Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Dilemma
 


DILEMMA


Prolog

In dieser Nacht konnte Lisa kaum ein Auge zumachen. Immer wieder überkamen sie die Errinnerungen an den vergangenen Abend...
Sie war auf der Togaparty mit dem Richard v Brahmberg gewesen. Eigentlich ein sehr netter Abend, aber dann.. Lisa ging alleine auf die Terrasse um einbisschen frische Luft zu schnappen und da fiel die Kette runter. Davids Kette.. Ein Geschenk von dem Mann den sie über alles auf der Welt liebte, und das ihr so viel bedeutete. Als sie in den Gedanke zurückging, musste sie sich eingestehen, dass sie wieder versucht hätte die Kette zu holen. Sie dachte gar nicht daran wie gefährlich das war, sie musste sie einfach wieder haben.
Zum Glück kam Richard rechtzeitig und rettete Lisa. Dafür war sie ihm natürlich sehr dankbar, auch wenn sie glaubte für einen Moment was gefährlices in seinem Blick gesehen zu haben...
Als ob er kurz gezögert hätte bevor er sie hochzog. Kam es Lisa nur so vor, oder war das nur eine Einbildung?
Nur danach, als er Lisa hochgezogen hatte, hielt er sie für einen Moment in seinen Armen und als sie sich von ihm lösen wollte drückte er sie noch fester an sich und sagte: 'Verzeih mir, Lisa..' Erst nachher lies er sie los und wenige Minuten später verliessen die Beiden die Party.
'Wofür denn? Wofür soll ich ihn verzeihen?' tobte es in Lisas Kopf, als sie in Richards Auto später sass. Schweigend brachte er sie nach Hause und verabschiedete sich ganz knapp von ihr. Er kam ihr sehr nachdenklich vor, aber von sich aus wollte Lisa ihn nicht ausfragen.
Nun war Lisa zuhause, ihre Kette war wieder bei ihr und sie lebte noch. Eigentlich war alles in Ordnung.

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Richard fuhr in die Tiefgarage rein und parkte dort seinen Lamborghini. Er stellte den Motor ab und lehnte seine Stirn auf das Lenkrad. Immer wieder kam in seiner Errinnerung Lisa, die verzweifelt nach Hilfe rief und als er sie da über der Tiefe hängen sah...
Seine Gefühle waren erstmal total durcheinanderer. Lisa war die Mehrheitseignerin und würde in 3 Tage ihre Entscheidung treffen müssen und den Geschäftsführer nennen. Richard war sehr ehergeizig, was 'Kerima' anging und hätte viel dafür getan um den Posten zu bekommen.. Aber Lisa liebte David. Und höchstwahrscheinlich würde sie ihn nehmen.. und er hasste sie dafür, nein, noch mehr hasste er David Seidel. Immer wieder sah er Lisa vor seiner Augen, wie sie ihn ansah, als sie sich an seiner Hand klammerte.
In einem Augenblick wollte er einfach wieder gehen und sie ihrem Schicksal überlassen, aber das hatte er nicht gekonnt. Tief in seinem Herzen wusste Richard den wahren Grund dafür. Er wusste, dass er nur aus Verzweiflung kurz daran gedacht hatte und nicht wegen 'Kerima'. Nur der Gedanke daran war schon schlimm genug, er hätte sich das nie verzeihen können.
Aber Lisa liebte David so sehr, dass sie wegen einer dämmlichen Kette ihr Leben riskiert hatte und er hasste sie in dem Moment dafür. Er hasste aber auch die Gefühle, die ihm es nicht erlaubt hatten einfach zu gehen. Er hasste sich dafür, dass er diese Frau hoffnungslos liebte.


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David war sehr enttäuscht darüber, dass Lisa seinen Halbbruder zu diesem Party begleitete. Er vermutete stark, dass Richarfd gerade versuchte bei Lisa die Pluspunkte zu sammeln um von ihr als Geschäftsführer 'Kerima's auserwählt werden. David musste lügen, wenn er nicht die erste Möglichkeit ergreifen würde dies auch zu tun, er mochte zwar Lisa aufrichtig, aber Geschäftsführer von Kerima zu sein war schon immer sein Traum gewesen.
David war an dem Abend mit seinem Freund max in der Tiki-bar gewesen, und hatte sich richtig besoffen. Eine rothaarige Schönheit hatte mit ihm versucht zu flirten, aber David war irgendwie gar nicht danach... Alle seine Gedanken waren gerade hin und hergerissen, zwischen Mariella, seiner Ex-verlobten, und Lisa, seine beste Freundin, die er womöglich auch schon verloren hatte.
Er nahm schliesslich einen Taxi und fuhr nach Hause.

1.

Lisa kam mindestens eine halbe Stunde früher zu 'Kerima' um auf niemanden zu treffen. Sie hatte ihren alten Golf2 GT in der Tiefgarage geparkt und bemerkte zum ersten mal, dass das Auto echt klein und alt war. Kein Wunder auch, nachdem sie gestern in der schicken Carre von Richard kuchiert wurde, kam es ihr noch viel älter und kleiner vor.. Leicht grinsend musste sie zugeben, dass der Besitzer sehr gut zu seinem Wagen passte. Und sie auch zu ihrem kleinem Brum-brum. Es war mal eine ganze Stolz ihres Vaters, zu der Zeiten als er rauskam war es schon ein gutes Sportauto mit stolze 90 PS und einem Turbo-motor. Als sie den Führerschein machte bekam sie das Auto von ihrer Eltern geschenkt und obwohl sie sich mittlerweile ein besseres leisten konnte, war das noch nie in Frage gekommen.
Lisa ging schnell zu ihrem Büro und wollte gerade die Tür hinter sich schliessen, als sie den Wiederstand spürte und drehte sich erschrocken um.
"Guten Morgen, Frau Plenske! Wir müssen miteinanderer reden.. darf ich, bitte?"
Richard v Brahmberg war es, der sie ansprach und sah nicht besonders gutgelaunt aus. Lisa wunderte sich, weil sie eben sein Auto in der Tiefgarage gar nicht gesehen hatte.
Sie sah ihn erstaunt an und bekam erstmal keinen Wort heraus. Sie errinnerte sich schlagartig an gestern Abend und ihr wurde leicht unangehnem bei dem Gedanken, dass Richard sie eventuell darüber ausfragen würde.
"Ja, natürlich, kommen Sie rein... ähm, guten Morgen!"
Als die Beiden sich am Lisas Tisch gegenüber sassen, herrschte vorerst eine Stille. Richard schaute Lisa eine Weile forschernd in die Augen und wusste anscheinend nicht womit er anfangen sollte. Das machte Lisa noch zusätzlich nervös, obwohl sie schon ohnehin mit ihren Nerven am ende war.
"Die Lage in Prag hat sich verschlechtert.." begann er und sah sie undurchdringlich an. Lisa hatte eigentlich was ganz anderes erwartet und musste zugeben, dass sie es total vergessen hatte, dass in Kerimas Niederlassung in Prag gerade Probleme gab. Die Einzelheiten wurden bis jetzt noch nicht bekannt.
"Die hochwertigen Stoffe wurden bei der Einlieferung gegen den billigen vertauscht und anderweitig weiterverkauft. Das ging schon monatelang so und als das Ganze aufflog, gab es einen riesen Skandal. Viele Kunden sind verloren gegangen und der Ruf der Firma ist damit auch befleckt." Richard sah Lisa entschieden an. "Einer von uns muss hinfliegen und zwar noch diese Woche!"
Er legte auf den Tisch eine Mappe, "hier ist das Bericht von dem Jonny Flitczik- Chefdesigner, er wusste angeblich nichts davon, aber ich glaube es ihm nicht. Er meinte, dass es ihm sehr peinlich wäre, dass er schon früher nicht bemerkt hatte, dass die Stoffe anders waren.. schliesslich stellte sich seine Professionalität damit unter Zweifel.."
'Oh mein Gott, das fehlte noch gerade..' dachte Lisa fast verzweifelt. Irgendwie war sie sich sicher, dass Richard sie über den gestrigen Vorfall ausfragen würde oder ihr deutlich machen würde, dass sie jetzt in seiner Schuld stand. Aber das war schon fast schlimmer.. 'Kerima' hatte zur Zeit keinen Geschäftsführer und das musste Lisa wohl noch weiter verlegen.
"Sie kennen doch den Geschäftsführer persöhnlich, oder?" fragte Lisa vorsichtig und überlegte schon fieberhaft ob sie gerade dabei war das Richtige zu tun..
"Ja, und den Chafdesigner auch, ich habe dort während des Studiums Praktikum gemacht.. ich kenne schon viele Mitarbeiter dort von früher"
dabei sah er Lisa fragend an. "Ich glaube es wäre das Vernünftigste, mich hin zu schicken.. Oder haben sie eine andere Idee, Frau Plenske?"
Keinerlei Ironie oder Herausforderung war gerade aus seinem Ton rauszuhören, und das hatte Lisas Entscheidung nur verstärkt.
"Ja, ich werde auch mitkommen", antwortete Lisa entschieden.
"Liebend gerne", Richard räusperte sich verlegen und senkte seinen Blick. "Möchten Sie denn nicht lieber David mitnehmen?" fragte er unsicher.
"Nein," antwortete Lisa knapp, "und Sie müssen mir eins versprechen.."
"Was immer sie auch wünschen", sagte Richard galant.
"Kein mehr Wort über David, es sei denn es hat etwas mit 'Kerima' zu tun, und.." Lisa sammelte ihr gesamte Mut und sprach weiter, "..und fragen sie mich nicht wegen der Sache von Gestern..bitte!"
"Ihr Wunsch ist mir ein Befehl" Richard grinste zufrieden vor sich hin.

2.

David sass in seinem Büro am Schreibtisch und starrte die Löcher in der Wand. Mariella hatte vorhin angerufen und gesagt, dass sie später ihre Sachen abholen würde. Es war entgültig vorbei. So oft hatte David sie betroge und belogen - obwohl das ihm nie was wirklich bedeutet hatte -eher aus Gewohnheit, er musste halt immer wieder mal die 'frische Luft' schnappen. Und Mariella - mit einem einzigen mal - hatte alles zerstört. Das hätte ihr David nun wirklich am wenigstens zugetraut, und deshalb tat es noch mehr weh.
Erst jetzt, als er sie verloren hatte, begrief David wie lange die Beiden schon zusammen gewesen waren... Wie eine Ewigkeit kam es ihm vor. Schon als Kinder haben sie gewusst, dass sie zusammen gehörten... aber es kam doch anders.
Wieso konnte er nicht einfach Lisa lieben? Ihre Liebesgeständnis hatte ihn total überrumpelt, und er war sich nicht mehr sicher ob er darauf richtig reagiert hatte... 'Du bist doch meine beste Freundin! Das geht doch gar nicht!' Und im nachinein kam es David immer dämmlicher vor, er war einfach ein riesengrosser Egoist gewesen, er dachte nur an sein eigenes Wohl. Er wollte Lisa nicht als beste Freundin verlieren und dachte nicht wie sie dabei empfand.
Wieso konnte er einfach nicht den Schalter umlegen und Lisa als Frau lieben? Immer wieder fragte sich David und musste schon zugeben, dass seitdem Lisa sich optisch etwas veränderte, hatte er sie ab und mal mit anderen Augen angesehen. Nur der Gedanke daran war für ihn eine Art Tabu gewesen.. man schläft schliesslich nicht mit der besten Freundin!
Er musste nochmal mit Lisa sprechen, besonders nachdem sein geliebter Halbbruder ihr höchstwahrscheinlich die Hirnwäsche gemacht hatte.

Lisa hatte am wenigstens mit David gerechnet. Sie war nicht unangehnem überrascht, aber besondere Lust ihn zu sehen hatte sie auch nicht.
"Darf ich?", er schaute sie mit seinem Bettelblick an.
"Klar, darfst Du.. Was gibts denn?" Lisa versuchte neutral zu klingen, aber es gelang ihr nicht so recht.
"Bist Du noch sauer auf mich, Lisa?"
"Nein, ich bin nicht sauer, aber seit wann interessiert Dich wie es mir geht? Es ging doch immer nur um Dich, David Seidel!"
"Sei doch nicht so.. Gib mir doch noch eine Chance!" bat sie David.
"Ich kann Dir nicht helfen, ich will Dich nicht mehr trösten, ich möchte einfach eine Weile Ruhe haben! Rúhe von Dir, David! Ich habe Dir meine Liebe gestandten, Dir war es nicht so recht, Du wolltest mich ja bloss nicht als deinen Depp vom Dienst verlieren! Und jetzt kommst Du und borst weiter in meinem Herz herum!" Lisa schien sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben und schrie ihn förmlich an.
"Beruhige Dich doch, lass uns in Ruhe reden.."
"Nein, David.. und ausserdem gibt es grosse Probleme in einer unseren Fillialen, ich habe jetzt viel Wichtigeres zu tun. Ich fliege Morgen nach Prag, und Du bleibst hier als vorübergehender Geschäftsführer, Du kümmerst Dich solange um Kerima, bis ich zurückkomme."
Die Tatsache, dass Richard mitkommen würde hatte Lisa vorsichtshalber erstmal verschwiegen.


Nachmittags fand eine ausserordentliche Sitzung statt, auf der Lisa verkündete, dass David für die nächsten Wochen die Geschäftsführeraufgaben übernemehn würde. Lisa teilte auch mit, dass sie zusammen mit Richard v Brahmberg nach Prag verreisen würde um die Krise bei "Kerima Czech Int" zu lösen.
Bei der Mitteilung schaute David verduzt zwischen Lisa und Richard, und der letzte hatte eine geheimnissvolle Miene drauf.


3.

Am nächsten Tag traffen sich Lisa und Richard am Flughafen beim Check-in. Lisa war sehr nervös und ging vorher noch kurz auf die Toilette. Dort holte sie ihr Handy raus und überlegte eine Weile.. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie hatte sich von David gar nicht verabschiedet, und die nächsten 2 bis 3 Wochen würden sie sich nicht mehr sehen... Würde David sie vermissen? Würde sie ihn vermissen? Irgendwie hoffte Lisa, dass diese Reise eine gute Ablenkung für sie werden würde. Neue Stadt, neue Leute, Frühling und ein kompetenter Herr v Brahmberg an ihrer Seite... Natürlich war das eine Dienstreise, aber das war auch eine Chance für Lisa sich von David Seidel ein wenig zu befreien.
Nochmal schaute sie ihr Handy an und steckte es in die Handtasche. 'Adios, David..'
So sehr sie sich bemühte das auch so zu meinen, einfach war es gar nicht... Als der Flugzeug startete, piepste unerwartet ihr Handy und Lisa öffnete die SMS.
'Verzeih mir, Lisa, wenn Du kannst..Gute Reise, Süße. Pass auf Dich auf. David'
Richard schielte zu Lisa rüber und schüttelte seinen Kopf.
"Vergessen Sie ihn, Frau Plenske, er ist es nicht wert." sagte Richard ohne sie anzusehen.
Lisa errötete prompt und schaltete ihr Handy sofort aus.
"Viellecht haben Sie ja Recht.." antwortete Lisa leise und sah verlegen aus dem Fenster. 'Wer weiss, vielleicht kann ich ihn irgendwann auch vergessen..' dachte sie, "aber sie haben doch versprochen nicht darüber zu sprechen.."
"OK, mein Fehler! Kommt nie wieder vor.." Richard sah Lisa aus dunklen Augen an. "Aber sie müssen mir auch versprechen, dass sie sich ein bisschen ablenken lassen werden.. OK?" er lachte sie freundlich an und zwinkerte ihr zu.
"Abgemacht! Ich habe es mir auch ganz dringend vorgenommen!" erklärte sich Lisa bereit.
"Stellen Sie sich einfach vor, dass wir beide einfach Urlaub in Prag machen! ..und die Probleme in der Firma werden sich schon beseitigen lassen!"
"Sind Sie so optimistisch, Herr v Brahmberg? Hätte ich nie gedacht..." sagte Lisa erstaunt über seine Worte, so locker kannte sie ihn aber ganz und gar nicht.
"Nicht? Was dachten sie denn so, Frau Plenske?" er schaute sie etwas herausfordernd an.
Mit der Frage hatte Lisa am wenigsten gerechnet, aber sie musste sich langsam daran gewöhnen, dass dieser Herr überhaupt nicht so vorhersehbar war, als sie angfangs dachte. "Ich dachte sie wären ..ähm..Realist?"
Richard lachte leise auf und seine Augen blitzten richtig grün.
"Bin ich doch auch.. unter anderem." Er schien an diesem Wortspiel Spass zu haben und die Beiden alberten noch eine Weile mit einanderer rum.

