossen. Wie oft hatte sie an ihrem Fenster gesessen und zu den Sternen hochgeschaut, sie angefleht das sie ihr ihre Fragen beantworteten, die sie sonst wieder die ganze Nacht verfolgen würden? Nie hatte sie die Antwort bekommen, dabei wäre sie beruhigt gewesen, ja sie wäre gerettet gewesen wenn er gesehen hätte das er sie nur im Arm hätte halten müssen. Doch das war vorbei, Vergangenheit mit der sie abschließen musste und somit nahm sie Sydney mit hoch in ihre Wohnung um David Seidel endgültig aus ihrem Leben zu streichen um die Erinnerungen an ihn auszuradieren, wegspülen, als wäre er nie in ihr Leben getreten.
Kapitel 6
David und Richard saßen noch eine ganze Weile so da, sagten nichts, hingen ihren Gedanken nach. Bis Richard wieder das Wort ergriff. Es wunderte ihn schon das sein Bruder wegen der Plenske in dieser desolaten Verfassung war, so schlimm war es ja noch nicht mal bei der Trennung von Mariella gewesen und die beiden waren immerhin 15 Jahre zusammen gewesen.
„ Es liegt dir wirklich viel an ihr?“ begann er sich vorsichtig voranzutasten.
„Ja, sehr viel sogar. Sie...sie ist...sie war...mein Stützpfeiler...sie war immer für mich da....und....und...das obwohl ich sie am Anfang so....so mies behandelt habe....“
„Nun ja, sie war am Anfang aber auch, wie soll ich sagen ein Trampel.“
„Nein, nein das war sie nicht...sie...sie war nur nervös...hinter der Fassade steckte... steckte der liebevollste, fürsorglichste Mensch den ich kenne.“
„ Ich würde sagen dich hat es voll erwischt David kann das sein?“
„Ja, ja so ist es. Ich liebe sie Richard.“ Er schüttelte den Kopf, „ Ich liebe sie verdammt noch mal. Und ich weiß das...das sie mich immer geliebt hat...ich weiß es und doch...habe ich sie vertrieben. Ich bin schuld das sie gegangen ist. Ich dachte ich hätte keine Zeit für irgendwelche Ablenkungen, für eine dauerhafte Beziehung. Ich wollte mich den Gefühlen nicht hingeben, die sie in mir weckte. Was wäre gewesen, wenn wir uns darauf eingelassen hätten und es dann aus irgendeinem Grund nicht funktioniert hätte? Wir waren doch so verschieden, also zwang ich mich zu glauben , das diese Gefühle gar nicht vorhanden waren. Und das gelang mir so gut, dass ich nicht nur mich selbst überzeugte, sondern auch die Frau, die mich besser als sonst wer kennt.“ Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, was machte er hier? Warum sagte er das ausgerechnet seinem verhassten Bruder? Obwohl verhasst? Hasste er ihn wirklich? Nein, es war mehr eine Rivalität gewesen, die zwischen ihnen stand, doch nun war dem nicht mehr so. Er wusste nicht warum, er wusste nur das er es nicht mehr spürte, diese alte Abneigung, sie war nicht mehr da.
Richard schwieg erst mal, das David so offen sein würde hätte er nicht gedacht. Eigentlich hatte er damit gerechnet das dieser wütend aufsprang und ihm sagte das ihn das nichts anginge. Nun war er wohl dran, seinen Teil zur Knüpfung des Geschwisterlichen Bandes beizutragen.
„ Im uns einzureden da wäre nichts sind wir wohl beide Meister.“
„ Wie meinst du das?“ sah David ihn neugierig an.
„ Sabrina, ich...ich empfinde wirklich etwas für sie und doch kann ich es ihr nicht zeigen. Sie war immer da, sie hielt immer zu mir, half mir bei meinen Intrigen und ich habe sie behandelt als wäre sie meine Nutte. Ich habe sie bezahlt dafür das sie bei mir war, dabei hätte sie es wohl auch so getan. Und nun? Nun ist sie schwanger und ich weiß das es nicht von mir ist.“
„Nicht von dir? Aber....“ Richard schnitt ihm das Wort ab indem er aufstand und zu seinem Schreibtisch hinüber ging, dort öffnete er die unterste Schublade und zog ein Dokument daraus hervor was er David reichte. Dieser besah es sich und sah dann erstaunt auf, „ Du kannst keine....“
„Kinder zeugen, so sieht es wohl aus.“ Seufzte dieser und setzte sich wieder auf das Sofa.
David schluckte, dagegen waren seine Probleme ja nichts und er saß hier rum als würde die Welt untergehen. „ Das, das tut mir Leid.“ Brachte er hervor.
„ Muss es nicht, ich wollte nie Kinder. Nur Sabrina hat mich mit der Schwangerschaft überfahren und ja ich dachte wirklich es wäre von mir, dann bekam ich raus sie war gar nicht schwanger, sie wollte mich so nur binden doch da wusste Friedrich es schon, so nahm die Geschichte ihren Lauf, ich habe diesen test gemacht und plötzlich war sie doch schwanger. Es kann nicht von mir sein, aber ich lass sie mal in dem Glauben das ich nicht weiß das dem nicht so ist.“
„ Aber warum? Ich meine, warum lässt du sie in dem Glauben und Vater?“
„ Weil ich sie nicht verlieren will, weder Sabrina noch Friedrich. Ich habe endlich eine Familie gefunden und ich möchte das nicht wieder verlieren.“
Ein Lächeln schlich auf Davids trauriges Gesicht, „ Ich hätte nie gedacht das du mal zum Familienmenschen mutierst.“
„ Und ich hätte nie gedacht das du mal wegen einer Frau vollkommen neben der Spur bist.“ Lachte nun auch Richard.
Das klacken des Türschlosses ließ sie etwas auseinander fahren und die Lächeln auf ihren Gesichtern erfrieren Sabrina war zurück und das nicht alleine. Nach ihr betrat nun auch Mariella das Wohnzimmer.
„ Hallo, Richard, hallo David.“ grüßte sie ihren Bruder und ihren Ex.
„Mariella.“ Sagten sie beide gleichzeitig erstaunt.
„Ich habe Neuigkeiten David,“ begann sie und setzte sich in den Sessel während Sabrina neben Richard auf dem Sofa Platz nahm, „ Ich habe mit Yvonne geredet und es ist an der Zeit das du die Wahrheit erfährst. Lisa ist in Düsseldorf, sie hat einen neuen Job, bei London Exclusiv.“
„London Exclusiv?! Sie ist bei London Exclusiv!!!“ platzte es aus beiden gleichzeitig heraus.
„ Beruhigt euch, es kommt noch besser. Sie kommt zurück nach Berlin, warum weiß ich nicht.“
„Sie...sie kommt zurück?“ fragte David ungläubig.
„Ja, aber David mach dir jetzt bitte keine Hoffnungen. Sie hat gesagt sie möchte dich weder sehen noch mit dir reden.“ Sie seufzte kurz, „ Gib ihr einfach Zeit, das sie zurück kommt ist doch schon ein gutes Zeichen.“
„ Warum? Warum erzählt ihr mir das?“ seine Stimme war brüchig.
„ Weil es so nicht mehr weiter geht David. Es ist nicht fair dich weiter im dunkeln tappen zu lassen, nicht wenn sie nach dir fragt....“
„ Sie hat nach mir gefragt?“ hoffung schwang in seiner Stimme mit.
„ Ja, aber wir haben ihr nichts gesagt. Immerhin durften wir dir auch nichts sagen. Sie hat mit der Sache abgeschlossen David, tue du es auch.“
Er antwortete nicht mehr, starrte auf einen Punkt an der Decke, sie würde zurück kommen, war das nicht ein gutes Zeichen? Hieß das nicht sie käme auch zu ihm zurück? Nein, Mariellas Worte waren eindeutig, Lisa hatte mit ihm abgeschlossen, einfach so ohne das er es erklären konnte. Er blendete die Umgebung um sich herum aus, er konnte und wollte nicht glauben das sie nichts mehr für ihn empfand. Sie konnte doch nicht einfach so ihre Gefühle für ihn abschalten oder? Hatte er wirklich mit dieser einen Aktion ihre Gefühle gelöscht? Für immer? Wieder spürte er diesen Schmerz, es war einfach unerträglich.
Richard bemerkte das er in seine eigene Welt abgetaucht war, wieder einmal. So musste er schon die letzten vier Monate gelebt haben, in sich gekehrt, vollkommen abgeschottet von der Außenwelt. Er begleitete Mariella zur Türe, bedankte sich bei ihr und versprach ihr gut auf David aufzupassen. Sie wunderte sich das die zwei ungleichen Brüder sich noch nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen waren, es gab also doch noch Wunder.
Als er zurück ins Wohnzimmer kam hatte Sabrina sich schon ins Schlafzimmer zurück gezogen, David saß immer noch abwesend auf der Couch, er berührte ihn an der Schulter, woraufhin er aufsah.
