Richard und Sophie von Brahmberg Fanpage
  Hopeless
 

(Fortsetzungs-FF ! Bitte zuerst ViB4 und Broken lesen!)
HOPELESS

 

Kapitel 1

 

Mariella saß in ihrem Büro und wartete auf ihren Nachfolger, sie hatte entschlossen mit Lars für eine Zeit in die USA zu ziehen. Er hatte dort einige vielversprechende Angebote und so würde sie auch endlich seine Mutter kennen lernen. Gemeinsam mit Richard und Max hatten sie sich schließlich auf Rokko Kowalski, den aufgehenden Stern am Marketing Himmel entschieden und zu ihrem Glück hatte er auch noch zugesagt. Überhaupt schien es nach dem mehr als Turbulenten letzten Anderthalb Jahren endlich wieder ruhiger zu laufen, so das sie ohne schlechtes Gewissen gehen konnte. Lisa war nach langem zögern und aussöhnen mit ihren Freunden wieder bei Kerima eingestiegen, David war nun endlich auch wieder glücklich, die Drogen waren zwar immer noch ein Problem, aber er hatte es endlich auch selber erkannt und würde demnächst mit einem Entzug anfangen. Er und Lisa waren zusammen in seine Wohnung gezogen, wodurch er auch nicht mehr alleine war und auf dumme Gedanken kommen konnte. Zuerst hatten seine Eltern darauf bestanden, das er wieder bei ihnen einzog, doch das wollte er nicht. Er konnte ihnen nicht in die Augen sehen, das wusste Mariella. Zudem hatte auch Lisa eine neue Bleibe gesucht und da die beiden noch einmal von Vorne anfangen wollten entschlossen sie sich, das dies der beste Weg war. Bis jetzt lief es auch ganz gut, ab und an kam David ins Büro, nein eigentlich war er immer da, doch oft war er einfach nur bei Lisa, arbeitete dort oder saß am Catering. Selbst Richard hatte Lisa wenn auch mit einigen Bedenken wieder akzeptiert.

Es klopfte an ihrer Türe und so wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

 

„Herein!“ rief sie.

 

Die Türe öffnete sich und herein kam ein Kerl, den Mariella auf den ersten Blick als komischen Vogel abstempelte. Er war nicht gerade groß, trug ein Knallbuntes Hawaiihemd zu grünen Hosen, seine Frisur, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte stand wirr von seinem Kopf ab und einen Schnauzbart trug er auch. 

 

„Frau von Brahmberg?“ fragte er dann mit hoher Stimme.

 

„Ja, wie kann ich ihnen helfen?“

 

„Kowalski mein Name, Rokko Kowalski.“ Stellte er sich vor, „Ich glaub wir haben einen Termin.“

 

„Setzten sie sich doch,“ wies sie auf den freien Stuhl vor ihrem Schreibtisch. `Ob es so eine gute Idee war ausgerechnet diesen Typen zu arrangieren?´ schoss es ihr durch den Kopf. Doch dann wurde sie wieder professionell.

 

 

David trat gutgelaunt aus dem Aufzug, er wusste das es nur an den Drogen lag, die er genommen hatte bevor er zusammen mit Lisa die Wohnung verlassen hatte und er hatte auch ein schlechtes Gewissen deswegen, aber ohne ging es nicht. Noch nicht, verbesserte er sich in Gedanken, morgen würde er mit dem Entzug anfangen. Lange hatte er mit seinem Therapeuten, Lisa und seiner Familie darüber geredet und hatte sich schließlich für einen Stationären Aufenthalt entschieden. Sicher war einfach sicher und er wusste das ein Rückfall seine Beziehung und das Verhältnis zu seiner Familie mehr als nur gefährden würde. Er wusste das Lisa sich Vorwürfe machte, das sie Schuld sein an seinem Schicksal, das sie ihn in die Sucht getrieben hätte. Richard hatte das natürlich bestätigt aus seiner Sicht war das auch so, doch David sah das anders.

Er war immer noch selber dafür verantwortlich, niemand hatte ihn dazu gezwungen, er hätte nur nein sagen müssen, aber er hatte es nicht getan. Somit traf ihn die alleinige Schuld und niemand anderen. Diese Erkenntnis verdankte er allerdings zu einem großen Teil auch seinem Therapeuten, Lisa war zwar immer noch die beste Medizin um ihn aus seinem Loch zu holen, doch zu dieser Selbsterkenntnis hatte sie ihn nicht ganz bringen können. Zwar hatte er ihr nie die Schuld gegeben, seine eigene aber auch nicht eingesehen. 

Zielstrebig ging er nun auf sein Büro zu, er hatte sich vorgenommen heute zuerst einmal versuchen alleine zu arbeiten. Dort angekommen ließ er sich in seinen Sessel sinken und schaltete den Laptop ein, viel hatte er heute nicht zu tun. Ein paar von Hugos Entwürfen ansehen und wenn möglich absegnen, dann noch ein Termin mit Mariella und ihrem Nachfolger und dann, ja dann hatte er eigentlich  nichts mehr zu tun. Vielleicht konnte Lisa ja dann auch schon Schuss machen für heute und sie konnten sich einen freien Nachmittag gönnen. Es würde der letzte gemeinsame freie Nachmittag für längere Zeit sein. In der Klinik würde er nur begrenzt Besuch empfangen dürfen und selber raus durfte er zuerst gar nicht. Richard würde ihn morgen vor der Arbeit dorthin bringen, Lisa wollte das zwar zuerst machen, doch er hatte abgelehnt, es war so schon schwer genug sich zu verabschieden.

 

 

Der Vormittag verging dann schneller als er gedacht hatte, aus den einigen Entwürfen war fast eine ganze Kollektion geworden und in einer halben Stunde fand schon das Meeting mit Mariella statt.

 

Mariella unterdessen hatte immer mehr das Gefühl, das sie den falschen Mann für den Job engagiert hatten. Das erste was dieser Typ zu ihren bisherigen Kampagnen gesagt hatte war, das sie Stümperhaft gewesen seien. Doch Profi, der sie nun einmal war hatte sie sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen.

 

„Also Herr Kowalski, das wäre dann soweit alles an Konzepten für die bisherigen Kollektionen und das Firmenprofil. Dann bleibt nur noch das Firmeninterna übrig, sie werden verstehen das wir bestimmte Sachen nicht an die Öffentlichkeit lassen können. Das wird in nächster Zeit auch ihre erste Priorität sein.“

 

„Wissen sie, das bekannt werden von Firmeninterna führt normalerweise zu einer Steigerung des Umsatzes, egal was für welche es sind.“ Erwiderte Rokko nur spitz.

 

„Herr Kowalski, sicher wirken manche Interna positiv, aber glauben sie mir, dieses hier würde sich mehr als nur negativ auf Kerima auswirken.“

 

„Nun ja, das sagen sie, aber ihre Konzepte sind ja mehr als spießig. Sie müssen mehr aus sich rausgehen, es ist ein Wunder das Kerima überhaupt noch was verkauft hat.“

 

„Ich muss sicher gehen das sie diese Sache mit der nötigen Diskretion beachten, es geht um einen unserer Geschäftsführer, David Seidel.“

 

„Und was hat der Kerl ausgefressen? Die Empfangsdame geschwängert?“ fragte Rokko und grinste.

 

„Nein, er hat ein Problem, ein sehr großes Problem und deswegen wird er sich auch ab Morgen in einen Stationären Klinikaufenthalt begeben. Wenn alles glatt geht, wird die Presse keinen Wind davon bekommen, falls aber doch ist eine entsprechende Pressemitteilung schon vorbereitet.“

 

„Ich kann mir schon vorstellen wie die Aussieht. Na ja aber was hat der Typ denn für ein Problem? Lassen sie mich raten, das typische Modebranchen Problem, Partys, Alkohol und Frauen.“

 

„So ungefähr, hören sie ich kann ihnen genaue Details nicht geben, da es doch sehr privat ist. Herr von Brahmberg und Herr Petersen werden sie umgehend informieren wenn die Pressemitteilung benötigt wird.“

 

„So so privat also, na ja ich werde mir die Pressemitteilung einmal ansehen und dann entscheiden ob man die im Fall des Falles auch so rausgeben kann.“

 

„Sie werden sie so herausgeben können!“ zischte Mariella nun, dieser Typ stand bei ihr definitiv auf der Minusliste, das würde sie auch ihrem Bruder und Max mitteilen. Zur Sicherheit würde sie versuchen von den USA aus ein Auge auf die PR von Kerima zu haben. Davids Problem in aller Öffentlichkeit breittreten zu lassen würde sie auf jeden Fall verhindern.

 

Es klopfte kurz und schon traten Richard, Max, Lisa und David ein. Lisa hatte inzwischen die Finanzen übernommen, das konnte sie einfach am besten und somit würde auch sie ein Auge auf Kowalski haben, immerhin musste er für jedes Budegt zu ihr und es absichern lassen.

Rokko betrachtete einen nach dem anderen, dann blieb sein Blick auf Lisa hängen, sie stach ihm besser gesagt sofort ins Auge. Sie war anders als die anderen, nicht so aufgetakelt und hinter der Brille sah er in Augen, die ein Spiegel zu ihrer Seele waren.

Mariella stellte sie alle einander vor, wobei er sich David auch noch einmal genau ansah, er wirkte gefasst, nicht wie jemand der ein Problem hatte und doch wenn er ganz genau hinsah würde er schon etwas erkennen können. Er schien ebenfalls einer von diesen Modelackaffen zu sein, perfekt gestylt vom Scheitel bis zur Schuhspitze, genauso wie der andere Geschäftsführer und der Personalchef, zwischen ihnen stach die Leiterin der Finanzabteilung heraus wie eine Banane unter lauter Äpfeln. Er grinste kurz als er sah, das David so Platz nahm das er ihn unauffällig aber genau beobachten konnte. Er bemerkte das dieser seine Hände nervös ineinander legte und dann an seinem Ring zu spielen begann, also doch ein Alkoholiker, dachte er sich, oder vielleicht noch besser ein Junkie, so ein Geheimnis wie diese Brahmberg um seinen Klinikaufenthalt machte, das würde auch erklären warum es so brisant war wenn es an die Öffentlichkeit käme. Allerdings hielt er es für besser alles irgendwie zu vermarkten, auch die Kokainabhängigkeit des Geschäftsführers, Publicity war alles heutzutage und er würde seinen Stil nicht ändern und wer sollte ihn schon aufhalten? Er war der beste den es auf dem Markt gab und diese Brahmerg war ab morgen auch schon Tausende Kilometer weit weg.

 

 

Kapitel 2

 

David fühlte sich nicht wohl, die Wirkung ließ nach und er wusste das er bald etwas neues nehmen musste, doch jetzt konnte er nicht aus dem Meeting. Mariella stellte ihnen gerade ihren Nachfolger vor. Rokko Kowalski, allein der Name erinnerte ihn mehr an einen Boxer, als an ein Marketing Genie, das er sein sollte. Überhaupt sein ganzer Auftritt wirkte nicht sehr seriös, seine Kleidung passte eher in ein ganz anderes Milieu genauso sein Aussehen. Er hörte nur noch mit einem Ohr zu, was Mariella ihnen erzählte, sah Lisa an, suchte nach Halt. Er bekam ihn, sie erwiderte seinen Blick, lächelte ihm zu. Er entspannte sich ein wenig und hoffte das es bald vorbei war.

 

Rokko entgingen diese Blicke und kleinen Gesten ebenfalls nicht, er begann sich mehr auf Lisa zu konzentrieren, sie trug ebenfalls einen Ring, den gleichen wie dieser Seidel, nur damenhafter. Dann waren die beiden wohl ein Paar, das passte ihm ja mal gar nicht. Eine Frau wie diese hatte etwas besseres verdient als einen Junkie, denn das David Seidel so einer war, davon war er inzwischen überzeugt, um Alkohol würden sie intern nicht so ein Bohei machen. Mental machte er sich eine Notiz das er Frau Plenske einmal auf den Zahn fühlen musste, was sie für diesen Seidel empfand und umgekehrt.

 

Mariella beendete das Meeting und die anderen standen auf, Richards erster Eindruck von seinem neuen PR Chef war auch nicht die beste. Sein Auftritt passte ihm gar nicht. Der war ja noch schlechter angezogen als die Plenske zu ihren schlechtesten Zeiten, dazu diese Matte auf dem Kopf und der Bart. Eine einzige Witzfigur und der sollte der Komet am PR Himmel sein, na dann gute nacht. Doch er konnte sich jetzt nicht um ihn kümmern, auch er hatte bemerkt, das es David nicht gut ging und folgte deshalb Lisa und seinem Bruder.

 

„Alles in Ordnung David?“ fragte er dann auch, als er in sein Büro eintrat.

 

„Nein,“ schüttelte dieser nur den Kopf.

 

„Was ist los?“

 

„Er will keine neue Dosis nehmen.“ Warf Lisa ein.

 

„Aber du weißt schon das es dir dann wieder besser geht. Ich verstehe das du endlich davon loskommen willst, aber so einfach geht das nicht und ab morgen hast du doch professionelle Hilfe dafür.“

 

„Ja, aber ich...ich muss das doch auch so schaffen.“

 

„David, das hast du schon einmal probiert, das ist mächtig nach hinten losgegangen. Jetzt sei doch vernünftig.“

 

Tränen traten in Davids Augen, Lisa und Richard sahen das er mit sich selber kämpfte, sie wussten das, das eigentlich ein gutes Zeichen war, aber sie wussten auch das er es alleine nicht schaffen würde. Schließlich griff er in die Innentasche seines Jacketts und holte ein kleines Tütchen heraus, er drehte es zwischen den Fingern, starrte es an.

 

„Lasst mich bitte alleine,“ flüsterte er.

 

Lisa und Richard sahen sich an, sie wollten ihn nicht alleine lassen respektierten aber seinen Wunsch und verließen das Büro. Richard bedeutete Lisa das sie ihm folgen sollte, als sich seine Bürotüre hinter ihr schloss ergriff er sofort das Wort wieder.

 

„Wie viel hast du heute noch zu tun?“ fragte er.

 

„Eigentlich ne ganze Menge, warum?“

 

„Weil ich der Meinung bin das David nach Hause gehen sollte, er sollte nicht an dem Tag vor beginn des Entzuges den ganzen Tag arbeiten. Er soll sich noch einmal entspannen, das tun was er gerade tun will. Die nächste Zeit wird schwer genug werden für ihn.“

 

„Da hast du wohl recht, aber ich weiß noch nicht wann ich mich loseisen kann.“

 

„Jetzt!“ erwiderte er mit Nachdruck.

 

„Jetzt? Weißt du wie mein Schreibtisch aussieht?“

 

„Nein und das ist auch egal, ich gebe dir sozusagen als Arbeitsanweisung das du dich jetzt um David kümmerst und keine Widerworte verstanden?“

 

Lisa seufzte kurz auf, gerne wollte sie den Nachmittag mit David verbringen, sah sie ihn doch dann eine ganze weile nicht mehr jeden Tag. Doch sie war und blieb nun mal Pflichtbewusst, doch wenn Richard sie praktisch dazu verdonnerte das sie den Tag mit David verbrachte, warum nicht?

 

„OK, ich werde mal sehen ob er sich gefangen hat und dann machen wir uns noch einen schönen Tag.“

 

„Genau das wollte ich hören und jetzt raus hier, in einer halben Stunde möchte ich euch hier nicht mehr sehen.“

 

„Jawohl Sir.“ Grinste Lisa, es gab Momente in denen verstand sie sich mit Richard richtig gut.

 

 

Rokko kam nicht dazu irgendwelche neuen Informationen und Eindrücke zu sammeln. Mariella nahm ihn weiterhin in Beschlag, arbeitete ihn ein und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Gerade zeigte sie ihm die Firma und stellte ihm noch die anderen Mitarbeiter vor, sie waren nun bis ins Atelier vorgestoßen. Hugo und Britta begannen gerade die von David abgesegneten Entwürfe zurecht zu schneiden. Rokko fiel sofort auf, das der Designer wohl ein ebenso kreativer Kopf war wie er selber und auch seine Schneiderin hatte was drauf das musste er ihr lassen. Nachdem Mariella ihn Vorgestellt hatte zeigte sie ihm das Stofflager, mit dem er zwar nicht viel zu tun hatte, allerdings konnte es vorkommen das Kreative Meetings mit Hugo auch schon mal hier stattfanden, wenn der Maestro gerade auf der Suche nach einem Stoff war für den er gerade das passende Kleid designt hatte. Ihr weiterer Weg führte sie über Inkas Schreibtisch ins Catering, wo Boris und Agnes gerade die Reste vom Mittag aufräumten. Mariella beschloss das sie hier ruhig eine kleine Pause einlegen konnten und orderte zwei Tassen Kaffee.

Rokko war das nur ganz recht, vom Catering hatte er den perfekten überblick. Ebenso hatte er schon herausgefunden, das sein Büro ganz in der nähe von dem von Frau Plenske war, leider war sie nicht da gewesen als sie ihren Rundgang gestartet hatten, so wurde er nur ihrer Assistentin Vorgestellt. Auf der anderen Seite hatte er sie ja schon bei dem Meeting kennen gelernt, doch er fand das er sie unbedingt näher kennen lernen musste. Er ließ seinen Blick durch die Empfangshalle schweifen, da war das Büro von diesem von Brahmberg, dem Bruder seiner Vorgängerin wie er festgestellt hatte und auch das Büro von diesem Seidel. Bei letzterem waren die Jalousien heruntergelassen und verschlossen, bei ersterem stand sogar die Türe auf und er sah ihn arbeiten. Doch Rokko hatte sich über Richard von Brahmberg schon eine Meinung gebildet, in seinen Augen war er ein überschätzter Lackaffe. Er wusste das er mit seiner unkonventionellen Art wohl am Anfang oft anecken würde, doch er wusste auch das sie später von ihm begeistert sein würden, das waren sie bis jetzt noch immer gewesen. Rokko dachte nämlich nicht daran sich anzupassen, seine Umgebung musste sich an ihn anpassen. Er sah wie die Türe zum Büro aufging und wie Frau Plenske mit diesem Seidel heraustrat, er wollte nicht wissen was sie im Büro getan hatten. Der Seidel ging zum Büro des anderen Geschäftsführers während Frau Plenske auf ihn und Mariella zusteuerte.

 

„Ich bin dann jetzt weg Richard, wir sehen uns dann morgen früh?“

 

„Ja ist OK David, mach dir einen schönen Tag. Ich bin dann morgen um halb sieben bei dir.“

 

„Gut dann bis morgen.“

 

„Bis morgen David.“ Sah Richard ihm hinterher wie er noch ins Catering zu Mariella ging.

 

 

Lisa war im Catering angekommen, sie nickte Rokko zu und wandte sich dann an Mariella.

 

„Ich mach dann Feierabend für heute Mariella, falls wir uns vor deiner Abreise nicht mehr sehen wünsche ich dir alles gute.“

 

„Danke, ich wünsche dir und David auch alles gute. Ihr habt es euch verdient.“ Drückte sie Lisa an sich.

 

„Hey und was ist mit mir?“ fragte David da lachend als er zu der kleinen Gruppe stieß, Rokko beachtete er gar nicht.

 

„Ach David,“ löste sich Mariella von Lisa und umarmte nun ihn, „Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem Weg.“ Sie sah ihm in die Augen, „Du schaffst das, ich glaube an dich.“

 

„Danke Mariella, ich wünsche dir alles gute mit Lars. Irgendwann kommen Lisa und ich euch mal besuchen und ich hoffe ja das du mich auch zu deiner Hochzeit einlädst.“

 

„Ohne dich werde ich gar nicht heiraten können David.“ Grinste sie ihn an, „Ohne Trauzeugen geht das irgendwie schlecht.“

 

Nun grinste auch er, „Ich dachte Sabrina wäre deine Trauzeugin.“

 

„Wenn ich mich richtig erinnere warst du das der schon immer dafür war, das man zwei Trauzeugen hat.“ Zwinkerte sie ihm zu, was sein Grinsen nur verbreiterte.

 

„Du wirst mir fehlen Mariella.“ Drückte er sie ein letztes mal an sich.

 

„Du mir auch David.“

 

„Also dann, war´s das jetzt wohl. Ich wünsche dir einen guten Flug morgen.“

 

„Danke, und mach dir noch einen schönen Tag heute.“

 

„Werde ich, also dann mach´s gut.“ Hakte er Lisa unter und ging mit ihr Richtung Aufzug.  Niemand bemerkte das Rokko den beiden Misstrauische Blicke hinterher warf.

 

 

 

 

Kapitel 3

 

 

Lisa und David fuhren zuerst nach Hause, zwar hatte sie David gefragt ob er nicht etwas unternehmen wolle, doch er hatte nur mit den Schultern gezuckt. Sie bemerkte das ihm der Abschied von Mariella schwer fiel. Zu Hause angekommen verkroch er sich auch sofort in ihr gemeinsames Arbeitszimmer und so gern Lisa ihm hinterher gegangen wäre, sie wusste er brauchte jetzt einen Moment für sich. Sie ging in die Küche und machte ihnen einen Kaffee, vielleicht konnte sie ihn ja bei einer gemütlichen Tasse vor dem Fernseher etwas aufheitern. In einem der Schränke fand sie auch noch eine Packung Kekse, liebevoll richtete sie, sie auf einem Teller an und stellte ihn dann ins Wohnzimmer. Der Kaffee lief noch durch die Maschine und somit hatte sie Zeit nach einer passenden DVD zu suchen, Auswahl hatte sie schließlich eine Menge. Doch die meisten Filme fielen durch, auf Action hatte Lisa keine Lust und bei allen anderen wusste sie nicht ob sie David nicht noch tiefer in die Isolation treiben würden. Schließlich entschied sie, das sie erst einmal abwarten sollte was David überhaupt zu ihrer Idee sagen würde, der Kaffee war inzwischen auch fertig und sie füllte zwei große Bechertassen.

 

„David?“ blieb sie dann vor der Türe zum Arbeitszimmer stehen, „Ich habe uns Kaffee gekocht.“ Es kam keine Reaktion und sofort überkam sie ein ungutes Gefühl, gerade als sie die Türe öffnen wollte, stand David jedoch schon im Rahmen selbiger.

 

„Danke,“ nahm er ihr eine der Tassen ab.

 

„Im Wohnzimmer sind auch noch Kekse wenn du welche möchtest.“ Versuchte sie ihn so aus dem Arbeitszimmer zu locken. Er nickte nur, ging dann an ihr Vorbei und ließ sich auf das Sofa fallen. Sie folgte ihm und setzte sich dann daneben, eine weile sah sie ihn nur an. Er starrte auf die Kekse, so als müsse er überlegen ob er sich nun einem sollte oder nicht. Irgendetwas schien er noch auf dem herzen zu haben.

 

„Es ist Mariella stimmt´s?“ fragte sie ihn dann.

 

Er zuckte nur mit den Schultern, drehte sich dann zu ihr und sah sie mit leeren Augen an.

 

„ Wenn ich daran denke das ich sie heute das letzte Mal gesehen habe, dann...ich meine wir waren so lange zusammen und auch danach...sie...sie ist meine beste Freundin und bei dem Gedanken, das sie morgen mit Lars in die USA zieht, da....da...“ er brach ab und zuckte erneut mit den Schultern.

 

„Du hast Angst, das du sie nie wieder siehst?“

 

„Ja, was wenn der Kontakt abbricht?“

 

„Das wird er nicht, glaub mir und sie ziehen ja nicht für immer dorthin. Es ist doch jetzt erst einmal nur für eine zeit.“

 

„Und was wenn es ihnen da so gefällt das sie nicht wiederkommen?“

 

„Dann haben wir ein schönes Urlaubsziel.“ Rückte Lisa näher an ihn heran und nahm ihn in den Arm, „Mariella wird dich nicht vergessen, auch wenn sie jetzt erst einmal wegzieht.“

 

„Weißt du Lisa,“ begann er leise, „der Gedanke, das ich sie eben zum letzten Mal in dem Arm genommen habe, daran das sie nicht da sein wird wenn ich sie vielleicht brauche, der...der macht mich einfach verrückt.“

 

„Ich verstehe dich mein Schatz,“ drückte sie ihn an sich, „Na komm sieh mich mal an,“ drehte sie seinen Kopf so, das er sie ansah, „Mariella wird in Gedanken immer bei dir sein, das weiß ich und ich weiß auch das du das jetzt schaffen wirst. Du bist stark David, ein Kämpfer und du hast unsere Unterstützung. Ich verspreche dir wenn du aus der Klinik entlassen wirst, dann bist du wieder der alte David Seidel und wir werden Mariella besuchen.“

 

„Versprichst du mir das?“ fragte er und sie sah tränen in seinen Augen.

 

„Ich verspreche es dir, aber willst du jetzt den ganzen Nachmittag Trübsal blasen?“

 

„Weiß nicht, was hast du denn noch so mit mir vor?“

 

„Nun ja wir könnten es uns hier vor dem Fernseher mit einer DVD gemütlich machen...oder wir könnten Essen gehen, oder ins Kino, oder einfach was spazieren. Wir könnten auch deine Eltern besuchen....“

 

„Bloß nicht!“ fiel er ihr ins Wort, „Ich meine, also ich kann einfach nicht zu ihnen.“

 

„David sie machen sich doch nur Sorgen um dich....“

 

„Ja aber, aber ich kann ihnen einfach nicht mehr in die Augen sehen. Lass uns einfach hier bleiben, DVD gucken wär nicht schlecht.“

 

 

Bei Kerima machte Agnes sich inzwischen so ihre eigenen Gedanken, sie hatte den Abschied von David und Mariella ja sozusagen Live miterlebt und sah beiden an wie schwer es ihnen fiel. Vor allem bei David sah sie es und sie wusste auch warum. Mariella und er waren seit der Trennung beste Freunde geworden und Mariella für David eine große Stütze. Das sie gerade jetzt wo David den schwierigsten Teil noch vor sich hatte Berlin verließ war natürlich nicht leicht für ihn. Irgendwie fand Agnes das die kurze Verabschiedung, der Freundschaft, der Beiden nicht gerecht wurde und so beschloss sie einmal mit Richard über eine Überraschungsparty zu reden.

Sie machte eine Tasse Kaffee fertig und ging hinüber zu seinem Büro, leise klopfte sie an und trat dann ein.

 

„Agnes können sie Gedankenlesen?“ fragte er lächelnd als er die Tasse Kaffee in ihrer Hand sah.

 

„Nun ja nicht direkt, ich wollte sie eigentlich etwas fragen Herr von Brahmberg.“

 

„Immer raus mit der Sprache, wo drückt der Schuh?“

 

„Es geht um Mariella und David, sie haben sich ja eben Verabschiedet, aber ich glaube so wie sie es getan haben....also ich denke gerade David wird daran noch zu knabbern haben und da dachte ich, das wir eine Kleine Überraschungsabschiedsparty für die beiden machen könnten.“

 

Richard antwortete nicht sofort, er ließ sich Agnes Worte durch den Kopf gehen. Er hatte die Szene nicht beobachtet und wusste somit auch nicht wie lang und herzlich sie ausgefallen war, doch schlecht war die Idee nicht. Die Frage war nur ob David so eine Party verkraften würde? Doch seine Schwester hatte so eine Party auf jeden fall verdient und Lisa würde schon entscheiden können ob David in der Lage war zu kommen oder nicht.

 

„Das ist eine gute Idee Agnes. Mariella will heute um 18 Uhr Feierabend machen ich würde sagen sie bereiten für diese Uhrzeit alles vor und weihen die Mitarbeiter ein und ich werde mal schauen ob David in der Lage ist zu kommen.“

 

„Ich hoff es ja, damit die zwei sich noch einmal sehen können. Ich mach mich dann mal an die Vorbereitungen.“

 

„Tun sie das Agnes,“ griff Richard nach dem Hörer und wählte Davids Nummer.

 

Lisa beobachtete David, er war während des Filmes eingeschlafen und lag nun seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet auf der Couch. Der halbe Tag auf der Arbeit schien ihm mehr Kraft abverlangt zu haben als er zuzugeben bereit war. Doch Lisa verstand ihn, sie wusste das jeder Tag für ihn eine neue Qual war, das er täglich durch die Hölle ging und das würde eine Zeitlang auch noch so bleiben. Sie war froh wenn er mal eine Nacht durchschlief oder so wie jetzt vor Erschöpfung einfach so Nachmittags auf dem Sofa schlief. Sie hoffte das er das alles bald überstanden haben würde, doch sie wusste auch sein Weg dahin war noch lang und steinig. Allerdings wenn er so wie jetzt dalag sah er aus als könne er kein Wässerchen trüben, als wäre nie etwas geschehen. Vorsichtig strich sie ihm durchs Haar, es fühlte sich leicht feucht an. Besorgt legte sie ihm die Hand auf die Stirn, er glühte ja förmlich. Dann hatte er sie also nur aus dem Büro geschickt damit sie und Richard dachten er würde eine neue Dosis nehmen. Sie begann sich sorgen zu machen, überlegte ob sie ihn wecken sollte, doch da klingelte das Telefon. Zum Glück lag es in reichweite.

 

„Plenske?“ fragte sie in den Hörer.

 

„Hallo Lisa, hier ist Richard.“

 

„Richard? Ist irgendetwas in der Firma vorgefallen? Kommst du mit den Zahlen nicht klar?“ fragte sie dann sofort.