Der Flug ging schneller als erwartet, nun begann der Flugzeug langsam zu landen. Als er sich den Wolken etwas näherte krachte es plötzlich ganz laut.
Einige Passagieren schrieen auf.
"Es ist ein Gewitter da unten.. ist nicht schlimm" sagte Richard in einem ruhigen Ton und nahm ihre Hand in seine.
Trotz dessen bekam Lisa Panik, sie hatte so was noch nie erlebt und hatte furchtbaren Angst.
Es herrschte ein leichter Chaos im Raum und die Stewrdess verkündete, dass sie die Ruhe bewaren sollten und dass der Flugzeug noch einige Zeit über den Wolken Runden machen musste bis das Gewitter vorbei war.
Lisas Herz began zu rasen, sie drückte unbewusst Richards Hand noch fester und begann zu zittern.
"Keine Angst, Lisa, ich bin da.." so ruhig wie er sprach, war Richard auch nicht. In ihm brödelte es gewaltig, als er Lisas kalte Hand in seiner spührte. Er versuchte mit seiner Wärme ihr die Sicherheit zu vermitteln, sie zu beschützen, er würde ihr sagen wie sehr er sie liebte und dass diese Liebe reichen würde um sie beide von jeder Gefahr zu schützen... Eine unendliche Sehnsucht überkamm ihn und er zog Lisa langsam in seine Arme..
Lisa war in dem Moment so schokiert, dass sie es einfach geschehen ließ und tatsächlich fühlte sie sich bei ihm wohl und geborgen.
"Es ist gleich vorbei.." flüsterte Richard Lisa zu und streichelte sie beruhigend über den Rücken.
Er hielt inne und versuchte diesen Moment festzuhalten, er wünschte sich dass diese Umarmung ewig dauern würde.

4.


Nach etwa 20 minuten war das Gewitter vorbei und der Flugzeug began tatsächlich zu landen. Alle Passagieren atmeten erleichtert auf. Das war so ungeheuer von da oben die Blitze anzusehen, zwischen Himmel und Erde zu schweben und nicht wissen wann und wie es vorbei geht... Es war schon ein spektakuläres und furchterregendes Erlebnis.
Lisa löste sich endlich vom Richard und stellte fest, dass sein Pulli am Schulter ganz nass von ihren Trännen geworden war.
"Es tttut mir leid, Herr v Brahmerg.. ich habe ihnen den Pulli t..total versaut.." murmelte Lisa verlegen. Dabei musste sie zugeben, dass es ganz schön kuschelig bei ihm im Arm war. Er roch ganz gut und sah auch aus, wei sie ihn sonst noch nicht kannte. Die Haare waren nicht so ganz nach hinten gegellt, weisser Rollkragenpulli staat Hemd mit Krawatte, Jeans statt Anzug und eine Lederjacke, die er ausgezogen und um Lisa umwickelt hatte, da sie so furchtbar zitterte.
"Dann müssen sie mir wohl ihren leihen.." antwortete er und deutete Lisa auf ihren Pulli.
Lisa wurde sofort rot, stellte aber sich grinsend vor wie Richard v Brahmberg in einem Rosapullover mit Strasssteinchen aussehen würde.. sie kicherte leise, "würden sie diesen Pulli wirklich anziehen?"
"Und würden sie ihn für mich wirklich ausziehen?" fragte er mit einem Unterton, dass Lisa unter die Haut ging... Sie bemerkte plötzlich etwas in seinen Augen was sie total durcheinanderer brachte und senkte ihren Blick. Automatisch machte sie Richards Jacke zu und schüttelte heftig ihren Kopf.
In dem Moment war der Flugzeug erfolgreich gelandet und ein lautes Applaus rettete Lisa vor einer weiteren Diskussion.
Alle Passagiere waren einfach froh, dass sie heil angekommen waren, manche weinten vor Glück und umarmten sich gegenseitig.
Richard schaute Lisa unendlich zärtlich an und zog sie erneut in seine Arme.
"Willkommen in Prag", sagte er heisser und atmete Duft ihrer Haare ein.
Lisa erwiderte seine Umarmung und stellte überrascht fest, dass gerade in diesem Moment sich etwas veränderte. Sie konnte das nicht definieren, aber es wurde ihr ganz warm ums Herz.
"Gott sei Dank sind wir endlich da", flüsterte sie nach eine Weile zurück und löste sich verlegen von ihm. Irgendetwas stimmte nicht, sie fühlte sich so eigenartig.
'Wir haben es überlebt' dachte Lisa und erklärte sich somit ihre Gefühle.
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David schaute immer wieder auf sein Handy aber es kam nichts. Er beschloss dann bis Morgen zu warten und Lisa dann einfach anrufen. Er hatte ihr Herz gebrochen und musste dringend was tun um es wieder gut zu machen. Nur wie? War er denn bereit ihr mehr zu bieten, als Freundschaft? Gerade jetzt wo Mariella sich von ihm getrennt hatte.. Es tat ihm noch so verdammt weh, aber war das wirklich wegen der verlorenen Liebe oder einfach ein verletzter Ehrgeiz???
David musste nicht lange grübeln um sich zu gestehen, dass es eher eine Befreung für ihn war als Verlust... Sie passten schon lange nicht mehr zusammen mit Mariella. Haben sie überhaupt je zusammengepasst???
David schenkte sich einen Whiskey, plumpste in den weichen Sessel und schloss seine Augen... Er sah wieder die Bilder von Mariella und Lars vor sich, als er die Beiden erwischt hatte... So ein schleimiger Typ. Und Mariella? Wie konnte David je die Frau geliebt haben, die ihn anschliessend für so was verlässt...? Er bekam Schüttelfrost..
Nein, die Mariella war es nicht, die für ihm bestimmt war. Sie nicht.
David dachte nun wieder an Lisa. Sein Mund umspielte unwillkürlich ein Lächeln. Mit Lisa konnte er alles unternehmen, sie war immer dabei.. Immer begeistert, immer freulich, immer für ihn da.. Eben ganz anders als Mariella.
Irgendwie machte es 'klick' in seinem Kopf. Er traute sich nicht in sein Herz hineinzuhorchen.. War das so einfach?
'War ich denn so blind all die Zeit? Wieso habe ich nicht früher gemerkt was Du für mich wirklich bedeutest, Lisa?' David trank die braune Flüssigkeit auf einen Zug aus und lehnte sich zurück.
'Ich war so ein Trottel...'

5.

Nachdem Lisa und Richard ihre Koffer abgeholt haben gingen sie zum Ausgang. Es war vereinbart, dass jemand von der Firma sie abholen würde.
So schauten die beiden sich um und fast schon im vorbeigehen haben sie einen Herrn mit dem Schild 'WellcomeKerimaBerlin' entdeckt.
Es war ein junger Mann mitte 20-er, der über sein ganzes Gesicht breit grinste, während er Lisa und Richard begrüsste.
"Herzlich willkommen in Prag.. Ich bin Rokko Kowalski.. Wie war der Flug?"fragte er ohne aufhören zu grinsen. Sein Deutsch war aber fast akzentlos.
"Sehr gut", antwortete Richard und erntete einen verwunderten Blick von Lisa, er hatte wohl vergessen wieso der Flugzeug erst eine Halbe Stunde später landete..
"Wir haben es auf jeden Fall überlebt", fügte Lisa zu und lächelte Richard schüchtern an.

Der junge Herr erwies sich als eine kleine Nervensäge und als Lisa und Richard endlich alleine das Hotel betreteten, atmeten sie gleichzeitig erleichtert auf.
"Mein lieber Mann, wenn hier jeder solchen Redefluss hat wie der Typ da, dann gute Nacht Prag!" sagte Richard genervt.
"Kannten sie ihn nicht von früher?" fragte Lisa interessiert.
"Nicht dass ich wüsste.. nein, ich glaube kaum! Und so was ist der PR-Manager! Naja, solche Werbefuzzis müssen ja diese Gewisse Schleimnote an sich haben.." Er lachte helmisch auf.

Nachdem die beiden eingecheckt haben, gingen sie zusammen zum Aufzug. Oben angekommen stellte sich heraus, dass ihre Nummern direkt gegenüber waren.
"Nette Nachbarin habe ich hier wenigstens, " sagte Richard lächelnd.
"Keine Sorge ich werde sie nicht privat stören," antwortete Lisa und öffnete ihre Tür.
"Ich bin da nicht so empfindlich, Frau Plenske", er überlegte kurz, "und falls es wieder Gewitter kommen sollte, dann klopfen sie ruhig bei mir, ich habe noch genug Pullis dabei, die sie dann versauen dürfen.."
"Das werde ich mir merken" antwortete Lisa leicht errötet und lächelte ihn dabei warm an. "und danke nochmal für..." sie wusste eigentlich nicht wofür sie sich bedanken sollte, aber Richard war einfach an dem richtigen Ort und zur richtigen Zeit für sie da gewesen.. Er gab ihr einfach die Sicherheit und Geborgenheit, die sie so sehr gebraucht hatte. Sie schob die Koffer rein und lehte sich müde gegen die Wand. "Danke, dass Sie da waren."
"Bin ich doch immer gern."
Richard stand auch noch in der Tür, während seine Koffer schon drin waren. Irgendwie hatte er sich an Lisas Anwesenheit gewöhnt während der Reise und trotz der enormen Müdigkeit wollte er auf ihre Gesellschaft nicht verzichten. "Wollen wir nochmal unten in der Bar was trinken?"fragte er zaghaft.
'Wieso denn nicht?' dachte sich Lisa während sie Richard musterte, er war ja heute so viel anders gewesen als sonst, und wer weiss, ob er Morgen schon wieder seine Brummerlaune haben würde..
"Eine gute Idee", antwortete Lisa nach eine kurze Pause, "nur erst muss ich noch schnell unter die Dusche und umziehen.."
"Dann hole ich sie in 30 minuten ab. Schaffen sie es?"
"Ja, geht in Ordnung" antwortete Lisa und war echt froh darüber noch einen netten und entspannten Abend zu verbringen, bevor am nächsten Morgen geschäftlich losging.

6.

David hockte in der Tiki-bar und schaute ins Leere. Das war schon der 4. 'Sex on the beach', dass er gerade bestellt hatte.
"Und, was willst Du jetzt tun?" fragte Max, der neben ihm an der Theke saß.
David hatte mittlerweile seinen besten Freund in seine Angelegenheiten mit Lisa eingeweiht, und war gerade dabei sich zu besaufen um alle seine Probleme zu vergessen.
"Keine Ahnung.." er stellte sein Glass ab und schaute auf sein Handy, "sie hat immer noch nichts geschrieben, obwohl der Flugzeug schon seit mindestens 2 Stunden gelandet ist.
Sie muss echt sauer auf mich sein.."
"Was dachtest Du denn? Du warst ja nicht gerade der einfühlsamste.. Du wolltest nur Freundschaft und sie - mehr, Du hast sie bestimmt sehr enttäuscht... Die Frauen sind da etwas sensibeler. Aber Yvonne war von Anfang an ziemlich direkt und..."
"Lisa ist ganz anders als Yvonne," unterbrach ihn David, "Sie wird nicht nochmal zu mir kommen und sagen wie toll sie mich findet.. Ich muss es irgendwie geradebiegen, Max!"
"Ruf sie doch an," schlug ihm Max vor, "vielleicht kannst Du sie noch überzeugen, dass Du doch mehr für sie empfindest.."
"Nein, ich akzeptiere ihren Wunsch und lasse sie in Ruhe.. zumindest bis sie wieder zurückkommt", antwortete David entschlossen. "Ich hoffe nur, dass mein lieber Bruder sich da nicht zu sehr mit ihr anfreundet.."

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Wie versprochen kam Richard nach 30 minuten Lisa abholen. Nach einer heissen Dusche und in frischen Klamotten fühlte sie sich schon viel besser und fitter.
Richard konnte Lisa im ersten Moment nicht sattsehen: ihr frischgefönntes Haar fiel in leichten Locken über die Schulter, sie trug eine Stretch-jeans und eine weisse Wickelbluse dazu, war kaum geschminkt und ihre Augen funkelten ihm freundlich entgegen.. 'Was für ein Riesenidiot bist Du, Seidel!', dachte Richard bei sich.
"Man sieht ihnen gar nicht an, dass sie eine anstrengende Reise hinter sich haben... Sie sehen einfach hinreissend aus, Frau Plenske!" - Richard hatte endlich wieder die Sprache gefunden und hob seine Daumen hoch.
"Danke.." antwortete Lisa leise und schaute ihn schüchtern an, "übertreiben Sie bloss nicht." Ein angenehmes Gefühl machte sich in Lisa erneut breit als sie Richards begeisterte Blicke auf sich spührte. 'Was für grüne Augen er hat... habe ich vorher nie gemerkt..', dachte Lisa und fragte sich ob er die ganze Zeit so freundlich mit ihr bleiben würde...
"Wollen wir dann runter gehen?" strahlend ging Lisa raus und sah sich nach Richard um, "oder wollen sie doch lieber schlafen gehen?"
"J..ja, natürlich gehen wir runter," Richard beherrschte sich wieder und folgte Lisa hinaus zu den Aufzügen.
Es waren kaum Leute in der Bar, schöne belanglose Musik im Hintergrund, gedämmertes Licht... Eigentlich war alles perfekt für ein Rendevouz, nur es war keins. Lisa hatte ausgesprochen gute Laune und trotz schon später Stunde gingen sie nicht schlafen. Zwei-drei Cocktails hatten sie schon jeweils verdrückt und unterhielten sich über alles mögliche. Sie lachten viel miteinanderer, es herrschte eine lockere und freuliche Stimmung...
Lisa war so froh ganz weit weg von ihren Liebesproblemen zu sein, weit weg von Berlin, weit weg von David.. Sie wusste, dass es einiges zu tun war hier in Prag, aber sie war sich ganz sicher, dass sie mit Richard gemeinsam es schaffen würden. Sie fragte Richard über die 'Kerima Czech int' aus, über Prag... Sie entlockte ihm das Versprechen ihr die Stadt ausführlicher zu zeigen, wenn sie erstmal das wichtigste erledigt hätten.
Richard dagegen bemühte sich um seinen klaren Verstand beizubehalten. Die leichtangetrunkene Lisa plapperte und kicherte mittlerweile mit oder ohne Grund und zupfte ihn dabei hin und wieder an dem Oberarm. Richard verfluchte schon die Idee mit ihr hierher zu kommen und so viel Zeit mit ihr verbringen zu müssen.. Ja, er sehnte sich nach ihr, aber er durfte es nicht, er musste ständig mit sich kämpfen um nicht nach ihr seine Hand zu strecken und sie zu berühren. Er genoss ihre Gesellschaft, nur wollte es nicht so offensichtlich zeigen und began sich langsam zu verkrampfen.
"Nicht grübeln, Herr v Brahmberg! Hören Sie mal was für eine wundervolle Musik.. das Lied habe ich schon immer geliebt..", Lisa bemerkte, dass Richard immer zurückhaltener wurde und hatte schon Angst, dass der übliche Herr Mieserpeter gleich zum Vorschein kommen würde. "Tanzen Sie mit mir?", Lisa schaute ihn aus funkelnden Augen und zog ihn hinter sich auf die kleine Tanzfläche.

7.

Richard ging wortlos Lisa hinterher und als sie zu tanzen begannen, lächelte sie ihn frech an und legte ihre Hände auf seine Schulter. Für einen Augenblick hörte sie auf zu kichern und sah ihn etwas verwirrt an, als er sie zögernd an sich zog. Schon wieder war dieses Gefühl da, als sich ihre Oberkörper berührten.
Lisa schob das ganze auf den Alkohol und das schöne Lied, dass gerade gespielt wurde. Es war eins ihre Lieblingslieder, dass Lisa in Göberitz abends sich so oft anhörte.

First thing monday morning
Im gonna pack my tears away
Got no cause to look back
Im lookin for me a better day
You see the thing bout love
Is that its not enough
If the only thing it brings you is pain
There comes a time when we could all make a
Change

Just let go
And let it flow, let it flow, let it flow
Everythings gonna work out right, yknow
Let go, and let it flow, let it flow, let it flow
Just let it go

Dont nobody want no broke heart
And dont nobody want no two time losers
Aint nobody gonna love you like you are
If you take whatever he brings your way
You see the thing of it
Is we deserve respect
But we cant demand respect without change
There comes a time when we must go our own way

Just let go
And let it flow, let it flow, let it flow
Everythings gonna work out right, yknow
Let go, and let it flow, let it flow, let it flow
Just let it go

Sometimes love it can work out right
Sometimes youll never know
But if it brings only pain in your life
Dont be afraid to let it go

Erst nach ihrem Liebesgeständnis, als sie total am Boden zerstört war, hatte sie sich das Lied genau angehört und beschlossen zu versuchen ihre Liebe gehen zu lassen.. An dem Abend als sie die blöde Kette fallen liess, glaubte sie noch an Wunder und hoffte, dass David eines Tages sie als Frau sehen würde, aber umso mehr Zeit verging, desto sicherer war sich Lisa, dass sie ihn einfach vergessen sollte. Es lagen Welten zwischen ihnen beiden. ' Dont be afraid to let it go..' Die Worte ermutigten sie und gaben ihr Kraft in die Zukunft zu sehen, eine Zukunft, wo David Seidel einfach nicht mehr rein passte. Und heute Abend war Lisa sich fast sicher, dass es klappen würde, sie fühlte, dass sie stark genug war um alles zu vergessen.
Sie lehnte ihr Kopf an Richards Schulter und legte ihre Arme um seinen Hals. 'So ist es viel gemütlicher..' dachte sie sich und nahm noch kurz wahr wie unverschämmt gut er roch. '..sogar fast besser als David', stellte sie überrascht fest und sah auf. Richard schaute sie aus seinen grünen Augen und lächelte sie nachdenklich an. Lisa fühlte sich wieder ganz wohl bei ihm..
Richards Herz klopfte wie verrückt.. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl die Frau seiner heimlichen Träume im Arm zu halten. Er schaltete seine trübe Gedanken ab und genoss den Augenblick, er atmete immer wieder ihren Duft ein, er schloss ebnefalls seine Augen und spürte zu deutlich ihre Wärme auf seine Brust. Das war einfach zu schön um Wahr zu sein.. Unbewusst streichelte Richard mit einer Hand Lisas Rücken und mit der anderen spielte er mit ihren Locken, die weit über die Schulter hingen.