„ Du kannst heute Nacht hier bleiben. Ich hole dir was zum Anziehen und eine Decke.“ Als Antwort bekam er nur ein schwaches Nicken. David wusste er würde diese Nacht keinen Schlaf finden.
Kapitel 7
Als Lisa erwachte wusste sie im ersten Moment nicht wo sie sich befand, sie blinzelte und die Erinnerungen kamen wieder. Sie befand sich auf ihrer Dachterrasse, neben ihr lag Sydney. Sie hatten noch eine Weile auf den Zwei Liegestühlen gesessen und geredet, über Berlin und auch über Göberitz, darüber das Lisa nicht wieder bei ihren Eltern einziehen wollte. Irgendwann hatten sie es sich mit einigen Decken auf den noch von der Sonne warmen Fliesen gemütlich gemacht und die Sterne beobachtet und dann....dann war es passiert. Zufällig hatten sich ihre Hände berührt, er hatte sie mit seinen blauen Augen angesehen und sie war in seinem Blick ertrunken. Ohne nachzudenken hatte sie sich ihm daraufhin ergeben, sie konnte auch jetzt noch seine zarten, sanften Berührungen auf ihrer Haut fühlen. Seine Lippen, die über ihren Nacken strichen, sich ihren Weg hinunter bahnten. Seine Hände, die langsam ihre Bluse aufknöpften. Ein lauer Windhauch streifte ihre nackten Schultern, sie erzitterte leicht. Was danach geschehen war konnte sie immer noch nicht begreifen. So etwas hatte sie noch nie gespürt, es war als wären sie eins gewesen, als wäre es schon immer so vorherbestimmt gewesen. Sie und Sydney und nicht sie und David. David, da war er auf einmal wieder in ihren Gedanken, diese Nacht, die sie mit ihm verbracht hatte und auch das Gespräch mit Max als sie in sein Büro kam. Sie schlang die Decke etwas fester um ihren Körper, würde Sydney sie nun auch so Demütigen? Würde sie für ihn auch nur eine kleine billige Affäre gewesen sein? Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange und sie sah hoch in den Nachthimmel. Sie fragte sich erneut warum David das damals getan hatte, doch war das nicht egal? Das warum war doch eigentlich egal, das er es überhaupt getan hatte war der springende Punkt und das würde sie ihm nie verzeihen können. Zu gerne hätte sie Jürgen damals geglaubt das er am Boden zerstört gewesen sei, aber sie konnte nicht. Wegen einer Lisa Plenske würde ein David Seidel nicht am Boden zerstört sein, er würde einfach weitermachen wie vorher und sich eine neue Affäre suchen um Mariella zu vergessen und sich neu zu orientieren. Sie sah auf den schlafenden Sydney hinab, er sah ihm so ähnlich und doch er war anders, das spürte sie einfach. Er war so sehr auf sie eingegangen, er nahm sie einfach mal in den Arm wenn sie eine Schulter zum anlehnen brauchte. Er konnte sie mit wenigen Worten aufmuntern wenn sie bei der Planung schon mal in ihre eigene Welt abtauchte und die traurigen Gedanken hochkamen. Wie sehr hatte sie sich das damals von David gewünscht, doch er sah immer nur sich selber und seine Probleme, die meistens gar keine waren.
Da die Balkontüre immer noch offen stand drang die leise Musik aus der Stereoanlage immer noch hinaus auf die Terrasse, langsam ließ sie sich von der Musik mittreiben in eine andere Welt, eine Welt mit ihr und Sydney. Sie legte sich zurück auf die Decken, zog ihre dann bis zum Kinn hoch, kuschelte sich an ihn, woraufhin er im Schlaf einen Arm um sie legte.
David stand am Fenster und sah hinaus in die Nacht, wie er schon selber vorausgesehen hatte war an Schlaf nicht zu denken und nachdem er sich ein paar Stunden auf dem Sofa von einer Seite zur anderen gewälzt hatte war er aufgestanden. Düsseldorf, sie war in Düsseldorf, er schüttelte den Kopf, begreifen konnte er es immer noch nicht wirklich. Und nun kam sie auch noch zurück, wie sollte er damit umgehen? Sie wollte ihn nicht sehen, hatte abgeschlossen, was sollte er denn dann tun wenn er sie zufällig traf? Einfach weitergehen? Das würde er nicht können, das wusste er. Da fand er endlich die große Liebe und machte sich selber alles kaputt. Dazu hatte er wirklich Talent, sich sein Leben so kompliziert wie nur möglich zu machen. Erste Tropfen fielen aus den aufgezogenen Wolken gegen das Fenster, er ging zurück zum Sofa und setzte sich, den Kopf in die Hände gestützt. Warum konnte er sie nicht einfach vergessen? Sie hatte es ja schließlich auch getan.
Sydney wurde von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages geweckt, auch er musste sich kurz orientieren um zu wissen wo er war, doch als er Lisa neben sich entdeckte schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Sie hatte sich ihm wirklich geöffnet, er spürte wie sein Herz einen Sprung machte als er sie beobachtete. Sie sah aus wie ein Engel wenn sie schlief, wie mein Engel, dachte er und musste unwillkürlich noch breiter grinsen. Dann stand er auf und schlich sich leise in die Küche, wenn er schon mal wach war konnte er ihnen auch ein Frühstück zubereiten.
Richards Wecker klingelte früh an diesem Morgen, er wollte heute eher ins Büro um Max abzufangen und mit ihm über David und dessen Auszeit zu reden. Er sprang schnell unter die Dusche, ging dann in die Küche und setzte frischen Kaffee auf. Ein Blick auf seinen schlafenden Bruder sagte ihm das dieser wohl noch die halbe nacht gegrübelt haben musste, David hing halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden, es sah ganz so aus als wäre er im sitzen eingeschlafen. So leise wie möglich schlich er zur Türe um die frischen Brötchen rein zu holen, als Sabrina in der Türe zum Schlafzimmer auftauchte.
„ Guten Morgen mein Schatz,“ begrüßte sie ihn wie gewohnt.
„Pssst!“ zischte Richard, schloss die Türe und zog sie dann unsanft mit in die Küche, „ David schläft noch und ich möchte das dem so bleibt, verstanden!“
„ Ja nun mach mal kein Drama draus, dein Brüderchen ratzt wie ein Murmeltier.“
„ Halt einfach den Mund bevor ich mich vergesse.“ Zischte er und wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu.
„ Ist der Koffeinfrei?“
„ Nein ist er nicht, der ist nämlich für mich und nicht für Mamas.“
„Meine Güte mit welchem Bein bist du denn heute Morgen wieder aufgestanden Richi?“
„ Mit dem gleichen wie jeden Morgen Sabrina und jetzt lass mich in Ruhe meine Zeitung lesen.“ Schnappte er sich seine Tasse und die Tageszeitung und setzte sich an den Küchentisch.
Durch ein klappern aus der Wohnung wurde Lisa schließlich geweckt, sofort bemerkte sie das Sydney nicht mehr neben ihr lag. Schnell stand sie auf und schlang die Decke um ihren Körper, um sich auf den Weg nach drinnen zu machen. Sie fand Syd in der Küche wo er mit der Pfanne rumhantierte, es duftete verführerisch nach frisch gekochtem Kaffee. Sie schlich sich von hinten an ihn ran, schlang die Arme um ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn in den Nacken. Langsam stellte er die Pfanne zu Seite und drehte sich zu ihr um. Er griff unter ihre Knie und hob sie so anscheinend spielend leicht hoch, dann trug er sie zu dem gedeckten Tisch und setzte sie auf einem Stuhl ab. Ihre Lippen trafen aufeinander, sie brauchten keine Worte, sie wussten sie waren füreinander bestimmt.
David erwachte nicht, er schreckte hoch, sein Atem ging schnell und er sah sich hektisch um. Er realisierte das er sich in Richards Wohnzimmer befand. Langsam ließ er sich zurück sinken. Es war nur ein Traum gewesen, nur ein Traum, sie war nicht da, sie hatte es nicht getan. Er vernahm Geräusche aus der Küche, er sammelte sich kurz, dann stand er auf und ging auf wackeligen Beinen in die Küche.
„Morgen,“ murmelte er, Sabrina sah als erste auf, Richard schien ihn hinter der Zeitung nicht gehört zu haben.
„ Morgen David, Kaffee?“ setzte sie ihr breitestes Lächeln auf. David antwortete nicht, seufzte nur und ließ sich auf den Freien Stuhl fahlen. Nun sah auch Richard von seiner Zeitung auf.
„ Morgen David, schon auf?“
„Hmm.“ Brummte dieser nur, er hatte den Blick gesenkt, starrte auf den Boden.