 

„Nein, keine Sorge es ist alles bestens. Ich rufe an, weil wir eine Überraschungsparty für Mariella machen und ich dachte wenn David fit genug ist dann könntet ihr ja auch kommen.“

 

„Hmm im Prinzip gerne Richard, ich werde sehen ob ich David bis dann wieder Fit bekomme. Um wie viel Uhr findet sie denn statt?“

 

„Um 18 Uhr wenn Mariella eigentlich Feierabend machen will. Es wäre schön wenn ihr kommen könntet, aber ich denke gerade Mariella versteht wenn es nicht geht.“

 

„Ich werde sehen was sich machen lässt, am besten ihr rechnet nicht mit uns, dann ist es umso schöner wenn wir doch kommen.“

 

„Gut dann vielleicht bis später.“

 

„Ja bis dann.“ Verabschiedete sich auch Lisa und legte auf. Den Hörer immer noch in der Hand haltend sah sie auf David hinab und ihr kam eine Idee. Sie würde ihn ebenfalls damit überraschen. Sie wusste er würde alles geben Mariella vor der Abreise noch einmal zu sehen.

 

 

 

Kapitel 4

 

Vorsichtig versuchte Lisa David zu wecken, doch anstatt aufzuwachen wurde sein Schlaf immer unruhiger.

 

„Komm schon David, wach auf,“ rüttelte sie ihn leicht an der Schulter bis er flatternd die Augen aufschlug. Zuerst blickte er orientierungslos in den Raum hinein, dann entdeckte er Lisa.

 

„Lisa,“ sagte er matt, „ was ist los?“

 

„Das wäre eigentlich mein text David Seidel, ich denke du weißt genau was los ist.“ Erwiderte sie in strengen Ton.

 

David senkte seinen Blick und richtete sich langsam auf, „Ich muss es doch einfach auch alleine schaffen.“ Sagte er dann leise ohne sie anzusehen.

 

„David du weißt doch ganz genau das, das so nicht funktioniert. Warum versuchst du es dann immer wieder? Es treibt dich nur noch tiefer in die Sucht, bitte nimm jetzt etwas, dann wird es dir wieder besser gehen.“

 

„Und wenn ich gar nicht will das es mir besser geht? In den nächsten Wochen wird es mir andauernd so beschissen gehen, da kann ich mich schon mal daran gewöhnen.“ Zuckte er mit den Schultern.

 

„David bitte, wir wollten uns doch noch einen schönen Nachmittag machen.“ Rutschte sie an ihn heran.

 

„Ich weiß, aber ich bin dazu einfach nicht in Stimmung. Tut mir Leid Lisa.“ Stand er auf und wollte ins Schlafzimmer gehen.

 

„Mir tut es auch Leid David, aber deine Eltern haben uns für 18 Uhr zum Essen eingeladen und ich habe zugesagt.“

 

„Du hast was?!“ drehte er sich rum und funkelte sie an.

 

„Ich habe zugesagt und wir werden da auch hingehen. Deine Eltern haben dich schon ewig nicht mehr gesehen, du gehst ihnen ja nur noch aus dem Weg.“

 

„Aber du weißt ganz genau....“

 

„Das du dich jetzt fertig machst!“ funkelte sie ihn an.

 

David sah ein das es keinen Sinn hatte, er hatte Lisa bis aufs Blut gereizt und das war nun die Quittung dafür. Müde ließ er die Schultern sinken und ging dann voran ins Bad, er wusste das sie ihm nun auf Schritt und tritt folgen würde. Und so war es auch, Lisa ließ ihn keinen Moment mehr aus den Augen, sie sorgte dafür das er als erstes seine Dosis nahm, dann stellte sie ihn unter die Dusche und legte ihm seine Sachen raus. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge und musste mehrmals seine Wut hinunterschlucken, sich einreden das sie es nur gut meinte, sein bestes wollte.

 

 

Mariella staunte nicht schlecht, als sie um Punkt 18 Uhr ihr Büro verlassen wollte, alle Mitarbeiter standen in der Empfangshalle, ein Buffet war am Cateringtresen aufgebaut, Agnes stand mit einem Tablett voller Champagner da, Musik setzte ein und Richard kam mit einem Blumenstrauß auf sie zu. Sie war völlig perplex und als er ihr den Blumenstrauß überreichte bekam sie kein Wort heraus.

 

„Wir dachten uns das du nicht einfach so gehen kannst. Deswegen haben wir eine kleine Abschlussparty für dich organisiert. Ich hoffe die Überraschung ist uns gelungen.“

 

Mariella sah sich noch einmal in der Empfangshalle um bevor sie antwortete. Es waren wirklich alle da, alle Mitarbeiter dazu noch die Seidels und Lars. Nur David fehlte wie sie mit bedauern feststellte.

 

„Oh ja die ist euch wirklich gelungen.“ Brachte sie dann jedoch doch noch hervor.

 

„Na dann,“ nahm Richard ein Glas Champagner für sich und eins für Mariella von dem Tablett, „Auf dich Schwesterherz und das du glücklich wirst in Amerika!“ hob er das Glas und stieß mit ihr an.

 

Mariella wusste nicht was sie sagen sollte, kaum hatte sie mit Richard angestoßen kamen die anderen auf sie zu und herzten sie. Als letztes traten Laura und Friedrich auf sie zu. Laura nahm sie in den Arm und drückte sie an sich.

 

„Du wirst mir fehlen Mariella,“ sagte sie dann.

 

„Du mir auch Laura, du warst immer wie eine Mutter für mich. Ich werde dich vermissen.“

 

„Ich weiß und egal was irgendwann einmal sein sollte, die Villa Seidel steht dir jederzeit offen.“

 

„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“ Sie löste sich von Laura und stieß dann mit Friedrich an, auch dieser drückte sie kurz an sich und lächelte sie dann an.

 

„Ich bin froh das du endlich Glücklich bist Mariella, du hast es dir verdient.“

 

„Ach Friedrich, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ihr werdet mir alle so unendlich fehlen, aber ich muss diesen Schritt jetzt gehen.“

 

„Ich weiß Mariella und ich weiß auch das du ihn erfolgreich gehen wirst.“ Sagte er und ging dann mit Laura zu Agnes an den Tresen.

 

Jetzt standen nur noch Richard und Lars bei ihr, sie bemerkten das Mariella immer wieder den Raum mit ihren Blicken absuchte.

 

„Du suchst nach David stimmts?“ fragte Lars nach.

 

„Ja, ist er hier Richard?“

 

„Nein,“ schüttelte er den Kopf und ich kann dir auch nicht versprechen ob er noch kommt.“

 

 

Rokko beobachtete das ganze von seinem Standpunkt ein wenig abseits der Tanzfläche, den restlichen Tag über hatte er nicht mehr viel über David Seidel oder Lisa Plenske in Erfahrung bringen können. Ihm entging nicht das Mariella immer wieder sehnsuchtsvoll in Richtung Aufzug sah, vielleicht erwarteten sie die beiden ja noch. Er würde einfach noch ein wenig abwarten, wer wusste schon vielleicht würde er heute Abend noch hinter das Geheimnis kommen. Er hatte das letzte noch nicht ganz zuende Gedacht als der Aufzug aufging und David und Lisa Hand in Hand heraustraten. Rokkos Miene erhellte sich ein wenig endlich bekam er eine Chance diesem Seidel mal auf den Zahn zu fühlen. Die zwei gingen dann auch sofort zu Mariella, Richard und Lars hinüber, die sich inzwischen an einen der Stehtische gestellt hatten und dem treiben auf der Tanzfläche zusahen.

 

 

„Mariella,“ mehr brachte David nicht hervor, doch ihr lächeln, das daraufhin auf ihrem Gesicht erschien zeigte ihm das er gar nicht mehr sagen musste.

 

„David, ich freu mich das du es doch noch geschafft hast zu kommen.“ Strahlte sie ihn an, die anderen wussten das die zwei jetzt alleine sein wollten und zogen sich an den Tresen zurück.

 

„Nun ja, Lisa hat mich ganz gemein Ausgetrickst ich wusste ja gar nicht das es noch eine Party gibt.“

 

„Na da sind wir schon zu zweit. Ich wusste davon auch nichts bis ich Feierabend machen wollte.“

 

„Du auch nicht?“ fragte er erstaunt

 

„Nein, kein Sterbenswörtchen haben sie mir verraten.“

 

„Ich kann mir dein Gesicht lebhaft vorstellen,“ er legte einen Arm um sie, „Lisa hat mir gesagt ich soll den Abend einfach genießen, wollen wir tanzen?“

 

„Gerne,“ antwortete sie nur, hackte sich bei ihm unter und gemeinsam gingen sie zur Tanzfläche.

 

 

Drei Stunden, einige Drinks und mehrere Tänze später bemerkte David das er langsam aber sicher wieder nervös wurde. Vorsichtig sah er sich um, niemand schien ihn zu beachten im Moment. Lars tanzte mit Mariella, Lisa sogar mit Richard woraufhin er sich fragte wer von beiden wohl mehr getrunken hatte und seine Eltern unterhielten sich mit Max, Yvonne, Agnes und Boris. Niemand würde bemerken wenn er kurz in seinem Büro verschwinden würde. Zielstrebig ging er darauf zu und bemerkte nicht wie Rokko ihm folgte. Da er in seinem Büro nicht groß Licht machen wollte ließ er die Türe ein Stück weit offen. Zitternd ließ er sich in seinen Sessel sinken, suchte in den Hosentaschen seiner Jeans nach dem Tütchen und schüttete dann den gesamten Inhalt auf den Schreibtisch bevor er seine Kreditkarte aus der Geldbörse holte.

 

Rokko sah sich mehrmals um, dieser Teil lag im Halbdunkel, so schnell würde man ihn hier nicht entdecken, er sah das David die Türe ein Stück aufließ und trat näher heran. In dem schummrigen Licht sah er wie dieser ein weißes Pulver auf den Schreibtisch kippte und dann seine Kreditkarte zückte. Hatte er mit seiner Vermutung also doch richtig gelegen. Er schüttelte den Kopf als er sah wie David alles zusammenschob und dann einnahm.  Was fand Frau Plenske nur an einem Junkie? Sie hatte wahrlich besseres Verdient als diesen abgewrackten Typen. Das der überhaupt noch hier arbeitete, aber anscheinend hatte er bei allen einen hohen Kredit, etwas was Rokko gedachte zu ändern, allein schon um Frau Plenske vor diesem Typen zu schützen. Diese Pressemiteilung für den Fall des Falles würde er sich morgen einmal ganz genau ansehen und dann verbessern. Sie würden sie schon bald einsetzten das wusste er, genauso wie er wusste das sich diese Firma bald ändern würde. Wer kaufte denn schon noch spießig und konventionell ein? Niemand und das würde er allen beweisen, er würde allen zeigen warum er der PR Profi war um den sich alle rissen und als erstes würde er David Seidel dahin befördern wo er hingehörte.

 

 

Kapitel 5

 

Rokko sah wie David sich zurücklehnte, kurz durchatmete und dann aufstand. Es war besser wenn er sich jetzt wieder unauffällig unter die tanzenden Gäste mischte. Er erreichte die Tanzfläche gerade, da trat David auch schon aus seinem Büro und ging wieder hinüber an den Tresen. Die Party lief weiter als wäre nichts geschehen.

 

Gegen 24 Uhr verabschiedeten Mariella und Lars sich dann von allen, David zog sich dabei wieder zurück. Lisa und Richard bemerkten dies und gingen zu ihm.

 

„Was ist los David?“ fragte Richard

 

„Nichts, wirklich, alles bestens.“

 

„Na komm schon, du willst dich nur vor einer Abschiedsszene drücken.“ Zwinkerte Richard ihm zu.

 

„Ich kann das einfach nicht, das hat so etwas entgültiges.“ Zuckte David nur mit den Schultern.

 

„Sollen wir dann auch nach Hause gehen?“ fragte Lisa.

 

„Ja, lass uns gehen, ich halte das hier nicht mehr aus.“ Sah er traurig zu Mariella hinüber, die sich gerade von seiner Mutter verabschiedete.

 

Lisa und Richard wechselten einen Blick, dann hakte sich Lisa bei David unter und zu dritt fuhren sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage.

 

„Bist du dir ganz sicher das du ihr nichts mehr sagen willst?“ fragte Richard allerdings noch einmal nach bevor er den Wagen aufschloss.

 

„Nein, aber ich...ich...“ stotterte David und sah sehnsüchtig Richtung Aufzug. Richard und Lisa mussten nicht weiter Nachfragen, sie lehnten gegen den Wagen und warteten. Es dauerte nicht lange und Lars und Mariella traten heraus, Hand in Hand. Sie erblickten David und Mariella löste sich von Lars und ging zu ihm hinüber.

 

„Ich hatte gehofft das du noch hier bist.“ Flüsterte sie dann als sie vor ihm stand.

 

„Ich konnte es einfach nicht, ich weiß nicht was ich ohne dich machen soll.“

 

„Für mich ist es auch nicht leicht David, aber wir beide müssen unseren Weg jetzt gehen. Das bedeutet nicht das wir für immer Abschied nehmen.“

 

„Mir kommt es so vor.“

 

„So ist es aber nicht, ich rufe dich an sobald wir gelandet sind. Vergiss eins nie David, ich denke immer an dich, ich bin immer bei dir egal wie viele Kilometer uns trennen.“ Nahm sie ihn in den Arm und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann drehte sie sich um und stieg zu Lars in den Wagen.

 

David sah ihnen hinterher bis sie um durch die Ausfahrt verschwunden waren dann drehte er sich um und stieg Wortlos in den Wagen.

 

 

Drei Wochen waren nun schon seit Mariellas Abschied vergangen, Richard hatte David am Morgen danach pünktlich abgeholt und in die Klinik gefahren. Er hatte bemerkt das sein Bruder nicht ganz bei der Sache war, ihn aber nicht da drauf angesprochen. Wenn David reden wollte dann würde er das tun und jetzt hatte er ja endlich auch professionelle Hilfe. Allerdings hatte er in den drei Wochen nicht viel von ihm gehört, zweimal hatte David sich kurz gemeldet, gesagt das es ihm gut ginge und das er auch schon mit Mariella in den USA gesprochen hätte. Er hatte sich gut angehört am Telefon, aber wenn er ihn nicht sah konnte Richard nicht genau sagen wie er das gut deuten sollte. Besuch durfte David zwar empfangen, aber auch hier galt so wenig wie möglich und deshalb hatte er den ersten Termin in diesen Drei Wochen Lisa und Laura überlassen. Er hatte in der Firma eh alle Hände voll zu tun waren sie doch mitten in den Vorbereitungen für die neue Kollektion. Wieder einmal war er der letzte, der das Büro verließ, meistens mit Lisa zusammen, die sich ebenfalls in die Arbeit stürzte. Am Rande hatte er bei Agnes am Catering vernommen das Lisa zu Hause immer an David denken musste und sich mit Arbeit versuchte abzulenken. Die von Mariella noch vorbereitete Pressemitteilung hatten sie zum Glück noch nicht benötigt, offiziell hatte David im Moment keine Termine und bis jetzt hatte auch noch niemand nachgefragt warum denn.

Was Richard aber aufgefallen war, das dieser neue PR Vogel sich verdächtig oft in Lisas nähe aufhielt. Argwöhnisch beschloss er die zwei zu beobachten, er war einfach immer noch ein wenig misstrauisch was Lisa anging und diesen Rokko Kowalski konnte er nur ganz schlecht einschätzen. Doch Lisa schien in seiner Gegenwart von ihren Problemen abgelenkt zu werden, immer öfter sah er das sie mit ihm zusammen lachte. Das musste noch nichts heißen, doch sicher war sicher und so würde er die beiden ganz genau im Auge behalten.

 

 

Lisa saß in ihrem Büro und versuchte sich wieder einmal mit Arbeit von den Gedanken zu David abzulenken. In der zweiten Woche seines Klinikaufenthaltes hatte sie ihn mit Laura Seidel zusammen an einem Nachmittag für eine Stunde besuchen dürfen. Er hatte gut ausgesehen, ausgeruht und frisch, doch sie wussten das er immer noch einen langen Weg vor sich hatte. Da hatte er ihnen auch mitgeteilt, das sie sich für den kalten Entzug entschieden hätten. Ganz oder gar nicht, hatte David gesagt und somit doch mehr Sorge um ihn hervorgerufen als vorher schon. Lisa und Laura machten sich Sorgen um seinen Zustand und ob er das schaffen würde, außerdem hieß das, das sie ihn eine längere Zeit nicht sehen konnten. In Gedanken allerdings war sie immer bei ihm, das hatte sie ihm auch gesagt und sie hatte ihm den Teddy mitgebracht, den sie sonst immer an ihrer Seite des Bettes auf dem Nachttisch sitzen hatte, als Unterstützung sozusagen. Sie schüttelte den Kopf schon wieder hatte sie sich abgelenkt, doch sie konnte einfach nichts dagegen machen. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Foto, das sie und David zeigte, kurz nach ihrer Versöhnung. Er sah schlecht aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen und doch liebte Lisa dieses Foto, es erinnerte sie immer daran, das wahre Liebe alles überbrückt. Nie würde sie den Tag vergessen an dem er sie von den Gleisen zog, seine braunen Augen, die sie angefleht hatten so etwas nie wieder zu tun.

Ein leises klopfen an ihrer Türe ließ sie zusammenzucken und aufsehen, Rokko trat ein und strahlte sie an. Sie fragte sich wie er es schaffte immer so gute Laune zu haben, egal ob es draußen regnete oder die Sonne schien, er strahlte immer. Nichts schien seine gute Laune trüben zu können, auch nicht die Tatsache, das Lisa ihm ein festes Budegt gab mit dem er auskommen musste für die Marketing Aktionen für die neue Kollektion. Lisa wusste Rokko hätte gerne einen größeren Betrag zur Verfügung gehabt.

 

„Ja hallo schöne Frau,“ begrüßte er sie da auch schon und setzte sich auf ihren Schreibtisch, „Ich dachte mir ich entführe sie heute mal zu Mittag.“

 

Lisa sah stirnrunzelnd zu ihm auf, manchmal nervte sie seine ständige gute Laune gewaltig und wie er sie begrüßte fand sie auch nicht gerade passend, doch er schien ihre Einwände was das anging immer zu überhören, weswegen sie ihn nun auch einfach duzte.

 

„Tut mir Leid Rokko, ich habe wirklich noch Unmengen zu tun. Morgen vielleicht.“ Versuchte sie sich rauszureden.

 

„Das sagst du immer, so viel kannst du doch gar nicht zu tun haben, immerhin hast du  noch eine Assistentin, lass die doch auch mal arbeiten. Ich habe uns übrigens schon einen Tisch bestellt.“

 

Lisa seufzte auf, damit hatte sie gerechnet. „Ich habe wirklich keine Zeit und wenn du den Tisch schon bestellt hast ohne mich vorher zu fragen dann ist das nicht mein Problem.“

 

„Aber ich kann doch die Reservierung nicht verfallen lassen, das macht keinen guten Eindruck wenn ich auf Firmennamen reserviere und wir dann nicht auftauchen.“

 

„Du hast was? Auf Firmennamen reserviert?!“

 

„Ja, warum denn nicht? Immerhin gehen wir ja praktisch für die Firma essen.“ Grinste er sie an, „ Ich komm dich um zwölf hier abholen.“ Zwinkerte er ihr zu und verließ dann das Büro wieder.

 

Lisa ließ ihren Kopf auf die Schreibtischplatte sinken, dieser Rokko war ein ganz schöner Wirbelwind, aber auf der anderen Seite lenkte er sie ab. Wenn sie mit ihm unterwegs war oder sie sich zu einem Kaffee am Catering trafen verschwanden die düsteren Gedanken und Sorgen um David für eine Zeit aus ihrem Gedächtnis. Und hatte er ihr nicht selber gesagt sie solle sich keine Sorgen machen? Ja das hatte er und deshalb würde sie auch mit Rokko essen gehen, weil sie dann für eine Zeitlang abgelenkt war und weil sie sonst eh fast keinen bissen runter bekam vor Sorge. Außerdem war ein gutes Betriebsklima wichtig, versuchte sie sich einzureden das sie nur deswegen mit ihm Essen ging.

Doch eine Stimme in ihr flüsterte das sie aufpassen sollte, das sie David nicht vergessen durfte.

 

 

Kapitel 6

 

 

David saß in seinem Zimmer und starrte gedankenverloren auf den Teddy, den Lisa ihm gegeben hatte. Er fragte sich was sie wohl gerade machte? Ob sie bei Jürgen auf einen Hot Dog war oder ob sie mal wieder die Mittagspause ausfallen ließ. Dachte sie in diesem Moment vielleicht auch an ihn? Nervös knetete er den Teddy in den Händen hin und her, seit gestern Abend hatte er nichts mehr bekommen und er merkte das er immer nervöser wurde. Zudem war ihm kalt, eiskalt, heute morgen war ihm noch unerträglich heiß gewesen. Er wusste das waren erst die ersten Symptome, er wusste das es noch schlimmer werden würde, aber er hatte sein Ziel immer noch fest vor Augen. Er wollte einfach wieder der alte werden, er wollte das seine Eltern sich nicht mehr für ihn schämen mussten, er wollte mit Lisa eine Familie gründen, er wollte das Richard ihm wieder voll und ganz vertrauen konnte und er wollte sie alle nicht enttäuschen. Er schloss die Augen und legte sich hin, wenn er schlaf fand würde es ihm vielleicht wieder besser gehen, doch dadurch, das ihm so kalt war ging das nicht. Zitternd setzte er sich wieder auf, legte den Teddy beiseite und trat dann auf den Flur hinaus. Zielstrebig ging er auf das Zimmer der Pfleger zu, er brauchte Ablenkung und würde alles dafür tun Lisas Stimme zu hören.

 

„David was kann ich gegen dich tun?“ fragte Kai der Pfleger auch sofort als er ihn sah. Das Herr Seidel war schnell weggefallen, alle duzten sich hier, das machte die Sache Familiärer und David war es sogar recht so. Die Umgebung war schon steril genug, da auch noch ein kühles sie zwischen Personal und Patient, die eventuell mehrere Wochen oder sogar Monate aufeinander hockten würde alles noch schwieriger machen. Und das war es nun wirklich schon genug.

 

„Ich würde gerne Telefonieren wenn ich darf?“ brachte David sein Anliegen direkt auf den Punkt, was sollte er lange um den heißen Brei herumreden?

 

„Du suchst Ablenkung was?“

 

„Ist das so offensichtlich?“ grinste er zurück.

 

„Jep, aber wenigstens willst du nur Telefonieren. Wen möchtest du denn Anrufen?“

 

„Meine Freundin.“

 

„Zu Hause oder auf Handy?“

 

„In der Firma, es ist die gleiche Nummer wie die Geschäftliche von meinem Bruder.“

 

„Gut dann komm mal mit,“ ging er vor in den Nebenraum, in dem drei Festnetzapparate standen. Kai deutete David sich zu setzten und wählte dann die Nummer von Kerima.

 

 

„Kerima Moda, Sabrina Hofmann am Apparat. Was kann ich für sie tun?“ meldete Sabrina sich wie gewohnt, sie hatte noch zwei Monate bis zum Mutterschaftsurlaub vor sich.

 

„Ja Waldklinik hier, Herr Seidel möchte gerne Frau Plenske sprechen.“

 

Sabrina, die gerade erst beobachtet hatte wie Lisa mit diesem Kowalski in den Aufzug gestiegen war schluckte. Das passt ja jetzt, dachte sie sich.

 

„Tut mir Leid Frau Plenske hat vor fünf Minuten die Firma verlassen.“

 

„Danke, warten sie bitte einen Moment.“ Erwiderte Kai hielt die Sprechmuschel zu und sah David an, „Sie ist nicht da.“

 

David sah zu Boden, biss sich auf die Unterlippe und seufzte dann sah er wieder auf.

 

„Und mein Bruder?“ fragte er dann.

 

„Frau Hofmann? Ist Herr von Brahmberg denn zu sprechen?“

 

„Ja das ist kein Problem. Ich verbinde,“ sie wartete bis Richard am anderen Ende der Leitung abhob.

 

„Was gibt es jetzt Sabrina?“ frage Richard leicht genervt in den Hörer, erst vor fünf Minuten hatte sie ihn angerufen um ihm zu sagen das Lisa mit diesem Vogel die Firma verlassen hatte, aber irgendwas wichtiges Aufgeschnappt hatte sie nicht was die beiden anging.

 

„Ich habe David in der Leitung.“

 

„Stell ihn durch!“

 

„OK, ach Richi....“

 

„Was denn noch?!“

 

„Er wollte eigentlich die Plenske sprechen.“

 

„Du hast ihm hoffentlich nicht gesagt das sie mit Kowalski unterwegs ist.“

 

„Nein habe ich nicht...“

 

„Dann stell ihn endlich durch!“

 

 

Als die Musik verklang und Kai eine knacken hörte gab er den Hörer an David weiter und setzte sich dann gegenüber von ihm auf den Stuhl.

 

„Hallo David, wie geht es dir?“ begrüßte Richard seinen Bruder.

 

„Es geht schon Richard danke. Macht Lisa gerade Mittag?“

 

„Ja, sie wollte glaube ich in den Kiosk.“ Log Richard ihn an, er hielt es nicht für klug David auf die Nase zu binden mit wem Lisa wohl gerade Mittag machte.

 

„Hab ich mir gedacht und wie läuft es in der Firma?“

 

„Auch ganz gut, Max und ich haben den Laden ganz gut im Griff. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen deswegen.“

 

„Das freut mich zu hören und sonst? Wie läuft es mit Sabrina?“

 

„Sie hat mir immer noch nicht die Wahrheit gesagt, aber ich kann ihr auch nicht sagen das ich es sehr wohl schon weiß. Das einzige was mir da Sorgen macht ist ob dieser Decker nicht irgendwann mal nachfragt. Ich meine, der ist nicht dumm und wenn er nachrechnet....“ließ Richard den Satz ins leere laufen.

 

„Du hast Angst er könnte als Vater auf seine Rechte pochen? Dafür muss er aber erst einmal wissen das, das Kind von ihm ist und dann geht das ganze erst mal vor Gericht und außerdem könnte es ja dann noch sein das er für Sabrina und das Kind Unterhalt bezahlen muss. Also das überlegt er sich sicher dreimal.“

 

„Ich bin mir da nicht so sicher und was wenn er es darauf ankommen lässt?“

 

„Dann nimmst du  Sabrina und dir einen guten Anwalt und dann wird das schon.“

 

„Na wenn du das sagst,“ lachte Richard leicht.

 

„Na hör mal was ist denn mit dir los? So kenn ich dich ja gar nicht, mutierst du also doch noch zu einem Weichei und Familienmenschen?“ lachte David nur.

 

„Also das Weichei nimmst du sofort zurück. Außerdem warst du es doch der immer auf Familie und so bedacht war. Jetzt nehm ich mir dich einmal zum Vorbild dann ist es auch nicht gut.“

 

„Oh jetzt fühle ich mich geehrt, ich habe den großen bösen Richard von Brahmberg zum Familienmenschen erzogen.“ Er sah das Kai auf die Uhr deutete und mit den Fingern noch zwei Minuten anzeigte, „Du Richard ich muss gleich wieder auflegen, grüß bitte Lisa von mir und sag ihr das es mit gut geht.“

 

„Mach ich David und halt die Ohren steif.“ Verabschiedete Richard sich.

 

„Ich melde mich dann noch mal.“ Mit diesen Worten legte er den Hörer zurück auf die Gabel.

 

 

„Und geht es dir jetzt Besser?“ fragte Kai

 

„Doch schon,“ zuckte David mit den Schultern.

 

„Aber du hättest lieber mit deiner Freundin gesprochen , stimmst?“

 

„Ja.“

 

Kai sah sich David kurz an, dann stand er auf und schloss die Türe, die bis jetzt aufgestanden hatte.

 

„OK ich mache eine Ausnahme, weil ich weiß das die nächsten Tage noch härter und schlimmer werden und du sie dann bestimmt nicht anrufen kannst und darfst.“ Griff er wieder nach dem Hörer und wählte Lisas Handynummer, die auf dem Zettel in seiner Hand stand.

 

 

Lisa saß mit Rokko in einem neuen Berliner Szenerestaurant, auch wenn sie zuerst nur wiederwillig mitgegangen war er brachte sie wieder zum lachen. Sie wusste nicht wie er es immer wieder schaffte sie von den Sorgen um David abzulenken. Er hatte nicht nur einen Tisch für sie reserviert, sondern auch gleich ein Drei Gänge Menu dazu und Lisa musste zugeben es war vorzüglich. Der Rotwein passte auch genau zum Hauptgericht und Rokko schenkte ihr immer wieder nach. Sie hatte protestiert, da sie ja noch arbeiten müsse, doch er hatte nur gemeint, das sie schon noch was vertragen würde und wenn nicht hätte sie sich auch einmal einen freien Nachmittag verdient, wo sie doch immer bis spät Abends im Büro hockte.

Lisa hatte einfach keine Chance und die Stimme, die sie immer wieder an David erinnerte verblasste auch zunehmend, bis sie sie gar nicht mehr hörte.

Rokko wollte gerade erneut mit ihr Anstoßen als ihr Handy klingelte, sie zog es schnell aus ihrer Tasche und warf einen Blick auf das Display.

 

„Geh nicht ran, wer immer es ist, es kann warten.“

 

„Nein, was wenn es ein Kunde ist? Oder Richard, oder David.“

 

„Die beiden Letztgenannten können warten. Du musst lernen Prioritäten zu setzten.“

 

„Ich kann sehr wohl Prioritäten setzten,“ funkelte sie ihn an und nahm dann ab, „Lisa Plenske?“

 

Doch bevor sie noch verstehen konnte wer am anderen Ende der Leitung war nahm Rokko ihr das Handy aus der Hand. Er hörte kurz zu und sein Gesicht nahm einen nicht durchschaubaren Ausdruck an.

 

„Tut mir Leid Frau Plenske ist gerade in einem wichtigen Meeting und darf nicht gestört werden.“ Mit diesen Worten legte er wieder auf.