'Ob Lisa eines Tages immun gegen David Seidel werden würde?' dachte Richard verzweifelt. Sie sprachen nicht mehr über ihn und auch nicht über ihre Aktion auf der Togaparty. Richard hoffte insgeheim, dass die nächsten Tage Lisa etwas ablenken würden und vielleicht hätte sie dann eines Tages in ihrem Herzen einen freien Platz... vielleicht sogar für ihn.
Als das Lied zuende war, drückte er Lisa noch ein bisschen fester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Scheitel. Plötzlich merkte er, dass sie sich ganz ungewöhnlich schwer anfühlte. Nicht doch!? Richard musste schmunzeln als er sah, dass Lisa an seinem Schulter friedlich eingeschlafen war. 'Lisa Plenske verträgt also nicht so gut Alkohol... so-so', dachte amusiert Richard und ihm blieb nichts anderes übrig als sie hoch zu heben und ins ihr Zimmer zu bringen.

8.

Lisa erwachte tief in der Nacht von einem fürchtelichen Drang in der Blase. Sie erhob sich und verspührte einen stechenden Schmerz im Kopf.. 'Oh weia, ich habe wohl zu viel getrunken gestern', dachte Lisa als sie sich an den vergangenen Abend errinerte. Ihre Errinnerungen endeten allegdings irgendwo zwischen dem Tanz und Richard's umwerfendem Duft, den sie noch wahrgenommen hatte. Sie glaubte ihn immer noch zu riechen.. Lisa schüttelte ihren Kopf und tastete sich in der Dunkelheit bis zum Badezimmer.
Als sie fertig war bemerkte Lisa, dass irgendetwas im Bad nicht stimmte.. Statt ihre Kosmetiksachen und Bademantel sah sie einen Herrenbademantel und Herrendusch- und Rasierzeug.. Blitzartig rannte Lisa aus dem Bad und machte das Licht an. Sie schrie auf, als sie den schlafenden Richard auf dem Sofa sah. Es kam allerdings nur ein Krächzchen aus ihr heraus, weil die Stimme voll belegt war.
Lisa schaute sich um. Sie war noch komplett angezogen nur ihre Schuhe und Handtasche lagen ordentlich beiseite. 'So wie es aussieht, hatten wir keinen Sex', dachte Lisa erleichtert. '..und wie komme ich überhaupt darauf?'-dachte sie von ihrer eingenen Befürchtungen überrascht.
Sie kapierte rein gar nichts und beschloss nach einem Aspirin zu suchen.
Als sie sich im Bad endlich eins gefunden und genommen hatte, überlegte sie fieberhaft was sie tun sollte. Genau in dem Moment klopfte es an der Tür.
"Lisa, ist alles in Ordnung?"
Lisa machte die Tür auf und sah Richard der voll verschlafen vor ihr stand.
"Was ist gestern passiert? Wieso bin ich hier und nicht in meinem Zimmer?" Lisa war verzweifelt und hoffte nun, dass sie keine weitere Dummheit, wie z. Beispiel Ketterettungsaktion gestern gestartet hatte.
"Sie sind müde geworden und beim Tanzen eingeschafen.." erklärte Richard und konnte sein Grinsen nicht verbergen. "Dann habe ich sie hochgebracht und ihre Handtasche durchwühlt. Trotzdem konnte ich die Karte von ihrer Nummer nicht finden.. deshalb habe ich sie mit zu mir genommen."
Lisa sah ihn unglaublich an und konnte es nicht fassen, dass sie tatsächlich so penlich gewesen war und in seinen Armen eingepennt hatte.
"Es ist fast 4 Uhr morgens, gehen wir doch weiter schlafen. In Paar Stunden müssen wir schliesslich schon wieder aufstehen." sagte Richard müde, drehte sich um und ging zur Couch.
"Ich habe mich hier schon ganz gemüttlich gemacht, sie können ruhig weiter in meinem Bett schlafen", fügte er zu und deckte sich bis über die beiden Ohren, "und ziehen sie ruhig ihre Jeans aus, sie sind bestimmt verdammt unbequem zum schlafen.. Gute Nacht!"
Nochmal nahm Lisa ihre Handtasche und schaute nach ihrer Karte. Hatte sie sie doch in ihrem Zimmer vergessen?
Lisa beschloss sich doch nochmal hinzulegen und noch einbisschen zu schlafen. 'Morgen wird sich alles klären', dachte sie als sie erst zum Richard rüberschaute um dann ihre Jeans auszuziehen. 'Er schläft ja schon wieder.'
Dann deckte sich Lisa genüsslich zu und stellte sich beim Einschlafen vor wie Richard v Brahmberg eine bertunkene Lisa Plenske auf den Armen trug.. Ein unwilkürrliches Lächen umspielte ihren Mund und sie schlief friedlich ein.

9.

Das erste was Lisa sah, als sie ihre Augen mit Mühe öffnete, war ein grelles Licht. Sofort machte sie ihre Augen wieder zu und drehte sich im Bett auf die andere Seite.
Vorsichtig machte sie ihre Augen wieder auf und sah, dass ein frischgeduschter Herr v Brahmberg aus dem Badezimmer rauskam.
"Morgen, Frau Plenske!" grüsste er sie freundlich, während Lisa erneut ihre Augen schloss und versuchte die Ereignisse vergangenes Abends in Gedanken wiederherzustellen.
`Wir sind in Prag angekommen, dann habe ich viel getrunken und beim Tanzen eingeschlafen..´ dachte Lisa panisch und traute sich nicht Richard in die Augen zu sehen.
"Ich habe doch gesehen, dass Sie wach sind... und ihre Karte habe ich auch gefunden. Da!" Lisa setzte sich im Bett auf und sah ihn aus grossen Augen an.
Richard grinste und hielt ihr ihre Karte entgegen.
"Wo, wo haben Sie meine Karte gefunden?" fragte sie ihn erstaunt.
"Hier auf dem Boden. Sie haben die Karte anscheinend in ihrer Hosentasche gehabt, und da Sie so mutig waren und ihre Hose heute Nacht doch noch ausgezogen haben.." er grinste sie unverschämmt an, während Lisa sich vergewissert hatte, dass sie gut zugedeckt war. "..ist die Karte runtergefallen."
Lisa konnte sich nicht mehr errinnern, wie die Karte in ihre Gesässtasche reinkam, aber sie war unendlich froh darüber, dass man dafür kein Zimmerservice rufen musste um ihr Zimmer aufzumachen... `Was hätten die bloss über mich gedacht?!´
Schon wieder wanderte ihr Blick zu Richard, der immer noch vor ihr stand. Seine Haare waren noch feucht und total verwuschelt, er hatte einen dunkelblauen Bademantel an und war baarfuss.. Ein frischer Duft seines Duschgels erfüllte den Raum.. `Ein ganz leckeres Kerlchen ist er.. kann man nichts sagen`, dachte Lisa bei sich und über ihre Lippen huschte ein leichtes Lächeln.
Sie war selbst verwundert über ihren Sinneswandel und nahm ihm ihre Karte entgegen.
"Darf ich mich jetzt anziehen? Ich würde mich auch gerne duschen...in meiner Nummer." Lisa musste zugeben, dass wenn sie gerade nicht in David Seidel `leider immer noch` verliebt wäre... dann würde sie bestimmt in Versuchung kommen..
"Ja, natürlich, Frau Plenske, ich bin sofort weg!" antwortete nach eine Weile Richard, der sie auch die ganze Zeit ansah, und ging auf die Terrasse raus.
Lisa zog sich schnell an und ging.

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Die erste Woche in Prag haben Lisa und Richard von der Stadt fast gar nichts gesehen. Nur den Weg zur Kerima Czech kannten sie schon fast auswendig.
Jeden Morgen um 8 Uhr wartete schon ein Firmenwagen unten, der die beiden zur Firma brachte und dann Abends wieder zurück ins Hotel.
Lisa lernte die Mitarbeiter kennen, den Vorstand, den Chefdesigner Jonny Flitzcik, der sie auf eine besondere Weise an Hugo errinnerte. Jeden Tag wurde mindestens eine geheime Sitzung einberufen, auf der die Zukunft der Firma entschieden wurde. Nur der Vorstand, Chefdesigner und die Geschäftsführung wussten bescheid und es wurde sonst niemand miteinbezogen, damit sich keine weitere Unruhe zwischen den Mitarbeitern verbreitert.
Der Geschäftsführer Pavel Losicky hat sich selbst gestellt und gab freiwillig zu, dass er die Stoffe illegal verkauft hatte und stattdessen die billigen aus China und Türkei zukommen lassen hatte. Der Chefdesigner schien tatsächlich nichts damit zu tun zu haben und schämmte sich furchtbar dafür, dass er nichts bemerkt hatte. Nur die Sekretärin vom Geschäftsführer, die gleichzeitig seine Verlobte war, wusste bescheid und hatte ihn bei der Sache kräftig unterstützt.
Jetzt baten die beiden um Gnade und nach mehreren Debatten wurde entschieden die Sache intern zu regeln, ohne die Justiz einzuschliessen. Die beiden mussten aber bis Ende folgender Woche alle Schulden an die Firma zurückzahlen und danach nicht nur das Land, sondern gar Europa verlassen.
Eigentlich war das wichtigste erledigt und es musste nur der neue Geschäftsführer gewählt werden.
Genau wie in Berlin.

10

Es war Freitag Abend und Lisa freute sich die nächsten 2 Tage ein wenig zu entspannen.
Wortlos stieg sie in den Firmenwagen, der wie immer draussen auf sie und Richard wartete. Diesmal war es Rokko, der am Steuer sass.
Richard verdrehte die Augen, als er ihn erkannt hatte.
"Wollen wir heute Abend zusammen was trinken gehen?" fragte Rokko die beiden, "es gibt eine Menge nette Bars hier in der Gegend"
"Warum nicht", antwortete Lisa und schaute fragend Richtung Richard, dessen Gesichtsausdruck sich deutlich verfinsterte.
"Na gut, wenn sie meinen.." antwortete Richard in einem neutralen Ton, obwohl er auf alles andere gerade Lust hätte als Gesellschaft dieser kleinen Quatschtütte zu ertragen.
Lisa lächelte unter der Nase, weil sie schon die ganze Woche beobachtet hatte, wie Richard auf Rokko reagierte. Der junge Mann wollte doch nur freundlich sein, aber seine Versuche prallten an Richards ironischer Art ab. Aber Rokko gab nicht auf, er sprach viel mit Lisa und nutzte jede Gelegenheit in ihre Nähe zu sein.
Er war witzig und brachte Lisa oft zum Lachen. Das mochte Lisa und so konnte sie sich von ihre trüben Gedanken abschalten. Sie sah ganz deutlich Rokkos Interesse an ihr, aber er war nun wirklich nicht ihr Fall.. Lisa nahm ihn nicht wirklich ernst, schliesslich in Maximum einer Woche würde sie Prag verlassen. Sie amusierte sich aber auch über Richards Reaktion auf Rokkos Verhalten.. Wenn sie nicht zu gut bescheid wissen würde, könnte sie meinen, dass er eifersüchtig wäre. Aber das war er natürlich nicht.
Nach dem Vorfall am Sonntag Abend, als sie bei Richard im Zimmer aufgewacht war, hatte er sich erneut von ihr distanziert und sprach nur das nötigste mit ihr. Sie waren die ganze Tage lang eh nur in der Firma gewesen. Deshalb kamen sie nur auf dem Weg dahin oder zurück privat in Berührung. Meistens waren es kurze belanglose Gespräche, die vor der Türen ihrer Zimmern endeten. Lisa vermisste schon seine lockere Art und Vertrautheit, die zwischen den Beiden an dem Tag der Anreise herrschte... Sie flirtete sogar extra mit Rokko, um wenigstens irgendeine Art Reaktion in ihm auszulösen. Und es gelang ihr sehr gut. Es war natürlich alles harmlos und Lisa wusste ganz genau, dass sie im ernst mit Rokko nie was anfangen würde.
Das Ganze lenkte Lisa aber von ihren trüben Gedanken gut ab - Gedanken an David und wie es weiter gehen sollte. Er meldete sich bei ihr nicht und es machte sie ein wenig traurig. Und dann auch noch Richard, der wieder so komisch wurde.
Deshalb war Lisa über Rokkos Angebot sehr froh. Endlich mal ein Abend ohne Stress und wer weiss, ob Richard auch wieder auftauen würde. Sie hatte sich vorgenommen ihn persönlich aufzumuntern.

"Da sind wir", quackte Rokko zufrieden, als er den Wagen vor einem schicken Gebäude parkte. "Es ist Újezd, unser einzigartige Pub, dass jeder Tourist unbedingt besuchen soll. Es ist auf 3 Etagen verteilt und ist echt erste Klasse! Ich bin hier Stammgast"

Richard verdrehte seine Augen, aber folgte der kleinen Nervensäge und Lisa in den Pub. `Nur Mut, Richard, der Abend fängt gerade erst an..`

11

Richard hatte es nicht leicht die Tage.

Als Lisa damals bei ihm umständehalber übernachten musste, hatte er fast die ganze Nacht nicht schlafen können. Es war eine große Versuchung für ihn gewesen, Lisa in seinem Zimmer zu haben...
Er wollte sich damals viel zu gerne neben ihr hinlegen, sie umarmen, sie küssen...oder einfach nur ihre Nähe genießen.
Lisa hatte anfangs unruhig geschlafen und immer wieder hatte sie gerufen: `Warum, David?` Richard war dann zu ihr gegangen und hatte ihr beruhigend den Rücken gestreichelt, er hatte ihr tröstende Worte gesagt und dass er immer für sie da sein würde. Irgendwann in der Nacht hatte Lisa sich dann doch beruhigt und war tief und fest eingeschlafen...

Richard hatte für sich nun erstmal entschieden, keine Annäherungsversuche zu starten und sich ein wenig zu distanzieren. Die ganze Woche über klappte es sehr gut und Richard hoffte sogar, dass er selbst wieder einen klaren Kopf bekommen würde... wenn da nicht dieser nervige Kowalski gewesen wäre, der die Sache noch schlimmer machte, indem er hemmungslos versuchte, Lisa zu erobern. Das machte Richard ziemlich sauer und er musste sich ein paar Mal richtig zurückhalten, um Rokko nicht einfach am Kragen zu packen und aus dem Fenster zu werfen!
Und jetzt musste er sogar den ganzen Abend in seiner Gesellschaft verbringen. Mit ihm und Lisa. Deshalb war Richard überhaupt mitgegangen: er wollte es nicht zulassen, dass dieser Zwerg Lisa anbaggerte.

