Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Zorro
 
DAS ALTERNATIVE LISA & RICHARD HAPPY-END
(Polterabend von Lisa und Rokko. David hatte gerade "Über 7 Brücken..." gesungen und Lisa war danach verschwunden.)

1

Sie stand alleine ganz hinten auf dem Dach. Die paar Gläser Champagner machten sich gerade bemerkbar und Lisa konnte kaum noch stehen. Sie lehnte sich über das Geländer, um sich hin und her zu schaukeln. 'Ach was soll´s, das Leben ist voller Überraschungen und ich werde alles einfach geschehen lassen...' dachte sie. Irgendwo im Hintergrund hörte sie David und Rokko im Duett singen, es war ein alter "Modern Talking" Song "Geronimos Cadillac".

'Ach, Männer, die amüsieren sich gerade auf meine Kosten und ich... und ich amüsiere mich auch...' Vor und zurück schaukelte sie und spürte, wie sich alles um sie herum drehte.

Sie merkte gar nicht, dass ein Fremder sie die ganze Zeit beobachtete. Er hat sich auf das Dach geschlichen und stand wenige Meter hinter ihr.

Lisa schaukelte weiter: Hin und her... Ooops, plötzlich verlor Lisa das Gleichgewicht und versuchte vergeblich mit ihren Füssen wieder den Boden zu finden. Vor lauter Schreck konnte sie keinen Laut von sich geben und um Hilfe zu rufen, aber es hätte sie sowieso keiner gehört, weil Rokko gerade

ganz laut ins Mikrofon brüllte.

Der Fremde war blitzschnell bei ihr und sie spürte zwei überraschend starke Hände, die Ihre Taille fest umschlangen. Er zog sie zurück und Lisa befand sich plötzlich vor einem wildfremden Mann, der ihr gerade das Leben gerettet hatte.

„Oh Gott, ich dachte ich falle runter und Sie...", Sie sah ihn an und stellte fest, dass er eine schwarze Maske trug.

Sie trat automatisch zurück, "Wer sind Sie? Und wieso tragen Sie eine Zorro-Maske???"

Der Fremde antwortete nicht. Er schaute Lisa für eine Weile in die Augen, packte sie an den Schultern und drückte sie fest an sich.

"Ganz ruhig bleiben", flüsterte er ihr ins Ohr, "Sie folgen mir jetzt“, er flüsterte so tief und bedrohlich, dass sie einfach seinem Befehl gehorchte und schon waren die beiden im Aufzug.

Lisa sah den Mann ängstlich an, während er sie mit seinen Augen durchbohrte.

"Wieso ich? Was wollen Sie von mir? Erst retten Sie mir das Leben und dann entführen Sie mich!! Was haben Sie vor?"

Jetzt konnte Lisa wieder einigermaßen die Realität wahrnehmen und sie bekam furchtbare Panik. Der Entführer sah sie frech an und strich ihr von der Wange über den Hals hinunter, aber sie packte seine Hand bevor sie an ihrem Dekolleté angekommen war. "Bitte, lassen Sie mich hier raus!"

Sie wollte an den Knöpfen des Fahrstuhls herumdrücken, aber der Fremde zog sie an sich und umarmte sie ganz fest. Seine Lippen waren ganz nah an ihrem Ohr und er flüsterte "Lisa, ich will Dich, Du gehörst heute Nacht mir." Er atmete ganz schwer und küsste ihren Nacken und ihren Hals zitternd ab.

'Woher kennt er meinen Namen? Wer ist er überhaupt?'

Seine Küsse waren ganz zart und leidenschaftlich zugleich. "Bitte, Lisa, ich tu Dir nichts an was Du selbst nicht willst."

Plötzlich hatte er aufgehört sie zu küssen und ließ sie los. Er sah Lisa bittend an, dann drehte er sich von ihr weg. In dem Moment war der Aufzug unten angekommen. Die Tür ging auf und der Mann ging raus. Er drehte sich um, um nach Lisa zu sehen. Sie blieb im Aufzug stehen und sah ihn teils erschrocken,

teils verwundert an.

"Was wollen Sie von mir und wer sind Sie?"

Der Fremde nahm ihre Hand und sah ihr ganz tief in die Augen. Dann näherte er sich ihr und flüsterte "Komm mit, Du wirst es nicht bereuen." Er zog leicht an ihrer Hand.

Lisa war wie betäubt, sie sah in diesem mysteriösen Mann etwas Bedrohliches und gleichzeitig etwas sehr Anziehendes. Sie konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, aber seine Augen kamen ihr sehr bekannt vor und vor allem wie er sie ansah, machte Lisa ganz nervös. Wie verhext folgte sie ihm. Vor dem Gebäude stand ein schwarzes Auto. Er öffnete die Autotür und sah sie fragend an.

'Ein Abenteuer vor der Hochzeit... sieht dir nicht ähnlich, Lisa... ' Sie zögerte eine Weile, aber dann stieg sie ins Auto ein. Der Fremde stieg ebenfalls ein und fuhr los.

Auf dem Dach feierten immer noch alle den Polterabend...

2

Lisa gingen 1000 Gedanken durch den Kopf, aber sie konnte keinen einzigen richtig fassen. Sie war so durcheinander, dass es ihr nicht gelang zu begreifen, worauf sie sich gerade eingelassen hatte. 'Hilfe!'

Plötzlich klingelte ihr Handy. Es war Rokko. Der Fremde schaute Lisa mit einem hypnotisierenden Blick an, so dass sie Rokko einfach wegdrückte und das Handy ausschaltete. Sie sah ihn schüchtern an und konnte ein leichtes Grinsen hinter seiner Maske sehen. Für einen Moment glaubte sie, ein gefährliches Glitzern in seinen Augen gesehen zu haben. Aber als er sich wieder zu ihr drehte, schaute er sie wieder voller Wärme an. Er nahm sanft ihre Hand und küsste sie ganz samten. Trotz Lisas eigener ängstlicher Erregung zog sie die Hand nicht weg.

‚Er hat dein Leben gerettet, er tut Dir nichts. Nichts, was Du nicht selber willst.', dachte sie verzweifelt. Sie war immer noch ein bisschen beschwippst und von der ganzen Situation sowieso total überfordert.

Der Mann hielt langsam an. Er sah Lisa unglaublich leidenschaftlich und zugleich herausfordernd an und sie bekam wieder das Gefühl, als ob sie ihn kennen würde. Instinktiv wollte sie seine Maske hochziehen, aber ihr Zorro hatte anscheinend nicht vor, seine Identität Preis zu geben. Er nahm ihre Hand schnell weg und zog sie langsam aber sicher an sich heran. Lisa hörte sein Herz klopfen und seinen Atem ganz nah. Ihr wurde plötzlich ganz schwindelig.

'Hilfe', dachte sie, aber im nächsten Moment küsste der geheimnisvolle Zorro ganz sanft ihre Lippen. Zu ihrem Erstaunen erwiderte sie seinen Kuss und er wurde immer leidenschaftlicher. Gegen ihren eigenen Willen schob sie ihn plötzlich von sich weg und versank nachdenklich im Autositz. Der Fremde hatte seine Beherrschung wieder gefunden und fuhr wieder los. Seine Augen schienen die Windschutzscheibe durchbohren zu wollen. Seine Hände drückten ganz fest auf das Lenkrad. Lisa atmete schwer ein und aus.

Es hat nur paar Minuten gedauert und das Auto hielt vor einem Tor an, dass gleich aufging. Ihr Zorro fuhr rein und schaltete den Motor aus.

Jetzt hörte Lisa ihr eigenes Herz ganz laut klopfen. Im nächsten Moment stieg der Mann aus und öffnete ihr die Tür. Sie zögerte eine Weile und sah ihn fragend an.

"Wo sind wir?", fragte sie.

"In Sicherheit", antwortete er rau und ungewöhnlich tief.

Sie bemerkte, dass er irgendwie seine Stimme verstellte.

Zorro nahm ihre Hand und sie folgte ihm ins Haus.

Sie wusste später noch, dass das Wohnzimmer riesengroß und wenig beleuchtet war.