Richard seufzte, er hatte gehofft das David sich endlich mal ausschlafen würde und er so unbesorgt ins Büro konnte.
„ Sabrina musst du dir nicht die Nägel feilen?“
„ Sag doch gleich wenn ich gehen soll.“ Fauchte sie und verschwand dann aus der Küche.
„ Du hättest sie nicht wegschicken müssen.“ Kam es leise von David.
„ Sie würde nur blöde dazwischen Quatschen.“
„ Ich dachte du liebst sie.“
„ Das tue ich ja auch, aber es gibt Dinge da, da kann ich einfach nicht anders.“ Seufzte er, doch bevor David darauf antworten konnte sprach er schon weiter, „ Warum bist du schon auf?“
„Ich konnte nicht mehr schlafen.“
„ Haben wir dich geweckt? Wir müssen gleich ins Büro dann kannst du dich noch was hinlegen.“
„Nein, nein ihr habt mich nicht geweckt...ich...ich...nein ist schon gut...ich....ich werde nach Hause gehen.“
Richard runzelte die Stirn, Davids verhalten gefiel ihm überhaupt nicht, aber er konnte seinen Bruder auch zu nichts zwingen.
„ Gut OK, aber dann fahr ich dich schnell.“
David nickte nur, mit seinen Gedanken war er schon wieder bei Lisa und seinem Traum.
Sydney und Lisa hatten sich dann unter dem Vorwand das der Kaffee und die Rühreier kalt würden wiederwillig voneinander getrennt. Nun saßen sie am Frühstückstisch und warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu.
„ Du Lisa,“ begann Sydney dann.
„ Ja was ist?“
„Also, es hat da ein paar Änderungen gegeben.“
„Änderungen? Was denn für Änderungen?“ fragte sie Ängstlich, war das ganze vielleicht doch nur eine Masche gewesen?
„ Wegen Berlin, wir reisen Morgen schon ab.“ Jetzt war es raus und er hoffte das sie es einigermaßen gut aufnehmen würde. Immerhin hatte er sie damit quasi überfahren, aber er selber hatte es auch erst kurzfristig gestern erfahren.
„ Morgen schon? Aber wie? Ich meine Warum? Also das geht doch nicht.“
„ Doch Lisa das geht,“ seufzte er, „ Ich habe es selber erst gestern erfahren, es haben sich einige Dinge geändert und wir müssen so schnell wie möglich die Zweigstelle eröffnen. Ich wollte es dir gestern Abend sagen, aber da...da....“ er brach ab, jetzt zu sagen da wäre ihm was dazwischen gekommen wäre wohl nicht sehr passend.
„ Da ist dir was dazwischen gekommen wolltest du sagen?“ Ärger schwang in ihrem Ton mit, „ Wie stellst du dir das vor Syd? Mal abgesehen davon das ich packen muss, wer leitet dann hier die Geschäfte? Was wird aus meiner Wohnung? Da gibt es Kündigungsfristen.“
„ Ich weiß, die Geschäfte wird Rolf kommissarisch Leiten bis der neue Geschäftsführer anfängt und wegen der Wohnung, also ich zahle natürlich die Miete für dich weiter und in Berlin, also da kannst du mit zu mir. Ich habe dort eine kleine Eigentumswohnung.“
Lisa kam sich vor als hätte er sie gerade mit einem riesigen Brummi überfahren. Sie musste ihre Gedanken erst mal sammeln und sortieren, das waren eindeutig zu viele Informationen am frühen Morgen. Doch als sie wieder von ihrem Teller in sein Gesicht sah wusste sie er meinte es nur gut, wollte sie nicht mit den ganzen Neuigkeiten überfahren, sie bildete sich sogar ein Liebe in seinen Augen zu sehen. Sie lächelte.
„ Ich werde es wohl überleben.“ Antwortete sie ihm.
Kapitel 8
Eine Woche Später hatte David sich wieder einigermaßen gefangen, zumindestens dachte er nicht mehr nur an Lisa und ließ sich von seinen Freunden ablenken. Ab und an ließ er sich auch wieder mal im Büro blicken, zwar arbeitete er noch nicht wirklich, aber er war abgelenkt wenn er bei Kerima war. Meistens saß er bei Agnes an der Theke oder aber er saß bei Richard im Büro und sie redeten einfach nur über dies und jenes, bis Richard dann doch weiter arbeiten musste. So wie heute, es war ein Sonniger Tag, David saß an der Theke und trank gerade einen Kaffee als Max völlig aufgebracht aus seinem Büro stürmte.
„ Richard? Richard?!“ riss er die Türe zu dessen Büro auf.
„ Was ist denn? Musst du hier so rumbrüllen?“
„ Ich muss weg....“
„ Wie weg? Max du kannst doch nicht einfach so abhauen, weißt du wie viel wir zu tun haben?“
„ Ja schon, aber ich werde Vater!“
Richard zog eine Augenbraue hoch und besah sich Max genauer, dann grinste er ihn an. „ Na los hau schon ab.“
Verwundert sahen David und Agnes Max hinterher, der in einen der Aufzüge stürmte, beide schüttelten sie den Kopf und sahen dann zu Richards Büro hinüber dessen Türe noch offen stand. Das Grinsen seines großen Bruders sagte David alles und zum ersten Mal seit Monaten lachte auch er wieder. Sein bester Freund wurde also Vater, er konnte sich Max immer noch nicht wirklich als Vater vorstellen. Er sah noch einmal zum Aufzug hinüber und sein Lachen gefror als er sah wer da hinaustrat.
Lisa war nervös, heute wollte sie sich in der Mittagspause mit Hannah treffen und hatte ihr dazu noch versprochen sie bei Kerima abzuholen, da Hugo sie sonst bestimmt nicht gehen lassen würde wann sie wollte. Auch wenn Hannah ihr gesagt hatte das David nicht da sei, irgendetwas in ihr riet ihr sich doch lieber vor dem Gebäude zu treffen. Mehrmals hatte sie versucht Hannah auf ihrem Handy zu erreichen, doch sie ging einfach nicht ran, wahrscheinlich war es auf Lautlos. Sie seufzte, es hatte keinen Sinn sie würde hochfahren müssen. Langsam betrat sie das Gebäude und fuhr dann mit dem Aufzug nach oben. Der Empfang war unbesetzt das viel ihr als erstes auf, sie drehte sich in Richtung Catering und erstarrte. Hatte Hannah nicht gesagt David sei nicht da? Doch sie fing sich schnell wieder, er sollte nicht merken das es ihr irgendetwas ausmachte das sie ihn sah. Sie setzte ein Lächeln auf, ging Richtung Catering und begrüßte Agnes herzlich.
„ Hallo Agnes! Schön dich zu sehen.“ Umarmte sie die Chefin des Caterings.
„ Lisa, kleine was machst du denn hier? Lass dich mal ansehen, gut siehst du aus.“
„ Ich wollte Hannah abholen, wir machen heute zusammen Mittag.“
„ Die ist hinten bei Hugo, kennst das ja.“ Zwinkerte Agnes und warf gleichzeitig einen besorgten Blick auf David.
„ Danke dann werde ich mal in die Höhle des Löwen.“ Verschwand sie Richtung Atelier.
David konnte nicht anders, sehnsüchtig sah er ihr hinterher, stand dann auf und folgte ihr. Kurz vor dem Atelier hatte er sie eingeholt.
„ Lisa,“ sagte er leise und hielt sie am Arm fest.
Sie drehte sich zu ihm um, funkelte ihn aus ihren blauen Augen an und riss sich dann los.
„ Lass mich gefälligst los!“ zischte sie.
„ Lisa bitte, lass uns doch reden.“
„ Reden? Da gibt es nichts mehr zu reden, ich bin fertig mir dir David Seidel.“ Spuckte sie ihm förmlich entgegen.
„ Bitte, ich...ich wollte doch....“
„ Es ist mir egal was du wolltest! Immer dreht sich alles nur um dich! Ich will mit die nichts mehr zu tun haben, ich habe mich lange genug von dir um den Finger wickeln lassen! Nochmal werde ich diesen Fehler nicht begehen!“
„ Aber....“ er brach ab, es hatte keinen Sinn, zudem war Lisa immer lauter geworden weshalb nun auch Hannah und Hugo aus dem Atelier kamen.
„ Ahh Lisa da bist du ja schon,“ hakte Hannah sich auch sofort unter, „Ich mach dann jetzt Mittag Hugo bis später.“ Zog sie Lisa auch schon wieder Richtung Aufzüge.
„ War das gerade Frau Plenske?“ fragte Hugo erstaunt, doch David antwortete nicht, er starrte den beiden jungen Frauen hinterher. Die Welt, in die er langsam wieder zurückfand brach über ihm wie ein Kartenhaus im Wind zusammen. „ David?“ fragte Hugo nun besorgt, als er sah das jegliche Farbe aus dessen Gesicht gewichen war. Stützend griff er ihm unter die Arme und führte ihn ins Atelier zu einem Hocker auf den er ihn setzte und mit dem Rücken an seinen Schneidertisch lehnte.