 

„Was sollte das jetzt? Und wer war das?“ fragte sie und musste sich beherrschen um ihn nicht anzuschreien.

 

„Das war nur ein Vertreter, der ihnen irgendeinen Schwachsinn andrehen wollte. Seien sie froh das ich ihnen den vom Hals gehalten habe.“

 

Lisa wusste nicht ob sie ihm das glauben konnte, aber das musste sie wohl. Bevor der- oder diejenige ihr sagen konnte wer er war und was er wollte hatte Rokko ihr das Handy ja schon abgenommen. Zudem war die Nummer nicht angezeigt worden und somit konnte sie auch später nicht zurückrufen. Sie leerte ihr Glas Rotwein und stand dann leicht wackelig auf.

 

„Sie übernehmen ja die Rechnung.“ Fauchte sie Rokko an und machte sich auf den Weg nach draußen.

 

 

Kai starrte auf den Hörer in seiner Hand, was war das denn jetzt gewesen? Er hatte zuerst ganz eindeutig die Stimme einer Frau gehört, die sich mit Plenske gemeldet hatte und dann war ein Typ dran gewesen. Er sah zu David, der ihn fragend ansah.

Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Das konnte ihn zurückwerfen, aber wenn er ihn anlog und er bekam irgendwie doch die Wahrheit heraus war es nur noch schlimmer.

 

„Und?“ fragte David, „Mailbox?“

 

„Nein,“ setzte Kai sich wieder, „Ich könnte schwören, das sie sich gemeldet hat doch dann war plötzlich ein Mann dran und meinte sie wäre in einem Meeting  dürfe nicht gestört werden.“

 

David zeigte keine Reaktion und Kai wusste nicht ob das nun ein gutes oder ein Schlechtes Zeichen war.

 

„Ein Mann also,“ sagte David dann nur Tonlos bevor er aufstand, „Danke das du die Ausnahme gemacht hast, ich weiß das zu schätzen.“ Dann ging er zur Tür und verschwand wieder in Richtung seines Zimmers.

Kai ging ihm bis auf den Flur hinterher und sah ihm nach, als David in seinem Zimmer verschwunden war nahm er das Stationstelefon und wählte die interne Nummer von Davids Therapeuten, sicher war sicher.

 

 

Kapitel 7

 

 

Richard stand gerade bei Agnes am Catering als Lisa wütend wieder die Firma betrat und in Richtung ihres Büros stürmte. Verwundert sah er ihr nach, nahm sich dann seinen Becher Kaffee und folgte ihr. Sein Gefühl sagte ihm, das irgendetwas mit diesem Kowalski vorgefallen sein musste. Vorsichtig steckte er den Kopf durch die Türe, Lisa hatte sich schon wieder in ihre Unterlagen vertieft.

 

„Na wie war deine Mittagspause?“ fragte er dann direkt heraus.

 

„Frag nicht!“ gab sie nur wütend zurück, „Es wäre wirklich nett wenn mir irgendjemand mal Kowalski vom Hals halten würde. Eine Klette ist nicht so lästig wie er.“

 

„OK was ist vorgefallen?“ hakte Richard nach.

 

„Ganz einfach, er wollte mich mit Rotwein abfüllen und als dann mein Handy klingelte hat er es mir abgenommen, gesagt ich wäre in einem Meeting und hat aufgelegt.“ Funkelte Lisa ihn an.

 

„Er hat was?! Weißt du denn wer dich da angerufen hat?“

 

„Nein bevor ich hören konnte wer dran war, hat er es mir ja schon abgenommen und die Nummer wurde nicht gesendet.“

 

„Aha, gut ich werde ihn mir einmal zur Brust nehmen so geht das nicht, wenn das ein wichtiger Kunde war dann kann Kowalski einpacken. Werbekomet hin oder her.“ Lag nun auch ein Funkeln in Richards Augen.

 

„Also von mir aus kannst du ihn auch sofort rauswerfen.“

 

„Das würde ich liebend gern tun, aber leider brauchen wir jemanden für die PR. Zum Glück hat noch niemand Wind davon bekommen wo David steckt. Ich soll dich übrigens lieb grüßen, er reif an da warst du gerade mit Kowalski weg.“

 

„Er hat hier angerufen? Na toll auch das noch,“ ließ Lisa sich in ihren Stuhl zurückfallen, „Und gerade jetzt war ich nicht da.“ Sie senkte den Blick gegen Boden.

 

„Er klang gut am Telefon, leicht nervös, aber gut.“

 

„Meinst du ich kann ihn anrufen? Ich würde ihn so gerne noch einmal sprechen bevor jetzt bald die zeit anfängt in der er sich nicht melden kann.“

 

„Versuch es einfach, mehr wie nein sagen können sie nicht.“ Legte Richard ihr die Hand auf die Schulter bevor er das Büro verließ.

 

Als er die Türe hinter sich schloss verschwand der freundliche Ausdruck aus seinem Gesicht wieder und Hugo, der gerade um die Ecke kam erschrak sich fürchterlich.

 

„Mein Gott Richard, was setzt du denn wieder für Minen auf?“ fragte er dann als er den ersten Schock überwunden hatte.

 

„Sie wirken also noch, das ist gut.“ Funkelte er Hugo an und sah dann wütend zu Rokkos Büro hinüber. „Ist der Hampelmann vom Dienst schon wieder da?“

 

„Du meinst unseren neuen PR Manager? Das weiß ich nicht, aber ich wollte gerade zu ihm.“

 

„Gut, dann lass ich dir mal den Vortritt, sag mir einfach bescheid wenn du ihn wieder freigegeben hast.“ Ging Richard zurück in sein Büro.

 

 

David lag auf seinem Bett, den Teddy hatte er in einem Anflug von Wut und Rage gegen die Tür geworfen und ihn dann achtlos auf dem Boden liegen lassen. Tränen rannen unkontrolliert seine Wangen hinab, dazu zitterte er. Er wusste nicht ob das nun von dem Entzug kam oder von dem Gedanken, das seine Lisa sich mit einem anderen Mann traf. Sollte sich das ganze was er in dem letzten Jahr erlebt hatte wiederholen? Würde sie ihn wieder fallen lassen? War sie vielleicht sogar wieder mit Sydney unterwegs? Er schüttelte den Kopf, Sydney war in New York und überhaupt hatten sie sich alle ausgesprochen. Kurz nachdem Lisa und David zusammengezogen waren, war Sydney noch einmal geschäftlich in Berlin gewesen und hatte sie um eine Aussprache gebeten. Richard war ebenfalls dabei gewesen und sie hatten sich sogar darauf geeinigt das sie versuchen würden sich mit ihren Unternehmen nicht in die Quere zu kommen. Zu Davids erstaunen hatte das sogar ganz gut geklappt und wie er wusste telefonierten Richard und Syd täglich miteinander. Mit und mit schied Sydney als der Mann aus, der Lisa das Handy abgenommen haben musste, das war einfach unlogisch, doch wer war es dann gewesen? Ließ sie sich gerade von jemand völlig fremden um den Finger wickeln?

Seine Gedanken quälten ihn, er drehte sich um und starrte auf die Türe, Bilder von Lisa und einem gesichtslosen Mann in ihrer Wohnung tauchten vor seinem Auge auf, so wie damals auf der Taufe überraschte er sie wieder. Warum tat sie ihm das an? Warum machte er dann das ganze hier?

Die Türe wurde geöffnet und sein Therapeut trat hinein, wortlos setzte er sich auf die Bettkante und sah David einfach nur an. David sah ihm an das er Bescheid wusste und er wusste auch worauf er jetzt hinauswollte, das David von selber das aussprach was ihn quälte, doch diesmal würde er es nicht tun, diesmal konnte er ihm nicht helfen. David wusste der Schmerz würde bleiben, ebenso die Fragen, die Zweifel und auch die Bilder, die immer wieder vor seinem Auge aufblitzten.

 

Richard sah von seinen Unterlagen auf als Hugo Kopfschüttelnd sein Büro betrat.

 

„Du wirst nicht glauben wie dieser Pausenclown unsere neue Kollektion vermarkten will. Dafür gebe ich sie nicht her Richard, das könnt ihr euch abschminken.“

 

„Und wie will er sie vermarkten?“

 

„In Ramschläden, auf Flohmärkten, dieser Kerl will meine Haute Coture auf Flohmärkten vermarkten.“ Schlug Hugo die Hände über dem Kopf zusammen.

 

„Das ist nicht sein Ernst!“ sprang Richard auf, „Auf Flohmärkten?!“

 

„Oh doch das ist sein voller Ernst und den Kerima Award will er auch umgestalten wahrscheinlich in Boxevent oder noch schlimmer Schlammcatchen.“ Stöhnte Hugo, „Weis ihn endlich in seine Schranken Richard, sonst ruiniert er Kerima bevor wir Mon Dieu sagen können.“ Verließ er das Büro.

 

Richard schlug den Aktenordner zu und atmete noch einmal durch, diesem Kowalski würde er noch zeigen wer hier der Chef im Ring war. Er würde nicht zulassen das seine Firma ruiniert würde. Mit schnellen Schritten ging Richard zu Rokko ins Büro, auf das anklopfen verzichtete er und baute sich wütend vor dessen Schreibtisch auf.

 

„Was fällt ihnen eigentlich ein? Denken sie wirklich das ich ihnen das durchgehen lasse? Die neue Kollektion auf Flohmärkten zu vermarkten?!“ schrie er dann sofort los.

 

„Nun ja sagen sie das nicht mir, sagen sie das Lisa. Mit dem Budget das ich kriege ist nicht mehr drin.“ Antwortete Rokko nüchtern.

 

„Ihr Budget ist genauso hoch wie es die letzten Jahre auch war und wir haben immer exclusive Präsentationen und Marketing Konzepte gehabt, wenn sie also der Supermann sein wollen, so wie ihr Ruf das ja angeblich überall herausposaunt dann liegen in einer Stunde vernünftige Konzepte auf meinem Tisch, den Kerima Award miteingeschlossen!“

 

„Wie ich schon sagte Herr von Brahmberg, es liegt nicht an mir.“

 

„Eine Stunde!“ zischte Richard, „Oder ihre Zeit bei Kerima ist gezählt. Und noch etwas, hören sie auf meine Mitarbeiter zu belästigen und wenn mir noch einmal zu Ohren kommt wie sie Telefonate abwürgen dann werden sie sich wünschen mich nie kennen gelernt zu haben!“

 

„Ach daher weht der Wind, sie denken es wäre ein wichtiges Geschäftsgespräch gewesen. Tut mir leid, aber das war nur ihr Bruder am Telefon und der konnte meiner Ansicht nach warten.“

 

Richard, der schon halb zur Türe hinaus war schlug diese wieder zu, so dass das Glas bedrohlich wackelte.

 

„Wer war am Telefon?!“

 

„Ihr Bruder, der mit dem kleinen Problemchen um das hier so ein Bohei gemacht wird....“

 

„Glauben sie mir, im Gegensatz zu ihren Problemen, sind Davids Probleme Peanuts. Eine Stunde oder sie können ihre Sachen packen und wenn sie Frau Plenske noch einmal belästigen dann Gnade ihnen Gott!“ stürmte er aus dem Büro, nicht ohne die Türe wieder hinter sich zu zu knallen, so das dieses mal wirklich das Glas hinaussprang und in Tausenden Scherben auf den Boden fiel.

 

 

Kapitel 8

 

Vier Wochen später, war wieder etwas Ruhe eingekehrt. Rokko hatte damals Richard innerhalb von 30 Minuten ein neues akzeptables Konzept vorgelegt. Nicht das ihn Richards Drohungen auch wirklich interessiert hätten, doch er wollte seinen Job nicht verlieren, denn das hieß er würde auch Lisa nicht mehr sehen. Er hielt sich zwar was sie anging etwas zurück, doch aufgegeben hatte er noch lange nicht.

Lisa hatte seitdem versucht David zu erreichen, doch jedes Mal hatte man sie abgewiesen, er sei nicht in der Lage zu telefonieren. Zwei Tage nach dem Vorfall bekam jedoch Richard einen Anruf, ob er Zeit hätte vorbei zu kommen, es ginge um seinen Bruder. David hatte von Anfang an Richard als Ansprechpartner angegeben wenn irgend etwas sei. Er wollte damit weder seine Eltern noch Lisa belasten damals. Richard hatte sich natürlich sofort auf den Weg gemacht und zu seinem Entsetzten hatte man ihm mitgeteilt, das die Therapie auf der Kippe stand. David würde nicht mehr mitarbeiten, läge nur noch apathisch in seinem Zimmer und schien selbst die Wirkungen des Entzuges nicht mitzubekommen. Wenn dies sich nicht bald ändern würde mussten sie ihm Antidepressiva geben und wahrscheinlich auch wieder neue Dosen an Kokain.

Kai und der Therapeut sahen in Richard den letzten Ausweg. Diesem lief auch vier Wochen später noch ein kalter Schauer über den Rücken wenn er daran zurück dachte wie er David vorgefunden hatte.

 

Leise betrat Richard Davids Zimmer, er hatte Angst vor dem was ihn dort drinnen erwarten würde. Nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte drehte er sich zum Bett um. David lag da, zitterte am ganzen Körper, wurde ab und an von Krämpfen geschüttelt. Tränen rannen über seine Wangen und Richard wusste nicht ob das jetzt von dem Drogenentzug kam oder davon das David dachte Lisa würde ihm so etwas mit Sydney erneut antun. Langsam ging er zu dem Bett hinüber, setzte sich auf die Bettkante und griff vorsichtig nach Davids Hand.

 

„David? Ich bin es Richard.“ Hatte er leise gesagt und es hatte einige Zeit gedauert bis David reagiert hatte.

 

David sah ihn an, seine Blick war leer zeigte keine Gefühle, keinen Schmerz. Selbst damals als Lisa und Syd ihn bei den Seidels abgeliefert hatten, hatte er in der Nacht wo er auf Entzug war Gefühle gezeigt. Schmerz und Kampf, aber nun war da nichts.

 

„Richard,“ flüsterte er ausdruckslos, „Was machst du hier?“

 

„Sie haben mich angerufen, ich weiß was vorgefallen ist und ich wollte nach dir sehen.“

 

„Du brauchst dir keine Sorgen machen, mir geht es gut.“ Drehte er den Kopf wieder weg.

 

„David dir kann es nicht gut gehen, du bist mitten im Entzug, da geht es einem nicht gut. Wir alle wissen das, du brauchst uns nichts vorzuspielen.“

 

„Nein Richard, mir geht es gut. Ich weiß nicht was ich getan habe um so bestraft zu werden, aber irgendwas muss ich ja getan haben.“ Er zuckte mit den Schultern, „Irgendwann ist auch das vorbei.“

 

Seine stimme klang so ausdruckslos und kalt, das Richard zusammenzuckte.

 

„David, wegen Lisa, das ist nicht so wie du denkst. Sie war nur mit Kowalski Mittag machen und dieser Idiot dachte ich wäre das am Telefon.“

 

„Und warum würde er zu dir sagen Lisa wäre in einem Meeting? Nein, Richard sie betrügt mich und ich weiß nicht warum. Was habe ich getan, das sie so was tut?“

 

„Sie betrügt dich nicht glaub mir. Sie hat sich sofort nachdem sie zurück war bei mir über Kowalski beschwert. Sie hat versucht dich zu erreichen, aber man hat sie nie durchgestellt.“

 

„Ist das wahr Richard?“ setzte er sich auf.

 

„Ja, und ich bin nur hier weil sie eine Ausnahme gemacht haben. Weil du nicht mehr mitarbeitest, weil deine Therapie in Gefahr ist. Ich weiß doch das du das schaffen willst, das du von diesem Dreckzeug loskommen willst, ich weiß das du Lisa vermisst. Du darfst dich jetzt nicht wegen dieser Sache so gehen lassen, du musst kämpfen, es allen zeigen.“

 

„Und Lisa betrügt mich wirklich nicht mit diesem Kowalski?“

 

„Das würde sie nie tun. Sie liebt dich, ich würde sagen sie liebt dich sogar mehr als ihr eigenes Leben. Sie stürzt sich nur noch in die Arbeit, um sich abzulenken, sie macht sich solche Sorgen, das sie sich bei der letzten Kalkulation sogar verrechnet hat.“

 

„Aber dieser Kowalski will was von ihr?“

 

Richard zuckte mit den Schultern, „ Es sieht ganz so aus, er duzt sie ungefragt, er rennt wegen jeder Kleinigkeit zu ihr, wenn sie bei Agnes einen Kaffee trinkt kommt er auch. Aber ich habe da ein Auge drauf, glaub mir, er wird ihr nicht zu nahe kommen.“

 

„Richard?“ fragte David und zum erstenmal hörte er so etwas wie Gefühl in seiner Stimme.

 

„Ja?“

 

„Versprichst du mir auf sie aufzupassen?“

 

„Ich verspreche es dir.“

 

„Danke,“ schien David ein wenig erleichtert zu sein, „Sag ihr bitte das ich sie liebe und das ich versuche mich so schnell wie  möglich bei ihr zu melden.“ Das zittern wurde schlimmer und er verzog das Gesicht, er schien die schmerzen das erste mal wirklich wahrzunehmen. Wackelig stand er auf und öffnete die Schublade zu seinem Nachttisch, mit zittrigen Händen holte er den Teddy hervor und drückte ihn an sich, dann rollte er sich auf dem Bett zusammen.

 

 

Kai, der das ganze über die Überwachungskameras, die in jedem Zimmer installiert waren beobachtet hatte, trat nun ein.

 

„Herr von Brahmberg,“ sagte er nur und wies dann auf die Türe, „Es wird Zeit.“

 

„Ich komme,“ antwortete Richard ihm, „Ich muss jetzt wieder los David, ich werde es Lisa ausrichten.“ Berührte er ihn an der Schulter.

 

David griff nach seiner Hand, er sah ihn an, seine Augen waren leicht glasig, „Danke Richard, danke für alles.“

 

„Das war Selbstverständlich, dafür sind große Brüder da.“ Drückte er Davids Hand und verließ dann das Zimmer.

 

Inzwischen lag ein Lächeln auf Richards Gesicht, anscheinend war er damals wirklich zu David durchgedrungen. Jedenfalls arbeitete er seitdem wieder aktiv an der Therapie mit und letzte Woche durfte er das erste mal unter Aufsicht die Klinik verlassen. Richard hatte sich mit ihm, Kai und Lisa in einem kleinen Cafe nicht weit von der Klinik entfernt getroffen. Auch wenn David da noch schlecht ausgesehen hatte, hatten sie bemerkt dass das schlimmste überwunden war. David war zwar noch leicht nervös, doch sonst schien es als wäre nie etwas gewesen. Lisa und David hatten engumschlungen auf der Bank gesessen, hatten ihre Hände ineinander verknotet und schienen Kai und Richard gar nicht wahrzunehmen. Immer wieder hatten sie sich geküsst, wobei Kai und Richard nur wissende, grinsende Blicke getauscht hatten. Es war ein kurzes Treffen gewesen, doch er wusste David hatte es mehr als gut getan. Lisa  wollte sich zu Anfang bei David wegen dem Telefonat entschuldigen, doch er hatte ihr nur den Finger auf den Mund gelegt und sie damit zum schweigen gebracht.

 

„Nicht, es ist OK.“ Hatte er nur gesagt.

 

 

Richard lächelte, als er daran zurückdachte, dank diesen Treffens konnte er nun beruhigter zu seinem Geschäftstermin aufbrechen. Es war der erste den er seit Davids Klinikaufenthalt wahrnahm, alle anderen hatte Max für ihn übernommen. Immerhin hatte er David versprochen ein Auge auf Lisa zu haben und aufzupassen das dieser Kowalski ihr nicht zu nahe kam. Doch jetzt wusste er, das die beiden nichts auf der Welt mehr trennen konnte und auch Kowalski hatte sich etwas zurückgenommen und dann war Max ja auch noch da.

Er nahm seine Sachen und verließ sein Büro, nichtsahnend das Rokko Kowalski noch lange nicht aufgegeben hatte.

 

 

David ging fröhlich durch die Straßen Berlins, heute durfte er zum ersten mal alleine für einige Stunden die Klinik verlassen und er hatte beschlossen Lisa und Richard bei Kermia zu überraschen. Es ging ihm gut, die Nervosität war so gut wie weg und er hatte sogar ein Kilo wieder zugenommen. Als er vor dem Kerimagebäude ankam sah er kurz hinauf, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor das er das letzte mal hier gewesen war. Er lächelte, er war auf die Blicke von Richard und Lisa gespannt wenn sie ihn sahen. Er trat in den Aufzug und drückte den Knopf, der ihn endlich wieder in sein altes Leben brachte, in das Leben vor den Drogen.

 

 

Zufrieden sah Rokko, wie Richard mit einer Handvoll Akten sein Büro verließ und Zielstrebig den Aufzug ansteuerte. Es wurde auch Zeit das dieser Lackaffe endlich noch mal einen Auswärtigen Termin wahrnahm, denn wenn er da war konnte er sich Lisa gar nicht mehr nähern. Richard war in dieser Hinsicht schlimmer als ein bissiger Wachhund. Zu seiner Freude sah er, das Lisa am Catering gerade ein Sandwich aß und sich dazu eine Tasse Kaffee gönnte. Zielstrebig ging er auf sie zu und verwickelte sie in ein belangloses Gespräch. Er bemerkte das sie immer wieder versuchte ihn loszuwerden doch er blieb hartnäckig. Der Aufzug klingelte und er sah wie David Seidel heraustrat. Das war seine Chance wieder Zwietracht zwischen den beiden zu sähen. David Seidel war nicht gut genug für Lisa Plenske, sie verdiente etwas besseres. Er sah das sie David noch nicht bemerkt hatte, sondern ihn fragend ansah.

 

„Haben sie mich verstanden Herr Kowalski?“ fragte sie ihn kühl.

 

„Und ob ich sie verstanden habe.“ Antwortete er ihr nur und lächelte sie an, ein Blick über ihre Schulter verriet ihm das David direkt auf sie zukam. Er zog Lisa an sich heran und küsste sie. Sie hatte keine Chance sich zu wehren, so fest hielt er sie. Er öffnete die Augen und sah mit Genugtuung wie David zur Salzsäule erstarrte, seine Gesichtszüge entglitten ihm und der Schmerz den er empfand war deutlich sichtbar.

 

David konnte nicht glauben was er da sah, Richard hatte ihm doch gesagt, das Lisa ihn nie betrügen würde und auch sie selber hatte doch bei ihrem letzten Treffen noch einmal bestätigt das es für sie nur ihn gab und sonst keinen. Warum küsste sie jetzt diesen Kowalski? Er taumelte einen Schritt zurück, es stach in seinem Herzen, er fing einen Entsetzten Blick von Agnes auf bevor er sich umdrehte und so schnell er konnte im Aufzug verschwand.

 

Rokko löste sich von Lisa und wurde sofort von ihr mit einer Schimpftriade bedacht. Was ihm denn einfiele und so etwas, doch er hörte ihr nicht zu, blickte stattdessen auf seine Uhr und tat ganz erschrocken.

 

„Oh nein schon so spät, ich habe doch noch einen Termin,“ stieß er aus und verschwand im Treppenhaus. Um seinen Plan weiter zu verfolgen musste er David wieder abfangen. Er grinste diabolisch als die Türe zum Treppenhaus hinter ihm zufiel, David Seidel würde bald Geschichte sein.

 

 

Kapitel 9

 

Rokko sah als er aus dem Treppenhaus trat wie David gerade das Gebäude verließ. Sofort heftete er sich an seine Fersen, die Szene von eben zeigte Wirkung, David schien sich nicht bewusst zu sein wo er hinlief. Sein Schritt war schnell, doch nicht schnell genug um Rokko davon abzuhalten ihm zu folgen. Er beobachtete wie er die Hauptstraße entlang lief, ohne Ziel.

 

In Davids Kopf herrschte Chaos, Richard hatte ihm doch gesagt das Lisa ihn nie betrügen würde und nun so was. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen, sie betrog ihn sehr wohl mit diesem Kowalski. Warum hatte Richard ihn angelogen? Warum tat sie das? Was konnte dieser Kowalski ihr geben? Er sah nicht wo er hinlief, er wollte nur weg von Kerima, weg von Lisa, er wollte alleine sein. Alter Schmerz stieg in ihm hoch, der gleiche Schmerz wie damals als er sie mit Sydney London in seiner alten Wohnung erwischt hatte. Er dachte, das die Passanten um ihn herum ihn anstarren würden, das sie mit dem Finger auf ihn zeigten, die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Er musste weg von der Straße, er bog nach Rechts ab. Nun befand er sich in eine kleinen dunklen Gasse, er blieb kurz stehen um sich zu orientieren. Wenn er die Gasse bis zum Ende ging kam er an die Straße wo Jürgens Kiosk lag. Jürgen, vielleicht konnte er von ihm die Wahrheit erfahren. Jürgen war immer direkt gewesen, er würde ihn nicht anlügen. Wenn Lisa ihn wirklich nicht mehr liebte würde er das wissen. Er atmete einmal tief durch und wollte weiter gehen, bis zum Ende der Gasse war es nicht mehr weit. Gerade wollte er sich wieder in Bewegung setzten da spürte er einen harten Schlag am Kopf. Er taumelte, fiel zu Boden und bevor schwärze ihn umhüllen konnte sah er in ein Gesicht, das ihn diabolisch Grinsend auslachte.

 

Rokko sah das David endlich den Fehler machte, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte. Schnell drückte er sich in den Schatten der Gasse falls David sich umdrehen würde, er stieß dabei gegen etwas metallisches. Es war eine schwere Eisenstange, er hob sie auf, wog sie mit der Hand ab. Das war Ideal, besser konnte es nicht laufen. Sein Wagen stand am anderen Ende der Gasse, das war Zufall passte ihm aber wunderbar. Er sah wie David weiter gehen wollte, umfasste die Eisenstange fester und als er zum ersten Schritt ansetzte zog er sie ihm über den Kopf.

 

 

„Was fällt diesem Typen eigentlich ein?!“ wandte Lisa sich wutentbrannt an Agnes, welche immer noch in Richtung Aufzug starrte.

 

„David,“ brachte sie dann nur hervor.

 

„Wie David? Was hat David denn damit zu tun?“ fragte Lisa irritiert.

 

„Er war hier....er hat es gesehen....“stotterte Agnes, ihre Gedanken rasten und sie versuchte einen rationalen Gedanken zu fassen zu kriegen, doch das einzige an was sie klar denken konnte war David und sein Blick als er sah wie Rokko Lisa küsste.

 

„Nein,“ schlug Lisa die Hand vor den Mund und musste sich mit der anderen an der Theke festhalten um nicht umzukippen. Sie hatte das Gefühl ihre Beine wären aus Pudding und sie fühlte wie ihre Knie nachgaben. Weinend sank sie auf den Boden.

 

Das wiederum riss Agnes aus ihrer Starre, sie eilte um die Theke und nahm Lisa in den Arm, dabei sah sie wie Sabrina, die alles vom Empfang aus ebenfalls beobachtet hatte zum Telefon griff. Richard, formte sie lautlos mit den Lippen und Agnes nickte nur.

 

 

Jürgen, der gerade die neuen Lieferungen in den Kiosk brachte sah erstaunt auf, als ein Wagen aus der Parklücke schoss und dann mit viel zu hoher Geschwindigkeit davonraste. Er schüttelte den Kopf und sah dem Fahrzeug hinterher, Kennzeichen und Fahrzeugtyp konnte er nicht mehr erkennen nur noch das es ein dunkler Kombi war.

 

„Nur noch verrückte hier,“ murmelte er trug die letzten Zeitschriften in den Laden und hängte das Geschlossenschild in die Türe. Eine Pause hatte er sich verdient und Lisa hatte er auch schon ewig nicht mehr gesehen, warum also nicht einen kleinen Abstecher nach Kerima machen. Er entschied sich für die Abkürzung durch die Gasse und stockte kurz nachdem er sie betreten hatte. In seinem Weg lag eine blutige Eisenstange, daneben war eine Blutspur die Richtung Straße führte. Er erinnerte sich an den Wagen und zählte eins und eins zusammen. Er wollte schon wieder weiter gehen als er etwas abseits noch etwas liegen sah, er bückte sich und starrte es an. Es war eine Geldbörse, noch einmal sah er Richtung Straße und holte dann sein Handy aus der Tasche, vielleicht war ja doch etwas Faul.

 

Richard sah auf als sein Handy klingelte, es war Sabrinas Nummer vom Empfang. Er wollte sie schon wegdrücken als ihm einfiel, das vielleicht etwas mit dem Baby sein könnte.

 

„Entschuldigen sie mich bitte für einen Moment,“ sagte er zu seinem Geschäftspartner und stand auf,  draußen angekommen nahm er ab, „von Brahmberg?“

 

„Richard du musst sofort vorbeikommen!“ begann Sabrina, „ Dieser Kowalski hat Lisa geküsst!“

 

„Was?! Warum soll ich denn deswegen vorbeikommen? Max soll sich darum kümmern und Kowalski in seine Schranken weisen!“

 

„Nein, David war hier....er hat das gesehen. Du musst kommen Richard!“

 

„David? Sag bitte das, das nicht wahr ist Sabrina.“

 

„Doch , er hat gesehen wie Kowalski Lisa küsst und ist dann wieder in den Aufzug gestürmt.“

 

„War noch jemand mit David da?“ fragte Richard nach und hoffte inständig das David zusammen mit Kai unterwegs war.

 

„Nein, er war alleine.“

 

„Ich bin schon unterwegs.“ Legte er auf und ging noch einmal schnell zurück zu seinem Geschäftspartner. „Entschuldigen sie mich bitte, es gibt einen privaten Notfall zu dem ich müsste.“ Nahm er seine Jacke.