An der Bar bot er ihr ein Glas Champagner an und trank selbst einen Whiskey. Noch nie ging es Lisa so wie in dieser Nacht. Sie wollte unbedingt rausfinden wer, sich hinter der Zorro Maske versteckte, aber gleichzeitig fühlte sie sich so frei. Sie musste sich nicht zwischen David und Rokko entscheiden, sie musste sich nicht zwischen ihrem Kopf und ihrem Herz entscheiden.

Sie hatte diesmal auch eine andere Wahl: ihr Bauchgefühl und die pure Abenteuerlust...und er war groß, gefährlich groß. Ohne viel hin und her landeten die beiden im Schlafzimmer, das eigentlich nur aus einem großen Bett bestand.

Der geheimnisvolle Fremde küsste Lisa leidenschaftlich und sie küsste ihn zurück, sie umarmten sich und waren gleich im Bett. Der Rest erschien wie ein Traum, die Klamotten flogen links und rechts und zwei Körper wurden zu einem...

Mittlerweile war der Polterabend vorbei und fast alle Gäste und der Gastgeber waren gegangen. Die Ausnahme waren die beiden Rivalen, deren Abend unterm Bartisch endete. Sie schliefen friedlich und schnarchten furchtbar laut. Ihre Körper waren übereinander gestapelt und Rokko sabberte auf die am Vortag noch hochpolierten Schuhe von David. Die beiden hatten schwer gefeiert und sogar auf Brüderschaft getrunken. Sie boten sich gegenseitig an der Trauzeuge vom anderen zu werden und nahmen das Angebot gegenseitig an. Also herrschte vorerst Waffenstillstand.

3

Lisa wachte auf und sah sich um. Draußen war schon alles grau. Im ersten Moment wusste sie nicht, was los war und kapierte erst gar nicht, wo sie sich überhaupt befand.

'Ich heirate heute!' blitzartig kam ihr der Gedanke. Sofort danach bemerkte sie, dass eine männliche Hand auf ihrem Bauch lag und ihr eigener Kopf auf einer warmen männlichen Schulter ruhte. Das war eindeutig nicht Rokko und auch nicht David.

Lisa zuckte zusammen. Plötzlich erinnerte sie sich an die vergangene Nacht und wurde sofort hellwach. Sie stand schnell auf und starrte den Mann an, der immer noch ganz fest schlief. Abgesehen von seiner schwarzen Maske war er splitternackt - genau wie Lisa selbst.

'WAS HABE ICH GETAN!?!?!', schrie sie innerlich und bekam furchtbare Panik. Sie setzte sich auf die Bettkante und atmete tief durch. Ihr gingen die Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf wie ein Diafilm. Es war kein Traum, ihren Zorro gab es wirklich und Lisa hatte mit ihm Sex gehabt. 'HILFE!!!!!'

Sie konnte immer noch auf ihrer Haut seine Küsse spüren und bei dem Gedanken daran wurde ihr schwindelig. Die überdimensionale Leidenschaft mit der dieser Mann sie geliebt hatte, war fast bedrohlich.

Lisa schloss ihre Augen und schüttelte ihren Kopf.

'Nein!!! Du musst diese Nacht ganz schnell vergessen', schrie sie sich innerlich an, 'Du heiratest heute Rokko... dann wird alles wieder gut.'

Lisa drehte sich noch mal um und schaute den mysteriösen Mann an.

'Ich sehe Dich nie wieder, leb wohl, wer immer Du auch bist...'

Sie zog sich schnell an und ergriff die Flucht.

Es war 5 Uhr morgens und es wurde langsam hell. Lisa fuhr im Taxi nach Göberitz. Sie musste sich nur noch unbemerkt in das Haus schleichen und so tun als ob nichts gewesen wäre. Lisa stieg aus dem Taxi schon paar Häuser vorher aus und lief schnell zu ihrem Haus.

'Jetzt ab in dein Zimmer Lisa und einfach drüberschlafen.', beruhigte sie sich.

Lisa wollte sich eigentlich noch duschen, aber das Badezimmer war neben dem Schlafzimmer ihrer Eltern, deshalb musste sie darauf verzichten. Als sie sich auszog und in ihrem Bett lag konnte sie wieder Zorros Duft an ihrem Körper riechen. Kurz darauf schlief Lisa fest ein.

4

Schreiend wachte Lisa auf. Sie atmete schwer und war total verschwitzt, ihr Puls war bestimmt 120/min.

Nach langer Zeit hatte sie diesen Alptraum wieder. Sie stürzte vom Hochhaus ab und fiel in die Tiefe, doch im letzten Moment wurde sie von einer männliche Hand aufgehoben. Sie wachte immer auf, bevor sie den Mann ansehen konnte, aber diesmal als sie sich verzweifelt an seiner Hand festhielt, schaute sie ihm ins Gesicht. Zu ihrer Verwunderung sah sie in das Gesicht von Richard von Brahmberg.

Lisa saß jetzt auf dem Bett und versuchte irgendwie sich wieder zu beruhigen.

'Der Richard hat mir einmal wirklich das Leben gerettet, damals auf der... aber trotzdem ist es komisch' dachte sie. 'Aber was soll es, ist eh nur ein Traum gewesen'.

"Aufstehen, Lisalein", Helga kam strahlend rein, "Oder willst Du deine eigene Hochzeit verschlafen?"

Sie setzte sich zu Lisa und umarmte sie.

"Wie spät ist es denn?" fragte Lisa müde.

"Noch nicht so spät, Schnattchen", der Bernd kam auch rein. Er hielt Tasse Kaffee in der Hand, "Trink erst mal in Ruhe den Kaffee aus. Es wurde gestern aber sehr spät, was?"

"Ja, Papa, ich war dann... noch mit den Mädels.. in der Tiki-bar. Wir wollten noch ein bisschen feiern." Lisa wurde rot und sah zum Boden, sie hasste es zu lügen.

"Ach so... und der polnische Boxer hat noch nach Dir gesucht... welche Mädels waren es denn?" fragte Bernd neugierig, "Alle Kerima-Damen sind fast bis zum Schluss geblieben.."

'Na, super, Lisa, jetzt hast du den Salat!'

"Ein Paar Freundinnen aus meiner Klasse.. die.. die kamen d..doch noch", log Lisa weiter, es blieb ihr nun keine andere Wahl, um aus der Situation rauszukommen.

"Jetzt muss ich mich duschen, ist ja schon fast 8 Uhr!"

Lisa trank noch schnell den Kaffe aus und verschwand ins Bad.

Bernd und Helga sahen sich verwundert an. "Die Kleine ist einfach nervös, Bärchen, das ist normal.." Die beiden gingen raus.

Lisa zog sich langsam aus und plötzlich blieb ihr das Herz stehen..

'Mein String! Wo ist mein String?!? Wie konnte das nur passieren?'

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihren türkisfarbenen String nicht mehr hatte.

'Es ist klar, ich hab ihn bei dem.. DEM Mann vergessen - beim Zorro' dachte sie entsetzt. Und mit dem Mann hat sie den armen Rokko schon vor der Hochzeit mit den Hörner geschmückt.

'Wie toll, Lisa, einfach Klasse!', sie schaute sich im Spiegel an und wurde knallrot.

'Was hab ich bloß getan und wieso tut es mir gar nicht leid.?'

Lisa ging unter die Dusche und ließ kaltes Wasser über ihren Körper laufen. Sie brauchte wieder einen klaren Kopf, sie musste wieder vernünftig werden.

Als sie runter kam, waren Helga und Bernd noch beim Frühstücken.

"Isst Du noch was mit, Lisa?" fragte Helga nach.

"Komm, Schnattchen, iss noch was, bevor Dich dieser Kowalski ganz verhungern lässt.", Bernd sah, dass Helga ihm einen schrägen Blick zuwarf, redete aber weiter, "Solche Fruchtzwerge können doch gar nicht richtig eine Frau ernähren! Ist doch wahr, Helga."

"Papa, ich kann mich selbst ernähren.. und Rokko, der.. der kann es schon.. Außerdem muss ich los, der Hugo wartet schon auf mich. Bis später."

Als sie gerade rausgehen wollte, klingelte Jemand an der Tür.

Lisa machte auf aber es war niemand da. Sie schaute sich um und sah auf dem Boden ein Päckchen mit ihrem Namen drauf. 'Komisch, es ist kein Absender drauf? Und wer hat es hergebracht?..'