Nach ein paar Cocktails und ziemlich vielen dummen Sprüchen – natürlich von diesem Kowalski - gingen alle drei in die oberste Etage, in der man einem Tabledance zusehen konnte. Oder aber man ging auf die andere Seite, in der sich eine Diskothek befand.
Die Vertrautheit zwischen Lisa und Richard hatte sich langsam wieder eingestellt. Lisa sollte an diesem Abend um jeden Preis wieder den "guten" Richard vor sich haben – soweit seine guten Vorsätze. Wenn nur der nervige Kowalski nicht überall seine Nase hineinstecken würde! Nur anstandshalber duldete Richard diesen Clown noch. Sogar Lisa wurde dessen Schwärmerei eindeutig zuviel.
"Meine Dame, ich bitte Sie höflichst um diesen Tanz!" kicherte Rokko und zog Lisa auffordernd an der Hand.
"Moment mal, lieber Herr, die Dame hat nicht `ja` gesagt...", Richard mischte sich ein und befreite Lisa von Rokko, "außerdem hat sie MIR diesen Tanz versprochen, nicht wahr, Lisa?"
"Ja, d-das stimmt", antwortete Lisa überrumpelt und ging mit Richard auf die Tanzfläche, während ein immer noch recht dämlich grinsender Kowalski zurückblieb.
"Tut mir leid, Lisa… Wollten Sie vielleicht doch lieber mit Herrn Kowalski tanzen?" fragte Richard Lisa, während er ihre Taille mit seinen Händen umfasste.
"Mir tut es nicht leid… waren wir nicht schon beim `Du` ?" fragte sie eher schüchtern als herausfordernd und legte vorsichtig ihre beiden Arme um seinen Hals.
Irgendwann an diesem Abend war es zwischen Rokkos Geplapper und zahlreichen Drinks dazu gekommen, dass alle drei Brüderschaft getrunken hatten. Eine Aktion, die eindeutig auf Lisas Initiative zurück zu führen war. Aber sie tat dies nur, um wieder etwas näher an Richard heranzukommen – damit dieser seine Fassade wieder ein wenig fallen ließ.
"Ja...das waren wir, entschuldige... Das ist immer noch etwas ungewohnt für mich", antwortete Richard etwas verlegen und sein Herz klopfte wie verrückt gegen Lisas Brust… "ist es also Ok für Dich, dass wir beide jetzt tanzen?"
"Oh ja, das ist vollkommen OK...", antwortete Lisa und lächelte Richard an "ich wollte sowieso viel lieber mit Dir..." Lisa versuchte dabei ein wenig flirtend zu wirken und schaute ihm dabei tief in die Augen. Aber als sie auf seine grüne Augen traf, die sie so unendlich leidenschaftlich ansahen, blieb ihr das letzte Wort `tanzen` im Hals stecken und eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper. Plötzlich nahm sie sein Herzklopfen richtig wahr und seinen männlichen Duft, der ihr den Verstand vernebelte....
`Lisa! Was ist los mit Dir???`fragte sie sich verzweifelt.

12

Lisa senkte ihre Augen und verstummte. Ihr wurde plötzlich mehr als bewusst, dass sie sich gerade in Richards Armen befand, ganz nah bei ihm, 'face to face', 'heart to heart'... Sie spührte seine Hände, die ihre Taille fest hielten und sein heisser Atem, der ihren Nacken fast verbrannte. Ihre eigene Hände waren eiskalt um Richards Hals gelegen und zitterten beinahe.. Richards Nähe war fast unerträglich. Unerträglich schön und berauschend..
Lisa fühlte sich schwach und hilftlos, aber gleichzeitig wollte sie in diesem Moment niergendwo anders auf der Welt sein, als in Richards Armen..

"Tanzen", whisperte Lisa kaum hörbar, "ich wollte mit Rokko nicht tanzen", fügte sie verlegen zu, obwohl das gar nicht der Satz war, den sie vorher angefangen hatte.
Lisa wagte sich nicht nochmal zu Richard hoch zu sehen und ihr Blick blieb auf seinem Brustkorb ruhen, der richtig zu beben schien.
Und wie er sie eben angesehen hatte... Lisa konnte diesen Blick sehr gut deuten. Und zwar war das ein Blick voller Verlangen und Leidenschaft gewesen... Das war ein Blick.. voller Liebe? Oder hatte sie sich doch versehen? Und was fühlte Lisa selbst? Sie liebte doch eigentlich David! Oder hatte er mit seinem Verhalten ihre Liebe verblassen lassen? Und lag es allein an seinem Verhalten, oder war da etwas ganz anderes im Spiel?

In einem Gefühlschaos gefangen, versuchte Lisa gleichzeitig ihre Verlegenheit zu überwinden. Sie würde dann später über ihre Gefühle nachdenken und darüber im klaren werden. 'Nicht grübeln, Lisa! Nicht jetzt, wo du den 'guten' Richard fast schon wieder zum Vorschein gebracht hast..'

"Das ist schon ein komischer Vogel, dieser Kowalski", brachte Richard die Stille als erster.
Es kostete ihm viel Mühe einen gelassenen Ton beizubehalten. Richard bemerkte nämlich Lisas Verwirrtheit und in seinem Herzen schimmerte schwach die Hoffnung, dass zwischen ihm und Lisa ein Funken entstanden war.. Er konnte ihr Herz mit seinem eigenen um die Wette hämmern hören! Oder war sie bloss wegen dem lästigen Rokko aufgeregt?

'Entspann Dich und geniesse den Moment. Alle Fragen werden schon zu ihrer Zeit beantwortet sein', dachte Richard bei sich und zog Lisa näher an sich heran. Sie ergab sich seiner Umarmung ohne Widerstand und genoss das neue Gefühl, dass tief in ihr heranwuchs. Das konnte Lisa nicht ganz eindeutig einordnen, das war neu für sie, aber es gefiel ihr.

13

Ohne ein weiters Wort zu verlieren, gingen Lisa und Richard Richtung Ausgang, als der Tanz zuende war. Der Kowalski gaffte in der Zeit eine blonde Schönheit an, die vor seiner Augen mit dem Po wackelte.. Das ermöglichte den Beiden umso besser unbemerkt von ihm den Club zu verlassen. Schweigend nahmen sie den Taxi und funren zum Hotel. Die ganze Zeit Hand in Hand und die Vertrautheit, die zwischen Lisa und Richard herrschte war irgendwie selbstverständlich. Kleine gegenseitige Berührungen waren wie die Natürlichste Sache auf der Welt. Keine der Beiden fragte nach.
Oben angekommen gingen sie engumschlungen zu ihren Zimmern und kurz voneinanderer gelöst steckte Lisa ihre Karte in den Schloss.. Dann drehte sie sich wieder zum Richard.
Er war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt und die Spannung zwischen den Beiden war enorm..
Lisa hatte alle ihre Sinne nur noch für ihn, sie verglühte fast in Erwartung, dass er sie gleich küssen würde, sie spürhte schon wie sein Atem ihren Lippen streifte, als er sich zu ihr beugte und dann seitlich ausweichte..
"Gute Nacht, Lisa..", flüsterte er ihr ins Ohr und drehte sich prompt um. Dennoch war seine Selbstbeherrschung nicht stark genug um sofort von Lisa zu fliehen und in seinem Zimmer zu verschwinden. Richard hielt für einen langen Augenblick inne, als Lisa nach ihm rief.
"Richard...", die Art wie sie seinen Namen aussprach beschleunigte seinen Herzschlag soweit es noch möglich war. Das war wie ein Flehen, wie ein verzweifeltes Gebet..
Richard drehte sich um und das, was Lisa in seinen Augen sah, überbot jede ihre Erwartung.. Es spiegelte sich eine solch überdimensionale Leidenschaft darin, ein solch forderndes Verlangen, dass es fast schon bedrohlich war.. Und anstatt sich davor zu fürchten - die unerfahrene in solchen Dingern Lisa, die Jungfrau, die Unberührte - landete sie sofort in seinen Armen... Seine Lippen fanden durstend die ihren und er umschloss sie mit einem atemberaubenden Kuss..
Was danach geschah, konnte Lisa mit keine ihre bunteste Fantasie vergleichen, dass sie je in Bezug auf David Seidel gehabt hatte. Es war kein Kribbeln im Bauch, kein Flattern der Schmetterlinge...es war ein gewaltiges Beben, dass dieser Mann in ihrem bisher noch unschuldigem Körper auslöste. Sie war wie Wachs, dass in seinen Händenn zerschmolz, nein, auch wenn sie aus Stahl gewesen wäre, hätte Richard mit seinen Berührungen es zum glühen gebracht!
Der Kuss dauerte schon fast eine Ewigkeit, aber Durst den beiden war immer noch nicht gestillt.. Lisa fühlte ihn mit jedem Fasern ihres Körpers, seine Liebkosungen auf ihre Haut waren wie ein Folter für sie, ein Folter , dass sie zum Abheben brachte.
Sie wollte diesen Mann, sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm zu gehören, sich ihm ganz hinzugeben, ihm das zu schenken, was noch kein Mann zuvor von ihr bekommen hatte... Unter Druck ihren beiden Körper, ging die Tür auf und Richard führte Lisa zu dem grossen Bett. Kurz davor hob er sie in seine Armen und löste sich von ihrem Mund. Er sah ihr füe eine Weile in die Augen, um dort eine Bestättigung zu finden, dass sie es auch wollte. Nach Luft schnappend, zog ihn Lisa breitwillig zu sich hinunter um wieder und wieder von ihm geküsst zu werden.
Nun wanderte er mit seinem gierigen Mund ihren Hals hinab zu ihren Brüsten, die er geschick aus der Bluse befreite. Lisa stöhnte auf, als Richard ihre Brustwarzen mit seine Zunge berührte.. Sie presste sich noch mehr an ihn und spührte seine gewaltige Erregung auf ihrem Oberschenkel.. Instinktiv griff sie zu seinem Hosenbund und öffnete die Gürtel.
"Bitte", flüsterte sie in seinem Mund, als er sie wieder küsste. Die beiden waren in einem Rausch gefangen, aber ein blöder SMS-Ton riss sie in die Realität zurück. Zumindest den einen von beiden.
Prompt musste Richard an David denken, der anscheinend Lisa eine Gute Nacht SMS geschickt hatte. Er schaute Lisa fast bittend in die Augen und löste sich von ihr. Lisa schien den Ton gar nicht wahrgenommen zu haben, da ihre Augen schrien förmlich 'nimm mich!' zu ihm.
Richard presste seine Lippen an ihre Stirn und resigniert zog er sich zurück. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und atmete tief durch. Dann ließ er sie auf dem Bett alleine zurück und verschwand..
Lisas Körper verbrannte beinahe von den Gefühlen, die Richard in ihr ausgelöst hatte. Noch nie zuvor hatte Lisa sich so gehen lassen, und jetzt, als sie bereit war sich ihm voll und ganz hinzugeben, flüchtete er einfach! Lisa versteckte ihr Gesicht im Kissen und begann zornig und verzweifelt zu weinen..
Irgendwann völlig erschöpft schlief sie ein.


14

Richard fluchte laut als er in seinem Zimmer von der Tür weit genug entfernt war, dass ihn niemand hören konnte. Er wollte es nicht begreifen, dass er die Frau, die er nicht nur liebte, sondern die Frau, die ihn um den Verstand brachte, gerade alleine im Bett gelassen hatte!!! Nur weil dieser Idiot Seidel ihr eine, womöglich harmlose SMS geschickt hatte. Aber vielleicht war es gar nicht David? Nein, er wusste genau, dass es genau er war und Richard v Brahmberg konnte nicht mit einer Frau schlafen, die vielleicht es nur aus dem Grund tat um David eins auzuwischen! Lisa liebte David, und eine Frau wie sie entliebte sich nicht einfach so. Dessen war sich Richard sicher.
Aber wie sie ihn noch vor kurzem angesehen hatte, als er kurz davor war mit ihr zu schlafen.. Richard würde diesen Blick nie vergessen... Er war voller Verlangen, das nur ihm-Richard v Brahmberg galt. Aber trotzdem musste er fliehen.. Er hatte die Angst, dass am nächsten Tag Lisa es bereut hätte.. und dafür würde er sich verabscheuern!
Niemals würde er ihre Schwäche ausnützen können!

Lisa wurde noch im Morgengrauen wach. Sie hatte eine traumlose Nacht hinter sich und eine Leere in ihrem Herzen.
Was war gestern Abend geschehen? Wieso war er weggegangen? Was hatte Lisa falsch gemacht? Wieso hatte sie sich auf Richard eingelassen? WIESO WAR ER GEGANGEN?
All die Fragen und noch mehr schleuderten in ihrem schmerzenden Kopf.
Lisa stand auf und ging ins Bad um eine kalte Dusche zu nehmen. Danach gings ihr etwas besser und sie konnte so was wie klar denken.
Auf dem weg zum Balkon nahm sie ihr Handy um Jürgen anzurufen.. Um dieser Uhrzeit? Nein, sie würde ihm einfach eine SMS schreiben.
Lisa ging auf die Terrasse und platzierte sich gemütlich in einem Liegestuhl, dass sie dort vorgefunden hatte. Sie wickelte sich in ihren warmen Bademantel und sah, dass sie eine neue SMS von David bekommen hatte. Um 23:20, gestern.. Komisch, sie konnte sich nicht dran errinnern einen Piepser zu hören, aber wahrscheinlich schlief sie schon, nachdem ER weg war.
Lisa öffnete die SMS.
'Lisa, ich vermisse Dich. Träume süss.'
David Seidel vermisste Lisa Plenske... Dass er sie tatsächlich vermisst hatte, glaubte Lisa kaum. Wieso schrieb er denn ihr so was? Oder empfand er doch was für sie? Und was empfand eigentlich Lisa selbst? Noch gestern Abend stellte sie sich diese Frage, aber in diesem Moment war sie sich nicht mehr sicher, ob sie gestern daselbe empfand wie jetzt. Liebte sie immer noch David Seidel und war so gekränkt von seiner Zurückweisung, dass sie sich nur deshalb in Richards Arme stürzte? Wollte sie David eins auswischen? - Nein, das bestimmt nicht, sie hatte gestern Abend nich einmal an ihn gedacht.
Das war ein wunderschöner Abend gewesen... Lisa glaubte, dass was ganz besonderes passieren sollte. Sie fühlte sich so einzigartig in Richards Nähe. Sie erschauderte beim Gedanken an seine Berührungen, an seine Küsse.. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper.
Was wäre passiert wenn er nicht geflüchtet hätte? Lisa wurde heiss und kalt wenn sie daran dachte.
Sie wollte es nicht glauben, dass Richard fähig war sie so aus der Fassung zu bringen. Und sie liebte ihn nicht mal!
Wieso war sie denn so verletzt und enttäuscht gewesen, als er gegangen war?
Aber gut, dass Richard Mann genug war und ihr Zustand nicht ausgenutzt hatte. Lisa hatte ihre Selbstkontrolle verloren, aber er hatte wie ein Gentlman reagiert, er wusste, dass sie David liebte, und ihre augenblickliche Schwäche nicht für sich beeinsprucht hatte. Sie war einfach viel zu lange Jungfrau geblieben und all die ungesättigten Bedürfnisse ihres Körpers, all die schlaflosen Nächte in denen sie an ihren Traumprinzen geträumt hatte, all die Sehnsüchte, die tief in ihr drinsteckten waren an die Oberfläche hervorgerufen..durch.. den Blick dieses Mannes, den sie keineswegs liebte oder begehrte.. Nein sie begehrte Richard v Brahmberg nicht, es war bloss die Unerfahrenheit, die sie so eigenartig reagieren ließ!


15

Es war noch nicht einmal 10 Uhr, als Lisa das Hotel verließ. Ein Taxi wartete schon unten und Lisa beeilte sich einzusteigen.
Sie war sich sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Richard konnte die übrig gebliebenen Formalitäten auch ohne ihre Hilfe erledigen. Und Kowalski hatte Lisa vorhin angerufen und gesagt, dass sie dringend nach Berlin müsste, wegen 'ihrer' Kerima Moda.

Lisa stieg am Flughafen aus und schaute erneut auf ihre Uhr. Nicht mal 11... Ob Richard schon die Nachricht bekommen hatte, die sie für ihn an der Rezeption hinterlassen hatte? Sie hoffte nicht. Dann würde er auch nicht versuchen können, ihr zu folgen.
Aber was bildete Lisa sich eigentlich ein? Wieso sollte Richard ihr folgen? Sie glaubte doch nicht im Ernst, dass er für sie etwas Besonderes empfand?! Und Lisa selbst erst recht nicht! Also ab nach Berlin!

Lisa schaute noch einmal auf Ihr Handy und ging hinein. Sie würde gleich am Schalter versuchen, den erstbesten Flug nach Berlin zu bekommen. Und dann Good bye Prag!
Was Lisa in Berlin erwartete, machte ihr nicht mehr so viele Sorgen. Es würde sich schon alles regeln.
Und den Geschäftsführer sollten am besten die Mitarbeiter wählen! Die Idee fand Lisa sehr gut! Dabei müsste sie sich nicht zwischen den beiden Herren entscheiden. Das wäre ihr nämlich derzeit gar nicht möglich...

Als Lisa mit dem Ticket zum Check-in kam, waren es noch 3 Stunden bis zum Flug. Genug Zeit zum Nachdenken und… zum Grübeln.
David hatte sie zwar verletzt, aber im Nachhinein schien das Vorgefallene für Lisa fast harmlos im Vergleich zu Richards Aktion am vergangenen Abend.
'Er lässt mich ihn fast anflehen mit mir zu schlafen...und dann geht er einfach! Was für eine Erniedrigung!' dachte sie verzweifelt und die Wut kam wieder in ihr hoch.
Lisa schaute zum zigsten mal auf ihr Handy und schaltete es einfach stocksauer aus!
"Pah! Wer braucht schon seinen Anruf?!" sagte Lisa fast zu laut. Zum Glück verstand sie hier keiner! Und auch wenn? Wie konnte man sich an ihrer Stelle noch mehr blamieren?!
Richard würde Lisa weder anrufen noch hinter ihr her rennen, das war ihr schon von Anfang an klar gewesen... Aber wieso es sie so wütend machte, konnte sie einfach nicht verstehen! Dieser Mann war ihr definitiv eine Nummer zu groß. Lisa würde sowieso seinen Erwartungen nie entsprechen können. Wieso wäre er denn sonst gegangen?!
Sie schämte sich bis ins Mark... Sie wusste nicht, wie sie Richard je wieder in die Augen sehen sollte.
Mit David konnte sie wenigstens gut Freund sein. Oder wollte er plötzlich doch mehr? Sollte Lisa ihm noch eine Chance geben?
Aber erstmal musste sie einfach weg hier!