Richard hatte sich wieder den Akten gewidmet und hatte so nicht mitbekommen das David auf Lisa getroffen war. Gerade wollte er aufstehen um sich einen Kaffee zu holen und seinen Bruder zu fragen ob er kurz mit in sein Büro kam, als sein Telefon klingelte. Er sah auf das Display, es war Hugos Durchwahl. Mit einem Seufzen nahm er ab, es war nicht Klug die Diva warten zu lassen.
„ Was? Ja moment ich bin schon unterwegs.“ Knallte er den Hörer wieder auf und stürmte aus seinem Büro.
Lisa und Hannah waren inzwischen bei Jürgen im Kiosk angekommen, sie bestellten zwei Hotdogs und wollten dann nach oben zu Yvonne gehen.
„ Ähm Yvonne ist nicht da.“ Begann Jürgen.
„ Wie nicht da?“ fragte Lisa nach.
„ Sie ist im Krankenhaus, die Wehen haben eingesetzt.“
„ Was?!“ schallte es ihm aus zwei Mündern entgegen, „Warum sagst du das erst jetzt?“
„ Na woher sollte ich denn wissen das ihr das noch nicht wisst.“ Schüttelte Jürgen den Kopf, „ Aber sag mal Liselotte war es wirklich so schlimm Hannah bei Kerima abzuholen?“
„Schlimmer!“ schnaufte diese, „ Von wegen David ist nicht da.“
„ Hey, woher sollte ich das wissen? Es hieß er habe Urlaub, da kann ich nicht riechen das er doch da ist.“ Verteidigte sich Hannah.
„ Aber du bist ihm aus dem Weg gegangen oder?“ fragte Jürgen.
„ Ja, aber er lief mir hinterher. Er kapiert es einfach nicht das ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.“ Wütend biss sie in ihr Hot Dog.
„ Der Hot Dog kann da aber nix für meine Liebe.“
„ Sehr witzig Jürgen. Er will mich schon wieder einwickeln, aber diesmal nicht.“
„ Nun ja er weiß ja auch nicht das du jetzt vergeben bist.“ Wandte Hannah ein.
„ Nein, aber er weiß warum ich gegangen bin. Er soll mich einfach in Ruhe lassen.“
Vorsichtig setzte sich Richard neben David, er wusste nicht wie er jetzt vorgehen sollte. David starrte auf den Boden, sagte nichts, rührte sich nicht, reagierte nicht wenn man ihn ansprach oder berührte. Richard seufzte, wo auch immer er mit seinen Gedanken war, es war weit weg. Was gäbe er jetzt dafür wenn Max hier wäre, der ihm nun helfen konnte, aber dieser wurde gerade Vater und da konnte er ihn nicht abkommandieren. Er wusste nur das er David irgendwie wieder in die Wirklichkeit zurück holen musste, Hugo der sich zwar auch Sorgen machte lief schon wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Atelier weil er nicht arbeiten konnte.
„ David? Hey David?!“ sagte er deshalb etwas lauter, nur kurz reagierte er, sah ihn an um dann wieder zu Boden zu blicken. „ Na los, komm wir gehen in mein Büro.“ Griff er ihm unter die Arme um ihn von dem Hocker zu ziehen, wiederwillig erhob David sich dann doch und trottete neben Richard her. Als Richard die Türe hinter ihnen schloss rutschte David auch schon an der Wand hinunter, er setzte sich neben ihn und legte ihm einfach nur den Arm um die Schulter, zeigte ihm so das er für ihn da war.
„ Warum?“ schluchzte er, „ Warum?“
Richard wusste darauf keine Antwort, er wusste zwar inzwischen was genau vorgefallen war, doch warum Lisa immer noch so hart zu David war konnte er nicht verstehen. Vor allem nicht da Richard im Gegensatz zu David wusste das Lisa inzwischen in festen Händen war. Doch er würde sich hüten diesem das zu sagen.
„ Sie braucht noch Zeit.“ Sagte er deshalb.
„ Zeit? Wie viel Zeit denn noch?“ rappelte er sich mühsam hoch, „ Ich kann nicht mehr Richard.“ Er lächelte traurig und schickte sich dann das Büro zu verlassen.
„ Und wo willst du jetzt hin?“
„ Nach Hause, ich möchte jetzt alleine sein.“ Er öffnete die Bürotüre und trat hinaus.
Mit Sorgenfalten auf der Stirn, sah ihm sein großer Bruder hinterher. Er konnte nur hoffen das er sich wieder fing, und solange würde er ein Auge auf ihn haben.
Kapitel 9
Wütend ließ David die Haustüre hinter sich ins Schloss fallen, was bildete Lisa sich denn eigentlich ein? Wenn sie nicht mit ihm reden oder ihn sehen wollte was kam sie dann Hannah bei Kerima abholen? Immerhin war es nun wieder seine Firma, sollten sie sich doch woanders treffen, wo er ihnen nicht über den Weg laufen würde. Er griff nach der Flasche Whiskey, die sich in der Bar befand, ein Glas brauchte er nicht, die Flasche würde er heute noch leeren. Auf Gesellschaft hatte er keine Lust und rausgehen würde er auch nicht mehr. Er wollte nur noch seine Ruhe, nichts anderes, nur Ruhe, kein Telefon, keine Klingel. Er nahm den ersten großen Schluck, der Whiskey brannte kurz in seiner Kehle, dann breitete sich eine wohlige wärme in ihm aus. Er ließ seinen Blick durch seine Wohnung schweifen, überall lagen Klamotten und Pizzakartons herum, denn wenn er mal etwas aß dann bestellte er beim Pizzaservice. Es störte ihn nicht, es war ihm egal, besuch empfing er eh keinen mehr. Der zweite Schluck brannte schon nicht mehr so sehr und David merkte wie ihn die Müdigkeit übermannte.
Lisa war inzwischen wieder zurück in ihrem neuen Büro, so weit von Kerima lag dieses auch nicht entfernt, und machte sich als erstes auf die Suche nach Syd. Sie brauchte jetzt jemanden der sie Aufmunterte, denn Jürgen und Hannah hatten nicht wirklich hinter ihr gestanden, das hatte sie gemerkt. Jürgen hatte später sogar wieder mit der, David ist am Boden zerstört Masche angefangen und auch Hannah hatte dem zugestimmt. Von wegen am Boden zerstört, dachte sie sich, der saß putzmunter an Agnes Tresen. Sie fand Sydney schließlich in seinem Büro wo er gerade Telefonierte, er sah auf und bedeutete ihr sich zu setzten, dann beendete er das Gespräch ziemlich schnell.
„ Was ist passiert Honey?“ fragte er, da er ihr ansah das sie sich aufgeregt hatte.
„ Ich bin David begegnet.“ Schnaufte sie und ließ sich in den Sessel fallen.
„ David? Wo?“
„ Bei Kerima, dabei hatte Hannah gesagt er hätte Urlaub, das hab ich gesehen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nun ja, vielleicht hat Hannah sich ja im Datum geirrt. War es denn so schlimm?“
„ Schlimmer,“ sie seufzte, „ Er ist mir hinterhergelaufen, er will nicht einsehen das es aus ist, das ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.“
Sydney trat nun hinter sie, legte ihr die Arme um die schultern und zog sie mit dem Sessel zu sich heran, dann ging er in die Hocke.
„ Irgendwann wird er es auch verstehen, er ist ein Mann, du weißt wir sind da nicht so schnell drin.“ Gab er ihr einen zärtlichen Kuss in den Nacken.
„ Waren 4 Monate denn nicht genug?“ seufzte sie, aber diesmal durch Syd´s Berührungen, „ Schatz wenn du so weiter machst dann komm ich heute nicht mehr dazu zu arbeiten.“
„ Das macht nichts, ich wollte uns eh heute früher frei geben.“ Drehte er nun den Sessel rum um sie zu küssen.
Lisa ließ es geschehen, wenigstens musste sie in Syds Gegenwart nicht dauernd an David denken. Sie hatte ihn schon fast vergessen, warum musste er auch am Catering sitzen? Hätte er nicht in seinem Büro sein können? Dann wäre sie ihm gar nicht begegnet. Da das Wochenende anstand nahmen sie sich ein paar Akten mit nach Hause, darauf bestand sie wenn sie schon früher Schluss machten. Bei Syd zu Hause angekommen machten sie es sich erst einmal auf der Couch gemütlich und Syd schaffte es tatsächlich das Lisa den Vorfall mit David vergaß.