Lisa war für einen Moment verunsichert, machte aber das Päckchen auf. Es war eine wunderschöne bordeauxfarbene Schatulle aus Samt. Lisa hielt ihren Atem an und machte die Schatulle vorsichtig auf.

5

Im ersten Moment konnte Lisa nicht erkennen, was in der Schatulle lag. Es war ein Stück zusammengefalteter schwarzer Stoff...es machte auf einmal 'Klick' in ihrem Kopf. Sie nahm den Stoff raus und sah, dass es tatsächlich die Zorromaske war.

Lisa wurde gleichzeitig kalt und heiß bei dem Gedanken an den Mann, der diese Maske vergangene Nacht getragen hatte. Ihre Beine konnten sie kaum noch halten und sie entschloss sich ein Taxi zu nehmen - schließlich musste sie noch zu 'Kerima' fahren. Mit der Bahn hätte sie es sowieso zeitlich nicht mehr geschafft. Während der Fahrt hielt Lisa die ganze Zeit die Maske in der Hand. Ab und zu schloss sie die Augen und konnte ihn fast körperlich spüren: sein Duft, sein Atem, seine Berührungen.

"Aufwachen, junge Dame, wir sind angekommen!" rief der Taxifahrer.

"Was? Achso... ´tschuldigung.."

Lisa war es peinlich, dass sie mal wieder in ihre Tagträume verfallen war.

Lisa ging aus dem Aufzug direkt in ihr Büro, um die Schatulle dort zu verstecken. Als sie die Maske wieder wegpacken wollte, sah sie eine Karte, die sich in der Schatulle befand. Dort stand folgendes:

'Liebe Lisa,

es tut mir wirklich Leid was ich Dir angetan habe...

Ich war am Rande der Verzweiflung, als ich Dich an seiner Seite gesehen habe. Er hatte Dich nicht verdient... Meine hoffnungslose Liebe zu Dir hat mich dazu bewegt, wie ein Tier zu handeln...

Vor Wut und Machtlosigkeit habe ich meinen Verstand verloren.

Verzeih mir, bitte, wenn Du kannst..

Ich habe es jetzt endlich begriffen, dass man die Liebe nicht erzwingen kann.

Lebe wohl, Lisa, und werde die glücklichste Frau der Welt.

Dein Z.'

'Was Du mir angetan hast soll mir leid tun und nicht Dir.. oder was meint er eigentlich damit?' dachte Lisa.

'Verzweiflung...hoffnungslose Liebe...wie ein Tier..?' sie las alles noch einmal durch, aber es war ihr immer noch ein Rätsel. Sie hatte nichts, woran sie sich festhalten konnte, keinen klaren Hinweis.

`..er hat Dich nicht verdient` - ´wen meint er jetzt- David oder Rokko? Ich werd noch verrückt...'

Lisa war so durcheinander, dass sie einfach jemanden brauchte, mit dem sie reden konnte. Lisa wählte Jürgens Nummer und bat ihn dringend zu ihr ins Büro zu kommen. Zum Glück war er noch zuhause, deshalb konnte er schnell da sein. Wenige Minuten später klopfte er an der Tür. Nachdem er reinkam schloss Lisa die Tür ab.

"Morgen, Lisa. Was ist mit Dir los? Braut die sich nicht traut oder Fruchtzwergealarm?" Jürgen sah die verzweifelte Lisa an und versuchte sie etwas aufzumuntern.

"Hallo, Jürgen", sie lächelte ihn bitter an, "Ich muss Dir was erzählen."

Sie setzten sich beide hin und Lisa erzählte ihm die ganze Geschichte mit dem Zorro.

Für eine Weile schien Jürgen die Sprache verloren zu haben.

"Wie sicher bist Du, dass es wirklich passiert ist und kein Traum war?" fragte er sie.

"Ach Jürgen, wieso glaubst Du mir einfach nicht?"

"Weil eine Lisa Plenske tut so was nicht... ein One-Night-Stand und dann noch mit Zorro, tut mir leid, das kann ich mir nicht vorstellen." Jürgen schüttelte seinen Kopf, "Nicht Du, Lieselotte!"

"Aber das hab ich wirklich getan", ihr kamen die Tränen hoch, "Schau Dir mal das an", sie zeigte ihm die Schatulle, die Zorromaske und die Karte. "Lese es mal durch.."

Jürgen schaute sich die Gegenstände an, dann las er die Karte ein paar mal durch.

"Es ist eindeutig", sagte Jürgen unerwartet "Es kann nur einer sein, Lisa"

6

Jürgen musterte Lisa nachdenklich und sagte "Soll ich es Dir wirklich sagen oder willst Du vielleicht selber darauf kommen?"

Lisa sah ihn ängstlich an - die schlimmste Befürchtung schoss ihr gerade durch den Kopf wie ein Blitz.

"Jürgen, bitte sag nichts, sag einfach gar nichts.", Lisa sah ihn bittend an. "Und jetzt geh, bitte.. lass mich alleine darüber nachdenken, bitte..", ihre Stimme war ganz leise.

"Kann ich Dich jetzt wirklich alleine lassen?" fragte Jürgen besorgt.

"Ja, geh bitte, und versprich mir eins... egal wie es ausgeht, wirst Du mir trotzdem beistehen?.." Lisa kämpfte mit den Tränen und sah zum Boden.

"Ich bin dein bester Freund, Lieselotte..."

"Danke, Jürgen", unterbrach sie ihn, "Dann sehen wir uns um 14 Uhr in der Kirche...bis dann."

Sie schloss hinter ihm die Tür zu und konnte die Tränen nicht mehr aufhalten.

'Es hilft doch, wenn man sich so richtig ausheult', dachte Lisa. Sie hatte sich fest entschlossen, die Sache jetzt ganz durchzuziehen und Rokko zu heiraten. Sie würde ihm natürlich von der Sache nichts erzählen und versuchen das selber zu vergessen.

Sie ging zu Hugo und plauderte mit ihm über dies und das. Der Frisör Louis war gerade fleißig dabei ihr die Hochsteckfrisur zu zaubern und Hugo beobachtete kritisch seine Arbeit. Er zog mal eine Strähne raus, mal steckte er sie wieder hoch. Er wollte einfach, dass Lisa's Frisur perfekt sein würde.

"Der Hochzeitsstrauß ist da", Hannah kam mit einem prachtvollen Blumenstrauß rein „Sind die Rosen nicht wunderschön.?"

Lisa sah die Blumen entsetzt an. "Wieso sind sie rot? Wir haben doch lachsfarbene bestellt, so wie alle Blumen in der Kirche. Stell bitte die Blumen in mein Büro. Ich ruf bei dem Blumenhändler gleich an, sobald die Frisur fertig ist."

"Ach was, ma cherie.. Hannah, bitte erledige Du die Sache, sei so gut."

"OK, bin schon auf dem Weg", Hannah ging mit den Blumen raus, kam aber kurz darauf wieder rein mit einem lachsfarbenen Blumenstrauß und hatte eine verwunderte Miene.

"Das ging aber schnell", Lisa sah sie fragend an, "Wie hast Du das denn geschafft???"

"Als ich die rote Rosen zu Dir ins Büro bringen wollte, kam der Bote von der "HappyFlower" und gab mir den Hochzeitsstrauß."

"Und wo kommt dann der rote Strauß her?", wunderte sich Lisa.

"Da ist bestimmt eine Karte bei... ich schau mal nach", Hannah wollte gerade nachsehen, aber Lisa nahm ihr den Blumenstrauß ab und checkte ihn selbst ab.

Sofort entdeckte sie eine Karte und ihr Herz blieb fast stehen als sie nur ein 'Z' darauf gesehen hat.

Sie sprang auf und rannte aus dem Atelier raus. "Merde!..La chevelure!!!*", hörte sie noch Hugo fluchen, aber ihr selbst war die Frisur jetzt so was von egal.

Sie stürmte in ihr Büro und das was sie dort sah, ließ sie kurz aufschreien. Direkt vor ihr stand Richard von Brahmberg.

*Scheiße!.. Die Frisur!!!(fr.)

7

"Hübsche Blumen, Frau Plenske"

Lisa sah Richard immer noch ungläubig an und konnte immer noch kein Wort von sich geben. Sie versuchte was zu sagen, aber ihre Stimme war wie weggezaubert.