 

„Aber sicher doch, ihre Verlobte ist schwanger richtig?“

 

„Ja, das ist sie. Ich melde mich bei ihnen wegen einem neuem Termin.“ Wandte er sich wieder zur Türe.

 

„Tun sie das junger Mann.“ Grinste ihm sein Partner hinterher.

 

 

David stöhnte auf, warum war alles um ihn herum so dunkel? Sein Kopf schmerzte, er fasste sich an die Schläfe und fühlte etwas warmes. Schnell zog er die Hand wieder weg und starrte sie an. Blut klebte an seinen Fingern. Wo war er und was war passiert? Ihm war kalt, er bemerkte das er auf einem harten Betonboden lag, mühsam hielt er die Augen offen, die Erinnerung kam langsam zurück. Der Entzug, Lisa und dieser Kowalski. Er sah erneut wie sie sich küssten, er zuckte zusammen, es tat weh, es tat weh das sie ihn betrog.

Er versuchte sich aufzusetzen und stellte dabei fest, das er mit einer Hand an eine Heizung gefesselt war. Was sollte das denn? Wo war er denn überhaupt hingegangen nachdem er Kerima verlassen hatte? Er konnte sich nicht erinnern, aber in der Klinik war er nicht so viel wusste er. Das hier schien ein Kellerraum zu sein. Er horchte, ob er irgendwelche Geräusche hören konnte, doch nichts rührte sich. Er ließ sich zurück sinken und schloss die Augen, was hatte das alles zu bedeuten?

 

 

Jürgen konnte nicht glauben was die Polizei ihm da sagte, er hatte nichts von dem was er gefunden hatte angefasst, deshalb wusste er auch nicht wessen Geldbörse es war. Doch nun stand ein Polizist mit Davids Ausweis vor ihm und fragte ihn ob er diesen Mann denn in der nähe gesehen habe.

 

„D....David!“ brachte er hervor und hielt sich an der Hauswand fest.

 

„Sie kennen ihn?“ fragte der Beamte.

 

„Ja, ja er ist ein Freund von mir.“

 

„Haben sie ihn heute hier gesehen?“

 

„Heute? Nein, ich war auf dem Weg in seine Firma, als ich die Stange und das Blut entdeckte kurz nachdem dieser Wagen davongerast ist.“

 

„Gut, wir haben dann erst mal keine weiteren Fragen an sie.“ Entließ der Beamte Jürgen.

 

Dieser starrte noch einmal auf die Blutspuren, sie stammten bestimmt von David. Er riss sich von der Szene los und rannte zu Kerima.

 

 

Kapitel 10

 

Als Richard Kerima erreichte, sah er einen außer Atem geratenen Jürgen auf sich zukommen. Verwundert blieb er stehen und runzelte die Stirn.

 

„David,“ presste Jürgen nur heraus wo er ihn erreicht hatte.

 

Richard nickte nur und betrat zusammen mit ihm den Aufzug.

 

„Du weißt es schon?“ fragte Jürgen als der Aufzug sich in Bewegung setzte.

 

„Sabrina rief mich an, er hat gesehen wie dieser Kowalski Lisa küsste und ist dann wieder weg.“ Verdunkelte sich Richards Miene.

 

„Was?! Rokko hat was getan?!“ starrte Jürgen ihn an, „Aber, aber....oh mein Gott, Richard ich...ich wollte ja nach hier und in...in....der Gasse da...da...“

 

„Jürgen! Auf was willst du hinaus?!“ musste Richard sich beherrschen um ihm nicht an die Gurgel zu gehen.

 

„Da lag diese Stange und an der war Blut und daneben da...da lag eine Geldbörse...und... und eine Blutspur führte Richtung Straße....“

 

„Decker!“ zischte Richard nun.

 

„ Ich habe die Polizei gerufen und es...es war Davids Geldbörse.“  Brachte Jürgen schließlich hervor.

 

Richard konnte da drauf nichts sagen, er starrte Jürgen nur an. Ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen, was hatte das zu bedeuten? Warum lag Davids Geldbörse in der Gasse und was hatte es mit dieser Stange auf sich?

 

„Was....was meinst du damit?“ brachte er schließlich stockend raus.

 

„Ich weiß es selber nicht, vorher habe ich noch einen dunklen Kombi davonrasen sehen. Das habe ich auch alles der Polizei gesagt. Vielleicht...vielleicht hat das ja gar nichts zu bedeuten....vielleicht hat David seine Geldbörse nur in der Gasse verloren....aber...ich wollte euch trotzdem bescheid sagen. Die Polizei informiert die Seidels.“ Stand Jürgen immer noch unter Schock.

 

Bevor Richard antworten konnte öffneten sich die Fahrstuhltüren und sie traten hinaus. Ein Blick ins Foyer sagte ihm, dass das gesamte Augenmerk auf das Catering gerichtet war.

Sabrina hatte den Empfang jedoch nicht verlassen und eilte somit sofort auf Richard und Jürgen zu.

 

„Richi endlich,“ umarmte sie ihn kurz, „Kowalski ist übrigens nicht mehr da, hat wohl was von nem Auswärtigen Termin gesagt.“

 

„Wo ist Lisa?“ fragte Richard nur und versuchte sie in dem Pulk um den Tresen ausfindig zu machen.

 

„Immer noch bei Agnes.....“

 

Doch Richard hörte nicht weiter zu, er ging mit schnellen Schritten zu Agnes und sah Lisa auch dann schon auf dem Boden knien.

 

„Was gibt es denn hier so zu gaffen!“ schnauzte er seine Mitarbeiter, die drum herum standen an und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Bei Lisa angekommen kniete er sich vor sie und nahm ihre Hände in seine. „Lisa? Komm Lisa wir gehen in mein Büro.“ Half er ihr hoch und stützte sie dann, mit einem Kopfnicken gab er Agnes, Max und Jürgen zu verstehen das sie ihm folge sollten.

 

 

Friedrich hielt Laura im Arm während er dem Beamten und seinen Ausführungen zuhörte. Man könne noch nicht mit Sicherheit sagen, dass das Blut von David stamme, aber es wäre möglich. Man bat um einen persönlichen Gegenstand von David um einen DNA Vergleich machen zu können.

Erst jetzt realisierte Friedrich was die Beamten ihm da erzählten, er sah sie das erste mal wirklich an und schüttelte dann mit dem Kopf.

 

„Das kann nicht sein,“ sagte er dann, „Unser Sohn befindet sich im Moment in der Waldklinik.“

 

„In der Waldklinik?“ fragte einer der Beamten nach, „Aber das ist doch eine Entzugsklinik.“

 

„Ja, er macht dort eine Stationäre Therapie um sein Drogenproblem in den Griff zu bekommen.“

 

Der Beamte runzelte die Stirn, der Geschäftsführer von Kerima Moda hatte ein Drogenproblem und bis jetzt war noch nichts davon an die Öffentlichkeit gesickert. In Gedanken lobte er die PR Arbeit von Kerima, es war nicht leicht so etwas in diesen Kreisen zu verheimlichen.

 

„Das heißt er müsste jetzt eigentlich in der Klinik sein?“

 

„Ja müsste er, wir können dort anrufen, wenn sie dann immer noch eine DNA Probe benötigen können sie sicher von ihnen eine Blutprobe bekommen.“ Griff Friedrich nach dem Hörer und wählte die Nummer der Klinik. „Ja guten Tag Seidel hier, könnte ich wohl mit Kai Larrsen oder Herrn Vanderbroeck sprechen? Ja danke ich warte....hallo Herr Larrsen, Seidel hier....was? Nein warum? Ja....ja ich verstehe...man hat seine Geldbörse gefunden und noch andere Spuren....die Polizei ist gerade bei uns....ja...ja genau...dann schicke ich die Beamten zu ihnen...nein danke ich werde Herrn von Brahmberg bescheid geben, auf Wiederhören.“

 

Friedrich war während des Telefonates immer blasser geworden, ängstlich blickte Laura zu ihm hinüber. Er musste sich kurz sammeln bis er wieder zu den Beamten sprach.

 

„Mein Sohn durfte heute zum ersten mal ohne Begleitung die Klinik für ein paar Stunden verlassen. Er hätte vor einer halben Stunde zurück sein sollen. Man erwartet sie in der Klinik, dort wird man ihnen eine Blutprobe zur Verfügung stellen.“ Sagte er Tonlos.

 

„Danke Herr Seidel und machen sie sich bitte nicht zu viele Sorgen,“ antwortete der Beamte in einem ruhigen Ton, „Das alles muss immer noch nicht heißen das die Blutspuren von ihrem Sohn sind. Vielleicht hat er bemerkt das er seine Geldbörse verloren hat und ist deswegen noch nicht zurück.“ Verabschiedeten sie sich.

 

Friedrich sah den Beamten noch kurz hinterher dann setzte er sich wieder zu Laura, nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken.

 

„ Hoffentlich ist ihm nichts passiert.“ Flüsterte sie und konnte die Tränen nicht mehr zurück halten.

 

 

Zögernd sah Rokko auf die Uhr, er hatte sich zu einem Geschäftstermin verabschiedet was hieß so schnell würde er auch nicht zurück erwartet. Das wiederum gab ihm Gelegenheit noch einmal nach seinem Gast zu sehen, das letzte mal das er unten war, war dieser noch ohne Bewusstsein gewesen, doch das müsste sich inzwischen geändert haben. Langsam stieg er die Treppe in den Keller hinunter, niemand wusste das er dieses Haus in Grunewald besaß und was noch besser war, er hielt David praktisch vor der Nase seiner Eltern und all derer, die noch in der Villa Seidel ein und aus gingen gefangen. Doch sie würden nie auf die Idee kommen das er so nah war. Grinsend schloss er die schwere Türe auf, der Raum lag im Halbdunkeln wurde nur von einer kleinen Glühbirne dürftig erhellt. Er sah David immer noch so daliegen wie er ihn an die Heizung gefesselt hatte, war der Kerl etwa immer noch nicht wach? Er ging neben David in die Hocke, er hatte die Augen geschlossen, unsanft trat er ihm in die Seite.

 

„Na los aufwachen du Junkie!“ schrie er ihn an und trat erneut zu.

 

Stöhnend öffnete David die Augen, sein Kopf dröhnte immer noch und die Tritte in seine Seite taten nicht gerade dazu bei, das er sich besser fühlte.

 

„Na Endlich!“ riss Rokko ihn hoch so das David ihn ansehen musste.

 

„Was....was wollen sie von mir?“ fragte David und versuchte seinen verschwommenen Blick zu fokussieren.

 

„Das ist ganz einfach, ich will das du Lisa in Ruhe lässt, sie hat etwas besseres verdient als einen Junkie wie dich. Sie ist viel zu gut für dich und ich werde nicht zulassen, das sie wegen dir emotional verhungert. Du bist das letzte David Seidel und die ganze Welt wird bald wissen was für ein elender Versager du bist.“ Spuckte ihn Rokko förmlich an.

 

David konnte mit diesen Worten nichts anfangen, er war doch gerade dabei seine Probleme in den Griff zu bekommen, was wollte dieser Kowalski von ihm? Was hatte Lisa damit zu tun.

 

„Was....was...hat...hat denn Lisa...da...damit zu tun?“

 

Rokko sah ihn nur verächtlich an, „Sie gehört zu mir, das hat sie damit zu tun und solange du da bist stehst du mir im Weg.“ Stieß er ihn zurück, wobei David unsanft mit dem Kopf gegen die Wand stieß, ihm wurde wieder schwarz vor Augen, doch bevor er in die Bewusstlosigkeit zurücksinken konnte zog Rokko ihn wieder hoch.

In seinem Kopf begann sich alles zu drehen und er hatte das Gefühl das er sich übergeben müsste. „Ich werde dich fertig machen David Seidel und wenn du das überleben solltest schwöre ich dir das du deinem erbärmlichen Leben selber ein Ende setzten wirst.“

 

Rokko ließ ihn so abrupt los, das er nach hinten sackte. Nur mit mühe konnte er sich abstützen und ließ sich zurück auf den Boden gleiten. Er hörte wie die Türe knarrend zugezogen wurde und als er sicher war, das er alleine war ließ er den Tränen, die sich in seinen Augen gesammelt hatten freien Lauf. Er rollte sich so gut es ging auf dem kalten Betonboden zusammen und legte vorsichtig den Kopf auf den Boden.

 

„Ich liebe dich Lisa,“ flüsterte er, „pass auf dich auf.“ Dann schloss er die Augen und glitt zurück in die Schwärze um den Schmerzen die sich in seinem Körper ausbreiteten zu entkommen.

 

 

Kapitel 11

 

 

Nervös tigerte Richard zwei Wochen später durch sein Büro, selbst er hatte noch nicht alle Informationen, die er bekommen hatte verarbeitet. David war immer noch verschwunden und die Polizei hatte festgestellt, dass das Blut an dieser Eisenstange und auf dem Boden seins war. Man wusste nicht was passiert war, zuerst nahm man an er hätte einen Unfall gehabt und irgendwer habe ihn mit dem Wagen, den Jürgen davonrasen gesehen hatte ins nächste Krankenhaus gebracht, doch dem war nicht so. Laura war nach dieser Nachricht zusammengebrochen und befand sich nun im Krankenhaus und auch mit Friedrichs Nerven war es nicht zum besten Bestellt. Von Lisa ganz zu schweigen, weshalb er sie jetzt bei sich aufgenommen hatte. In ihrer und Davids Wohnung hielt sie es nicht aus, ihre Eltern waren Verreist und Friedrich hatte genug mit Laura zu tun. Blieben nicht mehr viele alternativen und so konnte er auch verhindern das Rokko ihr privat nachstellte.

Rokko, bei dem Gedanken an ihn stellten sich Richards Nackenhaare auf, nachdem er nach dem Vorfall zurückgekehrt war, hatte Richard ihm erst einmal die erste Abmahnung auf den Schreibtisch geknallt und wenn sich dieser Kerl noch einmal so etwas leisten würde dann war er dran, egal ob sie noch niemand neues für die PR Abteilung hatten und wenn er seine Schwester aus den USA einfliegen lassen musste, Rokko würde bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit Achtkant aus der Firma fliegen. Ein fieses Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus, er würde jede Sekunde genießen wenn es soweit war.

Das öffnen seiner Bürotüre riss ihn aus seinen Gedanken, er blickte auf und sah Lisa im Raum stehen.

 

„Hast du etwas neues gehört?“ fragte sie leise.

 

„Nein,“ schüttelte er den Kopf, „Es gibt keine Neuigkeiten.“

 

Seufzend ließ Lisa sich daraufhin in den Sessel vor seinem Schreibtisch sinken.

 

„Wo ist er nur? Was wenn er....wenn er gar nicht mehr...ich meine....“

 

„Schsch, so etwas dürfen gar nicht erst denken.“ Legte Richard einen Arm um sie, dadurch das sie jetzt bei ihm wohnte bekam er mit, das sie so gut wie nicht mehr schlief, nichts mehr aß und mit ihren Gedanken nur noch bei David war. „Nimm dir den Rest des Tages frei Lisa. Geh raus und komm auf andere Gedanken.“

 

„Ich kann nicht, überall werde ich an ihn erinnert und außerdem habe ich einen Termin mit Kowalski.“

 

„Einen Termin mit Kowalski? Weswegen?“

 

„Was weiß denn ich? Er verhandelt wohl mit irgendeinem Sponsor für den Kerima Award und dazu noch mit einer Werbeagentur. Wahrscheinlich will er wieder mehr Budegt.“

 

„Wenn du willst dann komm ich mit zu dem Meeting oder ich kann es auch ganz übernehmen.“

 

„Nein danke Richard, aber ich schaff das schon. Arbeit lenkt mich ab.“ Stand sie wieder auf, „Aber wenn ich deine Hilfe benötige dann ruf ich dich an OK?“

 

„OK, ich bin heute den ganzen Tag hier.“ Sah er ihr hinterher, für ihn stand fest, sie würde dieses Meeting nicht alleine abhalten.

 

 

Rokko lächelte sein Gegenüber an, „Und das wird dann heute noch gesendet?“

 

„Sicher, das ist die Story und mit den Fotos und Beweisen, die du uns gegeben hast wird unsere Auflage morgen so hoch sein wie noch nie.“ Antwortete ihm sein Partner.

 

„Aber du weißt, meinen Namen nirgendwo erwähnen, ich möchte meinen Job noch ein wenig behalten.“

 

„Sicher Rokko, du weißt das wir unsere Informanten nie verraten, aber was hält dich jetzt eigentlich noch da? Ich meine wenn wir das bringen dann wird Kerima sinken wie die Titanic.“

 

„Das ist auch der Sinn der Sache mein Lieber,“ antwortete Rokko ruhig, „Und was mich da noch hält? Eine Frau, ein Experiment, das unentdeckte Land.“ Blitzten seine Augen auf.

 

„Das unentdeckte Land?! Willst du mir jetzt wirklich weismachen in einer Firma wie Kerima gibt es eine Frau, die erst noch entdeckt werden muss?“

 

„Oh ja, genau die gibt es da. Sie passt gar nicht dort hinein, aber ich werde ihr Geheimnis schon noch entschlüsseln.“

 

„Wenn das dann auch so eine Hammer Story ist,“ erhob sich sein Partner, „du weißt wie du mich erreichst.“

 

„Sicher doch, wozu sind Freunde da.“ Zwinkerte er ihm zu, „Wenn ich Lisa Plenkse geknackt habe, dann bekommst du die exclusiv Story.“ Mit diesen Worten Verabschiedete er sich und machte sich auf den Rückweg zu Kerima. In einer Stunde hatte er ein Meeting mit Lisa, eigentlich noch Zeit genug bei seinem Gast vorbei zu schauen und ihm ein bisschen Ablenkung vom grauen Kelleralltag verschaffen.

 

 

David starrte an die Wand, er wusste nicht wie lange er nun schon festgehalten wurde, er wusste immer noch nicht warum Rokko so einen Hass auf ihn hatte. Was hatte er getan, das er ihn so quälte? Inzwischen hatte Rokko die Glühbirne durch eine Neonröhre ersetzt, dadurch war der Keller nun Tag wie nacht in kühles ja fast steriles Licht getaucht, ab und an flackerte sie auf, dann erlosch sie für ein paar Minuten, manchmal auch für ein paar Stunden. Oder waren es immer nur Sekunden? Mit Zeit konnte David gar nichts mehr anfangen. Ob Lisa oben war? Mit diesem Kowalski? Nichtsahnend, das er hier unten hockte? Konnte das sein? Suchten sie ihn denn nicht? Aber wie sollten sie auf die Idee kommen, das er hier war? Wie sollten sie darauf kommen das Rokko ihn entführt hatte? Er versuchte sich an den Ort zu erinnern an dem es passiert sein musste, doch er erinnerte sich nur an den Kuss und das er weggelaufen war, dann an nichts mehr bis er wieder aufgewacht war. Seine Hand schmerzte, mehrmals hatte er versucht sie aus der Fessel zu befreien, vergebens. Dazu kamen fast täglich bohrende Kopfschmerzen, doch er versuchte sie so gut es ging zu ignorieren, er musste wach bleiben, bei Sinne um eine sich vielleicht gebende Chance zu fliehen nicht zu verpassen.

Er hob den Kopf, als er dachte Schritte zu hören und tatsächlich wurde die Türe knarrend geöffnet.

 

 

Rokko trat in den Keller, David saß gegen die Wand gelehnt und starrte ihn an, er bemerkte das sein Blick von Tag zu Tag ausdrucksloser wurde. Grinsend hielt er ihm ein paar Fotos hin.

 

„Ich habe dir etwas mitgebracht, damit du dich hier unten nicht so alleine fühlst Versager!“ zischte er und hielt ihm die Fotos unter die Nase.

 

David drehte sich weg, auf dem ersten Foto sah man Lisa, wie sie mit Rokko engumschlungen in die Kamera lächelte. Er wollte das nicht sehen, er wollte nicht glauben, das sie ihn wirklich mit Rokko betrog.

 

„Sieh dir die Bilder an Junkie!“ schrie Rokko und drehte gewaltsam seinen Kopf wieder zu den Fotos. David schloss die Augen, er wollte es nicht sehen. Rokkos Gesicht verdunkelte sich, „Ich habe gesagt du sollst sie dir ansehen!“ trat er ihm in den Magen.

 

David stöhnte auf, „Nein,“ presste er dann zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

 

„Nein? Das ist die falsche Antwort!“ hielt er ihm nun den Kopf fest und landete mit der anderen Hand einen Faustschlag in die Magengrube. Dann stand er auf, lächelte wissend und ging zu der gegenüber liegenden Wand, er rollte ein Poster aus und befestigte es mit Klebeband. Rokko wusste, so wie er David an die Heizung gefesselt hatte konnte dieser sich drehen und wenden wie er wollte, er sah immer diese eine Wand. „Schönen Tag noch.“ Verabschiedete er sich, nicht ohne David noch einmal an den Haaren hochzuziehen und in wissend anzugrinsen.

 

Langsam öffnete David die Augen wieder als er hörte wie die Türe wieder verschlossen wurde, doch was er sah ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Das Poster an der Wand zeigte Rokko und Lisa doch diesmal war es mehr als nur ein Kuss.

 

 

Kapitel 12

 

Betont lässig ging Richard in Lisas Büro, vor kurzem war Kowalski zurückgekommen und direkt zu ihr gegangen. Er klopfte kurz an und trat dann ein, an Rokkos überraschtem Gesicht wusste er das er nicht mit ihm gerechnet hatte.

 

„Und haben sie den Sponsor überreden können?“ fragte er sofort und ließ sich auf den freien Stuhl neben Rokko nieder.

 

„Nein leider noch nicht, dafür habe ich aber die Werbefirma an der Angel. Allerdings....“

 

„Brauchen sie dafür mehr Budegt. Vergessen sie es!“ beendete Richard den Satz.

 

„Ich denke nicht das sie das so sagen können!“ zischte Rokko zurück, „soweit ich weiß ist Lisa dafür zuständig.“

 

„Für sie immer noch Frau Plenske.“ Wurde Richard lauter.

 

„Ach immer dieses steife sie, duzen ist wesentlich besser fürs Arbeitsklima Herr von Brahmberg!“ betonte Rokko das von Brahmberg ganz genau.

 

„Und wenn sie so weiter machen Herr Kowalski, dann können sie sich morgen gerne das Arbeitsklima im Arbeitsamt anschauen!“

 

Rokko lachte auf, „ Das hätten sie wohl gerne, aber so einfach können sie mich gar nicht kündigen.“

 

„Schluss jetzt!“ schrie Lisa plötzlich, „Herr Kowalski, sie haben ein festes Budegt, wenn sie damit nicht auskommen ist das ihr Problem!“ stand sie wütend auf und verließ ihr Büro, „Es wäre dann alles gesagt.“ Drehte sie sich an der Türe noch einmal um.

 

Richard und Rokko funkelten sich dennoch weiterhin böse an.

 

„Ich warne sie Kowalski, legen sie sich nicht mit mir an.“ Drohte Richard.

 

„Oh jetzt krieg ich aber Angst. Doch sie sollten sich nicht so unbedacht Äußern von Brahmberg, das kann gewaltig nach hinten losgehen.“ Grinste Rokko wissend und verließ dann ebenfalls das Büro.

 

„Wir werden noch sehen Kowalski, wir werden noch sehen.“ Murmelte Richard stand dann auf und ging Zielstrebig in Max Büro.

 

 

Wütend schloss Sydney die Türe zu seinem Berliner Büro, eigentlich waren seine Anweisungen klar gewesen und doch schien sein Geschäftsführer zu denken er könne machen was er wolle. Er hatte mit Richard und David abgesprochen das L.EX und Kerima keine Konkurrenz in Berlin bilden sollten. Denn wenn man es genau nahm waren beide Unternehmen in ein und derselben Familie verwurzelt. Doch weil das den neuen Geschäftsführer anscheinend nicht interessierte musste Sydney nun aus New York anreisen, dabei brannte es da selber noch an mehreren Ecken und Enden. Zudem hatte er ihn gerade versetzt, für Syd stand fest, dieser Kerl hatte keine Zukunft mehr bei L.EX, das hieß aber auch wieder das er einen neuen Geschäftsführer brauchte wenn er es nicht selber in die Hand nahm. Kurz seufzte er auf dann schaltete er den Fernseher, der in seinem Büro stand ein. Wie eingestellt sprang der Sender CNN an, doch wirkliche Neuigkeiten erfuhr er da im Moment nicht, weshalb er begann durch die weiteren Programme zu zappen. Gerade wollte er schon wieder den Ausknopf drücken als ihm ein Bild seines Bruders ins Auge sprang, instinktiv machte er den Ton lauter.

 

.....wissen wir aus sicherer Quelle, das David Seidel Geschäftsführer von Kerima Moda auf Abwege geraten ist....

 

Sydney konnte nicht glauben was er da sah, das waren genau die Fotos, deren Veröffentlichung Mariella damals verhindert hatte. Wie kamen sie jetzt daran?

 

 ....soll Kokain noch die Harmloseste Droge sein, die in seinem Blut gefunden wurde.....

 

Syd schüttelte den Kopf, das konnte nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein. Er wusste aus Telefongesprächen mit Richard und Lisa, das David sich in einer stationären Therapie befand, wenn diese Journalisten jetzt noch wussten wo er sich befand, war seine gesamte Therapie in Gefahr.

 

....so muss man sich Gedanken machen, ob Kerima Moda nicht zu einem Umschlagplatz für den Drogenmarkt geworden ist. wurde der Bericht beendet.

 

Eine Zeitlang starrte Syd einfach nur auf den Fernseher biss er das Gesamte Ausmaß der Worte, die er da gerade gehört hatte Begriff. Wie in Trance schaltete er seinen Laptop ein und fragte die aktuellen Kurse ab. Kerimas Aktien fielen schon und das nicht zu knapp. Richard und Lisa standen nun vor einem großen Problem, dagegen war sein eigenwilliger Geschäftsführer gar nichts. Er klappte den Laptop zu und stand auf. Er musste Richard bescheid geben.

 

 

David starrte wieder an die Wand mit dem Poster, etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig wenn er die Augen nicht dauernd geschlossen halten wollte. Er verspürte einen Stich in seinem Herzen, er konnte es nicht fassen das sie ihm das wirklich antat. Alte Gefühle kamen wieder hoch. Er schloss die Augen, Bilder zuckten vorbei.

 

Er sah sich in seiner Wohnung, er hörte die Stereoanlage:

 

You’re a loaded gun
There’s nowhere to run
No one can save me
The damage is done

 

Dann stand er auf der Terrasse, er stieg auf die mauer, breitete die Arme aus.

 

David wusste was jetzt kam, Richard würde auf die Terrasse gestürmt kommen, ihn von der Mauer zerren, ihn anschreien was er sich dabei denken würde. Doch es kam nicht.

 

Er spürte wie er sich immer weiter nach vorne beugte, er verlor das Gleichgewicht, er fiel und er fühlte nichts, keine Angst, keinen Schmerz. Selbst den Aufprall merkte er nicht dann wurde es schwarz.

 

 

Sydney rannte durch die Straßen Berlins, das es angefangen hatte zu regnen bemerkte er gar nicht, er hatte immer noch die Bilder des Beitrages vor Augen. Er wollte sich nicht ausmalen wie David reagierte wenn er davon erfuhr, hoffentlich umlagerte die Presse nicht schon die Waldklinik. Er wusste von Davids Aktion auf der Terrasse, sie hatten alle zusammen darüber geredet in ihrer Aussprache. Abrupt blieb er stehen, es waren nur noch zwei Blocks bis zu Kerima, doch es kam ihm so vor als würde er David spüren. Er schüttelte den Kopf, so etwas gab es nicht, auch wenn sie Geschwister waren. Langsam ging er weiter, den Regen immer noch keine Beachtung schenkend. Da war es wieder, dieses Gefühl das er nicht beschreiben konnte, es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Er konnte nicht sagen wieso, aber er wusste das mit David etwas nicht stimmte. Wieder begann er zu rennen.

 

 

Richard saß Max im Büro, er wies ihn gerade an eine Anzeige zu schalten für eine neue PR Kraft. Rokko Kowalski wollte er so schnell wie möglich loswerden.

 

„Du weißt das wir da aber schon fristen Einhalten müssen? Wenn er sich nicht noch zwei Abmahnungen einhandelt.“ Sagte Max und blickte von seinen Unterlagen auf, doch Richard starrte an die Wand. „Richard?“ fragte er nach.

 

Doch Richard höret ihn nicht, es kam ihm so vor als könne er David spüren, so als stände er praktisch hinter ihm. Er spürte das etwas nicht Stimmte, das sein Bruder aufgab, es lief ihm kalt den Rücken hinunter.

 

„Richard?!“ war Max aufgestanden und berührte ihn an der Schulter.

 

„Was?!“ schreckte er hoch.

 

„Alles in Ordnung?“

 

„Ja, nein. Was hast du gesagt Max?“

 

Max runzelte die Stirn, „Ich habe gesagt das wir Fristen einhalten müssen wenn Kowalski sich nicht noch zwei weitere Abmahnungen einfängt.“

 

„Ja, ja sicher Max, ist klar.“

 

„Richard, du benimmst dich wie David im Liebestaumel oder Lisa wenn sie wieder in einem ihrer Tagträume steckt.“

 

„Er gibt auf.“ Flüsterte er nur,

 

„Wer?“ fragte Max

 

„David, er gibt sich auf.“ Starrte Richard wieder auf einen unbestimmten Punkt an der Wand.

 

„Ich glaube du arbeitest in letzter Zeit zu viel.“ Half Max ihm hoch, „Geh nach Hause und ruh dich einmal richtig aus, ich halte hier solange die Stellung.“ Führte er ihn aus dem Büro nur um eine genauso Apathische Lisa am Catering sitzen zu sehen.