Auch Richard machte heute früher Feierabend, etwas was man von ihm gar nicht gewohnt war, dementsprechend staunte dann auch Sabrina als er ihr sagte er wäre dann weg für heute. Sie wollte schon ihre Sachen packen und mit ihm gehen als er sich noch einmal rumdrehte und meinte das sie schon bis Feierabend bleiben könne. Wütend ließ sich Sabrina wieder in ihren Stuhl fallen, was bildete Richard sich denn ein? Immerhin war sie schwanger. Sie beschloss noch ein wenig zu warten, um ganz sicher zu gehen das Richard weg war, und machte sich dann auf den Weg zu Jürgen.
Richard hingegen fuhr nicht nach Hause, die Sorgen um David waren mit jeder verstreichenden Minute größer geworden und dessen letzte Worte hallten auch in seinem Kopf wieder. < Ich kann nicht mehr Richard >, ob er vielleicht mit Friedrich reden sollte? Nein, zuerst wollte er versuchen David aus dem Tief in dem er sich befand wieder heraus zu holen. Wenn er das nicht schaffte konnte er immer noch mit Friedrich darüber reden. Er parkte seinen Wagen genau vor dem Wohnblock und stieg dann aus, er nahm ein paar Akten mit, das würde David ablenken. Doch auf sein Klingeln reagierte niemand. Er klingelte nochmals, wieder keine Reaktion. Er fischte in seinem Jackett nach dem Handy, doch wenn konnte er anrufen? Die einzigen, die einen Schlüssel hatten waren Max und die Seidels. Ersterer wurde gerade Vater, fiel somit definitiv aus und die Letztgenannten? Nein er wollte seinen Vater nicht unnötig aufregen und in Sorge versetzten, doch was blieb dann noch übrig? Sturmklingeln.
David hörte das erste Klingeln, doch er ignorierte es, stattdessen nahm er noch einen großen Schluck von dem Whiskey, er würde recht behalten, viel war nicht mehr in der Flasche. Es klingelte erneut, er sandte ein knurren zur Türe, so als könnte er damit der unten stehenden Person klarmachen das er keinen Besuch wollte. Doch wie zu erwarten half das nichts, nach einer etwas längeren Pause klingelte es schon wieder und hörte nicht mehr auf. Wiederwillig rappelte er sich auf und schlich zur Türe drückte auf die Gegensprechanlage und fragte ziemlich harsch wer da sei. Die Antwort erstaunte ihn und so drückte er die Türe auf, es dauerte keine zwei Minuten und Richard stand in seinem Flur.
„ Was willst du denn hier?“
„Ich bringe dir ein bisschen Arbeit.“
„ Arbeit? Was will ich damit?“
„ Bearbeiten natürlich, Max und ich können nicht immer alles schaffen.“
„Wo ist der eigentlich heute Mittag so schnell hin?“ lallte David mehr als das er sprach.
„ Er wird Vater,“ antwortete Richard trocken.
„ Vater?“ es war als müsse David sich erst wieder daran erinnern das sein bester Freund ein werdender Vater war, „ Jetzt?“
„ Was weiß ich denn wann. Er ist heute Mittag los weil seine Frau die Wehen hatte.“
„ Freundin,“ berichtigte er seinen Bruder, „ Nicht Frau.“
„ Ist ja auch egal, Freundin oder Frau, jedenfalls kriegt sie das Kind und Max arbeitet deswegen nicht. Da dachte ich mir du könntest mir ein wenig helfen.“ Er deutete auf die Akten, die nun auf dem Wohnzimmertisch lagen.
Skeptisch blickte David von den Akten zu seinem Bruder, ihm war klar was er damit bezwecken wollte.
„Ich brauche keine Ablenkung.“ Sagte er Tonlos und brachte die Akten ins Arbeitszimmer.
„ David....“
„ Hör auf Richard du hörst dich schon an wie Vater.“
Doch Richard ignorierte seine Worte, setzte sich auf die Couch und betrachtete die fast leere Flasche Whiskey.
Lisa und Syd wurden dann am frühen Abend vom klingeln des Telefones geweckt. Lisa fasste sich als erste und griff mit nur halb geöffneten Augen danach. Sie hatte noch nicht mal Zeit sich zu melden da wurden ihr auch schon die ersten Worte an den Kopf geworfen.
„ Lisa! Wir haben ein Mädchen, ein süßes kleines Mädchen!“ schrie ihr Max entgegen.
„ Max?“ fragte sie trotzdem noch mal verschlafen nach, sie war es nicht gewohnt dermaßen aus dem Schlaf gerissen zu werden, Sydney setzte sich gerade erst langsam auf.
„ Ja Lisa, ich bin es. Ich bin Vater! Und sie ist so süß und so klein.“
Lisas Verstand setzte wieder ein, mehr Informationen würde sie im Moment von Max wohl nicht bekommen, zum Glück wusste sie in welchem Krankenhaus Yvonne entbinden wollte.
„ OK wir sind unterwegs Max bis später.“
„ Ja bis später, sie ist einfach süß.“
Kopfschüttelnd legte Lisa auf, das konnte ja noch was geben mit den Beiden wenn Max nicht schnell von seinem sie ist sooooo süß Trip wieder runter kam. Sie lief ins Schlafzimmer, zog sich um, holte aus der Kommode das Geschenk und ging zurück ins Wohnzimmer wo Sydney immer noch auf der Couch saß.
„ Was sitzt du hier so rum? Mein Patenkind ist da, na los.“ Zog sie ihn hoch.
„ Du Lisa ich weiß nicht ob ich mitkommen soll.“
„ Wie? Warum denn nicht?“
„ Nun ja es geht hier um etwas privates unter Freunden.....“
„ So ein quatsch, du bist mein Freund und gehörst somit dazu, ende der Diskussion. Jetzt zieh dich an und komm.“
Syd wusste das sie jetzt keine Wiederrede mehr duldete, allerdings fühlte er sich bei dem Gedanken auf Max Petersen zu treffen nicht ganz wohl. Zwar wussten sie das er Lisas Freund war, auf der anderen Seite war dieser aber auch der Beste Freund von David Seidel. Da war Ärger ja schon vorprogrammiert.
Kapitel 10
David ließ sich neben Richard auf die Couch fallen, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Es war doch einfach nur noch verrückt, da erkannte er das Lisa seine große Liebe war und dann? Dann vergraulte er sie, so dämlich konnte auch nur er sein. Er schüttelte den Kopf, das es überhaupt so weit gekommen war, war doch völlig untypisch für ihn, aber was war noch typisch? Max wurde gerade Vater, Richard gestand ihm das er Sabrina wirklich liebte. Fehlte nur noch das neben seinem Vater auch noch seine Mutter eine Affäre mit Kind gehabt hatte. Er lachte kurz auf, was Richard dazu brachte ihn fragend anzusehen.
„ Geht’s dir gut?“
„ Ich musste nur darüber nachdenken wie sich alles verändert hat.“
„ Und das ist zum Lachen?“
„ Hmm nein eigentlich ist es zum Heulen.“ Wurde er wieder ernst.
„Hör zu David, ich weiß nicht was da im Moment so in dir vorgeht, aber was auch immer es ist. Lass es nicht dein Leben beherrschen.“
„ Wie meinst du das denn jetzt?“ beugte er sich vor und griff nach der Flasche, doch Richard zog sie weg.
„ Ich meine damit das du dich nicht so gehen lassen sollst, das du wieder zurück findest, lenk dich ab, geh joggen, arbeite bis mitten in der Nacht nur lass dich nicht so gehen.“
„ Ich lass mich nicht....“ begann er sich zu verteidigen als das Telefon klingelte, schnell griff er danach und hob ab.
Richard hingegen schüttelte den Kopf, David war auf dem besten Wege abzustürzen und diesmal richtig.
Lisa und Syd betraten das Krankenzimmer in dem Yvonne mit ihrer kleinen Tochter lag, unterwegs hatten sie noch schnell angehalten und ein paar Blumen gekauft. Max saß auf der Bettkante und hielt seine Tochter im Arm, als die beiden das Zimmer betraten blickten er und Yvonne auf.
„ Wo ist mein Patenkind,“ fragte Lisa sofort während sie Yvonne umarmte und dann zu Max ging. „ Oh so eine süße Kleine, hey du.“ Strahlte sie die Kleine an.
„ Hallo Lisa, Sydney.“ Grüßten die Beiden zurück, allerdings nicht ohne Sydney anzustarren, vor allem Max konnte den Blick nicht mehr abwenden. Er gab die Kleine seiner Freundin um Syd die Hand zu reichen, dabei musterte ihn von oben bis unten. Syd fühlte sich mit jeder verstreichenden Sekunde unwohler in seiner Haut. Wegen genau diesen Reaktionen hatte er es bis jetzt erfolgreich vermieden auf jemanden aus David Seidels näherem Umfeld zu treffen. Selbst um ein treffen mit Jürgen hatte er sich drücken können.
Lisa und Yvonne plauderten derweil schon über die Geburt und die Kleine und die Taufe, sie schienen beide keine Luft zu holen während sie sprachen und die beiden Männer hatten sie anscheinend ganz vergessen.