"Die sind bestimmt von Ihrem Verlobten, nicht wahr?", bohrte er nach. "Rote Rosen - Zeichen der ewigen Liebe.."

'Sag was, Lisa! Steh nicht so blöd rum!', schrie sie sich innerlich an. 'Vielleicht war Er's doch nicht...'

"Ja, sie sind von Rokko..", sagte sie leise und schimpfte gleich in sich hinein, 'Du dumme Nuss, Du blamierst Dich doch gerade..'

"Er muss Sie aber wirklich von ganzem Herzen lieben.", sein Ton wurde weniger herausfordernd und er sah ihr direkt in die Augen.

Lisa wusste gar nicht, was sie dazu sagen oder denken sollte. Sie sammelte ihren ganze Mut zusammen und wechselte das Thema. "Und was suchen Sie hier, in meinem Büro?"

"Ach so.. Ich bin geschäftlich hier. Ich muss Ihnen ein paar wichtige Dokumente überreichen."

"Aha und extra dafür sind Sie heute Morgen einfach so aus dem Gefängnis entlassen worden?" fragte sie ihn sarkastisch.

"Nein, nicht heute Morgen", er durchbohrte sie mit seinen Augen, "Schon gestern.."

'Die Wahrscheinlichkeit, dass er es nicht war liegt ca. bei 1:1000', dachte Lisa nervös, 'oder noch weniger..?'

"Was für Dokumente denn?"

"Wie Sie bestimmt wissen, hab ich noch einige Kerima-Aktien," Lisa war jetzt nicht in der Lage die Prozente im Kopf auszurechnen, aber doch einige hatte er noch. Sie nickte.

"Unter gegebenen Umständen fühle ich mich verpflichtet Sie Ihnen abzugeben", sprach Richard weiter und wurde immer ernster.

'Ach verpflichtet... Gewissensbisse, oder was?' dachte Lisa.

"Wieso denn verpflichtet?" fragte sie nur.

"Es tut mir wirklich Leid, dass Sie so gelitten haben, ich wollte es nicht..." es fiel ihm ziemlich schwer etwas zuzugeben, dass sah man ihm an.

"Ich habe es bitter bereut, glauben Sie mir... Ich hätte diese Entführung nie in die Tat umsetzen dürfen.." er sah Lisa nicht mehr an und seine Stimme wurde heiser.

"Das Lösegeld ist auch schon auf Seidels Konto unterwegs... "

"Herr von Brahmberg, Sie haben so viele Menschen damit verletzt, wieso? WIESO?" Lisas Stimme klang jetzt verzweifelt.

"Es tut mir JETZT ganz furchtbar Leid."

"Wieso erst JETZT? Sie haben so oft mit den Gefühlen anderer Menschen gespielt, sogar mit denen Ihrer eigenen Familie!"

"Es kümmerte sich aber auch keiner um MEINE Gefühle!" sagte er bitter, "Man hat in mir nur ‚Das böse Tier’ gesehen und keiner hat sich getraut, hinter die Fassade zu schauen. Aber ich habe auch Gefühle, Lisa."

'Hilfe! Ich will hier raus' dachte Lisa, ihr fehlte jetzt die Luft.

"Machen wir uns nichts vor, Du weißt doch genau wer ich bin.. oder wer Zorro ist," Richards Ton wurde wieder fast drohend.

"Nein, das weiß ich nicht.. ich meine wer Du.. Sie sind...", 'Ah, du Lusche, halte einfach die Klappe und renn hier weg so schnell du kannst!!!' Lisa ließ die Blumen fallen und streckte ihre Hand zum Türgriff. Richard war jedoch schneller und schloss die Tür ab.

Jetzt stand er ganz nah bei Lisa und ihre Augen trafen sich. Ja – sie hätte diesen Blick mit keinem anderen verwechseln können! Er sah sie wieder ganz sanft an, wie in dieser Nacht im Auto.

"Ich habe auch Gefühle, Lisa. Ich war vor Liebe ganz krank ... Ich habe meine Wut an jedem ausgelassen, der mir im Wege stand. Verzeih mir, Lisa, bitte!"

Er kniete vor Lisa und hatte Tränen in den Augen.

"Ich habe Dich seit dem Tag geliebt, als ich Dich damals auf der Modemesse gerettet habe. Und die Liebe wurde jeden Tag stärker und zugleich hoffnungsloser..."

Lisa wusste gar nicht, was sie in dem Moment fühlte, sie rutschte hilflos die Tür hinab und landete neben Richard auf dem Fußboden. Er tat ihr auf eine besondere Art leid.

Man denkt selten daran, was andere Menschen fühlen können, man befindet sich automatisch nur auf der eigenen Seite des Geschehenes. Ihr wurde gerade bewusst, dass er es wirklich absolut ernst meinte.

"Erst vor Paar Stunden warst Du noch in meinen Armen und jetzt bist schon wieder ganz weit weg von mir... Und bald sogar für immer.", er schaute sie verletzt an.

Lisa wurde bei diesen Worten fast schon wieder schwindlig, aber sie war jetzt auf dem Boden und konnte nicht mehr weiter runterfallen.

"Hast Du gar nicht mit dem Gedanken gespielt, dass ich es sein könnte?", Richard nahm ihre beiden Hände in seine und schaute ihr tief in die Augen.

"Ich hab es befürchtet", sagte Lisa nur.

8

"Ich hatte eigentlich nicht vor Dich zu entführen, Lisa. Ich wollte Dich nur noch einmal sehen. aber dann warst Du schon wieder in Gefahr und als ich Dich festhielt.. wollte ich Dich nie wieder loslassen.."

Richards Stimme wurde ganz rau und er küsste Lisas Hände. Dann legte er ihre Hände um seinen Hals und umarmte sie zitternd. "Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, Lisa... Deine Nähe, Dein Duft haben mich einfach ganz verrückt gemacht."

Sein Gesicht war ganz nah an Lisas Ohr und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Sie hatte einmal Angst vor diesem Mann gehabt und jetzt hatte sie diese Angst vor sich selbst. Sie konnte ihm zum zweiten Mal einfach nicht widersprechen und diesmal, wusste sie auch ganz genau WER vor ihr stand.

Richard begann Lisa ganz zärtlich den Hals zu küssen und sie stöhnte leise auf.

'Nicht schon wieder, Lisa!!' protestierte sie hilflos, aber ihre Hände umschlangen ihn und sie zog ihn noch

ein Stückchen näher an sich heran.

"Ich liebe Dich, Lisa.. Du bist so wunderschön..", sein Mund war jetzt ganz nah an ihrem und ein Stromstoß ging durch Lisas ganzen Körper. Stürmisch und wild vereinten sich die beiden in einem leidenschaftlichen Kuss. Es dauerte eine Ewigkeit, beide waren in einem leidenschaftlichen Rausch gefangen und wurden erst durch ein Klopfen an der Tür daraus herausgerissen.

Lisa kam langsam zu sich und sah, dass ihre Bluse schon ganz weit offen war. 'Hilfe!'

Sie sah schüchtern zu Richard auf, er saß vor ihr mit ganz verwuscheltem Haar und sein Hemd war ebenfalls schon halb aufgeknöpft.

"Lisa! Bist Du da?", schockiert hörte Lisa Rokkos Stimme.

"Ich kann nicht aufmachen.. ich.. ich probiere gerade mein Hochzeitskleid an", log sie schnell und wurde sofort rot.

"Warte ein Moment."

Lisa sah Richard bittend an und er verschwand ohne ein Wort hinter dem Fenstervorgang. Ihr war das peinlich, aber sie musste jetzt die Nummer einfach weiter durchziehen.

Schnell knöpfte Lisa ihre Kleidung wieder zu und versuchte einen einiger Maßen normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen.

Dann schloss sie die Tür auf und sah zu ihrer Überraschung, dass Rokko nicht alleine war. David war auch dabei.

"Morgen, Lisa", kam von beiden fast gleichzeitig.

"Hallo", Lisa wollte so natürlich wie möglich zu klingen.

Die beiden waren ganz gut gelaunt und das beruhigte Lisa schon mal.

"Wir möchten mit Dir reden, Lisa", fing Rokko an, "Es ist sehr wichtig für uns alle.."

'Was soll das jetzt?' dachte Lisa, "Wollt ihr mir eins eurer Lieder vorsingen?", sie wollte ganz entspannt wirken und es klappte besser, als sie erwartet hatte.