Noch einmal schaute Lisa durch die Glasscheibe, als sie die 'Taxfree Zone' hinter der letzten Schranke betreten hatte. Wer wusste schon, ob sie diese wunderschöne Stadt da draußen jemals wieder sehen würde.

16

Richard war noch lange wach, nachdem er Lisa verlassen hatte. Er verdrückte fast eine ganze Flasche Whiskey, bevor es ihm endlich gelang zu schlafen. Die Gefühle tobten in ihm wie verrückt und er war mehrmals versucht gewesen, zu Lisa zurück zu gehen und da weiter zu machen, wo er aufgehört hatte.
Nein, das würde er nicht tun…und nein, das hatte er auch Gestern Abend nicht getan. 'Entweder ganz oder gar nicht', sagte er zu sich selbst.
Natürlich war es Davids SMS, die ihn im ersten Moment frustriert hatte und ihn wied mit kaltem Wasser überschüttelt hatte. Aber nach und nach hatte Richard begriffen, dass es richtig gewesen war, zu gehen. Er konnte sich genau ausmalen, wie bitter das Aufwachen, bzw. das Erwachen gewesen wäre. Lisa hätte sich bestimmt furchtbare Vorwürfe gemacht und sie hätte es mit Sicherheit bereut, mit Richard zusammen gewesen zu sein… Sie war doch anscheinend noch Jungfrau, so hatte er es seit langem vermutet - und ihre erste Nacht hätte sie bestimmt nicht auf diese Art gewollt.
Und doch hatte Lisa ihn gewollt! Darin war sich Richard sehr sicher. Ein Mann wie er hatte genug Frauen in seinem Leben gehabt und konnte gut genug ihre Blicke deuten. Sie wollte ihn – ja. Aber es war für ihn nicht Grund genug, um sie auch zu nehmen.
Richard liebte Lisa von ganzem Herzen, sie brachte ihn um den Verstand, er konnte sich in ihrer Nähe kaum beherrschen... Das war der Unterschied. Es war albern für einen erwachsenen und erfahrenen Mann zu behaupten, dass er nicht die Frau berühren wollte, ohne zu wissen, dass sie ihn liebte. Darauf hätte er bei einer anderen Frau nie geachtet... Und er war auch mit genug Frauen zusammen gewesen, bevor er Lisa kennengelernt hatte und sich in sie kopfüber verliebt hatte. Und Gott weiß, wie viel Kraft es Richard gekostet hatte, nach langen Monaten Abstinenz, die Frau seiner Träume im warmen Bettchen alleine zurück zu lassen...

Als Richard aufwachte, war es schon fast 10 Uhr. Die Erinnerungen des vergangenen Abends und viel Whiskey echoten in seinem Kopf mit einem stechenden Schmerz herum.
Dann schon wieder das Handy! Diesmal war es seines, das so gnadenlos klingelte.
"Von Brahmberg", brüllte er in den Hörer, als er ranging.
"Was?.. Woher wissen Sie? ...Danke...und tschüss!"
Richard schmiss sein Handy gegen die Wand, als er es zugeklappt hatte, und es zerbrach in mehrere Teile. Das war Kowalski gewesen und er hatte ihn gefragt, wieso Lisa so plötzlich Prag verlassen hatte.
Lisa hatte Prag verlassen!?!
Woher soll er das denn wissen? Und überhaupt was sollte der Blödsinn? Richard stürmte aus seinem Zimmer und klopfte laut an Lisas Tür. Keine Antwort. Er klopfte erneut und als es bemerkte, dass hinter der Tür kein Ton zu hören war, ging er wieder zu seinem Zimmer zurück.
Richard holte sich eine neue Flasche Whiskey aus der Bar, aber nach kurzem Zögern, stellte er sie wieder hinein. Nein, nicht schon wieder! Stattdessen ging er ins Badezimmer und nahm eine Aspirin. Dann stellte er sich unter die Dusche und ließ fast kaltes Wasser über seinen aufgewühlten Körper laufen.
Dann zog er sich schnell an und ging runter an die Rezeption. 'Sie wissen bestimmt Bescheid', dachte Richard und näherte sich dem Portier.
"Haben Sie heute Frau Plenske schon gesehen?" fragte er ohne Verwendung einleitender Höflichkeitsfloskeln.
"Ja. Sie ist vor gut einer Stunde gegangen. Hier, sie hat das hier für sie hinterlassen, Herr von Brahmberg, bitte schön…" antwortete der Portier fast erschrocken.
"Danke", brummte Richard, nahm den Briefumschlag entgegen und ging schnell zum Aufzug.
Hastig öffnete er den Umschlag, beschloss aber den Brief erst in seinem Zimmer zu lesen.
Als Richard endlich in einem Sessel saß, entfaltete er das Blatt und erstarrte:

Hallo, Richard
Ich hoffe Du schaffst es auch ohne mich, weil ich dringend zurück nach Berlin muss.
Mach Dir keine Vorwürfe wegen Gestern, ich hab es überlebt!
Und keine Sorge, ich werde Dich auf diese Weise nie wieder belästigen!
Lisa.

17

Bei Richard gingen gleich mehrere Lichter im Kopf an. Mehr als ein Hauch von Bitterkeit und Vorwurf lag in den wenigen Worten – es war kaum zu übersehen...
Lisa, seine geliebte Lisa, dachte ernsthaft, sie hätte ihn Gestern belästigt!? Sie war sich also vollkommen bewusst gewesen, worauf sie sich eingelassen hätte? Und er - der größte Depp aller Zeiten - war einfach gegangen!?
Er musste sie zurückholen! Und er würde Lisa hinterher rennen, obwohl er das noch nie zuvor bei einer Frau getan hatte! Nein, ein Richard von Brahmberg rannte nie hinter Frauen her, er hatte es nie nötig gehabt. Er bekam immer das, was er wollte…
Aber noch nie in seinem Leben hatte er so bitter die Chance seines Lebens verspielt, noch nie hatte er so komplett abgelosed.
Anrufen konnte er Lisa leider nun nicht mehr, da sein Handy auf den harten venezianischen Putz getroffen war und in mehreren Teilen auf dem Boden lag.
'Tja...Richard! Manchmal solltest du dein Temperament etwas besser bändigen!' dachte er und war auf sich selbst sauer. Aber würde Lisa überhaupt rangehen? Würde sie ihm nach so einer Aktion noch zuhören wollen?
Es blieb aber keine Zeit für Überlegungen.
Richard rief die Rezeption an und bestellte sich ein Taxi.

Nach wenigen Minuten war das Taxi schon da und Richard riss die Tür auf, noch ehe der Fahrer anhalten konnte.
"Airport, hurry up!!" befahl er dem Fahrer.
Es ging Richard dabei schließlich um alles. Denn - umso mehr Zeit Lisa sich im Unwissen befand und sich sonst noch was ausdachte, desto verzweifelter wurde er. Er musste sie so schnell wie möglich sehen, mit ihr sprechen, ihr alles erklären… - und verdammt noch mal - ihr seine Liebe endlich gestehen! Richard wollte ihr sagen, wie sehr er sie gestern begehrt hatte und nicht nur gestern...
Es war Samstagvormittag und für diese Uhrzeit war ungewöhnlich viel los auf den Strassen Prags. Bei jeder roten Ampel hielt Richard förmlich seinen Atem an und fluchte in sich hinein. Am besten würde er sich selbst ans Steuer setzen und einfach durchrasen. Wie sehr er in diesem Moment bedauerte, nicht mit seinem eigenen Auto hier zu sein...
Ganz in seinem Kummer gefangen, brüllte Richard immer wieder den Taxifahrer laut an und entdeckte für sich dabei neu die Vielfalt der englischen Sprache. Dabei fuhr der arme Mann schon mit fast 80 km/h durch die Stadt!
Nun waren sie auf der Schnellstrasse und es blieben nur noch wenige Kilometer bis zum Flughafen. Der Taxifahrer war total verschwitzt und konnte sicherlich kaum erwarten seinen ungeduldigen Kunden loszuwerden! Die nächste Ampel fuhr er bei gelb durch, noch eine... er drückte erneut auf die Pedale, die nächste würde er auch noch schaffen… Gelb-rot und das Taxi fuhr direkt auf den aus der rechten Kurve kommenden LKW zu! Der Taxifahrer bremste mit quietschenden Reifen - aber es war zu spät…
Im letzten Moment wich der Wagen noch ein bisschen aus, prallte aber dabei mit der Beifahrerseite gegen die Stossstange des LKWs...

Lisa schaute aus dem Flugzeugfenster auf die Stadt, die sie zurücklassen musste. Ohne dass Richard sein Versprechen wahr machen konnte und ihr die schönste Seiten Prags zeigen würde... Bald sah sie die umherfahrenden Autos nicht mehr. Die Umrisse der Häuser wurden immer kleiner und kleiner – geradezu winzig. Lisa flossen die Tränen übers Gesicht und tropften auf ihre kalten Hände. Es war vorbei, bevor es richtig angefangen hatte...
Ihr Herz füllte sich mit einer unendlichen Traurigkeit und Verzweiflung. Lisa fühlte sich so einsam, wie noch nie in ihrem Leben. Sie konnte sich nicht mehr halten und brach in Tränen aus, während das Flugzeug in den Wolken verschwand.

18

Als der Rettungswagen samt Polizei zum Unfallort kam, hatte das Ganze übel ausgesehen.
Alle rannten zum Taxi, dessen rechte Seite total zerquetscht und eingedrückt war. Die linke Seite war kaum beschädigt. Der LKW Fahrer stand völlig unter Schock, war allerdings unverletzt. Der Taxifahrer und Richard lagen bewusstlos und blutverschmiert auf den Autositzen. Beide wurden sofort ins Krankenhaus auf die Intensivstation gebracht und untersucht.
Richard hatte zahlreiche Prellungen, eine Gehirnerschütterung und sein rechtes Bein war gebrochen. Der Taxifahrer kam mit einem gebrochenem Arm, 'leichtem' Schock und ein Paar blauen Flecken davon. Er war schon auf dem Weg ins Krankenhaus zu sich gekommen und war sogar ansprechbar. Schon am nächsten Tag durfte er mit einem Gipsarm nach Hause gehen.

Das Schicksal hatte es mit Richard noch einmal gut gemeint, als er beim Einsteigen gleich den Platz hinter dem Fahrer eingenommen hatte. Und zwar nur deshalb, weil das Taxi zum Hotel von rechts ankam und Richard es so eilig gehabt hatte…
Nun lag er in der Chirurgie in einem Krankenhaus am Rande der Stadt. Keine Dokumente dabei, kein Handy, rein gar nichts, womit man seine Identität hätte feststellen können. Nur die Karte zu seinem Hotelzimmer und einen 100€-Schein hatte er in seinem Jackett gehabt.
Also hatte sich die behandelnde Ärztin darum gekümmert und die Hotelrezeption angerufen. Erst wollte der Portier keine Auskunft am Telefon geben, aber als sie erwähnt hatte, was wirklich passiert war, gab er den Namen durch. Und er wollte auch dafür Sorge tragen, dass die persönlichen Sachen des Herrn von Brahmberg ins Krankenhaus gebracht werden würden.

In der Zwischenzeit konnte Richard langsam die Realität wieder wahrnehmen. Er war zwar schon etwa eine Stunde nach dem Unfall zu Bewusstsein gekommen, war aber kaum ansprechbar und konnte sich an gar nichts erinnern. Als erstes verspürte er bohrende Kopfschmerzen und starke Übelkeit. Beinahe hätte er sich übergeben, ehe er seinen ersten klaren Gedanken fassen konnte.
'Lisa.. ich muss sie zurückholen!', dachte er panisch und versuchte sich aufzusetzen. Sein Körper gehorchte ihm kaum und sein rechtes Bein schmerzte. Eine neue Welle der Übelkeit überkam ihn erneut. Richard würgte und jemand hielt ihm eine Pappschale hin.
Er sah auf und sah in ein freundliches weibliches Gesicht, ganz in weiß gekleidet.
"Was ist passiert? Wo bin ich?" fragte Richard mit schwacher belegter Stimme.
"Ich bin Schwester Monika. Sie hatten einen Autounfall... jetzt sind sie im Krankenhaus. Keine Sorge, alles ist den Umständen entsprechend in Ordnung", sprach sie beruhigend auf ihn ein "haben sie Schmerzen?"
Richard nickte und sah sich um. An der Wand gegenüber hing eine Uhr, die halb Vier zeigte. Es war viel zu spät. Lisa war wohl schon in Berlin angekommen. Richard seufzte und schaute aus dem Fenster auf den klaren Himmel.
'Das wars', dachte er 'Lisa ist wieder zuhause und David hat sie bestimmt schon abgeholt'. Er - Richard - hatte es nicht geschafft seine Lisa aufzuhalten.
"Habe ich eine Gehirnerschütterung? ...ich habe höllische Kopfschmerzen?" fragte er die Schwester und sah sie an, während sie ihm das Schmerzmittel verabreichte.
Die Schwester, die übrigens ein perfektes Deutsch sprach, erklärte Richard seine Lage und fragte nach Telefonnummern seiner Angehörigen, die sie über seinen Zustand informieren sollte.
Richard dachte an Lisa… Er wollte auf gar keinen Fall zulassen, dass sie über seinen Unfall erfahren würde. Die Arme würde sich bestimmt nur Vorwürfe machen... und überhaupt, er wollte kein Mitleid von ihr. Alles – aber nicht das!
Er beschloss, nur seine Schwester Mariella anzurufen und ihr die Wahrheit zu erzählen. Niemandem sonst würde er die Freude gönnen, Richard von Brahmberg als verliebt, verzweifelt und verletzt an den Pranger zu stellen!
Mariella – loyal wie sie war, würde ihn nicht verraten. Und eine Woche Zeit hatte er ohnehin, um in Prag zu bleiben.
"Darf ich selbst anrufen? ...und wie lange werde ich hier bleiben müssen?" fragte er und merkte, dass es ihm die Mühe machte, so viel zu sprechen.
"Sie brauchen vorerst absolute Ruhe. Gleich werden sie noch mal untersucht und dann sagt Ihnen die Frau Doktor Bescheid."

19

Nachdem das Flugzeug - diesmal ohne Zwischenfälle - gelandet war, holte Lisa ihren Koffer ab und lief zum Ausgang. Sie hatte beschlossen niemandem von ihrer Rückkehr zu berichten, sich ein Taxi zu nehmen und zu ihren Eltern nach Göberitz zu fahren. Am Montag würde sie dann einfach ohne Ankündigung zu Kerima gehen.
Lisa war immer noch auf Richard sauer und beschloss vorerst gar nicht an ihn zu denken. Wenn das so einfach wäre!? Er hatte sie so gekränkt! Aber sie war sicherlich nicht die erste dabei...ein Richard v Brahmberg hatte bestimmt schon etliche Frauen gedemütigt und ausgenutzt! Nun wahrscheinlich erinnerte er sich noch im letzten Moment, dass Lisa seine Chefin war und hatte seine Finger von ihr weggelassen.. War das denn so? Ist es denn ein Fluch die Mehrheitseignerin von einem Modekonzern zu sein? Egal welche Gänge Lisas Gedanken nahmen, ihr blieb immer dieselben Fragen offen: warum war Richard gegangen? und wieso hatte es ihr so wehgetan?
Sie hatte nun für heute genug geweint und gegrübelt, jetzt hatte Lisa beschlossen sich zusammen zu reißen und nach Vorne zu schauen. Mit oder ohne Männer!

"Hallo, Lisa! Was für eine Überraschung!", riss sie Mariellas Stimme aus den Gedanken. "Musst Du nicht noch in Prag sein?"
Die beiden haben sich herzlich umarmt - eher war das der Überraschungseffekt, die Lisa auf Mariellas Begrüssung so reagieren liess.
"Hallo, Mariella..ich..", Lisa wusste nicht, was sie ihr antworten sollte, sie hatte keineswegs damit gerechnet ausgerechnet Richards Schwester hier am Berliner Flughafen zu treffen. "Und was machst Du hier?", eine Gegenfrage konnte die Antwort wenigstens hinauszögern.
"Ich fliege nach Boston zu Lars!" antwortete Mariella und sah richtig glücklich aus dabei. "Und wo ist mein Bruder?"
"Ich.. ich habe die nächste Woche ein Paar Termine, die ich wahrnehmen muss und er.. sagte..also, dass er alleine zurecht kommt. Die Sache mit dem Betrug ist ja sowieso so gut wie geklärt.." Lisa hasste sich selbst dafür, dass sie so schlecht lügen konnte und wurde auch noch knallrot dabei. Außerdem zupfte sie sich hin und wieder am Haar herum und wirkte höchstnervös.
Mariella schaute Lisa etwas misstraurisch an, sagte jedoch nichts dazu. Was soll denn schon dabei Komisches sein?
"Achso.. hast Du Zeit für einen Kaffee? Mein Flieger geht um 17.30, und wir haben nicht mal 16 Uhr."
"Ja, gerne! Natürlich habe ich Zeit.. es weiss ja schliesslich keiner, dass ich schon in Berlin bin!", die Wahrheit war so einfach auszusprechen! Lisa hoffte nur, dass sie nicht mehr lügen musste.