David warf das Telefon in die nächstbeste Ecke, das Grinsen das sich auf sein Gesicht schlich wurde immer breiter. Er sah Richards skeptischen Blick, „ Ich bin Onkel.“ Verkündete er deshalb stolz.
„ Onkel? Aber....“ doch Richard unterbrach sich selber, „ Max ist Vater?“
„ Ja,“ eilte David durch die Wohnung, riss eine Schublade nach der anderen auf und schien etwas zu suchen.
„ Sag mal was suchst du?“
„ Das hier.“ Hielt er triumphierend einen Teddy hoch, schnappte sich seine Jacke und wollte nach den Autoschlüsseln greifen, doch Richard kam ihm dabei zu vor und steckte sie ein. „ Hey was soll das denn jetzt?“
„ Du fährst nicht, nicht in deinem Zustand.“
„Zustand? Was für ein Zustand? Jetzt gib mir die Schlüssel ich hab Max gesagt ich käme sofort vorbei.“
„Diesem Zustand,“ Richard hielt die Flasche Whiskey hoch, „ Ich fahre dich.“
Leicht murrend gab David dann doch noch nach, Hauptsache war doch das er im Krankenhaus ankam.
Max wunderte sich derweil warum Lisa sich ausgerechnet Sydney London geangelt hatte wenn sie David doch unbedingt vergessen wollte. Wie sollte das gehen? Sydney London war praktisch Davids Spiegelbild, bis auf die Augen, aber das war auch schon der einzige Unterschied den man auf den ersten Blick erkennen konnte. Und da war es auch kein Wunder das David sich so gehen ließ vorrausgesetzt er wusste durch wen er ersetzt worden war. Bei diesem Gedanken weiteten sich Max Augen, wusste David überhaupt davon? Wenn nicht sollte er seinen besten Freund vielleicht vorwarnen, immerhin war er schon einmal umgekippt und seinen Lebensstil hatte er seitdem nicht wirklich geändert. Er entschuldigte sich bei Sydney, trat aus dem Zimmer und lief in David und Richard.
„ Hey schon genug vom Vaterdasein?“ scherzte David und schlug ihm auf die Schulter.
„ David, ja...ähm nein so ein quatsch ich...ähm ich wollte nur..also Lisa ist gerade da.“
Davids ganze Haltung veränderte sich von einem Moment auf den anderen, sein Lächeln gefror auf seinem Gesicht, die Schultern sackten ein Stück nach unten. Lisa. Ihre Worte vom Mittag hallten in seinem Kopf wieder < Mit dir bin ich fertig David Seidel > Am liebsten wäre er nun wieder gegangen, auf einen erneute Auseinandersetzung mit ihr hatte er keine Lust, es tat auch so schon weh genug. Doch er war der Patenonkel der Kleinen, Max hatte ihn angerufen und da konnte er doch nicht einfach so wieder gehen. Er blickte von Max zu Richard zuckte dann mit den Schultern und war bevor einer der Beiden etwas sagen konnte im Zimmer verschwunden.
Lisa und Yvonne sahen genauso wie Syd zur Türe als diese sich wieder öffnete, alle rechneten sie das Max wiederkommen würde, weshalb Lisa und Syd auch erstarrten als sie sahen das es David war der eintrat. Sydney sah zu Boden, das schlimmste was passieren konnte war eingetreten.
David blieb ebenfalls wie erstarrt stehen, wer war dieser Typ? Es kam ihm vor als sähe er in einen Spiegel. Der Typ glich ihm bis aufs Haar, ja er hatte sogar die gleiche Frisur, wer war er? Er riss den Blick los und starrte nun Yvonne und Lisa an.
Richard wollte seinem Bruder schon folgen als Max ihn zurückhielt.
„ Was soll das denn jetzt? Du weißt doch das Lisa nicht gut auf David zu sprechen ist.“
„ Ja , aber es gibt da noch was, was ihr eigentlich wissen solltet. Sie ist nicht alleine hier, Sydney London ist auch da.“
„ Was?! Noch ein Grund mehr da jetzt rein zu gehen bevor es eskaliert!“
„ Halt, da ist noch was! Sydney ist David Spiegelbild, er gleicht ihm bis aufs Haar, außer die Augen.“
Richard runzelte die Stirn, was sollte das denn jetzt? Das konnte doch gar nicht sein, er wollte fragen ob Max zuviel Champagner getrunken hatte als sie die lauten Stimmen von David und Lisa hörten.
„ Was? Wie? Wer ist das?!“ fragte David lauter als beabsichtigt.
„ Eigentlich geht dich das ja nichts an, aber das ist Sydney.“ Gab Lisa ebenso laut und schroff zurück.
„ Sydney? Sydney London?!“
“ Ja,” antwortete dieser, “ David Seidel, nehme ich an.”
Doch David antwortete ihm nicht, er wandte sich wieder Lisa zu, „ Was zum Teufel macht Sydney London hier?!“
„ Auch wenn es dich gar nichts angeht, aber Syd ist mit mir hier.“ Sie gab Yvonne die Kleine wieder und stellte sich dann zu Syd, dabei nahm sie ihn in den Arm, er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. David ging einen Schritt zurück, das war jetzt nicht wahr. Sie waren nicht zusammen, das konnte nicht sein, nein das durfte nicht sein.
„ Ihr...ihr...warum tust du mir das an?!“
„ Weil du es nicht anders verdient hast!“
Richard ließ sich nun nicht mehr aufhalten, er riss die Türe auf und platzte so in die Auseinandersetzung, keine Sekunde zu spät, David zitterte inzwischen doch er konnte nicht einschätzen ob vor Wut oder weil er verletzt war. Schnell nickte er Yvonne zu, die das ganze nur mit offenem Mund beobachtete und zog David dann aus dem Zimmer, jedoch nicht ohne einen genauen Blick auf Sydney zu werfen. Vor der Türe, drückte er Max dann den Teddy in die Hand, Worte waren keine mehr nötig, dann verließ er mit David die Klinik.
„Musste das jetzt wirklich sein Lisa?“ fragte Yvonne gerade als Max das Zimmer wieder betrat.
„ Er hat mich provoziert.“ Verteidigte sich diese.
„ Provoziert?“ Yvonne schüttelte den Kopf, „ Reiß dich bitte das nächste mal zusammen, vor allem auf der Taufe.“
„ Kommt David da etwa auch?“
„ Er ist mein bester Freund, er ist der zweite Taufpate und wenn dir das nicht passt dann musst du auch nicht kommen.“ Platzte Max der Kragen,“ Meine Güte, das ist ja wie im Kindergarten.“
Im Auto starrte David aus dem Fenster, die Umgebung nahm er trotzdem nicht wahr, er verstand das immer noch nicht so ganz. Lisa hasste ihn , aber fing dann etwas mit seinem Zwilling an? Denn genauso sah Sydney London aus, wie sein Zwillingsbruder. Doch wie war das überhaupt möglich? Er lehnte den Kopf gegen die kühle Scheibe der Beifahrerseite, er sah die Villa seiner Eltern. Moment, er setzte sich wieder auf, die Villa seiner Eltern? Was machten sie bei seinen Eltern?
„ Was wollen wir denn hier?“
Richard sah ihn kurz an, „ Wir fühlen mal unserem Vater auf den Zahn was er über Sydney London weiß.“
Kapitel 11
Friedrich Seidel war erstaunt als ihn Richard unverblümt darauf ansprach ob er nicht noch eine Affäre gehabt hätte. Er fragte ihn wie er denn darauf kommen würde, dabei sah er jedoch besorgt zu David hinüber, der einfach nur Teilnahmslos auf der Couch saß und Löcher in die Luft starrte. Doch was er dann hörte ließ ihn wieder seinen Blick auf Richard richten. Ein Zwilling von David? Das konnte doch nicht sein, außer, er versuchte sich zu erinnern, doch der genaue Name wollte ihm nicht einfallen. Aber das war eh absolut unmöglich, so etwas gab es nicht dafür hatte David doch auch viel zu viel von ihm oder? Er bat Richard sich zu setzten während er Laura holen würde, die gerade mit Herrn Plenske im Garten war. Auf dem Weg zu seiner Frau überschlugen sich seine Gedanken, wie sollten sie das nun ihren Kindern erklären? Diese ganze Sache war nun 29 Jahre her und seit 29 Jahren hatten sie nichts mehr davon gehört, weswegen sie weder David noch Kim etwas davon erzählt hatten. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen das sein Familienleben so kompliziert werden würde. Als er Laura endlich erreichte machte er ihr mit wenigen Worten klar das sie eingewaltiges Problem hatten und dies nun klären mussten, dabei erwähnte er auch David schlechten zustand. Dies wiederrum ließ Bernd Plenske aufhorchen, seine Frau hatte David vor noch nicht allzu langer Zeit im Kiosk getroffen und sich gewundert was mit ihm los war, so ganz waren sie nämlich auch nicht im Bilde auch wenn Yvonne schon mal etwas erwähnt hatte. Doch Friedrich schüttelte nur den Kopf, im Moment ging es nicht unbedingt um David und Lisa. Laura zog sich auch sofort die Gartenhandschuhe aus und machte sich auf den Weg in die Villa, sie wartete nicht auf ihren Mann und sie hörte auch Bernd nicht. Sie musste sich nun irgendwie vor ihrem Sohn erklären und nicht nur vor ihm, sondern auch vor Richard. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken und die Argumente, doch es gab keine Argumente, am besten war immer noch die Wahrheit. Sie betrat das Wohnzimmer, sich vorher noch umzuziehen würde es nur unnötig in die Länge ziehen, allerdings wartete sie noch darauf das Friedrich zurückkam bevor sie das Wort ergriff.