"Das lassen wir doch lieber sein", sagte David etwas verlegen.

"Es geht um Dich, Lisa", Rokko sprach jetzt ganz ernst, "Wir wissen alle, dass Du von uns beiden die

Heiratsanträge bekommen hast. Und wir, vor allem ich möchte, dass Du ganz ehrlich zu uns und vor allem zu Dir selbst bist."

Lisa verstand gar nichts mehr und sah besorgt zum Fenster rüber. 'Haben sie was erfahren.. oder gesehen?'

"Du musst einfach wissen, dass wenn Du Dich vorm Altar doch noch anders entscheiden solltest, werde ich mich für meinen neugewonnenen Freund und Dich trotzdem freuen... " Rokko überlegte kurz, "Du solltest vielleicht nicht ganz bis zum Altar mit der Entscheidung warten... wenn´s geht, OK?"

"Dasselbe gilt für mich auch", sagte David kurz.

'Ach wie süß, die beiden sind Freunde.. normalerweise wären jetzt alle Probleme vom Tisch gewesen...NORMALERWEISE!'

"Ach, noch was, Richard von Brahmberg ist entlassen worden", sagte Rokko "Mach Dir aber keine Sorgen, er muss in den nächsten 24 Stunden Deutschland verlassen."

"Aha, wieso denn?", fragte Lisa unerwartet, 'Wie kannst Du nur so dämlich sein, Lisa?! Was ist das für ne Frage?!!'

"Er hat die Kaution bezahlt und darf jetzt frei sein, nur woanders", antwortete David grinsend, "Er hat uns sogar heute in der Villa besucht und hat sich bei mir entschuldigt."

Lisa war jetzt ganz durcheinander, sie wusste nicht mehr wie ihr geschah, wie sie sich von den beiden verabschiedete und was überhaupt noch gesagt wurde. Sie wusste nur noch eins: Richard wird sie bald für immer verlassen, für immer...

9

Lisa schloss diesmal selbst ihr Büro ab. Sie hörte ihr Herz wieder ganz laut klopfen als Richard hinter der Gardine hervorkam. Er blieb am Fenster stehen und musterte Lisa nachdenklich.

"Ich habe zwei Tickets nach Acapulco", sagte Richard und kam langsam auf Lisa zu, "Heute Abend um 21 Uhr geht der Flug."

Er stand jetzt direkt vor ihr und sah sie fragend an. "Kommst Du mit, Lisa?"

Lisa wunderte sich immer wieder, wie schnell sich dieser Mann beherrschen konnte, sein Ton war wieder ganz normal - keine Spur vor Aufregung.

Ganz im Gegensatz zu ihr! Lisa war zuerst sprachlos und starrte ihn verwirrt an, dann brachte sie nur heraus "Es ist unmöglich."

Richard nahm ihre Hand und küsste sie sanft, "Es war vor ein paar Tagen auch unmöglich, dass Lisa Plenske einen Richard von Brahmberg küsst."

Er setzte sich auf dem Tisch und zog Lisa langsam an sich. Ihre Gesichter befanden sich jetzt auf gleicher Höhe.

Lisa spürte wieder dieses unglaubliches Kribbeln in ganzem Körper und schaute verlegen zur Seite.

"Ich kann nicht", sagte sie leise. 'Ich werde heute heiraten und mein restliches Leben in Ruhe und Langeweile an Rokkos Seite verbringen- wie prickelnd!', dachte sie ironisch.

"Kannst Du nicht oder willst Du nicht?"

"Ich.. ich weiß es nicht... ich kann kein Spanisch", nur diese blöde Ausrede fiel Lisa in dem Moment ein.

"Das wirst Du schon lernen, Du bist doch ein sehr intelligentes Mädchen", er umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Nase, "Aber nur wenn uns dafür genug Zeit übrig bleibt...", sagte er ganz leise und Lisa wurde ganz rot bei dem Gedanken, was er damit meinte.

Sie schloss die Augen und wollte nur noch seine Nähe genießen. Die beiden gaben sich kleine zärtliche Küsse und es knisterte alles um sie herum. Sie wollte sich ganz fallen lassen, nur noch einmal.

'Stop, Lisa!!! Du kannst nicht einfach hier mit Richard rumknutschen und in ein paar Stunden Rokko heiraten, das ist kein Spiel mehr!', schrie in Lisa die Vernunft.

"Wir müssen aufhören, BITTE", Lisas Stimme war schwach und leise, sie sammelte ihre ganze Kraft und löste sich von Richard.

Sie sah ihn gar nicht an, weil - wenn sie es getan hätte, wäre sie wieder in seinen Armen gelandet.

"Bitte, geh..", sagte sie fast lautlos.

Richard wurde wieder ganz ernst. "Also war ich für Dich doch nur ein kurzes Abenteuer vor der Hochzeit?", er nahm sie an den Schultern und schaute ihr tief in die Augen.

"Bitte, lass mich los", Lisa wollte ihn dabei gar nicht ansehen und die Kraft um sich selbst zu befreien hatte sie gar nicht mehr.

"Lisa, Du musst es mir sagen, BITTE!" sein Blick war fast bedrohlich.

Lisa fühlte sich so klein und schmutzig, sie wusste gar nicht, was sie darauf antworten sollte, sie wollte nur noch alleine sein, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Richard sah sie immer noch an und wartete auf ihre Antwort, "Sag es mir, bitte!"

Dann ließ er sie plötzlich los und machte sich auf dem Weg zur Tür.

"Du weißt, wo Du mich findest und das ist für Dich", er drehte sich noch einmal zu Lisa um und drückte ihr etwas kleines in die Hand. "Ich werde auf Dich warten."

Er verschwand durch die Tür und knallte sie laut zu.

Lisa blieb wie gelähmt stehen. Sie öffnete ihre Hand und konnte ihren Augen nicht trauen. Es war ein traumhaft schöner Ring mit einem recht großen Diamant, der in Herzform geschliffen war und

der ihr entgegen funkelte.

10

Lisa blieb mitten im Raum stehen und starrte fasziniert auf den Ring.

'Das ist der schönste Ring, den ich je gesehen habe und ausgerechnet von Richard.', Lisa betrachtete ihn und entdeckte auf der weißgoldenen Ringschiene folgende Gravur: "Will you marry me?"

Lisa wäre fast umgefallen dabei. 'Er will, dass ich ihn heirate?! Na super, Lisa, ein Leben lang absolute Null im Liebesleben und jetzt auf einmal 3 Heiratsanträge!!!'

Aber Lisa war nicht froh darüber, im Gegenteil, sie war eigentlich nur traurig und fühlte sich so einsam wie noch nie.

Nicht einmal Jürgen konnte ihr jetzt helfen. Sie wählte trotzdem seine Nummer.

"Na Lisa, wie weit bist Du schon mit deinem Styling?" fragte Jürgen sie.

"Wir fangen gleich wieder bei Null an", antwortete sie leicht genervt.

"Lieselotte, was ist los mit Dir?"

"Gar nichts.. nur so." Sie traute sich nicht, ihm die Wahrheit zu erzählen.

"Sag mir, soll ich gleich vorbei kommen?" er war jetzt richtig besorgt.

"Nein, nein, ich sag es Dir lieber so.. ich meine am Telefon. Jürgen, er war eben da..."

Lisa war verzweifelt.

"Wer, Richard??? Habt ihr schon wieder..."

"NEIN! Du Blödmann", unterbrach sie ihn und musste zugeben, dass nicht viel gefehlt hatte.

"Ist alles OK? Ich komm sofort zu Dir!"

"Nein, nicht nötig... ich bevorzuge es Dir dabei nicht in die Augen sehen zu müssen..."

Dann erzählte Lisa die ganze Geschichte und wurde mehrmals rot, als sie die Knutscherei mit Richard erwähnen musste.

Sie berichtete ihm auch über Rokkos und Davids Ansage, von den Tickets nach Acapulco und natürlich von dem besagten Ring.

"Respekt, Lisa, jetzt hast Du echt Auswahl! Sag mal, hat der eigentliche Bräutigam überhaupt noch eine

Chance", Jürgen schien das ganze zu amüsieren. "Nimm den Richard, er hat den dickeren... Ring geschenkt", Jürgen bekam jetzt einen Lachanfall und konnte nicht mehr aufhören.