 

 

 

Kapitel 13

 

Außer Atem kam Sydney schließlich bei Kerima an, er drückte den Knopf für den Aufzug, doch es dauerte ihm zu lange. Er wandte sich in Richtung Treppenhaus und machte sich zwei Stufen auf einmal nehmend auf den Weg nach oben. Auf dem letzten Absatz blieb er kurz stehen um nach Luft zu schnappen, als sein Atem sich ein wenig beruhigte öffnete er die Türe und trat hinaus ins Foyer.

 

Max ging zusammen mit Richard auf Lisa zu, in Max Augen hatte auch sie eine Auszeit mehr als dringend nötig. Im Kopf versuchte er schon einmal die Richtigen Worte zu finden, damit die beiden auch auf ihn hörten und sich endlich mal einen Nachmittag frei nahmen. Sie hatten sie fast erreicht als sie aufsprang und in Richtung Treppenhaus lief.

 

 

Lisa saß am Catering, sie wollte sich eigentlich nur schnell eine Tasse Kaffee holen, doch dann musste sie sich setzten. Sie spürte das etwas nicht stimmte, das David nach ihr rief, das er sie brauchte. Sie begann zu zittern und sah auf, da kam er doch, aus dem Treppenhaus, sie sprang auf und lief ihm entgegen, doch auf halber Strecke bemerkte sie das es nicht David, sondern Syd war. Kurz fragte sie sich was ihn nach Berlin trieb, doch dann legte sie den Gedanken beiseite und fiel ihm um den Hals.

 

„Syd,“ schluchzte sie als sie ihren Kopf an seiner Schulter vergrub.

 

Aus Reflex legte Sydney seine Arme um sie und strich ihr dann sanft über den Kopf, ob sie schon wusste was im Fernsehen über David gesagt wurde? Er murmelte ein paar beruhigende Worte in ihr Ohr und sah dann wieder auf.

Max und Richard standen am Catering und sahen zu ihnen hinüber, doch das war es nicht was Sydney in diesem Moment fesselte. Hinter den beiden stand ein Mann den Syd nicht kannte und total entgeistert starrte er ihn an. Er bemerkte, dass dem Mann buchstäblich alles aus dem Gesicht fiel, so als würde er gerade einen Geist sehen, als würde er etwas sehen von dem er genau wusste das es unmöglich war. Doch genauso schnell wie der Ausdruck gekommen war verschwand er auch wieder, was Sydney jedoch nicht davon abhielt sich Gedanken zu machen.

Langsam löste er sich ein wenig von Lisa, legte ihr einen Arm um die Schultern und ging auf Max und Richard zu.

 

„Syd!“ brachte dann auch Richard hervor, als er ihn erkannte, auch er dachte im ersten Moment David würde auf ihn zukommen.

 

„Hallo Richard.“ Begrüßte er ihn und schüttelte ihm die Hand.

 

„Ich wusste gar nicht das du in der Stadt bist, aber schön das du vorbeischaust.“ Erwiderte Richard.

 

„Ja, ich bin eigentlich Geschäftlich hier. Allerdings bin ich auch aus einem bestimmten Grund zu euch gekommen, können wir irgendwo ungestört reden?“ fragte Syd.

 

„Sicher komm wir gehen in mein Büro.“ Fiel Richard erst jetzt auf, das Sydney vollkommen durchnässt war, „Bist du etwa nach hier gelaufen?“ fragte er dann als er die Türe hinter ihnen schloss.

 

Syd begleitete Lisa zu einem der Sessel, die vor Richards Schreibtisch standen, half ihr sich hinzusetzten und ließ sich dann matt in den zweiten fallen. „Ja, bin ich.“ Er sah Richard und Max an. Richard setzte sich nun ebenfalls in seinen Sessel während Max sich gegen das Sideboard hinter Richards Schreibtisch lehnte.

„Ich nehme an ihr habt heute noch kein Fern gesehen?“

 

„Nein, dazu hatten wir heute noch keine Zeit wieso?“ fragte Richard.

 

„Weil die eine riesige Story um David bringen und in welchem Verhältnis Kerima zu seiner Drogensucht steht.“

 

„WAS?!“ kam es gleichzeitig aus drei Mündern, drei paar Augen starrten ihn an.

 

„Auf welchem Sender?“ fing Richard sich als erste wieder.

 

„Auf welchem wohl? BALD-TV.“ Seufzte Syd.

 

„Na super und sie ziehen das wahrscheinlich so richtig groß auf.“ Seufzte nun auch Richard, „Und wenn sie erst dahinter kommen das er verschwunden ist, dann geht die Schlammschlacht richtig los.“ Stützte er den Kopf in die Hände.

 

„Verschwunden? Richard was meinst du mit verschwunden?“ weiteten sich Syds Augen.

 

„Er war hier, das war an dem Tag an dem er das erste mal für ein Paar Stunden allein aus der Klinik durfte. Doch dann hat unser PR Fuzzi Lisa geküsst und seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm. In einer Gasse fand man seine Geldbörse und Blutspuren, aber seitdem nichts mehr.“ Wurde Richards Stimme zum Ende hin immer leiser.

 

Sydney wusste nicht was er da drauf antworten sollte, er sah von Richard über Max zu Lisa, die in ihrem Sessel zusammengesunken war. Vorsichtig nahm er ihre Hand und sah dann Richard fragend an, dieser nickte nur.

 

„Lisa, geh nach Hause. Das ist jetzt alles etwas viel für dich.“ Sprach er sie sanft an.

 

Lisa sah auf, seit sie in dem Büro waren hatte sie nichts gesagt.

 

„Das geht nicht, es ist noch so viel zu tun....“

 

„Sydney hat Recht Lisa, du solltest dir eine Auszeit gönnen.“ Warf nun Max ein, der bis jetzt auch geschwiegen hatte.

 

„Eine Auszeit?! Jetzt?! Spinnt ihr, nach dem Bericht werden die Kurse in den Keller sinken und....“

 

„Und ich werde euch helfen.“ Unterbrach Syd sie, „ Bitte Lisa, du bist doch mit den Nerven verständlicherweise am Ende.“

 

„Aber, aber ich kann doch nicht....“

 

„Doch du kannst Lisa,“ stand Richard auf, er öffnete die Türe und rief Sabrina zu sich, nachdem sie eingetreten war sprach er weiter, „Ihr beide habt den Rest des Tages frei, würdest du Lisa bitte mit nach Hause nehmen?“

 

„Aber wieso das denn Richi?“ fragte Sabrina

 

„Frag nicht, freu dich über den freien Tag.“

 

„Aber ich habe doch sowiso nur noch diese Woche bevor....“

 

„Das weiß ich Sabrina und das war auch kein Angebot sondern eine Dienstanweisung vom Chef. Also Abmarsch ihr zwei!“

 

„Ja dann,“ murmelte Sabrina und hakte sich bei Lisa, die nun auch aufgestanden war unter und verließ das Büro.

 

 

Nachdem Lisa und Sabrina das Büro verlassen hatte setzte sich auch Max neben Syd, eine Zeitlang schwiegen sie bis Max den Faden wieder aufnahm.

 

„Wir müssen sofort die Pressemitteilung rausgeben.“

 

„Ja,“ nickte Richard, „Und Einstweilige Verfügungen durchbringen.“

 

„Sagt mir wie ich euch dabei helfen kann, ich habe Zeit.“ Warf Syd ein.

 

„Am besten schaust du Kowalski auf die Finger, irgendwie vertrau ich ihm nicht.“ Sagte Richard.

 

„Kowalski? Rokko Kowalski? Der Selbsternannte Werbekomet? Den habt ihr eingestellt?“ fragte Syd ungläubig.

 

„Ja, warum?“

 

„Weil der alles ist aber kein Werbekomet. Nun gut aber ich werde ihm mal auf die Finger schauen das ist kein Problem.“

 

„Gut, dann geben wir dich einfach als Anteilseigner aus.“ Brachte Max sich wieder in die Unterhaltung mit ein.

 

„Das ist eine gute Idee Max, dann würde ich sagen, du unterrichtest Kowalski während ich noch kurz mit Syd spreche.“ Wies Richard auf die Türe.

 

Max runzelte kurz die Stirn, doch dann stand er auf und verließ das Büro.

Zwischen Richard und Syd herrschte allerdings zunächst schweigen, Syd war gespannt was Richard ihm noch sagen wollte und dieser suchte noch nach den richtigen Worten. Konnte er Syd einfach sagen, das er gedacht hatte David stände fast hinter ihm, das er ihn gespürt hatte und sich große Sorgen machte? Er hielt das ja selber für verrückt, doch irgendetwas sagte ihm das er sich Syd in dieser Sache anvertrauen konnte, das es ihm genauso ging. Er sah ihn an, seine Kleidung war immer noch ein wenig nass und auch seine Haare waren noch feucht. War wirklich nur der Fernsehbericht daran Schuld das er quer durch Berlin im strömenden Regen lief? Richard wurde das Gefühl nicht los das mehr dahinter steckte, doch er fand auch nicht die Richtigen Worte um seine Vermutungen und Gefühle zu beschreiben.

 

Sydney sah Richard erwartungsvoll an, was wollte er noch? Hatte er vielleicht auch etwas gespürt so wie er? Unwillkürlich musste er sich kurz Schütteln als eine kalte unsichtbare Hand nach ihm griff, doch diesmal war es anders, sie streifte ihn nicht sondern hielt ihn fest. Syd starrte Richard an, auch er schien plötzlich abwesend zu sein und zitterte. Syd versuchte zu ergründen woher dieses Gefühl auf einmal kam, doch alles an was er denken konnte war David. Es war als griff die Hand nach seinem Herzen und vor entsetzten weiteten sich seine Augen, er hielt die Luft an und ein kurzer Schmerz durchzuckte ihn.

Doch so schnell wie es gekommen war, war alles auch wieder verschwunden.

 

Richard und Syd starrten sich an, beide hatten sie Schweißperlen auf der Stirn stehen und ihr Atem ging stoßweise, so als wären sie länger unter Wasser gewesen und gerade erst wieder aufgetaucht. Beide Sogen krampfhaft Luft in ihre Lungen.

 

„Du...hast das auch gespürt?“ fragte sie gleichzeitig.

 

Beide nickten, dann starrten sie sich wieder an, nur langsam beruhigte sich ihr Atem.

 

 

David überlegte ob er die Augen wieder öffnen sollte, doch so war es irgendwie besser, auch wenn sich sein Körper schwer wie Blei anfühlte. Langsam schien es ihm als würde er sich von ihm lösen, er ließ es zu glitt mit seinem Bewusstsein in eine andere Sphäre ab. Noch einmal dachte er kurz an Lisa, plötzlich war es als spürte er wieder etwas, ein Schmerz durchzuckte ihn und er ließ erneut los, ließ sich wieder treiben, alles war besser als in dieser Hölle weiter zu leben, selbst der Tod.

 

 

Kapitel 14

 

Rokko sah wie Lisa zusammen mit Sabrina die Firma verließ, kurz überlegte er ob er ihnen folgen sollte, entschied sich dann dafür und wollte sich gerade auf den Weg machen als Sydney zusammen mit Richard aus dessen Büro trat.

 

„Herr Kowalski!“ rief Richard dann auch sofort, „Würden sie bitte einmal warten.“

 

„Was gibt es denn Herr von Brahmberg, ich habe einen Auswärtigen Termin.“

 

„Sie haben in letzter Zeit ziemlich viele Auswärtige Termine.“

 

„Es gibt ja auch viel zu tun.“ Erwiderte Rokko, „Also was wollen sie?“

 

„Das ist Sydney London, er ist Anteilseigner und wird sich in den nächsten Wochen mit um die PR kümmern.“ Wies Richard auf Sydney.

 

„Ach so ist das, sie wollen mich kontrollieren, bitte tun sie sich keinen Zwang an,“ lächelte Rokko, „ Aber so kann er nicht mit zu dem Kunden.“ Betrachtete er den völlig zerknittert wirkenden Syd.

 

„Das macht auch nichts ich werde hier auf sie warten.“ Wandte Syd nun ein.

 

„Tun sie was sie nicht lassen können, könnte aber spät werden.“ Wandte Rokko sich ab und verließ die Firma.

 

Richard und Syd wechselten einen Kurzen Blick dann folgte Sydney Rokko.

 

 

Lisa und Sabrina wussten nicht wie viel Glück sie gehabt hatten als Richard Rokko aufhielt. Gemütlich gingen sie zu Fuß nach Hause, immerhin hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne kam durch. Doch Lisa konnte es nicht genießen, zu sehr Sorgte sie sich um David. Ihr kam es vor als hätte sich eine Eiskalte Hand um ihr Herz gelegt und würde immer mehr zudrücken. Sie war froh als sie Richards Wohnung endlich erreichten, sofort ging sie ins Gästezimmer, legte sich auf das Bett und begann bitterlich zu weinen.

Sabrina folgte ihr und nahm sie in den Arm, immer wieder flüsterte sie ihr zu das alles wieder gut werden würde, doch Lisa konnte sich nicht beruhigen.

 

„David, halte durch, geb nicht auf, geb uns nicht auf.“ Murmelte sie immer wieder.

 

 

Besorgt sah Sabrina auf sie hinab, inzwischen hatten sich die beiden einigermaßen Angefreundet und verstanden sich auch wenn Sabrina ab und an noch mal eine Stichelei rausrutschte. Doch jetzt war sie mit der Situation vollkommen überfordert, sie kannte Lisa, sie wusste sie glitt oft in ihre eigene kleine Welt der Tagträume hinab, doch dieses mal war es anders. Sabrina war es unheimlich wie Lisa dalag und immer wieder die gleichen Wörter murmelte. Sie wusste, sie musste sie irgendwie ablenken, doch ihr wollte partout nichts einfallen. Sie beschloss einfach weiter still für sie dazusein, ihr Halt zu geben und vielleicht auch ein wenig neue Kraft. Sabrina spürte wie ihr Baby in ihrem Bauch trat und Boxte. Normalerweise genoss sie das doch jetzt war es anders, die Sorge war größer. Plötzlich kam ihr eine Idee.

 

„Lisa, Lisa komm mal her, setz dich mal auf.“ Zog sie, sie hoch.

 

„Sabrina  bitte....“ schluchzte sie, „Ich kann nicht mehr.“

 

„Bitte Lisa, komm das Baby will seiner Tante hallo sagen.“

 

„Was?! Du hast wehen?! Dann müssen wir Richard anrufen!“ war Lisa von einem auf den anderen Moment wieder klar.

 

„Nein, fühl mal. Es strampelt und boxt.“ Legte Sabrina Lisas Hand auf ihren Bauch.

 

Lisa musste lächeln, das Kleine war wirklich ganz schön aktiv, sie fragte sich von wem sie das hatte. Wohl eher von ihrer Mama, schoss es ihr spontan durch den Kopf.

 

Sabrina sah das kleine Lächeln auf Lisas Lippen, sie hatte es geschafft, seit David verschwunden war hatte Lisa nicht mehr gelächelt. Das musste sie heute Abend unbedingt Richard erzählen.

 

So unauffällig wie möglich versuchte Sydney Rokko zu folgen, er musste aufpassen das er ihn nicht entdeckte. Ihm war dieser Typ nicht ganz geheuer, nachdem was Richard kurz erzählt hatte und die Tatsache das er Lisa geküsst hatte wo David kam, brachte sein Blut zum kochen. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf, was wenn dieser Kowalski etwas mit Davids verschwinden zu tun hatte? Syd kannte seinen Bruder, was wenn er dachte Lisa hätte sich jemand anderen gesucht warum auch immer, dann noch eine Konfrontation mit Kowalski. Das hätte David dazu treiben können weg zu gehen, immerhin hatte er so etwas schon einmal getan, allerdings, Sydney erschauderte als er daran dachte wie Richard ihnen erzählt hatte, das er ihn am Abend vor seinem damaligen verschwinden von der Begrenzungsmauer der Terrasse gezogen hatte.

Seine Augen ruhten weiter auf Rokko, er fragte sich wie Richard und die anderen auf ihn hatten hereinfallen können? Obwohl auf der anderen Seite mussten sie die PR Branche zu Mariellas Zeit auch nicht wirklich beobachten.

Ihm fiel auf, das sie inzwischen in Grunewald waren, eine Querstraße weiter lag die Villa seiner Mutter, er runzelte die Stirn. Was für einen Termin konnte Rokko denn hier haben? Syd kannte sich gut aus und eine Werbeagentur gab es hier nicht. Er verlangsamte seinen Schritt als Rokko auf ein Haus zuging, er sah wie er hineinging, dann schlich er sich auf das Gelände. Was wollte Kowalski denn hier? War das vielleicht ein privates Treffen?

 

 

Rokko bemerkte nicht das ihm jemand folgte, seinen Plan Lisa und Sabrina abzufangen hatte er dank Richard verschieben müssen, aber genau deswegen musste jetzt sein Bruder dran glauben. Rokko war wütend, er hatte das so schön geplant, als er die beiden alleine die Firma hatte verlassen sehen. Sie hätten ihn nicht abwimmeln können und am Ende wäre sie mit ihm gegangen und er hätte endlich das bekommen was er wollte. Er legte keinen Wert mehr drauf leise in den Keller zu gehen und David zu überraschen wie sonst auch immer, diesmal sollte er ruhig hören das er kam und er sollte Angst bekommen.

Er schloss die Kellertüre auf, gab ihr einen Stoß, so das sie gegen die Wand flog und sah David dann Hasserfüllt an. Was er sah brachte sein Blut nur noch mehr zum Kochen und seinen Hass größer. Der Kerl schien doch tatsächlich zu schlafen, er sollte nicht schlafen, er sollte das Poster anstarren, er sollte Leiden.

 

„Na los aufwachen!“ zog er ihn hoch während er ihn anbrüllte, doch David reagierte nicht. „Aufwachen habe ich gesagt!“ schlug er ihm ins Gesicht, doch wieder blieb die Gewünschte Reaktion aus, „Du verdammter Junkie, du verdammter Versager!“ fluchte er, „Du stirbst erst wenn ich es sage!“ ließ er ihn zurück auf den Boden fallen und trat nach ihm, „Hast du gehört, du stirbst erst wenn ich sage das du sterben darfst!“ Blind vor Wut trat und schlug er immer wieder auf ihn ein.

 

 

David kam es in der Zwischenzeit so vor als hätte er gar keinen Körper mehr, sein Bewusstsein war wieder auf einer anderen Ebene, allerdings war er immer noch in diesem Keller. Zum ersten Mal realisierte er das er aufgab, das er seine Seele von seinem Körper trennte, doch war das schon der erste Schritt? Er sah die Tritte und die Schläge, doch er spürte sie nicht. Er sah Rokko direkt in die Augen, setzte sich auf und bemerkte wie leicht er war, ein Blick bestätigte seine Vermutung, sein Körper lag immer noch Bewusstlos da.

 

„Wir spielen hier nach meinen Regeln Seidel!“ schrie Rokko, „Nach meinen und nicht nach deinen! Du wirst dich mir nicht entziehen!“

 

David schüttelte den Kopf, er würde sich nicht weiter quälen lassen, er wollte und konnte nicht mehr. Dies war bestimmt der erste Schritt und er würde nicht mehr zurückgehen, er wusste er konnte es noch, aber er wollte nicht.

Doch plötzlich spürte er etwas anderes, Sorge, Trauer, und Wut auf Rokko, aber das waren nicht seine Gefühle. Er spürte das sein Bruder ganz in der nähe war und plötzlich war da Hoffnung, er spürte Sydneys Hoffnung ihn zu finden, ihn zu retten. Neue Gefühle mischten sich unter seine, Sydney, Richard, er konnte sie auf einmal ganz deutlich spüren.

 

 

Sydney stand unterhalb eines Fensters des Hauses, gerade als er versuchen wollte einen Blick hinein zu erhaschen hörte er Rokkos Stimme aus dem Kellerschacht, er hörte das Wort Versager und Junkie, dann wie er Seidel schrie. Sydney erstarrte, hatte er etwa David gefunden? In den Keller konnte er nicht sehen, da war nur dieser Lüftungsschacht aus dem die Worte kamen. Kurz zögerte er, dann zog er sich zurück in die Deckung eines großen Busches und zog sein Handy aus der Tasche.

 

 

Kapitel 15

 

Lisa saß in ihrer Wohnung auf dem Sofa und spielte nervös mit der Fernbedienung, seitdem Sydney David vor einer Woche in einem Haus ganz in der nähe der Villa Seidel gefunden hatte, wohnte sie wieder hier. Sie hatte sich vorgenommen für Davids Rückkehr alles hübsch herzurichten, doch würde er jemals wiederkommen?

Sie erinnerte sich noch genau daran wie sie ihm danach das erste mal begegnet war, obwohl konnte man das Begegnung nennen?

 

Sie lief so schnell sie konnte von Richards Wohnung zur nächsten S-Bahn Station, die sie ins Krankenhaus bringen würde, vor 5 Minuten hatte Richard angerufen, das man David gefunden hätte. Sie konnte es immer noch nicht fassen, das er so lange praktisch fast vor ihrer Nase gewesen war. Wie oft waren sie in der Zeit seines Verschwindens in der Villa Seidel gewesen? Wie oft hatte sie Friedrich und Laura beigestanden? Und er war die ganze Zeit über so nah gewesen, warum hatte sie das nicht gespürt? War das band, das sie verband nicht mehr stark genug?

Sie erreichte die Bahn und ließ sich erschöpft auf einen der Sitze fallen, nur um wieder in ihren Gedanken zu versinken.

Es geht im den Umständen entsprechend hatte Richard gesagt, was bedeutete das? Was waren die Umstände? Hatte man ihn vielleicht wieder auf Drogen gesetzt? Fing alles wieder von vorne an? Sie hoffte die ganze Fahrt über das dem nicht so war, sie wusste das er noch einen Entzug nicht mehr wirklich verkraften würde. Inständig hoffte sie das die Umstände harmloser Natur waren, doch es blieb ein komisches Gefühl, das ihr sagte das nichts mehr so war wie vorher. Sie versuchte krampfhaft, diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu kriegen, doch er kam immer wieder.

Am Krankenhaus angekommen wartete Richard schon auf sie, schnell führte er sie hinein, durch einige Flure, bis sie vor der Intensivstation auf Sydney trafen.

 

Urplötzlich blieb sie stehen und starrte Sydney an, das ungute Gefühl wurde immer stärker.

 

„Alles OK Lisa?“ hatte Richard gefragt.

 

„Er....er wird doch nicht....“stammelte sie jedoch nur.

 

„Nein wird er nicht, es ist reine Vorsichtsmaßnahme das er hier liegt. Er ist entführt worden und man weiß noch nicht von wem genau.“

 

„Na ich weiß von wem, euer tolle Werbehecht war das.“ Schnaubte Syd.

 

„Dafür gibt es keine Beweise, er hatte ein Alibi.“

 

„Ich habe gesehen wie er in das Haus ist, ich habe ihn im Keller gehört wie er zu David sprach, zählt das nicht?!“ konnte Syd seine Wut nicht mehr zurückhalten.

 

„Sicher zählt das Syd, wir werden ihn einfach weiter im Auge behalten.“ Versuchte Richard ihn zu beruhigen, „Lasst uns jetzt zu David gehen.“

 

Schweigend waren sie dann die paar Meter zu seinem Zimmer gegangen, es hatte im Halbdunkel gelegen. David hatte leicht gelächelt als er Syd und Richard sah, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden als Lisa eintrat.

 

„David,“ sprach sie ihn an und setzte sich an sein Bett, „ Mein Gott David, ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Nahm sie seine Hand, doch er zog sie zurück.

 

Plötzlich konnte Lisa das Gefühl einordnen, es war als würde ihr Herz zerspringen, David liebte sie nicht mehr. Erschrocken nahm sie ihre Hand von seinem Bett und stand auf, sie ging rückwärts bis sie gegen Richard lief.

 

David sah ihr nicht nach, sein Blick schien durch sie alle hindurch zu gehen. `Du hättest nicht zurückgehen sollen´ flüsterte eine Stimme in ihm, `Du hättest dir diesen Schmerz ersparen können.´

 

Syd und Richard wechselten einen Blick, irgendwie kam es ihnen so vor als wäre es in dem Zimmer merklich abgekühlt, doch das konnte nicht sein.

 

„David.“ Sagten sie gleichzeitig, doch er hatte schon das Bewusstsein verloren, die Monitore schlugen Alarm und ein Arzt stürzte ins Zimmer. Eine Schwester hatte sie sanft, aber bestimmt aus dem Zimmer gedrängt und auf dem Flur war Lisa dann zusammengebrochen.

 

Das ganze war jetzt eine Woche her und seitdem hatte sich Davids Zustand nicht verändert. Die Ärzte wusste auch nicht weiter, sie konnten keinen Grund dafür finden, warum er nicht aufwachte.

Aber wie sollen sie ihn auch finden? Ich bin doch der Grund, er liebt mich nicht mehr, sie senkte den Kopf und ließ ihren Tränen freien Lauf. Erst das Klingeln an der Türe unterbrach ihre Gedanken. Langsam stand sie auf um zu öffnen, mit Sicherheit war das Richard oder Syd, vielleicht auch Laura oder Friedrich. Doch sie hatte nicht damit gerechnet Rokko Kowalski vor ihrer Türe anzutreffen.

 

„Hallo Frau Plenske, es tut mit Leid wenn ich störe, aber ich brauche eine Unterschrift von ihnen.“

 

„Kann das nicht Richard erledigen?“

 

„Nein, sie ist für die Bank, damit das geplante Budegt freigegeben wird.“ Sah Rokko sie bittend an.

 

„Kommen sie herein,“ öffnete Lisa die Türe ein Stück weiter und beging damit einen großen Fehler.

 

„Danke,“ trat er ein und sah sich in der Wohnung um, „Nett haben sie es hier.“

 

„Danke Herr Kowalski, also wo brauchen sie die Unterschrift?“

 

„Genau hier!“ nahm er ihre Hände und hielt sie fest während seine Lippen sich erneut ihren näherten.

 

 

Richard und Sydney hatten inzwischen ganz andere Probleme, hatten sie nach dem ersten Artikel über David sofort reagiert und war es danach wieder ruhiger geworden, so schien die Presse jetzt erneut auszuholen.

 

Geschäftsführer im Drogenkoma lautete eine der Schlagzeilen, die sie vor sich ausgebreitet hatten, sogar ein Bild von David aus dem Krankenhaus war abgebildet.

Richard hatte alle Mühe die Ruhe zu bewahren, das ging eindeutig zu weit und auch Syd sah man an das er innerlich kochte.

 

„Was treibt dieser Kowalski eigentlich? Wie konnte das passieren? Es ist sein Job so etwas zu verhindern!“ polterte Richard dann schließlich los, „Das ist eine Katastrophe und nicht nur für Kerima!“

 

„Mich würde es nicht wundern, wenn er diese Informationen sogar weitergibt und diese Gerüchte streut.“ Wies Syd auf die Schlagzeile.

 

Richard sah ihn eine Minute schweigend an dann nickte er, „Das könnte sein, da sind so viele Informationen drin, die nur wir wissen und er notgedrungen.“

 

„Und da weder du, noch Max oder ich so etwas weitergeben bleibt nur eine Person übrig.“ Nickte nun auch Syd.

 

„Na warte den Kauf ich mir!“ sprang Richard auf und stürmte aus seinem Büro, Syd folgte ihm auf den Fuße.

 

Doch Rokkos Büro war leer, der PC war nicht an und überhaupt sah es nicht so aus als würde er heute noch mal wieder reinkommen.

 

„Verdammt! Wo ist diese kleine Ratte denn schon wieder?“ fluchte Richard

 

Sydney zuckte nur mit den Schultern, dann setzte er sich auf einen der Stühle in Rokkos Büro und überlegte. Irgendetwas an diesem Kerl stank zum Himmel, er war immer noch davon überzeugt, das er etwas mit Davids verschwinden zu tun gehabt hatte. Doch das Haus lief nicht auf seinen Namen und dessen Besitzer saß im Moment in U-Haft und trotzdem dachte Syd sie würden etwas übersehen, bis es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel.

 

„Lisa!“ sprang er auf.

 

„Lisa? Was hat denn jetzt....oh mein Gott....du meinst doch nicht etwa....“

 

„Doch genau das meine ich und sie ist alleine, er wird zu ihr sein!“ stürmte Syd aus dem Büro und auf den Aufzug zu. Richard zögerte noch kurz, dann folgte er ihm.

 

 

Kapitel 16

 

 

Lisa drehte ihren Kopf zur Seite, als sie Rokkos Lippen näher kommen sah, ihr wurde bewusst das sie einen Fehler gemacht hatte als sie ihn hineingebeten hatte.

 

„Na, na was soll das denn jetzt?“ funkelte er sie wütend an, „Ich weiß doch das du das auch willst.“ Verstärkte er den Griff um ihre Hände, dann schob er sie zum Sofa und schubste sie, so das sie unsanft aufkam.

 

Sie starrte ihn an unfähig sich zu bewegen, immer noch hielt er ihre Hände fest, wieder kam er näher, löste eine Hand und hielt ihr Gesicht fest, so das sie sich nicht erneut wegdrehen konnte. Als seine Lippen dann auf ihre trafen ließ er es los und suchte in seiner Hosentasche nach etwas, er zog einen Kabelbinder hervor, löste sich von ihr umfasste ihre Hände und Band sie an die Heizung, die genau hinter dem Sofa war. Panik kam in ihr hoch, was wollte er von ihr? Er würde doch nicht, sie konnte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende denken, ihr wurde übel. Sie begriff, das sie ihm Hilflos ausgeliefert war, niemand würde vorbeikommen um ihr zu Helfen, David lag im Krankenhaus, Richard und Syd waren bei Kerima und Sabrina war heute mit Yvonne zum Babysachen kaufen verabredet. Niemand würde auch nur vermuten, das sie in Schwierigkeiten war. Sie spürte Rokkos Hände, die unter ihre Bluse glitten, seine Küsse, die er ihren Hals hinabwandern ließ. Sie versuchte immer noch sich zu wehren, doch es nütze nichts, sie schnitt sie nur den Kabelbinder in die Handgelenke, tränen liefen ihre Wangen hinab.