Die beiden Frauen gingen zum Restaurant, bestellten sich Cappuccino und schlürften genüsslich daran. Zu Lisas Glück fragte Mariella nichts, was sie nicht wahrheitsgemäß beantworten konnte. Sie führten eine lockere und unbeschwerte Konversation: Mariella wollte natürlich wissen wie es in 'Kerima Chezh' alles gelaufen war. Beide haben gelacht, als Lisa unter anderem erzählte wie Rokko Kowalski versucht hatte sie anzubaggern und dass Richard ihn eine 'Quatschtüte' nannte.

Mariellas Handy klingelte und unterbrach das herzliche Lachen der Beiden.
"Von Brahmberg", meldete sich Mariella und Lisa fiel zum ersten mal auf, dass sie nicht einmal daran gedacht hatte, dass vor ihr nicht nur Richards Schwester, sondern auch die Ex-verlobte von David sass. Es war schon seltsam sie von einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Mariella war eine echt nette und liebenswerte Person.
"Richard!?.. WAS?!?" Mariella klang total aufgebracht und jede Farbe wisch ihr aus dem Gesicht..
"..ja, verstehe..ich verspreche..ich rufe Dich später an..Ok. Tschüss."
Lisa spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Und zwar ganz schwer nicht in Ordnung..
"Was ist los, Mariella?" fragte Lisa vorsichtig.
Jetzt war es Mariella diejenige, die sich verstellen musste. Ihr Bruder war im Krankenhaus. Er hatte einen Unfall gehabt, als er zum Flughafen gefahren war... Und Lisa war eben so seltsam, als Mariella sie nach Richard gefragt hatte... Etwas stimmte hier nicht. Aber Mariella durfte niemandem sagen, was ihrem Bruder passiert war. Besonders Lisa durfte nichts erfahren. Sehr seltsam das Ganze..
"Ich habe ganz die Zeit vergessen..Lisa, tut mir leid, ich muss zum Check-in!" stammelte Mariella, griff nach ihrer Tasche und beeilte sich aufzustehen.
Lisa blieb an der Stelle sitzen und sah Mariella verblüfft hinterher, die mit schnellen Schritten davon lief.

20

Lisa wusste nicht mehr, wie sie vom Flughafen nach Göberitz gefunden hatte. Ihre Eltern hatte sie auch nur beiläufig gegrüßt und mit der Ausrede, dass sie furchtbar müde sei und Kopfschmerzen hätte, gelang es ihr ein Kreuzverhör zu vermeiden.
Lisa machte sich einen Kamillentee und ging auf ihr Zimmer. Sie saß nun schon seit mehreren Stunden auf der Fensterbank und wusste gar nicht, was sie von der ganzen Sache mit Richard halten sollte. Sie wusste, dass irgendetwas nicht in Ordnung war… Aber was? Und wieso musste sie sich darüber Gedanken machen?! Wenn Richard was von ihr - Lisa – gewollt hätte, dann hätte er SIE angerufen! Vielleicht lachte er sie sogar aus, wie unprofessionell sie sich verhalten hatte!?
Lisa hatte es nicht geschafft, das Private vom Geschäftlichen zu trennen…
Sie war geflüchtet, wie ein Feigling, statt einfach da zu bleiben und ihre Aufgaben bis zum Schluss zu erledigen. Lisa sollte sich von Richard nicht verunsichern lassen!
Sie wusste allerdings nur zu gut, dass sie es doch tat – er verunsicherte sie nun einmal! Lisa hatte ein Gefühl, das an Angst grenzte - aber das Gefühl konnte sie selbst nicht in Worte fassen. Sie hatte vor allem Angst, dass er sie noch einmal mit seinen Blicken - oder nur seine Anwesenheit erneut so durcheinander bringen würde!
Trotzdem war Mariellas Reaktion auf den Anruf ihres Bruders sehr seltsam gewesen...
Lisa hatte inzwischen ihr Handy längst wieder an und war sogar versucht Richards Nummer zu wählen… aber ihr Stolz hatte ihre Neugier besiegt und sie hatte ihn nicht angerufen.
'Es geht mich nichts an, was er da treibt... das kann mir ganz und gar gleichgültig sein!' redete Lisa sich ein.
Erst am späten Abend fiel Lisa auf, dass sie den ganzen Tag lang nichts gegessen hatte und ihr Magen knurrte.
Leise ging sie in die Küche und machte sich ein Sandwich. Als sie wieder zu ihrem Zimmer schleichen wollte, kam ihr Vater herein.
"Gehts Dir besser, Schnattchen?" er schaute seine Tochter liebevoll an und sprach weiter, als sie nickte, "Herr Seidel war hier..", Bernds Augen leuchteten alleine beim Aussprechen dieses Namens, "er wollte wissen, wann Du zurückkommst… Habt Ihr denn nicht telefoniert?"
"Nein, Papa. Und wieso auch?!" Lisa versuchte ihr Erstaunen zu verbergen. Sie fragte sich, was das Ganze überhaupt sollte!?!
"Der junge Seidel ist schon ein feiner Kerl...", schwärmte Bernd, "er hatte sogar meinen Selbstgebrannten probiert! Ja-ja, Schnattchen, ein ganz guter Junge ist er..."
"Papa, es reicht! Es interessiert mich nicht, was ihr getrunken habt! Und überhaupt - schwärm nicht so von ihm, mir wird ganz schlecht dabei!" Lisa stand auf und rannte aufgebracht zu ihrem Zimmer.
"Entschuldige mich, Papa...", flüsterte sie kaum hörbar, als sie die Treppen hochging.
Wieso musste sie sich heute immer aufregen?!
Seit Lisa die Mehrheitseignerin von Kerima Moda geworden war, verwandelte sich ihr Leben in das reinste Chaos!!! Plötzlich war Herr Seidel 'himself' an ihr - Lisa Plenske - interessiert. Und wieso freute sie sich nicht darüber?! Bestimmt, weil er, genau wie Richard, es nur auf den Posten des Geschäftsführers abgesehen hatte! Das hätte sich Lisa schon längst denken können. 'Aber nix da, meine Herren, der Vorstand und die Mitarbeiter werden diesmal den Geschäftsführer wählen!'
Allerdings wollte Lisa sich nicht eingestehen, dass einer von Beiden es fast geschafft hatte ihre volle Zuneigung nur an einem einzigen Abend zu gewinnen. Wieso hatte ER bloß seine Chance nicht genützt?!

Am nächsten Tag war zum Glück Sonntag und Lisa konnte sich noch bisschen entspannen. Wenn nur die neugierigen Eltern nicht da wären! Lisa kam sehr spät zum Frühstück und war verwundert, dass sie keiner mehr als nötig ausfragte. Lisa bemerkte allerdings, dass ihr Vater sie hin und wieder halb schüchtern - halb besorgt - anschaute.
Sie erzählte nur das Nötigste, oder besser gesagt das, was sie für nötig hielt, ohne den wahren Grund ihrer frühen Rückkehr zu erwähnen.
Es war schön warm draußen und Lisa beschloss, sich die Zeit im Garten zu vertreiben. Sie holte sich einen spannenden Detektivroman und machte es sich auf dem Liegestuhl gemütlich.
Nach einiger Zeit, in der Lisa komplett ihre Sorgen und Probleme beim Lesen vergessen hatte, kam ihr Vater in den Garten und rief nach ihr.
"Ist schon Mittag?" fragte Lisa etwas verwirrt.
"Ja, Schnattchen, und... Du hast Besuch!"

21

"Ich habe Niemanden eingeladen, Papa!" sagte Lisa und sprach jedes Wort extra deutlich aus.
Aber in ihrem Inneren bekam Lisa eine leise Hoffnung, dass es vielleicht doch Mariella sein konnte.
"Komm schon, Schnattchen, lass deinen Gast nicht zu lange warten...", an seinem ungeduldigen Ton erkannte Lisa schon, dass es sich nicht um Mariella handelte...
"Was soll denn das Papa?! Keiner weiß, dass ich schon zurück bin! Wer soll mich bitteschön besuchen!? Kannst Du mir das bitte erklären, bevor ich diesen Gast rauswerfe!"
"Frag nicht, komm einfach...Du wirst Dich sicher freuen..." - Bernd machte mit seinen Augen komische Andeutungen Richtung Wohnzimmer.
Als Lisa entschieden hatte doch rein zu gehen, sah sie David Seidel, der neben dem Sofa stand und schüchtern zu ihr hinüber blickte.
"Hallo, Lisa", begrüßte er sie fast verlegen "ich freue mich, Dich zu sehen..."
"Hallo, David, was führt Dich denn hierher?" kam Lisa gleich zur Sache.
"Ich habe zufällig erfahren, dass Du schon da bist... und konnte nicht widerstehen, Dich gleich zu besuchen", David sprach in charmanter Tonart, so wie es eben nur ein David Seidel konnte.
Lisa war zwar stinksauer auf ihn wegen seiner Aufdringlichkeit, dennoch musste sie zugeben, dass sie vor nur 10 Tagen noch vor Freude in die Luft gesprungen wäre. Konnte ihre Liebe zu ihm so schnell vorbei sein? Oder war sie momentan einfach überfördert gewesen von all den Ereignissen? Doch dann fiel Lisa etwas anderes auf…
Von wem? Von wem hatte er 'ganz zufällig' erfahren, dass sie schon da war?
"Woher weißt Du denn, dass ich schon da bin? So etwas wird doch bestimmt nicht in den Nachrichten verkündet!?" fragte ihn Lisa spöttisch und schaute dabei ihren Vater an. Wie enttäuscht war sie in diesem Moment von ihm! Aber es kam anders...
"Von Mariella...", antwortete David und sah zu Boden. Es war ihm sichtlich unangenehm ihren Namen auszusprechen, vor allem weil er dachte, dass es Lisa stören könnte. "Sie hat mich heute Morgen angerufen und wollte Deine Handynummer haben... keine Ahnung wofür... hat sie Dich denn noch nicht erreicht?"
"Nein..." Lisas Herz begann schneller zu schlagen bei dem Gedanken, dass Mariella ihr etwas über Richard mitteilen wollte. Ihr Handy hatte diesen Tag bislang noch nicht eingeschaltet. Aber egal wie groß ihr Drang war auf ihr Zimmer zu rennen und ihr Handy anzumachen, blieb Lisa da. Wieso hatte Mariella David ihre Rückkehr verraten? Das irritierte Lisa etwas.
Helga, die ab und zu aus der Küche hinaus schaute, benutzte die entstandene Pause und fragte höflich: "Sie leisten uns doch beim Mittagsessen Gesellschaft, Herr Seidel?"
Sie bat alle zu Tisch.
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Mariella saß am Bett ihres Bruders und schaute hin und wieder auf ihr Handy, während er noch schlief.
Sie hatte gestern sofort Lars angerufen und ihr Ticket nach Boston am Schalter abgegeben. Stattdessen nahm sie den nächsten Flug nach Prag und fuhr dann ins Krankenhaus.
Richard hatte ihr nicht viel erzählt. Aber es war genug, dass sie verstehen konnte, wie es um ihn stand. Mariella hatte schon seit einiger Zeit bemerkt, dass ihr Bruder sich in Lisas Gegenwart seltsam benommen hatte. Oder besser gesagt er hatte immer versucht ihr aus dem Weg zu gehen…und wenn es nicht anders ging, wurde er immer abweisend dabei.
Und dann so was! Er rannte dieser Frau hinterher und zu seinem Pech landete er im Krankenhaus.
Mariella hatte einerseits Richard versprochen Lisa nichts zu erzählen, andererseits ahnte sie, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass sie da wäre. Dann wusste sie natürlich über Lisas Schwärmerei für David Bescheid und wollte sie zu nichts verpflichten... Lisa hatte wirklich ein großes Herz und würde sicherlich kommen, aber ob dies wegen Richard selbst oder nur aus Schuldgefühlen heraus geschehen würde?
Deshalb hatte Mariella David angerufen, um Lisas Nummer zu erfahren... und gleichzeitig hatte sie ihm gesagt, dass Lisa schon aus Prag zurückgekommen sei, sie hatte es quasi beiläufig erwähnt...
So wie sie David in letzter Zeit erlebt hatte, empfand er für Lisa doch mehr als nur Freundschaft. Er würde sofort zu Lisa fahren und ihr womöglich sogar seine Gefühle gestehen...
In der Zeit würde Lisa sich entscheiden müssen, ob sie nun David wollte - oder sie hörte Mariellas Nachricht ab und würde sofort zu Richard kommen.
Mariella wollte keine Intrigen starten, aber wenn das, was zwischen Lisa und Richard an dem besagten Abend vorgefallen war - auch wenn sie nicht die Details wusste - für Lisa etwas bedeutete, dann würde sie David garantiert eine Abfuhr erteilen. Wenn nicht, dann würde ihr Bruder sich wenigstens keine falschen Hoffnungen machen.
Mariella überlegte lange, aber schließlich war sie sich sicher, dass sie das Richtige getan hatte.

22

Während Lisa mit ihrer Eltern und David am Tisch saß, kam ihr das, was gerade geschah, fast unwirklich vor. Ihre Mutter erkundigte sich viel zu oft, ob alles in Ordnung sei und ob das Essen schmecken würde... Ihr Vater konnte sich nicht mal beim Kauen sein breites Grinsen verkneifen, er plapperte unermüdlich auf David zu und schaute ab und an scheu zu seiner Tochter herüber. David war wie immer höflich und charmant, lobte großzügig Helgas Kochkünste und lächelte hin und wieder Lisa an.
Jeder schien am Gespräch beteiligt zu sein - jeder außer Lisa selbst. Sie war nicht mal in der Lage, richtig am Mittagsessen teilzunehmen. Immer wieder musste sie an Mariellas seltsame Aktion denken. Wieso brauchte sie ihre Nummer? Und da Lisa gerade überhaupt nicht mehr die Ungewissheit ertragen konnte, suchte sie vergeblich nach einer Entschuldigung, um hoch zu gehen und ihr Handy einzuschalten.
"Lisa-Schatz, schmeckt Dir das Essen nicht?" fragte ihre Mutter.
"Doch, Mama... Ich bin schon satt...und ich...ähm...ich muss Mariella zurückrufen... es geht bestimmt um 'Kerima'...wenn Ihr mich entschuldigt?" stotterte Lisa und beeilte sich, den Tisch zu verlassen.
"Das kann doch bestimmt bis Morgen warten, Schnattchen?" meldete sich Lisas Vater und musste ja wieder dieses fast schon aufdringliche Grinsen aufsetzen.
Doch Lisa hörte ihn nicht mehr, sie war wie ein Blitz in ihrem Zimmer verschwunden.
Ungeduldig tippte Lisa ihren Pin ein und hörte kurz darauf einen SMS-Piepser... 'Sie haben eine neue Nachricht auf ihrer Mailbox'... las sie und schon wählte sie ihre Mailbox:

Hallo, Lisa!
Richard braucht Dich sehr.
Wenn er Dir etwas bedeutet, melde Dich bitte bei mir. Danke.


Mariellas angenehme Stimme klang etwas angespannt, fast schon besorgt. Lisa konnte sich aus ihrer Worte keinen Reim machen... Wieso meldete sich Richard denn selbst nicht bei ihr? Und wieso musste Lisa Mariella anrufen??? Mit laut klopfendem Herz wählte Lisa erst Richards Nummer..der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichtbar .. 'So ein Mist!' dachte Lisa und wählte dann Mariella...musste aber sofort wieder wegdrücken, weil sie Helgas Stimme gehört hatte, die nach ihr rief.
'Ok, dann eben später. Erst muss ich mir mit dem Seidel im Klaren werden', dachte Lisa und ging wieder runter.
Mittlerweile saßen alle draußen im Garten und Helga servierte den Nachtisch. So sehr Lisa den Apfelstrudel mit Vanillesoße schmeckte konnte sie gerade mal ein kleines Stück davon runterbekommen.
"Hast Du Mariella erreicht?" fragte sie David.
"N..nein. Sie... sie war nicht erreichbar… war wohl doch nicht so dringend...", log Lisa.
Inzwischen ging Helga abräumen und Bernd direkt hinterher... 'damit die Turteltäubchen alleine sein können', wie er Helga ins Ohr flüsterte.