"Es reicht, Jürgen! Ich brauche mir Deine blöden Bemerkungen jetzt nicht anhören!" Lisa legte auf und ging wütend aus ihrem Büro. 'Männer!', dachte sie böse.

Sie steckte den Ring und die Maske in ihre Handtasche und ging direkt zu Hugo.

"Oh mon Dieu, Lisa! Wie siehst Du denn aus???" Hugo war entsetzt.

Lisa war die versaute Frisur äußerst peinlich, aber sie antwortete nicht und schaute zu Boden.

"Hugo, es tut mir Leid.. Könntest du mein Kleid zu mir nach Hause schicken lassen?" fragte sie unsicher.

"Pardon? Hab ich mich verhört?"

"Ich... ich muss noch was Dringendes erledigen, bevor ich..." Lisa brachte es nicht zustande 'bevor ich heirate' zu sagen und was Besseres fiel ihr in dem Moment auch nicht ein.

"Was ist los, meine Liebe?"

Lisa stand da und wusste nicht, was sie ihm sagen sollte.

"Ich muss etwas zurückbringen, was mir nicht gehören kann." Lisa kämpfte mit den Tränen und ihre Stimme wurde immer leiser. Hugo durchschaute das Gefühlschaos, in dem sich Lisa befand und nahm sie in die Arme. "Du schaffst es schon, Lisa Plenske," er hielt sie noch eine Weile im Arm und streichelte beruhigend ihren Rücken. „Und jetzt geh und erledige das, was Dir auf dem Herzen liegt."

Lisa war dankbar für Hugos Verständnis und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Danke, Hugo. Das werd' ich machen."

Lisa wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, es war schließlich schon fast Mittag. Sie nahm ein Taxi und machte sich auf den Weg zu Richard. 'Ich muss ihm den Ring zurückgeben. Ich muss ihm sagen, dass ich Rokko heiraten werde.'

11

Während der ganzen Fahrt war Lisa fast zum Heulen zumute. Sie fühlte sich wie in einem Labyrinth, aus dem sie keinen Ausweg finden konnte. Einerseits dachte sie an ihre Eltern, die so liebevoll alles für die Hochzeit vorbereitet hatten und ganz stolz auf ihr Schnattchen waren und dann war da Rokko, der sie so bedingungslos liebte und alles dafür getan hatte, um Lisa aus dem verzweifelten Zustand herauszuholen, in dem sie sich damals befand, als David sie auf einmal nicht mehr wollte..

Andererseits war auch David wieder da, mit seinem etwas zu spät gekommenen Heiratsantrag.

Aber es war nicht mehr das Gleiche wie früher, Lisa hatte viel zu viel um ihn gekämpft und geweint und war ihm zu lange hinterher gedackelt. Ihre Liebe zu David war gestorben, und Lisa sah in ihm nur einen liebenswerten Freund, nicht mehr und nicht weniger.

'Und was ist mit Richard?', fragte Lisa sich selbst, 'Wie kannst Du ihn deinem Leben zuordnen? Du kannst doch nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre! Das geht nicht! Nicht nach dem Auftritt heute.'

Lisa erinnerte sich, wie sie sich in der Nacht geliebt hatten, als sie noch nicht wusste, wer sich hinter der Zorro-Maske verbarg.

'Nein, Lisa! Du darfst nicht daran denken! Das war ein furchtbarer Fehler!!!'

Aber wieso hatte sie ihn dann heute nicht zurückgewiesen? Wieso fühlte sich Lisa in Richards Nähe so hilflos und total seiner Macht ausgeliefert?

'Hilfe! Ich werd' noch verrückt! Und dabei sollte es der schönste Tag in meinem Leben werden.'

"Bitte, fahren sie zurück zu 'Kerima'!", sagte Lisa plötzlich zum Taxifahrer. Er schaute sie verwirrt an, folgte aber ihrer Anweisung. Lisa wurde gerade bewusst, dass es einfach der größte Fehler wäre, jetzt beim Richard aufzutauchen. 'Wie dumm bist Du denn, Lisa Plenske!!! Du willst ihm den Ring persönlich zurückgeben und dabei weißt Du ganz genau, dass du in DEM Fall noch nach einer Woche dort nicht heraus bist! Obwohl... er muss ja heute Abend abreisen.'

Bei dem Gedanken daran wurde Lisa noch trauriger. Sie konnte ja eigentlich mit ihm mitgehen, wenn sie es wollte. 'Schlag es Dir aus dem Kopf!' schrie sie sich innerlich an.

Das Taxi hielt vor Kerima an und Lisa stieg aus. In dem Moment klingelte ihr Handy.

'Jürgen,' Lisa war sehr froh und erleichtert darüber.

"Hier ist die Nächste, die dran ist", meldete sie sich verzweifelt.

"Hallo Lisa, ist alles OK?"

"Ja.. ach was.. nichts ist ok." Lisa beschloss, nie mehr zu lügen.

"Es tut mir leid wegen vorhin... Ich bin einfach so ein Trottel gewesen"

"Vergiss es, bist Du im Kiosk?"

"Ich wollte ihn gerade abschließen und nach Göberitz fahren. Wo bist Du?"

"Warte auf mich, bin schon auf dem Weg zu Dir.."

Lisa machte das Handy aus und beeilte sich zu Jürgen zu kommen.

"Das ist ja echt der Hammer... Bist Du sicher, dass du ihn zurückgeben willst?" Jürgen war sichtbar beeindruckt von dem Ring.

"Ja, ich muss es tun. Aber ich gehe zu Richard bestimmt nicht persönlich hin, weil...", Lisa schaute verlegen zur Seite.

"Ich verstehe Dich, Lisa.", Jürgen war ihr echter Freund und wollte nicht nachbohren, "Wenn Du willst, kann ich es für Dich tun."

"Ja, genau darum, wollte ich Dich bitten.. Danke Jürgen", Lisa legte ihren Kopf auf seine Schulter und konnte kaum noch ihre Tränen zurückhalten.

"Ich bin so durcheinander... ich wünsche mir so sehr, dass es schon Morgen wäre.."

12

Lisa hatte schon die Maske und den Ring in die Schatulle gesteckt und schaute sich die beiden Sachen noch einmal an.

"Ich werde Dich nie vergessen, Zorro", sagte sie ganz leise.

"Bitte, Lisa?"

"Nichts.. nichts. Ich glaube, dass ich ihm doch noch was schuldig bin. Gibst Du mir bitte einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier", sie versuchte ganz neutral zu klingen.

Lisa war total nervös, weil sie wusste, dass sie sich nicht verraten durfte und jedes Wort auf die Goldwaage legen musste.

Als sie nach einiger Zeit mit dem Brief fertig war, packte sie zusammen mit der Maske in die Schatulle.

"So, das war’s. Und jetzt geh zu Richard", Lisa sah Jürgen bittend an, "Und.. wünsch ihm noch einen guten Flug.. ach nee...sag einfach gar nichts, OK?"

"Mach ich... Und Du?"

"Ich fahre gleich nach Hause und werde mich endlich fertig machen. Und Jürgen, sag ihm bloß nicht, dass ich geweint habe, verstanden?"

"Ist ja gut Lisa, ist ja gut."

Richards Verzweiflung nahm von Minute zur Minute zu. Er hatte schon mindestens zehn mal Lisas Nummer gewählt, legte dann aber immer wieder auf.

'Nein, Lisa, jetzt bist Du dran', dachte er sauer. Er würde jetzt nicht über seinen Schatten springen und zu ihr rennen, nicht noch einmal.

Richard schenkte sich einen Whiskey ein und versank im Sessel.

Das Klingeln an der Tür ließ ihn aufspringen. 'Lisa!', hoffte er und rannte regelrecht zur Tür.

Jürgen stand da und schaute ihm ganz unschuldig entgegen.

"Hallo. Das ist von Lisa", sagte Jürgen etwas schüchtern und reichte Richard die Schatulle.

"Aha, von Lisa?" Richards Augen blitzten ganz böse auf. "Und wieso bist DU denn da??? Du Zwerg!!!", unerwartet packte er Jürgen am Kragen. "Wo ist SIE???"

"Hey, lass mich los, Du Zorro, Du.."