 

„Bitte, bitte hören sie doch auf.“ Flehte sie, doch er beachtete sie gar nicht, ihr flehen schien ihn dazu zu bringen noch weiter zu gehen.

 

Er riss  ihr die Bluse auf, und sah ihr danach in die Augen, Lisa wandte den Blick ab, sie schloss die Augen, versuchte alles um sie herum auszublenden und wartete da drauf das es vorbei sein würde.

 

 

„Geht das nicht schneller?“ fragte Syd Richard, der seinen Wagen zielsicher durch Berlins Straßen lenkte.

 

„Ich fahre schon so schnell es geht, aber an dem Verkehr kann ich auch nichts ändern.“ Gab Richard zurück.

 

„Wir hätten zu Fuß gehen sollen.“

 

„Um dann noch länger zu brauchen? Nein, so sind wir auf jeden Fall schneller.“

 

„Wer weiß denn schon wann Kowalski weg ist? Wer weiß wie lange er schon bei Lisa ist? Was wenn er sie schon verschleppt hat?“

 

„Du denkst er macht den gleichen Fehler zweimal? Nein er wird noch da sein, glaub mir.“ Brachte er den Wagen am Ende eines Staus zum stehen.

 

„Na toll auch das noch.“ Steckte Syd seinen Kopf durch das Fenster, „kannst du nicht wenden und eine andere Strecke nehmen.“

 

„Würde ich gerne, aber hinter mir steht ein 14 Tonner und ich glaube nicht das der mich wenden lässt.“

 

„Verdammt, wer weiß was der von Lisa will.“ Fluchte Syd und schlug mit der Hand auf das Armaturenbrett.

 

„Ich wäre dir Dankbar wenn du deine Energie für Kowalski sparst und meinen Wagen ganz lässt. Da vorne kann ich rechts Abbiegen und dann sehen wir weiter.“

 

„Entschuldige,“ sagte Sydney nur und begann stattdessen nervös mit den Fingern auf das Armaturenbrett zu trommeln.

 

„Sydney! Lass das, du machst mich noch wahnsinnig!“ hielt Richard mit einer Hand Syds fest, dann lenkte er den Wagen in die Seitenstraße und hielt in einer Parkbucht.

 

„Und nun? Wollen wir hier Däumchen drehen bis der Stau vorbei ist?“

 

„Nein,“ schnallte Richard sich ab und öffnete die Türe, „Ab hier befolgen wir deinen Ratschlag und gehen zu Fuß!“

 

 

David sah das seine Eltern bei ihm waren, irgendwie war es komisch sich selber so in diesem Krankenbett zu sehen. Doch irgendwie kam er nicht weiter, den nächsten Schritt hatte er noch nicht gefunden. Seine Mutter sah schlecht aus, sie hatte abgenommen und dunkle Ringe unter ihren Augen. Er bekam ein schlechtes Gewissen, er wusste das sie sich Sorgen um ihn machte.

 

„David Schatz, wach doch bitte wieder auf.“ Hörte er sie sagen, „Bitte David, wir brauchen dich doch. Es wird auch alles wieder gut werden das verspreche ich dir.“ Er sah wie sie seine Hand nahm, er spürte die Berührung. Er senkte den Blick gen Boden, war es fair wenn er ging? Musste er nicht auch an seine Familie denken? An seine Mutter, seinen Vater, an Kim, Richard und Sydney? Kurz bevor man ihn aus diesem Keller befreit hatte, hatte er ganz deutlich Sydney gespürt und er meinte ihn auch gesehen zu haben als Lisa bei ihm war. War Syd hier, in Berlin? Er ging einmal um das Bett herum und ließ sich auf einen Stuhl nieder, jetzt konnte er seinen Eltern ins Gesicht sehen, er sah Tränen auf den Wangen seiner Mutter und Sorge und Verzweiflung im Gesicht seines Vaters. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen erneut zurück zu gehen, auch wenn ihn ein schlechtes Gewissen plagte so sah er keinen Sinn darin. Seine Eltern standen auf, wollten den Raum verlassen als er auf einmal spürte das noch jemand versuchte die Ebene auf der er sich befand zu erreichen. Er wusste nicht warum, aber dieser jemand schien ihm nahe zu stehen sehr nahe. Erschrocken sah er auf, doch seinen Eltern ging es gut. Wer war es dann? Richard? Syd oder Kim? War einem von ihnen etwas zugestoßen? Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Er hörte wie die Monitore Alram gaben als sich sein Herzschlag beschleunigte, seine Eltern blieben wie angewurzelt stehen. Ärzte und Schwestern kamen in das Zimmer, kontrollierten die Anzeigen, man spritzte ihm etwas durch den Zugang und die Anzeigen normalisierten sich wieder.

Der Arzt führte seine Eltern hinaus, sein Vater stützte seine Mutter, doch dafür hatte er im Moment keinen Blick, er musste herausfinden woher dieses Gefühl kam und wer es auslöste.

 

 

Lisa nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr, sie bemerkte das sie sich versuchte von ihrem Körper zu lösen, doch es war als wäre sie gefangen. Sie wusste das Rokko immer noch da war, doch sie spürte nichts mehr, sie wusste auch das sie ihre Augen noch offen hatte, doch sie sah nichts. Normalerweise hätte ihr das Angst gemacht, aber jetzt war es ihr egal. Alles war egal, David liebte sie nicht mehr, sie hatte ihren Grund zum kämpfen verloren.

 

 

Außer Atem erreichten Richard und Syd schließlich Davids Wohnung, mit zitternden Fingern zog Richard die Schlüssel aus der Tasche, er war froh das er immer noch den Ersatzschlüssel von David hatte, so mussten sie nicht klingeln. So schnell er konnte schloss er die Türe auf und stürmte in die Wohnung. Sie hörten ein stöhnen aus dem Wohnzimmer.

 

„Lisa!“ riefen sie und rannten hinein, Rokko lag auf Lisa, ihre Hände waren an die Heizung gefesselt, keinen Ton gab sie von sich. „Lisa!“ rief Syd erneut und stürmte auf die beiden zu.

Als er bei ihnen ankam riss er Rokko unsanft von ihr herunter und nahm sie sofort in den Arm, „Lisa, schsch, es ist vorbei, er wird dir nichts mehr tun es ist vorbei.“ Flüsterte er und wiegte sie leicht hin und her.

 

Richard hingegen nahm sich Rokko vor sobald Syd ihn von Lisa runtergerissen hatte. Er hatte sich noch nicht ganz wieder aufgerappelt, da verpasste Richard ihm schon einen Schlag in den Magen, der ihn wieder zu Boden gehen ließ. Er ließ Rokko keine Chance sich zu erholen, er trat direkt nach, dann setzte er sich auf seinen Rücken so das er nicht mehr fliehen konnte und rief die Polizei.

 

 

Lisa hörte Syds Worte, doch wirklich bis in ihr Bewusstsein drangen sie nicht vor, sie spürte das sie jemand in den Arm nahm und wich instinktiv zurück. Sie begann zu zittern und schlug um sich. Sie bemerkte nicht wie die Polizei und Sanitäter eintrafen, sie ließ niemanden an sich heran, starrte apathisch geradeaus. Die Sanitäter gaben ihr ein Beruhigungsmittel, dann brachte man sie ins Krankenhaus. Richard begleitete sie, da Syd noch von den Beamten befragt wurde. Er hatte ihm die Autoschlüssel dagelassen, so das Syd nachkommen konnte.

 

 

David wurde von Minute zu Minute unruhiger, er spürte, das sich die Person in der nähe befand. Er konzentrierte sich, schloss dafür die Augen und als er sie wieder öffnete sah er die Notaufnahme und Richard wie er nervös auf und ab ging. Erleichterung durchströmte ihn, als er sah das es Richard gut ging. Doch wenn es nicht Richard war, wer dann? Er ging näher zu seinem Bruder, vielleicht konnte er ja so etwas herausfinden, als er fast vor ihm stand traf ihn Richards Sorge mit voller Wucht. Er sackte auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht, als er sie wieder wegnahm war er wieder in seinem Zimmer.

 

„Lisa“ flüsterte er und es lief ihm kalt den Rücken hinunter.

 

 

Kapitel 17

 

 

Lisa lag in ihrem Krankenbett und starrte an die Decke. Sie ließ niemanden wirklich an sich heran und es schien als sei sie ganz in ihre eigene Welt versunken. Doch der Anblick täuschte, in ihrem inneren herrschte Chaos, zusammenhängende Gedanken waren unmöglich. Alles drehte sich um Rokko und David, sie hatte so viele unbeantwortete Fragen.

Eine Schwester trat in das Zimmer, Lisa zuckte kurz zusammen, wiederwillig ließ sie sich die verordnete Beruhigungsspritze geben, doch schon kurz da drauf merkte sie wie alles von ihr abzufallen schien und glitt in einen tiefen traumlosen Schlaf.

 

 

Richard und Sydney, der inzwischen auch im Krankenhaus angekommen waren gingen langsam auf der Intensivstation auf und ab. Zu Lisa durften sie nicht und ob sie zu David gehen sollten wussten sie nicht. Was sollten sie ihm sagen? Auch wenn er nicht bei Bewusstsein war, vielleicht verstand er sie ja trotzdem. Doch sie näherten sich seinem Zimmer immer mehr, als sie schließlich davor standen zuckte Syd nur mit den Schultern.

 

„Wenn wir schon mal hier sind, dann sollten wir auch rein.“ Meinte er nur leise.

 

„Ja, da hast du recht. Wenn er doch nur aufwachen würde, ich denke er ist der einzigste der jetzt an Lisa rankommen würde.“ Antwortete Richard ebenfalls flüsternd.

 

„Ja, wenn es jemand schafft dann David.“ Öffnete Syd leise die Türe.

 

 

David saß auf dem Fußende des Bettes, eigentlich genau auf den Beinen seines Bewusstlosen Körpers und grübelte über das was er gefühlt hatte nach als die Türe aufging. Er sah auf und sein Blick blieb sofort an seinen Brüdern hängen. Unwillkürlich musste David schlucken und sah erstaunt das er das wirklich getan hatte. Richard und Syd hatten die Bewegung seines Kehlkopfes wohl auch gesehen und starrten ihn an. Dann setzten sie sich ans Bett.

 

„David?“ fragte Richard, „Komm schon David wach auf, ich weiß das du das kannst.“

 

Erschrocken sah David ihn an, Richard wusste das er jederzeit aufwachen konnte wenn er nur wollte? Das er jederzeit zurück in seinen Körper gehen konnte? Woher?

 

„Na los Kleiner, wir brauchen dich doch.“ Sagte nun auch Syd, was David nur noch mehr verwirrte. Worauf wollten die beiden hinaus, er beschloss sie genau zu beobachten und auf jedes Wort und jedes Gefühl, das sie Ausstrahlten zu achten. Er konzentrierte sich und wich unwillkürlich zurück.  Da waren sie wieder, die Sorgen, sie gingen von beiden aus, sie machten sich sorgen um ihn und um Lisa. Aber warum um Lisa? War ihr etwas zugestoßen? Doch mehr als Sorge und Hoffnungslosigkeit spürte er nicht. Warum gaben sie denn auf? Was auch immer vorgefallen sein musste, es musste etwas schlimmes sein. Da die beiden allerdings schwiegen beschloss er ihnen ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Das was er jetzt vorhatte, hatte er zwar noch nie probiert, aber wenn er es nicht versuchte würde er nicht herausfinden was vorgefallen war. Er schloss die Augen konzentrierte sich auf die Lieder und öffnete sie dann flatternd. Zufrieden beobachtete er, wie diese Regung von seinem Körper übernommen wurde und plötzlich fühlte er auch wieder was. Er war nicht mehr so leicht, er kam sich selber Bleischwer vor und Müde, so unendlich Müde. Es hatte nicht geklappt, er war zurückgegangen. Mühsam öffnete er die Augen, hob die Hand kurz an, er musste wissen was mit Lisa war, warum er sie gespürt hatte und wieso Richard und Syd sich solche Sorgen machten.

 

„Lisa?“  flüsterte er, sein Hals war trocken.

 

 

Syd bemerkte seine Regung als erster, doch reagieren konnte er nicht wirklich. Er stieß Richard nur an und deutete auf David.

 

„David,“ brachte er dann schließlich hervor, „du bist wach!“ und ein leichtes Lächeln legte sich auf die Gesichte seiner Brüder.

 

„Was ist mit Lisa?“ fragte David und wollte sich aufsetzten, doch Richard drückte ihn bestimmt in die Kissen zurück.

 

„Bleib liegen, Syd holst du den Arzt?“

 

„Sicher ich bin schon unterwegs.“ War er auch schon zur Türe hinaus.

 

„Mir geht es gut Richard,“ versuchte David seine Stimme fester klingen zu lassen als sie war.

 

Richard antwortete ihm nicht, er sah ihn nur besorgt an und versuchte sich an einem Lächeln.

 

„Was ist mit Lisa?“ wiederholte David daraufhin seine Frage, doch bevor Richard ausweichend antworten konnte kam Syd schon mit dem Arzt zurück.

 

 

Murrend ließ David einige Untersuchungen über sich ergehen, Syd und Richard waren aus dem Zimmer geschickt worden und er hatte immer noch nichts über Lisa erfahren. Inzwischen war er sich aber ganz sicher, das etwas vorgefallen sein musste, so wie sie seiner Frage ausgewichen waren. Als sie dann endlich wieder in das Zimmer kamen funkelte er sie nur an.

 

„Wie geht es dir?“ fragte Richard.

 

„Gut, aber ich will jetzt wissen was los ist.“ Hörte man nun ganz deutlich trotz aus seiner Stimme.

 

Richard und Syd wechselten einen Blick, „Nichts, es ist alles in Ordnung.“

 

„Das glaube ich euch nicht.“

 

„Es ist aber so David, wirklich.“ Sagten beide Gleichzeitig.

 

David schüttelte nur mit dem Kopf, so würde er aus ihnen nichts herausbekommen, dann halt anders dachte er sich und sah beide direkt an.

 

Ich weiß das etwas passiert ist! konzentrierte er sich nur auf diesen einen Satz und dann auf Lisa. Wieder spürte er das es ihr nicht gut ging und unbewusst fing er an zu zittern.

 

Richard und Syd schienen zu erstarren, sie sahen David und dann sich an.

 

„Das....das...du weißt es?“ fing Syd sich als erster halbwegs wieder.

 

„Nein, ich weiß nur das etwas nicht stimmt. Ich spüre es!“

 

„David....“ begann Richard.

 

“Sag jetzt nicht, so was gibt es nicht Richard. DU weißt genau das es das gibt, du hast mich auch gespürt!“ unterbrach David ihn.

 

„Sie ist hier,“ resignierte Richard, „Kowalski hat sie...also sie ist hier OK.“

 

„Kowalski hat sie was?“ hakte David nach, doch seine Brüder schüttelten nur den Kopf.

 

„Wir sind noch rechtzeitig gekommen, aber sie ist total verstört.“ Sagte Richard leise.

 

„Ich...ich muss sofort zu ihr.“ Brachte David stocken rüber während sich in seinem Kopf das Ausmaß der Worte zusammen setzte.

 

„Du darfst nicht zu ihr, außerdem bist du eben selbst erst aus dem Koma erwacht. Du musst selber noch ausruhen David, sei vernünftig bitte.“

 

„Nein, ihr versteht nicht Kowalski wird nicht aufhören...er...oh mein Gott dann waren die Fotos wirklich echt...“wurde David blass.

 

„Was für Fotos? Alles OK mit dir?“ fragte Syd.

 

„Die Fotos, die er mit gezeigt hat in dem Keller....er...nein Lisa...das...nein.“

 

„Moment Kowalski hat dir Fotos gezeigt? Wo? Wann?“

 

„Kowalski hat mich in diesem Keller eingesperrt....er meinte ich wäre nicht gut genug für Lisa....ich nein...Richard sag das, das nicht wahr ist.“ Vergrub er das Gesicht in den Händen, wie hatte er nur glauben können sie würde ihn betrügen? Wie hatte er sie nur so abweisen können als sie bei ihm war? Was wenn sie, er erinnerte sich an die Stumme Botschaft die er ihr gesandt hatte.

 

„Kowalski war das also doch!“ sprangen seine Brüder auf, überhaupt begannen sie sich wie Zwillinge zu benehmen.

 

„Ja...aber ich....ich wäre jetzt gerne alleine.“ Wurde Davids stimme immer leiser.

 

Richard und Syd setzten sich sofort wieder und sahen ihn besorgt an.

 

„Geht es dir nicht gut? Hast du schmerzen?“

 

„Nein, ich...ich bin nur müde.“ Drehte er den Kopf zur Seite und schloss die Augen.

 

„Gut, wir kommen dann morgen wieder, schlaf dich gesund.“ Legte Syd seine Hand kurz auf Davids Schulter, dann stand er auf und verließ das Zimmer, doch Richard folgte ihm noch nicht.

 

„Kowalski sitzt erst mal, mach dir keine Sorgen David.“ Sagte er noch, doch David reagierte da drauf nicht mehr, erst als er die Türe hörte öffnete er die Augen wieder.

 

Vorsichtig schlug er die Decke weg, er musste zu Lisa, er musste ihr sagen das er sie immer noch über alles liebte. Wenn er doch nur geahnt hätte was passieren würde.

 

 

Kapitel 18

 

 

Richard und Syd schwiegen als sie im nun aufkommenden Feierabendverkehr zu Richards Wohnung fuhren. Keiner von beiden wusste was er sagen sollte. David schien diese Telepathische Verbindung gezielt einsetzten zu können. So richtig konnten sie immer noch nicht glauben das es so etwas überhaupt gab, aber leugnen konnten sie es auch nicht mehr. Beide fragten sie sich ob David sie so vielleicht zu ihm geführt hatte? Ob er bewusst diese Gefühle ausgestrahlt hatte, damit sie Kowalski auf den Fersen blieben? Sofort nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten, hatten sie der Polizei bescheid gegeben das David wach war und was er gesagt hatte. Sie wollten ihn zwar noch selber befragen, doch Kowalski würde so schnell erst mal nicht frei kommen. Zielsicher lenkte Richard den Wagen in eine freie Parklücke vor seinem Wohnblock und schaltete den Motor aus.

 

„Kommst du noch mit rauf?“ fragte er dann.

 

„Ja, auf mich wartet eh keiner zu Hause.“ Erwiderte Syd.

 

„Na ja auf mich so gesehen auch nicht.“ Murmelte Richard.

 

„Hey, und was ist mit deiner Verlobten?“

 

„Sabrina? Die ist wahrscheinlich wieder damit beschäftigt sich die Fingernägel zu feilen oder Telefoniert stundenlang mit meiner Schwester und dann fällt sie todmüde ins Bett.“

 

„So schlimm?“

 

„Manchmal frage ich mich warum ich das überhaupt noch mitmache.“

 

„Also eigentlich müsstet ihr beide auf Wolke 7 schweben, ihr werdet bald heiraten, ihr erwartet euer erstes Kind....“

 

„Sabrina erwartet ihr erstes Kind, ich nicht.“ Stieg Richard in den Aufzug.

 

Sydney blieb geschockt stehen, „Wie du nicht?“

 

„Ist eine lange Geschichte, erzähl ich dir ein ander mal.“ Winkte Richard jedoch ab und hielt Syd die Aufzugtüre auf.

 

Syd musterte Richard, was meinte er denn damit? War Sabrina etwa von jemand anders schwanger? Aber warum war Richard dann noch mit ihr zusammen wenn dem so war und er es auch wusste? Syd hätte Richard eher so eingeschätzt das er sie achtkantig rausgeworfen hätte.

 

 

Gerade als David sich seiner Infusion entledigen wollte kam die Nachtschwester hinein. Sie sah ihn streng an und David kratzte sich über die Hand.

 

„Herr Seidel was machen sie da.“ Fragte sie streng.

 

„ Das Ding brennt wie die Hölle,“ ließ er seine Stimme schmerzverzerrt klingen, „Können sie das nicht rausmachen?“

 

„Lassen sie mich mal sehen,“ nahm sie seine Hand und betrachtete sie sich, vorsichtig strich sie darüber um feststellen zu könne ob die Infusion vielleicht Para war und gezogen werden musste.

 

„Autsch, das tut weh.“ Zog David seine Hand zurück.

 

„Es kann sein das die Vene sich verschlossen hat, dann läuft die Infusion in das Gewebe. Ich werde den Zugang ziehen und dem Arzt bescheid geben, er wird entscheiden ob wir einen neuen legen.“ Nahm sie einige Tupfer und Pflaster von dem kleinen Tisch mit dem Verbandszeug, der in der nähe des Bettes stand. Mit geübten Handgriffen entledigte sie David von dem Zugang in nicht mal einer Minute, sie drückte ihm die Tupfer auf den Einstich und fixierte das ganze dann mit dem Pflaster. „Drücken sie noch eine Weile drauf, damit sich kein Bluterguss bildet.“ Wies sie ihn noch an und verschwand aus dem Zimmer. Kaum war die Türe hinter ihr ins Schloss gefallen seufzte David auf, jetzt war er das Ding zwar endlich los, doch zu Lisa konnte er sich immer noch nicht schleichen, da die Schwester bestimmt bald wieder kommen würde. Er schwang die Beine wieder ins Bett und drückte weiterhin auf seine Hand, hoffentlich konnte er den Arzt überzeugen das er keine neuen Infusionen brauchte.

 

Gerade richtete er die Decke wieder, da kam der Arzt auch schon gefolgt von der Schwester in das Zimmer.

 

„Lassen sie mal sehen Herr Seidel.“ Begutachtete er sich nun die Hand. „Wo haben sie Schmerzen?“

 

„Um die ganze Einstichstelle rum,“ jammerte David.

 

„Hmm,“ machte der Arzt und sah sich das ganze genauer an, „Es kann auch sein das es einfach nur gereizt ist und sich dadurch eventuell entzündet. Schwester Karina, legen sie ihm einen Salbenverband an und geben sie ihm ein Eispad zum kühlen.“ Dann wandte er sich wieder David zu, „Wir werden erst einmal keinen neuen Zugang legen, wie geht es ihnen sonst?“

 

„Nun ja ich bin ziemlich müde, aber sonst geht es mir gut.“ Gähnte David.

 

„Dann schlafen sie jetzt, wenn sie noch etwas benötigen klingeln sie.“

 

„Werde ich machen, danke Doktor.“ Beobachtete er wie der Arzt das Zimmer verließ und die Schwester ihm den Verband anlegte.

 

„Ich bringe ihnen jetzt noch das Eispad,“ verschwand sie wieder kurz und kehrte dann mit einem tiefgefrorenen Gelpad wieder. David nahm es entgegen und legte es auf seine verbundene Hand, dann schloss er die Augen. Die Schwester verließ das Zimmer und David schwang die Beine wieder über die Bettkante, das lief besser als er erwartet hatte. Er wartete noch einige Minuten und schlich sich dann aus dem Zimmer.

 

Syd und Richard besprachen derweil, wie es mit Kerima weitergehen sollte. Die Aktien fielen immer weiter und ein Ende schien nicht in Sicht zu sein. Jetzt mussten sie nicht nur versuchen die schlechte PR wieder auszugleichen, sondern auch noch verhindern, das sich irgendjemand einkaufte. Syd seufzte auf, während Richard nur mit dem Kopf schüttelte. Wie sie es auch drehten und wendeten, sie konnten sich nicht um alles kümmern, konnten alleine ihre Augen nicht überall haben. Sie wussten nicht welches Problem nun das größere war. Gerade als sie resigniert die Unterlagen wegpacken wollten klingelte das Telefon, es war Max.

 

„Richard? Wir müssen etwas unternehmen, Jürgen rief mich gerade an und meinte Kerima Aktien würden wie blöde gehandelt!“ begann Max auch sofort.

 

„Na super, das habe ich kommen gesehen.“ Stöhnte Richard.

 

„Und was gedenkst du zu tun?“ fragte Max nach.

 

„Ich habe keine Ahnung, aber ich werde irgendwas aufstellen. Irgendwie müssen wir das in den Griff kriegen. Sag Jürgen er soll die Augen weiter offen halten und sich wenn möglich in die Börse hacken.“

 

„Mach ich sofort, ich melde mich später noch mal.“

 

„Bis später Max.“ legte Richard auf und sah Syd verzweifelt an, „Ich bin erledigt.“

 

„Was ist los?“

 

„Kerima Aktien werden gehandelt wie warme Semmeln.“

 

Syd nickte nur und stütze den Kopf auf die Hände, fieberhaft überlegte er wie er Richard und Max nun helfen konnte. Er wollte schon entnervt den Kugelschreiber, der vor ihm lag durch die Gegend schmeißen als ihm doch noch eine Idee kam.

 

 

Lisa war inzwischen wieder erwacht, sie hatte sich die Decke bis zum Kinn hochgezogen und zitterte. Doch sie wollte nicht klingeln, was nütze das auch? Man würde ihr nur wieder ein Beruhigungsmittel geben oder einen Psychiater rufen. Sie wollte weder das eine noch das andere. Zu viel Angst hatte sie, das wenn sie schlief Rokko wiederkam oder sich jemandem anzuvertrauen. Sie hatte sich getäuscht, sie hatte geglaubt das Rokko Richards ansagen verstanden hätte, doch dem war nicht so gewesen. Das er sich etwas zurückgezogen hatte war nur Taktik gewesen, um im Richtigen Moment zuschlagen zu können und sie dumme Kuh hatte ihn auch noch in die Wohnung gelassen. Die Wohnung, dahin würde sie auch nicht mehr zurück können, alles würde sie daran erinnern und es war so schon unerträglich, dazu ohne David.

David, tränen traten in ihre Augen, warum liebte er sie nicht mehr? Was war passiert das seine Gefühle erloschen waren? Was hatte man ihm angetan? Oder hatte sie etwas falsch gemacht? Sie erinnerte sich daran das er den Kuss gesehen hatte, den sie doch gar nicht gewollt hatte. Das musste es sein, David musste nun doch denken das sie ihn betrog. Kein Wunder das seine Gefühle dann irgendwann aufgaben, das er ihre Beziehung aufgab. Etwas in ihr zerbrach bei diesen Gedanken, sie fühlte sich leer und ausgebrannt, beschmutzt und dreckig. Was machte denn überhaupt noch sinn, fragte sie sich, doch fand keine Antwort. Sie sah keinen Sinn mehr darin weiterzumachen. Langsam stand sie auf, ging zum Schrank hinüber indem ihre Sachen waren, langsam zog sie sich an, sie sah zum Fenster hinüber, sie befand sich im dritten Stock, ob das hoch genug war? Oder sollte sie doch lieber nach Hause, das nicht mehr ihr zu Hause war? Die Wohnung befand sich wieder im obersten Stockwerk, auch sie hatte eine Dachterrasse.

 

 

 

Kapitel 19

 

Rokko saß in seiner Zelle und grübelte, irgendwie musste er es schaffen die Polizei davon zu überzeugen das er unschuldig war. Doch das war leichter gesagt als getan, sein Anwalt jedenfalls gab sein bestes. Ihm musste nur die richtige Idee kommen, dann würde alles ganz einfach sein. Dieser Seidel lag wohl immer noch im Koma so wie er das mitbekommen hatte und Lisa würde schon das tun was er ihr sagte. Sie würde bestimmt dichthalten, sie hatte Respekt vor ihm. Die einzigen, die ihm noch Kopfschmerzen bereiteten waren Richard und Sydney, vor allem das auftauchen von letzterem hatte seine Planung völlig aus dem Konzept gebracht. Ohne ihn hätte der Seidel schon lange Selbstmord begangen und Lisa würde ihm gehören, aber nein da musste ja diese Kopie auftauchen und alles zunichte machen.  Eigentlich müssten diese Beiden jetzt hier sitzen und nicht er, was hatte Richard von Brahmberg sich nicht schon alles geleistet und dieser Sydney London, tja wie Zwillinge halt so sind, dachte er sich. Wahrscheinlich war Sydney keinen Deut besser als David Seidel. Sydney und Richard, Sydney und Richard, Sydney und Richard.....das war es! Er sprang auf und schlug sich gegen die Stirn, er musste das ganze über die beiden angehen, jetzt sofort. Er trat an die Gitterstäbe, rief nach dem Wärter und verlangte mit seinem Anwalt zu sprechen.

 

 

Sydney sprang auf, holte sein Handy aus der Hosentasche und drückte eine Taste. Anscheinend wurde ziemlich schnell abgehoben, denn sofort begann er auf seinen Gesprächspartner einzureden.