Max funkelte Lisa an, heute war sie eindeutig zu weit gegangen, er war noch keine 24 Stunden Vater und schon machte ihm jemand seine Freude darüber zunichte. Sie wusste das David ebenfalls Pate war, sie wusste das er sein bester Freund war, es war selbstverständlich das David heute nach hier kommen würde und David hatte im Gegensatz zu Lisa Courage bewiesen indem er hineingegangen war obwohl er wusste das sie da war. Er sah seine schlafende Tochter an, das beruhigte ihn wieder ein wenig, er legte sie in ihr Bettchen, deckte sie zu und setzte den Teddy dann an das Fußende, Lisas Rassel legte er auf den Tisch.
„ Ich gehe jetzt mal,“ sagte Syd, „ Ich erwate noch einen Anruf.“ Er drehte sich um und verließ das Zimmer.
„ Das hast du ja toll hinbekommen.“ Fauchte Lisa Max an.
„Ich? Also bitte Lisa, was schleppst du ihn auch mit nach hier? Überhaupt warum angelst du dir eine billige Kopie von David wenn du ihn vergessen willst?“
„ Syd ist keine billige Kopie von David! Er ist ganz anders als dein ach so toller Freund, deswegen liebe ich ihn ja auch.“
„ Schluss jetzt! Alle beide!“ fuhr Yvonne dazwischen, „ Streiten könnt ihr draußen. Am besten ist ihr holt euch alle mal eine Abkühlung und wenn du ein Problem damit hast das David Pate ist dann suchen wir halt eine andere Patin.“
„ Das braucht ihr nicht,“ sagte sie und wandte sich zur Türe, „ Ich muss mich ja nicht groß an ihm aufhalten. Bis dann.“
Max setzte sich wieder zu Yvonne auf das Bett, sachte strich er ihr eine Strähne aus der Stirn.
„ Es tut mir Leid Schatz, ich hätte beide nicht nacheinander anrufen dürfen.“
„ Nein, sie müssen beide lernen sich zu beherrschen.“ Strich sie ihm über die Wange, „ Wenn einer Schuld an dem allen hat dann die beiden selber, aber nicht du.“
Bei den Seidles saßen nun auch Laura und Friedrich auf einem der beiden Sofas, Friedrich hielt Lauras Hand während sie einmal tief durchatmete und zu erzählen begann. Dabei kullerte ab und an eine vereinzelte Träne über ihre Wange, bis sie am Ende in Tränen ausbrach. Richard und David hörten nur geschockt zu, warum hatten sie das David nicht schon viel früher erzählt? Dann wäre er nicht so geschockt gewesen als er Sydney sah. Jeder machte im Leben mal Fehler, das wussten sie beide nur zu gut und das auch Laura davor nicht gefreit war machte sie doch nur menschlich. Doch anscheinend schämte sie sich dafür ihr Kind bei ihrem Ex-Freund gelassen zu haben. Bevor sie Friedrich traf war sie eine Zeitlang mit Marlon London liiert gewesen, sie hatte zu spät bemerkt das sie schwanger war. Zu diesem Zeitpunkt waren sie beide schon nicht mehr zusammen und sie hatte gerade Friedrich kennen gelernt. Jedoch sah sie sich damals nicht in der Lage den Jungen groß zu ziehen weshalb Marlon ihn nahm und ihn mit seiner neuen Freundin und baldigen Frau aufzog. Seitdem hatte sie nichts mehr von den beiden gehört, außer das Marlons Unternehmen immer weiter expandierte. Zudem war sie kurz darauf schwanger mit David und verheiratet mit Friedrich. Das Sydney inzwischen so aussah wie David wussten sie nicht, ebenso wenig das er sich in Berlin aufhielt und mit Lisa Plenske liiert war. Dafür kannten sie inzwischen den Grund warum David so vollkommen neben der Spur war, besorgt sahen sie ihn nun an. Wie nahm er die Neuigkeit auf? Doch David sagte überhaupt nichts, er regte sich auch nicht, kein Anzeichen eines Gefühlsausbruches so wie damals als er erfuhr das Richard sein Bruder war. Er starrte noch genauso Löcher in die Luft wie vorher, hatte er ihnen überhaupt zugehört?
„ David?“ fragte Friedrich deshalb, der angesprochnen sah kurz auf, „ Ist alles in Ordnung?“
Zuerst reagierte er gar nicht doch dann platzte es aus ihm heraus, „Waren das jetzt alle Brüder oder gibt es da noch mehr? Oder ist es dann zur Abwechslung mal ne Schwester? Seid ihr sicher das ihr überhaupt meine Eltern seid? Oder habe ich auch einen anderen Vater?“ er war aufgestanden.
„ David versteh uns doch....“ begann Friedrich.
„ Ich will euch aber nicht verstehen!“ rannte er hinaus und knallte dabei die Türe hinter sich zu.
Richard sah ihm hinterher, dann stand er auf sagte Friedrich und Laura sie sollten sich keine Sorgen machen und folgte ihm.
Zwei Wochen später hatte David sich jedoch wieder soweit gefangen, dass er sich sogar auf die Taufe der kleinen Emma freute. Lisa war er in dieser Zeit aus dem Weg gegangen, er war oft bei Richard uns Sabrina gewesen und hatte dabei verwundert festgestellt, das auch Yvonne dort öfter Gast war. Sie traf sich dann mit Sabrina zu Frauengesprächen über Schwangerschaft und was danach kam. Emma war natürlich immer dabei, da Max ja arbeiten war. Infolge dessen verbrachte er ziemlich viel Zeit mit seinem Patenkind, auf jeden fall mehr als Lisa, was ihm irgendwie Genugtuung verschaffte. Dazu hatte die Kleine immer den Teddy dabei, den er ihr geschenkt hatte und einen Namen hatte der kleine auch schon. David, als Anlehnung an den Onkel der ihn ihr geschenkt hatte. Er war halt der perfekte Patenonkel, sogar Sabrina hatte das gesagt und mit einem Augenzwinkern gemeint das er ja vielleicht auch der Pate von ihrem und Richards Kind werden könnte. Er hatte nur gelächelt und gesagt da wollte er abwarten was Richard zu sage.
Nun stand er vor dem Spiegel in seinem Bad und band sich die Krawatte um, in zwei Stunden würde die Taufe sein. Er hatte auch von dem Streit zwischen Max und Lisa erfahren und irgendwie war er seinem besten Freund dankbar das er ihr den Kopf gewaschen hatte. Seitdem musste sie wohl in Gegenwart der anderen Kerimaleute wohl kein böses Wort mehr verloren haben. Jetzt musste er es nur noch schaffen Sydney für heute zu ignorieren, ihn einfach auszublenden, so tun als wäre er gar nicht da. Bei dem Gedanken das Lisa sich seinen Bruder geangelt hatte stach es immer noch in seiner Brust.