Richard kostete es viel Mühe, sich wieder zu beherrschen, aber letztendlich ließ er Jürgen wieder los.

"Wie geht es Lisa denn?" fragte Richard und schaute Jürgen misstrauisch an.

"Ganz gut",- 'Sie heult sich deinetwegen die Augen aus, Du Depp', wollte er eigentlich sagen, biss sich aber dann auf die Lippen. 'Ich hab doch Lisa versprochen, die Klappe zu halten!'

"Ich muss gleich wieder los.. es ist schon 13 Uhr und...und um 14.00 ist die.. Trauung", stotterte Jürgen.

"Und nimm den Ring wieder mit." Richards Stimme war jetzt betrübt , "Er gehört Lisa auch wenn sie sich entschieden hat, Kozlowski zu heiraten - oder wie immer er auch heißen mag."

Richard bemerkte plötzlich, dass in der Schatulle noch ein Brief lag. Er sah Jürgen fragend an.

"Der ist von Lisa.", Jürgen musste zugeben, dass er den sentimentalen Richard schon amüsant fand. 'Wer hätte sich so was gedacht?! - Richard und Lisa! Aber sie heiratet ja Rokko..' - das hätte Jürgen fast schon wieder vergessen.

"OK, dann geh ich jetzt.. na, gute Reise!" Jürgen drehte sich um und wollte die Treppen runterlaufen.

"Ich fliege schon um 17 Uhr das kannst Du Lisa noch ausrichten. Wiedersehen."

13

Richard las den Brief ein paar mal durch, wusste aber immer noch nicht, wie er darauf reagieren sollte.

Lisa schrieb Folgendes:

'Richard,

Du kannst von mir nicht verlangen, dass ich alle Menschen, die mich wirklich lieben, so verletze und einfach mit Dir abhaue.

Die Realität sieht eben ganz anders aus als die vergangene Nacht... Manche Dinge kann man nicht ändern, nicht so...

Deshalb kann ich Deinen Ring nicht annehmen und schicke ihn Dir zurück.

Leb wohl.

Lisa.'

Richard bemerkte gar nicht, dass Jemand reinkam. Er sah erschrocken auf und stellte fest, dass es seine Mutter war.

"Richard, wo hast Du die ganze Zeit gesteckt? Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht."

"Mutter, soll ich Dir Bericht erstatten? Na gut. Ich war bei den Seidels, dann bei Frau Plenske. Ich habe paar wichtige Sachen erledigt, bevor ich abreise."

"Du warst bei David? Wie hat er reagiert?" Sophie war richtig besorgt.

"Ist alles bestens gelaufen... David hatte mir ja schon lange vergeben und der alte Seidel interessiert mich sowieso nicht..."

"Und was ist mit Frau Plenske, hast Du dich bei ihr etwa auch entschuldigt? Oder was führte Dich zu ihr?"

Richard wurde wieder wütend. Es ging seine Mutter schließlich nichts an und erst recht nicht, was er mit seinen Anteilen machte. Ihre Reaktion konnte er schon voraussehen, deshalb antwortete er nicht darauf.

"Musst Du denn nicht zur Hochzeit, Mutter? Oder willst Du mir beim Kofferpacken helfen?"

"Ich wollte doch nur wissen, wie es Dir geht...und Dich noch einmal sehen... Ich werde Dich so vermissen, mein Kind", Sophie schossen die Tränen in die Augen.

"An Weihnachten kommst Du uns doch besuchen, oder?" - er wollte es eigentlich eher ironisch sagen wollen und das 'uns' hatte er sich so sehr gewünscht, dass es ihm einfach herausrutschte.

"Hab ich was verpasst, Richard???", Sophie sah ihn verwundert an.

"Nein Mutter, NICHTS hast Du verpasst. Und jetzt musst Du wirklich gehen", Richard drängte seine Mutter regelrecht aus der Wohnung.

"Pass auf Dich auf, Richard... und.. vergiss nicht, wenn Du was brauchst, auf mich kannst Du immer zählen..", sie umarmte ihn noch ganz fest und ging.

Lisa war froh, dass Yvonne und Hannah zu ihr gekommen sind. Die beiden hatten sich ganz schnell was einfallen lassen und meisterten Lisas Styling innerhalb von einer halben Stunde.

Während Yvonne sich mit dem Make-up beschäftigte, machte Hannah Lisa eine wunderschöne Frisur. Die Haare hatte sie nur halb hoch gesteckt und ließ mehrere Strähnen in leichten Locken runterfallen.

Dann musste Hannah noch das Make-up etwas ausbessern, weil Yvonne mit dem Rouge ein bisschen übertrieben hatte. Endlich war Lisas Aussehen perfekt und sie bewunderte sich im Spiegel.

"Du bist wunder-wunderschön, mein Schnattchen..." Bernd stand hinter Lisa und wischte sich eine dicke Träne weg. "Der Boxer hat dich doch gar nicht verdient...", fügte er leise hinzu und ging raus. Helga warf ihm einen drohenden Blick hinterher und nahm Lisa in die Arme.

"Ah, Lisa, Dein Vater kann es immer noch nicht verkraften, dass Du uns verlässt. Aber du gehst ja nicht ans andere Ende der Welt!"

Bei diesen Worten zuckte Lisa zusammen, weil sie sich an Richards Angebot erinnert hatte. Ihr wurde ganz mulmig dabei und sie sah ihre Mutter verzweifelt an.

"Aber auch wenn, es gibt doch Flugzeuge...Ich meine.. es ist aber nicht der Fall.." Lisa musste zugeben, dass es schon verlockend wäre mit Richard abzureisen.. Dieser Mann hatte einfach eine ganz besondere Wirkung auf sie. Es war etwas Magisches an ihm, das sie furchtbar stark anzog.

"Es reicht schon, dass ihr nach Kanada für 6 Wochen geht..." Helga wurde unterbrochen, weil Jürgen stürmisch hereinkam.

"Hallo, ich habe es doch noch pünktlich geschafft", er war ganz außer Atem und hatte einen komischen Blick drauf, den Lisa sofort bemerkte.

"Die Limousine ist auch schon da, wir können gleich losfahren."

"Dann fahren wir schon mal mit den Mädels vor und Du, Lisalein, kommst mit Papa und Jürgen nach."

Helga gab Lisa noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand zusammen mit Yvonne und Hannah.

Jetzt waren Lisa und Jürgen endlich alleine.

"Und, wie ist es gelaufen?" Lisa war ganz nervös und sah Jürgen ungeduldig an.

"Dein Zorro war schon ganz krass drauf, er hätte fast meinen feinen Gucci-Anzug versaut. Er war sehr sauer, dass nicht Du zu ihm gekommen bist... so richtig enttäuscht war er. Aber dann hatte der gute Richie sich beruhigt, wollte aber den Ring nicht zurücknehmen, weil er Dir gehört, auch wenn Du Dich für einen Anderen entschieden hast. Da ist der schöner Klunker." Jürgen holte den Ring aus seiner Sakkotasche und steckte ihn Lisa schnell an die Hand.

"Er fragte, wie es dir geht und ich soll Dir noch ausrichten, dass sein Flieger schon um 17 Uhr geht."

Lisa blieb bei Jürgens letzten Worten fast das Herz stehen. 'Es ist endgültig vorbei, Lisa... Du wirst ihn womöglich nie wieder sehen.'

"Jürgen, was soll ich jetzt bloß tun?", ihr kamen die Tränen und sie zitterte am ganzen Körper.

"So wie Du drauf bist, Lieselotte... schnapp Dir die Koffer und ab zum Flughafen!" Jürgens Stimme klang fast fordernd.

"Die Limo ist bereit zum Abfahren, Kinder!", hörten sie Bernd vom Draußen rufen.

"Jürgen, wir müssen jetzt in die Kirche... Und dann... wie der liebe Gott will.." Lisa sah entschlossen aus und Jürgen folgte ihr hinaus.

Die beiden stiegen in die Limousine ein und Bernd fuhr los.

Die Fahrt war kurz und es wurde kein Wort gesprochen. Bernd schien ganz in seinen Gedanken versunken zu sein, er musste schließlich gleich 'sein Schnattchen abgeben'.

Jürgen wollte Lisa gar nicht ansprechen, weil sie auf ihn wie ein Vulkan wirkte, der jede Sekunde ausbrechen konnte.