 

„Setzten sie die Mitteilung sofort auf! London Exclusiv und Kerima Moda fusionieren. Zwei Familienunternehmen werden endlich eins! Ab morgen weht eine einheitliche Flagge über den beiden Unternehmen der Familie Seidel. Die Geschäftsführer Richard von Brahmberg ( unehelicher Sohn von Friedrich Seidel), David Seidel und Sydney London (unehelicher Sohn von Laura Seidel) haben beschlossen ihre beiden Unternehmen im Sinne der Familientradition zusammen weiter zu führen. Die Berliner Filiale von London Exclusiv wird mit Kerima Moda zusammen gelegt, ebenso alle anderen Standorte in Deutschland, die künftig unter dem Namen Kerima Moda laufen werden. Die Ausländischen Standorte werden weiterhin unter dem Namen London Exclusiv laufen. Beide Firmen werden ein und dieselbe Sparte bedienen und sich somit im In-sowie Ausland nicht gegenseitig behindern.....Was? Ja sicher meine ich das ernst....Ja genau die Meldung muss heute noch raus....Ja an alle wichtigen Zeitungen und Dienststellen....Gut dann an die Arbeit.“

 

Richard sah Syd nur erstaunt an, langsam sickerten dessen Worte in sein Gehirn und auch an die Richtigen stellen. Die Idee war gut, sehr gut somit würden Kerima Aktien vom Handel ausgesetzt,so etwas hatte David auch schon einmal geschafft, allerdings zu spät, doch heute sah das hoffentlich anders aus. Er sah wie Syd nach dem Laptop griff und einige Passwörter eingab, dann lehnte er sich zurück und lächelte Richard an.

 

„Ich hoffe du hast nichts dagegen das wir Fusionieren?“ fragte er dann.

 

„Was?! Nein, das ist die Idee Syd!“ strahlte nun auch Richard.

 

„Und ich löse dadurch auch das Problem mit meinem Geschäftsführer, er wird sich wohl nen neuen Job suchen müssen. Da ich während der Umstrukturierung auf jeden Fall hier bleiben werde und das selbst in die Hand nehme.“

 

„Dann willst du also noch länger in Berlin bleiben?“

 

„Ja,“ nickte Syd, „Ich dachte da so an, wie wäre es mit `Für immer´?“

 

„Für immer? Gibt es da was, was du deinem Bruder sagen solltest?“ erschien ein funkeln in Richards Augen.

 

„Wenn du auf eine neue Frau anspielst muss ich dich enttäuschen Stiefbrüderchen, ich bleibe wegen der Familie.“ Grinste Syd ihn an.

 

„Schade, ich dachte schon du würdest mir deine neue Flamme endlich vorstellen.“

 

„Nein es gibt keine neue Flamme, aber wer weiß, vielleicht werde ich sie endlich finden wenn ich sesshaft werde.“

 

„Ganz bestimmt  und wenn nicht dann werden deine Brüder einfach ein wenig Nachhelfen.“ Wurde Richard dann jedoch vom Telefon unterbrochen. „von Brahmberg? Was? Ja das weiß ich? Was? Nein das ist wirklich so....Ja Max es ist so....Nein Jobs sind keine in Gefahr....nur so konnten wir den Kursfall aufhalten und verhindern das sich irgendwer bei Kerima einkauft....Ja, genau Kerima sollte ebenfalls eine Mitteilung rausgeben....Das wäre Klasse Max und wenn endlich wieder Ruhe eingekehrt ist bekommst du Urlaub, sonst lyncht Yvonne mich noch....Gut dann bis morgen Max.“ legte er auf und lehnte sich zurück, „Eigentlich haben wir uns ja einen Whiskey verdient.“ Stand er auf und schüttete ein wenig von der Bernsteinfarbenen Flüssigkeit in zwei Gläser, gerade war er auf dem Rückweg zu Syd, da klingelte es.

 

„Wer kann das denn jetzt noch sein?“ wunderte er sich, stellte die Gläser auf dem Tisch ab und öffnete die Türe.

 

Mit dem was er dann sah hätte er nicht gerechnet, mehrere Polizeibeamte standen vor seiner Türe und ein Mann in Zivil hielt ihm seinen Ausweis unter die Nase.

 

„Wir hätten da ein paar Fragen zum Verschwinden ihres Bruders und dem Vorfall mit Frau Plenske an sie Herr von Brahmberg. Und wir würden gerne wissen wo Herr London ist.“ Der Ton des Kriminalbeamten war rau.

 

„Äh ja sicher, kommen sie doch herein. Herr London ist auch hier.“ Ließ er den Beamten eintreten, die Polizisten folgten ihm.

 

Sydney sah auf als Richard gefolgt von den Beamten wiederkam.

 

„Ist etwas mit Lisa oder David?“ fragte er dann auch sofort.

 

Der Beamte in Zivil beachtete ihn jedoch nicht, sah nur kurz zwischen ihnen beiden hin und her, dann gab er eine Anweisung per Handzeichen und die Polizeibeamten bauten sich bedrohlich vor ihnen auf.

 

„Herr von Brahmberg, Herr London, ich muss sie bitten mich aufs Revier zu begleiten, sie stehen unter dringendem Tatverdacht die Entführung ihres Bruders inszeniert zu haben um an seine Freundin ranzukommen.“

 

„Was?!“ sprang Syd auf und stellte sich zu Richard, der den Beamten ebenfalls ungläubig ansah.

 

„Wie bitte?!“ entfuhr es ihm dann.

 

„Sie haben mich schon verstanden, kommen sie nun mit oder ich muss sie abführen lassen.“

 

 

David eilte durch die Flure des Krankenhauses, er wusste nicht wo genau sich Lisas Zimmer befand, aber Fragen konnte er auch niemanden. Er verließ sich ganz auf sein Gefühl, leise klopfte er schließlich an eine Türe, doch es kam keine Antwort.

Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter, das Bett in dem Zimmer war leer. Hatte er sich geirrt? War das gar nicht Lisas Zimmer? Doch dann sah er die Person am Fenster, das war Lisa. Er sah wie sie versuchte es zu öffnen, schnell schlüpfte er hinein und schloss die Türe hinter sich. Er wusste genau was sie vorhatte und er hatte keine Ahnung wie er sie davon abhalten sollte? Er selber hatte eben diese Gedanken bis vor ein paar Stunden selber noch gehabt.

 

„Lisa“ sprach er dann leise, doch sie reagierte nicht, versuchte weiter das Fenster zu öffnen. „Lisa,“ trat er einen Schritt näher an sie heran berührte sich sacht an der Schulter.

 

Lisa sprang zur Seite, sie versteifte sich und drehte sich ängstlich um. Doch es war nicht Rokko, der hinter ihr stand, sondern David. Sie sagte nichts, starrte ihn nur an. Wie kam er hier her? Warum war er wach? Und was wollte er hier? Er liebte sie doch nicht mehr? Oder doch? Sie sah ihm in die Augen, sie sah nicht viel, nur das er selber ebenfalls nicht weiter wusste, das es ihm genauso ging wie ihr. Doch sie konnte nicht zu ihm gehen, sich an seine Brust lehnen und versuchen zu vergessen, es ging einfach nicht. Wieder drehte sie sich zum Fenster, nur um sich kurz drauf wieder umzudrehen, sie sah ihn an und Tränen rannen über ihre Wange.

 

„Ich kann nicht mehr David,“ flüsterte sie leise, „Und ich will nicht mehr, ich will nur noch das es vorbei ist.“

 

David trat nun ganz zu ihr, legte vorsichtig eine Arm um ihre Schulter.

 

„Ich weiß Lisa, ich weiß.“ Er sah zum Fenster hinaus, dann wieder zu ihr, vorsichtig hob  er ihren Kopf an, so das sie ihn ansah. „Es ist  nicht hoch genug,“ flüsterte er dann, „Wir müssen wo anders hin.“

 

 

Kapitel 20

 

Max legte den Hörer beiseite, inzwischen war es schon fast Mitternacht und Yvonne sah ihn nur böse an. Auch wenn sie viel Verständnis für die Situation bei Kerima hatte, das ging nun zu weit.

 

„Bist du dann fertig für heute? Oder willst du noch mal in die Firma fahren?“ fragte sie auch dementsprechend sauer.

 

Max sah sie nur Kopfschüttelnd an, „Das glaube ich jetzt nicht. Setz dich lieber Yvonne, für mich wird das eine lange Nacht.“ Begann er grübelnd auf und ab zu gehen.

 

„Was heißt das, lange Nacht? Willst du jetzt durcharbeiten oder was?!“

 

„Das war Richards Anwalt, er wurde verhaftet. Sie glauben das Richard und Syd David entführt hätten um so an Lisa zu kommen.“

 

„Wer kommt denn bitte auf solche Schnapsideen?“ fragte Yvonne ungläubig.

 

„Die Polizei Schatz. Ich habe keine Ahnung warum sie das glauben, aber ich muss jetzt gucken das ich irgendwie den Geschäftspartner erreiche mit dem Richard sich getroffen hat als David verschwunden ist. Dann muss ich zu Sabrina, sie ist bestimmt auch total durch den Wind und ins Krankenhaus, mit Davids Arzt sprechen, das die Polizei ihn schnellstmöglich vernehmen kann.“

 

Yvonne war ruhig geworden, sie dachte kurz nach und sah dann Max an. „Vielleicht sollten wir dann auch bei Lisa vorbei, wenn derjenige, der David das angetan hat immer noch frei Rumläuft ist sie vielleicht auch in Gefahr.“

 

„Ja, da werde ich zuerst hinfahren, das ist eine gute Idee Yvonne.“ Er trat zu ihr und nahm sie in den Arm, „Ich verspreche dir, wenn endlich wieder Ruhe in dem Laden ist dann nehm ich mir endlich Frei, damit ich Zeit für euch beide habe. Sonst erkennt mich Emma bald nicht mehr.“

 

„Blödmann, Emma wird dich immer erkennen. Seit ihrer Geburt kennt sie dich doch nicht anders.“ Stieß Yvonne ihn leicht in die Rippen, „Jetzt aber los, du Superpapa, je schneller du alles erledigst, desto schneller bist du wieder hier. Ich kann aber auch mitkommen, dann rufe ich meine Eltern an ob sie Babysitten können.“

 

„Bist du des Wahnsinns? Deine Eltern mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln zu wollen. Ich schaff das schon und ich werde mich beeilen.“ Gab er ihr einen leidenschaftlichen Kuss und verschwand dann zur Türe hinaus.

 

 

Lisa sah David einfach nur an, wie meinte er das jetzt? Nicht hoch genug? Wollte er etwa auch? Sie sah ihm in Augen und entdeckte den Schmerz den er empfand. Auf einmal konnte sie verstehen warum er zu den Drogen gegriffen hatte, sie lehnte vorsichtig ihren Kopf an seine Brust.

 

„Ich liebe dich so sehr David.“ Flüsterte sie.

 

David wusste nicht wie er nun reagieren sollte, vorsichtig nahm er sie ganz in den Arm, er zitterte, lange würden seine Beine ihn nicht mehr tragen, das wusste er. Immer mehr stützte er sich auf Lisa, diese bemerkte es und wollte sich schon von ihm losreißen, als er bedrohlich zu schwanken begann. Sie wusste nicht wie, doch irgendwie gelang es ihr ihn in ihr Bett zu bringen. Dankbar ließ er sich darauf nieder sinken und sah sie traurig an.

 

„Lass mich nur einen Moment ausruhen, dann können wir verschwinden.“ Flüsterte er und legte aus Reflex seinen Kopf an ihre Schulter.

 

„Ist schon gut David,“ strich sie ihm sanft darüber, „Ruh dich aus, wir haben Zeit.“

Sie wunderte sich selber über diese Worte, doch irgendwie zog es sie nicht mehr zum Fenster oder auf die Dachterrasse ihrer Wohnung, solange sie wusste das David bei ihr war. Sie besah ihn sich genauer und musste schlucken, er war dünn geworden, sehr dünn und unter seinen Augen waren dunkle Ringe zu sehen, seine linke Hand war dick bandagiert, sie fragte sich warum? Als sie ihn das letzte mal gesehen hatte, war dem noch nicht so gewesen. Sie lehnte ihren Kopf gegen seinen, fuhr mit einer Hand durch sein Haar, die andere auf seine Brust gelegt, als ob sie spüren wollte das er noch da war.

David sagte nichts, zum ersten mal seit Monaten fühlte er sich wieder geborgen, die Fotos erschienen wieder vor seinem inneren Auge, ihm wurde übel, Richards Worte hallten in seinem Bewusstsein wieder, entsetzt hob er den Kopf und sah sie an.

 

„Ich....ich...es tut mir so leid Lisa.“ Stotterte er dann.

 

„Was tut dir leid David?“ fragte sie

 

„Das....das ich geglaubt habe du...du würdest mich betrügen....aber diese Fotos und Kowalski....“

 

Bei Rokkos Namen versteifte Lisa sich sofort, sie hob ihren Kopf an und blickte wieder zum Fenster hinüber, sie sagte kein Wort.

 

„Ich liebe dich Lisa,“ flüsterte er dann.

 

Lisa drehte sich wieder zu ihm herum, sie zitterte und tränen liefen ihr erneut über die Wange.

 

„Ich kann nicht darüber reden David, versteh das Bitte.“

 

„Das verstehe ich,“ nickte er und zog sie wieder sanft zu sich, „Und du musst auch gar nicht reden. Wichtig ist doch nur das wir uns noch haben.“ Strich er mit seinem Daumen eine Träne von ihrer Wange. Sie lächelte ihn leicht an und auch wenn es ihre Augen nicht erreichte war er erleichtert, das sie doch noch lächeln konnte. Müde schloss er die Augen, sein Körper verlangte nach einer Auszeit, ganz so fit wie er dachte war er nun doch noch nicht. Er legte einen Arm um sie, hielt sie fest, so als würde sie ihn verlassen wenn er es nicht täte.

Lisa zuckte zwar kurz zusammen, ließ seinen Arm aber wo er war, dann lehnte sie ihren Kopf an seine Brust.

 

„Erhol dich gut mein Schatz.“ Flüsterte sie bevor sie ebenfalls die Augen schloss und das erste mal ruhig und ohne Hilfsmittel einschlief.

 

 

Max hingegen wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand, gerade traf er sich mit den Anwälten von Richard und Syd, zuvor hatte er Sabrina bei Yvonne abgeliefert. Jetzt mussten sie die Polizei davon überzeugen, das Richard und Syd unschuldig waren, dem Geschäftspartner hatte er auch schon auf Band gesprochen, blieb nur noch David, der die beiden wirklich entlasten konnte. Sie beschlossen im Krankenhaus vorbei zu fahren, auch wenn es inzwischen schon mitten in der Nacht war. Dort angekommen wurden sie nicht gerade Freundlich vom Diensthabenden Arzt empfangen, allerdings sicherte er ihnen zu das die Beamten David am Morgen vernehmen könnten. Gerade wollten sie sich wieder auf den Weg machen, da kam eine Krankenschwester außer Atem angerannt.

 

„Dr. Lorenz!“ rief sie, „Dr. Lorenz, Herr Seidel ist verschwunden!“

 

Max und die Anwälte blieben stehen und drehten sich erstaunt um, das durfte nicht wahr sein. Er durfte nicht schon wieder weg sein, er war die einzige Hoffnung, die sie noch hatten.

 

„Was?“ fragte Dr. Lorenz nach, „Sind sie ganz sicher Schwester Karina?“

 

„Ganz sicher, ich war gerade auf meinem zweiten Kontrollgang, das Zimmer ist leer.“

 

„Verständigen sie den Sicherheitsdienst und die Polizei, wer war als letztes bei ihm?“

 

„Seine Brüder waren im frühen Abend hier.“

 

Dr. Lorenz nickte nur, dann wandte er sich wieder Max und den Anwälten zu.

 

„Sind sie sicher, das die beiden damit nichts zu tun haben?“

 

„Ganz sicher, antwortete Max, „sie sind Brüder. Richard würde ihm nie so etwas antun.“

 

„Wir werden ja sehen was die Polizei dazu zu sagen hat, ich würde sagen sie warten dann direkt hier.“ Ließ er sie mitten auf dem Flur stehen.

 

Kapitel 21

 

 

Richard traute seinen Augen nicht als er sah wer da aus der Zelle am anderen Ende des Ganges entlassen wurde und nun an ihnen vorbei stolzierte. Das durfte doch nicht wahr sein, nur weil dieser Kerl irgendwas behauptete, saßen sie nun hier fest, in getrennten Zellen und der wurde auf freien Fuß gesetzt, damit er da weiter machen konnte wo er aufgehört hatte. Am liebsten hätte er jetzt seine Zelle auseinander genommen, doch das wäre wohl nicht sehr förderlich wenn er hier schnell wieder raus wollte. Er wunderte sich wie Sydney so ruhig bleiben konnte, dieser war in der Zelle schräg gegenüber von seiner, er lag auf seiner Pritsche und schien zu schlafen, Rokko jedenfalls würdigte er keines Blickes. Wie konnte er nur so ruhig da liegen? Richard konnte sich vorstellen wohin Rokkos erster Weg führen würde. David und Lisa waren jetzt wieder in Gefahr, aber das schien die Gesetzeshüter nicht zu interessieren.

 

„Reg dich nicht auf, Richi.“ Rief Syd da herüber, „Das ist er nicht wert.“

 

Doch bevor Richard antworten konnte kam ein Wärter und wies sie an ruhig zu sein, dann schloss er die Türe zu Syds Zelle auf und führte ihn ab. Was sollte das denn jetzt? Allerdings konnte er sich nicht lange darüber den Kopf zerbrechen, denn seine Zelle wurde ebenfalls aufgeschlossen und ein Wärter trat hinein.

 

 

Max und die Anwälte tigerten nervös auf der Station auf und ab, wo konnte David nur hin sein? Max seufzte auf, das sah David ähnlich, wahrscheinlich lag er schon längst zu Hause im Bett. Diesen Gedanken behielt er aber für sich, sonst galt er nachher auch noch als Verdächtig. Wenn man schon Richard und Syd verhaftete, würde man  bei ihm sicher keine Ausnahme machen. Er setzte sich auf einen der Stühle und starrte an die Wand. Der Sicherheitsdienst durchsuchte gerade akribisch jeden Winkel des Krankenhauses und zwei Beamte in Uniform, sowie zwei in Zivil unterhielten sich mit Dr. Lorenz. Eine weitere Schwester kam auf ihn zu, er runzelte kurz die Stirn und sah dann zu ihnen hinüber. Was sie wohl jetzt für Nachrichten haben? Fragte sich Max, doch da stand die Gruppe schon vor ihnen.

 

„Wir haben Herrn Seidel gefunden, er ist bei Frau Plenske. Die Nachtschwester von Station 3 hat ihn gefunden. Bestehen sie immer noch darauf, das er eine Aussage macht?“ wies Dr. Lornez auf die Uhr an der Wand, inzwischen zeigte sie schon halb drei.

 

„Ja, nur er kann unsere Mandanten von den ungerechtfertigten Vorwürfen entlasten.“ Sagte einer der Anwälte.

 

„Moment,“ sprang Max auf, „Was heißt er ist bei Lisa? Lisa ist doch zu Hause?“

 

Dr. Lorenz sah ihn nur Kopfschüttelnd an, während die Beamten sie baten ihnen zu folgen. Max runzelte die Stirn, irgendetwas hatte man ihm verschwiegen, er begann deswegen jetzt nicht an Richards und Syds Unschuld zu zweifeln, aber trotzdem wurmte es ihn.

 

 

Lisa erwachte, als die Türe zu ihrem Zimmer geöffnet wurde, ängstlich klammerte sie sich an David. Sie sah ihre Ärztin und einen Arzt das Zimmer betreten, gefolgt von ein paar Beamten und ein paar Männern sowie Max. Schnell vergrub sie ihren Kopf an Davids Schulter, sie begann zu zittern.

 

„David,“ flüsterte sie, „David da ist wer.“

 

David spürte im Schlaf wie Lisa sich an ihn klammerte, fern hörte er ihre Worte, dann wie jemand ihn an der Schulter berührte. Schlagartig war er wach und hob reflexartig den Arm zur Abwehr, doch als er endlich klar sah, erkannte er seinen Arzt.

 

„Dr. Lorenz,“ sagte er schläfrig und strich Lisa beruhigend über den Rücken, „Schsch, es ist alles in Ordnung.“ flüsterte er zu ihr, woraufhin sie sich wieder ein wenig beruhigte.

 

Lisas Ärztin warf allerdings weiter skeptische Blicke zu den Beiden hinüber, ihr gefiel die Szene gar nicht. Einer der Beamten trat nun an das Bett heran, die Ärztin wollte ihn zurückhalten, doch sein Blick genügte und sie ließ es bleiben.

 

„Herr Seidel?“ fragte er dann und wartete bis David ihn ansah, „Ich bin Kommissar Mehlkopf, wir haben ein paar fragen an sie wegen ihrer Entführung.“

 

„Fragen? Jetzt?“ sagte David ungläubig, es war doch mitten in der Nacht.

 

„Ja es hat ein paar neue Spuren und die Anwälte der Verdächtigen drängen da drauf das sie heute noch Aussagen.“

 

„Schön wenn Rokko Kowalski dann endgültig hinter Gittern verschwindet.“ Rutschte er ein Stück höher, nicht ohne Lisa weiterhin im Arm zu halten und ihr über den Rücken zu streichen.

 

„Mach das sie weggehen David bitte.“ Flüsterte sie.

 

„Keine Angst mein Schatz,“ flüsterte er zurück, „Sie werden dir nichts tun.“

 

Der Beamte verlor kurz die Fassung, Davids erster Satz brachte seine Planung durcheinander, doch er fing sich schnell wieder.

 

„An was können sie sich von ihrer Entführung erinnern Herr Seidel?“

 

„Ich...ich wollte zu Kerima,“ begann David stocken, es fiel ihm nicht leicht über das was geschehen war zu reden, „ und als ich ankam, da...da hat er sie geküsst. Ich bin dann wieder weg, ich wusste nicht wohin und lief eine zeitlang Ziellos umher, bis ich in dieser Gasse war die, die beiden Hauptstraßen miteinander verbindet. Ich wusste am anderen Ende lag der Kiosk von Herrn Decker. Ich wollte zu ihm, ihn fragen ob Lisa mich wirklich....wirklich betrügen würde....dann...dann weiß ich nichts mehr bis ich in diesem Keller wach wurde...weil...weil Rokko mich in die Seite getreten hatte...so...so ging das eine ganze Weile...er kam immer wieder und trat und Schlug mich....sagte ich....ich sei nicht...nicht gut genug für Lisa und...und dann brachte er die Fotos....“ er brach ab, bei dem Gedanken an die Fotos wurde ihm übel. Wie konnte er nur glauben Lisa würde so etwas freiwillig tun.

 

Dr. Lorenz sah den Beamten scharf an, zuviel Aufregung war nicht gut für seinen Patienten.

 

„Das heißt also sie kennen ihren Entführer?“

 

„Ja, es war Rokko Kowalski, der mich dort festgehalten hat.“ Nickte David nur.

 

„Danke, das war es dann erst einmal Herr Seidel.“ Trat Mehlkopf vom Bett weg.

 

Die Anwälte, sowie Mehlkopf und die Beamten verließen das Zimmer, zurück blieben nur noch die Ärztin, Dr. Lorenz und Max. David sah zu dem Trio hinüber, eingehen musterte er sie, dann drehte er den Kopf zu Lisa und strich ihr durchs Haar, leise murmelte er etwas zu ihr, woraufhin sie aufsah und nickte.

Die Ärztin wollte gerade Max aus dem Zimmer komplimentieren.

 

„Wir würden gerne nach Hause.“ Sagte David, seine Stimme war ruhig und fest.

 

„Wie bitte?“ sagten die Ärztin und Dr. Lorenz gleichzeitig.

 

„Wir möchten nach Hause.“ Wiederholte David.

 

„Das geht nicht, Frau Plenske kann noch nicht entlassen werden.“ Erwiderte die Ärztin.

 

„Und sie Herr Seidel gehören auch wieder in ihr Bett.“ Stimmte Dr. Lorenz zu.

 

„Das stimmt ich gehöre in <mein> Bett! Sie können uns nicht gegen unseren Willen hier behalten, wir gehen auf eigene Verantwortung.“ Stand er nun auf.

 

„David, sei doch vernünftig.“ Mischte sich nun auch Max ein.

 

„Ich bin vernünftig, wir wollen nach Hause. Ende der Diskussion.“ Ging er zum Schrank und nahm Lisas Sachen hinaus um sie in die von Syd eilig gepackte Tasche zu werfen. „Was stehen sie hier denn noch rum? Machen sie unsere Entlassungspapiere fertig.“ Wandte er sich an die Ärzte, die resigniert mit den Schultern zuckten und dann das Zimmer verließen. David hatte Recht gegen ihren willen konnten sie die beiden nicht da behalten.

 

Max schüttelte den Kopf, dann nahm er Lisas Tasche und verschwand kurz in Davids Zimmer um auch seine Sachen zu packen, als er wieder zurück kam hielt David die Arztbriefe schon in den Händen. Lisa hatte sich auch eine Jeans und einen weiten Sweater übergezogen. Schweigend gingen sie zu Max Wagen,  David setzte sich mit Lisa nach hinten, sie lehnte sich an ihn und vermied es Max anzusehen. Max fuhr los, doch er wusste nicht wohin.

 

„Und wohin soll ich euch jetzt bringen?“ fragte er und wandte sich nach hinten.

 

„In meine Wohnung natürlich.“ Antwortete David.

 

„Nein,“ kam es leise von Lisa, „Können wir nicht wo anders hin?“

 

Auch wenn David nicht genau wusste warum, er ahnte weshalb sie nicht dorthin wollte. Max hatte den Wagen angehalten und sah nun leicht genervt in den Rückspiegel.

 

„Und wohin dann?“

 

„Ich weiß nicht, nur nicht in die Wohnung.“ Weinte Lisa, was auch Max dazu brachte wieder eine andere Miene auf zu setzten.

 

„Sollen wir zu Richard?“ fragte David leise woraufhin Lisa nickte.

 

„Ähm das ist gerade schlecht, er ist nicht zu Hause und Sabrina auch nicht. Ähm wie wäre es wenn ich euch erst mal zu Yvonne und mir bringe?“ schlug Max vor.

 

Lisa zuckte nur mit den Schultern und David nickte. Keiner der Drei ahnte auch nur in

was für einer Gefahr sie sich nun wieder befanden.

 

 

Kapitel 22

 

Genervt sah Richard den Beamten vor sich an, was wollte der eigentlich von ihm? Er hatte ihm doch alles schon einmal gesagt, wollte der das jetzt wirklich wieder durchkauen?

 

„Wo waren sie am 20.04 zwischen 14 und 16 Uhr Herr von Brahmberg?“ fragte er ihn erneut und der Ton war nicht gerade Freundlich.

 

„Das habe ich ihnen schon gesagt, ich bin gegen halb zwei zu meinem Geschäftstermin im Wolfhardts mit Herrn Keller von LowTex aufgebrochen, von 14 bis 15 Uhr war ich im Wolfhardts, dann bekam ich den Anruf was bei Kerima geschehen war und bin sofort zurück in die Firma, wo ich gegen viertel nach Drei wieder eingetroffen bin.“ Versuchte Richard sich zu beherrschen und dem Beamten nicht an die Gurgel zu gehen. „Und bevor sie weiter fragen, ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt!“

 

„Das ist sicher ihr gutes Recht Herr von Brahmberg, aber sie wissen sehr wohl das, das ihre Ausgangslage nicht wirklich verbessert.“

 

„Da ich Unschuldig bin was ihre Vorwürfe gegen mich angeht kann ich mir das sehr wohl leisten. Warum sollte ich ihnen etwas gestehen was ich nicht getan habe?“

 

„Nun, die Sachlage sieht anders aus, ist es nicht so das sie und Herr Seidel vor noch nicht allzu langer Zeit erbitterte Konkurrenten waren? Wollten sie ihn nicht mit aller Macht aus der Firma drängen?“

 

„Falls es ihnen entgangen sein sollte haben mein Bruder und ich uns schon vor zwei Jahren ausgesprochen und wenn dem so wäre wie sie behauten hätte ich mein Ziel doch schon längst erreicht. Ich bin Mehrheitseigentümer an Kerima Moda.“ Schüttelte Richard nur mit dem Kopf, arbeiteten hier etwa nur Vollidioten? Kein Wunder das so viele Verbrecher immer noch auf Freiem Fuß waren.

 

„Ihr Bruder hat aber immer noch einen großen Anteil, auch wenn er nicht mehr die Mehrheit besitzt.....“ begann der Beamte erneut

 

„Auch wenn es sie gar nichts angeht, aber ich habe meinem Bruder diese Anteile verkauft, warum sollte ich das tun wenn ich ihn loswerden will? Ihr Hauptverdächtiger wirft auf einmal völlig Haltlose Thesen in den Raum und daraufhin verhaften sie mich und meinen Stiefbruder und lassen ihn laufen?! Das sie jeder Spur nachgehen ist nicht mehr wie Richtig, aber einen Verdächtigen, wegen einem Geistesblitz, der auch noch von ihm selber kam, laufen lassen ist Unverantwortlich!“

 

„Hüten sie ihre Zunge!“ wurde der Beamte lauter, „ Sie sind hier nicht in der Lage Fragen zu stellen oder unsere Arbeitsweise zu kritisieren!“

 

Richard schnaubte nur verächtlich, sobald er hier raus war würde sich sein Anwalt schon mal mit einer Anzeige befassen können, denn wenn David oder Lisa nun wieder etwas zustieß dann hatte der Arrogante Schnösel vor ihm ein gewaltiges Problem.

 

Sydney hingegen saß in dem anderen Vernehmungsraum und sah den Beamten, der ihm gegenüber saß nur an. Er würde nichts sagen wenn sein Anwalt nicht dabei war. Er kannte seine Rechte und ließ sich auch nicht aus der Reserve locken. Trotzdem bohrte der Beamte weiter.

 

„Wo waren sie?!“ verlor er die Beherrschung und schlug mit der Hand auf den Tisch.

 

„Ich habe doch schon gesagt, das ich ohne meinen Anwalt nichts sagen werde.“ Antwortete Sydney ruhig.

 

„Was glauben sie eigentlich wer sie sind?!“ verlor der Beamte nun endgültig die Beherrschung., was Sydney nur zum Schmunzeln brachte, sollte er doch ausrasten, dann konnte er ihn wenn das alles Vorbei war noch verklagen.