Lisa beschloss wenigstens eine einigermaßen vernünftige Konversation mit David zu führen. Sie fragte nach Kerima und wie er sich als vorübergehender Geschäftsführer zurecht fand - sie legte die Betonung auf 'vorübergehend'…
Doch David blieb locker und erzählte, dass alles bestens sei. Er fragte sie viel über Prag aus und erkundigte sich, wie sie mit seinem Bruder ausgekommen sei.
Auf dieses Thema gab Lisa nur die schlichtesten Antworten. Über Richard 'konnte sie sich nicht beschweren' – so ihre Worte.
"Hör mal, Lisa... ich wollte Dich eigentlich fragen, ob Du immer noch sauer auf mich bist?" David setzte dabei einen seiner Blicke auf, der normalerweise Lisa immer weich werden ließen.
Nein, sie war nicht mehr sauer auf ihn. Sie hatte jetzt viel wichtigere Gründe, um sauer zu sein!
"Nein, bin ich nicht", antwortete Lisa knapp.
"Weißt Du, ich habe viel nachgedacht, als Du in Prag warst. Du hast mir so gefehlt!" - schon wieder dieser Blick! Und was hörte sie da gerade? Hatte sie jetzt etwa eine freie Bahn bei diesem Mann? War das vielleicht ihre Chance das Geschehene mit Richard zu vergessen? Von Richard loszukommen?
Lisa versuchte sich völlig von dem Gedanken an einen gewissen Herrn zu lösen und sich nur auf David zu konzentrieren…
Diese Augen, dieses Lächeln, das sie so lange angebetet hatte...
Dieser Mund, der sich so oft zu einer süßen Schnute verzog...
Lisa bemerkte gerade, dass sie David förmlich anstarrte und senkte ihren Blick. Den Atem anhaltend schloss sie ihre Augen und sah ... und sah ein Paar anderer Augen, die sie voller Leidenschaft ansahen…
Ein tiefes Grün schimmerte darin, ein Verlangen lag darin, das ihr den Verstand fortgespült hatte...
Seine Lippen an den ihren, die sie fast verbrannten...
Lisa schüttelte kräftig ihren Kopf und lief rot an.
Eine unendliche Hilflosigkeit überkam sie auf einmal.

23

"Ist alles in Ordnung, Lisa?" fragte David besorgt.
"Ja, David, mir geht´s gut..." Lisas Stimme drohte zu versagen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Es..tut mir leid..", sie sprang von ihrem Stuhl auf und rannte ins Haus und dann die Treppe hoch.
Als Lisa endlich ihr Zimmer erreicht hatte, schloss sie die Tür ab und konnte sich nicht mehr halten... Sie rutschte an der Tür herunter, bis sie saß und brach in Tränen aus. Kurze Zeit danach klopfte es an der Tür.
"Lisa… mach bitte auf!" hörte Lisa Bernds Stimme.
"Lasst mich alle in Ruhe! Ich will jetzt Niemanden sehen - bitte, Papa!" schluchzte Lisa, zog die Knie an und presste ihr Gesicht darauf. Sie weinte, weil sie sich selbst nicht mehr erkennen konnte... Ihre Gefühle zu David, die sie so lange gehegt und gepflegt hatte, waren auf einmal nicht mehr da! Sie weinte vor Verzweiflung, weil sie den Mann nicht vergessen konnte, der sie so furchtbar gedemütigt hatte...
Er war an allem Schuld!
Er hatte Lisa das Leben gerettet, nur um es aufs Neue zu zerstören! Und er brauchte sie jetzt auf einmal ganz dringend!?
Langsam beruhigte sie sich und beschloss noch einmal Mariella anzurufen. Ihre besorgte Stimme auf der Mailbox hatte Lisa doch mehr beunruhigt, als sie zugeben wollte.
Entschlossen stand sie auf und griff nach dem Telefon.

"Von Brahmberg", nahm Mariella den Hörer ab und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie am anderen Ende der Leitung Lisas Stimme hörte.
'Ich...ich weiß nicht, was ich von Deinem Anruf halten soll...' nach einer kurzen Begrüßung hatte Lisa nicht gewusst, wie sie 'das Thema' ansprechen sollte und war mit diesem etwas linkischen Satz damit herausgeplatzt.
Mariella ging in den Flur, damit Richard das Gespräch nicht mithören konnte. Er war mittlerweile aufgewacht und die Krankenschwester kümmerte sich um seine Prellungen.
"Lisa, ich wollte es Dir nicht sagen, bevor Du selbst mich anrufst… Kann ich davon ausgehen, dass mein Bruder Dir etwas bedeutet?" Mariella war auch unsicher, wie sie Lisa das mit dem Unfall beibringen sollte.
'Ja', antwortete Lisa leise, aber entschlossen.
"Er liebt Dich über alles, Lisa... Das musst Du mir glauben! Komm bitte zurück nach Prag!" Mariella ging ganz aus der Station heraus, um frei sprechen zu können.
'Wieso...wieso hat er mich nicht selbst angerufen? Und...wieso...ähem... ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, dass es die Wahrheit ist...ich meine... ich wäre eigentlich gar nicht weggegangen, wenn er...' - Lisa brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden.
Das war ihr doch zu intim! Es ging Mariella nichts an, wieso sie überhaupt nach Berlin geflogen war. Und überhaupt - was sollte das seltsame Verhalten, durch einen Vermittler zu sprechen?! War Richard denn nicht Manns genug, um zu seinen Gefühlen zu stehen und Lisa selbst alles zu sagen?!
"Er ist Dir hinterher gefahren, Lisa..." - Mariella beschloss Lisa endlich die Wahrheit zu sagen, weil es ihr schien, als hätte Lisa Richard missverstanden. Sie war ihr diese Erklärung schuldig.
Sie erzählte Lisa, wie eilig Richard es gehabt hatte sie einzuholen und was es ihn letztendlich gekostet hatte.
'Oh mein Gott!' entfuhr es Lisa. Sie war so schockiert über das Geschehene, dass sie ganz blass wurde und ihre Beine drohten ihr den Dienst zu versagen. Lisa ließ sich auf den Teppich sinken und hielt ihren Atem fast an.
'Wie geht es Richard? Bist Du bei ihm?' flüsterte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"Ja, es geht schon... es hätte viel schlimmer kommen können. Er muss aber die ganze Woche hier im Krankenhaus bleiben… ich bin gestern sofort hierhergekommen..aber er braucht Dich."
'Hat Richard das gesagt?' - fragte Lisa unsicher.
"Ja, das hat er. Obwohl er nicht will, dass ich Dir über den Unfall erzähle. Aber im Schlaf – da ruft er immer und immer wieder nach Dir..."
Lisas Gesicht erhellte sich, obwohl es noch nass von Tränen war. Sie hatte jetzt wieder Hoffnung geschöpft. Viele Fragen waren noch nicht beantwortet, aber Richard brauchte sie...
Eine Sehnsucht nach ihm überkam Lisa und es wurde ihr endlich klar, was sie wollte. Sie fing an hektisch ihre kleine Reisetasche zu packen und anschließend rannte sie die Treppe herunter, wo sie ihre Eltern und David im Wohnzimmer vorfand.
David wollte sich gerade von den Plenskes verabschieden und alle sahen Lisa fragend an, als sie mit dem Koffer herbeigeeilt kam.
"David, kannst Du mich bitte mitnehmen und zum Flughafen bringen?" fragte sie ihn und musste sich dabei ein Grinsen verkneifen, bei dem Anblick der Gesichter ihrer Eltern.

24

"Wo willste denn hin, Schnattchen?" fragte Bernd seine Tochter und schaute sie mit großen Augen ratlos an.
"Tut mir leid, ich muss wieder zurück nach Prag!" - und ehe ihr Jemand noch weitere Fragen stellen konnte, fuhr sie fort: "ich erkläre Euch alles später... bitte...!"
Lisa schaute ihre Eltern fast flehend an und sie fragten tatsächlich nicht weiter. Entweder war der Schock über eine selbstständige Tochter zu groß gewesen oder sie hatten sich wirklich besonnen, ihre Tochter eigene Wege gehen zu lassen.
Sie verabschiedeten sich und schon kurz darauf stieg Lisa in Davids Auto.
"Was ist denn passiert, Lisa? Hat es etwas mit Kerima zu tun?" fragte David besorgt.
"Wenn Du Deinen Bruder als Teil Kerimas betrachtest, dann - ja." Lisa wusste selbst nicht, warum sie ihm das sagte, aber wieso musste sie mit ihm Verstecken spielen?
"Wie bitte? Was hat denn dieser Idiot damit zu tun? Hat er etwa Mist gebaut und Du musst das jetzt ausbaden?!"
"Kommt Dir bekannt vor, oder?" Lisa blickte David etwas vorwurfsvoll an "Richard hat ganz bestimmt keinen Mist gebaut… es geht um etwas ganz anderes..."
"Um etwas ganz anderes??? Lisa, sag bloß... Nein, das glaube ich jetzt nicht!" David wechselte hastig die Gänge und steigerte das Tempo.
Lisa antwortete nicht, sie hatte keine Lust, ihm ihr Herz auszuschütten. Er würde sie kaum verstehen können, auch wenn er immer behauptet hatte, ihr bester Freund zu sein.
"Und Du hast es wohl sehr eilig, oder?" fragte David, ohne sie anzusehen. Er fuhr auf die Autobahn und steuerte seinen BMW Richtung Tegel.
"Ja.. und ich danke Dir fürs Mitnehmen, David..." antwortete Lisa leise und schaute zu ihm herüber. Sofort sah sie ihm seine Enttäuschung an. Aber sie konnte nichts dafür. Sie konnte nichts für ihre Gefühle.
"Verstehst Du nicht, dass das nur eine Falle ist??? Richard will doch nur den Geschäftsführerposten für sich haben, dann wird er Dich..." David brach ab, er traute sich nicht, weiter Richards Pläne auszumalen.
"Und was willst Du, David?" Lisa stellte die Frage, die sie schon immer hatte stellen wollen und die nun nicht mehr aktuell für sie war "willst Du denn nicht auch diesen Posten?"
"Aber das ist nicht das Wichtigste für mich... nicht mehr..." erwiderte David und seine Stimme klang fast traurig.
"Dann kannst Du es auch nicht von deinem Bruder behaupten...und, falls es der Fall sein sollte, bin ich diejenige, die damit klar kommen muss!" Lisa wollte diese Diskussion nicht weiter führen, was sollte das auch bringen?!
Sie wollte einfach so schnell wie möglich zu Richard. Er brauchte sie...und sie hatte keine Angst, dass er sie für seine eigenen Ziele ausnutzen würde!
Nein, sie hatte keine Angst davor, weil es ihr absolut wert war, es selbst herauszufinden und sich darauf einzulassen!
David fragte nichts mehr und in tiefem Schweigen erreichten sie den Flughafen.
"Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Dir viel Erfolg zu wünschen..." sagte David und drückte Lisa die Hand.
"Danke, das wünsche ich Dir auch… Tut mir leid, wenn ich Dich enttäuscht habe..."
Lisa gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieg aus.
'Dann wären wir wenigstens quitt', dachte sie ein bisschen traurig bei sich.
David schaute Lisa noch eine Weile nach, als sie sich Richtung Ticketschalter beeilte.
"Leb wohl, Lisa.." flüsterte er und fuhr los.

25

Mariella saß neben dem Fenster und klopfte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte.
Richard war wieder eingeschlafen und Lisa meldete sich immer noch nicht. Als sie das letzte Mal miteinander telefoniert hatten, war Lisa noch am Flughafen Tegel gewesen. Mariella hatte ihr die Adresse vom Krankenhaus gegeben, da Lisa nicht abgeholt werden wollte. Mariella sollte bei Richard bleiben und dort auf sie warten.

Lisa stieg wenig später vor dem Krankenhaus aus dem Taxi heraus und sah auf das grosse Gebäude hinauf. Es war schon dunkel und Lisa beeilte sich herein zu gehen.
Gott, hatte sie auf einmal Angst!
Was wenn Richard sie gar nicht sehen wollte? Er hatte doch eigentlich Mariella angewiesen, niemanden etwas über seinen Unfall zu erzählen...
Was wenn Mariella die falsche Schlüsse gezogen hatte und Lisa würde sich mit ihrem Besuch nur lächerlich machen?
Doch nun war es zu spät, um noch darüber nachzudenken. Lisa wählte Mariellas Nummer, diese ging allerdings erst nach 5-6-maligem Klingeln ran.
"Gott sei Dank, Lisa... Wo bist Du?... Ich hole Dich gleich ab, warte..."

Mariella, die schon das Krankenzimmer verlassen hatte, um mit Lisa zu telefonieren, ging sofort zum Haupteingang, um sie dort abzuholen. Die Frauen begrüßten sich wieder sehr herzlich, doch diesmal war eine besondere Vertrautheit da, die die beiden verband.
"Ich bin so glücklich, dass Du endlich hier bist!" sagte Mariella mit leuchtenden Augen.
"Ich auch.. Was macht Richard? Ist er noch wach?" fragte Lisa ungeduldig und wusste selbst nicht, welche Antwort sie hören wollte.
"Er ist vor kurzem eingeschlafen. Er wusste ja nicht, dass Du kommst und außerdem bekommt er zurzeit sehr viele Schmerzmittel und auch etwas gegen die Übelkeit. Daher ist unser tapferer Richard etwas geschwächt."
Lisa musste schmunzeln, als sie von Mariella 'unser Richard' hörte. Viel hätte sie dafür gegeben, dass es auch tatsächlich so sein würde.
Endlich erreichten sie Richards Zimmer und Lisa zögerte kurz, bevor sie eintrat. Sie holte tief Luft und ging mit laut klopfendem Herz hinein.
Es war halbdunkel im Zimmer und nur eine kleine Nachttischlampe brannte neben seinem Bett. Das schwache Licht fiel auf Richards Gesicht und Lisa betrachtete dessen vertraute Züge mit einem Blick voller Zärtlichkeit...
Sie näherte sich seinem Bett und legte fast instinktiv ihre Hand auf seine… streichelte sie... Dann beugte Lisa sich zu Richard hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Er öffnete langsam die Augen und sah Lisa verträumt an. Seine Hand umfasste die ihre und drückte leicht. Lisa spürte, wie sich eine wohlige Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Sie würde ihn nie wieder verlassen! Wie hatte sie das nur je gekonnt?!
"Hallo, Richard...", flüsterte Lisa immer noch wenige Zentimeter von ihm entfernt und sie überwältigte so ein starkes Gefühl, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten - "Ich liebe Dich so sehr..."
Eine Träne tropfte auf Richards Wange und Lisa wischte sie mit ihrer freien Hand weg. Sie konnte es nicht glauben, was sie ihm da gerade gesagt hatte! Aber sie wusste genau, dass es die Wahrheit war.
"Du bist endlich da… Lisa... sag mir nur, dass ich nicht träume!" flüsterte er heiser. Richard wusste wirklich nicht, ob er immer noch träumte und hatte Angst, dass der Traum gleich zu Ende sein würde. Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. "Verlass mich nie wieder, mein Engel..."

26

Genau in einer Woche nach Lisas Rückkehr, saß sie wieder im Flugzeug. Diesmal war sie nicht mehr verzweifelt und auch nicht mehr alleine. An ihrer Seite war ein noch etwas angeschlagener Mann, der dazu noch ein wenig humpelte. Aber sein Blick war selbstbewusst und zufrieden. Seine Augen leuchteten vor Stolz und Freude - und dieser Blick galt nur ihr - Lisa Plenske.

Die Woche im Krankenhaus war schneller vergangen, als Richard es hatte erwarten können. Mit Lisa an seiner Seite war alles halb so schlimm gewesen, er hatte seit ihrer Ankunft so gut wie keine Schmerzmittel mehr gebraucht. Sein Körper war verwundet, aber sein Herz und seine Seele fühlten sich wohler denn je. An dem Abend, als Lisa zurückgekommen war und ihm die Liebesworte zugeflüstert hatte, glaubte Richard noch, es sei nur ein Traum gewesen. Aber als er am nächsten Morgen aufwachte und sie wieder neben sich sah, da wollte er vor Freude fast aufspringen, was verständlicherweise nicht ging. Nie wieder hatte Lisa etwas Ähnliches zu ihm gesagt, aber er wusste, dass sie seinetwegen da war, und das reichte ihm völlig zum derzeitigen Zeitpunkt.
Richard fragte sie nicht aus und sie ihrerseits löcherte ihn auch nicht mit Fragen und machte ihm keine Vorwürfe oder etwas in der Art. Lisa kümmerte sich liebevoll um ihn, und machte für Richard die Zeit im Krankenhaus kürzer und schöner.
Mariella blieb auch noch 2 Tage, was Lisa die Möglichkeit gegeben hatte bei 'Kerima Czech' die restlichen Formalitäten zu erledigen. Dann flog Mariella endlich zu ihrem Lars nach Boston, wo sie eigentlich schon seit Samstag hin wollte.
Richard und Lisa hatten nicht über ihre Gefühle gesprochen, aber es war wie selbstverständlich, dass sie bei ihm war.