Als Bernd den Motor ausgemacht hatte, wurde es Lisa bewusst, dass sich in der nächsten Minuten ihr ganzes Leben verändern würde.

Sie stieg aus und umarmte ihren Vater ganz fest.

"Papa, ich liebe Dich... und Mama auch, vergiss es nie." Lisa war gerade zum Heulen zumute.

"Ich weiß es, Lisalein, ich weiß... und weine jetzt nicht, sonst..." Auch Bernd hatte ganz rote Augen, aber jetzt war es an ihm ,seine Tochter aufzumuntern.

"..sonst schicke ich jetzt alle nach Hause...", er schaute ihr in die Augen und lachte leise auf, "Tu einfach was dein Herz Dir sagt."

"Das werde ich machen, Papa."

Alle drei machten sich auf dem Weg zum Kirchentor, als ein schwarzes Auto ganz langsam vorbeifuhr und schließlich anhielt.

Lisa sah schockiert, dass Richard drin saß und sie schauten sich ein paar Augenblicke nur an. Sie konnte keinen Laut von sich geben, ihre Stimme war gänzlich verschwunden.

"Leb wohl, Lisa." Sagte Richard nur und fuhr mit quietschenden Reifen weg.

Bernd sah seine Tochter fragend an, aber diese stand nur da und wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie Richards Ring immer noch in der Hand hielt und drückte ihn so fest, dass er ihr wehtat.

"Papa, verzeih mir, wenn ich Dich enttäusche... Ich kann aber nicht anders. Hol bitte Rokko, ich muss ihm was sagen."

Bernd fragte nichts mehr nach und ging in die Kirche. Kurz darauf kam Rokko heraus und sah Lisa verzweifelt an. Er ahnte nichts Gutes und war bereit für das Schlimmste.

"Rokko... ich kann Dich nicht heiraten, es tut mir Leid", sie schaute ihn schuldbewusst an, "Ich kann es nicht".

Sie drückte ihm seinen Verlobungsring in die Hand. "Verzeih mir, bitte..", fügte sie leise hinzu.

"Steckt David dahinter?", fragte Rokko kurz.

"Nein, es hat ganz andere Gründe, vielleicht kannst Du es irgendwann nachvollziehen."

Lisa konnte ihm jetzt nicht die ganze Wahrheit auf den Kopf werfen, es wäre wirklich zu hart gewesen.

Lisa sah, dass es schon fast halb drei war und bis zum Tegel brauchte sie mindestens 1,5 Stunden, wenn es keinen Stau gab.

Sie rannte aus dem Kirchenhof und schaute sich nach einem Taxi um.

'Tja, Lisa, in Göberitz an einem Sonntag Morgen findest Du nicht an jeder Ecke ein Taxi.'

"Komm, Lisa, steig ein, Du hast ja schließlich die Limousine nicht umsonst gemietet." Jürgen war ihr hinterher gerannt und stieg schon selber ein, "Der Schlüssel steckt ja noch."

Lisa fiel im Moment auch nichts Besseres ein und sie folgte Jürgens Aufforderung.

"Wo soll es hingehen, Madame?" jetzt amüsierte sich Jürgen, weil er es noch gar nicht fassen konnte, dass Lisa sich für Richard entschieden hatte.

"Du weißt es doch", antwortete Lisa etwas verlegen, "Fahr schnell zum Flughafen, ich hoffe, dass wir's noch rechtzeitig zum Check-in schaffen."

"Dann versuchen wir's mal. Hast Du denn deinen Reisepass da? Oder möchtest du ihm nur eine gute Reise wünschen?"

Über so etwas hatte Lisa natürlich nicht nachgedacht, wen interessierten schon solche banalen Dinge.

"Stimmt... dann müssen wir noch kurz bei mir vorbei fahren." Lisa war sich noch nie so sicher, dass sie das einzigst Richtige tat. Sie hatte nur Angst, dass sie den Flug verpassen könnte oder gar noch von Richard zurückgewiesen werden würde.

Nachdem sie Zuhause noch kurz ihre Dokumente geholt hatte, fuhren sie direkt zum Flughafen.

"Wir telefonieren ganz oft miteinander, versprochen? Und lass Dich von Deinem Zorro schön verwöhnen, sonst werd ich mit ihm ein Gespräch führen..."

Jürgen war aufgeregt und zugleich traurig wegen Lisas Entscheidung. "Du wirst mir fehlen, Lisa."

"Du mir auch, Jürgen. Ich wage noch gar nicht über die Zukunft nachzudenken... Und wie soll ich es meiner Familie beichten? Glaubst Du, sie werden mich verstehen?"

"Mach Dir keine Gedanken, sie werden sich schon damit abfinden. Aber dein Vater wird zu Dir stehen, da bin ich mir ziemlich sicher."

Lisa sehnte sich so sehr nach Richard, dass ihr die 1,5 Stunden Fahrt wie eine Ewigkeit vorkamen. Endlich kamen sie an und es war schon weit nach 16 Uhr.

"Ich muss mich beeilen, Jürgen. Ich danke Dir für alles, was du für mich in den letzten Stunden getan hast. Du bist ein echter Freund."

Lisa umarmte Jürgen ganz fest und gab ihm einen dicken Bussi auf die Wange.

"Ich wünsche Dir alles Glück der Welt, Lisa Plenske", er gab ihr einen Kuss auf die Nase.

"Ich Dir auch. Ich muss jetzt los."

Jürgen blieb noch da stehen und sah Lisa solange hinterher, bis ihre weiße Silhouette ganz in der Menge verschwand.

Lisa rannte so schnell, wie sie nur konnte. Und nun stand sie vor dem Check-in nach Acapulco. Es war kein Mensch mehr da und sie merkte gar nicht, dass der Flug erst für 21 Uhr geplant war. Lisa suchte verzweifelt nach Richard und es war ihr sogar egal, dass alle Leute sie wegen ihrem Outfit anstarrten. Es kommt eben nicht alle Tage vor, dass eine Braut alleine durch den Flughafen läuft.

Plötzlich blieb sie vor der Tabelle stehen und sah, dass der Flug erst am Abend stattfand. Lisa verstand gar nichts mehr und wusste nicht, was sie davon halten sollte.

Auf einmal spürte sie Jemanden, der hinter ihrem Rücken stand. Er umarmte sie mit einer Hand und in der anderen hatte er einen türkisfarbenen String. Das war der String den sie bei ihrem Zorro vergessen hatte!

"Suchst Du den da?"

Lisa drehte sich um und sah Richard vor ihr stehen. Er lächelte sie warm an und seine Augen strahlten vor Freude.

"Ich habe DICH gesucht und gefunden", sie umarmte Richard und küsste ihn zärtlich auf dem Mund. "Willst Du mich noch?", fragte sie schüchtern.

"Noch nie im Leben habe ich eine Frau so sehr gewollt, wie Dich, Lisa", er küsste Lisa leidenschaftlich zurück, "Willst Du mich heiraten?"

"Ja, ich will", Lisa war so glücklich, dass sie gar nicht bemerkte wie viele Leute sich um die Beiden versammelt hatten und zuschauten. Sie schwebte im siebten Himmel. Alles, was sie wahrnahm,

war nur dieser Mann, der sie gerade im Arm hatte und sie so liebevoll anschaute.

"Schau mal, ich hab den Ring an", Lisa zeigte ihm ihre Hand mit dem funkelnden Diamantenherz.

Richard küsste ihre Hand und zeigte ihr zwei Tickets. "Dann sind wir genau richtig im Las-Vegas."

Lisa sah, dass es tatsächlich Tickets nach Las-Vegas waren.

"Hey, woher wusstest Du?", fragte Lisa verwundert.

"Ich habe hoch gepokert, und es hat sich absolut gelohnt! Wir machen nur einen kurzen Umweg und heiraten in Vegas." Richard gab Lisa immer wieder kleine Küsse aufs Gesicht. "In Acapulco wirst Du nämlich als Lisa von Brahmberg erwartet."

Lisa war so glücklich, wie noch nie in ihrem Leben, als sie neben Richard im Flieger saß.

"Ich liebe Dich, Lisa.."

"Ich liebe Dich auch... mein Zorro", die Beiden küssten sich immer wieder und konnten es kaum abwarten in Vegas zu landen


 
 
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