Trotz vorheriger Bedenken von Max und Richard verlief die Taufe allerdings Reibungslos. Emma hatte das Ereignis verschlafen und David und Lisa vermieden es den anderen auch nur anzusehen. Zum feiern fuhren sie dann alle zu Villa Seidel. In der WG war einfach nicht genug Platz für die ganzen Gäste und auch das Haus von Yvonnes Eltern in Göberitz war nicht wirklich groß genug. So hatten sich seine Eltern angeboten und Max und Yvonne hatten dem zugestimmt. Zu dem war Sommer und der Großteil der Feier würde im Garten stattfinden. Für Emma hatten sie eine Wiege im Schlafzimmer seiner Eltern aufgestellt. Und entgegen aller Vermutungen amüsierte sich sogar David auf der Feier. Da Emma kurz nach der Ankunft aufgewacht war kümmerte er sich erst mal um die Hauptperson des Tages, so bekam er die glücklichen Paare um sich herum gar nicht wirklich mit. Doch nach einer frischen Windel und einer Stunde spielen mit dem Onkel fielen der kleinen die Augen wieder zu und er brachte sie zurück in die Wiege. Als er wieder nach draußen trat traf ihn das geballte Glück wie ein Schlag ins Gesicht. Überall standen Pärchen Arm in Arm, Hand in Hand. Immer wieder sah er wie sich wer küsste. Seine Eltern, die Plenskes, Max und Yvonne, Richard und Sabrina, Kim und Timo, Mariella und Lars van der Lohe, Britta und Hugo oder Agnes und Boris. Plötzlich schien es als wären außer ihm nur Pärchen hier. Da sie ihn noch nicht wieder bemerkt hatten beschloss er einfach sich für eine Weile zurück zu ziehen, im Moment schien er fehl am Platze zu sein. Er ging wieder ins Wohnzimmer und dann die Treppe nach oben hinauf, vor seiner alten Wohnung blieb er stehen. Er wusste das hier nun ein Gästezimmer war, langsam öffnete er die Türe, er hatte nicht mitbekommen wie Lisa und Syd sich zurückgezogen hatten. Als er in das Wohnzimmer trat blieb er wie angewurzelt stehen. Sydney war gerade dabei Lisas Bluse aufzuknöpfen und sie schien ihm gerade erst das Hemd abgestreift zu haben.
Kapitel 12
Der alte Holzboden knarrte unter Davids Schritten, was Lisa und Syd hochschrecken ließ. Entgeistert starrten sie ihn an. Lisa fasste sich als erste wieder zog ihre Bluse eng um ihren Körper und setzte sich auf.
„ Was machst du hier?!“ schrie sie.
David konnte nichts sagen er starrte sie immer noch an, das durfte nicht wahr sein. Sie hatten nicht wirklich vor hier in seiner alten Wohnung....er brachte den Gedanken nicht zu Ende.
„ Raus!“
„ Das...das...“ stotterte er, aber was wollte er sagen? Das ist meine Wohnung stimmte ja nun nicht mehr.
„ Bist du taub? Ich habe Raus gesagt !“
Endlich konnte er sich von der Szene losreißen, er taumelte ein Paar schritte nach hinten dann drehte er sich rum und verließ Fluchtartig das Zimmer. Auf dem Weg nach unten nahm er zwei Stufen auf einmal, kurz bevor er ankam stolperte er, fing sich in letzter Sekunde wieder und prallte gegen Bernd Plenske, der gerade auf dem Weg zum Buffet war.
„ Was hast du es denn so eilig David?“ fragte er, bekam jedoch keine Antwort, David rannte weiter nach draußen, auf der Terrasse blieb er stehen. Er sah sich um, doch was wollte er hier? Musik spielte aus den Boxen und die restlichen Gäste tanzten gerade zu einem langsamen Schmusesong. Er stütze kurz die Hände auf die Knie um wieder Luft zu bekommen dann wandte er sich ab und stürmte wieder nach drinnen nur um sofort vorne raus die Villa zu verlassen.
Max und Yvonne, die sich gerade voneinander gelöst hatten um nach Emma zu sehen sahen noch wie David überstürzt das Haus verließ. Erstaunt blickten sie sich an, dann sahen sie Bernd. Yvonne fragte ihn sofort ob er wüsste warum David denn so überstürzt aufgebrochen sein, doch dieser zuckte nur mit der Schulter und meinte das er schon so aufgelöst die Treppe hinunter gekommen wäre. Max runzelte nur die Stirn, was sollte David denn oben so aus der Fassung gebracht haben das er ohne sich zu verabschieden die Feier verließ? Doch als er in Richtung Treppe sah stockte ihm der Atem, Lisa kam gerade mit Syd herunter und man sah deutlich das sie noch damit beschäftigt waren ihre Kleider zu ordnen. Auf einmal machte Davids Verhalten sinn, Max spürte wie Wut in ihm hochstieg, das durfte doch nicht wahr sein. Das hier war die Taufe seiner Tochter und nicht irgendeine Orgie. Mit zwei großen Schritten war er bei ihnen und stellte sich ihnen in den Weg.
„ Sagt mal habt ihr jetzt total den Verstand verloren? Das ist eine Taufe keine Orgie!“ wurde er mit jedem Wort lauter, was die restlichen Gäste reinlockte.
„ Wie kommst du denn da drauf?“ fragte Richard, der nun neben ihm stand und sich Lisa und Syd genau betrachtete, dann suchte er den Raum nach David ab. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn als er ihn nicht entdecken konnte.
„ Wie ich darauf komme?! Zuerst verlässt David fluchtartig die Feier und dann kommen die Zwei hier halb angezogen die Treppe hinunter!“
Alle Blicke richteten sich nun auf Lisa und Syd.
„ Ist das wahr Schnattchen?“ fragte Bernd.
„ Nein natürlich nicht und bitte Papa nenn mich nicht immer Schnattchen. Ich bin erwachsen!“
„ Seid ihr sicher das David weg ist?“ fragte nun Laura um die Lage zu entschärfen, vielleicht war er ja auch nur einfach auf Toilette.
„ Ja er kam die Treppe runter gerannt und dann ist er kurz raus und dann nach vorne zur Türe raus.“ Schilderte Bernd das gesehene.
Während nun eine Diskussion entbrannte was denn passiert sei zog sich Richard etwas zurück. David war weg so viel stand fest und so wie Lisa und Syd aussahen hatte er sie wohl Inflagrantie erwischt. Er konnte sich nur schwer vorstellen was nun in Davids Kopf vorging, zwischendurch schnappte er das Wort alte Wohnung auf. Hatten die beiden etwa in Davids alter Wohnung.....dann war es klar warum David so überstürzt aufgebrochen war und Richard war auch klar das David sich nun wieder abkanzeln würde. Er begann sich sorgen zu machen, schon einmal hatte er den Verdacht gehegt das sein kleiner Bruder in Depressionen verfallen würde, was würde er dann nun tun? Doch darüber nachdenken brachte nichts, er musste ihn jetzt finden. Er nahm Max kurz zur Seite und machte sich dann auf den Weg.
David war inzwischen in seiner Wohnung angekommen, auf dem Weg von der Villa nach hier hatte er jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten, weshalb er in nur einer viertel Stunde gebraucht hatte. Er war wieder einmal die Acht Stockwerke bis zu seiner Wohnung hochgelaufen. Vor der Türe angekommen war er erst mal nach Luft ringend zusammengebrochen, doch er musste hinein, er musste dieses Bild aus seinem Kopf kriegen, immer wieder versetzte es ihm einen Stich isn Herz und mit jedem mal schien es als würde es stärker. Mit zittrigen Fingern schloss er schließlich die Türe auf, im Wohnzimmer entdeckte er die Whiskeyflasche, in einem Zug leerte er den Rest, dann ging er zur Bar und holte die nächste Flasche, ohne einmal ab zu setzten kippte er sie in sich hinein, ließ sich aufs Sofa fallen und kam dabei an die Fernbedienung für die Stereoanlage.
You’re a loaded gun
There’s nowhere to run
No one can save me
The damage is done
Shot through the heart
And you’re to blame
You give love a bad name
I play my part and you play your game
You give love a bad name
You give love a bad name
Die Zeilen des Liedes wiederholten sich immer wieder in seinem Kopf. Der Schaden war angerichtet, das stimmte ja schon mal. Ein Schuss durchs Herz, so musste es sich wohl anfühlen und wo sollte er jetzt noch hin? Überall wurde er an Lisa erinnert und nun auch noch an Sydney. Selbst in der Villa seiner Eltern, er hob die leere Whiskey Flasche auf und warf sie an die Wand, doch es änderte nichts, es tat immer noch weh und er sah ein das sich das nicht ändern würde. No one can save me Niemand konnte ihn mehr retten, er war verloren, gefangen in seiner Liebe. Er nahm ein Blatt Papier, doch was sollte er schreiben? Es würde doch niemanden interessieren. Doch er musste zumindestens dafür Sorgen das Kerima in die Richtigen Hände geriet, also überschrieb er seine Anteile an Richard. Er faltete den Brief zusammen, schrieb vorne Richards Namen drauf. Es würde das beste sein, schwankend stand er auf, der Alkohol wirkte schon. Langsam trat er hinaus auf die Dachterrasse, noch einmal blickte er hoch, doch die Sonne war von Wolken verdrängt worden, es begann zu regnen. Er lehnte sich über die Mauer die, die Terrasse umgab, sie war nicht sehr hoch, ohne weiter nachzudenken stellte er sich darauf. Er atmete schwer, Tränen liefen über sein Gesicht, er blickte nach unten, schwankte dabei leicht. Shot through the heart er sah Lisa und Syd vor seinem inneren Auge, so würde es das Beste sein, niemand würde ihn mehr verletzten können und er stand niemandem mehr im Weg.
ENDE
=>> Wird fortgesetzt durch Broken, Fallen, Hopeless und On the edge!