Nun saßen die Beiden im Flugzeug und Lisa lächelte Richard hin und wieder an. Jetzt kehrten sie also wieder in die Realität zurück und sie war gespannt, wie es weitergehen würde.
Am Flughafen Tegel wusste Lisa nicht so Recht wie und ob sie sich voneinander verabschieden sollten.
"Du lässt doch einen verletzten Mann nicht alleine nach Hause fahren, oder?" fragte Richard und sah Lisa schelmisch an.
Lisas Herz machte einen Hüpfer! Natürlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als weiter in seiner Nähe zu bleiben... Auch wenn sie das einige Erklärungen bei ihren Eltern kosten würde.
"Ich.. ja, natürlich, wenn Du mich noch brauchst, gerne..." antwortete sie schüchtern und sah ihn voller Erwartung an. Lisa war sich immer noch nicht ganz sicher, ob Richard für sie genau so empfand, wie sie für ihn...
Richard legte seine Hand an Lisas Gesicht und streichelte zärtlich mit seinem Daumen über ihre Unterlippe.
"Wenn Du mitkommst, werde ich Dir jeden Tag aufs Neue beweisen, wie sehr ich Dich brauche..."
Er sah ihr tief in die Augen und Lisa konnte in diesem Grün glatt versinken…
"Außerdem muss ich Dir auch etwas erzählen..." fügte Richard hinzu und ergriff Lisa´s Hand.
"Was denn?" fragte Lisa überrascht.
"Sag ich später.." antwortete er geheimnisvoll und schaute sie einen kurzen Augenblick so intensiv an, dass sie alles vergaß und nichts mehr fragte. Eigentlich brauchte sie keine Erklärungen, weil sie sowieso wusste, wo sie hingehörte. Wie er das mit ihr bloß anstellte? Selbst bei David Seidel hatte sie hin und wieder widersprechen können! Aber was war schon ein David Seidel im Vergleich zu Richard von Brahmberg?! Das hatte Lisa erst jetzt begriffen, als sie ihn und seine Art näher kennen gelernt hatte.
Richard musste sie nur auf seine unvegleichliche Art ansehen und schon hypnotisierte er sie. Er musste Lisa nicht einmal berühren, um sie um ihren Verstand zu bringen. Ein einziger Blick von ihm reichte.
Obwohl Richard mit einer Krücke unter seiner Achsel einher humpelte, zog er Lisa ganz zielsicher hinter sich her und sie folgte ihm wortlos zum Taxistand.

27

Im Taxi saßen sie eng aneinander gekuschelt und - obwohl Richard ein wenig Probleme mit der Platzierung seines Gipsbeins hatte, klappte das wunderbar.
Hin und wieder tauschten sie kleine Zärtlichkeiten aus und Lisa bekam eine Gänsehaut nach der anderen, wenn Richard sie streichelte oder küsste…
Sie war ganz nahe bei ihm, an seinem Brustkorb geschmiegt und lauschte seinem etwas beschleunigten Herzschlag. Lisa sah ab und an zu ihm auf und schickte ein Dankgebet zum Himmel dafür, dass sie zu ihm zurückgeflogen war... Und auch dafür, dass sie diesen wunderbaren Mann kennen und lieben lernen durfte.
Sie waren so ziemlich das Gegenteil von dem anderen, aber das machte Lisa nichts aus. Im Gegenteil - das machte es noch viel interessanter! Richard war einfach DER Mann, den sie ihr Leben lang gesucht hatte. Darin war sie sich absolut sicher.
'Und wenn die Problemen in Kerima Czech nicht gekommen wären...?' dachte Lisa. Die Möglichkeit in diesem Moment nicht an Richards Seite zu sein, sondern woanders in der kalten fremden Welt, beängstigte sie so sehr, dass sie fast Schüttelfrost bekam.
'Gott sei Dank – kam es anders', dachte sie und presste sich noch näher an ihn.

Richard konnte es kaum erwarten nach hause zu kommen und seine Lisa endlich ohne Zuschauer mal nur für sich zu haben.
Der Unfall und die Zeit im Krankenhaus hatten ihn körperlich ziemlich fertig gemacht. Aber als Lisa wieder zurückkam, war die Welt wieder in Ordnung und alleine ihre Anwesenheit hätte schon ausgereicht, ihn gänzlich zu heilen...
Aber andererseits… - ihre Berührungen, ihr Duft, und die Art, wie sie sich um ihn sorgte, brachten Richard jedes Mal beinahe um seinen Verstand. Und die Erinnerung an jenen bewussten Abend… - er hatte noch nicht vergessen, wie ihre Haut sich unter seinen Händen anfühlte...

Endlich waren sie zuhause. Lisa hatte die Koffer ausgepackt und hatte auch ihre eigenen Sachen nach Richards Anweisungen in den Schrank gelegt. Richard ging in der Zeit duschen und Lisa wunderte sich schon, wie er das anstellen wollte. Sie zögerte jedoch, ihm ihre Hilfe anzubieten.
Als er endlich herauskam, sah Lisa wieder das Bild von dem Morgen, als sie in seinem Zimmer im Prag aufgewacht war... Der Mann sah verboten gut aus!
"Ähm…hättest Du vielleicht Hilfe gebraucht?" fragte Lisa vorsichtig und sah zu seinem Gipsbein, das in einer speziellen Schutztüte steckte.
"Nein.. Aber wenn ich wieder ganz gesund bin, dann werden wir nur gemeinsam duschen, mein Herz." Richard sah sie aus dunklen Augen an und kam auf Lisa zu.
Er umfasste ganz sacht ihr Gesicht und schaute sie einen Augenblick unendlich zärtlich an. Lisa konnte seinen Duft nur zu deutlich wahrnehmen und ihre Knie wurden ihr weich.
"Weißt Du eigentlich, wie sehr ich Dich liebe, Lisa Plenske?" Seine Worte klangen in Lisas Ohren, als ob sie direkt vom Himmel kämen... Sie zogen ihr den Boden unter den Füßen weg...
Lisa schaute Richard mit großen Augen an, die sich mit Tränen füllten. Richard zog sie an sich heran und bedeckte ihr Gesicht mit tausend kleinen Küsse. Lisa schlang ihre Arme um seinen Hals und ihre Lippen trafen sich zu einem langen und sehnsuchtvollen Kuss.

28

Als die Beiden sich völlig außer Atem voneinander lösten, bugsierte Richard Lisa schon Richtung Schlafzimmer.
"Ich liebe Dich...", flüsterte Richard an Lisas Ohr und sein heißer Atem kitzelte ihre empfindliche Haut.
"Du kannst Dir nicht vorstellen, wie lange ich mich nach diesem Moment gesehnt habe..." Er küsste Lisas Hals hinab und seine Hände kneteten sanft ihre Brüste, die er geschickt aus dem BH unter der Bluse befreit hatte. Lisa seufzte genüsslich auf und Richards Lippen verschlossen ihr erneut den Mund.
"Aber... aber... ich muss ... ich muss mich doch auch duschen...", stammelte Lisa, nicht mehr fähig einen einzigen Satz zu bilden. Nun saß Richard auf der Bettkante und zog sie rittlings über seinen Schoß, wobei er ihren Rock weit nach oben schob.
"Das hast Du doch erst vor paar Stunden in Prag, meine Süße...", sagte er und war schon dabei ihre Bluse aufzuknöpfen.
"Darf ich?" Richard schaute Lisa mit so viel Verlangen an, dass sie erschauderte. Dann, ohne ihre Antwort abzuwarten begann er an ihren Brustwarzen zu saugen, erst vorsichtig, dann immer intensiver...
Lisa wimmerte leise und klammerte sich mit beiden Händen an Richard fest. Ein Stromstoß nach dem anderen durchfuhr ihren ganzen Körper und sie wollte nur noch ihn spüren... Ganz nah bei sich, ganz tief in sich.. sie wollte eins mit ihm werden…
Alle Fragen, alle Zweifel wurden einfach weggewischt.... Es gab nur noch sie beide.
Während Richard ihren Busen ausgiebig verwöhnte, schob er seine Finger in ihren Slip und massierte zärtlich ihre empfindlichste Stelle... voller Freude verspürte er bereits ihre Bereitschaft, ihre Feuchte… Lisas Aufschrei ließ ihn kurz innehalten und in ihre vor Lust vernebelten Augen schauen. Lisa drängte sich ihm entgegen und rieb sich an seinem Oberkörper, den sie langsam von seinem Bademantel befreit hatte...
"Bitte...Richard", flehte sie ihn an und bewegte instinktiv ihr Becken auf seinem Schoß, was ihn immer härter werden ließ.
Langsam schob er Lisa von sich, so dass sie mit wackeligen Knien vor ihm stand. Ungeduldig zog sich Lisa den Slip mitsamt Rock aus und schmiegte sich wieder an Richard, der mit seinem Gipsbein nicht allzu beweglich war.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren und ohne den Blick von ihr zu lösen drang er vorsichtig in Lisa ein, woraufhin sie lustvoll aufschrie...
Richard hielt kurz inne: "Alles klar, mein Herz?", seine Stimme klang ganz rau, was Lisa´s Sinne vollig in Auffuhr versetzte. Sie nickte nur und begann sich voller Leidenschaft auf ihm auf und ab zu bewegen...
Richards Beherrschung drohte ihn gänzlich zu verlassen, wenn Lisa sich derartig weiter bewegte...
Er packte Lisas Pobacken und versuchte ihren Rhythmus zu steuern, indem er sie etwas langsamer auf sich hoch und runter gleiten ließ...
"Richard...!" stöhnte Lisa seinen Namen, als sie ihn so tief und deutlich in sich spürte. Eine nie gekannte Leidenschaft überwältigte sie und Beide konnten sich kaum noch halten... Richard dachte schon kurz, dass er es nicht mehr schaffen würde, als sie kurz darauf gleichzeitig den Höhepunkt erreichten... Mit rasenden Herzen und tief aufkeuchend ließen sie sich gemeinsam nach hinten auf das Bett fallen. Lisa spürte ihn immer noch in sich und sie schmiegte sich eng an seine Brust.
"Ich liebe Dich... ich liebe Dich...", flüsterte sie nur, während sie Richards Halsbeuge mit Küssen bedeckte. "Bitte...verlass mich nie wieder!"

29

Einige Tage vergingen wie im schönsten Traum. Die Nächte waren voller Liebe und Leidenschaft, in denen Lisa und Richard ihre Zweisamkeit in allen Zügen genießen konnten. Sie schliefen meistens schon im Morgengrauen eng umschlungen ein. Ebenso wachten sie auch wieder auf.
Das Aufwachen kostete Lisa so richtig aus... Immer noch an Richard geschmiegt, atmete sie genüsslich seinen Duft ein. Diesen hätte sie nie im Leben mit einem anderen vergleichen oder verwechseln können. Er roch nicht nur nach Duschgel oder Rasierwasser... er roch einfach so unwiderstehlich männlich, dass Lisa immer wieder an ihm schnuppern musste... Mmm!
Und ihre Augen wollte Lisa erst gar nicht aufmachen... Sie wollte nur noch fühlen... und Richards Nähe mit ihrem ganzen Körper wahrnehmen.
Darauf folgte meist eine zarte Runde Sex, in der Richard sie langsam und träge liebte, jede Bewegung endlos verzögerte, danach noch lange in ihr verharrte und Lisa richtig zum Aufblühen brachte.

An diesem Morgen wachte Lisa auf und fand Richards Betthälfte leer. Enttäuscht öffnete sie ihre Augen und sah sich um. Im Zimmer war es schon hell, aber keine Spur von Richard. Lisa stand auf und schlüpfte in Richards Bademantel, der auf dem Sessel lag. Dann ging sie schnell in die Küche, wo sie Richard stirnrunzelnd am Tisch sitzend vorfand.
"Morgen, Richard…" - Lisa umarmte ihn von hinten und küsste ihn auf den Nacken.
"Morgen...", murmelte Richard zurück, zog sie von sich herunter und deutete auf den Platz neben ihm.
Lisa war etwas verwirrt von seiner merkwürdigen und zurückhaltenden Begrüßung und setzte sich. Dabei sah sie, dass er eine Mappe mit Dokumenten vor sich hatte.
"Was ist denn los?" fragte Lisa.
Endlich hob Richard seinen Blick und musterte Lisa eine Weile. Dann legte er seine Hand an ihre Wange und streichelte diese sachte mit dem Daumen.
"Keine Angst, mein Herz... Alles ist in Ordnung." Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich.
Lisa sah aber, dass doch nicht alles in Ordnung war. Seine Haltung verriet seine innere Anspannung. Trotzdem konnte sie nicht widerstehen und schon saß sie auf seinem Schoß.
"Aber da ist doch was...Richard, Du liebst mich doch noch, oder?" Lisa schlang ihre Arme um ihn und sah ihm gespielt ernst in die Augen.
"Doch, natürlich liebe ich Dich...immer. Aber es gibt da etwas, worüber wir Beide reden müssen." Richards Gesicht war ernst – keinerlei Lächeln lag darauf.
"Lisa, nächste Woche muss der Geschäftsführer gewählt werden. Du musst wohl David nehmen."
Lisa sah Richard mit großen Augen an, ohne ihn wirklich zu verstehen.
"Wieso denn? Ich dachte... ich dachte, Du wolltest diese Stelle…"
Sie setzte sich wieder auf den Stuhl neben ihn und sah ihn verwundert an.
"Lisa, in Wirklichkeit wollte ich nur eines, und zwar Dich an meiner Seite! Außerdem habe ich ein anderes Angebot bekommen. Sie wollen mich bei Kerima Czech zum Geschäftsführer machen. Kommst Du mit mir?"

30

Lisa sah Richard perplex an, aber irgendwie war sie doch innerlich beruhigt…
Mit der Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet, aber die Tatsache, dass Richard sie liebte, machte alles halb so schwer. Spontan erinnerte sich Lisa an den Tag, an dem Rokko Kowalski Richard im Krankenhaus besucht hatte und mit ihm ein langes Gespräch unter vier Augen geführt hatte.
Danach war Richard sehr nachdenklich gewesen, was sie damals eigentlich auf seine Müdigkeit geschoben hatte.
"Hat Dir Kowalski das Angebot gemacht, als er ins Krankenhaus kam? Ich meine - war er dazu beauftragt?" fragte Lisa.
"Nein. Er hat mir den Vertrag vorbei gebracht, den ich unterschreiben sollte. Das Angebot bestand schon seit längerem… Noch bevor wir beide nach Prag geflogen sind, wurde ich kontaktet", antwortete Richard und sah Lisa erwartungsvoll an: "Ich hätte damals einen großen Vorteil dadurch gehabt: ich wäre weit weg von der Frau, die ich über alles liebe und die ich nie bekommen würde... ich hoffte Dich so vergessen zu können, Lisa."
"Nun ist es nicht mehr notwendig... Richard, hast Du es schon unterschrieben?"
"Nein.. aber ich dachte… - um die Wahrheit zu sagen, würde es mir besser gehen, wenn wir beide weit weg von David Seidel wären. Verstehst Du? Dann hätten wir vielleicht eine Chance zusammen glücklich zu werden," - er klang leise, fast verzweifelt und senkte seinen Blick.
"Richard!" erwiderte Lisa empört, "das Kapitel ist abgeschlossen! Ich habe Dir doch gesagt, dass ich Dich liebe... nur Dich... über alles! Und ich habe es ihm zu verstehen gegeben... Richard, David hat mich am vergangenen Sonntag zum Flughafen gefahren! Er weiß, dass ich deinetwegen zurückgeflogen bin!"
"David war bei Dir am Sonntag!? Was wollte er von Dir?" bei dem Gedanke, dass sein Halbbruder bei Lisa gewesen war wurde Richard völlig ungeduldig.
"Bitte Richard… Er hoffte ganz offensichtlich darauf eine neue Chance bei mir zu bekommen…" Lisa sah ihn lächelnd an - "aber er hat keine bekommen! Weil es für ihn keinen Platz mehr in meinem Herzen gibt. Never ever!"
Richard schien von ihren Worten beruhigt zu sein, nahm Lisas Hand und presste sie an seine Lippen. Er küsste sie und erwiderte Lisas liebevolles Lächeln.
"Womit hab ich Dich bloß verdient?" Richard zog Lisa wieder auf seinen Schoß und missachtete sein Gipsbein, das langsam zu schmerzen begann... "Lisa - ich liebe Dich schon seit so langer Zeit, weißt Du das? Ich kann es kaum fassen, Dich hier - neben mir - zu sehen. Du hast mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht... Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob Du Dir im Klaren bist, was uns Beide angeht."
"Ich bin mir absolut sicher, dass DU der Einzige für mich bist...glaubst Du mir denn nicht?" antwortete Lisa sehr überzeugend und schmiegte ihr Gesicht an seins. "Ich liebe Dich Richard von Brahmberg.. und wenn Du unbedingt nach Prag gehen willst - dann komme ich mit! Auch ans Ende der Welt!"

Ende
 
 
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