 

 

Leise schloss Max, die Türe zu der gemeinsamen Wohnung mit Yvonne auf und stellte die Tasche von David und Lisa in den Flur, dann ging  er voraus in die Große Wohnküche und begann das Sofa auszuklappen.

 

„Äh was machst du da?“ fragte David leise als er ihm mit Lisa folgte.

 

„Ich klappe euch das Sofa aus, Sabrina ist im Gästezimmer.“ Flüsterte er und verfluchte sich gleich wieder das er Sabrina erwähnt hatte.

 

„Sabrina? Was macht Sabrina denn hier?“ fragte David stirnrunzelnd nach.

 

„Nun ja Richard und Syd sind geschäftlich unterwegs und jetzt gegen Ende der Schwangerschaft wollte er sie nicht ganz alleine lassen und  da haben wir gesagt sie kann zu uns.“ Druckste Max rum.

 

„Aha,“ antwortete David nur und zuckte mit den Schultern, auch wenn er nicht ganz glauben konnte das Sabrina deswegen hier war, im Moment zählte nur Lisa. Max hatte die Couch inzwischen fertig ausgezogen und breitete nun eine riesige Decke darauf aus, als er fertig war sah er noch einmal zu den beiden hinüber.

 

„Ich leg mich dann jetzt auch mal hin, wird ne kurze Nacht. Wenn ihr noch was braucht, ihr kennt euch ja aus. Fühlt euch also wie zu Hause.“ Verschwand er in seinem Schlafzimmer.

 

David und Lisa sahen sich einen Moment erstaunt an, dann ließ er sich langsam auf dem Sofa nieder, erneut spürte er das er noch nicht fit war und sein Körper den Strapazen Tribut zollte.

 

„Brauchst du noch irgendwas?“ fragte er trotzdem, „Noch ein Glas Wasser?“

 

„Nein,“ schüttelt sie den Kopf und setzt sich neben ihn, „Ich brauche nichts, ich....ich...möchte einfach nur bei dir sein.“ Stottert sie dann.

 

Ein leichtes Lächeln huscht über Davids Gesicht, er rutscht auf die andere Seite der Couch unter die Decke und hält sie dann für Lisa hoch.

 

„Ich glaube das lässt sich einrichten.“ Grinst er dann.

 

Lisa krabbelt zu ihm, wahrt jedoch eine gewisse Distanz, sie weiß selbst nicht warum. Im Gegensatz zu allen anderen hatte sie keine Angst vor ihm und doch schien noch etwas zwischen ihnen zu stehen.

 

„David ich...ich...wegen dem Fenster....“ beginnt sie und wendet den Blick von ihm ab, sie kann ihm jetzt nicht in die Augen sehen.

 

„Schsch,“ dreht er ihren Kopf jedoch wieder zu sich,  „Ich verstehe dich, ich weiß warum du das machen wolltest. Manchmal sieht man selber halt keinen anderen Ausweg mehr.“ Zieht er sie zu sich heran als er merkt, das sie zittert und weint.

 

„Du...du bist deswegen nicht sauer?“ fragt sie leise.

 

„Nein, wie könnte ich auch nur länger als eine Minute sauer auf dich sein? Ich liebe dich und das was du in diesem Moment durchgemacht hast, das kenne ich nur zu gut. Es ist wie die Hölle auf Erden, wenn man niemandem vertrauen kann und die Person, die man mehr liebt als sein eigenes Leben nicht mehr da ist.“ Er sieht ihr in die Augen bevor er fortfährt, „Du bist mein Leben Lisa, du hast mich Schritt für Schritt aus dieser Hölle geholt und jetzt werde ich nicht zulassen das du dort hineinfällst.“

 

Ihre Gesichter kommen sich immer näher und sanft berührt er ihre Lippen mit seinen, sie zuckt kurz zurück und auch David will sich wieder zurückziehen, sie zu nichts drängen, doch da nähert sie sich ihm wieder, erwidert den Kuss und kuschelt sich dann an ihn.

 

„Du solltest dich ausruhen David,“ beginnt sie leise, „ damit du bald wieder ganz gesund bist.“

 

Die letzten Worte  hört er schon nicht mehr, die Müdigkeit übermannt  ihn und mit Lisa im Arm schläft er schließlich ein. Lisa jedoch kann nicht wirklich schlafen, auch wenn sie nicht mehr im Krankenhaus ist, sie hat immer noch Angst Rokko könnte wiederkommen. Vorsichtig löst sie sich aus seiner Umarmung und rutscht ans andere Ende des Sofas, sanftes Mondlicht scheint durch die großen Fenster, normalerweise würde sie sich jetzt ans Fenster stellen und hinauf zu den Sternen schauen, sie um Rat bitten, doch nun hat das ganze nur etwas Unheimliches an sich.

 

 

Kapitel 23

 

 

Sabrina wälzte sich in dem Bett von einer Seite auf die andere, der Wecker auf dem Nachttisch zeigte kurz vor fünf, doch sie konnte einfach nicht mehr schlafen. Das Baby in ihrem Bauch war ziemlich aktiv und sie verspürte ein leichtes ziehen. Ihr Arzt hatte sie allerdings vor ein paar Tagen beruhigen können, indem er ihr erklärte das dies nur Vorwehen seien. Trotzdem dachte sie jedes Mal es könnte losgehen. Gähnend stand sie dann jedoch auf, schlafen würde sie konnte sie fürs erste vergessen. Sie beschloss sich in der Küche ein Glas Milch zu holen und sich dann vor den Fernseher zu setzten, wie sie es eigentlich immer tat. Leise schlich sie sich ins Wohnzimmer, sie betätigte den Lichtschalter.

 

Lisa zuckte heftig zusammen als plötzlich das Licht im Wohnzimmer angemacht wurde. Sofort schlug sie die Arme um die Beine, vergrub den Kopf an den Knien und begann leise zu wimmern.

 

Sabrina sah wie Lisa zusammenzuckte und noch jemand lag auf der Couch, sofort machte sie das Licht wieder aus.

 

„Tschuldigung.“ Flüsterte sie und wollte schon wieder in ihr Zimmer als ihr auffiel das Lisa sich nicht beruhigen konnte. So leise sie konnte um die andere Person nicht auch noch zu wecken schlich sie zum Sofa. „Alles in Ordnung?“ fragte sie als sie die Couch erreichte.

 

Lisas Kopf ruckte hoch und Sabrina sah das sie geweint hatte, Lisa sagte keinen Ton und doch sagte ihr Blick mehr als sie in Worte hätte fassen können.

 

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken. Ich kann nur in letzter Zeit nicht mehr richtig schlafen und da wollte ich mir ein Glas Milch.....“

 

„Ist schon in Ordnung Sabrina, ich habe nicht geschlafen.“ Unterbrach Lisa ihren Redeschwall und blickte zu David hinüber, er schlief seelenruhig, so als wäre nie etwas gewesen oder vorgefallen. „Bleib ruhig hier.“ Setzte sie dann noch hinterher.

 

„OK, willst du dann auch ein Glas Milch?“ stand Sabrina auf und ging in Richtung Küche.

 

„Nein danke.“ Stand Lisa nun ebenfalls auf und setzte sich an den Esstisch, sie wollte nicht das David vielleicht aufwachte nur weil sie miteinander sprachen.

 

 

Richard und Syd seufzten auf als sie endlich wieder vor dem Gefängnis standen, zum Glück hatten Max und die Anwälte durchsetzten können, das David endlich befragt wurde. Kurz überlegten sie ob sie zu ihm fahren sollten, doch ein Blick auf die Uhr sagte ihnen das, das wohl keine gute Idee war. Sich noch einmal hinzulegen würde allerdings auch nichts bringen, so beschlossen sie erst einmal sich weiter um die Fusion zu kümmern, damit da auch alles glatt über die Bühne ging. Jürgen saß bestimmt auch schon die ganze Nacht daran. Sie bedankten sich bei ihren Anwälten für die Nachtschicht und machten sich dann auf dem Weg zum Kiosk. Doch Richard schweifte immer wieder mit seinen Gedanken zu Rokko Kowalski ab, der nun wieder frei rumlief.

 

 

Lisa und Sabrina saßen schweigend am Küchentisch, jeder von ihnen warf ab und an einen Blick zu David, der langsam unruhiger wurde, anscheinend Träumte er. Ab und an strich Sabrina über ihren Bauch, ihr Baby wollte einfach keine Ruhe geben, was auch Lisa auffiel.

 

„Es ist sehr aktiv oder?“ fragte sie leise um sich selber von ihren trostlosen Gedanken abzulenken.

 

„Durchschlafen lässt mich das kleine jedenfalls jetzt schon nicht mehr.“ Strich Sabrina weiterhin über ihren Bauch.

 

„Kommt wohl mehr nach dir, als nach Richard.“

 

Sabrina sah zu Boden, niemandem hatte sie erzählt das, das Baby von Jürgen war.

 

„Ja scheint ganz so zu sein.“ Antwortete sie leise.

 

 

David wusste nicht wo er war, alles um ihn herum war schwarz wie die Nacht und es war kalt, unendlich kalt. Zitternd zog er sein Jackett enger, wo zum Teufel war er und was wollte er hier? Ein kleiner Lichtstrahl fiel plötzlich quer vor ihn auf den Boden, doch so schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden.

 

„Na Seidel, ich habe doch gesagt wir spielen nach meinen Regeln.“ Hörte er Rokkos Stimme aus der Dunkelheit.

 

„Wo sind sie?“ fragte er in die Dunkelheit, er musste sich orientieren sonst war er ihm Hilflos ausgeliefert.

 

„Tja Seidel, das ist die Frage aller Fragen.“ Lachte er aber nur, „Wo bin ich nur? Kannst du mich nicht sehen? Das tut mir jetzt wirklich leid, aber ich sehe dich!“

 

Plötzlich spürte David wie ihn jemand von hinten packte und auf die Knie zwang, hart prallte er auf den Steinboden.

 

„Runter mit  dir du Junkie.“ Zischte Rokko und drückte ihn nun ganz zu Boden.

 

David sah etwas metallisches Aufblitzen, er wusste nicht was es war, er wusste nur eins, er hatte keine Chance.

 

 

Rokko stand vor Davids Wohnung, drinnen brannte zwar kein Licht, doch es war ja nun auch mitten in der Nacht. Er klingelte, einmal, zweimal, dreimal doch niemand öffnete. Gut, dachte er sich, dann eben anders, und machte sich am Schloss zu schaffen. Schon nach kurzer Zeit sprang die Türe auf und er trat ein. Drinnen sah er sich um, es schien tatsächlich niemand da zu sein. Wütend warf er ein paar Unterlagen vom Schreibtisch, dann atmete er tief durch, doch beruhigen konnte er sich nicht. Er ging ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank eindeutig war zu erkennen das Davids Teil der Größere war. Typisch, dachte er bei sich und riss die Anzüge und Hemden von den Bügeln, das dabei ein paar Sachen sich an der Türe verfingen und aufrissen war ihm herzlich egal.

Als seine erste Wut verflogen war ließ er sich auf das Bett fallen, auf den ersten Blick erkannte man auch hier wer auf welcher Seite schlief. Er schnappte sich Lisas Kissen, es roch noch nach ihr. Schnell zog er den Kissenbezug ab, steckte ihn ein, dann packte er Lisas Sachen in einen Koffer, den er auf den Flur vor die Haustüre stellte. Ein flackern erschien in seinen Augen und er ging zurück, Davids Sachen lagen immer noch auf dem Boden, im Schlafzimmer lag Teppich, er zog eine Schachtel Streichhölzer aus der Hosentasche zündete eins an, ließ es auf Davids Sachen fallen, dann warf er die komplette Schachtel hinterher und verließ die Wohnung.

 

 

Richard und Syd saßen inzwischen auf Jürgens Bett während dieser auf vor dem PC saß und sie nur Kopfschüttelnd ansah.

 

„Ihr wollt das also wirklich durchziehen? Und was ist mit euren Aufsichtsräten?“

 

„Es ist ja nur zum Wohle beider Firmen.“ Antwortete Richard

 

„Und zum Wohle der Familie.“ Schob Syd hinterher.

 

„OK ich habe anscheinend was verpasst. Könntet ihr mich bitte aufklären?“

 

„Die ganze negative Presse hat den Kurs in den Keller getrieben....“ begann Richard.

 

„Wodurch Kerima bedroht ist....“ führte Syd weiter.

 

„Und um das schlimmste zu verhindern....“

 

„Kam uns die Idee mit der Fusion.“

 

„Sag mal seid ihr zu Siamesischen Zwillingen mutiert?“ fragte Jürgen ungläubig.

 

„Äh wie kommst du da drauf?“ fragte Syd.

 

„Na ihr hängt nur noch zusammen, auch jetzt passt kein Blatt Papier mehr zwischen euch, ihr vollendet die Sätze des jeweilig anderen, also wenn ich es nicht besser wüsste müsste ich meinen das ihr das Ufer gewechselt habt.“

 

Erschrocken rutschten Richard und Syd auseinander, setzten dann aber sofort wieder professionelle Mienen auf.

 

„Blödsinn,“ entfuhr es Richard.

 

„Also das ist ja nun wirklich Absurd.“ Schüttelte Syd den Kopf.

 

„Ja nee is klar, also ich wird mich dann mal weiter um eure Fusion kümmern, seht ihr zu das ihr bis neun noch was Schlaf abbekommt.“ Drehte Jürgen sich grinsend zu seinem PC um.

 

Richard und Syd schüttelten nur gleichzeitig den Kopf, erhoben sich dann aber und verließen das Zimmer.

 

 

Besorgt sahen Sabrina und Lisa zu David hinüber, dieser drehte sich schwer atmend von einer Seite auf die andere und begann um sich zu schlagen.

 

„Nein, nicht....“murmelte er.

 

„Ich glaube es ist besser wenn wir ihn wecken,“ flüsterte Sabrina Lisa zu, die besorgt zu David rübersah.

 

Lisa nickte jedoch nur und stand auf, doch bevor sie das Sofa erreichen konnte wurde die Türe zu Yvonnes Schlafzimmer leise geöffnet und eine putzmuntere Emma trat hinaus. Lisa blieb auf halbem Wege stehen und sah Emma nur staunend an. Wie kam die kleine denn allein aus ihrem Bettchen. Doch weder Sabrina noch sie wussten ja, das Max die Matratze von ihrem Bettchen noch nicht weiter abgesenkt hatte und die Kleine so mühelos hinausklettern konnte.

 

„Emma,“ flüsterte Lisa, „Was machst du denn hier Spatz?“

 

„Nicht Müde,“ kam es gutgelaunt zurück, was auch Sabrina dazu brachte aufzustehen. „Isa da.“ Lachte die kleine und kam auf sie zu, sie legte ihre Ärmchen um Lisas Beine und sah dann auf. Lisa nahm sie hoch, für einen Moment hatte sie David vollkommen vergessen, erst als dieser mit dem Arm gegen das Holz der Lehne schlug hatte er wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit.

 

„Daid!“ quietschte Emma und zappelte auf Lisas Arm herum, sie gab sie an Sabrina weiter und versuchte David dann vorsichtig zu wecken.

 

So schnell wie der Gegenstand aufblitze so schnell war er auch wieder verschwunden. David wusste nicht was es war, vielleicht ein Messer? Wollte Kowalski ihn nun umbringen? Er wollte sich aus dessen Griff befreien, doch es gelang ihm nicht, er spürte einen Stich im Arm.

 

„Jetzt bekommst du was du verdienst, du Junkie!“ zischte Rokko.

 

David realisierte das der Gegenstand eine Spritze gewesen sein musste, er versuchte seinen Arm aus dem Griff zu befreien, bevor er ihm was auch immer spritzte doch irgendwie schien es als sei Rokko um einiges Stärker als er.

 

„Nein,“ schrie er, „Nein, ich will das nicht mehr! NEIN!“

 

Sanft rüttelte Lisa ihn an der Schulter damit er aufwachte, er wurde immer unruhiger bis er schließlich endlich hoch schreckte. Im ersten Moment wusste er nicht wo er war, doch dann sah er Lisa und beruhigte sich langsam wieder.

 

Sabrina konnte Emma jedoch nicht mehr auf dem Arm halten, sie zappelte nur noch und bevor sie noch fiel, setzte sie, sie lieber ab. Sofort rannte die Kleine zu David und Lisa.

 

„Daid,“ quietschte sie erneut und kuschelte sich an ihn, was nun auch wieder ein lächeln auf Lisas Gesicht zauberte. David und Emma waren zusammen einfach zu süß.

 

Rokko stand vor Lisas Zimmer im Krankenhaus, sie musste noch hier sein wenn sie nicht zu Hause war. Vorsichtig öffnete er die Türe und betrat das Zimmer, eine kleine Lampe brannte noch, doch das Bett war leer und frisch bezogen.

 

„Verdammt!“ entfuhr es ihm, „Aber du kommst mir nicht davon. Ich werde dich finden und dann gehörst du mir.“ Erschien ein irres funkeln in seinen Augen.

 

 

Kapitel 24

 

Durch Emma beruhigte David sich schnell wieder und der Traum haftete nur noch wie eine dunkle Wolke in einem entlegenen Winkel seines Gehirns. Er drückte Emma an sich und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

 

„Na meine Kleine,“ flüsterte er, „Was machst du denn schon hier?“

 

„Na es ist ja auch schon zehn nach sechs.“ Warf Sabrina nun ein und setzte sich wieder auf den Stuhl.

 

„Wo ist denn Yvonne?“ fragte David daraufhin als er sie nirgends entdecken konnte.

 

„Max und Yvonne scheinen noch zu schlafen, die Kleine kam allein aus dem Zimmer.“ Sagte Lisa und setzte sich zu David und Emma.

 

„Alleine?! Wie bist du denn alleine aus deinem Bettchen gekommen Spatz?“

 

Emma lachte nur und sah David an, es schien als wollte sie das, das ihr Geheimnis blieb.

David sah zu Lisa hinüber, immer noch lag ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht und es erreichte sogar ihre Augen. Vorsichtig beugte er sich zu ihr hinüber.

 

„Ich bin froh das ich dich habe mein Schatz.“ Flüsterte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Nase.

 

Lisa versteifte sich nicht, sie zuckte auch nicht zurück, die Angst war weg, sie wusste nicht warum, aber es war so. Sie kuschelte sich enger an David, der Emma inzwischen auf seinen Schoß genommen hatte und gab ihm einen Kuss auf den Mund, vorsichtig und zaghaft, aber sie verspürte keine Angst. Sie lehnte ihren Kopf an seinen und spielte mit Emmas Löckchen.

 

Sabrina, die die ganze Szene beobachtet hatte strich sich gedankenverloren über ihren Bauch, dann stand sie leise auf und ging zurück in das Gästezimmer, sie wusste nicht was genau vorgefallen war, aber sie hatte bemerkt das es Lisa heute nacht alles andere als gut gegangen war. Es war ihr so vorgekommen, als sei sie ganz weit weg gewesen, gar nicht wirklich anwesend, in ihre eigene Welt abgetaucht, doch David hatte es innerhalb von ein paar Minuten geschafft sie wider herauszuholen. Eine Träne rann über ihre Wange als sie die Türe leise schloss, wie sollte sie Richard nur je erklären, das das Baby nicht von ihm war? Würde er ihr den Seitensprung je verzeihen können?

 

 

Richard und Syd, die kurzerhand zu Richard gefahren waren, weil seine Wohnung einfach näher lag wurden nach einer halben Stunde schlaf unsanft durch das Telefon geweckt. Knurrend stand Richard auf und hob ab.

 

„von Brahmberg!“ zischte er ungehalten in den Hörer.

 

„Hier ist Friedrich, entschuldige, die früher Störung, aber bei David brennt es!“ überschlug sich die Stimme seines Vaters beim reden.

 

„Was?! Das kann doch nicht sein, da ist doch niemand!“

 

„Ich bin schon vor Ort, die Feuerwehr geht von Brandstiftung aus, eine Tasche mit Lisas Sachen stand im Flur.“

 

„Eine Tasche mit....Moment! Das kann doch nur....wir sind schon unterwegs Friedrich!“ damit legte Richard auf und stürmte wieder ins Schlafzimmer.

 

„Kannst du mir mal sagen warum du hier wie von der Tarantel gestochen rumrennst?!“ fragte Syd und zog sich die Decke über den Kopf.

 

„Bei David brennt es, wir müssen sofort dahin!“ zog Richard ihm die Decke wieder weg.

 

„Wie bitte?! Bei David brennt es?!“ saß Syd nun Kerzengerade im Bett.

 

„Ja, na los worauf wartest du noch?“

 

„Ich komm ja schon, ich komm ja schon!“ sprang Syd auf und zog sich seine Sachen über. Zusammen hasteten sie ins Bad, rasierten sich notdürftig, wuschen sich und machten sich dann auf den Weg.

 

 

Rokko ahnte, das der Brand in Davids Wohnung inzwischen Entdeckt worden sein musste. Wahrscheinlich hatte der elendige Kerl auch noch überall Rauchmelder. Obwohl das würde ihm jetzt auch nicht wirklich helfen. Er beschloss für eine Weile unterzutauchen um über seinen weiteren Plan nachzudenken. Es würde nicht lange dauern und die Polizei würde ihn suchen.

 

 

Max und Yvonne wurden zum ersten mal von ihrem Wecker und nicht von Emma geweckt, ein wenig verwundert waren sie darüber schon, aber als sie dann zu ihrem Bettchen rüber sahen waren sie mit einem Satz aus dem Bett.

 

„Wo kann sie denn nur sein?“ fragte Yvonne nervös.

 

„Vielleicht haben Lisa und David sie gehört und zu sich geholt.“ Versuchte Max sie zu beruhigen.

 

„Lisa und David sind auch hier? Aber ich dachte David läge im Krankenhaus?“

 

„Da waren die beiden auch, aber nachdem die Polizei David vernommen hatte wollten sie nach Hause und da Lisa aus welchen Gründen auch immer nicht in die Wohnung wollte hab ich sie mit nach hier genommen.“

 

„Lisa war auch im Krankenhaus? Um diese Uhrzeit?“

 

„Ja, David war bei ihr im Zimmer, frag mich jetzt nicht warum Lisa im Krankenhaus war, das weiß ich selber noch nicht. Sie war total verstört, wer weiß was da passiert ist.“

 

Yvonne antwortete nicht, sie nickte nur und öffnete dann leise die Türe zu ihrer Wohnküche.

 

Emma entdeckte ihre Eltern als erstes, sie lachte auf und kletterte von David hinunter.

 

„Mama,“ sagte sie und lief nun auf Yvonne zu, woraufhin sich auch David und Lisa umdrehten.

 

„Morgen ihr Langschläfer,“ grinste David nur und hielt Lisa weiterhin im Arm.

 

Max traute seinen Augen nicht ganz, in der Nacht war Lisa noch total verstört gewesen und nun lag sie da an David gekuschelt und lächelte. So ganz konnte er das nicht verstehen, aber er war froh das sie nicht mehr so verängstigt guckte und sogar wieder lächelte.

 

Richard und Syd waren inzwischen bei Davids Wohnung angekommen, Friedrich wartete schon mit einem Feuerwehrmann auf sie. Die letzten Schritte liefen die beiden  auf sie zu bis sie außer Atem vor ihnen zum stehen kamen.

 

„Wie schlimm ist es?“ fragte Syd außer Atem und sah zu Davids Wohnung hoch.

 

„Die Wohnung ist komplett ausgebrannt, wir konnten gerade noch verhindern das, das Feuer auf die anderen Wohnungen übergegriffen hat.“ Antwortete ihm der Feuerwehrmann.

 

„Wissen sie schon wie es dazu kommen konnte? Es war doch seit Tagen niemand da.“ Fragte nun Richard.

 

„Wir müssen wohl oder übel von Brandstiftung ausgehen.“ Meinte der Feuerwehrmann nur und ging dann hinüber zu einem wartenden Polizeibeamten.

 

„So eine verdammte Scheiße!“ fluchte Richard, „Wie bringen wir das nur David und Lisa bei?“

 

„Am besten so schnell wie möglich.“ Meinte Friedrich resigniert.

 

„Wir machen das schon Friedrich, kümmer du dich um Laura, sie braucht dich jetzt.“ Meinte Syd.

 

„Danke ihr zwei.“ Verabschiedete sich Friedrich und man sah ihm seinen Kummer deutlich an.

 

 

Bei Petersens hatte man sich inzwischen zusammen am Frühstückstisch versammelt, auch wenn Max nicht mehr wirklich viel Zeit hatte, musste er doch in der Firma die Stellung halten. Themen wie Davids Entführung oder warum Lisa im Krankenhaus war wurden gemieden und wenn man es nicht wusste hätte man meinen können das nie etwas Vorgefallen wäre, nur einmal als Max aus versehen Lisas Hand gestreift hatte, als sie gleichzeitig nach der Butter griffen, war Lisa kurz zusammengezuckt.

Gerade wollte May seine Aktentasche packen und zu Kerima fahren als es Sturm klingelte.

 

 

Eine Woche später hatten David und Lisa den ersten Schock über den Brand in ihrer Wohnung verarbeitet. Bis sie eine neue Wohnung gefunden hatten waren sie fürs erste bei Sydney untergekommen. Trotzdem würden sie den morgen bei Max und Yvonne nie vergessen, wie Richard und Syd sturmgeklingelt hatten und dann völlig außer Atem in die Wohnung gestürmt kamen. Zuerst hatten sie nach Luft geschnappt und waren verwundert wie gut es David und Lisa schon wieder ging, doch dann waren sie schnell mit der Sprache rausgerückt. Die Fusion von L.Ex. und Kerima war auch reibungslos über die Bühne gelaufen. David war zwar überrascht gewesen, doch als seine Brüder ihm den Grund nannten verstand er sie. Sie hatten keine Andere Wahl gehabt und irgendwie freute es ihn das Syd nun in Berlin bleiben wollte. Auch Lisa hatte schnell gemerkt das zwischen ihm und Richard in der Zeit eine ganz besondere Art von Geschwisterfreundschaft entstanden war. Auch ihnen war aufgefallen das die zwei in jeder freien Minute aneinander klebten.

Nun waren sie unterwegs zur Waldklinik, David hatte noch einen Termin mit Dr. Vanderboeck ausgemacht, einfach um auf Nummer sicher zu gehen, da in letzter zeit sein Traum immer wiederkehrte und er einfach Angst vor einem Rückfall hatte. Lisa hatte Angeboten ihn zu begleiten, zum einen um ihm Mut zu machen und zum anderen weil sie nicht unbedingt alleine bleiben wollte. Jetzt wartete sie auf dem Flur der Klinik auf ihn, wobei Kai ihr ein wenig Gesellschaft leistete.

 

Auch Rokko hatte diese eine Woche genutzt, immer wieder hatte er seinen Aufenthaltsort gewechselt, ohne dabei David und Lisa aus den Augen zu verlieren. Jetzt wartete er da drauf, das die beiden endlich wieder aus dieser Klinik kamen, denn heute hatte er sich geschworen die Sache ein für allemal zu beenden. Wenn er Lisa nicht haben konnte dann keiner.

 

Lächelnd trat David wieder auf den Flur hinaus, das Gespräch war mehr als erfolgreich gelaufen. Dr. Vanderbroeck sah keine Gefahr eines Rückfalls, im Gegenteil schätzte er David nun viel Willensstärker ein. Er hatte ihm angeboten weiterhin zu ein paar Sitzungen zu kommen um die Erlebnisse in der Entführung zu verarbeiten und David nahm dieses Angebot dankend an, zudem hatte er ihm Vorgeschlagen, das Lisa auch gerne zu ihm kommen konnte wenn sie wollte. Auch wenn es ihr besser ging sollte sie nicht alles in sich hineinfressen. Davids Liebe war zwar immer noch die beste Therapie, aber manchmal gab es Dinge da half auch Liebe nicht mehr weiter.

Lisa sprang von ihrem Stuhl auf als sie David sah und ging auf ihn zu.

 

„Und?“ fragte sie ihn.

 

„Alles bestens mein Schatz,“ antwortete er ihr, „Wir können wieder fahren, alles andere erzähle ich dir zu Hause.“ Wollte er Lisa mit dem Angebt nicht direkt überfahren.

 

„OK,“ meinte sie nur, „dann lass uns fahren, ich habe mir Gedacht ich könnte heute etwas für uns alle Kochen.“

 

„Das ist eine gute Idee.“ Grinste David, er wusste zwar das Lisa die Gefahr, die immer noch von Rokko ausging verdrängte, doch auch er war inzwischen der Ansicht, das dieser Ausgeflogen war.

 

Hand in Hand verließen sie die Klinik und steuerten auf den Parkplatz zu als sich ihnen plötzlich jemand in den Weg stellte.

 

„Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich keiner haben!“ sagte Rokko kalt und richtete eine Waffe auf Lisa.

 

Geschockt blieben sie stehen, Lisa wollte schreien, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Sie sahen wie Rokko den Finger um den Abzug krümmte und als sich der Schuss löste stieß David Lisa zur Seite und stellte sich so in die Schussbahn. Er spürte, wie etwas heißes in ihn einschlug und obwohl er gewusst hatte das Rokko abdrücken würde sah er ihn erstaunt an. Dieser jedoch richtete seine Waffe auf die am Boden liegende Lisa, er drückte erneut ab.

Was dann geschah passierte so schnell das Lisa es gar nicht wirklich realisieren konnte. Innerlich bereitete sie sich darauf vor das sie die Kugel traf, sie schloss die Augen doch nichts geschah. Sie öffnete die Augen wieder und sah fassungslos auf den am Boden liegenden David.

 

 

 

Ende

 

==> wird fortgesetzt durch Falling und On the edge! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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